Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

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Ronin
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Ronin »

Reaktivator hat geschrieben:
  • Der DJB hat nach offizieller Statistik (über die Landesverbände bzw. deren Mitgliedsvereine) ungefähr 200.000 Mitglieder. Seriösen Schätzungen zufolge betreiben darüber hinaus ungefähr weitere 200.000 Leute in Deutschland Judo, die nicht dem DJB angehören (z.B. an Schulen, Universitäten, bei der Polizei, in privaten Judo-Schulen, etc.).
  • Im Vergleich zu diesen ca. 200.000 nicht im DJB organisierten Judo-Leuten sind die Handvoll "st.gregor" (und "xxx xxxxxx"-) Jünger nun doch wirklich eine zu vernachlässigende Größe.
  • Und was den Großteil dieser ca. 200.000 nicht im DJB organisierten Judo-Leute betrifft: Da gibt es schon seit vielen, vielen Jahren diverse Angebote seitens des DJB, seiner Landesverbände und deren Mitgliedsvereinen, die z.T. auch dankend und gerne angenommen werden (bis hin z.B. zu vom DJB anerkannten Prüfungen, Lehrgängen, Schulungsmaßnahmen, Stellung von Infrastruktur, Hallen, Matten, Übungsleitern, etc. etc.).
Die Angebote und Möglichkeiten sind jedenfalls da, auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlicher Art und Weise - was man daraus macht, hängt letztendlich von einem selber ab.
Das Größenargument ist allerdings ein Totschlagargument, dass ich jetzt fairerweise auch nicht stehen lassen möchte. frei nach Churchill: woher soll die Masse wissen was klug ist?
Und die Angebote seitens des DJB bezogen sich immer ausschließlich auf bestimmte Gruppen (Polizei, Militär, Schulen und Universtäten). Jedoch nie in Richtung freier Vereinigungen wie z.B. dem DDK oder auch der Judo Inyu Ryu. Und auch nur sehr selektiv in Richtung privater Judoschulen. Man muss schon selbstkritisch genug sein und zugeben, dass der DJB nicht wirklich neben sich anderes zulässt. Gegen die Polizei oder Bundeswehr kann er nix tun, muss sie also hinnehmen, Schulen und Universitäten kann er immerhin als Werbung nutzen.... der Rest ist Konkurrenz und wird auch (in manchen Fällen) sehr gnadenlos verfolgt. Da wissen St Gregor und andere schon, von was sie sprechen.

Unabhängig davon möchte ich auch in die andere Richtung loswerden, dass gerade bei Dialogen mit Funktionären ich immer wieder festgestellt habe, dass sehr viel möglich ist, aber wie es in den Wald hinein schreit, so kommt das Echo auch heraus. Und was Formulierungen angeht, ist da sicherlich noch enormer Nachholbedarf (siehe oben).
Reaktivator
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Reaktivator »

Ronin hat geschrieben:
Reaktivator hat geschrieben:
  • (...)
  • Und was den Großteil dieser ca. 200.000 nicht im DJB organisierten Judo-Leute betrifft: Da gibt es schon seit vielen, vielen Jahren diverse Angebote seitens des DJB, seiner Landesverbände und deren Mitgliedsvereinen, die z.T. auch dankend und gerne angenommen werden (bis hin z.B. zu vom DJB anerkannten Prüfungen, Lehrgängen, Schulungsmaßnahmen, Stellung von Infrastruktur, Hallen, Matten, Übungsleitern, etc. etc.).
Die Angebote und Möglichkeiten sind jedenfalls da, auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlicher Art und Weise - was man daraus macht, hängt letztendlich von einem selber ab.
Das Größenargument ist allerdings ein Totschlagargument, dass ich jetzt fairerweise auch nicht stehen lassen möchte. frei nach Churchill: woher soll die Masse wissen was klug ist?
Das - freie - Zitat nach Churchill geht fehl - denn "die Masse" dient hier eben nicht als Totschlagargument: Aus meiner o.a. Äußerung geht hervor, daß es eben nicht um eine homogene Masse von ca. 200.000 Leuten geht, die alle das gleiche denken, machen oder wollen - im Gegenteil: Die Interessen sind wohl genau so unterschiedlich wie die Organisationsformen und -strukturen.

