kastow hat geschrieben:Ich fange also mal an: Utsuri-goshi
unfunktionelle Variante: Tori schwingt Uke in einer Art Rock'n'Roll-Tanzbewegung um die Hüfte nach hinten und wirft dann. Das ist sehr kraftraubend und verlangt einen sehr kooperativen Uke.
Effektivere Variante: Anstatt Uke um die eigene Hüfte nach hinten zu schwingen, dreht Tori sich bei Rechtsausführung nach dem Ausheben (ggf. mit einem kleinen Schritt) zur Seite und wirft so. Bei einigen Lehrenden habe ich Utsuri-goshi auch ohne ausheben kennen gelernt.
Utsuri-goshi ohne ausheben? Das heißt dann im Zweifel o-goshi, vielleicht auch Uki-goshi - je nachdem, wie es gemacht wird. Zur von Dir als "effektivere Variante" bezeichneten Form möchte ich etwas ergänzen.
Utsuri-goshi ist für viele Leute ein Problem, was dann zu den beschriebenen Varianten führt. Im Prinzip funktioniert die Technik so, dass Uke mit der vorderen Hüfte von Tori nach oben hoch gestoßen wird - eine Bewegung die "aus dem Beinen" heraus unter engem Kontakt erfolgt. Toris Hand zieht dabei Uke fest an unter Umgreifen der Taille Uke an Toris Hüfte heran. Tori muss deutlich, aber nicht zu weit in die Knie gehen und - wichtig - den Oberkörper aufrecht halten.
Tori stößt Uke nun möglichst gerade nach oben. Dieser - physikalisch betrachtet - senkrechte Wurf hat einen sog. "oberen Totpunkt". Das ist der Punkt, an dem die Aufwärtsbewegung endet und an dem die Abwärtsbewegung beginnt. An diesem Punkt ist Uke in einer Art Schwebezustand in der Luft. Tori muss nun, bevor Uke diesen OT erreicht, seine Hüfte von Ukes Hüfte lösen und seine hintere Hüfte vor Uke bringen. Am einfachsten geht dies in einer aktiven 90°-Drehung bei einem gleichzeitigen Schritt nach vorne vor Uke. Wenn ich mit meiner vorderen linken Hüfte hebe, mache ich also einen Schritt nach links vorne mit Drehung nach links, um meine linke hintere Hüfte vor Uke zu bekommen. Dies ist eine sehr kleine Bewegung und daher recht schnell auszuführen. Das Abwerfen ist dann nur noch Formsache.
Wie kann man es sich unnötig schwer machen:
- Wenn man Utsuri-goshi ansetzen möchte, während Uke schon wehr weit eingedreht ist und Rücken-Bauchkontakt schon vorhanden ist, wird es schwierig, weil der Weg weit wird. Uke sollte daher früher abgefangen werden, z.B. wenn er erst dreiviertel eingedreht ist. Zum Lernen empfiehlt sich eine T-Stellung.
- Wenn Uke gehoben statt hochgestoßen wird, löst er sich nicht von Toris Hüfte und Tori kann nicht mehr vor Uke gehen.
- Wenn Tori beim Hochstoßen Rücklage hat, kann er nicht nach vorne gehen....
- Wenn Tori beim Hochstoßen den Fuß belastet hat, mit dem er vor Uke gehen möchte, hat er ein Problem schnell zu sein. Dieser Fuß muss nach dem Impuls sehr schnell entlastet werden.
- Wenn Uke beim Hochstoßen gekippt wird (meist in Rücklage mit den Beinen nach vorne oben), dann kann Tori nicht mehr vor ihn gehen - Utsuri-goshi wäre auch Unsinn, weil die Situation schon der halbe Weg zu Ushiro-goshi oder Ura-Nage ist.
Zum Lernen empfiehlt es sich, zunächst "Te-guruma" (der eigentlich Sukui-nage heißt) zu machen und dabei Uke auf die Hüfte aufzuladen. Durch den Griff am Oberschenkel, kann man den Oberen Totpunkt zeitlich künstlich "strecken" bis man die Hüftbewegung flüssig raus hat.
Alles in allem ist Utsuri-goshi eine Technik, die man "auf den Punkt" bringen muss. Wenn man es einmal raushat, ist es ganz einfach. Uke sollte beim Üben keinesfalls mitspringen - dann wird es nie etwas - sondern einfach nur aufpassen, dass er beim Hochstoßen nicht nach hinten wegkippt.
Diese "Rock´n´Roll"-Übung ist der größte Quatsch, den ich mit vorstellen kann, denn dieses Herumschwingen von Ukes Beinen klappt nur, wenn a) Tori Uke in der Luft fest an sich heranzieht oder Uke sich an Tori klammert und b) Uke seine Beine aktiv um Tori herumschleudert.. Zwei kapitale "Böcke": Uke löst sich am OT nicht von Tori und Uke schwingt sich von sich aus auf Toris Hüfte....