How to be a coach.

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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nur_wazaari
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How to be a coach.

Beitrag von nur_wazaari »

Es gibt soweit ich das sehe noch keinen expliziten Faden hier dazu.

https://judoinside.com/news/5136/Kate_H ... mily_first

Der Artikel ist nur ein Aufhänger. Eine zentrale Aussage aber kann ich aus meiner jahrelangen Erfahrung nur unterschreiben: "I think it is about knowing your athlete and their capabilities, and not instilling your own judo on them. Let them find their own way. As a coach, you can’t have an ego!"

Was macht eine (schlechten oder guten) Coach aus? Unterscheiden sich Trainer, Coaches, Lehrgangsleiter, Stützpunkttrainer, Bundestrainer? Abgesehen von der Stellenbeschreibung? (Ja, es gibt deutliche Unterschiede)

Was sind die maßgebenden Prinzipien der Vermittlung von jūdō?
.
Cichorei Kano
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Re: How to be a coach.

Beitrag von Cichorei Kano »

Vor vielen Jahren produzierte das Musikplattenlabel EMI eine CD- und Laserdisk- (später auch DVD-) Serie unter dem Titel "Great Music Conductors of the 20th Century".

Die Serie zeigte deutlich, dass es völlig unmöglich ist, genau festzulegen, was einen Musikdirigenten zu einem großen oder außergewöhnlichen Dirigenten macht. Manche waren demokratisch, andere diktatorisch, manche redeten viel, andere schwiegen meist, manche waren hervorragende Techniker, andere schlechte Techniker, manche Dirigenten wurden von ihren Orchestern geliebt, andere waren sehr unbeliebt, es war einfach unmöglich, eine Liste von Eigenschaften zu erstellen, die notwendig waren, um ein großer Dirigent zu werden.

Eines ist mir jedoch aufgefallen, und zwar, dass sie sich alle, unabhängig von ihrer Persönlichkeit, lag die Musik und die Interpretation der Musik am Herzen. Sicherlich ist die Sorge um die Musik allein nicht genug, bei weitem nicht genug, aber es war wahrscheinlich das Einzige, was sie teilten, und sie teilten diese Eigenschaft auf einer intensiven Ebene.

Etwas Ähnliches gilt für den Judosport und für die Frage, was einen Judo-Trainer zu einem guten Judo-Trainer macht. Ich glaube, es war mein Freund, der ehemalige olympische Judo-Trainer der USA, Pat Burris, der zum Trainerstab gehörte, als ich dort meine Trainerqualifikationen wiederholte (die Amerikaner erkannten die Trainerqualifikationen anderer Länder nicht an, wahrscheinlich weil kein anderer Idiot als ich auf die Idee käme, aus einem anderen Land in die USA zu ziehen, um Judo zu trainieren ...), und der der erste Trainer war, den ich hörte, der diese Qualität verbalisierte.

Er hatte auch ein persönliches Motto, das er als Trainer benutzte, um sein Team zu motivieren, und das war: "Die Besten tun immer mehr als der Rest". Das trifft wahrscheinlich auch in den meisten Fällen zu, auch wenn es gelegentlich Ausnahmen gibt, die Laune der Natur ...

Aber zurück zu der Frage, was einen Trainer zu einem guten Trainer macht. Wenn Sie sich das Interview mit Kate Howey ansehen, vor allem dort, wo sie über ihren ehemaligen Trainer, den sehr erfolgreichen Frauen-Trainer Roy Inman, spricht, was ist das Erste, was sie über ihn sagt, vielleicht ohne sich der Bedeutung dessen bewusst zu sein? Sie sagt: "Er war ein sehr fürsorglicher Trainer".

Das war wahr, sehr wahr. Im Übrigen war Inman eine interessante Persönlichkeit. Intellektuell und akademisch war er eine Katastrophe. Er konnte nicht einmal einen ordentlichen Satz schreiben, und sein Beruf war ein Gepäckträger auf dem Flughafen, also kaum ein Job mit umfassender pädagogischer Vorbereitung. Und doch brachte er das erfolgreichste britische Frauen-Judoteam aller Zeiten hervor.