Die Zahl verdeutlicht aber sehr wohl den bei uns real existierenden Pluralismus, der ja von einigen in diesem Faden so vehement bestritten wurde.

Die Schlußfolgerung für mich ist eigentlich ganz klar:
  • Wer am "offiziellen" Sportbetrieb teilnehmen will (bis hin zur Möglichkeit der Teilnahme an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen) kann dies - wie ja sehr ausführlich von "tutor!" erläutert - nur über den DOSB und dessen offizielle Mitgliedsverbände, im Judo-Bereich also dem DJB - mit allen Rechten und Pflichten und auch mit allen etwaigen Kompromissen, die man evtl. eingehen muß.
  • Und wer das nicht will, der braucht auch nicht Mitglied in einem entsprechenden Fachverband zu werden - auch über das Für und Wider hiervon ist eigentlich schon mehr als genug geschrieben worden.
Ach ja: Ich selbst habe übrigens nicht mehr das Ziel, am "offiziellen" Sportbetrieb teilzunehmen, bin aber über meinen Verein trotzdem Mitglied im DJB bzw. dem zuständigen Landesverband - und fühlte mich noch nie gegängelt oder behindert, auf der Matte das zu üben, was ich für richtig halte....
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
st.gregor

Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von st.gregor »

Ach ja: Ich selbst habe übrigens nicht mehr das Ziel, am "offiziellen" Sportbetrieb teilzunehmen, bin aber über meinen Verein trotzdem Mitglied im DJB bzw. dem zuständigen Landesverband - und fühlte mich noch nie gegängelt oder behindert, auf der Matte das zu üben, was ich für richtig halte....
Und ich hatte übrigens noch nie das Ziel, am "offiziellen" Sportbetrieb teilzunehmen, bin deshalb mit meinem Verein nicht mehr Mitglied im DJB bzw. dem zuständigen Landesverband - und fühle mich deshalb nicht mehr gegängelt oder behindert, auf der Matte das zu üben, was ich für richtig halte...
Sonderbar, wie doch so gleiche Bedürfnisse zu so unterschiedlichen Ergebnissen führen...
Die Zahl verdeutlicht aber sehr wohl den bei uns real existierenden Pluralismus, der ja von einigen in diesem Faden so vehement bestritten wurde.
Die 200.000 DJB-Angehörigen haben eine Prüfungsordnung, eine Wettkampfordnung, ein relativ (Differenzen zwischen den LFV mal beiseite) homogenes Lehrwesen, einheitliche technische Standards (theoretisch). Klingt nicht sonderlich pluralistisch für mich. Ja, klar, in seinem Verein kann letztlich jeder machen, was er will (oder was er kann), die Frage ist, ob dies geduldet ist als nicht zu verhindern oder gefördert wird als dem Judo im Ganzen dienlich? Die Frage (die niemand stellt) ist doch, ob das Judo vielleicht gewinnen würde, wenn man den vielen - insoweit pflichte ich Reaktivator bei - kleinen Initiativen des "Judolebens" in den Vereinen mehr Aufmerksamkeit schenken würde als den großen Pokalbeschaffern. Nur ist der DJB aufgrund der Struktur des DOSB zunächst dem (leistungs)sportlichen Erfolg verpflichtet, nicht der gestalterischen Vielfalt, nicht der freien Entwicklung. Und bis das geschieht, bleibe ich lieber in meiner Nische und mache Judo wie ich es mag.

Ach übrigens:
Im Vergleich zu diesen ca. 200.000 nicht im DJB organisierten Judo-Leuten sind die Handvoll "st.gregor" (und "xxx xxxxxx"-) Jünger nun doch wirklich eine zu vernachlässigende Größe.
Stimmt. Aber erinnert jetzt doch irgendwie an jene berühmte Sentenz über die Ernährungsgewohnheiten von Fliegen...
Wo hast Du übrigens die Zahl 200.000 her?

Grüße


Stephan
tutor!
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

st.gregor hat geschrieben:Nur ist der DJB aufgrund der Struktur des DOSB zunächst dem (leistungs)sportlichen Erfolg verpflichtet, nicht der gestalterischen Vielfalt, nicht der freien Entwicklung.
Und genau das stimmt so nicht, zumindest nicht in weiten Teilen. Der DOSB ist dem Sport in allen Facetten verpflichtet und gerade nicht auf den "(leistungs)sportlichen Erfolg verpflichtet".

