Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
Wlad
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Wlad »

judoka50 hat geschrieben:Dann bist Du ein wenig falsch ausgebildet worden. Bodenkampf ist nicht Verteidigung durch einigeln oder "dicht" machen.
Bodenkampf lebt vom "eigenen Angriff" und das geht nicht auf dem Bauch liegend oder in der Bank. Das ist ein Zeichen von fehlenden Angriffstechniken im Boden. Man sollte seinen Schülern auch nicht beibringen, sich nach einem missglückten Wurf, ob von Uke oder Tori, auf den Bauch zu drehen und dicht zu machen. Ganz im Gegenteil, auf den Rücken und die Situation im Boden zum Angriff nutzen. Darum lernen wir als Judoka auch Rückwärts fallen "mit Liegenbleiben", bzw. auch bei anderen Fallübungen, im Gegensatz zur SV, wo man nach der Fallschule bis in den Stand weiterrollt.
Die Frage ist nur, wer bildet heutzutage so aus? Sicher gibt es noch vereinzelt hier und da gute Leute aber durch die, in meinen Augen sehr bescheidene und immer schlimmer werdende, Wettkampfordnung, verarmt das Judo mehr und mehr.
Jano
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Jano »

@ Wlad:
Was ist denn schon wieder schlimmer geworden an der Wettkampfregel? Falls du jetzt wieder die Sache, dass "kaum noch Boden zugelassen und sehr schnell abgebrochen wird, weil es attraktiver für den Zuschauer sein soll" meinst: Das ist nun wirklich seit zig Jahren nicht mehr so.

Vielleicht als kleines Beispiel dafür, was mit dem Regelwerk möglich ist, wenn sich die Kämpfer darauf einlassen:
Ich durfte dieses Jahr in der Landesliga Frauen einem Kampf beiwohnen, bei welchem über dreieinhalb von fünf Minuten Kampfzeit am Boden geführt wurden. Da ich das Ganze gefilmt habe, kann ich es auch noch genauer sagen: 216 Sekunden Ne-waza (42 + 19 + 111 + 44). Inklusive - um nicht total vom Thema abzukommen - 4 Mal Oase-komi + 4 Mal Befreiung.

Und ob ich meinen Schülern erkläre / zeige, wieso die eigene Bank oder Bauchlage ungünstige Positionen sind, hängt für mich eher nicht von den Wettkampfregeln ab. Das sind schlicht und einfach Grundlagen, die unabhängig davon gelten, wieviel am Boden zugelassen bzw. wie lange laufen gelassen wird.
HBt

Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von HBt »

Hallo Wlad,
ich stimme Dir zu: unser Judo verarmt nicht nur, es ist (mit Verlaub) mittlerweile ziemlich bescheiden geworden und öfter auch
nur noch dümmliches Gekloppe (ohne Sinn u. Verstand) - ein permanetes Ärgernis.

Zum Ausbilden:
1) Bei "den vielen Ablenkungen (entertainment)", die man/frau konsumieren kann und soll, ist die Ausbildung nahezu unmöglich geworden. :evil:
2) Selbstverständlich werden Angriffe gegen die Banklage trainiert, deshalb muß man sie ja nicht unbedingt einnehmen.
8)
3) zu mehr als in unserer PO-Minimalanforderung verankert... komme ich selten!
:crybaby

--

Hallo Jano,
wie ist denn die jeweilige Bodensituation entstanden, Stand-Boden-ÜG?
Zuletzt geändert von Fritz am 31.07.2008, 14:10, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: 2 Beiträge vereint
Jano
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Jano »

@HBt:
Da es eher selten vorkommt, dass Wettkämpfe im Judo direkt am Boden begonnen werden, können die Situationen ja logischerweise nur aus dem Übergang Stand-Boden entstanden sein. Missglückte bzw. teilweise erfolgreiche Angriffe mit Wurftechniken wurden am Boden weitergeführt, ganz einfach.

