Popularitätssteigerung des Judo
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Boxen läuft auch im Fernsehen und was daran attraktiv sein soll, wird mir nie jemand erklären können. Und wenn zwei Leute auf vergleichbar hohem Niveau kämpfen, wird es leider schnell mal unattraktiv für den Laien, weil einfach die Fehler und damit die spektakulären Aktionen seltener sind. Ich war (vor allem aus Zeitgründen, wenn man 30-40 WE im Jahr selbst auf oder an der Matte steht, ist andere Wettkämpfe anschauen nicht so wichtig für einen) lange nicht mehr bei einem Bundesliga-Kampf, aber ich fand die Begegnungen vor ein paar Jahren durchaus spannend und auf hohem Niveau. Der Kampfstil war auch nicht immer meins, aber gut. Fürs Fernsehen müsste das erstmal über Zusammenfassungen laufen, bei denen die entscheidenden Situationen zusammengestellt werden.
Aber damit es dazu kommt, müssen erstmal die Medien darauf aufmerksam werden, dass es diesen Sport in gar nicht geringem Umfang gibt. Also müssen die Vereine vor Ort mit Pressemitteilungen und Bilder (egal ob bunt oder weiß) die Grundlage schaffen. Denn wieso sollte eine Pressemitteilung des Verbandes irgendwas bewirken, wenn nicht die Redaktionen vor Ort dauernd mit dem Thema beschäftigt sind.
Bis dann
Hofi
Aber damit es dazu kommt, müssen erstmal die Medien darauf aufmerksam werden, dass es diesen Sport in gar nicht geringem Umfang gibt. Also müssen die Vereine vor Ort mit Pressemitteilungen und Bilder (egal ob bunt oder weiß) die Grundlage schaffen. Denn wieso sollte eine Pressemitteilung des Verbandes irgendwas bewirken, wenn nicht die Redaktionen vor Ort dauernd mit dem Thema beschäftigt sind.
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Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Bevor man darüber nachdenkt was man werbewirksam macht, sollte man darüber nachdenken, was man für ein Ziel erreichen will. Ich meine damit, soll die Allgemeinheit schlicht mehr übers Judo erfahren oder steht einer Erhöhung der Teilnehmerzahl, also Mitgliedergewinnung im Vordergrund?
Imho ist letzteres wesentlich wichtiger wie Ersteres. Und da denke ich, dass es nicht gut ist zu versuchen, Judo nun mit allen Mitteln ins überregionale Fernsehen zu drücken. Dieses Medium hat mehrere entscheidende Nachteile. Erstens ist es viel zu teuer und aufwendig, (Stichpunkte Produktion, Sendezeitkosten etc) und der Effekt auf den Bekanntheitsgrad ist minimal. Zweitens ist die Zielgruppe schlecht gewählt. Dem Standardzuschauer ist es wohl herzlich egal, ob da Fußball, Tennis, Schwimmen oder sonst was läuft, Hauptsache die Flimmerkiste läuft und die Unterhaltung stimmt. Kein Mensch setzt sich hin und denkt „und heute schau ich mal, ob nicht was kommt, was ich auch mal probieren sollte“
Viel effektiver sind Artikel in Regionalzeitung, Mundpropaganda, und eine gute Internetseite. Und genau mit diesen Mitteln kann man auch die gewünschte Zielgruppe erreichen, zwecks Mitgliedergewinnung. Und das sind alles Sachen, die sich im Verhältnis zum Fernsehen einfach und billig nutzen lassen.
Viele Artikel und Bilder für die Regionalzeitung sind dafür genau richtig, und wenn es nur fünf Zeilen sind, die gedruckt werden. Genauso ist eine einfache, korrekte (ich muss grad wieder an die DJB-Seite mit den Artikel zur Sommerschule mit x Rechtschreibfehlern denken) und leserliche Internetseite wichtig. Alles nur kleine Sachen, aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.
Grüße
Tobias
Imho ist letzteres wesentlich wichtiger wie Ersteres. Und da denke ich, dass es nicht gut ist zu versuchen, Judo nun mit allen Mitteln ins überregionale Fernsehen zu drücken. Dieses Medium hat mehrere entscheidende Nachteile. Erstens ist es viel zu teuer und aufwendig, (Stichpunkte Produktion, Sendezeitkosten etc) und der Effekt auf den Bekanntheitsgrad ist minimal. Zweitens ist die Zielgruppe schlecht gewählt. Dem Standardzuschauer ist es wohl herzlich egal, ob da Fußball, Tennis, Schwimmen oder sonst was läuft, Hauptsache die Flimmerkiste läuft und die Unterhaltung stimmt. Kein Mensch setzt sich hin und denkt „und heute schau ich mal, ob nicht was kommt, was ich auch mal probieren sollte“
Viel effektiver sind Artikel in Regionalzeitung, Mundpropaganda, und eine gute Internetseite. Und genau mit diesen Mitteln kann man auch die gewünschte Zielgruppe erreichen, zwecks Mitgliedergewinnung. Und das sind alles Sachen, die sich im Verhältnis zum Fernsehen einfach und billig nutzen lassen.
Viele Artikel und Bilder für die Regionalzeitung sind dafür genau richtig, und wenn es nur fünf Zeilen sind, die gedruckt werden. Genauso ist eine einfache, korrekte (ich muss grad wieder an die DJB-Seite mit den Artikel zur Sommerschule mit x Rechtschreibfehlern denken) und leserliche Internetseite wichtig. Alles nur kleine Sachen, aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.
Grüße
Tobias
Re: Popularitätssteigerung des Judo
bin dafür...Michael Geiger hat geschrieben:Hi!
Vielleicht sollte man stattdessen darüber nachdenken, die Gummimatten wieder abzuschaffen.
- Hofi
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Hi!Trax hat geschrieben: Viele Artikel und Bilder für die Regionalzeitung sind dafür genau richtig, und wenn es nur fünf Zeilen sind, die gedruckt werden.