In der internen Aufgabenteilung zwischen DJB und den Landesverbänden hat der DJB die eher leistungssportlichen, die Landesverbände die eher breitensportlichen Aufgaben. Die Kritik, die Du äußerst - und der ich mich in einigen Punkten voll anschließen kann - betreffen primär NICHT die Aufgaben des DJB, sondern die der Landesverbände. Der DJB entwickelt im Breitensport zwar Konzepte, die Landesverbände müssen diese aber noch umsetzen.

Du wirst mir vermutlich entgegenhalten, dass dies für Dich "eine Suppe" sei und Dir egal sei, wo es innerhalb des Systems hakt.

Jedoch ist diese Situation eine Folge verteilter Verantwortlichkeiten und eben einer gerade nicht zentralistischen Machtstruktur. Es ist die Folge von Pluralität innerhalb des DJB-Gefüges - einer Pluralität, die viele Leute für wünschenswert halten. Einer Pluralität, die die Mitarbeiter des DJB manchmal an den Rand der Verzweiflung bringt, wenn sie ohnmächtig zusehen müssen, wo die Defizite in der Umsetzung bei einigen Landesverbänden liegen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
HBt

Die Landesverbände

Beitrag von HBt »

(..)Defizite in der Umsetzung bei einigen Landesverbänden (..)
Ja doch - Und jetzt kommt die Warumfrage: warum ist das so?
tutor!
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Re: Die Landesverbände

Beitrag von tutor! »

HBt hat geschrieben:
(..)Defizite in der Umsetzung bei einigen Landesverbänden (..)
Ja doch - Und jetzt kommt die Warumfrage: warum ist das so?
Darauf gibt es wahrscheinlich mehr Antworten als Landesverbände. In einigen funktioniert es aber recht gut.

Die Qualität der Arbeit in den Vereinen hängt wesentlich von der Qualität der Übungsleiter und Trainer ab. Diese wiederum haben irgendwann selbst Judo gelernt und die Qualität von deren Judo hängt maßgeblich von der Qualität von deren Trainern und Lehrern ab. Kompetenzen kann man nur weitergeben, wenn man sie hat.

Vereine und ihre Trainer müssen im Austausch stehen. Ansonsten kochen Sie im eigenen Saft und die Qualität leidet zwangsläufig auf Dauer, wenn keine Anregungen erfolgen. Ein "Club der Ahnungslosen" wird sich aber auch nicht gegenseitig befruchten können.

Es ist die Aufgabe der Verbände sich als Dienstleister in Sachen Kompetenzerweiterung für die Vereine zu verstehen und zu entwickeln. Sie müssen den Vereinstrainern Hilfen geben, die Qualität der Arbeit in den Vereinen zu entwickeln. Dies geschieht durch Ausbildung, Fortbildung und durch zur Verfügung stellen von (Trainings-)Konzepten. Es ergeben sich allerdings fünf Problemkreise:
  • die Vereinstrainer müssen die Hilfen annehmen und ihre Kompetenzen aktiv weiterentwickeln,
  • die Verbände müssen Zugriff auf ausreichend qualifizierte Referenten haben,
  • die Verbände müssen in ausreichendem Umfang Lehrgänge anbieten können.
Auf einer Umsetzungsebene muss dann noch
  • innerhalb des Vereins eine Änderung der Praxis erfolgen,
  • diese Veränderungen in den Strukturen der Vereine abgesichert werden, damit man nicht wieder in den "alten Trott" zurückfällt.
Selbst die besten Konzepte entfalten keine Wirkung, wenn einer der fünf Punkte - ich nenne sie einfach einmal "Gelingensbedingungen von Qualitätsentwicklung" mangelhaft ausgebildet ist. Ein Verband hat aus meiner Sicht die Aufgabe, die Qualitätsentwicklung seiner Mitglieder zu unterstützen - die Verantwortung für die tatsächliche Umsetzung liegt aber bei den Vereinen.

Jeder muss also in seinem Umfeld schauen, wo es Verbesserungspotentiale gibt - und dann auch etwas tun! Die fünf Punkte mögen als Anregung dienen.
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