Ukemi-no-kata

Katameisterschaften, Katatraining, Lehrgänge, allgemeine Fragen
Gast

Ukemi-no-kata

Beitrag von Gast »

In meiner bisherigen Judo-Laufbahn bin ich noch nie mit der Ukemi-no-kata in Berührung gekommen. Aber jetzt sehe ich sie im Training und bei Kata-Meisterschaften. Ich finde sie sehr gut vor allem für die Kinder, die damit einen ersten Einstieg in das Thema Kata bekommen und vor allem Kinder, die an Shiai wenig interessiert sind, haben ein Betätigungsfeld und können auch an (Kata-)Meisterschaften teilnehmen. Auch geeignet als Club-Meisterschaften. Die Ukemi-no-kata kann man alleine vorführen oder mit einem Partner zusammen.

Meine Frage an alle: Wer betreibt die Ukemi-no-kata in seinem Verein und welche Erfahrungen habt ihr damit. Ich stelle diese Frage, weil ich festgestellt habe, daß beim Suchbegriff "Ukemi-no-kata" in diesem Diskussionsforum überhaupt kein Beitrag aufgelistet wird.

In einem anderem Beitrag fragte jemand nach Katameisterschaften für Kinder und ich kann dafür diese Kata empfehlen, weil die Nage-no-kata für Kinder doch noch sehr schwer ist als EINSTIEG in das Thema Kata.

Peter el Gaucho
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

Ich kann Dir versichern: es gibt _die_ Ukemi-no-Kata nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die sich des Themas "Fallschule" angenommen haben und die verschiedene Formen des Fallens in eine Abfolge begracht haben. Das ist an sich nichts Falsches und kann einen hohen Übungswert haben, wenn sich die Kinder auf die exakte Technik des Fallens konzentrieren und darüber hinaus den Ehrgeiz entwickeln, einmal eine längere Übungsfolge am Stück konzentriert zu machen.

Aber was soll das für ein Einstieg in "Kata" sein? Welches Verständnis von "Kata" hast Du? Wenn für Dich Kata ein Ablauf verschiedener Übungen vor einer Jury ist, dann musst Du über Dein Kata-Verständnis nachdenken.
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Auch wenn es diese Kata nicht "offiziell" gibt,
wenn ihr sie praktiziert, gibt es sie, und als Übungsform ist das bestimmt nicht abwegiger als
z.B. die Juno Kata.
Allerdings stellt sich grundlegend die Frage, Kata als Wettkampfform auszuüben.
Das hielt auch J.Kano für nicht geeignet.

Man sollte natürlich, wenn man es schon als Turnierform praktiziert, etwas die Seriösität wahren.
Einen Bezirks- oder z.B. Landesmeistertitel im Hinfallen ???.... weiß nicht so recht...??? :?
Lin Chung
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von Lin Chung »

Allerdings stellt sich grundlegend die Frage, Kata als Wettkampfform auszuüben.
Das hielt auch J.Kano für nicht geeignet.
...so ist es.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:(...) als Übungsform ist das bestimmt nicht abwegiger als
z.B. die Juno Kata.
Allerdings stellt sich grundlegend die Frage, Kata als Wettkampfform auszuüben.
Das hielt auch J.Kano für nicht geeignet.
Oh Oh - Kano war stets ein Befürworter von Wettkämpfen, wenn sie dazu führen, dass eifriger trainiert wird....

Bei Kata-Meisterschaften ist das Problem weniger eine Frage, ob es irgendeinen Sinn macht, sondern wie es zu bewerten ist. Wenn man jemandem etwas beibringen kann - bzw. jemand etwas lernen kann - dann gibt es immer auch eine Möglichkeit, den Grad des Lernerfolgs zu bestimmen. Wenn es erstrebenswert ist, bestimmte Bewegungsformen (also die Kata) zu erlernen, dann gibt es auch eine Möglichkeit, den Grad der Beherrschung einzuschätzen und zu bestimmen. Ich kann auch nichts Abwegiges daran erkennen, wenn jemand eine Kata so gut beherrschen will wie ein anderer oder sogar besser und sich beide der Bewertung von außen stellen.

