Reaktivator hat geschrieben: Z.T. tauchen falsche Begriffe in den Fragen und auch in den Lösungen auf (z.B. heißt besagte Kata nur "Kodokan-goshinjutsu" und nicht "Goshinjutsu-no-kata" ...
Fazit: Statt sich Pseudo-Wissen aus obskuren Internetquellen anzueignen, wäre es sinnvoller, ein paar gute Bücher zum Thema zu lesen....
Soweit ich mich erinnere, wurde danach gefragt, welche der angegebenen Kata NICHT von Kano Jigoro geschaffen wurden.
Die Goshinjutsu-no-Kata WURDE aber von Kano entwickelt! (Und zwar in einer Form für Männer und einer Form für Frauen).
"Reaktivator" verwechselt hier Kanos authentische Goshinjutsu-no-Kata mit der 1954 von einer Kommission (und so sieht's auch aus!!) geschaffenen "Kodokan Goshinjutsu". Das aber sind zwei völlig verschiedene Dinge!
Also geht "Reaktivators" Kritik an dieser Stelle fehl.
Weiterhin verstehe ich nicht, wie "Reaktivator" von "obskuren Internetquellen" sprechen kann, ohne diese anzugeben.
Bella hat sich bei der Erstellung ihres Quiz vor allem auf meine Beiträge zur Historie des Jûdô gestützt.
Und meine Beiträge sind durch seriöse Quellen hinreichend belegt - außerdem habe ich diese Quellen als Literaturliste veröffentlicht (zumindest einen Teil davon). Ulkigerweise empfiehlt "Reaktivator" dann genau diese von mir veröffentlichte Literaturliste ...
Zum Thema "Waffen im Jûdô": Die Waffentechniken (Bugei-Waza!) des Kodôkan Jûdô lassen sich auf die Traditionen jener Ryû-ha des Koryû Bujutsu zurückführen, welche in den Kodôkan eintraten und somit Teil des Jûdô wurden.
Bugei-Waza läßt sich am besten mit „Kriegstechniken“ übersetzen.
Leider prägte KANO selbst keinen uns bekannten Begriff, der dieses Gebiet des Jûdô beschreibt (zumindest war den Quellen ein solcher spezieller Begriff nicht zu entnehmen).
Daher hat es sich als notwendig erwiesen, die Waffentechniken des Jûdô mit einer passenden Bezeichnung zu belegen.
Der Begriff Bugei-Waza oder Bugei-no-Waza beschreibt die Waffentechniken des Kodôkan Jûdô sehr umfassend.
Da in diesen Bereich des Jûdô auch die Renko Ho (Fesseltechniken) gehören, wäre es nicht exakt genug gewesen, den gewählten Begriff auf die reinen Waffentechniken (Buki-Waza) zu beschränken.
Kano selbst äußert sich zu den Waffentechniken des Kodôkan so: „Der ideale Jûdô-Lehrer benötigt folgende Eigenschaften: er muß Angriffs- und Verteidigungstechniken mit Hingabe trainiert haben. Er muß selbstverständlich die waffenlosen Techniken beherrschen,
aber auch Fertigkeiten im Umgang mit dem Langstock (Bô) und dem Schwert besitzen. Weiterhin besitzt er Kenntnisse in der Theorie des Kampfes und gleichzeitig das Wissen, das er als Leibeserzieher benötigt sowie Fertigkeiten in der Methode der Leibeserziehung. Als Erzieher hat er fundierte Kenntnisse in der Theorie der Moralerziehung so wie er auch mit der des Drills (Kunren) vertraut ist. Überdies besitzt er ein tiefes Wissen über die Anwendung der Jûdô-Prinzipien im gesellschaftlichen Leben.“ (Kano Jigoro in: Sakko 6, Nr. 10, Tokyo 1927)
Damit wird die Behauptung, es gebe im Jûdô keine Waffentechniken, ziemlich einfach widerlegt. Es darf als bewiesen gelten, daß KANO die 18 (!) Waffenprinzipien des Koryu Bujutsu beherrschte und diese Waffentechniken im Kodôkan auch lehrte.
Neben den Techniken des Schwertkampfes wurde auch der Kampf mit dem Jo unterrichtet, von anderen Waffen wie dem Jitte oder dem Tessen ganz zu schweigen.
Es gibt ein Foto, worauf man KANO Jigoro im Kreise seiner besten Schüler sieht, die auch als Waffeninstruktoren im Kodôkan tätig waren. Ganz links auf diesem Foto ist Shimizu Takagi zu sehen, der zum Zeitpunkt der Aufnahme dieses Fotos gerade zum "Kodôkan Instructor of Jo-Jutsu" ernannt worden war. Die Waffen, welche KANOS Schüler in den Händen halten, sind klar und eindeutig zu erkennen. Neben einem Sosetsukon-Nunchaku und einem Kusarigama sieht man einen Jo, ein Schwert sowie ein Jitte! Das alles sind definitiv keine Sportwaffen, sondern eindeutig sogenannte „battlefield weapons“, und ihre Handhabung wurde im Kodôkan gelehrt.
Nochmal zum Begriff Bugei-Waza: dieser leitet sich auch vom "Bugei Jû Happan" her - und ohne dieses hätte KANO nie das Menkyo Kaiden im Tenshin Shinyo Ryû und im Kitô Ryû erhalten.
Zum Begriff des Jû (aber nun wirklich zum letzten Mal!) wäre noch zu sagen, daß es durchaus sein mag, daß in diversen Wörterbüchern die Übersetzung "Sanfter Weg" zu finden ist.
