Gegen tiefe Seoi- nage

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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Beitrag von DerViki »

Mein Trainingspartner hat den tiefen Seoi-Nage als Spezialtechnik. Die einzige Möglichkeit die ich sehe sich da zu retten ist in Eindrehrichtung vorbeizulaufen. Bei Jugendliche ab U17 kann man dann entsprechende Würger als Übergang Stand-Baden bzw Würger gegen Ukes Bank zeigen.
Bei den Altersklassen darunter würde ich entweder sinnvolle Hebel und Umdreher zeigen oder es einfach beim Vorbeilaufen belassen.
Ansonsten: Angriff ist die beste Verteidigung; Somit bleiben die Kinder, die ständig aktiv sind und den Gegner ziehen auch von einem tiefen Seoi-Nage verschont, weil der Gegner gar nicht dazu kommt irgendwas anzusetzen.
1. Kyu
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Oberon
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Beitrag von Oberon »

Habe jetzt die folgende Kombination kennengelernt: Ansatz Seoi Nage (natürlich ernsthaft) und in dem Augenblick in dem der Gegner sich aufrichtet, Eindrehen zum Tomoe Nage. Ich fand's totel überraschend. Aber Tori muss sehr schnell sein.

Gruß Oberon
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Beitrag von DerViki »

Geht natürlich nur wenn der Gegner nen Seoi-Nage macht bei dem er auch wieder hoch kommt. Man sieht ja immer häufiger, dass komplett unten geworfen wird. Und da ist der Tomoe-Nage schlecht ansetzbar.
1. Kyu
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Beitrag von judoka50 »

Hi - versuch mal nicht mit der Eindrehrichtung, sondern entgegen der Eindrehrichtung. Allerdings darfst Du dann nicht die rechte Hand am Revers lassen und die linke lässt Du von Ukes rechten Arm an sein rechtes Revers wandern. Mit dem Ausweichen entgegen der Eindrehrichtung stehst Du dann links neben Uke, schiebst das rechte Bein durch, ähnlich Kesa gatame Position, so kannst Du mit Koshi Jime würgen.
Viele Grüße
U d o
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Gegen tiefen Seoi-Nage ...

Beitrag von tom herold »

... die einfachste Möglichkeit (ganz gleich, wie stark der Gegner zieht) ist imho immer noch, zwei bis drei Schritte rückwärts zu machen, sobald der Gegner anfängt, sich in diese Technik einzudrehen (ich denke, daß man das merkt, wenn man nicht gerade pennt ;) ).
Damit löst man den Kontakt zum Gegner und dieser kann nicht mehr werfen.
Man sollte allerdings beachten, daß das nur funktioniert, wenn man nicht selbst stark vornübergebeugt kämpft ...
Im übrigen wird der tiefe Seoi-Nage in Japan mit leiser Verachtung betrachtet - man unterstellt dem, der den Gedan-Seoi-Nage anwendet, daß er unfähig ist, einen "richtigen" Seoi-Nage aus tiefer Hocke auszuführen.
Während man gegen einen korrekten Seoi-Nage, bei dem der Gegner tief gehockt eindreht, eigentlich keine Chance mehr hat, kann man mit ein wenig Aufmerksamkeit einem "abgeknieten" Seoi-Nage (= Gedan-Seoi-Nage) recht einfach entgehen.
Dazu genügt es oftmals (nicht immer!) schon, sich einer einigermaßen aufrechten Körperhaltung zu befleißigen.
Zudem legt der Gegner sich absolut fest, wenn er bspw. mit beiden Knien auf die Matte geht - er hat, wenn der Wurf nicht funktioniert, kaum noch Optionen ...
Ich persönlich finde den Gedan-Seoi-Nage nicht besonders attraktiv - und sehr effektiv finde ich ihn auch nicht. Wir haben hier bei uns im Training öfter Gäste, die fleißig Wettkämpfe bestreiten und die sehr oft mit dieser Technik im Randori angreifen. Ich finde, daß der tiefe Seoi-Nage einer der am einfachsten zu verhindernden Würfe ist.
Freundliche Grüße
Tom
Lin Chung
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Beitrag von Lin Chung »

Wir haben zu meiner Zeit auch nur den normalen Seoi Nage gelernt. ;)
Aufrecht eindrehen und etwas in die Hocke gehen.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Gegen tiefen Seoi-Nage ...

