Neue Regeln ab 1.1.2009

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Meggel
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Meggel »

Aaalso, ich sehe in den neuen Regeln einen Schritt nach vorne, und einen Schritt nach hinten.

Das typische Leichtgewichtsjudo (tief kämpfen, Beingreifer, Abtaucher, Angriffe auf den Knien, (Yoko-) Tomoe-Nage) usw. wird sehr erschwert durch die neuen Regeln. Dieses Judo ist für Traditionalisten und Laien unattraktives Judo. Argumentativ kann ich nix gegen die Maßnahmen sagen. Persönlich (also was meinen Kampfstil betrifft) bereiten mir die Regeln allerdings Schwierigkeiten, da ich auch gerne so kämpfe: Beingreifer, Sutemi-waza, Seoi-nage und Abtaucher auf den Knien etc.

Allerdings: Modernes Judo soll in meinen Augen dynamisch, kraftvoll, und schnell sein.

z.B.: wenn einer der Kämpfer so stark ist, dass er mit einem Ärmelgriff am Ende des Ärmels die Hand des Gegners vom eigenen Revers fernhalten kann, weil dieser Griff unangenehm ist, wieso sollte er den Griff zulassen müssen??? Der "schwächere" Gegner hat immer noch die Möglichkeit, selbst ans Ärmelende des Gegners zu greifen, und hat somit eindeutig eine Griffmöglichkeit. Nur eben keine "günstige", je nach Situation und Präferenz.

Das "urklassische" Judo (Techniken à la Morote-seoi-nage und Uchi-mata aus dem Reversgriff, so wie in den altbackenen Videos von 1920) ist schön anzusehen, aber meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. Ständige Neuentwicklungen bei Regeln erfordern immer wieder umdenken und verwerfen von Trainingsplänen, Neuplanungen von langfristigen Profilierungen von Kämpfern, und sind meiner Meinung nach nicht förderlich für ein hohes Niveau auf höherer Ebene. (Ich denke an u17 und älter und überregionales/nationales Niveau und höher.) Teilweise sind Neuregelungen, die mehr traditionelles Judo ermöglichen sollen, einfach nur reaktionär.

Laut den neuen Regeln soll Te-gurumas wie der "Nossov-Dreher" (siehe Bronzekampf -81 kg in Athen '04) und Techniken wie der finale Ippon von Choi gegen Paischer (Peking Finale -60) oder Khabarelli nicht mehr erlaubt sein bzw. keine Wertung mehr geben, wenn ich richtig verstanden habe. Allgemein werden Te-guruma, Kata-ashi-dori etc. weiter erlaubt sein, allerdings unter der Vorgabe, dass das Bein, und nicht die Hose gegriffen wird. Mir erschließt sich nicht der Sinn, wieso man nicht mehr das Bein nur am Stoff greifen darf... Die Techniken sind ja immer noch erlaubt.

Frage zu Sutemi-waza und Angriffe auf den Knien:

Bisher war mir bekannt, dass Shido bei Scheinangriff zu geben ist. Scheinangriff bedeutete, dass der Gegner nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Ein Indiz dafür ist: wird der Gegner gezwungen, einen Schritt zu machen (zum Ausweichen), so gibt es kein Shido. Bleibt der Gegner "unbeeindruckt" stehen, so ist Shido zu geben. Wie ist nun die Regelung? Einfach nur strenger werten, oder gibt es neue Kriterien?


Und ja, neue Regeln ab 01.01.2009... für alle Altersklassen???


Das mit der Verkürzung des Golden Score finde ich nicht schlecht. Es wird (hoffentlich) öfters zu Hantei führen, was meiner Meinung nach ein besseres Kriterium ist, als ein "herbeigedichteter Koka". Oft fühlt sich eine Partei dadurch ungerecht behandelt. Oft höre ich im Training: "War das ne Wertung?" - "Also in der ersten Kampfminute gibt dir keiner ne Wertung dafür, aber im Golden Score gäbs wahrscheinlich nen Koka, damit es vorbei is!" siehe z.B. Baschin gegen Bogdanova -48 kg in Peking 2008.

naja...