Wie immer in der japanischen Sprache kommt es aber auf den Kontext an - und da ist diese Übersetzung einfach Unfug.
Jûdô ist nicht der „Sanfte Weg“.
JU bedeutet nicht ausschließlich „sanft“. Diese einseitig falsche Übersetzung der beiden Schriftzeichen für Jûdô geht weit an den Intentionen des Gründers KANO Jigoro vorbei. Abgesehen davon kann man die Kampfkünste ausschließlich in externe und interne Stile unterteilen, nicht aber in „harte“ oder „weiche“ Stile. Ausgehend von dem Schriftzeichen JU wird trotzdem immer wieder der Fehler gemacht, Kodôkan Jûdô zu einem „weichen“ oder „sanften“ Stil zu erklären. Nichts könnte falscher sein als das!
Das Prinzip des JU ist laut KANO Jigoro eben nicht das zentrale Prinzip des Jûdô. Man muß sich das Schriftzeichen JU schon genauer ansehen, wenn man verstehen will, was KANO Jigoro damit ausdrücken wollte. Zum Begriff JU schreibt er: „Durch Nachgeben kann ein Kämpfer seinen Gegner besiegen, und weil es viele Möglichkeiten dafür im Jujutsu (Jûdô) gibt, wurde der Name Jujutsu, das ‚sanfte‘ oder ‚nachgiebige‘ Prinzip zum Namen der gesamten Kampfkunst. Doch es muß ganz klar gesagt werden, daß echtes Jujutsu wesentlich mehr ist als das. Der Weg, einen Sieg zu erringen über einen Gegner mit Hilfe des Jujutsu ist keinesfalls darauf beschränkt, immer nur nachzugeben.“ (Kano 1922)
Draeger und Smith schreiben diesbezüglich sehr treffend: „JU als chinesisches Schriftzeichen bedeutet ‚biegsam‘, ‚fügsam‘, ‚harmonisch‘, ‚anpassungsfähig‘ oder ‚flexibel‘. (!!!!!!!)
Die gewöhnliche Übersetzung des JU mit ‚sanft‘ wird durch Nichtasiaten gemeinhin falsch verstanden. Für Nichtasiaten klingt das nach dem kompletten Fehlen funktional angewandter Körperkraft. Das aber war niemals der Fall im kämpferischen Jû Jutsu, wo häufig große Kraft benötigt wird, um den Angriff eines Gegners abzuwehren. Jû Jutsu-Techniken sind nicht sanft, doch manchmal werden sie mit solcher Geschwindigkeit und Effektivität ausgeführt, daß sie kraftlos und sanft erscheinen. Sie scheinen eins zu werden mit der Kraftrichtung des Gegners, der so kontrolliert wird. Diese ‚Sanftheit‘ sollte man korrekt als ‚Flexibilität‘ bezeichnen, da Körper und Geist sich der Situation so anpassen, daß sich für den Kämpfer der größtmögliche Vorteil ergibt. Zudem ist das JU nicht das alles durchdringende Prinzip, wie die Vertreter jener Stile glauben, die auf ‚Weichheit‘ soviel Wert legen. ‚Die Weide bricht nicht unter der Last des Schnees‘ sagt ein fernöstliches Sprichwort. Darum weiten einige Kampfsysteme diese begrenzte Philosophie auf alle mechanisch-technischen Abläufe aus. Doch während etwas Schnee möglicherweise die ‚Weide nicht bricht‘, wird ein korrekt vorgetragener Angriff das tun. Ein Feind, der so angreift, kann nicht mit JU überwunden werden.“ (Draeger / Smith 1975)
Kano selbst äußert sich in Bezug auf den Aspekt der angeblichen „Nachgiebigkeit“ des Jûdô wie folgt: „ Jemand packt meine Handgelenke und hält diese mit aller Kraft fest. Meine Handgelenke werden so zum Drehpunkt eines Hebels. Wenn ich mich dagegen nun mit aller Kraft zur Wehr setze - und das muß ich - bin ich klar stärker. Mehr noch, indem ich den Drehpunkt nun für mich nutze, erlange ich einen Vorteil. In diesem Fall ist es jedoch nicht möglich, davon zu sprechen, daß ich meinen Gegner durch das Prinzip des JU (Ju Yoku Go o Seisu) überwunden habe. Dies ist vielmehr ein Beispiel dafür, wie der Stärkere den Schwächeren überwindet. Es ist daher etwas anderes als JU. Während eines Kampfes kann jemand seinen Gegner treten. Auch eine solche Technik kann nicht mit dem Prinzip des JU erklärt werden. Dies ist vielmehr ein Fall von aktiver, gezielter Anwendung der Energie, um den Gegner auf vitale Punkte zu treten und ihn so zu zerstören. Dasselbe gilt für Schläge mit dem Arm, mit dem Schwert oder einem Stock - diese Attacken können nicht in Übereinstimmung mit dem Prinzip des JU gebracht werden. Ich möchte noch ein anderes Beispiel anführen. Man stelle sich vor, daß man von hinten gepackt und umklammert wird. Sich aus dieser Situation zu befreien, indem man ‚nachgibt‘, ist unmöglich.“ (Kano in einem erst 1939 veröffentlichten Text)
So, das dazu. Zudem schreibt Kano 1927 folgende denkwürdige Sentenz: "Als ich das Jûdô schuf, meinte ich dabei nicht: 'Gib zuerst nach, um später zu siegen!'" (Kano 1929 in "Jûdô as Martial Art")
Die ganze Debatte darum daß Jûdô angeblich "Sanfter Weg" bedeuten würde, ist also hinfällig.
Oder möchte jemand gegen KANO argumentieren?