Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
HBt

Prüfung ja, bestehen nein - gerade als Wettkämpfernachwuchs

Beitrag von HBt »

Leider kommt der umgekehrte Fall auch nicht so selten vor.

Fallbeispiel:
- u14 männlich, nimmt alle angebotenen Fördermaßnahmen und Wettkämpfe wahr.
- Kadermitglied.
- zu überdreht, noch zu grün für Kata.

Der junge Nachwuchskämpfer fällt nun seit geraumer Zeit in 'seinem Katamodul' zum 3. Kyu, in seinem Heimatverein wohlgemerkt, durch. In allen anderen Fächern hat er bestanden (bestimmt in dem einen oder anderem mit ++, vermute ich einmal). Die erste Prüfung gestaltete sich wohl folgender Maßen: 1. Vorkenntnisse, 2. Falltechnik, 3. (..) 7. Randori, fünf an der Zahl, so wie es sich gehört, 8. Kata (Koshi-Waza, NnK). Nur jetzt hat der arme Bursche die 'Kampffläche' mit rechts und nicht mit links beginnend betreten, u.s.w. Nach sechs Wochen stellte er sich jüngst der ersten Nachprüfung; "huch der Bursche greift beim Harai-Goshi auf den Rücken", nächster Versuch: "Oh nein, beim Tsurikomigoshi macht er irgend etwas nicht richtig". Ich vermute einmal, es war wieder der Griff.

Leider ist unsere zukünftige Olympiahoffnung nach derlei "Einfühlungsvermögen" nicht mehr an seinem 'grünen Gürtel' interessiert, er hat nämlich mordsmäßig viel Angst vor seinen Prüfern bekommen, ...

Mir fehlen die Worte.
Shorn
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Shorn »

Meinen Senf geb ich auch noch dazu:

ich war 1967 bis 1970 beim TSV Bayer 04 Leverkusen und 1979 bis 1982 bei der Universität zu Köln in der Judogruppe und habe keinen einzigen Wettkampf gemacht, obwohl ich bis zum Grüngürtel gekommen bin. Und ich kann mich auch nicht erinnern, ob überhaupt Wettkämpfe angeboten wurden, oder ob ich von mir aus keine Lust dazu hatte. Meinen ersten Wettkampf hab ich überhaupt das erste Mal als Behinderter gemacht, als ich nach so langer Zeit wieder (neu) angefangen habe.

Ich kann dem Jungen gut nachfühlen, wenn er (vielleicht vorläufig) keinen Kampf machen will. Das ist mit das Gute an Judo, dass man aus dem gesamten Spektrum das machen kann, was einem gefällt und was einem liegt.

Ich halte es für fatal, dass in jeden (deutschen) Sportverein Wettkämpfe das höchste Ziel sind. Wo bleiben wir, ich vermute mal der Masse der Leute, die ganz einfach eine Sportart machen wollen, weil sie schön, interessant, den ganzen Körper einbezieht und vieles mehr und für die ein Wettkampf nicht das Ziel ist. Da ist es richtig wohltuend, das es beim Judo etwas anderes zugeht.

Und bei dem Beispiel des Jungen zu bleiben: es gibt genügend Vereine, die Judo anbieten; da einfach nachhören, was die so anbieten und wo der Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist.

Schöne Grüße
Shorn aka Ludger
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Syniad
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Re: Prüfung ja, bestehen nein - gerade als Wettkämpfernachwuchs

Beitrag von Syniad »

HBt hat geschrieben: Leider ist unsere zukünftige Olympiahoffnung nach derlei "Einfühlungsvermögen" nicht mehr an seinem 'grünen Gürtel' interessiert, er hat nämlich mordsmäßig viel Angst vor seinen Prüfern bekommen, ...

Mir fehlen die Worte.
Mir auch, aber wahrscheinlich aus einem anderen Grund als Dir.
Wenn Du selbst sagst, er sei "zu überdreht" für Kata und ein Teil der Kata nun mal Prüfungsteil für den 3. Kyu ist, ist doch einigermaßen logisch und wenig überraschend, dass das Kind durchfällt. Fraglich ist nur, warum man ein Kind zu einer Prüfung schickt / zulässt, wenn es offensichtlich NOCH (!) nicht in der Lage ist, mit einem Prüfungsteil klarzukommen. Wenn Dir das klar ist, müsste der Trainer das doch auch wissen. :eusa_think
Ist doch eigentlich auch ein Zeichen dafür, dass der Verein nicht reines Wettkampfpotenzial abfragt, sondern der Katateil eben genauso wichtig ist - grundsätzlich ist doch die höhere Wertschätzung der Kata und das Fehlen einer reinen Wettkampfausrichtung gerade das, was hier immer wieder gewünscht wird.

Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
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Fritz
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Fritz »

HBt hat geschrieben:Nur jetzt hat der arme Bursche die 'Kampffläche' mit rechts und nicht mit links beginnend betreten, u.s.w. Nach sechs Wochen stellte er sich jüngst der ersten Nachprüfung; "huch der Bursche greift beim Harai-Goshi auf den Rücken", nächster Versuch: "Oh nein, beim Tsurikomigoshi macht er irgend etwas nicht richtig". Ich vermute einmal, es war wieder der Griff.
Wenn er mehrere "++" hat, dann sollte er ein "-" in der Kata ausgleichen können.
Ansonsten sind die genannten Fehler in meinen Augen kein Grund, die Kata mit "-" zu bewerten.
Da müßte schon schwerliegenderes vorliegen...
Zumindestens kam es bei unseren Prüferweiterbildungen so rüber.
Irgendwas ist da faul.
@HBt: Bist Du nicht selbst Prüfungsreferent? Dann schau den Prüfern doch mal auf die Finger -
einfach mal bei ner Weiterbildung o.ä. die Gruppe selbst werfen lassen und dann drüber diskutieren,
ob es für nen Grüngurt so reichen würde ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Hofi »

Hi!
Kann mich Fritz nur anschließen, irgendwas passt an der Beschreibung nicht. Gerade für grün wird ja keine Kata auf Dan-Niveau verlangt, so dass ein Betreten der Kata-Fläche mit dem falschen Fuß sicher nicht zum Durchfallen führen darf. Wichtig ist da, dass die grundlegenden Wurfprinzipien klar werden und nicht dass eine Hand auf dem Millimeter an der vom Prüfer gewünschten Stelle sitzt (wobei aus anderen Fäden klar sein sollte, dass eine solche Forderung eines Prüfers ohnehin Unsinn wäre, aber gut).
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
HBt

Ausprägungen u. mangelnde Sensibilität

Beitrag von HBt »

Fritz hat geschrieben:Irgendwas ist da faul.
Eben. Leider (!) weiß ich auch was, und das hat nichts mehr mit Judo zu tun :BangHead.
Fritz hat geschrieben:Bist Du nicht selbst Prüfungsreferent? Dann schau den Prüfern doch mal auf die Finger -
einfach mal bei ner Weiterbildung o.ä. die Gruppe selbst werfen lassen und dann drüber diskutieren, ob es für nen Grüngurt so reichen würde
Ja bin ich. Beim Prüfer Eins ist 'Hopfen und Malz' verlohren, Prüfer Zwei ist noch zu jung und steht u.a. unter Kuratel von 'Ober sticht Unter', ...

Selbst werfen lassen ist eine gute Idee - Weiterbildungsbedarf ist offensichtlich vorhanden.


@Sonja,
der Junge ist zwar etwas überdreht, aber wenn man den Schlüssel zu ihm hat, ...
Zuletzt geändert von HBt am 30.03.2009, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.
tutor!
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von tutor! »

Als das Prüfungsfach Kata bei den Kyu-Prüfungen eingeführt wurde, hatten einige Leute im DJB so manchen Bauschschmerz darüber, wie denn die praktische Umsetzung aussehen würde. Genau dieser geschilderte "Worst-Case" spukte in so manchem Kopf umher.

Zur Implementation der PO wurden im Köln Multiplikatoren-Lehgänge durchgeführt. Die "Botschaften" waren ganz klar und eindeutig:
  • kein Kind soll wegen Mängeln im "Zeremoniell" durchfallen
  • das Grundprinzip der Technik soll gezeigt und gekonnt werden
  • Schwächen bei der Ausführung entweder rechts oder links sollen toleriert werden
  • es soll den Kindern Freude daran vermittelt werden, eine "perfekte" Technik zu demonstrieren
Im konkreten Fall könnte die Kata ein gutes Mittel sein, um dem Jungen zu vermitteln "cool" zu bleiben, ein "Pokerface" aufzusetzen und dann die Techniken "auf den Punkt zu bringen". Diese wurde als kindgerechte Hinführung ausdrücklich vermittelt!

