Wertung bei Katame no Kata

Katameisterschaften, Katatraining, Lehrgänge, allgemeine Fragen
mifune10dan
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Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Hallo,
mal eine Frage an die Wertungsrichter oder Wertungsexperten für die Katame no kata.
Wie wird eine Osai-komi-Technik bewertet, wenn eine Befreiung Ukes fast glückt und Uke gerade noch ein Umkippen vermeiden kann, weil Tori offensichtlich aufhört mit der Befreiung?
Gruß
Reinhard
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von tutor! »

mifune10dan hat geschrieben:mal eine Frage an die Wertungsrichter oder Wertungsexperten für die Katame no kata.
Wie wird eine Osai-komi-Technik bewertet, wenn eine Befreiung Ukes fast glückt und Uke gerade noch ein Umkippen vermeiden kann, weil Tori offensichtlich aufhört mit der Befreiung?
Wie das bewertet wird, kann natürlich niemand sagen - nur wie es bewertet werden sollte. Und ich gehe mal davon aus, dass Du von einer Kata-Meisterschaft gemäß der dafür national und international gültigen Regeln sprichst.

Zunächst einmal muss die Schwere des Fehlers bestimmt werden. Handelt es sich um einen vollständigen Kontrollverlust Toris, ist es ein großer Fehler, der mit 5 Punkten Abzug plus einer maximalen Punktezahl von 5 (statt maximal 10) für den Gesamtablauf bestraft wird. Bei drei Wertungsrichtern in der Wertung ergibt sich also allein durch diese Aktion ein Gesamtabzug von 15 plus x Punkten (wobei x ca. 6-9 Punkte sein dürfte).

Kommt der Wertungsrichter jedoch zum Ergebnis, dass kein vollständiger Kontrollverlust - und damit auch kein großer Fehler - vorliegt, sondern es der Aktion nur an Realismus und Effektivität gemangelt hat (was nach Deinen Schilderungen nicht der Fall gewesen sein dürfte), dann gibt es einen mittleren Fehler und damit drei Punkte Abzug und keine weiteren direkten Auswirkungen auf die Bewertung des Gesamtablaufs.

Die Auswirkungen in der Gesamtwirkung sind dann schwierig abzuschätzen. Ist nämlich in der Aktion bereits an anderer Stelle ein mittlerer Fehler enthalten, wirkt sich ein zusätzlicher mittlerer Fehler kaum mehr aus, da immer nur ein mittlerer Fehler in die Wertung mit eingeht. Dazu können max. noch zwei weitere Punkte Abzug pro Wertungsrichter kommen.

Passiert eine derartige Aktion also einem Spitzenpaar, das ansonsten ohne mittleren Fehler durch die Technik gekommen wäre, stehen am Ende 9 Punkte Abzug, bei einem Mittelklassepaar, das ohnehin praktisch überall einen mittleren Fehler wegen fehlender Effektivität hat, macht es am Ende vielleicht 3 oder max. 6 Punkte aus.

Es kommt also letzten Endes ganz erheblich darauf an, ob der Fehler als "groß" oder als "mittel" eingestuft wird.
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Danke Tutor für die ausführliche Erklärung.
Ich habe hier einen Kontrollverlust gesehen, der nur durch Nachgeben Ukes ein Kippen von Tori verhindert hat. Auch waren die Beine gestreckt und der Hintern hoch. Es war aber nur nach der letzten Aktion von Yoko shiho gatame oder Kuzure kami shiho, kanns nicht mehr so genau sagen.
Ich hätte jetzt gesagt, daß das ein großer Fehler ist, weil die Befreiungsaktion von Uke wirksam war, bin mir aber ansonsten unsicher, da das ja nur 1/3 der Technik ausmacht.
Gruß
Reinhard
tutor!
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von tutor! »

mifune10dan hat geschrieben:(...) Ich hätte jetzt gesagt, daß das ein großer Fehler ist weil die Befreiungsaktion von Uke wirksam war, bin mir aber ansonsten unsicher ,da das ja nur 1/3 der Technik ausmacht.
Vielleicht noch ein Missverständnis aufklären, weil das kaum bekannt ist (und ich auch nicht unbedingt glücklich finde, aber das ändert nichts daran, wie es nun mal ist.)