Konkrete Beispiele aus diesem Kampf:
Angriff mir Sasae --> Gegerin fällt auf den Bauch.
Angriff mit Kombination O-uchi-gari / Uchi-mata --> Gegnerin fällt auf die Seite.
Eine Kämpferin gerät durch den eigenen Angriff mit Ippon-seoi-nage (tief) in Unterlage.
usw.

Aber vielleicht magst du uns ja mal etwas genauer erklären, wo unser Judo verarmt, wo es (konkret) nur noch dümmliches Gekloppe sein soll.
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Hofi
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Hofi »

Hi!
Wenn das Judo verarmt sein sollte und bescheiden wäre, liegt das nicht an der Wettkampfordnung oder der PO, es liegt an den Trainern. Sehe ich aber eigentlich nicht so, auch wenn sich einiges verbessern ließe, aber auch da sind zunächst die Trainer gefragt.
Bis dann
Hofi
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Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
HBt

Kein Ippon?

Beitrag von HBt »

Jano hat geschrieben:@HBt:
Da es eher selten vorkommt, dass Wettkämpfe im Judo direkt am Boden begonnen werden, können die Situationen ja logischerweise nur aus dem Übergang Stand-Boden entstanden sein. Missglückte bzw. teilweise erfolgreiche Angriffe mit Wurftechniken wurden am Boden weitergeführt, ganz einfach.

Ach was!


Konkrete Beispiele aus diesem Kampf:
Angriff mir Sasae --> Gegerin fällt auf den Bauch.
Angriff mit Kombination O-uchi-gari / Uchi-mata --> Gegnerin fällt auf die Seite.
Eine Kämpferin gerät durch den eigenen Angriff mit Ippon-seoi-nage (tief) in Unterlage.
usw.

Meine Provokation zielte auf eben die konkrete Situation, bzw. deren Analyse ab.
Danke, hier ist sie ja.

Aber vielleicht magst du uns ja mal etwas genauer erklären, wo unser Judo verarmt, wo es (konkret) nur noch dümmliches Gekloppe sein soll.
Nein, mag ich jetzt nicht, ist alles eine Glaubens, Geschmacks- oder Definitionsfrage: was ist Judo, usw.
tom herold
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von tom herold »

@Jano: die Frage, "wo" denn "das Jûdô" verarmt sein soll, meinst du nicht wirklich ernst, oder?
Falls doch: im Wettkampf sind nur etwa 5 % aller dem Jûdô zugehörigen Techniken erlaubt. Glaub es oder nicht.
Frage beantwortet?

Etwas OT:
Zu deiner Bemerkung, daß auch ein Sportjudoka im Falle eines Falles wüßte, was zu tun sei, kann ich nur sagen, daß es sich da um Wunschdenken handelt.
Ich kenne dich nicht, ich weiß nicht, wie oft du schon ernsthaft (!) kämpfen mußtest. Deinen Äußerungen entnehme ich, daß es noch nicht sehr oft der Fall gewesen sein kann. (Ich spreche von ERNSTHAFTEN KÄMPFEN, nicht von Schubsereien mit frustrierten Normalbürgern!).
Ich empfehle da, als Test einen Runde mit den "Fans der 3. Halbzeit" zu drehen. Mal sehen, was du dann so sagst ...
Man kann nur das, was man übt. Man kann nur das, was man REGELMÄSSIG übt.
Wie oft arbeitest du in der Woche am Sandsack? Damit meine ich nicht, daß du dreimal draufhaust. Ich spreche von ganzen Trainingseinheiten.
Wie oft gehst du ins Vollkontakt-Sparring? Ich meine damit Sparring, in dem so ziemlich alles erlaubt ist. Ich meine auch Vollkontakt-Sparring, in dem man sich zwei Gegnern stellt. Ich meine Sparring, in welchem man sich die Stöckchen um die Ohren haut, wie das die Dog Brothers tun.
Wie oft hast du Gelegenheit, deine vermuteten oder tatsächlichen Fähigkeiten im Kampf einzusetzen? Wie oft gehst du in ernsthafte Kämpfe?
Ich persönlich finde deine Aussage, du wüßtest im Falle eines Falles, was zu tun ist, ziemlich obsolet.