Bedauerlicher Weise scheint dies bei den betroffenen Prüfern nicht angekommen zu sein.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
HBt

Multiplikatoren

Beitrag von HBt »

Tutor! hat geschrieben:Bedauerlicher Weise scheint dies bei den betroffenen Prüfern nicht angekommen zu sein.
Hallo Tutor!,
so ist es leider -> die entsprechenden Supervisoren hintern den "Zwei Prüfern" kennst Du sehr, sehr gut. Sie sind besagte Multiplikatoren (und wir alle haben exakt diese Punkte mit Ralf L. zur Einführung der APO 2004 durchgesprochen).

GRRRRRRRRRRR


Freude vermitteln.
Helge
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Lippe »

Fritz hat geschrieben:Wenn er mehrere "++" hat, dann sollte er ein "-" in der Kata ausgleichen können.
Nicht zwangsläufig. In manchen Landesverbänden wurde die Verfahrensordnung verschärft. So bedeutet im WJV beispielsweise ein "-" in irgendeinem Fach, dass der Prüfling durchgefallen ist. Es kann nicht ausgeglichen werden.

Zur Bewertung einer "Grüngurt-Kata" wurde wohl bereits genug geschrieben. Dem kann ich mich nur anschließen.
HBt

Ausgleich möglich

Beitrag von HBt »

Hi Stefan,
in NDS kannst Du durch ++ einmal ausgleichen.

Nachtrag:
Einer meiner Kollegen (ein ehemaliger Regionalligakämpfer) geht von einem schlechten Gesamteindruck aus und hält ein Durchfallen wegen der aufgeführten Punkte für unwahrscheinlich. Mag sein! Auf jeden Fall sind die beschriebenen Extreme Realität.
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Ronin »

na da bin ich mal ein paar Tage offline und schon geht es hier ab. Nach Jupps Präzisierungen kann ich mit dem Begriff Dienstleister sehr viel besser leben... Eigentlich wollte ich auch nur erreichen, dass vor lauter "es den Schülern recht machen" die Trainer ganz vergessen werden. Nach wie vor halte ich einen Turnierzwang für völlig bekloppt.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf das hier im Forum angekündigte Vereinskonzept des MTV Oberkirchen. In diesem Zusammenhang die Frage ist das "Sundsvall Vereinsmodell irgendwo ausführlich beschrieben? Ich möchte unseren Verein schon sehr lange so ausrichten, stelle aber immer wieder fest, dass es irgendwie nicht funkt - möglichweise sind das auch Verständnisschwierigkeiten (schlechte PR, vielleicht muss ich es besser vermarkten?) Immer wieder im Zusammenhang mit Wettkampf und dem falsch verstandenen Ziel, dass es nur darum gehen würde.
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Patrick
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Re: Ausprägungen u. mangelnde Sensibilität

Beitrag von Patrick »

HBt hat geschrieben:
Fritz hat geschrieben:Bist Du nicht selbst Prüfungsreferent? Dann schau den Prüfern doch mal auf die Finger -
einfach mal bei ner Weiterbildung o.ä. die Gruppe selbst werfen lassen und dann drüber diskutieren, ob es für nen Grüngurt so reichen würde
Ja bin ich. Beim Prüfer Eins ist 'Hopfen und Malz' verlohren, Prüfer Zwei ist noch zu jung und steht u.a. unter Kuratel von 'Ober sticht Unter', ...
Sorry, Helge, aber genau da ist man doch als Prüfungsreferent gefragt. Wenn alles glatt läuft, braucht man keinen Prüfungsreferenten.
HBt hat geschrieben:Selbst werfen lassen ist eine gute Idee - Weiterbildungsbedarf ist offensichtlich vorhanden.
Das kann ich nur empfehlen. Bei den Prüferlizenz-Lehrgängen im Badischen Judo-Verband kenne ich das eigentlich nur so, dass die (angehenden oder auffrischungsbedürftigen) Prüfer selbst eine Prüfungsstufe zugeteilt bekommen und diese dann auch selbst demonstrieren. Zum Teil sehr spannend, was man da zu sehen bekommt...