Was die Ju-no-Kata betrifft: vielleicht lernst Du sie einfach einmal - ich meine damit nicht die äußeren Bewegungsabläufe, sondern den Inhalt. Dann würdest Du erkennen, dass sie neben der Koshiki-no-Kata die komplexeste Kata mit dem tiefgreifendsten theoretischen Hintergrund im Judo ist.
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Woher weißt du denn, welche Kata ich praktiziere, oder lernen muß ?
Und wer hat bestritten, daß Kata komplex sind ?
Und was hat das mit der "Ukemi no Kata" zu tun ?
Gegenfrage:
Warum lernen die deutschen Kataexperten eigentlich nicht erst mal die Nage-No-Kata, bevor sie über weitere fachsimpeln ?
Oh Oh - Kano war stets ein Befürworter von Wettkämpfen, wenn sie dazu führen, dass eifriger trainiert wird....
Da meinst du aber einen anderen Kano als ich.
Jigoro Kano, der Begründer des Kodokan Judo , stellte nur für eine Übungsform in Aussicht, daß sie sich für den Wettkampf eignet, nämlich Randori.
Und Tutor... ich denke , daß du das sehr genau weißt, das steht nämlich auch in den Büchern, die du gelegentlich empfiehlst. ;) (Im Übrigen auch bei Otaki/Draeger zu finden)
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

Nein, nein, ich meine denselben Kano, der sich m.W. zu keiner Zeit zu Kata-Meisterschaften geäußert hat, wohl aber zu sportlichen Wettkämpfen aller Art ;) . Aber ich habe mir jüngst genau die Frage gestellt, wie denn z.B. internationale Kata-Meisterschaften in die Ideen von Kano passen. Ich finde, sie passen gut, aber Du hast recht: irgendwann hat er einmal gesagt, dass Randori das einzige Element von Judo sei, das man als Sport bezeichnen könnte.

Deutsche Kataexperten, die die Nage-no-Kata noch lernen müssen sind ein Widerspruch in sich. Wer die Nage-no-Kata nicht kann, ist allenfalls Deutscher, aber kein Kataexperte.

Solltest Du es ernst gemeint haben, dass das Üben einiger Fallübungen denselben Sinngehalt hat, wie das Üben von Ju-no-Kata, dann hast Du in dem Bereich noch eine erkenntnisreiche Wegstrecke vor Dir. Aber ich will jetzt erst einmal Deiner Bitte um Analyse der Katame-no-Kata nachkommen.
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Solltest Du es ernst gmeint haben, dass das Üben einiger Fallübungen denselben Sinngehalt hat, wie das Üben von Ju-no-Kata, dann hast Du in dem Bereich noch eine erkenntnisreiche Wegstrecke vor Dir. Aber ich will jetzt erst einmal Deiner Bitte um Analyse der Katame-no-Kata nachkommen.
Lieber Tutor, unterstelle mir doch nicht Dinge, die ich nicht gesagt habe.

Ich sagte es ist nicht abwegiger.

Ich kenne weder den Umfang, der von "Gast" praktizierten Ukemi-No-Kata, noch den genauen Inhalt.
Wenn du dazu qualitative Aussagen über Inhalt und Sinn treffen kannst,
bist du mir diesbezgl. eine Nasenlänge voraus.
Das organisierte Üben von Ukemi, ist meiner Meinung nach deshalb im allgemeinen nicht abwegiger als das organisierte Üben von anderen judospezifischen gymnastischen Formen.
Welche auch immer.
Vielleicht kommt demnächst ja eine Uchi-Komi-Kata, eine Kuzushi-Kata, etc.
Natürlich wären diese sehr zu unterscheiden von den traditionellen Kata,
aber das trifft ja auf die Ju-no-Kata auch zu.
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Fritz
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von Fritz »

katana hat geschrieben:wenn ihr sie praktiziert, gibt es sie, und als Übungsform ist das bestimmt nicht abwegiger als
z.B. die Juno Kata.
Ich glaube nicht, daß sich eine Übungsforum mit einer von Kano
entworfenen Kata wie der Ju-No-Kata nur ansatzweise vergleichen läßt...
Überhaupt sollte man im Judo mit dem Begriff "Kata" sehr vorsichtig sein, da gibt es schon angestrengte
Diskussionen, was denn nun eine Kata ist und was nicht. Kodokan-Goshin-Jutsu z.B. ist eigentlich keine
Kata... Für nützliche Übungsformen gibt es das Wort "Ho" - Methode...
Vielleicht sollte man es besser "Ukemi-No-Ho" nennen und Kata für die Kodokan-Kata und vergleichbares
lassen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
katana
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Als Kata wird auch jede Ausführungsweise, oder sagen wir Anwendungsbeispiele einer jeden Technik bezeichnet.
siehe z.B. "Daigo",
wie auch Technikabfolgen.
Der Begriff Kata bezeichnet mitnichten nur die traditionellen Kodokan Kata.
Ich muß dir allerdings Recht geben, was den Terminus XY No Kata betrifft.
Insofern wäre die Bezeichnung "Ukemi No Kata" dann doch etwas keß. ;)
Gast

Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von Gast »

Liebe Judofreunde,

ich freue mich über soviel Diskussion in so viel kurzer Zeit. Bin sehr überrascht und erfreut.

Gerne gebe ich euch die gewünschten Informationen, nach denen ihr gefragt habt:

Ernsthafte Existenz der Ukemi-no-kata oder nur "kesse Bezeichnung"?
Antwort: Ja, gibt es wirklich! Die Ukemi-no-kata ist Bestandteil des argentinischen Gürtelprüfungsprogramms. Auch auf Turnieren auf Ebene der Bundesländer und auf nationaler Ebene Argentiniens wird die Ukemi-no-kata als Wettkampfform neben anderen Katas (Nage-no-kata, Gonosen-no-kata, Katame-no-kata, u.s.w.) offiziell zugelassen und ausgeführt ... auch wenn davon Meister Kano noch nichts gewußt hatte. Sorry !!!!

Was ist der Inhalt der Ukemi-no-kata?
Antwort:
1. Migi Zempo Kaiten Ukemi
2. Hidari Zempo Kaiten Ukemi
3. Migi Yoko Ukemi
4. Hidari Yoko Ukemi
5. Mae Ukemi
6. Ushiro Ukemi
7. Ushiro Kaiten Ukemi
8. Migi Chugaeri Ukemi
9. Hidari Chugaeri Ukemi

Wie sieht das Ganze aus?
Antwort: Im Internet findet ihr unter folgendem Link dazu Videos:
http://educacioncaj.blogspot.com/2009_1 ... chive.html
Ich kann euch auch eine schriftliche Beschreibung schicken, allerdings ist die in Spanisch. Sorry !!!
Auf dieser Webseite findet ihr viele Kata-Videos. Das erste Video zeigt die Ukemi-no-kata, wenn man sie alleine vorführt. Das dritte Video zeigt die Kata, wenn man sie mit einem Partner gemeinsam vorführt.

Ansprüche?
Bitte seit so nett und vergeßt nicht, daß ich hier nur bezüglich des Kinder-Judos angefragt habe. Kaum jemand würde ernstlich auf die Idee kommen von Kindern und Teens zu verlangen, zuerst mit der Nage-no-kata, Gonosen-no-kata, Kodokan-goshin-jitsu-no-kata und anderen zu beginnen. Ich fand es persönlich zumindest sehr motivierend und erfreulich zu sehen, wie im letzten März diesen Jahres auf der nationalen Meisterschaft in Argentinien Kinder und Jugendliche mit so großem Einsatz und Ernsthaftigkeit die Ukemi-no-kata vorführten. Natürlich gab es neben ihnen auch die vielen Dan-Träger, die die anderen Katas auch aufführten. Das soll ja weiterhin unbenommen bleiben, auch wenn Kano nicht die Ukemi-no-kata entworfen hat.

Warum soll es nicht etwas geben, was Kinder und Jugendliche an die großen Katas langsam heran führt? Es muß nicht immer sofort das theoretisch absolut beste und heiligste sein. Für mich ist das zumindest vorstellbar und es wird auch mit großem Erfolg praktiziert, auch wenn es das im DJB nicht gibt. Von einem 11jährigen Kind erwarte ich nicht, dass es alle theoretischen Hintergedanken der klassischen Kodokan-Katas kennt, versteht und verinnerlicht. Ein Kind lernt mit Freude und nicht mit theoretischen Hintergrundwissen. Und wenn es Freude macht, dann ist es eine gute zusätzliche Bereicherung für das normale Judotraining. Mit 40 mal Basis-Uchi-komi kann ich keine Kinder für den Judosport begeistern.

Eine Bitte noch: Bitte diskutiert nicht so persönlich und so verletzend. Das bringt für das Thema garnichts. O.K. ?? Muchas gracias !!

