... um ganz kurz auf meine "anstößige" Beschreibung des "dicklichen älteren Herrn" einzugehen - der sieht nun mal so aus, was soll ich machen? Wenn es sich um einen magersüchtgen Jüngling oder eine atemberaubende Blondine gehandelt hätte, dann hätte ich dies ebenfalls erwähnt ...
So richtig ganz schlank bin ich auch nicht
, daher war es lediglich eine illustrierende Beschreibung - und natürlich hat mich gestört, daß da ein etwas kurzatmiger, deutlich übergewichtiger Mensch mit ebenso deutlich erkennbaren Haltungsschäden selbstgerecht und selbstgefällig Dünnes absonderte.
Warum ich dieses unschöne Beispiel hier angeführt habe, wurde bereits erläutert.
Zu dem Vorwurf, der Ton mache die Musik und ich würde dazu neigen, andere zu verprellen: mag sein.
Da ich jedoch sehr, sehr oft erleben muß, daß ich tauben oder auf Durchzug gestellten Ohren predige, bin ich eben etwas lauter geworden, um durchzudringen. Das gefällt nicht jedem, ich weiß.
Auch werden in der Debatte immer wieder (mehr oder weniger fachbezogene) Einwände erhoben, die erstens schon öfter besprochen und zweitens ebenso oft widerlegt wurden.
Sodann solltet ihr vielleicht Folgendes bedenken - das authentische, traditionelle Kodokan Judo ist nun einmal prinzipiell strukturiert als militärisch-hierarchisches System. Erkennbar ist dies u. a. an den Graden des Kyu-Dan-Systems.
Es ist kein Zufall, daß Kano die Stufen unterhalb des 1. Dan noch nicht als "Grade" verstanden wissen wollte. Aus eben diesem Grunde werden die mit den Kyu-Stufen bedachten Judoka ja in die "Mudansha", also die "Nicht-Graduierten" eingeordnet.
"Grade" beginnen ab dem 1. Dan, also ab der Stufe der "Yudansha".
Also noch mal zum Drübernachdenken: der 1. Dan ist der erste "Grad", den man erwerben kann - an dieser Stelle beginnt Judo.
Und das scheint das generelle Problem hier in Deutschland zu sein - der erste erreichbare Grad, der den Anfänger kenntlich macht, wird hierzulande als "Meistergrad" verstanden. Ein Dan-Grad ist aber nun mal nicht dasselbe wie eine Meisterwürde ... und kann folglich auch nicht gleichgesetzt werden.
Wer hierzulande den 1. Dan erreicht hat, meint oft, nun sozusagen beinahe schon am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein.
Was gibt es schon noch zu erreichen - außer im Wettkampf?
Und genau das ist der entscheidende Denkfehler.
Ich habe oft hören müssen, daß viele Judoka durchaus wissen, daß die Dan-Prüfungsprogramme des DJB / DDK nach oben hin lediglich an Quantität zunehmen - und nicht an Qualität. Wenn ihr ehrlich seid, dann müßt ihr zugeben, daß dort jenseits des braunen Gürtels keine neuen Techniken / Prinzipien mehr kommen. Zu den fast immer mißinterpretierten Kata habe ich mich ja bereits geäußert.
Und was unterscheidet denn meßbar (!) nach jenen Vorgaben einen 6. Dan von einem 7. Dan ...?
Abgesehen davon: wer mit Erreichen des 1. oder 2. Dan von sich selbst glaubt, er sei nun mit einer "Meisterwürde" bedacht worden, der irrt zwar -
aber es ist verständlich, wenn sich so jemand für "berechtigt" hält, seine ... richtig: Meinung kundzutun.
Und genau da liegt das Problem.
Eine Meinung kann (und wird) jeder haben. Für eine Meinung muß man nicht viel tun, sie ist eben einfach da, resultierend aus persönlichen Erfahrungen oder aus dem Nachplappern dessen, was andere äußern.
Eine Meinung hat den Vorteil, daß sie nicht bewiesen werden muß und daß jeder glaubt, sie immer und überall äußern zu dürfen - was dann auch getan wird.
Was sich über derlei Meinungen verbreitet, ist das, was die ollen Griechen "Doxa" nannten - das "Meinungswissen".
Das Internet hat erheblich zur Verbreitung von "Doxa" beigetragen ...
"Doxa" hat keinerlei Wert, es ist Geschwätz, unbelegt, einfach nur Behauptung.
Das Gegenteil davon ist das, was die ollen Griechen "episteme" nannten.
"Episteme" ist Faktenwissen, welches bewiesen werden muß.