Achja, noch ein Edit:
Ich hörte die Beschwerde, dass auf hohem Niveau "fast alle Uchi-mata-Ansätze mit Te-guruma gekontert werden."

Soll man halt Uchi-mata-gaeshi verbieten... bzw. keine Wertung für geben, wie in der u14. Würde mich zwar auch nerven, da ich bei Uchi-mata-Ansätzen auch erstmal automatisiert ans Bein greife und oft genug den Gegendreher hinbekomme, aber wenn man's blöd findet... man, macht doch...
Zuletzt geändert von Fritz am 05.11.2008, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Großschreibung eingaut, bitte selbst drauf achten!
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von tutor! »

HBt hat geschrieben:
Tutor hat geschrieben: Im Randori gehen mir bei meinen Gegnern .....
Lieber Tutor,
das was Du beschreibst ist ja auch kein Randori, sondern dümmliches Gezerre - keine Progression möglich! Wir sollten mehr in die Ausbildung(!) investieren, junge ÜL kompetenter machen, als in die Regeln/ das Regelwerk. Basics halt.
Hast recht, ich hätte Partner schreiben sollen. ;)

Aber Dein anderer Punkt ist enorm wichtig, nämlich die Schulung der Trainer. Es war schon immer leichter, einem Kämpfer einen destruktiven Stil beizubringen als eine gute Technik. "Winning-ugly" eben.

Versaut wird das ganze aber nicht auf der Spitzen- sondern auf der Vereinsebene. R. Trautmann legt z.B. sehr viel Wert auf eine klassische Judoausbildung. Das muss unbedingt verstärkt werden, aber Regeländerungen - egal ob U11/U14/Erwachsene - qualifizieren keine Trainer.

Diejenigen, die so Randori machen, wie ich es beschrieben habe, werfe ich früher oder später (fast) immer noch. Nur macht es eben keinen wirklichen Spaß. Es gibt aber auch Spitzenleute, die es deutlich besser können.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Ippon »

Die endgültigen genauen Regelauslegungen für den DJB werden sich wohl erst im Januar bei Bunds-KR-Lehrgang in Bad Blankenburg heraus kristallisieren. Bis dahin werden sicher noch Kleinigkeiten diskutiert.
Meggel hat geschrieben:Frage zu Sutemi-waza und Angriffe auf den Knien:

Bisher war mir bekannt, dass Shido bei Scheinangriff zu geben ist. Scheinangriff bedeutete, dass der Gegner nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Ein Indiz dafür ist: wird der Gegner gezwungen, einen Schritt zu machen (zum Ausweichen), so gibt es kein Shido. Bleibt der Gegner "unbeeindruckt" stehen, so ist Shido zu geben. Wie ist nun die Regelung? Einfach nur strenger werten, oder gibt es neue Kriterien?
Scheinangriff wird tatsächlich auch heute so bestraft. Diese "neuen" Kriterien haben sich schon länger so heraus gebildet und sind schon im Laufe diesem Jahres konsequenter so angewendet worden.
Meggel hat geschrieben:Und ja, neue Regeln ab 01.01.2009... für alle Altersklassen???
Alle Regeln gelten für alle Altersklassen, so lange bis die Verantwortlichen der Jugend was anderes beschließen.
Meggel hat geschrieben:Das mit der Verkürzung des Golden Score finde ich nicht schlecht. Es wird (hoffentlich) öfters zu Hantei führen, was meiner Meinung nach ein besseres Kriterium ist, als ein "herbeigedichteter Koka". Oft fühlt sich eine Partei dadurch ungerecht behandelt. Oft höre ich im Training: "War das ne Wertung?" - "Also in der ersten Kampfminute gibt dir keiner ne Wertung dafür, aber im Golden Score gäbs wahrscheinlich nen Koka, damit es vorbei is!" siehe z.B. Baschin gegen Bogdanova -48 kg in Peking 2008.
Es wird nicht nach aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr Hantei geben. Aber es wird noch weniger Golden Score geben, weil es so gewollt ist.
Meggel hat geschrieben:Ich hörte die Beschwerde, dass auf hohem Niveau "fast alle Uchi-mata-Ansätze mit Te-guruma gekontert werden."
Ich denke, wenn ein Uchi-mata gut genug angesetzt ist, kann man ihn nicht gegendrehen...
Meggel
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Meggel »

Argh... Großschreibung ey... ich bin hier im Internet. Unüblich für Foren. Strenges Forum hier...