Beitrag von Furry »

Hallo,

ist schon lustig Ura-nage gegen Seoi-nage... kämpf mal mit mir mal schauen ob er geht....

Ura-nage ist dennoch ein toller Wurf!!
gegen einen tiefen Seoi hilft die Kingston-Rolle oder wenn man das rechte Rever hat, rechts vorbei, Hüfte vor und abwürgen aber, dass lässt sich in der Praktik besser erklären..

Bitte aber unterlasst solche Stellungnahme, wenn ihr nicht mal richtig Kampferfahrung habt und damit meine ich nicht Landes-EM sonder int. Turniere.... da lernt man so einiges..

macht´s mal gut
Furry

--
tom herold hat geschrieben:... die einfachste Möglichkeit (ganz gleich, wie stark der Gegner zieht) ist imho immer noch, zwei bis drei Schritte rückwärts zu machen,
[...]
Freundliche Grüße
Tom

Hallo,

ist eine Sache der Speed und des Trainings!
Der Seoi-nage ist ein toller Wurf auch auf den Knien und ich bezweifle, dass du mir 4 Min lang ausweichen könntest mit Kombinationen - irgendwann kann es dich erwischen... (aber nur wenn ich deine Klasse wäre) :D ist immer ne Sache des Gewichts und Kraft, denn wenn der andere einen Nackengriff hat und dieser wird nicht gelöst, wird der Seoi-nage gefährlich!!

[Fritz: 2 Beiträge vereint, Vollquote gekürzt]
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Gegen tiefen Seoi-Nage

Beitrag von tom herold »

Hallo Furry, ich bin im Gegenteil sehr sicher, daß ich dir auf jeden Fall 4 min lang ausweichen kann - und damit deinen tiefen Seoi-Nage vermeide (oder dich einfach vorher mit einer anderen Technik erwische).
Ich habe seit langem mit (u.a. russischen) Jûdôka und auch Sambo-Kämpfern trainiert, die genau diesen Wurf als "Spezialtechnik" haben.
Ich haue mich auch regelmäßig mit einigen Ringern rum, die ähnliche Techniken draufhaben. Diese Leute kämpfen auf einem wesentlich höheren Niveau als Kreisklasse, nur mal nebenbei ...
Und was Ura-Nage gegen tiefen Seoi-Nage betrifft: das geht wunderbar, schau dir mal die Aufnahmen von und mit Koga an.
Ich persönlich mag diese Kombination nicht so sehr, ich finde nämlich, daß es da einfachere Konter gibt - aber schlecht ist der Ura-Nage gegen tiefen Seoi-Nage deswegen nicht.
(Nur zur Info: ich trage zwar den 6. Dan, bin aber deswegen keiner der "Funktionärs-Danträger", die seit zwanzig Jahren keine Matte mehr betreten haben. Ich bin nach wie vor sechsmal in der Woche mehrere Stunden sehr aktiv auf der Matte ... ;) )
Freundliche Grüße
Tom