Reverse Engineering wird hier nicht funktionieren, und wenn jemand glaubt, dass man einen großartigen Judo-Trainer findet, indem man die Belegschaft des Flughafens Heathrow unter die Lupe nimmt, ist man auf einen kläglichen Totalausfall vorbereitet.

Die Judowelt ist allerdings etwas speziell, sowohl was die Auswahl von Judoka für eine Position als auch deren Bewertung angeht. Erstens ist Judo stark politisiert, mit starker Vetternwirtschaft und Voreingenommenheit gegenüber Leuten, die man kennt, die man mag oder die für einen nützlich sind, um die eigene Macht zu vergrößern, einen höheren Dan-Rang zu erlangen oder was auch immer als Vorteil angesehen wird. Auch wenn Judo heute vor allem als olympischer Wettkampfsport wahrgenommen wird, hat es sich nie von seinem kultischen Verhalten lösen können.

Zum Beispiel gibt es 84 Jahre nach dem Tod von Kanô Jigorô und 162 Jahre nach seiner Geburt keine einzige kritische Biographie über Kanô, absolut nichts, nada. Stattdessen wiederholt fast jedes einzelne Werk, das über ihn geschrieben wird, frühere, oft unbegründete Behauptungen, ganz so, wie man es vom Vatikan über Jesus oder jede andere Hagiografie über den einen oder anderen Heiligen erwarten würde.

Auch wenn man gelegentlich die Behauptung hört, Judo sei frei von Religion, bleibt das Verhalten der Judowelt identisch. Zum Beispiel starb vor wenigen Monaten der ehemalige Kôdôkan-Chefausbilder Daigo Toshirô. Doch wieder einmal wurde kein einziger kritischer Artikel über sein Leben oder seine Person veröffentlicht. Stattdessen findet man Dutzende von Artikeln von Leuten, die fast behaupten, sein lebenslanger Freund gewesen zu sein, obwohl sie ihn nie im wirklichen Leben getroffen haben, und die nicht einmal qualifiziert sind, seine Leistungen zu kommentieren und eine ehrliche und objektive kritische Analyse seiner Stärken und Schwächen zu präsentieren.

Die gleichen Prozesse betreffen auch das Konzept der Trainer im Judo. Die meisten Trainer der Judo-Nationalmannschaften erhalten ihre Position auf einem stark politisierten Weg. Oft gibt es keine öffentlichen Stellenausschreibungen, und wenn doch, dann ist das Einstellungsverfahren weitgehend oder sogar vollständig parteiisch. Diejenigen, die die Auswahl treffen müssen, verfügen in der Regel über ein begrenztes Wissen, das es ihnen nicht erlaubt, über den Tellerrand zu schauen. Daher wird oft eine Person ausgewählt, die selbst eine Weltmeisterschaft oder eine olympische Medaille errungen hat, obwohl dies für die Betreuung anderer Athleten nahezu irrelevant ist. Roy Inman selbst hat als Judokämpfer nie solche außergewöhnlichen Ergebnisse erzielt und nie eine Medaille bei den Europameisterschaften oder höher gewonnen. Doch das machte ihn nicht weniger geeignet als Trainer. Die meisten seiner persönlichen Erfolge als Judosportler erzielte er im Vereinigten Königreich, obwohl er auch bei Turnieren wie den International Dutch Open und den Swedish Open Championships Medaillen gewann. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass er einmal gegen Jean-Luc Rougé antrat, bevor dieser 1975 Weltmeister wurde, und natürlich verlor. Das machte diese Erfahrung jedoch nicht weniger wichtig. Und so reichten seine Erfahrungen weitgehend aus, um zu wissen, wie internationale Meisterschaften funktionieren. Wichtiger für seinen Erfolg war das, was ich bereits weiter oben beschrieben habe, und seine eigenen Erfahrungen in Japan, wie die Zeit, die er unter Okano Isao trainierte.