Zurück zum Thema:
Ich wiederhole es - Haltegriffe sind nur im Sport Selbstzweck. Und selbst dort ist es ziemlich einfach, aus den Dingern rauszukommen. Man muß nur wissen, wie.
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Fritz
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Fritz »

@Hofi:
Das ist ein "Teufelskreis",
der in unzureichender Trainingszeit und dem wirtschaftlichen Druck der Verein/Schulen,
genügend Mitglieder haben zu müssen, begründet liegt:

Dann wird halt erstmal das geübt, was unmittelbar für den Wettkampf nützlich ist,
denn macht man das nicht, dann bekommen sie eins auf die Mütze, sobald sie wettkämpfen,
passiert das oft genug, dann verlieren sie komplett die Lust oder wechseln "nur" den Verein...

Mehr Training wäre die Lösung - aber in der Regel gibt es da handfeste Gründe, die es verhindern
(Verfügbarkeit von Hallenzeiten, Übungsleitern usw.) Und selbst wenn genug von alldem da wäre,
heißt es ja noch lange nicht, daß die Üblinge auch alle Trainingsmöglichkeiten wahrnehmen möchten...
- gibt ja in der Regel mittlerweile zuviel weitere Ablenkung in der jeweiligen Stadt...
Auf solche Üblinge kann/will man in der Regel aber trotzdem nicht verzichten, solange sie brav ihren Beitrag
zahlen, denn die Trainingszeiten, ÜL usw. wollen ja auch meist
irgendwie bezahlt bzw. "entschädigt" werden.

Und es potenziert sich ja noch: Da die PO drauf angelegt ist, möglichst problemlos und schnell
zum Braungurt zu kommen, dieser aber den Zutritt zur ÜL-Ausbildung u. Kampfrichterei ebnet, kommt
man in den Genuß, mitunter Leute mit relativ "flachem" Judowissen an entscheidenden Stellen auf
den Matten zu sehen...

Ich behaupte mal, der Kari von Janos Beispiel gehörte zu denen, die etwas mehr Wissen und Erfahrungen mitbringen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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judoka50
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von judoka50 »

@HBt -
) zu mehr als in unserer PO-Minimalanforderung verankert... komme ich selten!
Aus diesem Zitat, wie auch Deinen Äußerungen vorab, gibst Du Dir doch anscheinend selber schon die Antwort. "komme ich selten", daraus vermute ich, dass Du als ÜL tätig bist und, aus welchen Gründen auch immer; keine Zeit hast, Dinge weiter zu geben.
Also liegt es doch an Dir, wenn irgendetwas dadurch verarmt, indem es nicht ausreichend oder richtig gelehrt wird.
Die PO des DJB, sowie der Judosport im Allgemeinen bietet Dir Ausbildungsmöglichkeiten über Jahre, bis hin zur Prüfung für den 5. Dan. Reicht das nicht aus, kannst Du Dich, wie Tom es tut, darüber hinaus mit den Hintergründen und dem "ursprünglichen" Judo ebenfalls befassen. Dies gibt Dir weiteren Stoff für Jahre......
Allerdings solltest Du dann erst einmal die Grundzüge unterrichten und dazu gehört definitiv ein ordentlicher Bodenkampf, Bodenrandori usw.
Viele Grüße
U d o
HBt

Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von HBt »

Hallo Fritz,
ebenda. Die Angebote sind da, teilweise wissen (oder fragen nach) das die Eltern/Aktive scheinbar nicht
oder wollen nicht.