Ach ja, noch etwas: ich habe immer wieder erlebt, daß es eine sehr einfache und enorm wirksame, weil für den Gegner schmerzhafte Möglichkeit gibt, den tiefen Seoi-Nage zu verhindern: wenn der Gegner (rechts eingedreht) gerade unten angekommen ist, ramm' ihm das linke Knie in die Nieren - ich habe noch nie erlebt, daß derjenige dann den Wurf vollenden konnte (man muß natürlich wissen, wie man das Knie einzusetzen hat!).
Ist alles andere als fein, aber wirksam - und geht Hand in Hand mit dem schnellen Absenken des eigenen Schwerpunkts.
Die Ringer und Sambokämpfer haben offenbar keine Probleme, derlei Dinge anzuwenden. Ich hab da viel gelernt. Und jetzt bitte nicht rumjaulen, daß so etwas "unfair" sei ...
Es gibt im Kampf nicht "fair" oder "unfair", es gibt nur "wirksam" oder "wirkungslos".
Im Kinder- und Jugendbereich sind solche Sachen natürlich verpönt und ausgeschlossen! Ich beziehe mich hier ausschließlich auf Erwachsene, die eigenverantwortlich entscheiden können, ob sie derlei Dinge zulassen oder nicht.
Tom
Lin Chung
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Beitrag von Lin Chung »

Hallöchen
den tiefen Seoi-Nage zu verhindern: wenn der Gegner (rechts eingedreht) gerade unten angekommen ist, ramm' ihm das linke Knie in die Nieren - ich habe noch nie erlebt, daß derjenige dann den Wurf vollenden konnte (man muß natürlich wissen, wie man das Knie einzusetzen hat!)
Das ist einer der vielen Unterschiede zwischen Kampfsport und Kampfkunst.
In der Kampfkunst ist viel mehr erlaubt.
Grüße
Norbert Bosse
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Beitrag von judoka50 »

Hallo Tom - das meinte ich schon des öfteren.
Lass Dich nicht provozieren, dann brauchst Du Dich weder rechtfertigen noch profilieren.

Lin Chung hatt es schon erwähnt. Wir reden hier von einem Wurf aus Wettkampfsituation und nicht auf der Straße.

Keine Ahnung, in welcher Liga Du mal gekämpft hast. Diese Dinge haben nichts mit dem Wettkampf zu tun.
Das kann man mal hin und wieder auf irgendwelchen Wald und Wiesen Turníeren erleben, dass solche unfairen Dinge genutzt werden.
Wenn es zu deinem Repertoire gehört, dann vermittel das bitte in Deinem Verband, bzw. dann ist mir auch so einiges klar.

In höheren Ebenen treffen sich aber meist die gleichen Leute wieder und glaub mir deren Gedächtnis ist gut. Denen passiert so eine Schweinerei einmal und dann wirst Du Dich wundern, was die so alles aus dem Ärmel schütteln können und das, ohne in Deine Lehre gegangen zu sein.

Zum Schluß einfach noch mal in Kurzform:
So etwas hat "bei uns" im Judo nichts verloren - das sollte, so wie es auch jetzt ist, außen vorbleiben.

(Admin: Die Bemerkung musste sein, auch wenn sie inhaltlich wieder etwas abweicht. Die Antwort von Tom hat in dieser Weise nichts mit der ernstgemeinten Frage, was man gegen einen tiefen Seoi Nage, der nur im Wettkampf vorkommt, zu tun.)
Viele Grüße
U d o
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Antonio
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Beitrag von Antonio »

Hallo Udo,

wo soll denn bei "...gerade unten angekommen ist, ramm' ihm das linke Knie in die Nieren - ... (man muß natürlich wissen, wie man das Knie einzusetzen hat!)" das Problem sein? Wichtig ist doch der Zusatz in Klammern. Da steht nichts schlimmes drinn, oder? Es gibt genug Hebel und Würger die genauso schmerzhaft sind.

"Diese Dinge haben nichts mit dem Wettkampf zu tun. "
Na, da wird in den Kader-Lehrgängen aber anders gedacht. Zugegeben, nicht in dieser breiten Öffentlichkeit wie die des hiesigen Forums, aber man tut es.

"Wenn es zu deinem Repertoire gehört, dann vermittel das bitte in Deinem Verband, bzw. dann ist mir auch so einiges klar."
Das würde mich (als DJB-Mitglied) aber mal interessieren.