Aber wegen mir...
Fjala
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Fjala »

OT: um es genau zu nehmen:
Meggel hat geschrieben:Aber wegen mir...
:alright "meinetwegen" - Genitiv!! (Weswegen und nicht Wemwegen, oder?) ;)
Viele Grüße
Fjala
HBt

Eben

Beitrag von HBt »

Versaut wird das ganze aber nicht auf der Spitzen- sondern auf der Vereinsebene. R. Trautmann legt z.B. sehr viel Wert auf eine klassische Judoausbildung. Das muss unbedingt verstärkt werden, aber Regeländerungen - egal ob U11/U14/Erwachsene -qualifizieren keine Trainer.
Diejenigen, die so Randori machen, wie ich es beschrieben habe, werfe ich früher oder später (fast) immer noch. Nur macht es eben keinen wirklichen Spaß. Es gibt aber auch Spitzenleute, die es deutlich besser können.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von MCS »

Ich habs losgetreten, nun werde ich auch meinen Senf dazugeben.

Ich bin sehr angetan von den neuen Regeln! :eusa_clap

Wir hatten gestern unser großes Randoritraining, bei dem ich vorab die neuen Regeln erklärt habe. Es war sehr amüsant. Die meisten "Jungschen" (U20 und drunter) waren ziemlich angefressen, wir älteren (ich bin BJ 1970) machten unser "klassisches" Judo einfach weiter. Schön, dass dieses ganze Gegrabbel, Gegrabsche und erdkundefreudige Judo nun endlich mal das bekommt, was es verdient. Ich habe mich schon immer geärgert, dass fehlerhafte Abtaucher idR nie mit einer Gegenwertung bestraft wurden (bzw. nur schlecht ausgenutzt werden konnten). Ein Abtauchangriff ist halt nur mit einen minimalen Risiko einer Kaeshi verbunden. Ein Uchi-mata ist immer mit einem großen Risiko eines Konters verbunden. Nun müssen sie richtig abtauchen (dagegen habe ich nix), ansonsten gibts eine reingewürgt. PRIMA!

Da ich noch nicht die genaue Auslegung kenne, hoffe ich, ich habe die neuen Regeln richtig verstanden. Im Prinzip wird immer nach der Methode gesucht. Ist es schlechtes Judo-> Shido, ist es schönes Judo oder der klar erkennbare Ansatz, Judo machen zu wollen, kein Shido (auch wenn es bei einer Einzelaktion Shido geben könnte, Bsp: kurzes Runterdrücken um eine Gegenreaktion zu bekommen). Der Judosport wird es danken.

Meine Sorge ist nur, dass einige (evtl. unerfahrende) Kampfrichter über die Strenge schlagen und mit dem Strafkatalog nun zu Polizisten werden. Es geht aber nicht darum, hinter allem eine Strafe zu suchen, sondern mE um die Methode dahinter...
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von tutor! »

MCS hat geschrieben:Es war sehr amüsant. Die meisten "Jungschen" (U20 und drunter) waren ziemlich angefressen, wir älteren (ich bin BJ 1970) machten unser "klassisches" Judo einfach weiter. Schön, dass dieses ganze Gegrabbel, Gegrabsche und erdkundefreudige Judo nun endlich mal das bekommt, was es verdient.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von tutor! »

MCS hat geschrieben:Die meisten "Jungschen" (U20 und drunter) waren ziemlich angefressen, wir älteren (ich bin BJ 1970) machten unser "klassisches" Judo einfach weiter. Schön, dass dieses ganze Gegrabbel, Gegrabsche und erdkundefreudige Judo nun endlich mal das bekommt, was es verdient.
Schöner hätte ich es nicht sagen können - meine Erfahrungen sind nahzu identisch!
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Folgende Infos habe ich von meinem KRO bekommen:
Der Koka fällt weg, aber alle Aktionen in Tachi Waza, die vorher mit Koka bewertet wurden, werden mit Yuko bewertet.
Gruß
niedersachsenjudoka

