Reaktivator schreibt:
Kaum ist man mal einen Tag nicht da, schon gibt es hier statt einer Sachdiskussion mit nachprüfbaren Fakten und Quellen schon wieder wilde Spekulationen und Mutmaßungen....
Ja, ja, du bist sooo wichtig - und kaum bist du mal nicht da ...
Ich habe Zitate von
Kano zum Thema Waffen angeführt und durch Quellen belegt.
Was bitte schön ist denn daran "wilde Spekulation"? Sind Kanos Worte etwa KEINE nachprüfbaren Fakten ...?
Das hätte ich doch gern mal erklärt ...
Du fragst zum wiederholte Mal, was das Schwert mit Jûdô zu tun hat.
Muß ich nun wirklich noch einmal das hier schon angeführte Zitat wiederholen, in welchem Kano erklärt, was er unter einem idealen Jûdô-Lehrer versteht?
Sagt Kano da etwa NICHT, daß ein solcher auch Kenntnisse im Umgang mit Schwert und Langstock haben MUSS?
Oder interpretierst du Kanos Worte anders?
Zur Frage von "attack and denfense":
Muß ich wirklich daran erinnern, was Kano zum Randori schreibt?
Ja, Randori lehrt "attack and defense". Habe ich etwas anderes behauptet? Nöö.
ABER ich erlaube mir, noch einmal Kano zu zitieren:
Randori Practice
The reaseon for the kinds of abuses that have arisen today is that people have forgotten that randori practice means fighting in earnest. If one fights in earnest, a stance in which you lower your hips, spread your legs, and tilt your head forward is extremely disadvantageous. Both your face and your chest are vulnerable to your opponent's atemi.
(Kano in: Mind over Muscle, S. 139, Hervorhebung von mir)
So, ist das auch wieder eine meiner Fehlinterpretationen von Kanos Absichten, ja?
Und wenn da steht: "... randori practice means fighting in earnest", dann hat das nun mal nichts mit Sport zu tun - denn sonst würde da "competition" stehen.
Weiter:
The Samurai Spirit
Because judo developed based on the martial arts of the past, if the martial arts practitioners of the past had things that are of value, those who practice judo should pass all those things on. Among these, the samurai spirit should be celebrated even in today's society.
(ebenda, S. 126, Hervorhebung von mir)
So, und soweit wir wissen, drückt sich das, was Kano "Samurai Spirit" nennt, im Schwert aus - das zu bestreiten wäre albern.
Natürlich muß man Kanos Worte nicht zur Kenntnis nehmen, wenn sie unbequem sind ...
Jupp schreibt:
Wenn wir nun einmal annehmen (d.h. wir vermuten, denn es ist ja bisher nirgendwo schriftlich und eindeutig von Kano festgehalten worden), dass Waffentechnik ein wichtiger Teil des Judo sei, warum wird dies dann in den wichtigsten, veröffentlichten Quellen des Kodokan (d.h. vor allem den Büchern der Darstellung des Kodokan-Judo) so nicht auch präsentiert?
Was, bitte, sind denn die von mir hier angeführten Zitate Kanos - etwa KEIN Beweis? So nach dem Motto: "Kano kann ja viel erzählen", oder wie?
Hat Kano da etwa NICHT eindeutig schriftlich festgehalten, was er in Bezug auf Schwert und Langstock zumindest von Jûdô-Lehrern erwartet?
Was - ich wiederhole mich - ist mit Shimizu Takagi, dem "Jô-Jutsu-Instructor of Kodôkan" (1912)??
Ansonsten hat Fritz bereits die Fragen gestellt, die ich auch gestellt hätte.
Mit den Waffentechniken scheint es zu sein wie mit den Atemi-Waza: erst wird jahrzehntelang bestritten, daß es "so etwas" überhaupt gibt, dann wird es kleingeredet ("nicht so wichtig"), wenn man es nicht mehr leugnen kann.
Cunningham bspw. (und nicht nur er!) weist darauf hin, daß es im Kodôkan die (heute ebenfalls geleugnete) Tradition des "okuden" gab. Soll heißen, nicht jeder bekam auch alles erklärt und gezeigt.
(Warum etwa schuf Kano 10 Grade, wenn angeblich nur die ersten 5 davon mit einem überprüfbaren Zuwachs an Wissen einhergehen?)
