Würdet ihr Judo auf der Straße anwenden?

[judozwerg]

Also ich bin vor 4 1/2 Jahren nach Schleswig-Holstein gezogen und habe seitdem Ärger mit den Jugendlichen hier aus dem Dorf. Anfangs waren es nur dumme Sprüche, aber vor 3 Jahren hat es dann auch angefangen, dass sie mich geschlagen und getreten haben. Deshalb sind auch meine Knie und meine Handgelenke kaputt. Ich traue mich aber nicht mich zu verteidigen. Ich habe dann immer Schiss, dass ich den andern zu sehr weh tue. Ich weiß, das ist idotisch, aber ich möchte keinem weh tun.
Was würdet ihr denn an meiner Stelle machen?

[Fritz]

Ich habe dann immer Schiss, dass ich den andern zu sehr weh tue. Ich weiß, das ist idotisch, aber ich möchte keinem weh tun.
Was würdet ihr denn an meiner Stelle machen?

Trainieren, diese Defizite abzubauen.

Du brauchst keinen Schiss haben, denen, die Dich schlagen und
treten, Schmerzen zu bereiten.
Das ist die Sprache, die sie verstehen, die sie mögen...

Ansonsten solltest Du überlegen, ob es nicht vielleicht Sinn hat,
rechtliche Schritte gegen die Verursacher der
Körperverletzungen, von denen Du schriebst, zu unternehmen.

Nur in einer unmittelbaren Konfrontation hilft Dir das nicht viel...

Ein paar Gedanken u. Meinungen findest Du in diesem Faden: Judo als Selbstverteidigung.

[Ronin]

Ich höre solche Sachen immer wieder. Ich kann mir aber nicht helfen, in solche Situationen komme ich NIE. Nicht mal annähernd.

Ich glaube das zum Austausch von Gewalt immer zwei gehören. Von mir aus auch einer der anfängt und einer der mitmacht.

Grundsätzlich bin ich mir sicher, dass es besser ist, solche Situationen proaktiv zu vermeiden... ein Gespür dafür zu entwickeln, dass es gleich kracht, also lieber vorher weggehen.

Ansonsten kann ich Fritz nur Recht geben.

[judozwerg]

ja ich versuche auch, aus diesen Situationen raus zu gehen. Aber das ist nicht immer so leicht. Ich gehe schon nicht mehr auf die Straße, damit ich diesen Leuten nicht begegne. Aber ab und zu muss ich ja mal raus. Wenn ich Babysitten gehe, dann gehe ich mit den Kindern auf den Spielplatz und ich kann dann nicht einfach weg gehen und die Kinder da lassen. Das andere Problem ist noch, dass der Ort sehr klein ist. Wir haben gerade mal 1000 Einwohner. wenn ich 10 Minuten gelaufen bin, dann bin ich einmal durch den ganzen Ort gelaufen.
Und wenn die auf einmal aus allen Ecken kommen und mich mit 10 Leuten umkreisen, dann kann man nicht einfach weggehen. Dann Schlagen die mich, ich mache nichts und die hauen dann wieder ab, wenn ich am boden liege oder so.

[Ronin]

wenn der Ort nur 1000 Einwohner hat, kennt man die aber.
Und dann machen die es kein zweites mal, denn du müsstest sie ja schon angezeigt haben, oder nicht?

[Fritz]

@judozwerg:

Mal ein zwei blöde Fragen:

Wissen die, daß Du Judoka bist?
Wie alt sind die ungfähr?

[judozwerg]

Aslo angezeigt habe ich sie noch nicht.

@Fritz: Sie wissen das ich Judoka bin, denken aber, dass das der letze quatsch ist, was ich da mache. und glauben auch nicht, dass ich mich verteidigen könnte. Das hat ja auch schon vor 4 Jahren angefangen. Da hatte ich grad erst ein halbes Jahr Judo gemacht.
die Leute sind so zwischen 16 und 20

[Fritz]

Sie wissen das ich Judoka bin, denken aber, dass das der letzte Quatsch ist,

So hab ichs mir fast gedacht, das Alter paßt auch...