Zu dem von Dir geschilderten Fall: ob man wegen einer Minus-Bewertung im Prüfungsfach Kata durchfällt oder nicht, sei mal dahingestellt (ich kenne die Prüfungsbestimmungen Deines Landesverbandes nicht), aber wenn der Prüfling mit dem falschen Fuß den Eröffnungsschritt macht usw. und dann als Begründung (Entschuldigung?) kommt
HBt hat geschrieben:- zu überdreht, noch zu grün für Kata
, dann hat hier der Trainer Mist gemacht.
Erstens sollte auch dieser erkennen, dass ein Judoka noch nicht soweit ist, die Prüfung abzulegen und zweitens kann man gewisse Dinge üben/ lernen, beispielsweise mit welchem Fuß der Eröffnungsschritt gemacht wird - wenn man das eben nicht in drei Wochen (überspitzt formuliert) in den Prüfling hineinbekommt, weil z.B. die Wettkampfvorbereitung Vorrang hat, dann müsste es klar sein, dass der Prüfling vielleicht ein wenig länger bis zur Prüfung braucht und ggf. den nächsten Prüfungstermin nicht wahrnehmen kann.
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Re: Ausprägungen u. mangelnde Sensibilität

Beitrag von Ronin »

Patrick hat geschrieben: Bei den Prüferlizenz-Lehrgängen im Badischen Judo-Verband kenne ich das eigentlich nur so, dass die (angehenden oder auffrischungsbedürftigen) Prüfer selbst eine Prüfungsstufe zugeteilt bekommen und diese dann auch selbst demonstrieren. Zum Teil sehr spannend, was man da zu sehen bekommt...
Ich habe kürzlich wiedereinmal einige Leute zum so einem Lehrgang hingebracht (war auch selber wieder dran). Persönlich muss ich sagen, dass ich diese Form der Lehrgänge wegen Sinnlosigkeit ja grundsätzlich ablehne. Die Laufen ja alle nach dem Motto ab: Komm wir machen mal die PO durch und führen sie uns vor. Bei Danträgern ist das ja eigentlich schon ein Witz. Das haben alle meine auch so empfunden, allerdings mussten wir alle auch zugeben, dass das, was manche Teilnehmer da an "Judo" gezeigt haben, schon sehr wenig mit dem zu tun hatte, was wir darunter versanden oder anders gesagt, traurig wie es um den Wissens- wie auch um den Könnensstand bestellt ist.
Von daher machen die Lehrgänge für viele Wohl doch Sinn.... :crybaby
HBt

Grüne Wiese

Beitrag von HBt »

Ronin hat geschrieben:(..) traurig wie es um den Wissens- wie auch um den Könnensstand bestellt ist
Langsam verliert man doch die Lust am Mitspielen.

Für jeden gilt der Grundsatz: Was ich selber nicht mehr vermitteln und anwenden kann (oder nie konnte), darf ich auch nicht prüfen ...
beliebig erweiterbar

Prüfen, überprüfen, testen, einstufen, anerkennen ...
passen diese Begrifflichkeiten überhaupt noch

Back to the roots, alle sammeln, üben üben üben :dontknow
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Patrick »

@ Ronin:

Eben weil man gezwungen ist, sich als Prüfer aktiv mit dem Prüfungsprogramm auseinanderzusetzen, finde ich ja die Lehrgänge gut, so wie sie gemacht werden.
Ich stelle einfach mal die Behauptung auf, dass Franz die Lehrgänge deshalb auch so abhält (bzw. abhalten lässt). ;)
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Ronin »

das unterstellt ja, dass Prüfer außer an diesen Lehrgängen sonst kein vernünftiges Judo mehr machen würden (was dann wohl auch für die Trainer gilt - ist ja die gleiche Klientel)
Macht euch das keine Angst?
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Patrick
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Patrick »

@ Ronin:

Du warst ja auch schon auf mehreren Kyuprüfer-Lehrgängen. Hat da alles (!) für Dich ausgesehen wie "vernünftiges Judo"? Na also... ;)

Auf der anderen Seite behaupte ich, dass auch jemand ein sehr guter Prüfer sein kann, ohne selbst alle Techniken auch perfekt zu können. Als Prüfer muss man schließlich kein Bewegungsvorbild abgeben, aber man muss wissen, wie die Techniken funktionieren und was man von dem jeweiligen Prüfungsteilnehmer erwarten kann - und genau an dieser Stelle hilft es ungemein, wenn der Prüfer sich eben aktiv mit dem Prüfungsprogramm befasst hat.
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Bewegungsvorbild