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein

Manchmal hasst man den Menschen am stärksten, den man am meisten liebt, denn er ist der Einzige, der einem wirklich weh tun kann.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Fritz »

Niedersachsenjudoka hat geschrieben:Folgende Infos habe ich von meinem KRO bekommen:
Der Koka fällt weg, aber alle Aktionen in Tachi Waza, die vorher mit Koka bewertet wurden, werden mit Yuko bewertet.
Damit bestätigst Du meine Befürchtungen. Es ging also nicht wieder einen Schritt
in Richtung der ursprünglichen Bewertungen (Ippon u. Waza-Ari), nein, es werden
die Anforderungen an eine Wertung weiter runtergedreht...

Irgendwann gibt es dann schon Ippon, wenn es eigentlich Yuko wäre :-(
Und alle machen sich immer noch einen Kopf, wie Judo attraktiver für das Publikum werden könnte...

Wann macht sich eigentlich jemand mal Gedanken darüber, wie Judo wieder attraktiver
für Wettkämpfer (und potentielle Wettkämpfer) werden kann?

Überall wird ständig von Demokratie gefaselt, aber bei den Kampfregel-Änderungen habe ich nicht den
Eindruck, daß da die breite Masse der Betroffenen, also die (auch ehemaligen) Wettkämpfer, um ihre
Meinung gefragt wird... :BangHead
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Blackcat »

Na schauen wir mal was daraus kommt! Bin gespannt!
Stephane
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von fips »

Hallo Ihr Lieben,
möchte Euch auf die Homepage des JVR (Judo-Verband-Rheinland) hinweisen.
Dort ist zumindest ein kleine Erläuterung gegeben.

Schönes Wochenende
wünsche ich.

Einer jenseits der 6. Dekade
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Nick »

Mehr als in den offiziellen Infos des DJB steht da auch nicht drin...
Genauer gesagt entsprechen sich beide Dokumente 1:1.

(Bis auf den Abschnitt mit dem Nossow-T-guruma.)
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Lippe
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Lippe »

Und warum ist die "Nossow-Schleuder" nicht mehr zu bewerten?
Das fällt doch nicht unter die vom DJB (der IJF) veröffentlichten Neuregelungen, oder?
Und warum wird nach der Nossow-Schleuder in Bodenlage sofort mit Mate unterbrochen?
Kogagr.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Kogagr. »

Ich möchte mich dazu auch kurz äußern, weil ich der Meinung bin, dass das alles nicht sein kann.
Was kann nicht sein, dass plötzlich an den Regeln nach Wunsch und Statistiken an der Waage, die sich nach vielen Jahren eingependelt hat einfach so, neu zu justieren und ihr Prüfsiegel zu geben.

Was spricht dagegen, wenn ein schwächerer Judoka „kräftemäßig und technikmäßig“ unterlegen ist, doch noch einen ehrlichen Kampf zu gewinnen. In dem er ein wenig taktisch mit seinen Möglichkeiten spielt.
Und besonderst groß gegen klein, hat der Vorteil der Große wegen der Reichweite!
Der kleine Judoka muss den Reichweite Nachteil durch Technik kompensieren und wieso oft macht man auch Fehler in einem Kampf, sonst wäre Judo ein Kindergarten-Hobby-Sport!
In so einer brenzlichen Situation in gebeugter Haltung, sich zu wehren.

Fakt ist man kann so eine Taktik einen Plan verfolgen und bei Reaktionen des Uke´s einfach schnell gegen reagieren, womit man ein ausgeglichene Kampfmöglichkeit hätten.

Die gleiche Geschichte bzw. Verhalten: Greifen der Hose.
Ich finde, ein Judoka muss alle seine Sinne im Kampf aktiviert haben und nie der Überzeugung sein, in einem Kampf sicher zu sein, gegen bestimmte Verhaltens-Situationen.

Gerade dieses Sambo-Judo veranlasst Judokas mit einer ausgeklügelten Technik mit solchen kleinen Angriffen (Scheinangriffe) gegen die Hose eine Gegen-Reaktion. Möglichkeiten darauf aufzubauen und möglich noch zum Wurf-Erfolg zu kommen, um im Boden nachzugehen.