Wenn wir (ÜL/TR) einmal ehrlich sind, wird in der Regel (ich verallgemeine absichtlich einmal in der Breite!) im u11/u14-Bereich
nur noch zweimal im Monat geübt, d.h. wir fangen jedesmal bei Null wieder an.
Das kann so nix werden, doch der nächste Kyu-Grad muß vor "den Ferien noch schnell her", das kennen wir doch alle. Selbst bei den (uns) Senioren ist vielfach ein regelmäßiges, sinnvolles Training nicht immer möglich. Auch hier wieder: warum auch immer.
Nur was soll ich (oder ein Landestrainer im Nachwuchsbereich) jetzt lehren/ausbilden; reicht es schon wenn wir nicht jedesmal das Wurfprinzip (und die Unterschiede zum O-goshi, Koshi-guruma, Harai-goshi, Hane-goshi, Tsurikomi-goshi) des Uki-goshi wieder neu einlernen müssen oder grundsätzliche Bewegungsmuster in der Bodenlage (z.B. befreien aus Kesa-/Yoko-shiho-gatame) demonstrieren und uns mit großen Augen ...

@Udo,
ich sprach nur über meinen Eindruck als ÜL/Tr, der eben sehr stark eingefärbt ist und das damit verbundene Anspruchsdenken.
Die notwendige Zeit für mich und andere habe ich selbstverständlich. Nicht nur Udo, Tom, Helge (nur ein Beispiel) sondern jeder Judoka ist verpflichtet sich in vollem Umfang mit "unserer Materie", ein Leben lang auseinanderzusetzen, u.a. lesen, lesen, lesen.
z.B. Mind over Muscle (nichts von dem was ich meine zu sehen, spiegelt sich hier wider, auch ist kein Hinweis auf olympisches Sportjudo zufinden, im Gegenteil: wir handeln gegen alles was Kano mit "den Prinzipien" ausdrücken wollte)
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Hofi
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Hofi »

@ HBt:
Wer nur zweimal im Monat trainiert, macht zumindest bei mir nicht noch schnell vor den Ferien Prüfung. Da dauerts es halt dann schon mal 2 Jahre (wenn er denn so lange durchhält).
Es stimmt zwar, dass die Sachen, die nicht für PO oder Wettkampf benötigt werden, seltener trainiert werden, aber ich frage mich auch, ob ein U11er unbedingt schon z.B. Atemi-waza machen muss (ok ein paar durften letztes Training die Tandoku-renshu-Sachen aus der Seiryoku machen). Das sind halt die Sachen, die ich dann in den Ferien oder kurz vorher, wenn Prüfung und Wettkampf abgeschlossen sind mache bzw. inzwischen anfange zu machen.
Bis dann
Hofi
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Fritz
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Re: Befreiungen am Boden

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:aber ich frage mich auch, ob ein U11er unbedingt schon z.B. Atemi-waza machen muss (ok ein paar durften letztes Training die Tandoku-renshu-Sachen aus der Seiryoku machen). Das sind halt die Sachen, die ich dann in den Ferien oder kurz vorher, wenn Prüfung und Wettkampf abgeschlossen sind mache bzw. inzwischen anfange zu machen.
Klar sollte ein U11 schon Atemi üben, er sollte auch üben, einige davon einzustecken, ohne
gleich "winseln" zu müssen. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, hat mir die rudimentäre
Kenntnis von "Deckung" und "Gerade schlagen" schon einiges geholfen ;-)

Ansonsten machst Du es so wie ich, kurz vor den Ferien wird mal etwas gemacht. Nur machen wir
uns nichts vor - auch diese Dinge müßten eigentlich ähnlich regelmäßig und intensiv geübt werden,
wie z.B. Befreiungen aus Festhalten - um mal nen Themenbezug herbeizuziehen ;-)

Andererseits denke ich mir, man muß die Üblinge da abholen, wo sie sind, viele sind ja deswegen
zum Judo gegangen / geschickt worden, weil es ja so "sanft" und "ohne Schläge" ist ;-)
Da ist dann schon der erste Schritt, ihnen überhaupt erstmal zu zeigen,
daß es Atemi gibt und daß man bei 'nem "coolen Fußtritt" auch selbst umfallen kann, wenn man ihn falsch
macht... Und wenn sie wirklich an diesem Teil des Judo Gefallen finden sollten, dann kann man ja
immer mehr davon in die Erwärmung einbauen...