Der Ausgangswert einer jeden Technik sind 10 Punkte. Es werden unterschieden:
- kleine Fehler: -1 Punkte (max. 2. kleine Fehler möglich)
- mittlere Fehler: -3 Punkte (max. 1. mittlerer Fehler möglich)
- große Fehler: -5 Punkte (max 1. großer Fehler möglich)

Zieht man die max. möglichen Fehlerpunkte von 10 ab, gibt es 0 Punkte. Wie aber ist zu verfahren, wenn mehrere Fehler derselben Schwere in einer Aktion auftreten?

1.) mehrere Fehler können NICHT zu größeren Fehlern kumuliert werden
Das bedeutet, dass ein kleiner und ein mittlerer Fehler 4 Punkte Abzug ergeben, während 5 kleine Fehler nur 2 Punkte Abzug geben, da max. 2 kleine Fehler möglich sind.

2.) Sind über die max. Anzahl mittlerer (großer) Fehler hinaus weitere mittlere (große) Fehler hinaus enthalten, können diese als kleinere Fehler gewertet werden.
Das bedeutet, dass vorhandene 2 mittlere Fehler als 1 mittlerer und 1 kleiner Fehler gewertet werden können (-4 Punkte)

Es ist also mitnichten so, dass bei den Haltegriffen in der Katame-no-Kata jede Befreiungsaktion nur 1/3 zählt. Bei den Haltegriffen gibt es nur viel mehr Möglichkeiten, sich die Fehlerpunkte einzufangen, als bei den Würgern oder Hebeln (Was eine große Schwäche des Systems ist)
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

Verstehe ich nicht, warum es überhaupt ein Fehler ist, wenn Uke sich befreit.
Ok auf der einen Seite hat Tori wohl noch was zu verbessern.
Aber auf der anderen Seite hat Uke dadurch ja gezeigt, daß er die Befreiungen sehr gut beherrscht.

Also was bei dem einen Punktabzug sein müßte, müßte beim anderen ja als Bonuspunkt gelten ;-)
und sich im Schnitt "wegmitteln" ;-)

(ja ja ich weiß, daß bei den Kata-Wettkämpfen so nicht gewertet wird ;-) )
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von caesar »

tutor! hat geschrieben:sondern es der Aktion nur an Realismus und Effektivität gemangelt hat
Ist nicht dies genau das was in einer Kata vermittelt werden sollte? Realismus und Effektivität. Wenn es "nur" daran mangelt, ist in der Ausführung von Tori doch ein riesen Fehler unterlaufen.

Oder habe ich falsch verstanden, was Kata eigentlich beibringen soll?
tutor!
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:sondern es der Aktion nur an Realismus und Effektivität gemangelt hat
Ist nicht dies genau das was in einer Kata vermittelt werden sollte? Realismus und Effektivität. Wenn es "nur" daran mangelt, ist in der Ausführung von Tori doch ein riesen Fehler unterlaufen.

Oder habe ich falsch verstanden, was Kata eigentlich beibringen soll?
Grundsätzlich hast Du da nichts falsch verstanden. Aber ich schrieb über die Gewichtung der Schwere von Fehlern. Eine vergleichende Bewertung bekommt man nur hin, wenn man auch eine Abstufung von Fehlern definiert. Über die gewählten Begriffe bin ich aber auch nicht glücklich.