"So etwas hat "bei uns" im Judo nichts verloren - das sollte, so wie es auch jetzt ist, außen vorbleiben."
Sofern mit "bei uns" der DJB gemeint ist, auch da kommt es vor. Und es sollte ruhig öffentlich diskutiert werden.

"Die Antwort von Tom hat in dieser Weise nichts mit der ernstgemeinten Frage, was man gegen einen tiefen Seoi Nage, der nur im Wettkampf vorkommt, zu tun.)"
Hmm, diesen tiefen SN habe ich im Training/Randori auch schon gesehen. Und die Antwort finde ich "überprüfenswert" für mich selbst.

Judo ist nun mal Kampf und nicht Kuscheln in weißen Schlafanzügen.

Antonio
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Beitrag von judoka50 »

Hallo Antonio - vielleicht hast Du überlesen:
In höheren Ebenen treffen sich aber meist die gleichen Leute wieder und glaub mir deren Gedächtnis ist gut. Denen passiert so eine Schweinerei einmal und dann wirst Du Dich wundern, was die so alles aus dem Ärmel schütteln können und das, ohne in Deine Lehre gegangen zu sein.
und genau damit meinte ich das Kader und dort gehören auch solche Trainingsformen hin. Denn es tauchen ja immer wieder Leute auf, die meinen man gewinnt einen Wettkampf, "indem sie dem Gegner das Knie in die Nieren rammen".

Der Rest Deiner Fragen erklärt sich aus der Tatsache, das Tom nicht dem DJB angehört, sondern Judo aus "ursprünglicher" Sicht als "Kampfsport", mit dem vorrangigen Zweck der Selbstsverteidigung, in seinem Verband vermittelt, welcher mit dem DJB Wettkampfjudo nichts zu tun hat.
In diesem Zusammenhang bemüht er sich redlich, neben den korrekten und umfassenden Antworten, immer ein wenig Werbung für seine private Judo Richtung zu machen. - Dies sei ihm auch gegönnt, aber manchmal passt es nicht so ganz zur Frage, bzw. in den Forenbereich.
Viele Grüße
U d o
Lin Chung
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Beitrag von Lin Chung »

Hallo zusammen

wie man die Würfe ausführt, da kann man schon einiges von Tom lernen und diese auch im Wettkampf anwenden, solange man sich an die Sportregeln hält. Im Sportjudo wohlgemerkt.

Sicherlich kann man nebenbei erwähnen, dass man auf der Strasse auch sowas wie einen Kniestoß anwenden kann. Aber es gibt auch andere Wettkampfsparten, wo man mit dem Judo von Tom durchaus erfolgreich sein kann. Tom nannte ja schon einige, wo seine Schüler Erfolg hatten.

Hallo Antonio
Udo hat nur seine Sicht aufgezeigt und das finde ich auch okay.
Nur so kann man unterscheiden zwischen KK und KS. ;)

Also nicht immer meckern. Lesen und vergleichen.
Grüße
Norbert Bosse
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gegen tiefen SN

Beitrag von tom herold »

Ich kann nicht beurteilen, ob das mit dem "Knie in die Nieren" im DJB tatsächlich so verpönt ist, wie Udo meint. Ich habe es jedenfalls schon oft bei DJB-Turnieren gesehen - und nicht nur bei den Erwachsenen.
Erlaubt oder nicht, es ist jedenfalls wirksam, also wird es wohl auch praktiziert.
Ich denke, daß Freistil-Ringen und Sambo ebenso wie Brasilian Jujutsu und Grappling durchaus im Wettkampf als "Sportarten" angesehen und betrieben werden. In diesen Wettkämpfen regt sich allerdings niemand über ein wenig Härte auf ... ich jedenfalls habe das noch nie erlebt.
Es ist ein wenig beschämend für uns Jûdôka, daß Sambo-Kämpfer und andere Grappler die Wettkampf-Jûdôka für "Weicheier" halten, die sich dauernd hinter dem Kampfrichter verstecken.
Das jedenfalls sind die üblichen Kommentare, wenn ich mich bei solchen Kämpfen als Jûdôka zu erkennen gebe ...
Ich muß da immer ziemlich hart 'rangehen und möglichst überzeugend gewinnen, um dem Jûdô wieder den gebührenden Respekt zu verschaffen.
Bei interdiziplinären Seminaren ist das beinahe genauso ...