Und damit sind wir eigentlich wieder am Anfang, die Vereine müssen ihre Hausaufgaben machen.
Denn weshalb sollte jemand auf die Idee kommen, eine Sportart zu machen, von der er nicht einmal weiß, dass es sie gibt?
Weshalb sollte eine Zeitung Artikel über eine Sportart schreiben aus der keine Infos kommen?
Wenn es gelingt, dass von unten bis oben hin durch eine verünftige Pressearbeit gemacht wird, gute Aktionen zur Mitglieder-Werbung etc. dann kann man überlegen, ob man evtl. noch was an den Regeln verändern müsste. Bevor das nicht passiert ist eigentlich jede Diskussion über "brauchen wir buntere Anzüge", "soll man die Trostrunde bei der WM auf die Viertelfinal-Teilnehmer reduzieren", "ist der Bodenkampf zu lang/kurz" , "sollten Stoffmatten wieder eingeführt werden" völlig überflüssig.
Was die bunten Anzüge angeht, ich war skeptisch, jetzt haben wir sie und die Leute sind zufrieden. Und wenn ich mir anschaue, was für eine Stimmung die 60 Leute (30 kämpfer, 30 "Fans" von beiden Vereinen zusmmen) bei unserem letzten Bezirksliga-Kampf über knapp 2 Stunden gemacht haben, dass sollen uns die Fußballer in nem Spiel der vergleichbaren Ebene erstmal nachmachen.
Bis dann
Hofi
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
@ Hofi: Volle Zustimmung ! Ich wusste vom Judo überhaupt nichts, als ich mich im HSP anmeldete (auch der Text im Verzeichnis war nicht aussagekräftig: „Einführung in die Sportart Judo bis zum Erlangen des Gelbgurtes.“).Hofi hat geschrieben: Denn weshalb sollte jemand auf die Idee kommen, eine Sportart zu machen, von der er nicht einmal weiß, dass es sie gibt?
Immer wieder haben wir am Anfang des Semesters Neulinge, die versehentlich die erste Stunde beim Karate oder Taekwondo mitmachen (man muss durch deren Halle laufen, um in unsere zu kommen) und denen das nicht seltsam vorkommt, bis am Ende mal der Name des Kurses fällt. Und wir reden hier von Studenten, also Leuten, die durchaus mal eine Zeitung in die Hand nehmen.
Das kommt jetzt garantiert den Leuten seltssam vor, die Judo von Kindheit an betreiben, aber wer nicht als Kind mit Judo in Berührung kommt, für den ist der Weg dorthin schlecht ausgeschildert. Die Statistik ist deutlich:
Laut http://www.judobund.de/verbandsinfos/wa ... /statistik (Daten von 2005 - ich bin also noch nicht eingerechnet ) sind von 139.375 männlichen DJB-Mitgliedern 30.085 erwachsen. Bei den weiblichen sind es 11.285 Frauen von insgesamt 60.359 weiblichen Wesen.
Mit anderen Worten: nichts gegen Kim Possible. Aber warum nicht mal eine koordinierte bundes- oder zumindest landesweite Aktion für Erwachsene? Das setzt dann allerdings auch voraus, dass Anfänger in den Trainingsbetrieb eines Vereins integriert werden und nicht in ihrer zweiten Stunde Selbstfallwürfe üben dürfen (Ja, dem durfte ich schon beiwohnen. Kein Kommentar.).
Ich habe auch gesehen, dass der DJB mit einem schicken Plakat (schwere Leistungssportlerin greift zierliches Mädchen an; Text: „Gewalt gegen Nicht Frauen mit uns“ oder so ähnlich) den Selbstverteidigungsbereich bewirbt. Das ist aber nur dann sinnvoll und ehrlich, wenn es in den Vereinen hinterher auch gemacht wird. Wenn es nur um Erhöhung des Selbstbewusstseins durch Sport geht, kann „frau“ nämlich auch Volleyball spielen gehen.
Ich denke, dass Judo genügend Möglichkeiten hat, auch im Erwachsenenbereich zu „punkten“. Die muss man den Leuten zeigen, sich aber auch damit abfinden, dass Judo eben –im Vergleich zu Fußball, Kegeln etc.- eine Randsportart bleiben wird, an der nicht jeder Gefallen finden wird.
Da das Boxen als „publikumswirksamere“ Sportart im TV schon angeführt wurde – weiß irgendjemand, wie es da mit den Mitgliederzahlen so aussieht? Ich bin da wirklich neugierig: Machen das mehr Leute, oder gucken nur mehr Leute zu? Ich kenn’ so viele Leute, die Skispringen gucken, obwohl sie selbst noch nie auf Brettern gestanden haben .
Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
(E. Benyoëtz)
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Judo mit dem Boxen zu vergleichen halte ich für wenig zielführend, da Boxen
- ein für Laien überschaubareres Reglement hat (Treffer = Punkt, Knock-out = Sieg)
- eine große Tradition (im Westen) und allgemein bekannte Namen hat (Schmeling, Klitschko, Mildenberger, Ali, Liston, Frazier, Tyson, Halmich, Maske, ...)
- eine martialische Faszination ausübt, die aber kaum jemand selbst nachvollziehen möchte (und gerade darum geht es ja bei der Attraktivitätssteigerung für Judo )
- noch immer ein Halbwelt-Image besitzt, das einerseits einen Teil der Anziehungskraft ausmacht, andererseits aber auch davon abhält, sich intensiver mit dem Sport zu beschäftigen.
- ein für Laien überschaubareres Reglement hat (Treffer = Punkt, Knock-out = Sieg)
- eine große Tradition (im Westen) und allgemein bekannte Namen hat (Schmeling, Klitschko, Mildenberger, Ali, Liston, Frazier, Tyson, Halmich, Maske, ...)
- eine martialische Faszination ausübt, die aber kaum jemand selbst nachvollziehen möchte (und gerade darum geht es ja bei der Attraktivitätssteigerung für Judo )
- noch immer ein Halbwelt-Image besitzt, das einerseits einen Teil der Anziehungskraft ausmacht, andererseits aber auch davon abhält, sich intensiver mit dem Sport zu beschäftigen.