Wenn es einer Aktion vollständig an Realismus und Effektivität fehlt, ist das sicherlich schlimmer, als wenn es an Realismus und Effektivität nur mangelt (aber noch etwas davon da ist). Das erste Ziel beim Training einer Kata muss - ob für Meisterschaften oder nicht - auf jeden Fall sein, realistisch und effektiv zu arbeiten. In der "Sprache" des Bewertungssystems heißt das, keine mittleren Fehler mehr zu machen. Das gelingt aber durchgängig und stabil bei allen Techniken am Stück unter entsprechender Nervenanspannung nur ganz, ganz wenigen...
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Wenn man den Satz aus dem Zusammenhang reißt dann ist das missverständlich, siehe die Worte in Klammern.
tutor! hat geschrieben:Kommt der Wertungsrichter jedoch zum Ergebnis, dass kein vollständiger Kontrollverlust - und damit auch kein großer Fehler - vorliegt, sondern es der Aktion nur an Realismus und Effektivität gemangelt hat (was nach Deinen Schilderungen nicht der Fall gewesen sein dürfte)
.
Hier hat es bestimmt nicht an Realismus gefehlt. Augenscheinlich hat Tori auf den Befreiungsversuch mangelhaft reagiert, indem er den Hintern zu hoch hatte. Das ist aber ein Indiz dafür, daß die Kata noch nicht lange trainiert wird.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung, denn in dem Stadium war ich auch mal, bis ich von meinen Kameraden darauf hingewiesen worden bin, dass man den Hintern unten halten soll.
Wir, mein Freund und ich studieren und üben die Katame no Kata seit 2 Jahren 2 mal in der Woche, machen diverse Lehrgänge mit, unter anderem auch bei Sei Kam Chow und Sebstian Frey, den Vize-Weltmeistern.
Mein Uke ist körperlich sehr stark und wir machen die Techniken mittlerweile sehr dynamisch, realistisch und effektiv. Wenn ich mir einen Fehler erlaube, dann dreht mich Uke bei den Osai komi und ich bin weg. Das heißt aber nicht, daß wir mit aller Kraft arbeiten, sondern es ist sehr technisch ausgeprägt und immer noch ein Zusammenspiel das mittlerweile sehr harmonisch geworden ist. Aber wie schon geschrieben, ich muss technisch einwandfrei reagieren, um nicht gedreht zu werden und das ist der Sinn einer Form. Man lernt die Prinzipien.
Das war jetzt bisschen abgeschweift vom eigentlichen Thema.
Noch eines zur Wertung. Ich würde alle Fehler addieren bis zu null Punkten, kein minus, denn wenn eine Technik versaut ist, dann hat man halt nicht gepunktet.
Ich hab mal Joseki zuerst abgegrüßt, da hat mir ein Wertungsrichter 0 Punkte verpasst, was ich persönlich korrekt sehe, denn ich habs vergeigt.
Ansonsten nochmal danke an Tutor für die sachlichen und fundierten Erläuterungen.
Ich finde das ist mal wieder eine schöne Diskussion hier.
Gruß
Reinhard
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

Mal zwei Fragen am Rande
mifune10dan hat geschrieben:Mein Uke ist körperlich sehr stark und wir machen die Techniken mittlerweile sehr dynamisch, realistisch und effektiv. Wenn ich mir einen Fehler erlaube, dann dreht mich Uke bei den Osai komi und ich bin weg. Das heißt aber nicht, daß wir mit aller Kraft arbeiten, sondern es ist sehr technisch ausgeprägt und immer noch ein Zusammenspiel das mittlerweile sehr harmonisch geworden ist. Aber wie schon geschrieben, ich muss technisch einwandfrei reagieren, um nicht gedreht zu werden und das ist der Sinn einer Form. Man lernt die Prinzipien.
Wie wirkt sich das aufs Boden-Randori aus, hast Du da auch schon Verbesserungen feststellen können?