Peter el gaucho
tutor!
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

Lieber "Peter el gaucho",

danke für den Link und für die Informationen zu Argentinien. Im Prinzip bestätigt es aber, was ich geschrieben habe (http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 581#p48581), nämlich dass sich jemand - in diesem Fall mit Rückendeckung/Auftrag usw. eines Verbandes - daran gemacht hat, Fallschule in eine festgelegte Abfolge zu bringen. Das haben auch in Deutschland einige Leute gemacht, jedoch ist das Ganze nicht weiter standardisiert worden. Daher meine Formulierung: es gibt nicht "_die_ Ukemi-no-Kata".

Kata-Turniere für Kinder und Jugendliche

Es gibt auf lokaler Ebene verschiedene Ansätze und Initiativen, jedoch kein einheitliches Vorgehen. In Köln wird m.W. jährlich ein kleines Turnier veranstaltet, bei dem Kinder/Jugendliche diejenige Stufe der Nage-no-Kata demonstrieren, die ihrem Kyu-Grad entspricht (nach der aktuellen Kyu-PO). Andernorts gibt es "Technikturniere", bei denen Kinder keine vorgegebenen Kata, sondern schlicht Techniken demonstrieren, die sie selbst in Abfolgen gebracht haben.

Vor etwa 10 Jahren hat sich der damalige Vize-Präsident des DJB, Ralf Pöhler, viele Gedanken um Kata-Training, aber auch Kata-Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche gemacht. Auf seiner privaten und seit Jahren leider nicht mehr gepflegten Homepage finden sich noch viele Aufsätze, z.B. über unser Thema (http://www.judo-praxis.de/Artikel/A_Kat ... ugend.html). Ganz unten auf der Seite sind auch Gedanken zu Kata-Meisterschaften in einer Zip-Datei verpackt.

Ob dies alles wirklich ein guter Einstieg in Kata ist - ich bin skeptisch. Mir persönlich begegnet häufig - praktisch ausschließlich - der Gedanke, dass Kata so etwas wie eine "zeremoniell eingebettete, festgelegte Abfolge von Techniken" sei. Kata ist jedoch in erster Linie die festgelegte Ausführungsweise der Technik selbst. Einstieg in Kata-Training ist für mich, das Üben einer bestimmten, vom Trainer vorgegebenen Bewegung, schlicht das, was jedes Kind (und jeder Erwachsene) von der ersten Judo-Stunde an tun.

Kata ist das, was bei uns "geschlossene Bewegungsaufgabe" heißt und somit ein ganz normaler Teil des Trainings. Es liegt nun am Trainer auszuwählen, welche Kata der denn üben lässt.

"Ukemi-no-Kata" als simpler Begriff wäre mit: die Formen des Fallens zu übersetzen (nicht die Form des Fallens - Kata steht hierbei im Plural!). Ersetzt man "Form" nun durch "Technik" ist man ganz einfach bei den "Techniken des Fallens".

Diese Techniken des Fallens immer weiter zu üben um sie immer besser zu beherrschen, ist wichtig. Sie ein eine Abfolge zu bringen, die selbstständig geübt werden kann und wo nichts vergessen wird, eine sinnvolle Sache. Das ganze durch einen Wettbewerb motivierender zu machen, kann auch nicht verkehrt sein. Aber wie gesagt - ob es als Einstieg in Kata nicht ein einseitiges Bild von Kata produziert?
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Es muß nicht immer sofort das theoretisch absolut beste und heiligste sein. Für mich ist das zumindest vorstellbar und es wird auch mit großem Erfolg praktiziert, auch wenn es das im DJB nicht gibt
So sehe ich das auch, :D
Es ist nicht alles Gold was glänzt, und auch im deutschen Judo ändern sich manchmal Betrachtungsweisen,
wenn auch sehr, sehr langsam.
Ein Judoka schrieb hier einmal:
Das Praktizieren von Judo und Interesse für Japan gingen Hand in Hand - und dabei wurde vieles extrem romantisiert und falsch gesehen, aber so war es eben.
An Tutor:
Manchmal tue ich mich schwer, deinen Thesen zu folgen,
Andernorts gibt es "Technikturniere", bei denen Kinder keine vorgegebenen Kata, sondern schlicht Techniken demonstrieren, die sie selbst in Abfolgen gebracht haben.
Dazu sagen Japaner Kata . ;)
Einstieg in Kata-Training ist für mich, das Üben einer bestimmten, vom Trainer vorgegebenen Bewegung, schlicht das, was jedes Kind (und jeder Erwachsene) von der ersten Judo-Stunde an tun.
Also nun doch oder ?
Aber was soll das für ein Einstieg in "Kata" sein? Welches Verständnis von "Kata" hast Du? Wenn für Dich Kata ein Ablauf verschiedener Übungen vor einer Jury ist, dann musst Du über Dein Kata-Verständnis nachdenken.
so sah das wahrscheinlich auch Kano, und später aber...
Wenn es erstrebenswert ist, bestimmte Bewegungsformen (also die Kata) zu erlernen, dann gibt es auch eine Möglichkeit, den Grad der Beherrschung einzuschätzen und zu bestimmen. Ich kann auch nichts Abwegiges daran erkennen, wenn jemand eine Kata so gut beherrschen will wie ein anderer oder sogar besser und sich beide der Bewertung von außen stellen.
Also was nun ? ;)
"Ukemi-no-Kata" als simpler Begriff wäre mit: die Formen des Fallens zu übersetzen (nicht die Form des Fallens - Kata steht hierbei im Plural!). Ersetzt man "Form" nun durch "Technik" ist man ganz einfach bei den "Techniken des Fallens".
Sag ich doch ! :dontknow
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von derLichtschalter »

