Gewichtsklassen bei Kindern

[JUDOPAPA]

Hallo,

ich komme aus der Nähe von Trier.
Meine 11-jährige Tochter macht seit März diesen Jahres Judo. Sie bringt sehr viel Talent und Spass mit.
Allerdings hat Sie folgendes Problem: Sie ist etwas klein geraten ca. 128cm und nur 25KG.
Sie ist nicht untergewichtig, ganz im Gegenteil, sie ist ein richtiger "Draht" gut proportioniert und eigentlich auch durchtrainiert.
Jetzt ist es so, dass Sie gleichgewichtige Jungs und Mädels im Kampf immer besiegt, die Gegner sind nahezu chancenlos, allerdings muss Sie ja im Wettkampf gegen Gleichaltrige kämpfen, oder ?
Die Gleichaltrigen also in diesem Fall U14 sind aber meistens körperlich überlegen. Wie verhält sich diese Thematik im Wettkampf, ist es überhaupt der richtige Sport ??
Ich würde mich echt freuen, wenn ich hier Hilfe bekommen könnte.

[Jobi]

Hallo Judopapa,

Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen. Ich gehe davon aus, daß der Verein, in dem Deine Tochter trainiert, einem Verband angeschlossen ist, der Sportjudowettkämpfe organisiert (Deutscher Judobund). In diesem Fall kann Deine Tochter erst nach ablegen des 7. Kyu (gelber Gürtel) in der U14 an Wettkämpfen teilnehmen. Deine Tochter wird dann in der Gewichtsklasse antreten, der sie nach dem Wiegen zugeordnet wird. Damit werden körperliche Vor- und Nachteile im Wettkampf relativiert.

MfG
Jobi

[Jano]

Hallo auch von mir,

ob Judo der richtige Sport für deine Tochter ist, sollte nicht von Wettkampfergebnissen oder Größe/Gewicht deiner Tochter abhängen, sondern einzig und allein davon, ob deine Tochter Spaß am Judo hat.
Ich persönlich halte es auch nicht für sinnvoll (unabhängig vom Alter) jemanden nach einem halben Jahr Judo schon auf Wettkämpfen starten zu lassen.

Aber unabhängig davon noch ein paar generelle Infos:
Dein Töchterchen würde in der U14 sicherlich in der niedrigsten Gewichtsklasse starten und somit nicht auf sehr viel schwerere Gegnerinnen treffen. In den Altersklassen für Kinder ist es auch in den meisten Fällen so, dass die niedrigen Gewichtsklassen von den Jüngsten der Altersklasse besetzt sind, also denjenigen, die in diesem Jahr eine Altersklasse hochgerutscht sind.
Das ist natürlich keine Garantie, dass sie nicht auf eine ältere Gegnerin treffen könnte. Aber zu lernen, mit Niederlagen umzugehen und zu akzeptieren, dass andere besser waren, ist auch eine wichtige Lektion, die man so durch Judo lernen kann.

Die Kinder lernen das allerdings nicht, wenn sie zu früh und zu unvorbereitet auf Turniere geschickt werden und dort chancenlos untergehen. Dann macht Judo keinen Spaß.
Ich persönlich finde ein halbes Jahr beim Judo zu wenig, um über Turnierteilnahmen nachzudenken. Wenn es dann aber doch mal soweit sein sollte, ist es wichtig, dass du keine Ergebnisse und Form von Platzierung XY erwartest. Fehler müssen erlaubt sein, verlieren muss erlaubt sein. Es ist für die Kinder schon eine sehr große Leistung, wenn sie sich der Herausforderung Wettkampf stellen und den Mut aufbringen, auf die Matte zu gehen. Dafür habe sie immer Lob und Anerkennung verdient, völlig unabhängig vom Ergebnis. Wenn du deiner Tochter vermittelst, dass du stolz auf sie bist, auch wenn mal alles schief läuft, sind für die Kleinen auch Niederlagen zu verkraften.

[JUDOPAPA]

Hallo und guten Tag.

Also erstmal vielen Dank für eure Antworten.