Scheinangriffe zählen auch zu einem taktischen Spiel. Dem Judoka werden wichtige und das nicht angewohnte Verhaltens-Muster, sondern Natürliche entrissen.
Zusätzlich werden ehrliche Kämpfer dabei bestraft, wenn sie sich voll in den Wurf bemühen und er nicht zum Erfolg kommt mit Shidos!

Und eine große Waffe, wie der Ippon-Seonage tief nicht in den Knien, das macht kein guter Judoka, sondern Schienbeinen, wird verboten?
Warum? Weil es passiv ist? Dieser Wurf ist sehr gefährlich für den Werfenden und beinhaltet viele Risiken, wie z.B. abgewürgt zu werden oder durch eine Technik auf dem Rücken geworfen zu werden oder im Übergang übernommen zu werden. Fakt ist, tiefe Seoi-nage gegen Uke´s, die sich wehren können und kontern, wird man nicht so oft in der Kampfzeit durchführen.

Griffkampf ist eine natürliche Form eines Kämpfers, die Macht provozieren wollen. Das ist bei den Tieren mit Geweih nicht anders. Was ist der Mensch besonderes, es nicht zu dürfen, ein Judoka?
Hier werden Kräfte vergeudet, die für den Verlauf eines Turniers von großer Bedeutung sind. Kein Judoka gibt vergeudete Kraft geschenkt. Aber man kann sich Respekt verschaffen und einige Gedanken in Ukes Verhalten provozieren, das wiederum zum Erfolg führen kann.

Blocken, weghalten oder runterdrücken so entsteht keine Technik, weder für Uke noch für Tori. Dies ist eine Erscheinung im Kampf, der man durch Schnelligkeit und Geschick entgehen kann. Durch aktive Verteidigung + mögliche Gegenangriffe wegen eines variablen Stellungsvorteils gegenüber dem, der nach unten drückt z.B.

Dass die Wertung Koka nicht mehr zu Verfügung stehen soll, ist ein Debakel.
Das schöne Judo, die Japanischen Begriffe werden einem entfernt, jede erdenkliche noch so kleinste Mühe wird nicht zu Wertung gezählt, das ist eine Schande für den Respekt gegenüber dem Werfenden.
Weil genau da der andere weiß, er hat sein Punkt verdient verloren und muss nun angreifen.

Der Golden Score sollte 5 Minuten weiterhin betragen, entweder kann ich Judo und werfe schnell oder ich bin zu schlecht schlicht und einfach in meinen Möglichkeiten und muss entkräftet in die nächste Runde. Man konnte sich im Krieg seinen Gegner nicht aussuchen. Ein Sieger hat nicht nur Glück, sondern auch Durchhaltungsvermögen und einen langem Atem.

Diese Regeln haben viele negative Aspekte. Die Regeln werden gewiss das Judo verbessern, „ja“ aber um einiges an Schönheit verlieren.
Schön ist es, wenn Farbe in einem Spiel kommt, monotones Judo ist interessant, doch bietet nicht die Faszination, die es in den letzten Jahren brachte. Eine Diskussion, Analysen, neue Ideen, taktisch bewusstes Judo.
Kleine Vereine werden schließen müssen, Judo-Interessen werden davon schwinden und große Ehren-Namen werden von heute auf morgen nicht wissen, ob sie Judo je gemacht haben und ob sie es wert sind.

Dazu kommt, dass Kaderleute einen noch größeren Vorteil besitzen werden im Judo. Und der Privat-Judoka wird es sehr schwer haben und mögliche Olympiasieger werden nie erkannt/entdeckt.

Das schöne im Judo ist nicht nur der sanfte Weg, sondern das so vielseitige, den dieser Weg mit sich bringt.
Dass sich so viele Sportarten mit einbauen ließen und den Wert die Komplexität und den Stellenwert des Judos immer mehr nach oben brachte.

Das Judo war nicht immer Judo und wird nicht immer Judo sein, man versucht Probleme zu lösen, die sich im Laufe der Zeit sanft selber zu Ruhe setzten. Nun bricht man diese Ruhe, um aktiv mitzuwirken.
Und macht zusätzliche Kosten, Ärger und es geht so viel Wissen verloren, viel Flexibilität eines Kämpfers. Er ist nur noch ein Fachidiot seines Sports. Dies wird in der lang Zeit keinen Erfolg versprechen. So verändert man nicht den Judo-Sport, so verändert man die Basis des denkenden Judokas auf ein neues, anstatt die Natur fruchten zu lassen! Konkurrenz muss sein und nicht verharmlost oder gelöscht werden.