katana hat geschrieben:
Aber was soll das für ein Einstieg in "Kata" sein? Welches Verständnis von "Kata" hast Du? Wenn für Dich Kata ein Ablauf verschiedener Übungen vor einer Jury ist, dann musst Du über Dein Kata-Verständnis nachdenken.
so sah das wahrscheinlich auch Kano, und später aber...
Wenn es erstrebenswert ist, bestimmte Bewegungsformen (also die Kata) zu erlernen, dann gibt es auch eine Möglichkeit, den Grad der Beherrschung einzuschätzen und zu bestimmen. Ich kann auch nichts Abwegiges daran erkennen, wenn jemand eine Kata so gut beherrschen will wie ein anderer oder sogar besser und sich beide der Bewertung von außen stellen.
Also was nun ? ;)
Dazu möchte ich nur kurz etwas einwerfen: tutor! schreibt "Wenn für dich Kata ein Ablauf verschiedener Übungen vor einer Jury ist, dann...", meint also: Wenn "Gast" Kata als Ablauf von Übungen vor einer Jury definiert und eine gute Bewertung als Ziel betrachtet, dann sollte er sein Verständnis von Kata mal überdenken. Weiterhin schreibt tutor!, "... und sich beide der Bewertung von außen stellen.". Damit ist die Bewertung, soweit ich das verstanden habe, als eine Art Zusatz und vor allem als Lernhilfe gedacht und nicht als das Hauptziel des Kata-Trainings. Die Aussagen stehen in keinster Weise miteinander im Konflikt, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag. Nur um die Spitzfindigkeiten der verwendeten Sprache ein wenig aufzudröseln ;-)

Ich habe den Thread bisher auch mit großem Interesse verfolgt. Ich finde, eine Art "Ukemi-No-Kata" wäre sicher was nettes für Kinder. Aber ich glaube kaum, dass man dem einen solchen speziellen Namen geben sollte. Der Begriff "Kata" steht nach europäischem Verständnis eben einfach stellvertretend für die "Kodokan Kata" und genau die meint man in Deutschland, wenn man von Kata-Training spricht. Viele Vereine und Trainingsgruppen haben ohnehin bereits ihre eigene Reihenfolge, wie die Fallschule im Training geübt wird. Wir machen beispielsweise zuerst Vorwärtsrollen mit aufstehen, dann Rückwärtsrollen jede Seite mit überrollen und dann einmal mit Liegenbleiben, links und rechts Fallen, Vorwärtsfallen mit Liegenbleiben, freier Fall (verpflichtend ab Orange, für "Erstlinge" möglicherweise am Partner), Vorwärtsrollen über einen Bock, Vorwärtsfallen über einen Bock, Rückwärtsfallen über einen Bock, freier Fall über einen Bock. Und das machen wir immer so. Abweichungen sind für uns fast gar nicht mehr denkbar. Da der Begriff Kata hier in Deutschland (und sicher auch anderswo in Europa) so "vorbelastet" ist, wäre es meiner Meinung nach nicht ganz sinnvoll, der Fallschule einen solchen Namen zu geben, da doch irgendwo immer die Assoziation zu Kano's Kodokan Kata bleibt...
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von Antonio »