Wenn irgendetwas Kate Howey zu einem guten Trainer macht, dann ist es wahrscheinlich nicht die Tatsache, dass sie zwei olympische Medaillen (Silber in Sydney 2000, Bronze in Barcelona 1992) oder ihren Weltmeistertitel (Paris, 1997) gewonnen hat, sondern die "persönliche Note", die sie durch Roy Inman als Trainer gelernt hat.

Das ist es, was den Unterschied ausmacht und auch erklärt, warum so viele Judo-Nationaltrainer mit großen Wettkampferfolgen als Trainer eine absolute Katastrophe sind. Der Zusammenhang ist im Fußball oder Basketball viel besser zu verstehen, wo viele der erfolgreichsten Trainer nie wirklich herausragende Spieler waren. Solange der Judosport dies nicht begreift und auch nicht begreifen will, werden die Probleme bestehen bleiben.

Immerhin gibt es einige "Gegenbeweise", obwohl das meiste davon wirklich paradoxer Natur ist. Es stimmt, dass es völlig inkompetente Judo-Nationaltrainer gibt, die mit ihren Athleten anständige Ergebnisse erzielt haben. Wie ist das möglich? Das ist möglich, weil es von Zeit zu Zeit vorkommt, dass man einen Athleten hat, der so außergewöhnlich ist, dass kein noch so inkompetenter Judotrainer ihn daran hindern kann, wichtige Titel zu gewinnen. Ja, das kommt wirklich vor, und wenn es passiert, glaubt der Trainer natürlich gerne, dass er oder sie eine Rolle dabei gespielt hat, man nennt es das "Judo-Trainer-Impostor-Syndrom" ...

Das Problem der schlechten Auswahl von Judotrainern hat noch andere Dimensionen. Die Tatsache, dass immer wieder ein Judotrainer wegen unangemessenen Verhaltens gegenüber Kindern oder Frauen in den Schlagzeilen ist, deutet darauf hin, dass er wahrscheinlich nicht nach den Kriterien ausgewählt wurde, die wirklich wichtig sind ...

Da in den meisten Fällen, in denen es um unangemessene sexuelle Beziehungen zu Frauen oder Kindern geht, Männer die Täter sind, wird sich dies auf die Auswahl von Nationaltrainern auswirken, was bereits jetzt der Fall ist, da mehr Frauen für diese Positionen ausgewählt werden. Wir haben dies kürzlich in Brasilien und Österreich gesehen.

Ob das die richtige Begründung für solche Entscheidungen ist, steht auf einem ganz anderen Blatt, denn ethische Männer sollten nicht für unethische Männer verantwortlich gemacht werden. Vielmehr sollte die Auswahl eines geeigneten Trainers geschlechtsneutral erfolgen, wobei Männer und Frauen in Bezug auf ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten gleich behandelt werden sollten.
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Bulgarischer Judo-Verband verteidigt Einstellung französischen Trainers häuslichen Gewaltvorfall

Beitrag von Cichorei Kano »

Bulgarischer Judo-Verband verteidigt Einstellung eines französischen Trainers, der in einen häuslichen Gewaltvorfall verwickelt war
https://www.rferl.org/a/bulgaria-judo-d ... 08762.html
Holger König
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Re: How to be a coach.

Beitrag von Holger König »

In einen Fall verwickelt zu sein, heißt nicht, ein überführter Täter zu sein. Ist er rechtskräftig verurteilt oder nicht?
caesar
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Re: How to be a coach.

Beitrag von caesar »

In dem Fall ist er nicht verurteilt, ein erster Klageversuch wurde von einem französischen Gericht abgelehnt.

Daher ist das Beispiel von Chichorei Kano hier doch eher schlecht gewählt. Das aber häusliche Gewalt oder Vergewaltigung andere Nationen nicht davon abhalten Trainer anzustellen sieht man bspw. bei Masato Uchishiba, der wegen Vergewaltigung verurteilt (Urteil 2013, 5 Jahre) wurde und jetzt Nationaltrainer in Kirgisien ist. Peter Seisenbacher ist, glaube ich, auch wieder Trainer in Georgien. Beide recht erfolgreich.
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nur_wazaari
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Re: How to be a coach.