Ihr könnt nun selbst herausfinden, ob das, was ihr so über Judo zu wissen glaubt, eher unter "Doxa" oder eher unter "Episteme" fällt ...
Es treffen - nicht nur hier im Forum - imho mehrere Dinge zusammen: erstens ist euer Wissen über Judo sehr gering (das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung - ihr dürft abe gern anderer Meinung sein).
Zweitens beruht euer Wissen in weiten Teilen erkennbar auf "Doxa".
Drittens verwechseln etliche ihre Dan-Grade mit dem Erreichen der meisterschaft im Judo.
Viertens reagieren diese Leute enorm empfindlich auf sachbezogene Kritik, nachdem sie selbst gründlich ausgeteilt haben - ich erinnere an die ersten Posts hier im Forum, die sich auf uns bezogen ("Doxa" in Reinform: nix drüber wissen, aber erstmal feste druff ...)
Fünftens verwechseln die meisten von euch sachbezogene Kritik mit einem Angriff auf eure Person. Sachbezogene Kritik ist keineswegs eine Abwertung eurer Kampfsport-Biographie, wird aber gern als solche verstanden - das wiederum verstehe ich nun nicht ...
Sechstens - und das stört mich dann doch wirklich - "diskutieren" auch und vor allem Leute mit, deren Wissenstand bestenfalls beschränkt zu nennen ist. Ich habe nichts dagegen, daß man Fragen stellt, daß muß sein - wie will man sonst an Wissen kommen? Doch ich habe etwas dagegen, daß Leute, deren Kenntnisstand ihrer niedrigen Graduierung entspricht, die Dreistigkeit besitzen, ihre unmaßgebliche Meinung immer wieder in eine solche Debatte wie die heir stattfindende einzuwerfen. So etwas geghört sich nicht - und es ist zudem ein Zeichen großer Respektlosigkeit.
Siebtens sind es erstaunlicherweise genau diese Leute, die sich standhaft weigern, von vorgefaßten Meinungen ("Doxa"!!) abzugehen.
Nebenbei - der Renaissance-Gelehrte Kues nannte Leute, die um nichts in der Welt von ihren vorgefaßten Meinungen abzubringen sind, bezeichnenderweise "idiotae" (und ehe sich jetzt jemand aufregt, schaut mal nach, was das bedeutet!)
Wenn mir jemand sagt, daß ich wenig oder keine Ahnung vom Judo habe, dann frage ich nach, was genau derjenige meint. Wenn er es sachlich begründen kann, möchte ich die festgestellten Defizite natürlich beseitigen - und nicht den Kritiker ...
Ich hatte von Frank Thiele (9. Dan) zu hören bekommen, daß einige grundlegende Dinge in etlichen meiner Wurftechniken ineffektiv, ja regelrecht falsch seien.
Ich habe daraufhin sofort ausprobiert, was er mir zeigte, und ich war (und bin!!) maßlos begeistert.
Ich hätte natürlich auch beleidigt sein können - aber dann wäre es mir nicht gelungen, meine (wie ich damals fand doch recht wirksamen) Wurftechniken so unglaublich zu verbessern ...
Was die Kenntnis historisch-kultureller Grndlagen und Umstände, bezogen auf das Judo betrifft: diese Kenntnisse sind unerläßlich, um die Technik zu verstehen und wirksam anwenden zu können. Erst die (historische) Herleitung der Technik nämlich ermöglicht dann die Herleitung eines fortgeschrittenen Wurfes aus einem grundlegenden Bewegungsmuster der Grundschule.
Und ohne die Kenntnis effektiver Selbstverteidigung kann man bestimmte Würfe, bestimmte Bodentechniken, bestimmte Wurf-Vermeidungen gar nicht verstehen und damit höchstens stümperhaft und mit enormem Kraftaufwand anwenden. Das aber widerspricht dem obersten Prinzip des Judo ...
Nachdem ich nun noch mal auf alle möglichen Dinge eingegangen bin, stelle ich doch fest, daß wir im Grunde aneinander vorbeireden.
Ich spreche vom traditionellen Kodokan Judo, also von einer effektiven Kampfkunst - ihr bezieht euch auf den Sport nach strikten Regeln.
Ich habe dabei den Vorteil, daß ich den reglementierten Judo-Sport aus eigener langjähriger Anschauung (erst als Wettkämpfer, dann als Trainer im Leistungssport der DDR) kenne.
Ihr kennt das traditionelle Kodokan Judo höchstens vom Hörensagen - keine gute Grundlage, um eine sachbezogene Debatte zu führen.
Mir fällt im Augenblick allerdings auch kein einfacher, schneller Weg ein, um diese Situation zu ändern ...
Trotzdem freundliche Grüße
Tom