Wer Judo kann, wird immer gewinnen können, weil nur dies der sanfte Weg ist.
Zuletzt geändert von Fritz am 10.11.2008, 11:04, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Habe versucht, die Rechtschreibung zu verbessern, bitte aber um inhaltliche u. ausdrucksmäßige Überarbeitung durch den Ersteller!
Texte sind Worte,
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An einander gereiht ergeben Sie Töne,
welchen Ton man schließlich hören will,
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Olaf »

OT: Nachts um 4 Beiträge zu schreiben scheint doch schwierig zu sein. :alright
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Kogagr. »

Das ist meine Meinung zu und die wollte ich gerne sagen. Wie gesagt, mich betrifft es nicht, weil ich das aufrechte Judo bevorzuge und das technikreichere Judo gerne anwende.
Und das nicht speziell auf ein, zwei Techniken ausgelegt, sondern alle die es gibt. Sehr gerne Würfe aus dem Gelb-Programm.

Aber ich weiß auch, wie schwer es ist, sich einzudrehen, wenn der Gegner blockt und man gezwungen ist, in einer gebeugten Haltung zu kämpfen.

Es gibt nun mal moralische ungeschriebene Judo-Regeln und jeder Judoka sagt bravo, der kann Judo oder schau der nicht. Manchmal ist man in der Versuchsphase zu neuen Techniken und da ist es nun mal so, dass man den Partner nicht aus dem Gleichgewicht bekommt.

Ich finde, hier wird Judo maßgeschneidert angewendet und die Freiheiten, die ein Weg haben soll, zu einem Pfad umbenannt!

Da müsste man nicht an den Wettkampfregeln umkrempeln, sondern mehr besseres Judo zu zeigen verlangen!
Wie das nun, ich gebe zu, zu recht in der neuen Prüfungsform der Fall ist.
Aber Wettkampf muss Wettkampf bleiben, der Fight muss zugelassen werden.
Jeder verdient die Chance meiner Meinung. Und wenn ich nicht gewinne, weil der Gegner frontal eine Technik gemacht hat und gegen die neuen Regeln verstoßen hat, dann muss ich mich ärgern und mich brav verbeugen, denn ich hab geschlafen oder war nicht wach, nicht vorbereitet.

Manchmal braucht man eben kurz Abstand im Kampf und löst sich ohne Wurfansatz... wenn ein Kämpfer mit einer Situation nicht klar kommt, dann ist er nicht vorbereitet und das wird zu Recht sowie so bestraft. Und da finde ich nicht, man müsste so viel umkrempeln, damit Judo wieder Judo wird.

Man müsste dort den Ansatz erstreben z.B. Ehrenpreise international für gute Techniken oder schönes Judo, dort müsste man die Kämpfer, die international auch in den Bundesligen kämpfen, vielleicht beobachten?
Und den Kämpfer vermitteln, Judo soll Judo werden, so wird sich das von alleine Früchte treiben, man muss nur gießen, das Schneiden des Baumes wurde meiner Meinung in der Prüfungsnorm schon gemacht.

Es braucht halt seine Zeit… auch international...
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von Nello »

Hallo,

ich halte die Abschaffung des Koka auch für keine gute Idee.
Vertretbar wäre sie meiner Meinung nach gewesen, wenn man die Wertung Koka ersatzlos gestrichen hätte. Ich hatte gehofft, dass die neuen Regeln dies so vorsehen würden.
Jetzt soll es aber für eine bislang nur kokawürdige Aktion schon einen Yuko geben. Sowas führt bestimmt nicht zu einer Attraktivitätssteigerung des Wettkampfjudos...


LG
Nello
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Re: Neue Regeln ab 1.1.2009

Beitrag von tutor! »

Bevor ich gleich etwas wirklich Kompliziertes (berufliches) schreiben muss, möchte ich hier noch kurz den Versuch machen, ein paar grundsätzlichere Gedanken und auch die geschichtliche Entwicklung der Wettkampfregeln seit dem 2. Weltkrieg zusammen zu fassen.