Judo - just for fun!
- Hofi
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
@ Syniad:
Die Boxer haben deutlich weniger Mitglieder. Der bayerische Amatuer-Boxverband leistet es sich sämtliche aktiven Kämpfer im Internet zu veröffentlichen, und zwar, soweit ich das erkenne, über alle Altersklassen hinweg.
Was dort für einen Verein drinsteht, krieg ich mit einer Altersklasse hin. Wenn man dann noch bedenkt, dass auf einen Kämpfer drei - vier kommen, die das nicht tun.
@ Patrick:
Auch wenn Du es nicht für zielführend hältst mal der Vergleich zu Deinen Aussagen:
- Regelwerk: Ist auch im Judo nicht wirklich kompliziert: Wer auf den Rücken fällt, aufgibt, lange festgehalten, wird verliert. Wer nicht ganz auf den Rücken fällt, kurz festgehalten wird, liegt nach Punkten hinten. Nichts dabei, was man nicht erklären könnte und zu erkennen, wann es nun ein Treffer ist oder nicht, ist auch beim Boxen für den Laien nicht immer einfach.
- "Helden": Natürlich hat man bekannte Namen, wenn seitenlang darüber geschrieben wird, dass ein bekannter Name sein Publikum 12 Runden lang gelangweilt hat oder mal wieder gegen Fallobst gewonnen hat. Das ist aber das Resultat einer Vermarktung und nicht der Grund dafür, dass sie möglich ist.
- "martialische Faszination": auch die wird in meinen Augen in erster Linie durch spektakuläre Bilder transportiert, genau wie man bei der Formal 1 ja eigentlich auch nur darauf wartet, dass ein Unfall passiert. Und ich denke an spektakulären Bilder sollte es im Judo eigentlich nicht mangeln. Und während es beim Boxen ja fast zwangsläufig weh tun muss, ist das beim Judo nicht der Fall.
- nun das Halbweltimage hat für mich höchstens die Faszination als potentielle Kundschaft . Aber vielleicht ist das berufsbedingt.
Bis dann
Hofi
Die Boxer haben deutlich weniger Mitglieder. Der bayerische Amatuer-Boxverband leistet es sich sämtliche aktiven Kämpfer im Internet zu veröffentlichen, und zwar, soweit ich das erkenne, über alle Altersklassen hinweg.
Was dort für einen Verein drinsteht, krieg ich mit einer Altersklasse hin. Wenn man dann noch bedenkt, dass auf einen Kämpfer drei - vier kommen, die das nicht tun.
@ Patrick:
Auch wenn Du es nicht für zielführend hältst mal der Vergleich zu Deinen Aussagen:
- Regelwerk: Ist auch im Judo nicht wirklich kompliziert: Wer auf den Rücken fällt, aufgibt, lange festgehalten, wird verliert. Wer nicht ganz auf den Rücken fällt, kurz festgehalten wird, liegt nach Punkten hinten. Nichts dabei, was man nicht erklären könnte und zu erkennen, wann es nun ein Treffer ist oder nicht, ist auch beim Boxen für den Laien nicht immer einfach.
- "Helden": Natürlich hat man bekannte Namen, wenn seitenlang darüber geschrieben wird, dass ein bekannter Name sein Publikum 12 Runden lang gelangweilt hat oder mal wieder gegen Fallobst gewonnen hat. Das ist aber das Resultat einer Vermarktung und nicht der Grund dafür, dass sie möglich ist.
- "martialische Faszination": auch die wird in meinen Augen in erster Linie durch spektakuläre Bilder transportiert, genau wie man bei der Formal 1 ja eigentlich auch nur darauf wartet, dass ein Unfall passiert. Und ich denke an spektakulären Bilder sollte es im Judo eigentlich nicht mangeln. Und während es beim Boxen ja fast zwangsläufig weh tun muss, ist das beim Judo nicht der Fall.
- nun das Halbweltimage hat für mich höchstens die Faszination als potentielle Kundschaft . Aber vielleicht ist das berufsbedingt.
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Hofi
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Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Und ich muss mich Hofi da anschließen: Wie ich schon anderswo schrieb, bin ich ebenfalls der Meinung, dass die Regeln im Judo nicht sooo schwierig sind. Wie sonst ist es zu erkären, dass die kleinen Kiddies in den Vereinen das alles so schnell kapieren?
Ich bin deshalb langsam der Meinung, dass das Pferd immer mehr von der falschen Seite aufgezäumt werden soll.
Wir ändern dauernd die Regeln um Judo attraktiver für die Zuschauer zu machen. Aber was kommt denn von diesen Regeländerungen bei den "Normalen Zuschauern --> Nicht-Judoka" überhaupt an? Die Meisten kannten die Regeln vorher nicht, aber haben die Änderungen daran etwas geändert? Nee. Weil die Zuschauer gar nicht die Möglichkeit bekommen, sich mit Judo zu befassen, weil eben einfach nix gezeigt wird.
Das beste Beispiel war doch wieder die minimale Berichterstattung des ZDF über ein gigantisches und absolut hochkarätig besetztes Turnier, welches noch dazu vor der eigenen Haustür stattfand: OTTO-World-Cup --> 17 Weltmeister, 7 Olympiasieger und mit Tadahiro Nomura dazu noch so etwas wie eine "lebende Legende" am Start.
Und wo taucht sowas in Deutschland dann auf: In klitzekleinen Beiträgen in irgendwelchen Mittagsmagazinen, die primär gar nichts mit Sport zu tun haben und zu deren Sendezeiten 80 Prozent der Leute auf Arbeit sind.
Wer soll denn Judo verstehen, wenn in den großen Sportsendungen so gut wie alles (nicht nur Judo) zugunsten des Fußballs auf der Strecke bleibt? (Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass Dieter Gruschwitz, der Sportchef des ZDF, selber Judoka ist und mit Alexander von der Groeben seit einer Weile auch noch ein international erfolgreicher Wettkämpfer im Boot ist.)