Ich bleibe dabei: was Jupp schreibt, sind Ausflüchte, um nicht zugeben zu müssen, daß er das Schwert nicht handhaben kann. Den Bô übrigens auch nicht ...
Das sture Ausklammern der Waffentechniken aus dem Jûdô ist unsinnig.
Fritz hat bereits dargelegt, daß der Kodôkan viele Dokumente zurückhält.
Natürlich können wir uns derzeit nur auf Indizien stützen, wenn es um die Waffentechniken des Jûdô geht.
Zu diesen Indizien gehören aber Kanos eigene Worte, das Wissen darum, daß es keine "waffenlosen" Ryû der Koryu gab, das Wissen darum, daß Kano sein Jûdô aus diesen Koryû extrahierte.
Zu diesen Indizien gehört das Wissen, daß es die Kobudô Kenkyukai gab.
Wir haben Kime-no-Kata, und die alte, authentische Form (erst nach Kanos Tod verändert!!) der Goshinjutsu-no-Kata, in der es ganz selbstverständlich Waffen gibt, und wir haben Koshiki-no-Kata.
Wieso Koshiki-no-kata? Da kommen doch gar keine Waffen vor ...?
Mal drüber nachgedacht, woher diese Kata stammt? Richtig: aus einer Ryû der Koryû. Mal drüber nachgedacht, WAS dort trainiert wird?
Es geht um Yoroi Kumi Uchi (Ringen in Rüstungen). Und WANN kam es dazu ...? Und vor allem WO? Richtig, auf dem Schlachtfeld im Nahkampf.
Yoroi Kumi Uchi war das "letzte Mittel" - NACH dem Einsatz der Waffen.
Wer Yoroi Kumi Uchi lehrt, der muß auch lehren, wie man dahin kommt ... und davor stehen eben die Waffen.
Aber wie immer wird es Leute geben, die ihr Bild des (rein sportlichen) Jûdô, das ja angeblich so facettenreich ist, ganz einfach bedroht sehen, wenn von Waffen im Jûdô die Rede ist.
Ich behaupte, daß dies etwas damit zu tun hat, daß solche Leute niemals das Schwert zu führen gelernt haben.
Ich darf dazu Wilhelm Busch zitieren:
"Wir mögen keinem gerne gönnen, daß er was kann, was wir nicht können."
Ich hatte ja eigentlich erwartet, daß bspw. Jupp die Größe aufbringen würde, über die goldene Brücke zu gehen, die ich ihm gebaut hatte, und einfach mal zugeben würde, daß er zwar im Bereich des Sportjudo durchaus als Experte gelten kann, aber sonst wenig bis keine Ahnung von der Geschichte und den Lehrinhalten des traditionellen Jûdô hat.
Aber dazu gehört Mut und Aufrichtigkeit, nicht wahr ... und der Wille zur Verständigung.
Ich persönlich habe kein Problem damit, zuzugeben, daß ich im Sportjudo keine Größe bin (und auch nie war).
Also glaubt einfach weiter, daß es im Jûdô nie Waffen gab.
Übrigens: auch die Existenz der angebllich von Klaus Hanelt "entdeckten" Go-no-Kata wurde in Sportjudo-Kreisen lange energisch bestritten ... (Was belegbar ist!).
Ganz egal, was Jupp hier über das angeblich so facettenreiche "moderne Judo" schreibt: auf der ersten der von Kano genannten Ebenen besteht es - so jedenfalls habe ich Jupp verstanden - nur aus Wurftechniken und Bodengriffen. Unangenehm berührt läßt man sich noch zu dem Zugeständnis herab, daß es da wohl auch so etwas wie Atemi gebe, die seien aber nicht wichtig ...
Woher kommt diese mangelnde Neugier? Statt alles daranzusetzen, herauszufinden was nun zum Jûdô gehört, lehnt man sich bequem zurück und leugnet, bis die Wände wackeln ...
Weil man es selbst nicht kann?
@tutor:
Das "Sportjudo", wie Du es bezeichnest, ist damit auch ein Weg im Judo. Kein wirklich vollständiger, aber auch kein Irrweg, wenn man nicht ausschließlich hinter Pokalen und Medaillen her rennt und auch die traditionellen Kata studiert. Damit wird es (fast) wieder rund.
Einverstanden, wenngleich mit Einschränkungen.