@tutor!: Natürlich kann man es so sehen wie Du, allerdings gibt es auch noch andere Gesichtspunkte...
"Ruhe und Ordnung" gehen z.B. verloren, wenn:
* Kinder überfordert sind
* Kinder unterfordert sind
* Kinder nicht genau wissen, was sie tun sollen
* wenn es Kindern langweilig ist
* wenn Kinder die besondere Aufmerksamkeit haben wollen.
Ein wichtiger Punkt fehlt, den erfahrene, ältere ÜL/Lehrer/Trainer gern vergessen: Wenn
* Kinder den Übungsleiter nicht respektieren
Das kann viele Ursachen haben: der geliebte alte Trainer ist weg, der Altersunterschied zu gering, der Trainer ist
irgendwie komisch, der Trainer ist noch unerfahren
oder der Trainer ist inkonsequent oder fachlich überfordert - sie merken sowas instinktiv...
Ein weiterer Punkt fehlt auch noch, der mir zusehends immer mehr ins Auge fällt:
* Gedankenlosigkeit bzw. Denkfaulheit
Einem Kind, das aus Langeweile Blödsinn macht, eine Strafe aufzubrummen ist - sorry - das letzte, was richtig sein kann. Die Langeweile muss doch beseitigt werden - durch entsprechende Aufgabenstellungen und Wechsel der Übungsformen
Kinder sind Menschen (oder wollen es werden

), der Vorturner ist auch nur ein Mensch.
Menschen sind mal gut, mal schlecht, mal irgendwie dazwischen drauf.
Manche brauchen länger, um eine Übung zu verstehen, andere langweilen sich schon
bei der Wiederholung der Erklärung (egal ob verstanden oder nicht),
manche haben ihre 10te Wiederholung schon fertig,
während andere gerade an ihrem ersten Versuch basteln - Kleine Frage: Wo steht da meist der Beibringer,
mit wem beschäftigt er sich wohl gerade?
Was sie lernen
müssen, ist, ihre eigene Befindlichkeit (z.B. Langweile, Frust)
auch mal nach hinten zu stellen und im Sinne des Jita-Kyoei die Klappe zu halten...
Das kann und sollte man auch mal erklären, am Anfang oder am Ende vom Training, damit sie wissen,
was die Erwartungen sind.
Eine Sonderübung - "Strafe" würde ich es nicht nennen - ist dann der Weg, ihnen während des Trainings kurz, ohne
viel zu reden, den Sachverhalt nochmal zu verdeutlichen...
tutor! hat geschrieben:Also: ich bekämpfe Unrufe und Unordnung mit kleinen Strafen und werde feststellen, dass ich sie im Gegenteil noch verstärke - es sei denn, die Strafe tut weh. Aber sind davon die Übungen dem Kind angemessener? Ist das Training dadurch interessanter? Nein, es wird lediglich Ausweichverhalten von Kindern unterdrückt - das ist aber auch schon alles! Die Trainingsqualität bleibt wie sie ist.
Dieser Ermahnungen/"Strafen" sollen nicht weh tun
(abgesehen davon, daß das Arbeiten mit Schmerzreizen in unserem Kulturkreis
mittlerweile verpönt ist, evt. sogar aus gutem Grund

)
- sie müssen anstrengend sein!
Irgendwie ist ab einer gewissen Grund-Belastung nahezu jeder daran interessiert,
ökonomisch mit seinen Kräften umzugehen, ergo wird er versuchen, unnötige Belastungen zu vermeiden.
Dazu ist natürlich nötig, eine Grundbelastung im Training zu erzeugen, die
a) die Energieeffizienz einschaltet, aber
b) die Schwächeren der Gruppe noch nicht überfordert und
c) sie dankbar für Pausen (zwecks Erklärungen usw.) werden läßt