Und zum Thema "Judo schaut sich im Fernsehen keiner an":
Olympische Spiele 1996 --> Dort nahmen unter anderem so bekannte Sportler wie Franziska van Almsick, Lars Riedel, Astrid Kumbernuss und Frank Busemann teil. Aber die höchsten Einschaltquoten der gesamten Übertragungen hatte jemand anderes:
Als Udo Quellmalz gegen Yukimasa Nakamura Olympiasieger im Judo wurde, waren 8.13 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher dabei.
Darum stelle ich mir eben die Frage, ob so wenig Judo gezeigt wird, weil es heute nicht mehr so populär ist, oder ob Judo nicht mehr so populär ist, weil heute so wenig davon gezeigt wird?
Ich bin deshalb langsam der Meinung, dass das Pferd immer mehr von der falschen Seite aufgezäumt werden soll.
Wir ändern dauernd die Regeln um Judo attraktiver für die Zuschauer zu machen. Aber was kommt denn von diesen Regeländerungen bei den "Normalen Zuschauern --> Nicht-Judoka" überhaupt an? Die Meisten kannten die Regeln vorher nicht, aber haben die Änderungen daran etwas geändert? Nee. Weil die Zuschauer gar nicht die Möglichkeit bekommen, sich mit Judo zu befassen, weil eben einfach nix gezeigt wird.
Das beste Beispiel war doch wieder die minimale Berichterstattung des ZDF über ein gigantisches und absolut hochkarätig besetztes Turnier, welches noch dazu vor der eigenen Haustür stattfand: OTTO-World-Cup --> 17 Weltmeister, 7 Olympiasieger und mit Tadahiro Nomura dazu noch so etwas wie eine "lebende Legende" am Start.
Und wo taucht sowas in Deutschland dann auf: In klitzekleinen Beiträgen in irgendwelchen Mittagsmagazinen, die primär gar nichts mit Sport zu tun haben und zu deren Sendezeiten 80 Prozent der Leute auf Arbeit sind.
Wer soll denn Judo verstehen, wenn in den großen Sportsendungen so gut wie alles (nicht nur Judo) zugunsten des Fußballs auf der Strecke bleibt? (Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass Dieter Gruschwitz, der Sportchef des ZDF, selber Judoka ist und mit Alexander von der Groeben seit einer Weile auch noch ein international erfolgreicher Wettkämpfer im Boot ist.)
Und zum Thema "Judo schaut sich im Fernsehen keiner an":
Olympische Spiele 1996 --> Dort nahmen unter anderem so bekannte Sportler wie Franziska van Almsick, Lars Riedel, Astrid Kumbernuss und Frank Busemann teil. Aber die höchsten Einschaltquoten der gesamten Übertragungen hatte jemand anderes:
Als Udo Quellmalz gegen Yukimasa Nakamura Olympiasieger im Judo wurde, waren 8.13 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher dabei.
Darum stelle ich mir eben die Frage, ob so wenig Judo gezeigt wird, weil es heute nicht mehr so populär ist, oder ob Judo nicht mehr so populär ist, weil heute so wenig davon gezeigt wird?
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Ich habe in all den Beiträgen eine ganz wichtige Sache vermisst: nämlich, dass es das wichtigste ist, dass die Vereine guten Judounterricht anbieten und das dann auch möglichst noch zielgruppenspezifisch.
Man muss wissen:
jedes Jahr verlassen in etwa 30-35 % aller Mitglieder im Judo ihren Verein,
allerdings: jedes Jahr kommen auch ca. 30-35 % neue Mitglieder hinzu.
Also: alle drei Jahre schlägt sich der Mitgliederbestand im Deutschen Judo-Bund - statistisch gesehen - einmal komplett um.
Daher: es geht eigentlich nicht darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Da sind wir, glaube ich, mit unseren Möglichkeiten längst an der Grenze des Machbaren. Unser Potential liegt ganz woanders, nämlich darin, die Mitglieder, die wir schon haben, länger zu halten.
Also: guten Judo-Unterricht machen! Den Judo-Unterricht so anbieten, dass er die Mitglieder bei ihren Interessen abholt. Es gibt in Deutschland zahlreiche Vereine, die auch in Zeiten sinkenden DJB-Mitglieder steigende Mitgliederzahlen haben. Da muss man schauen, was diese Vereine besser machen als andere.
Es hilft nicht weiter, zu sagen: "Können wir nicht. Machen wir nicht! Haben wir noch nie so gemacht! Ist alles kein Judo, wie wir es uns vorstellen."
Wer so denkt, bleibt stehen - nicht nur in seiner Entwicklung, auch bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen.
Ulrich Klocke
Man muss wissen:
jedes Jahr verlassen in etwa 30-35 % aller Mitglieder im Judo ihren Verein,
allerdings: jedes Jahr kommen auch ca. 30-35 % neue Mitglieder hinzu.
Also: alle drei Jahre schlägt sich der Mitgliederbestand im Deutschen Judo-Bund - statistisch gesehen - einmal komplett um.
Daher: es geht eigentlich nicht darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Da sind wir, glaube ich, mit unseren Möglichkeiten längst an der Grenze des Machbaren. Unser Potential liegt ganz woanders, nämlich darin, die Mitglieder, die wir schon haben, länger zu halten.
Also: guten Judo-Unterricht machen! Den Judo-Unterricht so anbieten, dass er die Mitglieder bei ihren Interessen abholt. Es gibt in Deutschland zahlreiche Vereine, die auch in Zeiten sinkenden DJB-Mitglieder steigende Mitgliederzahlen haben. Da muss man schauen, was diese Vereine besser machen als andere.
Es hilft nicht weiter, zu sagen: "Können wir nicht. Machen wir nicht! Haben wir noch nie so gemacht! Ist alles kein Judo, wie wir es uns vorstellen."