Also nochmal meine private (schon entschärfte ) Meinung:

Wenn sie wieder kommen, schnapp Dir den,
der den Mund am meisten aufreißt bzw. den "Anführer" bzw.
der am stärksten aussieht und "fertige ihn halbwegs unsanft" ab.

Die Art der Angriffe kennst Du ja mittlerweile :-/
Kannste also mal im Training üben, damit umzugehen.

Und möglichst den Typen, den Du dann hoffentlich "erwischt" haben
solltest, hinterher auf 'nen Bier einladen, so als Versöhnungsgeste

Danach hast zu 90% Ruhe, ansonsten mußt Du die Prozedur
halt nochmal wiederholen, dann ohne Bier danach und mit mehr Härte...

Klingt blöd, aber ist wohl "nur" das "übliche"
Akzeptanz- und Respekt-Gerangle unter Jugendlichen.
Und irgendwie paßt Du bei denen in die Opferrolle,
und da mußt Du eben raus...

Aber wie gesagt, ist nur meine persönliche Meinung -
der "rechtstaatliche Weg" ist: Anzeigen,
die kriegen ne Bewährungsstrafe (gut - vielleicht einer auch mehr)
und Du bekommst danach richtig Dresche
und/oder Dein Motorrad/Auto/Wohnung/Grundstück
wird regelmäßig von "unbekannt" beschädigt, wieder Anzeigen,
sich stetig ausweitende Nachbarschaftsstreite,
irgendwann mußte wegziehen... - im günstigsten Fall...

[Flex]

Also ich würde mich so oder so wehren, wenn man mich so auf der Straße anmachen oder anpöbeln würde und es dann zu Handgreiflichkeiten kommt.

[Spalter]

kann da fritz nur recht geben.

die gehen davon aus dass judo quatsch ist und dir nichts bringt. zeig ihnen das gegenteil einen nichtjudoka zu boden zu bringen ist kein kunststück, schindet aber gewaltig eindruck und ich wette das sich die situation damit schlagartig ändert.
du wohnst halt auf nem dorf und da passt du als zugezogene schön als opfer bzw ich nenns mal "zeitvertreib"

[LenDa]

Ist nen schwieriges Thema... wenn man den Rat vom Fritz befolgt, dann läuft man schnell gefahr, selbst angezeigt zu werden - alles eine Frage der Zeugen...

Für gewöhlich fühlen sich solche Typen ja nur in der Gruppe stark und es geht meistens nur gegen jemanden, der gerade alleine da steht.

Ein besserer Vorschlag wäre vielleicht, ihn zu einem Kampf auf der Matte aufzufordern... 1 gegen 1. Ich weiß... ist nicht einfach zu realisieren.

Gruß
David

[judozwerg]

Ist nen schwieriges Thema... wenn man den Rat vom Fritz befolgt, dann läuft man schnell gefahr, selbst angezeigt zu werden - alles eine Frage der Zeugen...

Für gewöhlich fühlen sich solche Typen ja nur in der Gruppe stark und es geht meistens nur gegen jemanden, der gerade alleine da steht.

Ein besserer Vorschlag wäre vielleicht, ihn zu einem Kampf auf der Matte aufzufordern... 1 gegen 1. Ich weiß... ist nicht einfach zu realisieren.

Gruß
David

Das wird ganz schwierig werden. Die trauen sich ja nicht mal in der Halle zu sitzen und zuzugucken, wenn ich trainiere da gucken sie nur durchs Fenster die ganze Zeit rein.