Um zurück zum Thema zu kommen: der tiefe Seoi-Nage ist nicht unbedingt die beste Lösung, um einen Kampf zu gewinnen.
Hier einge Fakten (die Udo wohl wieder als "Werbung" zu mißverstehen beliebt): für den Ernstfall auf der Straße ist der tiefe Seoi-nage einfach nicht zu gebrauchen, Erklärung liegt auf der Hand.
Das aber bedeutet, daß der tiefe Seoi-Nage ein "sportliches" Derivat einer universell einsetzbaren Technik (nämlich Seoi-Nage) ist. Dies wiederum mindert den Wert des tiefen Seoi-Nage erheblich, denn er ist somit lediglich unter den Labor-Bedingungen des sportlichen Wetteiferns einsetzbar.
Ebenso sind also Debatten um die Abwehr einer solchen Technik eher akademisch. ;)

Was man ebenfalls nicht vergessen sollte: der tiefe Seoi-Nage ist (wenn man sich schon auf die akademische Debatte der Abwehr einer nur im Sport vorkommenden Technik einläßt) dann leicht zu vermeiden, wenn man sich bestimmter Faßarten befleißigt.
Diese wiederum sind (absurderweise!) als "verboten" klassifiziert - aber wieder nur im Sport ...

Ich habe hier aus reinem Spaß schon sehr erfahrene Wettkampf-Jûdôka zur Verzweiflung gebracht, indem ich minutenlang nichts anderes getan habe, als durch verschiedene Faßarten bspw. den tiefen Seoi-Nage konsequent zu verhindern.
Einziger Kommentar meiner eher ärgerlichen Gegner: ich hätte ja schon lange eine "Passivitäts-Strafe" erhalten und somit "eigentlich" verloren ... :rofl :rofl :rofl

Für das sportliche Raufen auf der Matte (Randori, Wettkampf) genügt es meiner Erfahrung nach, gegen einen Kämpfer, welcher gern tiefen Seoi-Nage anwendet, einfach rückwärts zu gehen und den eigenen Oberkörper aufrecht zu halten, soweit das möglich ist.
Freundliche Grüße
Tom

PS: Lieber Udo, lies bitte noch einmal mein entsprechendes Posting - dann wird dir auffallen, wo und bei welchen Kämpfern ich die Lösung "Knie in die Nieren" für angebracht halte. Also bitte immer gründlich lesen, gell?

PPS: Ich würde niemandem empfehlen, in einem Grappling-Wettkampf oder einem Turnier des Brasilian Jujutsu mit einer Technik wie dem tiefen Seoi-Nage aufzutreten.
Da es bei diesen Turnieren eben nicht so ist, daß man den Kampf gewonnen hat, wenn man den Gegner einmal mit dem Rücken schwungvoll auf die Matte bringt, wird man bei Anwendung des tiefen Seoi-Nage eine seeeehr häßliche Überraschung erleben - und vergeblich auf das Trennkommando des Kampfrichters warten.
Es wäre also zu empfehlen, auch und vor allem als Jûdôka mal über den berühmten Tellerrand zu schauen und die Wettkampfregeln des Sport-Jûdô nicht für allgemein gültig zu halten ...
Freundliche Grüße
Tom
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Antonio
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Beitrag von Antonio »

Hallo Udo.
judoka50 hat geschrieben:...und genau damit meinte ich das Kader und dort gehören auch solche Trainingsformen hin.
Wahrscheinlich liegt hier unsere unterschiedliche Anschauung der Dinge.

