Kōdōkan Kata Seminar in Nizza 21. bis 26 Juli 2016

[Cichorei Kano]

Um der Kōdōkan zu besuchen, brauchen Sie jetzt nicht Tausende Euro für eine teuere Reise nach Japan auszugeben. Sie brauchen es auch nicht zu tun, um drei der illustren 10. Dan-Inhaber zu begegnen, weil Abe Ichirō und Ōsawa Yoshimi inzwischen auf Rente sind und Daigo Toshirō sich im Krankenhaus von einer Operation erholt.

Es freut mich Euch, unsere deutsche Freunde, zum Internationalen Kōdōkan Kata Seminar, das vom 21. bis zum 26. Juli in der Umgebung von Nizza, Frankreich, stattfindet, einzuladen.

Am 21. Juli werde ich in einem Vortrag und einer Debatte über die Essenz der Ausübung von Kata referieren. Darin werde ich unter anderem die These belegen, dass die bizarre Demonstration von Kata, wie wir sie heute kennen, nichts zu tun hat mit der Absicht Kanō Jigorō's. Es ist ein historisch falscher Vorwand des Kōdōkan, um sich seine Macht zu sichern und sich durch die Verführung leichtgläubiger Ausländer, einen sogenannten Standard-Form zu erlernen, wovon nur sie, das Kōdōkan, das Know-how haben, ein finanzielles Vorteil zu verschaffen.

Zwischen dem 22. und 26. Juli werden die folgenden Kata gelehrt:

Nage-no-kata: Kariya Chikari & Sō Yoshiaki
Katame-no-kata: Murata Naoki
Kime-no-kata: Satō Tadashi
Gō-no-kata: CK
Jū-no-kata: Nagai Taeko
Kōdōkan goshinjutsu: Fukushima Michio

Ich werde ebenfalls eine kleine private Stunde über Itsutsu-no-kata geben, die in sofern dringend ist, weil dieses Kata insgesamt im Westen und leider auch in Japan, nicht verstanden wird. Es wird nur eine zur Vorführung dienende mechanische Choreographie gelehrt, die aber auf keinerlei Weise zur Entwicklung des Jūdō Niveaus des Einzelnen beiträgt.

Weitere Informationen finden Sie auf der folgenden Seite der IJF:

http://intjudo.eu/Galery/cikk1814/cikk3810-Infomutat

Ich freue mich drauf, einige von Euch dort zu begegnen.

CK

[tutor!]

Ehrlich gesagt finde ich allein die Teilnahmegebühr von 405,- Euro pro Person schon sehr üppig - da dürfte am Ende für den Veranstalter ein hübsches Sümmchen übrig bleiben. Der Sommerkurs in Tokio kostet ca. 70 Euro. Natürlich kommen die Flugkosten nach Tokio dazu und man wird auch einen etwas längeren Aufenthalt um den Kurs herum machen (müssen), aber man muss wissen, ob man gerne in Japan ist (und das dann auch so sieht), oder ob es nur im das Judo selbst geht. Nur wegen des Kata-Trainings alleine, nutzt man ökonomischer und vielfach auch besser die Angebote hierzulande.

Die Zusammenstellung der Lehrer finde ich sehr interessant, ohne jetzt die Qualitäten der Einzelnen aus meiner Sicht bewerten zu wollen. Generell kann man aber sagen, dass die Qualität der Demonstration wichtig für die Anschaulichkeit des zu Vermittelnden ist. In diesen Konstellationen werden die Kodokan-Lehrer nicht oder kaum miteinander demonstrieren. Sie werden daher auf einheimische Teilnehmer angewiesen sein und deren Demonstrationen erläutern. Das zieht aber sprachliche Probleme nach sich, denn die Demonstrierende müssen verstehen, was die Erläuternden von ihnen gezeigt bekommen wollen.

Wenn es aber einheimische Paare gibt, die eine hohe Demonstrationsqualität haben, dann muss es auch einheimische - und daher auch muttersprachliche - Lehrer geben, die diese Kata erläutern können. Damit sind wir dann beim Mehrwert der Kodokan-Lehrer gegenüber den europäischen Lehrern angekommen. Der muss identifiziert werden. Viele Länder verfügen mittlerweile in den meisten Kata (außer Itsutsu- und Koshiki-no-Kata) über Paare, die mit den japanischen Top-Paaren durchaus mithalten können.

Die vom Alter her "gesetzteren" Kodokan-Lehrer habe ich in Seminaren eigentlich immer nur dann als wirklich fruchtbare Lehrer erlebt, wenn sie Spitzenpaare für die Demonstrationen mit auf die Matte gebracht haben oder mit sehr kleinen Gruppen praktisch face-to-face gearbeitet haben. Das ist aber in solchen Settings wie bei dem Seminar in Frankreich, oder auch bei den zahlreichen Besuchen japanischer Lehrer in anderen europäischen Ländern gar nicht möglich. Insofern wundere ich mich immer ein wenig, warum hierzulande so sehr auf Japaner gesetzt und eigene Qualität teilweise so wenig wertgeschätzt wird.

@CK: die Aussage, dass Itsutsu-no-Kata (und andere Kata) im Westen und in Japan nicht (mehr) verstanden wird, ist mir ein wenig zu pauschal und würde ja Dich auch mit einschließen. Es gibt durchaus eine Reihe von Leuten auch im Umfeld des Kodokan, die sich sehr intensiv mit den verschiedenen Kata befassen und die auch eine ganze Menge an Kompetenz haben und teilen. Man findet sie zum Beispiel in der Doyukai, in der Du meines Wissens sogar Mitglied bist.

[Fritz]

Ehrlich gesagt finde ich allein die Teilnahmegebühr von 405,- Euro pro Person schon sehr üppig - da dürfte am Ende für den Veranstalter ein hübsches Sümmchen übrig bleiben

Wenn die Qualität stimmt, ist doch nichts dagegen einzuwenden, wenn beim Veranstalter ein Gewinn verbleibt?

Schade, dass die Seminar-Ankündigung so kurzfristig erfolgte, ich glaub nicht, daß jetzt noch viele von uns hier dort teilnehmen werden ...

[tutor!]

Ehrlich gesagt finde ich allein die Teilnahmegebühr von 405,- Euro pro Person schon sehr üppig - da dürfte am Ende für den Veranstalter ein hübsches Sümmchen übrig bleiben

Wenn die Qualität stimmt, ist doch nichts dagegen einzuwenden, wenn beim Veranstalter ein Gewinn verbleibt?

Das ist der Knackpunkt... Es ist rund das sechsfache (!) des Preises des Sommerkurses am Kodokan selbst.