Lightmaster hat geschrieben: Der Begriff "Kata" steht nach europäischem Verständnis eben einfach stellvertretend für die "Kodokan Kata" ...
Definitiv nicht. Wer mal über den Tellerrand geschaut hat, der wird feststellen, dass alle jap. Kampkünste ihre "Formen" oder "Technikpräsentationen" Kata nennen. Egal ob Judo, JJ, Karate oder Schießmichtod. Da weiß jeder was gemeint ist, ohne automatisch den Kodokan ins Spiel zu bringen.

Die Kinder sind übrigens sehr schnell für eine Kata zu begeistern und lernen diese üblicherweise schnell und fleißig. Eine "Ukemi-no-kata" für Anfänger halte ich für eine tolle Sache. Erstens lernen sie spielerisch ihre Fallübungen - was nie schaden kann - und zweitens haben sie etwas zum Demonstrieren (Weihnachtsfeiern, Prüfungen, Anfängerkurse, Eltern, Oma etc.). Aus dem selben Grund halte ich die Hoffmann-Kata (http://www.sanfte-kunst.ch/pdf/hoffmann_kata.pdf) ebenfalls für eine gelungene Idee.

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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von derLichtschalter »

Antonio hat geschrieben:
Lightmaster hat geschrieben: Der Begriff "Kata" steht nach europäischem Verständnis eben einfach stellvertretend für die "Kodokan Kata" ...
Definitiv nicht. Wer mal über den Tellerrand geschaut hat, der wird feststellen, dass alle jap. Kampkünste ihre "Formen" oder "Technikpräsentationen" Kata nennen. Egal ob Judo, JJ, Karate oder Schießmichtod. Da weiß jeder was gemeint ist, ohne automatisch den Kodokan ins Spiel zu bringen.
Ich sage ja: nach europäischem Verständnis im Judo, wenn ich das genauer spezifizieren soll. Du meinst, wenn jemand über den Tellerrand geschaut hat. Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Aber ich meinte eben das Verständnis von denjenigen, die das nicht getan haben...
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von katana »

Dazu möchte ich nur kurz etwas einwerfen: tutor! schreibt "Wenn für dich Kata ein Ablauf verschiedener Übungen vor einer Jury ist, dann...", meint also: Wenn "Gast" Kata als Ablauf von Übungen vor einer Jury definiert und eine gute Bewertung als Ziel betrachtet, dann sollte er sein Verständnis von Kata mal überdenken. Weiterhin schreibt tutor!, "... und sich beide der Bewertung von außen stellen.". Damit ist die Bewertung, soweit ich das verstanden habe, als eine Art Zusatz und vor allem als Lernhilfe gedacht und nicht als das Hauptziel des Kata-Trainings. Die Aussagen stehen in keinster Weise miteinander im Konflikt, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag. Nur um die Spitzfindigkeiten der verwendeten Sprache ein wenig aufzudröseln
Wieso willst denn dann noch mehr Spitzfindigkeiten ergänzen ? ;)
Es ging um das Praktizieren der Kata (welche auch immer) als Wettkampfform.
Bitte den ganzen Post lesen.
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