Beitrag von nur_wazaari »

Vielen Dank "Cichorei Kano" für den neuerlichen ausführlichen Beitrag und die Darstellung Deiner Sichtweise. Ich versuche mal ein wenig aus meiner Sicht darauf einzugehen.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
...es war einfach unmöglich, eine Liste von Eigenschaften zu erstellen, die notwendig waren, um ein großer Dirigent zu werden.
Für mich beginnt die Beantwortung der Frage nach der Kompetenz früher - was ist denn gut oder schlecht? Was sind die Kriterien, an denen gemessen wird? Eine Person, die Kinder trainieren will, wird wohl andere Voraussetzungen mitbringen müssen, als eine solche, die im Leistungssportbereich arbeitet, das heißt auch professionell ihr Geld damit verdient. Allerdings gibt es natürlich auch grundsätzliche Anforderungen und natürlich gibt es auch breitensportlich engagierte Menschen, die mit Judo ihr Geld verdienen.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Etwas Ähnliches gilt für den Judosport und für die Frage, was einen Judo-Trainer zu einem guten Judo-Trainer macht.
Ein guter Judotrainer ist verkürzt ausgedrückt in meinen Augen eine Person, von der Integrität und Kompetenz zu erwarten ist. Eine Person, die sowohl sportartspezifisch als auch sozial auf einem verträglichen Fundament arbeitet.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Er hatte auch ein persönliches Motto, das er als Trainer benutzte, um sein Team zu motivieren, und das war: "Die Besten tun immer mehr als der Rest". Das trifft wahrscheinlich auch in den meisten Fällen zu, auch wenn es gelegentlich Ausnahmen gibt, die Laune der Natur ...
Die Besten sind in aller Regel fleißiger als die anderen. Die Besten wissen aber auch um ihre Stärken und Schwächen, beziehen alles und alle mit ein, um noch besser zu werden. Mir scheint, insbesondere wenn es um Zentralisierung und irgendwelche Kriterien geht, dass der Aspekt eines wohlgefälligen Umfeldes schon systematisch von vorneherein zu wenig berücksichtigt wird. Bezogen auf den Leistungssport natürlich.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Sie sagt: "Er war ein sehr fürsorglicher Trainer".
Trainer kümmern sich in erster Linie um Menschen. Dementsprechend ist dies sicherlich eine Grundvoraussetzung, wobei man manchen Athletinnen und Athleten auch beibringen muss, fürsorglich und achtsam mit sich selbst (und anderen) zu sein. Das wäre für mich auch eines der wichtigsten Ziele einer Judoausbildung im Allgemeinen.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Die Judowelt ist allerdings etwas speziell, sowohl was die Auswahl von Judoka für eine Position als auch deren Bewertung angeht. Erstens ist Judo stark politisiert, mit starker Vetternwirtschaft und Voreingenommenheit gegenüber Leuten, die man kennt, die man mag oder die für einen nützlich sind, um die eigene Macht zu vergrößern, einen höheren Dan-Rang zu erlangen oder was auch immer als Vorteil angesehen wird. Auch wenn Judo heute vor allem als olympischer Wettkampfsport wahrgenommen wird, hat es sich nie von seinem kultischen Verhalten lösen können.
Immer wieder stellen wir fest, dass Politik nicht vom Sport, insbesondere dem Judosport, zu trennen ist. Das sich das „Kultische“ vor allem in Glaubenssätzen manifestiert. Einer dieser Glaubenssätze ist in meinen Augen übrigens auch im oben zitierten "Die Besten tun immer mehr als der Rest" enthalten. Man hört diesen Satz in der Tat sehr oft, die Athletinnen und Athleten verinnerlichen diesen, in der Hoffnung, dass ihr unglaublich hohes Pensum Früchte trägt und in dem Wissen, dass dies eben gerade im Judo nicht vollkommen planbar der Fall ist. Der Satz müsste in meinen Augen auch angepasst werden in "Die Besten tun vieles cleverer als der Rest". Dieser qualitative Aspekt enthält dann den oft ebenso wenig beachteten geistigen Aspekt, der im Gegensatz zur Physis kaum beachtet oder gefördert wird. Gerade für und im Judo. Man sieht aber auch am aktuellen Regelwerk der IJF, dass es offenbar wichtiger und lukrativer ist unterhaltsame Szenen zu produzieren, als wirksame und ästhetisch ansprechende Techniken/Lösungen für Situationen zu entwickeln.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Zum Beispiel gibt es 84 Jahre nach dem Tod von Kanô Jigorô und 162 Jahre nach seiner Geburt keine einzige kritische Biographie über Kanô, absolut nichts...