Sollte ich hier den Eindruck erweckt haben, dass ich meine Tochter unter Druck zum Judo schicke, ist das falsch rübergekommen.
Ich will lediglich sicherstellen, ob sie überhaupt eine Chance hat, auch mal einen Kampf zu gewinnen. Weil, Erfolg im Sport gehört doch auch dazu.
Und wenn Sie später mal zu Wettkämpfen fährt, soll Sie nicht die Lust verlieren, weil Sie immer chancenlos dasteht.

Ich möchte mich nochmals bedanken bei euch und wäre euch für weitere Tipps evtl. dankbar.

z.B. - was kann ich tun um Sie zu fördern ???
- woran erkenne ich ein gutes Training ??? u.s.w.

Nochmals Danke

Gruss Volki

[Fritz]

Weil, Erfolg im Sport gehört doch auch dazu.

Nun gibt es im Judo eine Vielzahl Möglichkeiten "Erfolg" zu haben.
Ein gewonnener (Wett-)Kampf ist nur eine davon.

Ich will lediglich sicherstellen, ob sie überhaupt eine Chance hat,

Eine Chance hat jeder, fleißiges Trainieren vorausgesetzt.

- woran erkenne ich ein gutes Training

Das ist in der Tat für einen Laien schwierig zu beurteilen. Vielleicht nur so viel:

1.) Das Kind lernt was,
2.) Das Kind fühlt sich wohl, weil:
3.) Es herrscht ein gesundes Miteinander in der Trainingsgruppe,
4.) Der Übungsleiter/Trainer/Lehrer nimmt sich Zeit auch Fragen fundiert zu beantworten und
bevorzugt / benachteiligt niemanden in der Gruppe bewußt (Vorsicht: Je nach Gürtelfarbe werden
die Übling durchaus schon unterschiedlich behandelt)
5.) Das Training ist abwechslungsreich, ohne einen gewissen "roten Faden" zu verlieren,
6.) Es wird nicht mit den Wettkämpfen übertrieben, es wird nicht mit Gürtel-Prüfungen übertrieben,
7.) Die Übungsleiter/Trainer/Lehrer sind zuverlässig, d.h. das Training fällt nur sehr, sehr selten aus,
Absprachen werden eingehalten usw. ...
8.) Es wird auf die Einhaltung einer gewissen Etikette geachtet.

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit ... )

z.B. - was kann ich tun um Sie zu fördern ???

Ermögliche ihr eine regelmäßige Trainingsteilnahme, achte auf regelmäßige Trainingsteilnahme,
ermögliche ihr auch die Teilnahme am restlichen Vereinsleben,
laß Dir vom Training erzählen, zeige dabei ehrliches Interesse, laß Dir ruhig
etwas zeigen
Mach ihr keinen Druck wegen Wettkämpfen u. Prüfungen.
Achte darauf, daß sie ihre schulischen Aufgaben auf die Reihe bekommt, nichts ist so frustrierend, wie
wegen Hausaufgaben / für die Arbeit lernen usw. nicht zum Training kommen zu können.
Rege sie an, daß sie sich auch außerhalb des Trainings mit Judo-Themen beschäftigt, aber zwinge sie
zu nichts...

[JUDOPAPA]

Hallo,

danke für eure Beiträge.

Das was ihr vorgeschlagen habt bzw. geraten habt trifft schon alles zu;

- sie bekommt regelmäßiges Training
- sie interessiert sich auch vor und nach dem Training für Judo... z.B. jetzt bei der Olympia.. hat sich allerdings beschwert, daß so wenig übertragen wurde...

aber...


Wie oft sollte in der Woche Judo-Training sein ???

Gruß Volki

[Lin Chung]

2 -3 mal mit einigen Tagen Abstand in der Woche.

Weil, Erfolg im Sport gehört doch auch dazu.

...wenn man das als Ziel sieht, dann kann es schon bei Misserfolge mit der Lust vorbei sein.
Der Spass am Sport sollte das Wichtigste sein und nicht das verbissene Gewinnenmüssen.
Alles andere ergibt sich dann von selbst.

[judoka50]

Wie oft sollte in der Woche Judo-Training sein ???