Beitrag von HBt »

Patrick hat geschrieben:Auf der anderen Seite behaupte ich, dass auch jemand ein sehr guter Prüfer sein kann, ohne selbst alle Techniken auch perfekt zu können. Als Prüfer muss man schließlich kein Bewegungsvorbild abgeben, (..)
Hier widerspreche ich Dir massiv, in m. A. muß man sehr wohl.
Patrick hat geschrieben: aber man muss wissen, wie die Techniken funktionieren und was man von dem jeweiligen Prüfungsteilnehmer erwarten kann - und genau an dieser Stelle hilft es ungemein, wenn der Prüfer sich eben aktiv mit dem Prüfungsprogramm befasst hat.
Kein Widerspruch, das versteht sich von selbst.

Zurück zu meinem Fallbeispiel:
Ich habe mir gestern ein eigenes Bild von der Koshiwaza-Gruppe des jungen Nachwuchsjudoka gemacht, den Rest kannte ich schon. Er (mit seinem Partner, der einen Kopf größer ist und min. 10 Kg mehr Masse auf die Waage bringt) hätte bestanden und wird bestehen, müßte bei jedem DJB-Prüfer bestehen!!! Der Junge reproduzierte gestern seinen "Lauf" ca. 10 Mal und machte das besser als so mancher Anwärter/ Prüfling für den 1. Dan.

Für mich hat sich hier wiederholt gezeigt, wie mit zweierlei Maß gemessen wird. Also bedenklich unsportliches Verhalten, oder ...
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Olaf »

Ich kenne einige Judoka, die selbst nicht mehr in der Lage sind, aufgrund ihres Alters oder körperlicher Einschränkungen alle Techniken der Prüfungsordnung perfekt zu werfen. Aber, und das ist das Entscheidende, diese Leute haben Judo verstanden und ich würde mich jederzeit bedenkenlos selber von ihnen prüfen lassen.
Das gilt für so machen Lehrer/Prüfer nicht, auch wenn sie selber tolle Bewegungsabläufe drauf haben, aber eben schlechte Prüfer sind und es deutlich an pädagogischen Fähigkeiten mangeln lassen.

LG
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Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
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Re: Kyu-Prüfung für Kinder in Verbindung mit Wettkämpfen

Beitrag von Ronin »

Patrick hat geschrieben:@ Ronin:
Du warst ja auch schon auf mehreren Kyuprüfer-Lehrgängen. Hat da alles (!) für Dich ausgesehen wie "vernünftiges Judo"? Na also... ;)
Ja das ist leider traurige Realität....
Patrick hat geschrieben:Auf der anderen Seite behaupte ich, dass auch jemand ein sehr guter Prüfer sein kann, ohne selbst alle Techniken auch perfekt zu können.
Ich glaube, dass ist eines der grössten Missverständnisse der (Judo)Neuzeit... Ein Prüfer soll die Techniken sehr wohl perfekt können. Ich würde nicht unbedingt erwarten, dass er der erfolgreichere Wettkämpfer ist, aber können muss er sie. Wenn die Bücherwürmer anfangen zu Prüfen, dann werden die Technischen Wirkprinzipien verloren gehen bzw sind das sogar schon.
Immerhin sind genau diese Dinge in fast jeder (bei uns) zugänglichen Literaturquelle (auch Filme) vollkommen ausgeblendet. Das führt zu Verdummung!!
Patrick hat geschrieben:Als Prüfer muss man schließlich kein Bewegungsvorbild abgeben, aber man muss wissen, wie die Techniken funktionieren und was man von dem jeweiligen Prüfungsteilnehmer erwarten kann - und genau an dieser Stelle hilft es ungemein, wenn der Prüfer sich eben aktiv mit dem Prüfungsprogramm befasst hat.
Und dazu muss man die Dinge machen und üben, nicht unbedingt mit der Trainigsintensität, wie man sie als Hochleistungssportler tun würde, aber wer nicht übt treibt zurück - das ist wie Rudern gegen den Strom, das ist auch im Judo so, sich auf den Erfolgen vergangener Prüfungen ausruhen ist doch auch genau bei den Prüflingen das, was wir mit der PO verhindern wollen. Das kann doch dann bei den Prüfern nicht anders sein.
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