Wennman Einzelsätze aus drei oder mehr Posts aus dem Zusammenhang reißt, gibt es natürlich schon mal Verständnisprobleme. Ich will daher versuchen, wieder ein wenig Ordnung hineinzubringen. Ich hatte geschrieben:
  • es gibt nicht _die_ (eine) Ukemi-no-Kata, sondern eine ganze Reihe von Leuten hat entsprechende Abfolgen erstellt (Der OP sprach von "der" Ukemi-no-Kata)
  • eine derartige Abfolge zu erstellen und üben zu lassen kann hilfreich in vielerlei Hinsicht sein
  • unter "einer Kata" versteht man nicht nur die Abfolge von Techniken, sondern auch die einzelne Technik selbst
  • jedes Üben einer vorgegebenen Technik ("geschlossene Bewegungsaufgabe") ist Üben von "Kata" (BTW eine Quelle für viele Missverständnisse). Jeder, der Judo trainiert, macht also Kata, aber eben ohne es so zu benennen.
  • wer glaubt, dass es das Ziel von Kata ist, demonstriert und bewertet zu werden, muss über sein Kata-Verständnis nachdenken (das Ziel ist nämlich, durch Üben Fortschritte zu machen)
  • dennoch kann man diese Fortschritte erfassen und bewerten - auch wenn die konkrete Umsetzung der Bewertung oft schwierig ist
  • es spricht - aus meiner Sicht - überhaupt nichts dagegen, als Anreiz zum Üben und zur Überprüfung des eigenen Fortschrittes, entsprechende Wettbewerbe durchzuführen
  • Da Kano in vielen Kontexten Wettbewerbe als wertvollen Anreiz zum Üben sah, denke ich persönlich, dass er nichts gegen entsprechende Kata-Wettbewerbe auszusetzen gehabt hätte - wohl gemerkt und von entscheidender Wichtigkeit: so lange das primäre Ziel immer noch in der Verbesserung des Selbst bleibt.
  • Kata-Wettbewerbe als Einstieg in das Thema Kata sehe ich kritisch, weil dadurch automatisch die Gefahr besteht, dass sich ein Bild entwickelt, als sei die Demonstration vor anderen zum Zwecke der Bewertung bzw. der Sieg im Wettbewerb das Ziel von Kata. Das ist es aber ausdrücklich nicht (s.o.). BTW: das ist das Problem, bei der strengen Kopplung an die Dan-Prüfung in den Köpfen vieler.
  • Entsprechende Wettbewerbe finden in vielerlei Form statt, bei manchen, sind die Aufgaben vorgegeben (z.B. eine Stufe der Nage-no-Kata), bei anderen stellen die TN ihren Beitrag selbst zusammen. Einige heißen "Kata-Turnier", andere einfach nur "Technikturnier" (das liegt am Veranstalter, wie er es nennt)
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von derLichtschalter »

tutor! hat geschrieben:[*]wer glaubt, dass es das Ziel von Kata ist, demonstriert und bewertet zu werden, muss über sein Kata-Verständnis nachdenken (das Ziel ist nämlich durch Üben Fortschritte zu machen)
[*]dennoch kann man diese Fortschritte erfassen und bewerten - auch wenn die konkrete Umsetzung der Bewertung oft schwierig ist
Das meinte ich. Bitte um Verzeihung für möglicherweise missverständliche Formulierung *verwirrtbin*

Dem, was tutor! gesagt hat, kann ich nicht viel hinzufügen. Was du, tutor!, geschrieben hast, "es gibt nicht _die_ (eine) Ukemi-no-Kata, sondern eine ganze Reihe von Leuten hat entsprechende Abfolgen erstellt", ist im Grunde das, was ich mit "Viele Vereine und Trainingsgruppen haben ohnehin bereits ihre eigene Reihenfolge, wie die Fallschule im Training geübt wird." meinte, nur falls es da Missverständnisse gab. Jedoch bin ich eben der Meinung, dass ich diese Abfolgen nicht als Kata deklarieren würde. Eben wegen den erwähnten Assoziationen (bei vielen Judoka) mit den Kodokan Kata und wie tutor! auch sagte mit Kata-Wettbewerben bzw. auch Prüfungen. Am Ende wird aus einer Ukemi-No-Kata noch das, was derzeit die Nage-No-Kata für viele ist: Ein Ritual, ein Wettbewerb, eine Zeremonie, ein reiner Prüfungsinhalt...
tutor!
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Re: Ukemi-no-kata

Beitrag von tutor! »

Lieber Lightmaster, Du hattest mich absolut so verstanden, wie ich es gemeint habe :D

Ich möchte noch eine Kleinigkeit ergänzen, was aber in dieselbe Richtung geht. Als ich selbst als Kind meine Kyu-Prüfungen gemacht habe und später die ersten Kyu-Prüfungen abgenommen habe, war es üblich und auch selbstverständlich, dass die Prüflinge:
  • gemeinsam die Matte betraten,
  • erst zu den Prüfern, dann zueinander grüßten
  • in einer vorgegebenen Reihenfolge ihre Fallübungen machten
Nun ja - wie Lightmaster es beschrieben hat.... tradierte, eingespielte Formen und Abläufe.

Ich fand es übrigens gut, da es zeigte, dass die Prüflinge ihre Aufgabe ernst genommen und sich vorbreitet haben.
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