Ich habe Ende der 60er mit Judo angefangen. Bereits als Gelb-Gurt mußte ich das Würgen, Gewürgtwerden und Hebeln lernen. Da war ich gerade so um die 10. Bald mußte ich in dem Alter den Spezialwürger meines Haupttrainers (Fred Marhenke) lernen. Ich mußte noch "in die Hocke" gehen, wollte ich einen Seoi Nage machen. Auf die Knie zu gehen wäre schlichtweg ein Zeichen für fehlende Kraft und Beweglichkeit gewesen. Tiefe, freundlich abgerollte, Seoi Nage wurden nicht mit Ippon gewertet, denn da lag Tori bereits in Ukes Schwitzkasten.
Konditionell/mental wurde viel mehr Härte erwartet und gedrillt als heutzutage. Nicht zuletzt, weil Wolfburg zu der Zeit führend in D war. Für eine entsprechende Härte und Wettkampfroutine sorgten daher die älteren Vorbilder im Verein, vorne weg Glahn, von der Groeben und Wienecke.

Passivität: Die heute aktuelle Definition von Passivität ist einfach ein Witz. Es ist enorm schwer, sich einen ständig agierenden/angreifenden Gegner "auf Distanz zu halten" um im richtigen Moment zu Kontern. Dieses "medienuntaugliche" Verhalten ist aber leider nicht gefragt.

Bodenkampf: Erst letzte Woche wollte ich mit einigen U17 BK üben. Antwort des Alpha-Idioten: "Wenn ich den Punkt nicht im Stand mache, dann brauch ich auch keinen Bodenkampf". KEIN KOMMENTAR, aber diese Aussage ist lange Zeit DJB-konform gewesen.

Wiederholungen: Schon das Wort Wiederholung ist ein unbekanntes Ding.
Verlang von einem Kind eine Technik mehr als 2 mal zu machen. Protest.
Zwing sie zu Wiederholungen à la 10 rechts, 20 links. Da stehen die Eltern da und beschweren sich.
Später heißt es aber: "Wieso soll mein Kind nicht an der Prüfung teilnahmen?" oder "Ah, mein Kind wurde beim Kuschelturnier verhauen!".
Sche... drauf! Soll es eben trainieren! :angry4

Meine Meinung zu diesem Thema: Jeder Judoka, auch Wettkampfjudoka, braucht ein gehöriges Maß an gesunder Härte gegen sich selbst und den Gegner. Ansonsten soll er kuscheln gehen.

OFF TOPIC: Das ist für mich wie das leidige Thema der Berufssoldaten, die in Krisenzeiten (wenn es für sie selbst gefährlich werden könnte) ihr "Gewissen" entdecken und verweigern.

Antonio
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Beitrag von Lin Chung »

Hallo Antonio

ich bin Anfang der 70er mit Judo angefangen und für uns war dieser Sport damals nichts für Weicheier. Nach jedem Training nahm man irgendwelche Zerrungen, Blutergüsse, Abschürfungen udgl. mit nach Hause. Da wurde noch richtig hingelangt. Wie oft mussten wir bestimmte Würfe wiederholen. Manchmal übten wir gerade mal nur 2 Würfe über fast die ganze Trainingszeit. Heute?

Glahn, von der Groeben und Wienecke waren auch damals meine Idole.

Die Eltern beschweren sich heute in jedem Kampfsport, wenn da mal etwas härter agiert wird. Das erlebte ich auch im Taekwondo. Ich wurde deshalb schon mal angepflaumt. Mein Kommentar war: Das ist Kampfsport und kein Schmusekurs. Wie wollen die Kinder auf Turnieren gewinnen, wenn sie jetzt schon heulen.

