Würger und Hebel bei Kindern

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
tom herold
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würger und hebel bei kindern

Beitrag von tom herold »

Wie heißt es doch bei Fontane ...? "Das ist ein weites Feld, Luise ..."
ich fürchte, daß das Judo - und diese Befürchtung ist durchaus berechtigt! - sogar seine bisher unbestrittene Kompetenz in Sachen Wurftechniken verlieren könnte, denn bspw. Sambo holt gerade mächtig auf und wird immer populärer (ironischerweise beruht auch Sambo auf dem Judo, da der Gründer Oschepkov der erste Nichtjapaner war, der 1917 im Kodokan den 2. Dan ablegte). Außerdem wird tatsächlich ernsthaft erwogen, sowohl Ringen als auch Judo aus den Reihen der olympischen Disziplinen zu entfernen (beides sei nicht medienwirksam genug) und stattdessen bspw. das akrobatische Wushu (evtl. auch die kampfbetonte Variante Sanda) zu etablieren. Tja ...
MfG
tom
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

Hab der "Olympia-Abschweifung" einen eigenen Faden gegeben:

Judo und Olympia
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Annette

Beitrag von Annette »

Hallo,

ich bin Aikidoka (1. Dan). Im Aikido kommen sehr viele Hebel vor. Allerdings werden sie ohne Kraft angewendet, d.h. zwar mit Gewicht aufs Gelenk, aber nicht mit Muskelkraft.

Kinder haben noch viel weichere Gelenke als Erwachsene, und es kommt viel schneller zu Überdehnungen. Kinder sind naturgemäß noch nicht so fortgeschritten und setzen Hebel daher häufiger falsch an. Kinder wollen Kräfte einsetzen.

Daher ist die Verletzungsgefahr bei Kindern größer.

Im Aikido wird auch mit Kindern trainiert. Persönlich - obwohl ich Aikido sehr liebe - würde für Kinder erst mal eher Judo empfehlen, eben weil Kinder gerne Kraft einsetzen, und weil - soviel ich weiß - Hebel erst mal vermieden werden.

Grüße

Annette
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Tori
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Beitrag von Tori »

Hallo Annette,

deine Meinung ist mir viel Wert, da ich die Gefahr von Hebeln durchaus kenne.

Natürlich beginnt man im Judo nicht mit Hebeltechniken, da kommt noch vieles vorher, wie z.B. Fallschule, Würfe und Haltegriffe. Auch das soziaale verhalten wird gelehrt und geschult. Man bringt den Kinder bei andere nicht zu verletzen, ob das jetzt beim werfen oder festhalten ist.

Vor dem Einsatz von Hebeltechniken werden die Anwendungen, der Ansatzpunkt und vor allem die Gefahren genau durchgespochen und erklärt. Beim üben dieser Techniken wird auf langsame Ausführung, sowohl beim probieren als auch im Randori großen Wert gelegt.

Tatsache ist, das die Wirkung eines Hebels darin besteht, Schmerz zu erzeugen. Deshalb sollte man bei Kindern wirklich vorsichtig und langsam damit beginnen.
MM
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tom herold
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würger und hebel bei kindern

Beitrag von tom herold »

@Tori: Tatsache ist, daß die beabsichtigte Wirkung von Hebelgriffen die Zerstörung (!) des angegriffenen Gelenks sein sollte. Das Abklopfen signalisiert, daß ich den vorher eintretenden Schmerz als Warnsignal verstehe, mich nicht mehr aus dem Hebel befreien kann und daher aufgebe. Da Kinder prinzipiell beweglicher (vor allem in den Gelenken) sind als Erwachsene, spricht wenig dagegen, mit Kindern bereits Hebeltechniken zu üben - wenn dies verantwortungsvoll geschieht.
Zu den Würgegriffen: wer abklopfen muß, gibt zu, daß er (so schreibt Kano!) "getötet" worden ist, da er sich dem Würgegriff (immer dran denken, was ein Würgegriff eigentlich ist - nämlich eine tödliche Technik!) nicht mehr entziehen kann. Zuzugeben, daß man gerade "getötet" wurde, ist auch ein "Tod" des eigenen Ego, wirkt also charakterbildend. von daher ist nicht einzusehen, wieso man mit Kindern nicht auch Würgegriffe verantwortungsvewußt üben sollte. die Betonung liegt auf "verantwortungsbewußt". Kinder sind da sehr viel aufnahmefähiger und verständiger als gemeinhin geglaubt wird. Imho kann man Kindern ab einem Alter von etwa sechs Jahren (nachdem sie die Festhaltegriffe erlernt haben) guten Gewissens bereits den langen Armhebel und ein bis zwei Kragenwürgen beibringen. wir tun dies schon sehr, sehr lange, und es hat noch NIE Probleme damit gegeben.
MfG
Tom
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Ronin
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Beitrag von Ronin »

auch wenn wir bei uns da etwas an der PO kleben, denke ich auch, dass man grundsätzlich Hebel und Würger bei Kindern unterrichten kann. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass man Kindern sehr viel zutrauen kann, wenn man sie nur genug auf die Gefahren sensibilisiert und entsprechend kontrolliert.

Und mal ganz ehrlich, den Schneid wirklich Schaden anzurichten haben sie gar nicht. D.h. das schlimmste was geschehen wird sind ein paar Tränen und einer der ein paar Minuten lang beleidigt ist.
Auch das gehört zum Erziehungs- besser noch zum Reifungsprozess dazu.
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