Das ist in der Tat misslich. Würde die Person Kano Jigoro, je nach Ergebnis der Untersuchungen, aber dann noch eignen, in zahlreichen Dojos als eine Art gottgleiches Bildnis zu hängen? Würdem Erkenntnisse über das Bestehende hinaus den „Kult“ nicht stark beschädigen? Die nach außen postulierte Identität von Judo verändern? Würde Judo vielleicht realistischer wahrgenommen werden, wenn wissenschaftlichere Debatten zu den Wurzeln und zu den Begebenheiten zugelassen werden würden? Würde das bedeuten, dass das starke politische Element einen echten Gegenspieler bekäme?
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Die gleichen Prozesse betreffen auch das Konzept der Trainer im Judo. Die meisten Trainer der Judo-Nationalmannschaften erhalten ihre Position auf einem stark politisierten Weg. Oft gibt es keine öffentlichen Stellenausschreibungen, und wenn doch, dann ist das Einstellungsverfahren weitgehend oder sogar vollständig parteiisch. Diejenigen, die die Auswahl treffen müssen, verfügen in der Regel über ein begrenztes Wissen, das es ihnen nicht erlaubt, über den Tellerrand zu schauen.
In Deutschland müssen die Positionen zumindest ausgeschrieben werden. Allerdings ist es in der Tat auch hier nicht immer voll nachzuvollziehen, wer nun wie genau Nationaltrainer geworden ist. Auch hier gibt es sowas wie einen internen, abgeschlossenen Zirkel, der sich selbst den Nachwuchs liefernden Vereinen nicht immer zur vollen Zufriedenheit preis gibt. Es gibt aber immerhin bestimmte Stationen, die üblicherweise durchlaufen werden und auch Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, aber am Ende handelt entsteht nicht selten der Eindruck von personellen Rochaden (wobei gerade in jüngster Zeit noch andere Aspekte hinzukamen). Das gilt auch für die unteren Ebenen. Allerdings führt die Frage der "besten Besetzung" sowieso etwas von der Ausgangsfrage weg.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Roy Inman selbst hat als Judokämpfer nie solche außergewöhnlichen Ergebnisse erzielt und nie eine Medaille bei den Europameisterschaften oder höher gewonnen. Doch das machte ihn nicht weniger geeignet als Trainer.
Das ist in der Tat eine wichtige Feststellung. Es gibt ja auch viele erfolgreiche Trainer, die zwar aus dem leistungssportlichen Bereich kommen, aber sehr früh mit zum Beispiel Mitte zwanzig schon merken, dass es mit den großen Medaillen nichts mehr wird und sich dann für eine Trainerkarriere entscheiden. Oftmals wird das aber kaum gefördert. Insbesondere wird nicht gefördert, wenn dann genau diese Leute, die sozusagen am System Leistungssport gescheitert sind, dieses gerne zu Gunsten aller und des Sports verbessern würden.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Das ist es, was den Unterschied ausmacht und auch erklärt, warum so viele Judo-Nationaltrainer mit großen Wettkampferfolgen als Trainer eine absolute Katastrophe sind. Der Zusammenhang ist im Fußball oder Basketball viel besser zu verstehen, wo viele der erfolgreichsten Trainer nie wirklich herausragende Spieler waren. Solange der Judosport dies nicht begreift und auch nicht begreifen will, werden die Probleme bestehen bleiben.
Das kommt wirklich auf die Nation oder auch den lokalen Bereich an. Für Deutschland habe ich den Eindruck, dass die bisher ausgewählten Trainer auch guten Gewissens und nach nachvollziehbaren Kriterien ausgewählt wurden (der oben geschilderte Eindruck entsteht vielleicht auch, weil die Auswahl eher begrenzt ist). Allerdings gab es schon Leute mit gewissen Spezialitäten, bei denen man dann im Nachhinein gegensteuern musste.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Immerhin gibt es einige "Gegenbeweise", obwohl das meiste davon wirklich paradoxer Natur ist. Es stimmt, dass es völlig inkompetente Judo-Nationaltrainer gibt, die mit ihren Athleten anständige Ergebnisse erzielt haben. Wie ist das möglich? Das ist möglich, weil es von Zeit zu Zeit vorkommt, dass man einen Athleten hat, der so außergewöhnlich ist, dass kein noch so inkompetenter Judotrainer ihn daran hindern kann, wichtige Titel zu gewinnen.
Eine schöne Feststellung. Es gibt in der Tat Leute, die trotz widrigster Umstände ihre Leistungen abrufen oder sogar steigern. Reflektierte Trainer erkennen auch ihren äußerst begrenzten Einfluss auf das Geschehen und die Ergebnisse, insbesondere beim Wettkampf selbst. Hier ist dann meiner Meinung nach folgendes wichtig, wobei es auch immer auf die Personen ankommt, wie sehr:
Sie sagt: "Er war ein sehr fürsorglicher Trainer".
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Das Problem der schlechten Auswahl von Judotrainern hat noch andere Dimensionen. Die Tatsache, dass immer wieder ein Judotrainer wegen unangemessenen Verhaltens gegenüber Kindern oder Frauen in den Schlagzeilen ist, deutet darauf hin, dass er wahrscheinlich nicht nach den Kriterien ausgewählt wurde, die wirklich wichtig sind ...
Diese schlimmen Ereignisse haben in meinen Augen direkt etwas mit der Politisierung und der Art der Professionalisierung von Judo zu tun. Also mit dem alles überschattenden Anspruch an Macht und Geld.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Da in den meisten Fällen, in denen es um unangemessene sexuelle Beziehungen zu Frauen oder Kindern geht, Männer die Täter sind, wird sich dies auf die Auswahl von Nationaltrainern auswirken, was bereits jetzt der Fall ist, da mehr Frauen für diese Positionen ausgewählt werden. Wir haben dies kürzlich in Brasilien und Österreich gesehen.
Vielleicht versucht man in der Tat ein Gegenzeichen zu setzen, in dem man eine Person einsetzt, die explizit nicht männlichen Geschlechts ist. Allerdings gibt es ja auch in anderen Ländern weibliche Besetzungen für das höchste Traineramt eines Landes, unabhängig ob der Frauen- oder Männerkader trainiert wird oder Straftaten vorgefallen sind. Mir fallen da zum Beispiel Schweden und Spanien ein.
Cichorei Kano hat geschrieben:
17.02.2022, 14:25
Ob das die richtige Begründung für solche Entscheidungen ist, steht auf einem ganz anderen Blatt, denn ethische Männer sollten nicht für unethische Männer verantwortlich gemacht werden. Vielmehr sollte die Auswahl eines geeigneten Trainers geschlechtsneutral erfolgen, wobei Männer und Frauen in Bezug auf ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten gleich behandelt werden sollten.
Ich vermute, es ist in manchen Ländern durchaus eine Begründung, in manchen aber so gar nicht treffend. In vielen Ländern, gerade die best buddys der IJF, habe ich so meine Zweifel, ob da eine solche Gleichbehandlung stattfindet oder in absehbarer Zeit stattfinden wird.
Holger König hat geschrieben:
19.02.2022, 01:21
In einen Fall verwickelt zu sein, heißt nicht, ein überführter Täter zu sein. Ist er rechtskräftig verurteilt oder nicht?
Das stimmt. Allerdings ist die Sache mitnichten abgeschlossen. Es hat auch niemand angezweifelt, dass es keine Verurteilung gab. Die Frage nach der rechtskräftigen Verurteilung vernebelt den Blick auf das Wesentliche in Bezug auf die Ausgangsfrage. Im Hinblick auf die obigen Ausführungen ist dieses jüngste deshalb durchaus kein schlecht gewähltes Beispiel, insbesondere wenn es um Neueinstellungen für menschlich sensible Arbeitsplätze und mit Außenwirkung geht. Diese könnte man zum Beispiel auch warten lassen, bis die Sache abgeschlossen ist. Was hier mit "rechtskräftig verurteilt oder nicht?" impliziert werden soll, ist eine Vorverurteilung eine Benachteiligung bei der Jobsuche. Das ist aber einfach nicht der Fall, die Verkündung der Personalie beweist ja auch das Gegenteil. Man kann halt aber offenbar nicht mehr überall arbeiten, eben dort, wo man zumindest noch etwas "aware" für Integrität ist.
caesar hat geschrieben:
19.02.2022, 13:07
In dem Fall ist er nicht verurteilt, ein erster Klageversuch wurde von einem französischen Gericht abgelehnt.
Daher ist das Beispiel von Chichorei Kano hier doch eher schlecht gewählt. Das aber häusliche Gewalt oder Vergewaltigung andere Nationen nicht davon abhalten Trainer anzustellen sieht man bspw. bei Masato Uchishiba der wegen Vergewaltigung verurteilt (Urteil 2013, 5 Jahre) wurde und jetzt Nationaltrainer in Kirgisien ist. Peter Seisenbacher ist glaueb auch wieder Trainer in Georgien. Beide recht erfolgreich.
Uchishiba ist schon längst nicht mehr Trainer von Kirgisistan, sumpft jetzt irgendwo im zwielichtigen MMA/UFC-Zirkus herum und Seisenbacher sitzt meines Wissens nach längst im Gefängnis. Georgischer Nationaltrainer war der in etwa, bevor die Vorwürfe ans Licht kamen.
Zu Seisenbacher kann man allerlei Befremdliches, passend zum Thema des Fadens, nachlesen:
https://www.profil.at/oesterreich/peter ... r-11242425
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Re: How to be a coach.