Meine 2 Cent
LC
Grüße
Norbert Bosse
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Re: gegen tiefen SN

Beitrag von Antonio »

Hallo Tom.
tom herold hat geschrieben:Es ist ein wenig beschämend für uns Jûdôka, daß Sambo-Kämpfer und andere Grappler die Wettkampf-Jûdôka für "Weicheier" halten
Ich trainiere manchmal mit einer solchen ehemaligen Sambo-Kämpferin. 8. Kyu im Judo, aber im Bodenkampf ein kleines Kampfschwein. Macht richtig Spaß mit ihr. Unangenehmer war vor Jahren ein Anfänger, der Sambo lange beim russischen Militär praktiziert hatte. Er zeigte uns dann auch manchmal militärische "Nettigkeiten" für den Nah-/Bodenkampf. :angel4
tom herold hat geschrieben: Einziger Kommentar meiner eher ärgerlichen Gegner: ich hätte ja schon lange eine "Passivitäts-Strafe" erhalten und somit "eigentlich" verloren ...

Genau diese Einstellung verweichlicht das Judo und macht es für den Ernstfall -aus dem es sich entwickelte- zunehmend uneffektiver.
Irgendwie hat sich die Bedeutung des Begriffes IPPON gewandelt. Mir wurde noch zu alten Zeiten (beim Judo und Karate) beigebracht, dass Ippon für soviel wie "mit einer Technik/Schlag/Wurf etc." zu töten steht.
Ein kameradschaftlich zusammen abgerollte tiefer SN erfüllt dies in meinen Augen nicht.
Genauso wie die Brücke, um bloß nicht den Boden mit den Schultern zu berühren oder zu verbieten den Gürtel um das Handgelenk herum zu legen oder oder oder. Wenn es so weitergeht wird man ja bald schon bestraft, weil man geschwitzt hat oder nicht freundlich in die Kamera des Sponsoren gelacht hat als man gerade mit einer Schweinerolle durch die Matte geprügelt wurde. :angry4

Antonio
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Beitrag von judoka50 »

Hallo Tom - freue mich, dass wir uns ein wenig in unseren Meinungen annähern. Du hast bestimmt gemerkt, dass ich Dir keine Vorschriften für "Dein Judo" machen möchte. Mein Ziel ist einfach, dass wir beide eine gegenseitige klare Trennung akzeptieren.
Selbstverständlich sind dabei die eine oder andere Info aus dem für Wettkampfjudoka fremden Bereich immer hilfreich und werden, mit Sicherheit mit zunehmenden Alter der Judoka gerne angenommen.

Ich bezweifle gar nicht, dass andere Sportarten härter sind.
Finde aber einen Vergleich mit dem Wettkampfjudo unsinnig. Genauso wie überhaupt alle Vergleiche untereinander. Es sollte halt jeder den Sport des anderen anerkennen und respektieren lernen. Und da sind abwertende Bemerkungen mehr als überflüssig.
(Ich habe selber auch Probleme, wenn ich höre, das Schachspielen auch Sport ist - würde darüber aber nie abwertende Sprüche machen. Oder zum Beispiel auch werden die "Funkenmariechen" beim Karneval auch nicht ernst genommen, obwohl die mehr trainieren als mancher bezahlte Sportler).

Glaub nicht, dass ich mit allen "weichen" Regelungen einverstanden bin.
Aber die Stellungnahme vieler ist halt, dass die Kinder heute nicht mehr so sind, wie wir mit dem Judo groß geworden sind.
Ich betreibe es auch heute noch so wie früher und habe dementsprechend, oder sogar aufgrund des Alters noch mehr, mit Verletzungen zu kämpfen.
Leider kennen die Kinder heute bis sie zum Judo kommen (4-6 Jahre)Sport zunächst nur vom Fernseher und Kämpfen nur von der x-Box oder ähnlichem.
Und da gebe ich den anderen Recht, hat man es ganz schön schwer, den Eltern klar zu machen, das Judo halt auch mal blaue Flecken gibt.
(Die Kinder stört es weniger) Wird es zu hart kommen die Kinder leider irgendwann nicht mehr zum Judo oder hören, was viel schlimmer ist, wieder ganz mit dem Sport auf. In vieler Hinsicht ist das heutige Judo daher nichts anderes mehr als ein Einstiegssport bis (10/12) Jahre.
Wer dann noch dabei ist, ist dem Wettkampf verfallen oder interessiert sich zusätzlich für den Kampfsport, bzw. wechselt nach dahin, da ihm Judo nicht hart genug oder effektiv genug für seine Zielsetzung ist.
Viele Grüße
U d o
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Beitrag von Antonio »

