Tsuri-goshi

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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judoka50
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von judoka50 »

Was ich mit auflaufen meinte, ist in dem Auszug aus Mifunes Erläuterung der Schritt mit dem linken Fuß. Wenn Du ihn zu weit hinter deinen Rücken ziehst, ist natürlich die Kraft weg. Uke braucht nicht direkt hinter dir stehen. Wie schon geschrieben, aus der Kurzerläuterung kann man natürlich nur kurze Hinweise erwarten. Nachdem ich bemerkt habe, dass die Kurzinfo nicht ausreichend war, habe ich die Ausschnitte nachgeschoben.
Viele Grüße
U d o
HBt

Was denn nun?

Beitrag von HBt »

1)

2)


what's up, Doc

Tsuri-Goshi ist die zweite Technik/Prinzip im 3.Kyo der Gokyo, nach den Koshi-Waza: Uki-Goshi, O-Goshi, Koshi-Guruma, Harai-Goshi, (Koshi-)Uchi-Mata. Warum ist das so? Könnte man nicht einen Pool der Koshi-Waza bilden, also Eindrehtechniken auf beiden Beinen (vgl. Geesink) und den Oberbegriff Koshinage benutzen, wozu dient diese Differenzierung, Kämpferprofil?


Traineau im 1.Beispiel gefällt mir sehr gut, nichts ist schöner als ein Ippon. Hier sieht man deutlich das Tsuri-Goshi eine Ura(Kaeshi)-Waza ist, oder ;)
Das 2. Beispiel finde ich symptomatisch für (..).
tutor!
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Re: Was denn nun?

Beitrag von tutor! »

HBt hat geschrieben:Könnte man nicht einen Pool der Koshi-Waza bilden, also Eindrehtechniken auf beiden Beinen (vgl. Geesink) und den Oberbegriff Koshinage benutzen, wozu dient diese Differenzierung, Kämpferprofil?
Im Grunde ist ja jede Technikbezeichnung "eine Art Obergriff", weil es von jeder Technik Varianten gibt. Damit bekommen wir abermals ein sprachliches Problem, das man mit Begriffen wie "Prinzip" oder "Wurfidee" vielleicht in den Griff bekommen kann - oder auch nicht, wenn man dann erst recht aneinander vorbei redet.

Du wirfst in meinem Kopf eine außerordentlich interessante Frage auf, nämlich die, bis in welche "Verästelungstiefe" von Varianten es einen Sinn macht, diese namentlich zu differenzieren - und im Umkehrschluss: kommen wir nicht auch mit etwas weniger Oberbegriffen aus.

Viele Systematisierungsansätze von Techniken beruhen letztlich auf Antworten, die auf genau auf diese Fragen gegeben werden. Einige Ansätze versuchen außerdem noch zusätzlich, die Situationen, aus denen heraus die Techniken gemacht werden, mit in die Systematik einzubeziehen.

Der Kodokan kennt klassischerweise die Koshi-waza als eine von fünf Gruppen. Man könnte die Koshi-waza z.B. wiederum differenzieren in:
  • Techniken, bei denen Tori mit der Rückseite seiner Hüfte Kontakt zu Uke hat und auf beiden Beinen steht
  • Techniken, bei denen Tori mit der Rückseite seiner Hüfte Kontakt zu Uke hat und auf einem Beinen steht
  • Techniken, bei denen Tori Uke mit der Vorderseite seiner Hüfte anhebt
Diesen "Untergruppen" oder "Zwischengruppen" kann man natürlich auch wieder (japanische?) Namen geben, müsste es wahrscheinlich sogar!

Derlei Ordnungs- und Systematisierungsversuche können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen (alles andere wäre IMHO auch sehr verwunderlich). Ich fürchte, dass die Debatten dann wieder mehr um Namensgebungen kreisen als dass sie einen praktischen Sinn ergäben. Denn unterschiedliches Sprachverständnis führt stets praktisch zwangsläufig dazu, dass man aneinander vorbei redet. Japaner sind übrigens in Bezeichnungsfragen im allgemeinen deutlich entspannter als wir Deutschen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von kastow »

tutor! Verfasst: 10.10.2008, 12:26
Im Grunde ist ja jede Technikbezeichnung "eine Art Obergriff", weil es von jeder Technik Varianten gibt. Damit bekommen wir abermals ein sprachliches Problem, das man mit Begriffen wie "Prinzip" oder "Wurfidee" vielleicht in den Griff bekommen kann - oder auch nicht, wenn man dann erst recht aneinander vorbei redet.
Die "Wurfidee" hängt natürlich auch sehr von der Art ihrer Definition ab. Wenn ich mir die ein oder andere von Weimann in seinem Judobrevier gewiss mit bester Absicht aufgestellte Definition anschaue, bekäme ich doch arge Verständnisprobleme, wenn mir die Technik nicht schon bekannt wäre. (Kann natürlich auch an mir liegen. ;) )
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von tutor! »

kastow hat geschrieben: Die "Wurfidee" hängt natürlich auch sehr von der Art ihrer Definition ab. Wenn ich mir die ein oder andere von Weimann in seinem Judobrevier gewiss mit bester Absicht aufgestellte Definition anschaue, bekäme ich doch arge Verständnisprobleme, wenn mir die Technik nicht schon bekannt wäre. (Kann natürlich auch an mir liegen. ;) )
Sehr guter Hinweis, denn die Wahrnehmung eines geschriebenen Textes hängt in der Tat wesentlich von unserer Vorerfahrung ab. Wir verstehen Texte praktisch immer im Kontext dessen, was wir schon über ein Thema wissen (oder zu wissen glauben), was im Ergebnis auch mit sich bringt, dass Menschen mit unterschiedlichem Vorwissen denselben Text sehr unterschiedlich rezipieren können.
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kastow
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Re: Tsuri-goshi

Beitrag von kastow »

So, ich habe diese Woche reichlich probiert. Meine versprochene Rückmeldung:
Für mich überraschender Weise konnte ich alle Vorschläge (tlws. nach Rückfrage) gut umsetzen (kleine Einschränkung: da ich nicht der größte bin, habe ich den von Fritz vorgeschlagenen Konter in einen Ko-tsuri-goshi gegen einen Koshi-guruma-Angriff umgewandelt, aber das ändert die dahinter stehende Idee wohl nicht wirklich.) Ich denke, das liegt auch den guten und reichlichen theoretischen Erläuterungen. Natürlich habe ich jetzt auch zwei Lieblingsanwendungen, aber da es sich hier endlich wieder beruhigt, behalte ich sie für mich ;)
Also, allen Auskunftgebenden ein großes :danke
Herzliche Grüße,

kastow

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