Beitrag von Cichorei Kano »

Es scheint hier ein Missverständnis vorzuliegen, dass ich eine Meinung über den ehemaligen Trainer der französischen Frauennationalmannschaft geäußert hätte. Dies ist keineswegs der Fall. Ich habe lediglich einen Link gepostet, aus dem hervorgeht, dass die internationalen Medien Fragen über jemanden stellen, dessen Fall in den internationalen Medien breit diskutiert wurde. Ich habe kein persönliches Urteil abgegeben. Ich halte mich in der Regel strikt an die Regeln dieses Forums und äußere mich niemals über die Schuld einer noch lebenden Person, die noch nicht von einem Gericht verurteilt wurde, weil ich die Privatsphäre der Menschen respektiere und weil ich ausdrücklich dagegen bin, dass das Internet als Gericht über eine Person urteilt, und zwar aus dem einfachen Grund, dass Menschen zwar unschuldig sein können, aber explizite Informationen über sie, insbesondere unbegründete Anschuldigungen, im Internet bleiben. Dies ist nicht dasselbe wie eine Verknüpfung mit Fällen, die in den Medien, auch in der seriösen Presse, veröffentlicht werden. Eine weitere Ausnahme sind so genannte "öffentliche Personen", wie z. B. der Präsident der Vereinigten Staaten oder Russlands. Dies ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie Wikipedia mit solchen Informationen umgeht.

In Bezug auf die betreffende Person als "Beispiel",

Ein "schlechtes Beispiel" für was? Ich habe weder eine Meinung noch ein Urteil abgegeben. Sie stellt ein Beispiel für die Auswahl eines Judo-Trainers dar. Das ist wirklich alles. Mein Ziel, diesen Link zu posten, war keineswegs, die extremsten Fälle zu identifizieren. Noch weniger ging es mir darum, die Auswahl eines Trainers, der als Trainer ungeeignet ist, mit einer gerichtlichen Verurteilung zu verbinden.

Ich hätte diesen Link vielleicht in einem neuen, separaten Thema posten können und sollen, um solche Verwirrungen zu vermeiden.

In den meisten Fällen der Trainerauswahl sind die Probleme weit weniger extrem.