Mitte der 70er Jahre gab es eine grundlegende Reform der Wettkampfregeln. Die Änderungen waren deutlich weitreichender als alle Änderungen danach.

Bis dahin gab es als positive Wertungen nur Waza-ari und Ippon. An Strafen gab es für seltene Vergehen Chui, Keikoku oder Hansoku-make. Strafen für defensives Kämpfen oder Verlassen der Matte gab es nicht. Warum auch? Wenn Du nicht mindestens einen Waza-ari hattest und nicht angegriffen hast, war der Kampf ohnehin verloren. Der Führende brauchte ja auch nichts (mehr) tun!

Der Mattenrand war durch einen 10cm breiten Sterifen gekennzeichnet, Man konnte nach Herzenslust rauslaufen, der Kampf wurde unterbrochen und dabei noch nicht einmal die Zeit angehalten. Dies erfolgte nur zum Kleiderordnen auf ein spezielles Kommando der Kampfrichter ("mate-jikan"). Die Kampfzeit war länger als heute (zuletzt 7 min Vorkämpfe und 10 min Finale). Vielleicht möchte der ein oder andere der Älteren hier dies noch ergänzen.

Taktik und Strategie unterschied sich wesentlich vom heutigen Wettkampf. Es war überhaupt kein Problem, zwischendrin mal auf den Hintern oder auf die Seite zu fallen, so lange man innerhalb der Kampfzeit noch wenigstens zu einem Waza-ari kam. Auf der anderen Seite waren Aktionen reine Kraftverschwendung, wenn sie nicht zu Waza-ari oder Ippon führten (es sei denn, es zeichnete sich ab, dass es zu Hantei kommen würde). Die Kämpfer damals konnten also a) geduldig ihre Angriffe vorbereiten und b) riskieren dabei selbst mal auf die Nase zu fallen, sofern es nicht gerade zu einem Waza-ari für den Gegner führte.

Irgendwann wurde das Niveau der Kämpfer aber ausgeglichener und nach 10 min Kampfzeit kam es immer häufiger zu Fehlentscheidungen. Daher führte man die kleinen Wertungen Koka und Yuko ein. Dadurch entstand eine vollkommen neue Situation. Eine kleine Führung geschickt verteidigt entscheidet einen Kampf. Das bedeutete, dass man a) nicht mehr so ohne weiteres Risiken eingehen konnte und b) man gleichzeitig Strategien entwickeln musste, wie man eine kleine Wertung über die Zeit bringen konnte.

Beides führte zu einer Entwicklung von defensiven, risikolosen Taktiken. Diese waren natürlich nicht gewollt, so dass "negatives" Judo sanktioniert werden musste. Nach Einführung des Koka, musste exakt hierfür eine kleine Strafe her: der Shido! Das Problem: nicht nur eine Koka-Führung konnte man geschickt verteidigen, auch eine Shido-Führung konnte den Sieg bringen. Eine neue Strategie war geboren: ich "hänge" dem Gegner eine Strafe an und bringe diesen Vorsprung über die Zeit. Die besondere Attraktivität bestand darin, dass drei Koka immer noch Koka waren und keine Yuko, drei Shido jedoch gleichbedeutend mit einem Waza-ari.

Man wollte also in den 70ern mehr Gerechtigkeit und Transparenz schaffen, produzierte aber gleichzeitig einen risikoarmen und defensiven Kampfstil, bei dem zunehmend Bestrafungen kampfentscheidend wurden. Warnende Stimmen gab es damals übrigens jede Menge!

Diese Fehlentwicklung der letzten 35 Jahre versucht man nun endlich zurück zu drehen. Kosmetische Versuche hat es in den zurückliegenden Jahren zwar eine Menge gegeben, diese führten jedoch nicht wirklich zum Ziel.

Ob es diesmal klappt muss man abwarten, denn über die einzelnen Bestimmungen kann man sich zwar trefflich streiten, aber wir müssen abwarten, wie das Gesamtpaket umgesetzt wird und welche Wirkungen es in ein paar Jahren haben wird.
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