Wer so denkt, bleibt stehen - nicht nur in seiner Entwicklung, auch bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen.
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
@ Ulrich:
Einerseits gebe ich Dir recht, das der Judo-Unterricht was taugen muss und die Mitglieder-Fluktuation ein Problem ist. Aber man hält die Kinder nicht mit dem Judo allein, auch das Rahmenprogramm muss stimmen, heißt Wandertage, Schlauchbootfahrten, Klettergarten, Grillfest etc. was einem halt so alles einfällt. Und trotz dieses Angebotes hat man immer noch einen ganz ordentlichen "Schwund".
Und da frage ich mich, ob der nicht geringer wäre, wenn Judo "populärer" sprich medienpräsenter wäre. Immer vorausgesetzt natürlich, man behält die Aktivitäten bei, bzw. lässt sich immer wieder was neues einfallen.
Bis dann
Hofi
Einerseits gebe ich Dir recht, das der Judo-Unterricht was taugen muss und die Mitglieder-Fluktuation ein Problem ist. Aber man hält die Kinder nicht mit dem Judo allein, auch das Rahmenprogramm muss stimmen, heißt Wandertage, Schlauchbootfahrten, Klettergarten, Grillfest etc. was einem halt so alles einfällt. Und trotz dieses Angebotes hat man immer noch einen ganz ordentlichen "Schwund".
Und da frage ich mich, ob der nicht geringer wäre, wenn Judo "populärer" sprich medienpräsenter wäre. Immer vorausgesetzt natürlich, man behält die Aktivitäten bei, bzw. lässt sich immer wieder was neues einfallen.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Auf der einen Seite wundert es mich immer wieder, wie oft ich höre: "In Judo hab ich es bis zum ... Gürtel geschafft" und dann gibt es auch solche, die Judo anderen Kampfsportarten verwechseln.
Durch öffentliche Trainings oder Vorführungen könnte da sicher schon eine ganze Menge getan werden. Einfach der Öffentlichkeit zeigen, im Judo geht es nicht darum, dem anderen möglichst viele Verletzungen zuzufügen. Was dabei auch gut klappen soll, ist wenn sich verschiedene Kampfsportarten auf ein Termin für das öffentliche Training einigen. Dadurch erreicht man einen größeren Personenkreis, man bekommt die Vielseitigkeit der Kampfsportarten mit und man kann sich für die am besten zu einem passende Sportart entscheiden.
Oder es liegt einfach an den Kämpfern, daß sie nicht nach jedem Kampf einen neuen Anzug oder Gürtel brauchen, oder keine maßgeschneiderten Anzüge tragen. Das würde die Industrie ankurbeln und zack würde man damit auch richtig Geld machen können -> die Industrie hätte gern mehr Judokas und schon kommt jeden Tag Judo im Fernsehen.
Durch öffentliche Trainings oder Vorführungen könnte da sicher schon eine ganze Menge getan werden. Einfach der Öffentlichkeit zeigen, im Judo geht es nicht darum, dem anderen möglichst viele Verletzungen zuzufügen. Was dabei auch gut klappen soll, ist wenn sich verschiedene Kampfsportarten auf ein Termin für das öffentliche Training einigen. Dadurch erreicht man einen größeren Personenkreis, man bekommt die Vielseitigkeit der Kampfsportarten mit und man kann sich für die am besten zu einem passende Sportart entscheiden.
Oder es liegt einfach an den Kämpfern, daß sie nicht nach jedem Kampf einen neuen Anzug oder Gürtel brauchen, oder keine maßgeschneiderten Anzüge tragen. Das würde die Industrie ankurbeln und zack würde man damit auch richtig Geld machen können -> die Industrie hätte gern mehr Judokas und schon kommt jeden Tag Judo im Fernsehen.
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Ulrich hat da auf jeden Fall etwas sehr Wahres gesagt. "Mitgliederbehaltung" ist ja meines Wissens nach eines seiner Spezialgebiete. Das wäre sicherlich auch ein komplett neues Thema wert. Ich denke da könnten wir von ihm als anerkannten Pädagogen alle noch ne Menge lernen.
Wenn ich das Thema dieses Threads (Popularität) jedoch allgemein betrachte, muss es für mich dabei nicht zwangsläufig nur um Vereinsmitglieder gehen. Von den Millionen Zuschauern beim oben angesprochenen Boxen sind ja wahrscheinlich auch nur die allerwenigsten im Verein. Trotzdem ist Boxen in diesem Sinne sehr viel populärer als Judo, was zweifelsohne an der gewaltigen Medienpräsenz liegt. (Allerdings möchte ich das Judo auch nie da sehen, wo das Boxen heute steht. Zumindest, was den Teil betrifft, der davon im Fernsehen gezeigt wird. Das ist für mich nur noch auf Profit ausgelegte Unterhaltungsindustrie.)
Wenn ich das Thema dieses Threads (Popularität) jedoch allgemein betrachte, muss es für mich dabei nicht zwangsläufig nur um Vereinsmitglieder gehen. Von den Millionen Zuschauern beim oben angesprochenen Boxen sind ja wahrscheinlich auch nur die allerwenigsten im Verein. Trotzdem ist Boxen in diesem Sinne sehr viel populärer als Judo, was zweifelsohne an der gewaltigen Medienpräsenz liegt. (Allerdings möchte ich das Judo auch nie da sehen, wo das Boxen heute steht. Zumindest, was den Teil betrifft, der davon im Fernsehen gezeigt wird. Das ist für mich nur noch auf Profit ausgelegte Unterhaltungsindustrie.)
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Das mit den Zielgruppen ist ein guter Einwand! Wieso kommen denn neue Leute ins Judo und was wollen sie bei uns machen?
Ich weiss nicht, wie es bei Euch ist, aber als ich als Teenager noch selbst gekämpft habe, waren in meiner Gewichtsklasse auf Kreisebene noch 20 Kämpfer am Start. Heute finden diese Meisterschaften, bei ähnlichen Mitgliederzahen in den Vereinen, mangels Beteiligung gar nicht mehr statt. Offensichtlich kommen die kleinen Judokas gar nicht deswegen zu uns.