[tom herold]

Hallo Judozwerg, such dir einen Trainer / Lehrer, der dir beibringt, wie du dich effektiv verteidigst, und dazu gehört eben auch, daß man lernt, mit der eigenen Angst umzugehen. Ansonsten kann ich dir nur eins raten: pfeif auf mögliche Konsequenzen und hau das nächste Mal wenigstens einen deiner Peiniger um, am besten den mit der größten Klappe. wenn sie dich sowieso verhauen, bis du am Boden liegst, dann nimm doch wenigstens einen mit! Und tu das so, daß der auch was davon hat, soll heißen: verletz ihn so schwer wie möglich! Ich weiß, das klingt sehr böse und verursacht dem einen oder anderen jetzt heftige Bedenken, doch die Situation ist doch folgende - du bist bereits mehrfach angegriffen und auch ernsthaft verletzt worden. Du mußt damit rechnen, daß sich das ständig wiederholt. Notwehr bedeutet aber auch, einem drohenden rechtswidrigen Angriff zuvorkommen zu dürfen! Und was die "Angemessenheit" deiner Notwehr betrifft - vergiß es, hau drauf, bis dein Gegner Kopf steht! Mit der haltung, die du zeigst, bist du das geborene Opfer. Glaub mir, es geht nicht darum, ob du gegen diese Typen gewinnen kannst, es geht nur darum, daß du ihnen deutlich zu verstehen gibst, daß du ihnen ein so großes Stück aus ihrem A.... beißen wirst, daß sie an den Folgen lange leiden werden. Es muß ihnen einfach zu umständlich, zu schwierig, zu teuer werden, dich zu verhauen! Im übrigen verstehe ich nicht, wieso du keine Anzeige gegen diese Typen erstattet hast ...
WEHR DICH!!!
MfG
Tom

[ctjones]

Ich würde mich auch in einer solchen Situation bis "aufs Blut" wehren! Das ist die einzigste Sprache die solche Leute verstehen!
Da gebe ich Tom und Fritz voll recht!
Und auch, dass du nicht über mögliche Konsequentzen nachdenken solltest!

[Gabriel]

ich denke auch das es nicht sein kann das ein kampfsportler von irgendwelchen schlägern die ganze zeit unterjocht wird...

meist reicht es wenn du dich einmal wirklich groß machst und aus deiner opfer rolle wirklich heraus trittst, dann ist ruhe

[J.B.]

Generell ist das mit dem anwenden im realen Leben aber immer sone Sache und ich kann verstehen das du dort eine Hemmschwelle hast. Gerade wenn du weißt das du dem Gegenüber richtig weh tun kannst. Dieses wissen solltest du aber dafür nutzen um dich stark zu machen und selbstsicherer durch die gegend zu gehen. Ansonsten müsste halt der normale demokratische weg gegangen werden.... Bullizei->anzeige etc

In diesem Sinne
allet jute

[Tori]

Bin in meiner langen Judozeit nie in die Verlegenheit gekommen mein Judo anwenden zu müßen.

Ob und wie Hart ich im Ernstfall Judo anwenden würde weiß ich so nicht genau. Aber wenn ich dann mal richtig zulange, dann würde es schon Verletzte geben. Und denn Ärger danach scheue ich mehr als einen Tatkräftigen Konflikt.

[Dan-stift]

Hallo..

Wir hatten damals in der Schule son Schlegertype... der ging alle paar wochen auf jemand anderen los und verprügelte diesen.. niemand hatte eine Chance und die Lehrer duldeten dies...

Als er auf mich los kam hatte ich in dem Moment nur eine Mattscheibe; d.h.ich wusste weder was ich tat noch was ich tun sollte... meine Kollegen hatten mirs danach erzählt.. ich habe ihn einfach geworfen und danach noch einen Hebel angesetzt -- Ihm tat der Arm so weh das er aufgab und davonzischte...

so sehr lange rede Kurzer sinn... hoffe es bleibt bei einem Mal (auf solche sachen kann man nicht stolz sein ..)