Ein weitere Effekt von Sonderübungen ist, daß der betreffende Übling für die Dauer der Übung vom restlichen
Geschehen abgekoppelt ist, aber in der Regel unter Beobachtung der Gruppe steht, das kitzelt an der Ehre, da will man
nicht als Weichei dastehen... Üblingen, die ihre Begeisterung über die Sonderübungen andere Ausdruck geben, läßt man
natürlich am Vergnügen direkt teilnehmen...
Dann gibt es auch noch welche, die ernsthaft freiwillig mitmachen wollen, warum nicht...
* nicht anonym ermahnen ("ihr sollt ruhig sein") --> beim Namen nennen
Wenn schon denn schon, dann heißt es laut und deutlich "RUHE!", wenn es mehr als ein, zwei Üblinge sind, die quatschen.
Da fällt mir noch ein Punkt ein, der heutzutage beobachtbar ist:
* "Soziale" Abkopplung (der einzelne Übling erkennt sich als Einzel-Individuum nicht als Adressat von Regeln bzw.
Aufforderungen, die an die Gemeinschaft gerichtet sind usw.)
* keine Pauschalisierung oder "Sippenhaft" --> ist IMMER ungerecht
Hier muß ich Dir widersprechen, ich weiß aber, daß es ein Thema ist, welches mit Fingerspitzengefühl gehandhabt werden
sollte.
Meiner Meinung nach kann u. muß "die Gruppe" einwirken auf den Einzelnen.
Wenn sie das nicht tut, sondern evt. noch unterschwellig Fehlverhalten toleriert oder gar fördert, dann ist eine
"Sonderübung" mit der gesamten Gruppe nicht ungerecht, sondern weist sie darauf hin, daß etwas nicht so läuft, wie
es sollte.
Damit eine Gruppe als Gruppe "funktioniert", muß aber erstmal das Bewußtsein
in unseren kleine Einzelkämpfern, Individualisten, "ganz besonderen Kindern" usw. geweckt werden, zu einer,
zu dieser Gruppe zu gehören - und zwar in guten, wie auch in schlechten Zeiten -
Sonderübungen stehen dann trainingsmäßig beispielhaft für "schlechte Zeiten"
Stellt man dann die gesamte Gruppe noch gelegentlich vor Herausforderungen, die die Einzelnen so nicht anderswo
erfahren, dann schweißt es die Gruppe fester zusammen und es kommt ein gewisser "Stolz" dazu, Teil der Gruppe zu sein.
Derartige Trainingsgruppen achten dann recht gut auf ihre "Querschläger",
eine Ermahnung "Jetzt hör endlich mit dem Quatsch auf" oder "Hey wir sollen antreten, macht schnell" funktioniert meiner
Erfahrung nach effektiver, als wenn der ÜL jemanden ermahnen oder "antreiben" muß o.ä.
Auch Neulinge werden effektiver in die Gruppe eingebunden, da ihnen von den "alteingesessenen" Gruppenmitgliedern
ganz schnell die Regeln vermittelt werden. Das spart dem ÜL Zeit und Nerven, er muß halt nur drauf achten, daß
sich die Gruppendynamik nicht in eine ungesunde oder schädliche Richtung entwickelt...
Individuelle Sonderübungen lassen sich immer gut mit "Freiwilligkeit" begründen

:
Wer sich nicht ausgelastet fühlt, soll etwas reden oder albern um sich bemerkbar zu machen und bekommt dann
individuelle Übungen... Ach Du willst lieber Fußtritte üben? (bei einem, der nach anderen aus mehr oder weniger Spaß tritt), kein
Problem: Hier steht die Hochspringmatte, hier stellst du dich hin, so geht der Tritt richtig und nun übe, wenn Du fünfzig
fertig hast, dann übe mit dem anderen Bein...

Gruppen-Sonderübungen bei allgemeiner Unruhe, da sage ich es ihnen gelegentlich so an: Leute, ihr erwartet von _mir_ als
Trainer, daß ich mir tolles Training für _euch_ ausdenke, allerdings kann ich mich bei _eurer_ Unruhe schlecht konzentrieren und da fallen mir dann leider immer doch nur Liegestütze ein..
Das bezieht sich natürlich alles nur auf Üblinge, die schon ein gewisses Bewußtsein und Denkvermögen mitbringen und
aus eigener Entscheidung beim Judo sind, bei Kleinkindergruppen funktioniert es so nicht...
Folgende Verhaltensweisen als ÜL helfen meistens:
* klare Ansagen - vielleicht das Schwierigste an dem "Job"
* immer die ganze Gruppe beobachten
* sich nicht zu lange mit Einzelnen befassen
* auch den entfernt Übenden zeigen, dass man sie im Blick hat (z.B. loben auch wenn man über die ganze Matte rufen muss)
Weitere Punkte:
* Konsequenz - was angedroht/angekündigt wurde, muß auch im Wesentlichen so eintreten. In Dogmatismus sollte
dabei aber nicht verfallen werden...
* Bei Regeln / Verhaltensweisen auch das Warum mit erläutern.
* Klarmachen, daß alles, was auf der Matte geschieht, Teil des "Spiels" ist und ein lauter Ruf/eine Kritik/eine drastische Bemerkung/oder Sonderübungen usw.
nicht gegen die Person als Mensch an sich geht, sondern unter gleichen Umständen auch jeden anderen "treffen" könnte...
* Ehrlichkeit, wenn etwas Mist ist, muß es auch angesprochen werden.
Und ganz trivial:
* für ausreichend Platz auf der Matte sorgen (also genug Matten aufbauen lassen und/oder die Gruppe entsprechend anzuordnen, daß durch Ordnung ein gewisses "Platzgefühl" entsteht und "Durcheinander" unterbunden ist)