Übt ihr immer dieselbe Befreiungs-Abfolge oder variiert ihr die auch spontan?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Hallo Fritz,
meine Reaktionen beim Bodenrandori haben sich sogar sehr verändert. Ich versuche jetzt nicht mehr, eine Technik zu behaupten, sondern reagiere jetzt sehr flexibel, um ohne großen Kraftaufwand die Reaktionen des Gegners für mich auszunutzen. Ich wechsle die Haltegriffe je nach Aktion des Gegners bzw. natürlich auch Hebel und Würger.
Die Befreiungen sind momentan international und national ziemlich vorgegeben, aber wir haben schon paarmal auch variiert. Auch meine Reaktionen auf Uke musste ich schon oft optimieren (es ist ja immer was zu verbessern). Groß variieren konnten wir noch nicht, wir sind noch nicht so weit. Vielleicht denkst du, ich spinne, aber wer sich intensiv mit Kata beschäftigt, der weiß wie komplex dieses Thema werden kann.
Je tiefer du reinschaust, umso größer wird deine Erkenntnis, wie wenig du weißt und kannst und wieviel du noch zu üben hast, um einigermaßen fit zu werden. Ich für mich sehe kein Licht am Horizont, denn ich müsste 7x die Woche trainieren, um das zu üben, was man braucht.
z.B. alles noch links, selbst Uke sein, Varianten usw. ich denke, du weißt, was ich meine.
Ich habe aber meine Bodenkunst während der 2 Jahre deutlich verbessert. Ist ja auch genug Verbesserungspotential vorhanden :crybaby
Gruß
Reinhard
Josef
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Josef »

mifune10dan hat geschrieben:...meine Reaktionen beim Bodenrandori haben sich sogar sehr verändert. Ich versuche jetzt nicht mehr, eine Technik zu behaupten, sondern reagiere jetzt sehr flexibel, um ohne großen Kraftaufwand die Reaktionen des Gegners für mich auszunutzen. Ich wechsle die Haltegriffe je nach Aktion des Gegners. ...
Aaaahh ich sehe... du hast jetzt also endlich die "Bewegungsaufgabe Bodentechnik" zum 5.Kyu (Gelbgurt) aus der alten Prüfungsordnung verinnerlicht.... weiter so!
"Kano? Kenn' ich nicht. War der mal hier im Verein?" -- 16-jahriger DJB-Blaugurt.
"es gibt nur eine Po und zwar die vom DJB" -- danieX im KKB
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

Josef hat geschrieben:Aaaahh ich sehe... du hast jetzt also endlich die "Bewegungsaufgabe Bodentechnik" zum 5.Kyu (Gelbgurt) aus der alten Prüfungsordnung verinnerlicht.... weiter so!
Mal Spaß beiseite, eigentlich ist es doch eine Schande, daß, weil heutzutage bei uns
die Kata erst irgendwie im Dan-Prüfungprogramm vorkommen, diese demzufolge auch dann erst intensiv
geübt werden (und sich dann dabei noch ein Kopf über "Straf-Punkte" gemacht wird), wo
doch eigentlich einiges schon besser in der Anfänger-Ausbildung aufgehoben wäre...
mifune10dan hat geschrieben:Die Befreiungen sind momentan international und national ziemlich vorgegeben, aber wir haben schon paarmal auch variiert.
Hmm, eigentlich hieß es ja, die Befreiungs-Aktionen müssen bei den Festhalten
aufeinander aufbauen, ansonsten sind sie völlig frei. Und es hieß, mindestens drei bei den Halten und mindestens
eine beim Rest.
Ich halte es für sehr bedenklich, wenn es darüber hinaus jetzt sich eine "Formalisierung" etablieren würde und Videos
von Katame-no-Kata-Demonstrationen (zu Lehrzwecken od. von Wettkämpfen) erwecken genau diesen Eindruck :-(
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Hallo Josef,
ich mache immer noch Seoi nage, das ist, glaube ich, Gelbgurtprogramm :D .
Hallo Fritz,
es ist wirklich eine Schande daß diese Formen erst für die Danprüfung gefordert werden. Ich finde auch, daß man das formale Training viel früher einbauen sollte.
andererseits muss ich sagen, heutzutage sind die meisten Kinder teilweise noch nicht mal fähig, die einfachsten Bewegungsabläufe nachzumachen, da sie überhaupt nicht mehr zuhören. Du redest dir den Mund trocken, zeigst 5 mal, fragst, obs verstanden wurde und wenn du dann üben lässt, kriegst du den Frust. Wenn du denen den Rücken zudrehst, dann machen sie wieder Blödsinn. Ich habe die Erfahrung gemacht und mein Kumpel hat schon viel länger Kindertraining gemacht, er sagt dasselbe.
Der Kopf wegen der Wertungspunkte ergibt sich aus Diskussionen, aber er ist nicht geschwollen ;)
Die Befreiungsaktionen sind vorgegeben, aber wenn man trainiert, dann macht man automatisch auch andere Sachen, das ergibt sich. Nur für die Wertungen ist es halt so.
Versuch mal mehrere Paare, die unterschiedliche Ausführungen machen, bei der Katademo gerecht zu bewerten. Es ist schon schwer genug, das bei gleicher Technikausführung zu tun.
Gruß
Reinhard
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