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Ich kann nur sagen... Ärger möglichst mit dem Arm des Gesetzes bewältigen.. ANZEIGEN

Ansonsten wenns nicht anders geht... zwei drei Favoriten aussuchen und dann üben üben üben... ich konnte diese Techniken im SCHLAF daher ging das auch so "einfach"

Grz

[tom herold]

@Dan-Stift: Wenn der Typ, obwohl du ihn erst geworfen und dann sogar noch gehebelt hast, danach einfach so "davonzischen" konnte, hast du offenbar imho irgend etwas falsch gemacht. Und genau da liegt nämlich das Problem vieler Judoka: als Wettkämpfer wissen sie oft nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel) wie sie sich in einer realen SV-Situation verhalten sollen. Du hast ganz einfach Glück gehabt, daß der Typ sich werfen ließ - in den allermeisten Fällen, in denen Wettkampfjudoka sich mit Wurftechniken verteidigen wollen, geht das nämlich schief. Entweder kriegen sie, ehe sie ihre Faßart durchgesetzt haben, furchtbar was aufs Maul, oder sie werfen - und der Typ krallt sich (ganz natürliche Reaktion!) am Werfenden fest, beide fallen um. Von wegen Bodenkampf - wenn der Typ nicht allein ist (und das ist meistens so!) dann spielen seine Kumpane jetzt erst mal Elfmeterschießen mit dem Kopf des am Boden befindlichen Judoka - ganz egal, welchen tollen Hebel der grade ansetzt. DAS ist die Realität, und es ist albern, das leugnen zu wollen. Btw. - viele werden jetzt sagen, daß ihnen so etwas noch nie passiert ist. Ja und? Das bedeutet doch nur, daß diese Leute bisher Glück hatten (möge es ewig so bleiben!). Man darf eines nicht vergessen: die Typen, die gezielt Streit suchen, diesen dann vorsätzlich eskalieren lassen und zu hemmungsloser Gewalt bereit sind, haben (verlaßt euch drauf!!) immer auch die nötige Erfahrung, um ihr "Opfer" umzuhauen. Es sei dazu noch angemerkt, daß einige dieser kaputten Wesen nichts lieber tun, als sich mit Kampfsportlern anzulegen - es erhöht nämlich (in ihrer Welt) ihre Reputation, wenn sie vermeintlich gefährliche Kampfsportler in Nullkommanix verdreschen und sie zu einem wimmernden, blutigen Klumpen verarbeiten. Die hier angesprochene "Selbstsicherheit" vieler Judoka, ihre angebliche "Ausstrahlung", durch die sie "erst gar nicht in eine solche Sitaution kommen", ist Selbstbetrug. Zudem hängt die Verwicklung in Schlägereien auch davon ab, wo man sich aufhält - die Chance, in Berlin-Neukölln so etwas erleben zu müssen ist allemal größer als in einem beschaulichen Ort am Bodensee. Ich möchte jedoch darauf aufmerksam machen, daß sich gewaltbereites Kroppzeug nicht notwendigerweise auf gewisse Biotope beschränkt - nein, diese Typen schwärmen aus, und dann findet man sie an Orten, wo man es nicht erwartet hätte. Merke:selbst ein friedfertiger Mensch zu sein ist keine Garantie dafür, von Gewalt verschont zu bleiben! Also bitte weniger selbstgerechte Realitätsferne! Lest dazu mal "Animal" MacYoung, dann werdet ihr verstehen, was ich meine.
MfG
tom

[Fritz]

@Tom:
Nun kann man aber Schulhof-Schlägereien,
also "Rangordnungskämpfe" nicht mit tatsächlichen Überfällen vergleichen,
hängt natürlich vom Umfeld ab...

Bei uns lief sowas früher immer so ab: zwei hatten sich in der
Wolle, und der Rest bildete einen Kreis, um zu schauen und
die Lehrer erstmal ne Weile abzuschirmen.
Damit gab es dann tatsächlich
noch ne gewissen Fairniss und zeitliche Begrenzung...