Hmm, vielleicht sollte ich mich auch mal etwas näher
mit der Seiryoku zen´yo kokumin taiiku no kata beschäftigen :eusa_think

So, ich habe erstmal den Faden aus dem Technik-Bereich rausgenommen und in die Trainingsgestaltung
geschoben, muß aber nicht für immer so bleiben ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tom herold
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von tom herold »

@Fritz: dann aber richtig. Wenn du magst - ich kann mir die Zeit nehmen ...

Tom
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Lin Chung »

Klar sollte ein U11 schon Atemi üben, er sollte auch üben, einige davon einzustecken, ohne
gleich "winseln" zu müssen. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, hat mir die rudimentäre
Kenntnis von "Deckung" und "Gerade schlagen" schon einiges geholfen
...sehe ich auch so. Wenn ein junger Taekwondoin oder Karateka das kann, warum dann nicht auch er?
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Jano »

Fritz hat geschrieben:Ich behaupte mal, der Kari von Janos Beispiel gehörte zu denen, die etwas mehr Wissen und Erfahrungen mitbringen...
Erstens das, andererseits kam das auch dadurch zustande, dass sich ständig Chancen ergeben haben die beiden Kämpferinnen den Bodenkampf auch angenommen haben.

@Tom
Tja, auch ich musste schon einige (zugegebenermaßen wenige) Male ernsthaft kämpfen.
(Und nein, ich hab mir als Sportjudoka keine Einklinken lassen, bevor ich in der Distanz für einen Wurf war, sondern als erstes einfach mal ordentlich in die Eier getreten. Und zwar ohne Angst zu haben, dafür Hansokumake zu bekommen. Glaub es, oder nicht.)
Aber wenn ich weiß, dass sich zur "3. Halbzeit" ausschließlich "Menschen" treffen, die nichts anderes im Sinn haben, als sich gegenseitig die Fresse zu polieren, wieso um alles in der Welt sollte ich da hin gehen? Um mitzumachen und mich mit denen auf eine Stufe zu stellen?
Das solche Zwischenfälle bei mir nur sehr sehr selten vorkommen, ist für mich eher ein Zeichen, dass ich Einiges richtig gemacht habe und immernoch mache. Ich seh das Ganze eher so: Wenn ich ständig in "ernsthafte" Kämpfe verwickelt werden würde, würde ich mich mal ernsthaft fragen, ob ich nicht irgendwas falsch mache. Genau da fängt für mich nämlich SV schon an. Nichts für ungut...

PS: Was ernsthafte Kämpfe sind, ist sowieso Definitionssache. Wenn du mit den Dog Brothers und ihren "Stöckchen" mal mit einer Patrouille der US-Army durch Taliban-Gebiet im Irak gegangen wärst, würdest du vielleicht ganz andere Dinge obsolet finden...

Gut, zurück zum Thema...
Also ich denke, die Kleinen haben mit den ersten Wurftechniken schon mehr als genug zu tun, noch dazu wo doch schon die wenig vorhandene Übungszeit bemängelt wurde. Gibt ja daneben auch noch mehr als genug andere Bereiche, die abgedeckt sein wollen.
Und ob Kinder (U11) nun wirklich üben müssen Schläge einzustecken, ohne zu winseln. Puh, wenn ich sowas lese, wüsste ich, wo ich meine Kinder nicht hinschicken würde. :eusa_clap
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Lin Chung »

Und ob Kinder (U11) nun wirklich üben müssen Schläge einzustecken, ohne zu winseln. Puh, wenn ich sowas lese, wüsste ich, wo ich meine Kinder nicht hinschicken würde.
...bleibt dir auch überlassen. 8)
Vielleicht haben sie genauso Glück wie du. Wenn nicht, wirst du es schon noch hören und mit Sportjudo können die keinen mehr beeindrucken.