mifune10dan hat geschrieben:Die Befreiungsaktionen sind vorgegeben,
Tatsächlich?
Wer hat die jetzt inzwischen wann genau vorgegeben?

Das erschreckt mich doch ehrlich gesagt ein bißchen :icon_eek ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Die Befreiungsaktionen sind für Katademonstrationen auf Meisterschaften vorgegeben. Ich glaube vom Kodokan, zumindest als unser Katareferent aus Japan zurückgekommen ist, hat er es uns vorgemacht, was erwartet wird. Ich denke, das erleichtert halbwegs eine gerechte Beurteilung der Wettbewerber. Das bedeutet nicht, daß man im Training so ausführen muss.
Was wir, mein Trainingspartner und ich, drumherum ausprobieren, ist eine andere Sache.
Wenn man sich intensiv mit Kata beschäftigt, dann versucht man mit der Zeit auch andere Aktionen zu testen, weil jeder individuell nach seiner körperlichen Fähigkeit anders reagieren muss. Grade gestern Abend haben wir auch einige Eventualitäten ausgetestet.
Der Sinn unseres Trainings besteht letztendlich daraus, unser Judo zu verbessern. Wenn dann eine Katameisterschaft ansteht, dann ist das auch mal schön, seine Fertigkeiten mit denen der anderen zu vergleichen.
Gruß
Reinhard
Joerch
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Joerch »

mifune10dan hat geschrieben: Die Befreiungsaktionen sind vorgegeben,...
Zuerst einmal sind nicht vorgeschrieben! Bitte zeige mir, wo es steht. In allem mir zur Verfügung stehenden Unterlegen ist nie von einer definiert beschriebenen Befreiung die Rede, sondern immer wird von sinnvollen Bewegungen geredet.
Und zweitens sieht mal wieder an so einem Beispiel, wie sich Unsinn verbreitet :crybaby . Wahrscheinlich ist genau so der Mythos entstanden, das Kano alle Atemi-Waza aus dem Judo entfernt hat, um einen sicher "Sport" zu erschaffen, also quasi am Schreibtisch :BangHead

Gruß
Joerch
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Hallo Joerch,
wenn du willst, kannst du dir bis zum Sanktnimmerleinstag den Kopf virtuell an die Mauer schlagen.
Mir ist es egal, wo das steht oder nicht steht, aber die Befreiungen sind vorgegeben, frag mal einen Kataeexperten, z.B. vielleicht einen deutschen Meister oder vielleicht einen Vizeweltmeister oder dessen Trainer. Ruf doch mal im Kodokan an und sag denen, daß das alles Unsin ist, was die hohen Danträger dort verzapfen. Die haben ja alle bestimmt nicht so viel Ahnung wie du.
Wir wissen, daß Kano keinesfalls die Atemi rausgenommen hat. Ich sehs in jedem Training bei uns, da wird geschlagen, gehauen und gestochen.
Und von Sport rede ich auch nicht, wenn ich von Judo rede.

Gruß
Reinhard
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

Mir sind auch keine Aussagen bekannt, daß die Befreiungen vom Kodokan vorgegeben sind.

In nahezu allen Kata-Beschreibungen steht eindeutig - und so wurde es auch auf Lehrgängen z.B.
von Klaus Hanelt u. Dieter Born bestätigt - daß es mindestens drei logisch aufeinander aufbauende
Aktionen sein müssen bei den Halten.
Mir ist auch nicht bekannt, daß Kano dies mittlerweile geändert hat, was ihm logischerweise unmöglich sein dürfte ;-)

Was allerdings auffällt, ist, daß als Beispiel für solche Aktionen immer dieselbe Folge von Befreiungen gezeigt wird.