Wie sie möchte..... Da kann dann auch mal ein Tag ausfallen, weil sie sich mit der Freundin treffen möchte.
Dadurch sollte sie allerdings merken, dass sie den Erfolg, dazu gehören auch Prüfungen oder Erfolge beim Training oder bei Turnieren durch eigene Einteilung ein wenig steuern kann. Sie wird dann in ein zwei Jahren selbst entscheiden, was für sie wichtig ist. Anders herum wäre meine Frage - wie viele Tage in der Woche hat sie tatsächlich "frei", d. h. wo nichts ansteht. Weder Sport, noch Musikschule, noch andere Verpflichtungen. Wenn da mindestens ein Tag übrig bleibt, an dem sie "irgendetwas" machen kann, dann kann man auch 2 Termine Judo einplanen.

[JUDOPAPA]

Hallo,

also Sie hat nur einmal in der Woche Training und hat sonst garnichts mit Verpflichtungen.

Sie will auch sonst nichts... allerdings glaube ich schon dass Sie sich freuen würde über einen 2. Trainingstermin.

[Jobi]

Hallo Judopapa,
Für die ersten 12-18 Monate reicht 1x pro Woche.
Das aller wichtigste für die Kinder ist es, daß das Judotraining wirklich Spaß macht, man sollte als Eltern nichts überstürzen, alles langsam angehen lassen und nicht zu ehrgeizig werden.
Judo ist eigentlich, wenn man den Sinn richtig verstanden hat, lebenslang zu betreiben, da kommt es nicht darauf an, ob man zum Anfang nach 6 oder 16 Monaten 2x in der Woche trainiert. Das wichtigste ist, daß man über Jahrzehnte dabei bleibt und Freude daran hat.

MfG
Jobi

[Fritz]

Für die ersten 12-18 Monate reicht 1x pro Woche.

Für die U14? Auf keinen Fall.
Da sind 2x eigentlich zu wenig. Optimal wäre einen Tag Training, einen Tag Pause...
Mit 1x die Woche kommt vielleicht ein Erwachsener aus, der schon jahrelang
Judo trainiert hat und nicht "komplett" rauskommen will.
Aber bei Kindern? Wenn ich sehe, wie gut die von Woche zu Woche "vergessen",
dann ist 1x quasi Betrug...

Da kann dann auch mal ein Tag ausfallen, weil sie sich mit der Freundin treffen möchte.

Wenn jemand 2-3mal die Woche trainiert und kann dann mal aus wichtigem Grund nicht zum Training
erscheinen, dann ist das akzeptierbar.
Aber "mit der Freundin treffen" ist kein wichtiger Grund.
Wichtige Gründe sind Krankheit, Unglücksfälle in der Familie, auch _mal_ die Vorbereitung auf eine
wichtige Arbeit bzw. Prüfung, Klassenfahrten o.ä. - aber prinzipiell alles,
worauf der Übling selbst Einfluß hat, kann so gelegt werden, daß es mit dem Training nicht kollidiert.
Das kann auch eine Elfjährige begreifen... Entweder man lernt Judo oder man lernt es nicht.
Der ÜL / Trainer / Lehrer kann ja auch nicht so einfach sich mal mit nem Kumpel treffen, wenn
grad Training ist...

[Jobi]

Hallo Fritz,
wieso "U14 nicht!" ?
Was hat das mit dem Alter zu tun?
Wenn man mit 10, 11 Jahren Judo beginnt, ist das IMHO nichts anderes, als ob man mit 7, 8 Jahren beginnt. Da müssen erst mal Grundlagen geschaffen werden, bevor man mit dem eigentlichen Judotraining beginnen kann. Mit dem Alter hat das nichts zu tun, ob 8 oder 11 Jahre, Anfänger ist Anfänger.

MfG
Jobi

[Fritz]

@Jobi: Prinzipiell hast Du recht. Auch für 6-8jährige ist eigentlich 1x Training in der Woche
zu wenig. Nur kommen die meistens "fremdbestimmt" zum Training
(weil Judo ja so gut für Kinder ist ).
Und wenn sie dann zum "Reinschnuppern" nur einmal die Woche da sind, ok, sei es drum...
Da geht es auch hauptsächlich ums Bewegen, wo, wie und was ist meist egal...