Als der Sportlehrer meines Kindes in der Schule die Klasse fragte, was sie denn für einen Sport machen wollen, hörte man dort am meisten "WRESTLING".
Hat er aber nicht gemacht.
Dafür lassen diese sogenannten Wrestler lassen manchmal in der Pause unbeobachtet die Sau raus. Ein Glück, dass mein Kind etwas Jujutsu und Taekwondo gelernt hat. Jedenfalls hat der Wrestler keinen Spaß gehabt und hinterher auch noch vom Klassenlehrer eine drauf bekommen.

Nur mal so am Rande erzählt. Andernorts kann es vielleicht noch schlimmer ausgehen.
Selbst im Kindergarten wird heute schon getreten und geschlagen.
Grüße
Norbert Bosse
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HBt

"Verarmung" des Judo

Beitrag von HBt »

Hofi hat geschrieben:@ HBt:
Wer nur zweimal im Monat trainiert, macht zumindest bei mir nicht noch schnell vor den Ferien Prüfung. Da dauerts es halt dann schon mal 2 Jahre (wenn er denn so lange durchhält).

Ja eben, bei mir auch - mit einem kleinen Rechenexempel kann man verdeutlichen das jetzt mindestes 1 bis 2 Jahre benötigt werden um den nächsten Kyu-Grad (gelb, orangegelb bis orange: DJB) zu erreichen; das mußte ich erst kürzlich einer besorgten Mama begreiflich machen, bis dato war mir derartiges Elternverhalten fremd.

Es stimmt zwar, dass die Sachen, die nicht für PO oder Wettkampf benötigt werden, seltener trainiert werden, aber ich frage mich auch, ob ein U11er unbedingt schon z.B. Atemi-waza machen muss (ok ein paar durften letztes Training die Tandoku-renshu-Sachen aus der Seiryoku machen). Das sind halt die Sachen, die ich dann in den Ferien oder kurz vorher, wenn Prüfung und Wettkampf abgeschlossen sind mache bzw. inzwischen anfange zu machen.

Wieviele Deiner u14'er sind prozentual regelmäßig beim Wettkampf, langsam strebe ich gegen Null, wobei 1 von 10 natürlich leider gleich 10% entspricht, ... allgemeiner Tenor: "Am WE habe ich grundsätzlich keine Zeit." Das Randori-Turnier n. K. Kessler eine tolle Alternative, konnte sich offensichtlich in meinem Raum noch nicht etablieren, schade.

Bis dann
Hofi

Unsere Klientel kann (noch) nicht einstecken, deshalb sind ja auch so viele beim Karate, hier tut eben nichts weh, wenigstens bei uns, oder ...

Zurück zur Bodenarbeit:
Sie ist sehr, sehr wichtig und macht richtig Spass, aber offensichtlich nur dann, wenn ich mich außerhalb 'jeglicher Prüfungsvorbereitung bewege', scheinbar - nicht selten höre ich (hören wir) "das brauche ich doch nicht für meinen nächsten Gürtel oder "wann machen wir mal wieder etwas für unseren nächsten Gurt" ... never ending story

@Jupp,
lieber Ulrich K. mich würde interessieren wieviele Bücher (J lernen, J anwenden) derzeit über den Ladentisch gehen, jedesmal wenn ich Teilnehmer eines LG oder auch meine eigenen Schützlinge befrage, staunen die immer Bauklötze, einige behaupten sogar sie benötigen keine Materialien (auch bei blau/braun), kennen die Anforderungen nicht --> kein Anspruch also, Flächendeckend?

Zum Haupttema:
Meine Behauptung- man kommt aus jedem Osaekomiwaza frei, nur reicht manchmal nicht die Zeit, vorallen Dingen wenn man den Pfad der Technik/Physik verlässt und zu 'brutaler Gewalt' übergeht. Aber es gibt Experten ;) die halten alles und jeden stundenlang, siehe K. Kashiwazaki (oder I. Inokuma ...)
Lin Chung
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Lin Chung »

Aber es gibt Experten die halten alles und jeden stundenlang,
...klar doch. Ein kurzer Stich in die Augen, zur Kehle oder ... nur ein kurzer Augenblick genügt.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Hofi »

@ Fritz: Die, die das machen durften, sind meine Kampfmannschaft, die winseln eigentlich nicht so schnell, sondern nur dann, wenn es wirklich weh tut.