Wieso dann? Da gibt es die eine Gruppe mit motorischen und / oder sozialen Defiziten, bei denen der Kinderarzt den Eltern Judo empfiehlt. Denen können wir sehr viel fürs Leben mitgeben, aber Wettkämpfer (oder auch Judolehrer) werden die "Bewegungslegastheniker" nicht.
Dann gibt es die, die lernen wollen, wie man sich wehrt. Die wollen meistens auch keine Wettkämpfer werden. Zudem wandern sie ziemlich schnell zu anderen Kampfkünsten ab.
Der Rest hat die übliche Fluktuation, mit der jeder Verein heutztage zu kämpfen hat.
Und wenn sich Erwachsene einen neuen (Kampf)Sport suchen, wollen sie sich entweder auch verteidigen lernen oder wollen etwas, was sie gesund und fit hält. Und jetzt schaut Euch mal das willenlose, kraftbetonte an-der-Jacke-rumgezerre bei den Wettkämpfen an.....
Geht dann die ganze Diskussion um irgendwelche Meisterschaften in den Medien, Warnflächen und bunte Gis nicht total am Problem vorbei?!?
Vielleicht sollten wir uns wieder daran erinnern, als was der olle Kano Judo entwickelt hat: als eine Form der effektiven Selbstverteidigung, deren Training gesund ist und Spass macht, einen gleichmäßig trainierten Körper schafft und Geist und Charakter entwickelt. Der Wettkampf spielte für ihn höchstens eine kleine Nebenrolle. Und wenn wir das den Leuten vermitteln - und auch wieder machen - sehe ich auch keine Probleme mit der Popularität mehr.
Michael
Ich weiss nicht, wie es bei Euch ist, aber als ich als Teenager noch selbst gekämpft habe, waren in meiner Gewichtsklasse auf Kreisebene noch 20 Kämpfer am Start. Heute finden diese Meisterschaften, bei ähnlichen Mitgliederzahen in den Vereinen, mangels Beteiligung gar nicht mehr statt. Offensichtlich kommen die kleinen Judokas gar nicht deswegen zu uns.
Wieso dann? Da gibt es die eine Gruppe mit motorischen und / oder sozialen Defiziten, bei denen der Kinderarzt den Eltern Judo empfiehlt. Denen können wir sehr viel fürs Leben mitgeben, aber Wettkämpfer (oder auch Judolehrer) werden die "Bewegungslegastheniker" nicht.
Dann gibt es die, die lernen wollen, wie man sich wehrt. Die wollen meistens auch keine Wettkämpfer werden. Zudem wandern sie ziemlich schnell zu anderen Kampfkünsten ab.
Der Rest hat die übliche Fluktuation, mit der jeder Verein heutztage zu kämpfen hat.
Und wenn sich Erwachsene einen neuen (Kampf)Sport suchen, wollen sie sich entweder auch verteidigen lernen oder wollen etwas, was sie gesund und fit hält. Und jetzt schaut Euch mal das willenlose, kraftbetonte an-der-Jacke-rumgezerre bei den Wettkämpfen an.....
Geht dann die ganze Diskussion um irgendwelche Meisterschaften in den Medien, Warnflächen und bunte Gis nicht total am Problem vorbei?!?
Vielleicht sollten wir uns wieder daran erinnern, als was der olle Kano Judo entwickelt hat: als eine Form der effektiven Selbstverteidigung, deren Training gesund ist und Spass macht, einen gleichmäßig trainierten Körper schafft und Geist und Charakter entwickelt. Der Wettkampf spielte für ihn höchstens eine kleine Nebenrolle. Und wenn wir das den Leuten vermitteln - und auch wieder machen - sehe ich auch keine Probleme mit der Popularität mehr.
Michael
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Hier wurde schon viel wichtiges zusammengetragen, was ich auch glaube: Die Popularität des Judo wird in erster Linie durch die Qualität/Attraktivität des Vereins/Trainings gesteigert.
Ein medienpräsenter Wettkampfbetrieb wäre natürlich hilfreich. Aber IMO ist Judo davon meilenweit weg. Da in unserer kapitalistischen Wirklichkeit Medienpräsenz mit kommerzieller Verwertbarkeit einhergeht, halte ich es für überflüssig, diesen Weg zu gehen.
Sollte Judo sich aber ernsthaft in diese Richtung entwicklen sollen, müssten die Änderungen wesentlich tiefgreifender sein als beispielsweise bunte Gis, reformierte Mattenrandregeln (die sind IMO sogar kontraproduktiv, da die für Laien im Zeitlupenzeitalter verständliche Regel "wenn ein Fuss draußen ist, zählt es nicht" durch eine undurchschaubare ersetzt wurde) oder neue Punktesysteme (die helfen den mindestens ebenso unpopulären Ringern auch nicht).
Das Boxen wurde hier schon mehrfach als Vergleich herangezogen. Große Popularität kann ich allerdings nur im Berufsboxen erkennen. Amateurboxen kann sich bei den Zuschauerzahlen wohl nicht mal mit Judo messen.
Den entscheidenden Faktor sehe ich hier im Wettkampfformat. Berufsboxen ist sehr stark personalisiert und in ein offenbar attraktives "Ringschlacht"-Format gepackt.
Eine Judo-WM mit (pro Gewichtsklasse) dutzenden Vorrundenkämpfen, nur um den populärsten Kämpfer dann gar nicht im Finale zu sehen, weil er schon ausgeschieden ist... unerträglich für Sponsoren und "Event"-konditionierte Zuschauer. Dann noch das mehr oder weniger kurze Finale (auch das längste wesentlich kürzer als ein normaler Profi-Boxkampf), in dem Laien keine Entwicklung erkennen können. Beim Boxen ist diese oft sehr anschaulich durch Erschöpfung und Cuts/Schwellungen zu erkennen.