Hallo Udo
judoka50 hat geschrieben: Glaub nicht, dass ich mit allen "weichen" Regelungen einverstanden bin.
Das ist doch ein Anfang :ironie3
judoka50 hat geschrieben: Wird es zu hart kommen die Kinder leider irgendwann nicht mehr zum Judo oder hören, was viel schlimmer ist, wieder ganz mit dem Sport auf. In vieler Hinsicht ist das heutige Judo daher nichts anderes mehr als ein Einstiegssport bis (10/12) Jahre.
Und genau dieser Zustand stört mich enorm. Heute kommen vielleicht 20 Kinder zum ersten Training, man quält sich 2 Jahre mit ihnen bis zur Gelb-Gurt-Prüfung rum und dann sind, mit viel Glück, noch 5-8 dabei. Mit 10-12 sind es wahrscheinlich nur noch 3 oder 4.

Weshalb wird nicht gleich das Niveau hochgesetzt? Dann wissen Kinder und Eltern was auf sie zukommt, es gibt keine bösen Überraschungen und man kann mit der Handvoll Kindern mehr und besser trainieren als mit der riesengroßen Meute. Effektiver ist das allemal.

Anders sehen das jedoch in erster Linie die Funktionäre; und das geht bereits auf Spartenebene los. Denn jedes Kind ist ein zahlendes Mitglied, und jedes zahlende Mitglied mehr sichert die eigene Position. Das geht dann aber auf kosten der Qualität.

Antonio
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Beitrag von judoka50 »

Sehe ich ein wenig anders. Wie sieht denn der sportliche Anfang der Kinder aus. Wenn überhaupt..........
Mutter Kind Turnen - Kinderturnen - Schwimmuntericht (Seepferdchen - werden auch immer weniger) - danach kommt..........
Da bin ich froh, dass es kleine Judoka ....... gibt, denn das ist das nächste, was nach den o.g. oft folgt.
Sollte es dort - wohl gemerkt ich denke nicht so - zu hart sein, dann machen die Kinder gar nichts, oder versuchen etwas anderes.
Ich freue mich über jedes Kind, dem ich über den Judo Unterricht den Spass am Sport - egal was es nachher weiter macht - vermitteln konnte.
Ich bin traurig, wenn ein Kind vom Judo weggeht, ohne irgendeinen Sport weiter zu machen, denn die treffe ich später in der Stadt herumhängend oder werden Kunden bei meinem Arbeitgeber, eben weil sie keine vernünftige Freizeitgestaltung haben.
Und da ist es mir das Geld Sch....egal.

Antonio - wenn Du meinst, von einer handvoll bleiben alle wegen des höheren Anspruchs, dann müssten von 20 ja auch alle 20 bleiben.
Oder hast Du die Illusion, dass sich von Anfang an nur eine Elitetruppe bei Dir meldet.
Andererseits frage ich mich, warum leistest Du denn nicht einfach mehr, als die Minimalforderung des DJB. Diese gelten doch schlicht und einfach nur für den nächsten Gürtel. Sie haben nichts - aber auch garnichts - mit dem zu tun, was Du ihnen zusätzlich beibringen möchtest.
Wenn Du härter arbeiten willst, brauchst Du doch dazu vom Verband nicht extra eine zusätzliche Leitllinie. Mach es einfach und versuch die 20 die kommen durch mehr Leistung bei der Stange zu halten.
Das Prüfungsprogram betrachte doch einfach nur als Messlatte für die "schwachen" Kinder, oder haben die bei Dir nichts zu suchen?
Viele Grüße
U d o
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