@ HBt: Bei "meinen" Judoka ist die Quote der Kämpfer eigentlich ganz gut, auch weil die wissen, dass sie (sofern sie es können) einfach schneller Prüfung machen dürfen, als einer der nicht kämpft. Wie die Quote im gesamten Verein aussieht, möchte ich aber eher nicht wissen :? .
Aber wenn ich die Jugendliga-Mannschaft besetzen muss, hab ich eher das Problem, dass ich nicht alle einsetzen kann, die wollen, als dass mir Leute fehlen.
Bis dann
Hofi
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Re: Befreiungen am Boden / "Verarmung" des Judo

Beitrag von Jano »

@ Lin Chung
Es behauptet ja auch niemand, es gäbe keine Gewalt, oder man könnte nie in was reingeraten. Aber man muss es nicht zusätzlich noch herausfordern. Und meine wenigen Auseinandersetzungen haben daher auch nicht wirklich viel mit Glück zu tun, eher mit gesundem Menschenverstand. Und wenn sich heute schon im Kindergarten gekloppt wird, halte ich es für um so wichtiger, etwas von diesem Menschenverstand an die Kleinen zu vermitteln, anstatt sie für Schlägereien abzuhärten. (Was nicht heißt, dass sich die Kleinen nicht wehren können sollen.)
HBt hat geschrieben:Zurück zur Bodenarbeit:
Sie ist sehr, sehr wichtig und macht richtig Spass, aber offensichtlich nur dann, wenn ich mich außerhalb 'jeglicher Prüfungsvorbereitung bewege', scheinbar - nicht selten höre ich (hören wir) "das brauche ich doch nicht für meinen nächsten Gürtel oder "wann machen wir mal wieder etwas für unseren nächsten Gurt" ... never ending story
Das ist vielleicht auch eine Frage der Organisation. Ich mache meinen Zwergen z.B. von Anfang an klar, dass die Techniken hauptsächlich nicht den Zweck haben, bei einer Prüfung gezeigt zu werden, sondern erst dann Sinn machen, wenn man sie gegen einen sich wehrenden Gegner anwenden kann.
Dann kommt man fast von alleine dahin, dass diese Sachen im Randori ausprobiert werden. Man muss das Ganze natürlich immer ein bisschen in die richtige Richtung lenken: "Denkt dran, wir haben für den neuen Gürtel Angriffe gegen die Bauchlage geübt und ich hab hier beim Randori einige auf dem Bauch liegen sehen. Da habt ihr eine große Chance vertan. Wäre vielleicht die letzte zum Gewinnen gewesen..."
So bekommen sie auch ein Gespür für die Situation und erkennen diese auch im Wettkampf. Erst vor kurzem hat das bei einigen von meinen Mädels (U11) wieder so gut geklappt, dass sie ohne den kleinsten Hinweis von außen mit haargenau den Bodentechniken (Angriff gegen die Bauchlage), die wir für die anstehende Gürtelprüfung geübt haben, mehrere Wettkämpfe gewonnen haben. Und so verbindet sich dann das Trainieren von Techniken für den Kyu und das "Wettkampf-Training".

Manchmal geh ich auch den umgekehrten Weg. Ich fange mit einer Technik an, baue die zughörigen Sachen über mehrere Trainingseinheiten drum herum (Verteidigung, Varianten usw.), bis das Ganze auch halbwegs im Randori funktioniert. Und erst zum Abschluss des Themas sag ich dann: "Ach übrigens, diese Technik müsst ihr auch für euren neuen Gürtel zeigen."
Sowas geht aber eben nicht, wenn man 4 Wochen vor den Ferien beschließt, noch schnell ne Kyu-Prüfung zu machen und auch bei mir ist es nicht anders: Wer nicht regelmäßig trainiert kann auch keine Prüfung machen. Wie auch?
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