Da könnte Judo noch vieles lernen und wir hätten auch endlich Zirkus-Wettkämpfe mit unseren populären Rentnern. Ich kann das von-der-Groeben-Comeback schon am Horizont sehen.
Wer braucht solch eine Popularität?
Ein medienpräsenter Wettkampfbetrieb wäre natürlich hilfreich. Aber IMO ist Judo davon meilenweit weg. Da in unserer kapitalistischen Wirklichkeit Medienpräsenz mit kommerzieller Verwertbarkeit einhergeht, halte ich es für überflüssig, diesen Weg zu gehen.
Sollte Judo sich aber ernsthaft in diese Richtung entwicklen sollen, müssten die Änderungen wesentlich tiefgreifender sein als beispielsweise bunte Gis, reformierte Mattenrandregeln (die sind IMO sogar kontraproduktiv, da die für Laien im Zeitlupenzeitalter verständliche Regel "wenn ein Fuss draußen ist, zählt es nicht" durch eine undurchschaubare ersetzt wurde) oder neue Punktesysteme (die helfen den mindestens ebenso unpopulären Ringern auch nicht).
Das Boxen wurde hier schon mehrfach als Vergleich herangezogen. Große Popularität kann ich allerdings nur im Berufsboxen erkennen. Amateurboxen kann sich bei den Zuschauerzahlen wohl nicht mal mit Judo messen.
Den entscheidenden Faktor sehe ich hier im Wettkampfformat. Berufsboxen ist sehr stark personalisiert und in ein offenbar attraktives "Ringschlacht"-Format gepackt.
Eine Judo-WM mit (pro Gewichtsklasse) dutzenden Vorrundenkämpfen, nur um den populärsten Kämpfer dann gar nicht im Finale zu sehen, weil er schon ausgeschieden ist... unerträglich für Sponsoren und "Event"-konditionierte Zuschauer. Dann noch das mehr oder weniger kurze Finale (auch das längste wesentlich kürzer als ein normaler Profi-Boxkampf), in dem Laien keine Entwicklung erkennen können. Beim Boxen ist diese oft sehr anschaulich durch Erschöpfung und Cuts/Schwellungen zu erkennen.
Da könnte Judo noch vieles lernen und wir hätten auch endlich Zirkus-Wettkämpfe mit unseren populären Rentnern. Ich kann das von-der-Groeben-Comeback schon am Horizont sehen.
Wer braucht solch eine Popularität?
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Dann stellt sich mir aber nochmal die Frage, worum es hier eigentlich geht? Wie ist das Thema dieses Threads denn nun zu verstehen? Geht es primär um die Gewinnung von Mitgliedern, setzten wir den Begriff "Popularität" also mit dem Begriff "Mitgliederzahlen" gleich? Oder ging es hier eben doch eher um den allgemeinen Bekanntheitsgrad unter der Bevölkerung? (Das sich das nicht komplett trennen lässt, ist mir schon klar.)Michael Geiger hat geschrieben:Das mit den Zielgruppen ist ein guter Einwand! Wieso kommen denn neue Leute ins Judo und was wollen sie bei uns machen?
Ich hatte in meinen Beiträgen hier zu diesem Thema immer Letzters im Sinn. Und wenn es darum geht, führt meiner Meinung nach kein Weg an den Medien vorbei, denn da holen sich nun mal die meisten Menschen ihre Informationen. Ob das im Judo nun Übertragungen / Berichte von Turnieren, oder z.B. Reportagen zum Thema Selbstverteidigung, Gesundheitssport usw. wären, wäre dann ja egal. Beides würde zur Bekanntheit des Sports beitragen.
Das Thema "Qualtität des Trainings" wirkt sich da sicher auch aus. Begeisterte Mitglieder sagen sicher eher mal zu ihren Bekannten: "Da gibts ein Super-Training, komm doch mal mit!"Veteran des Judosports hat geschrieben:Hier wurde schon viel wichtiges zusammengetragen, was ich auch glaube: Die Popularität des Judo wird in erster Linie durch die Qualität/Attraktivität des Vereins/Trainings gesteigert.
Aber ich glaube nicht, dass das der große Faktor in Sachen Popularität einer Sportart ist. Wer von den Fußballfans - um eine äußerst beliebte Sportart anzuführen -, denkt beim FC Bayern als erstes an die Qualität des dortigen Trainings? Der Bereich Trainingsqualtität hat meiner Meinung nach den größten Einfluss im "bei der Stange halten" vorhandener, nicht so sehr in der Gewinnung neuer Mitglieder. Und ich glaube, so hat das Ulrich auch gemeint --> Nicht dauernd immer nur auf Mitgliederfang gehen, sondern mehr um die vorhandenen kümmern.
Aber wie gesagt, ich sehe das hier etwas differenziert. Allgemeine Popularität auf der einen, Mitgliederstatistiken auf der anderen Seite.
- Syniad
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Mit Verlaub: Nach allem, was ich in meinem Bekanntenkreis in den vergangenen Jahren mitbekommen habe, gilt das nicht für den Erwachsenenbereich. Wenn man natürlich "neue Mitglieder" mit "neue kleine Mitglieder" gleichsetzt, unterschreibe ich das unbesehen. Solange aber die Studenten, die sich für Kampfsport immerhin soweit interessieren, dass sie die 15 Euro Beitrag investieren, KEINE AHNUNG haben, was sie beim Judo erwartet und nicht mitbekommen, dass sie gerade Karate machen (s. mein letztes Posting), fehlt noch etwas am Informationsfluss. Wenn ich in meinem Freundeskreis ungläubige Gesichter ernte, wenn ich erkläre, dass das blaue Auge ein Zufallsprodukt aus dem Bodenrandori war und ich mich ansonsten nicht gezielt prügle, kann man nicht behaupten, dass jeder, der als potentielles Mitglied in Frage käme, genügend vom Judo weiß.Jupp hat geschrieben: Daher: es geht eigentlich nicht darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Da sind wir, glaube ich, mit unseren Möglichkeiten längst an der Grenze des Machbaren.
