wujing hat geschrieben:Anfang der 50er Jahre startete die US Air Force ein großes Judoprogramm. Aus diesem Grund wurde eine Anzahl von ausgewählten Leuten (alles gute Sportler / bzw. mit Box-und/oder Wrestlingerfahrung) für 2 Wochen zu einem Instruktor-Lehrgang nach Japan geschickt. Bestandteil dieses Lehrgangs war die Vermittlung von (sehr geringen) Judo-Basiskenntnissen. Außerdem wurde den Mitgliedern der neu gegründeten sog. "Air Police" zusätzlich zum Judo ein paar Karate-, Aikido-, sowie spezielle Kontroll- und Festlegetechniken gelehrt. (alles zusammen ca. 130 Übungsstunden)
Den Film kenne ich nicht, kann aber etwas Grundsätzliches zu diesem Programm sagen, wobei mir nicht klar ist, worauf Du hinaus willst.
Das US Air Force Strategic Air Command (SAC) entsandte künftige Instruktoren in den Kodokan, der diese - nach meiner Erinnerung sechswöchigen - Kurse durchführte. Der Leiter auf Seiten des Kodokan war der spätere 10. Dan S. Kotani, ein hervorgehobener Schüler Kanos, der diesen auf einigen Reisen begleitet hatte. Die weiteren Beteiligten auf Seiten des Kodokan lesen sich wie das "who-is-who" der damaligen Szene: Mifune, Ito, Tomiki, Ishikawa und andere, insbesondere ein gewisser Shizuya Sato, heute 9. Dan Kodokan.
1957 wurde der "American Embassy Judo-Club gegründet". Sein Shihan ist nach wie vor eben jener Shizuya Sato. Dort wird neben (Kodokan-)Judo auch das so genannte "nihon-jujutsu" betrieben, das S. Sato maßgeblich entwickelt hat. Die Quellen ("Lineage" / "Traditionslinie") auf die er sich gründet, sind in einem Diagramm sehr schön festgehalten (
http://www.nihonjujutsu.com/attachments/Lineage.pdf).
Das nihon-jujutsu beruft sich übrigens ausdrücklich auf J. Kano und auf "seiryoku-zenyo jitakyoei". Die Selbstdarstellung finde ich ausgesprochen sympatisch (
http://www.nihonjujutsu.com/index.php).
Die Zentrale des nihon-jujutsu ist der Judo-Club der amerikanischen Botschaft in Tokyo. Wer sich für die Geschichte dieses Clubs interessiert, kann sich die zugehörige PDF (
http://www.nihonjujutsu.com/attachments/AEJChistory.pdf) anschauen oder die Homepage besuchen (
http://www.usejc.com/).
Einige Mitglieder des Clubs sind auch im englischen Forum aktiv und können dort zu historischen Themen immer wieder Interessantes beisteuern (wie z.B. die Rekonstruktion der torite-no-kata). John B. Gage, der derzeitige Club-Manager, war übrigens im März zu einem Lehrgang in Deutschland.