Natürlich kann im IJF-Kata-Sport eine abweichende Regelung fixiert worden sein...

Alles in allem ist es wieder mal ein schönes Beispiel, wie der Wettkampfzirkus die Leute beeinflußt.

Ich sage da schon nette Diskussionen auf Dan-Prüfungen , wenn dort nicht die Kodokan-Lehrbeispiele bzgl. der Befreiungen
gezeigt werden, aber die Prüfer der Meinung sind, diese wären genauso nachzuahmen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von mifune10dan »

Hallo Fritz,
ich weiß natürlich, was du meinst und ich verstehe das vollkommen, denn ich habe eine ähnliche Sichtweise auf das Judo wie du. Es ist aber halt wie immer im Leben, man kann halt nicht alles so optimal haben, wie es sein müsste.
Man muss auch sein Umfeld und die Möglichkeiten, die man hat, respektieren bzw. nutzen.
Zum Trainieren gehören immer mehrere Leute und man muss das beste versuchen rauszuziehen, was ich auch tue.
Ich kenne auch manche Ansichten von sehr fortgeschrittenen Judoka, die zu Diskussionen führen. Aber diese Diskussionen sind doch das Salz in der Suppe und meistens fruchtbar mit Betonung auf meistens. Auch ich habe nicht immer recht und ich lerne in jedem Training dazu.
Um nochmal auf die Katame no Kata zu kommen, die wir trainieren (und ich behaupte vielseitig trainieren), da muss ich sagen, wenn du so intensiv studierst wie wir (Training, Video, Lehrgänge, Gespräche, Diskussionen), dann schöpfst du automatisch das ganze Repertoire aus, was du brauchst, um die Prinzipien zu lernen.
Wie schon geschrieben, es ist doch auch mal interessant, sich mit anderen in einem Wettbewerb zu messen, aber das ist nur ein Trainingsziel von vielen.
Wichtig ist doch nur, dass man überhaupt ein bisschen versteht, was man und für was man etwas macht.

Gruß und schöne Pfingsten

Reinhard
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Fritz
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Re: Wertung bei Katame no Kata

Beitrag von Fritz »

mifune10dan hat geschrieben:Wichtig ist doch nur, dass man überhaupt ein bisschen versteht, was man und für was man etwas macht.
Wie wahr, wie wahr...
Und das ist genau der Punkt, wo man sich dann immer etwas "alleingelassen" fühlt.
"Sie" zeigen einem auf Kata-Lehrgängen eigentlich immer nur ein oberflächliches "Warum".

Die (für mich) interessanten Fragen, welche mit "Warum" beginnen, werden ausgelassen.
Bspw.:
Warum wird so rangerutscht, wie es jetzt getan, wird - insbesonders vor dem Hintergrund, daß wohl gaaanz früher
dabei die Beinhaltung genau andersrum gewesen sein soll (gibt da ne Literaturstelle dazu, ist mir gerade nur entfallen,
wo es her kam) - hier würde sich mir sofort der Sinn der "regelmäßigen" Ablage des Arm von Uke erschließen, da ich
dann diesen sofort mit dem linken Bein festlegen und Uke mit dem rechten auch gleich blockieren und "ärgern" könnte...
(ist nur so 'ne Theorie von mir).
Warum wird der Arm beim Kata-Juji-Jime um den Kopf geführt und nicht genauso "eingestochen" wie bin Gyaku-Juji-Jime.
Warum wurde gaaanz früher Ude-Hishigi-Hiza-Gatame andersrum ausgeführt.
Warum wird heutzutage Ude-Hishigi-Ude-Gatame mit Händen auf Ukes Ellbogen geübt und
nicht Ude-Hishigi-Zempaku-Gatame also Druck mittels Speiche von Toris Unterarm?
Warum hat Kano genau diese Techniken gewählt, was genau bezweckte er damit?
:)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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