Aber bei 10,11jährigen, da ist es schon eine eigene bewußte Entscheidung und dann ist es
Verschwendung von "Lebenszeit guter Lernfähigkeit", wenn diese nur 1-mal trainieren...
Die wollen in der Regel dann schon Judo lernen und nicht nur "sich bewegen" - das könnten
sie auch anderswo...
In einer Woche vergessen sie halt mehr, als sie an einem Trainingstag lernen können
- was sie durchaus auch selbst merken...
Und diese Mißerfolge muß man ihnen nicht bewußt organisieren...

[Jobi]

Ja Fritz,
sogesehen ist´s auch wieder richtig. Entscheidend ist, daß die Kinder Freude am Judo haben.
Alles andere ist erstmal nebensächlich.


MfG
Jobi

[Trini]

Hallo Judopapa, hier ist eine Judomama.

Mein Elfjähriger ist jetzt das zweite Jahr im Wettkampf"geschäft".

Ich würde bei Deiner Tochter eher die Erfahrung als "Risiko" sehen, denn das möglicherweise sehr geringe Gewicht in der (untersten) Gewichtsklasse bis 30 kg.

Bei meinem Achtjährigen steht nach zwei Jahren Training übrigens bald die Gelbgurtprüfung an.
Dass er so "spät" dran ist, hat was mit Terminen, Mindestalter und Wartezeiten zu tun.

Trini

[Niedersachsenjudoka]

Bei meinem Achtjährigen steht nach zwei Jahren Training übrigens bald die Gelbgurtprüfung an.
Dass er so "spät" dran ist, hat was mit Terminen, Mindestalter und Wartezeiten zu tun.

Stimmt doch gar nicht?
Mit frühstens 7 Jahren (am Prüfungstag) Prüfung zum weiß-gelben, dann mindestens ein halbes Jahr Vorbereitungszeit Prüfung zum gelben Gürtel (Mindestalter 8 (in dem Prüfungsjahr) werden).

[Syniad]

Was Niedersachsenjudoka hier ein wenig unglücklich formuliert hat: Dein Kleiner ist kein bisschen spät dran.
Ich habe übrigens auch zwei Jahre bis gelb gebraucht (mit 25/27) - bei mir hatte es allerdings mit Verletzungen zu tun. So wichtig ist das ja nun auch nicht...

Viele Grüße,
Sonja

[Trax]

(...) hat was mit Terminen, (...)

Stimmt doch gar nicht?
Mit frühstens 7 Jahren (am Prüfungstag) Prüfung zum weiß-gelben, dann mindestens ein halbes Jahr Vorbereitungszeit Prüfung zum gelben Gürtel (Mindestalter 8 (in dem Prüfungsjahr) werden).

Du hast vergessen daran zu denken, daß in etlichen Vereinen nur einmal pro Jahr zentral eine Prüfung durchgeführt wird. Da sind zwei Jahre schon möglich bis zum gelben Gürtel. Außerdem ist die Gürtelfarbe doch weitgehend egal, wichtig ist doch was man kann, oder

Tobias

---
edit: Sonja war schneller

[Trini]

Ist schon klar, dass Klein-Sohni eigentlich früh dran ist.
Für ihn ist es nur frustrierend, wenn Kinder, die später angefangen haben, an ihm vorbei ziehen, weil eben das Alter mit zählt.
Und ... langsam ist es ihm in der Anfängergruppe auch sehr langweilig.

Noch ein "Trost" an den Judopapa.
Zu unserer Bezirksmeisterschaft wäre seine Tochter kampflos Siegerin geworden. Die Gewichtsklasse bis 30 kg war unbesetzt.

Trini

[Syniad]

Ist das ein Trost? Ich war als Kind ja nur bei Jugendreiterwettbewerben (= immer 7-9 in der gleichen Abteilung in meinem Jahrgang) und kann das daher nicht so recht beurteilen, aber zu einem Turnier zu fahren, ohne starten zu dürfen, stelle ich mir schön blöd vor (für ein Kind, aber auch für einen Erwachsenen).