Ich bin selbst eher zufällig "bei uns" gelandet. Interessehalber wollte ich irgendeine Kampfsportart machen (ohne jegliche Ahnung, ohne mich vorher zu informieren), und beim Judo waren halt noch Plätze frei. Mich hätte es auch nicht überrascht, wenn wir erst mal die Pinan Nidan gelaufen wären .
Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
@Syniad: Und wüßtest Du nicht vom Judo, würde es Dir auch nicht fehlen
"Früher", als Jugendlicher, war ich auch mal besessen davon, all und jedem zu erklären,
was und wie toll Judo denn so sei.
Mittlerweile stelle ich die Frage: Wozu muß Judo überhaupt populärer werden?
Wer kommt, der kommt...
Klar, wir Judoka würden gern mehr Judo im Fernsehen sehen, aber ehrlich: im Zeitalter
vom Internet sind diese lieblos bis dilettantisch durchgeführten Übertragungen vom taktischen
Rumgezehre, albernen Bestrafereien und ständigen Abbrechen der Bodenarbeit eh überflüssig...
"Früher", als Jugendlicher, war ich auch mal besessen davon, all und jedem zu erklären,
was und wie toll Judo denn so sei.
Mittlerweile stelle ich die Frage: Wozu muß Judo überhaupt populärer werden?
Wer kommt, der kommt...
Klar, wir Judoka würden gern mehr Judo im Fernsehen sehen, aber ehrlich: im Zeitalter
vom Internet sind diese lieblos bis dilettantisch durchgeführten Übertragungen vom taktischen
Rumgezehre, albernen Bestrafereien und ständigen Abbrechen der Bodenarbeit eh überflüssig...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
@ Fritz: Wer weiß . Schließlich habe ich es im HSP auch mit Fechten, Turnen und Karate versucht. Ich muss wohl doch etwas gesucht haben.
"Begriffe - Fehlschlüssel"
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Re: Popularitätssteigerung des Judo
Und dann wird beklagt, dass niemand kommt und Mitgliederschwund herrscht etc.Fritz hat geschrieben: Mittlerweile stelle ich die Frage: Wozu muß Judo überhaupt populärer werden?
Wer kommt, der kommt...
Natürlich wird Judo nie so populär wie 22 Leute, die hinter einem Ball herlaufen und dabei (wie in letzter Zeit gerne) rumpöbeln und da wo das Boxen im Fernsehen steht, will ich Judo nie sehen, aber ich denke schon, dass es wichtig ist, dass man eine vernünftige Öffentlichkeit für Judo schafft.
Dass das Potential an Neumitgliedern ausgeschöpft ist, bezweifle ich ehrlich gesagt. Wo ich mir dagegen sicher bin, ist, dass das Potential zu Mitgliederbindung meist nicht ausgeschöpft wird. Wichtig hierbei sind in jedem Fall die Aktivität und Attraktivität des Vereins vor Ort. Aber gerade den, ich nenn es mal "Coolness-Faktor", sollte man auch bei der Bindung der Jugendlichen nie unterschätzen. Wenn man dauernd hört: "was willst Du denn damit, das kennt doch keiner, das kann ja nichts taugen?", das wirkt irgendwann. Dem ist einfach leichter zu begegnen, wenn es bekannter ist und daran muss gearbeitet werden.
@ Fritz: Mit der Qualität der Übertragungen geb ich Dir recht. Gerade Live ist es meist eine Katastrophe. Das gehört in Form einer Zusammenfassung, schön knackig wie die 101er-Videos. Man zeichnet den Weg der Finalisten nach, geht auf die Kämpfe der bekannteren und beliebteren Kämpfer ein. Da ließe sich schon etwas machen, wenn der Wille und die Kompetenz dazu da wäre. So könnte man auch (wenn die Ergebnisse stimmen) gezielt "Helden" produzieren.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Re: Popularitätssteigerung des Judo
Wo wir wieder bei der Anfangsfrage wären, wie schafft man eine vernünftige Öffentlichkeit, die letztlich mehr aktive Leute generiert?Hofi hat geschrieben: ich denke schon, dass es wichtig ist, dass man eine vernünftige Öffentlichkeit für Judo schafft.
Dass das Potential an Neumitgliedern ausgeschöpft ist, bezweifle ich ehrlich gesagt. Wo ich mir dagegen sicher bin, ist, dass das Potential zu Mitgliederbindung meist nicht ausgeschöpft wird.
Wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die keine Ahnung vom Judo und sonstigen Kampfsportarten haben, kommt als erstes das diffuse Echo zurück, da prügeln ein paar Leute hirnlos auf sich ein, weil es denen Spaß macht.
Und wie das Spaß machen soll ist der breiten Öffentlichkleit vermutlich mehr als rätselhaft. Das ist vermutlich auch ein Grund, warum es die meisten (Erwachsenen) nicht in Betracht ziehen, es überhaupt mal auszuprobieren. Man müsste also irgendwie mal die öffentliche Meinung so manipulieren, dass es bei Kampfsportarten i.A. und beim Judo im speziellen nicht darum geht, die Gegner so hart wie nur möglich unter die Matte zu zimmern. Eine Möglichkeit wäre z.B. Judo nicht nur als Selbstverteidigung zu vermarkten, was diese Öffentlichkeitsmeinung ja noch indirekt untermauert. (macht der DJB glaub ich grad wieder mit so einer SV-für-Frauen-Aktion) Ein guter Ansatz hierfür wäre z.B. Judo auch mal als "Gesundheitssport" für Erwachsene zu vermarkten. Das sowas natürlich anders aufgezogen werden muss, als bei normalem, meist wettkampforientierten Judo, ist auch klar. Damit ließe sich wahrscheinlich auch ein Teil der bisher kaum erschlossenen Zielgruppe 25+ erreichen.
Grüße,
Tobias