Und selbst im Falle einer strafrechtlichen Verurteilung ist es aufgrund der sehr unterschiedlichen Rechtssysteme kompliziert. Der Fall Uchishiba ist kompliziert, weil das japanische Recht ungewöhnlich ist: Das Schutzalter liegt bei 13 Jahren, die Volljährigkeit bei 18 Jahren, aber ... das gesetzliche Mindestalter für Alkoholkonsum liegt bei 20 Jahren. Dies kann zu einer Komplikation führen, die in den meisten europäischen Ländern nicht möglich ist, denn wenn eine Person 19 Jahre alt ist, ihr aber Alkohol zugeführt wird und sie ihr Einverständnis zu sexuellen Beziehungen mit jemandem gibt, der älter als 20 Jahre ist, handelt es sich trotzdem um Vergewaltigung einer Minderjährigen, obwohl die Person über 18 Jahre alt ist!

Dies ist eine sehr knifflige Gesetzeslücke in Japan, bei der man sehr vorsichtig sein muss.

Außerdem haben einige Bundesstaaten in den Vereinigten Staaten sehr ungewöhnliche Gesetze, wenn es um die "Einwilligung" geht, und das kann dazu führen, dass sich jede normale und gesetzestreue europäische Person auf der falschen Seite des Gesetzes wiederfindet .... wie z. B. das "Mann Act", ein unsicheres Gesetz, das nur selten und sehr selektiv angewandt wird, wenn man wirklich erwischt werden will, und das einen selbst dann zum Kriminellen macht, wenn man als Erwachsener mit gegenseitigem Einverständnis eine sexuelle Beziehung zu jemandem hat, dabei aber die Grenze eines Staates überschreitet (https://en.wikipedia.org/wiki/Mann_Act). Eine weitere Komplikation besteht darin, dass die USA eine extraterritoriale Gerichtsbarkeit ausüben, wenn es um die Einwilligung geht. Wenn also zwei Amerikaner im Alter von 17 Jahren und 355 Tagen nach Europa kommen und in Europa, wo das Schutzalter bei 16 Jahren liegt (manchmal 14, wenn der Partner ebenfalls unter 16 Jahre alt ist; https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzalter), einvernehmlichen Sex haben, können sie in den USA wegen Vergewaltigung verurteilt werden und werden dann für den Rest ihres Lebens als Kriminelle und Sexualstraftäter eingestuft ...
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Der Unterschied - ein paar Gedanken

Beitrag von nur_wazaari »

Ich frage mich beim Kaffee gerade, was der größte Unterschied zwischen einem judo-vermittelndem Trainer und einem professionellem Trainer im Hochleistungsbereich ist. Die vielleicht etwas provokante These markiert von vorneherein einen Unterschied zwischen den beiden Positionen. Freilich beziehe mich nicht auf offensichtliche Bedingungen wie Bezahlung, Ausstattung usw., sondern nur auf "Judo", den mehr oder weniger philosophischen Unterschied dabei.

Ein Ergebnis: Es ist die Zielstellung. Ein Trainer im Hochleistungssport muss kein Judo mehr vermitteln. Er muss nicht das beste (für?) Judo wollen. Er müsste nicht einmal das Beste für die Sportler wollen (was natürlich eine Unterstellung wäre). Er muss die Sportler nicht mehr entwickeln, das erledigen ja selbst in der Spitze oft die sogenannten Heimtrainer oder mit zunehmender Reife auch die Sportler selbst, mit Hilfe von nicht selten sportartfremden Spezialtrainern.

Der zum unbedingten Erfolg verdammte Trainer muss vermitteln, wie unter dem aktuellen Regelwerk zu gewinnen ist. Er muss die Leute perfekt auf die Marotten der Gegner einstellen und dementsprechend die Taktik besprechen. Wie man zum Beispiel kürzlich bei der WM wieder beobachten konnte, ist Judo für sich genommen in vielerlei Hinsicht maximal zweitrangig, es sei denn man beherrscht es wie nur ganz wenige Nationen bzw. einzelne Kämpfer in fast absoluter Perfektion und ist über die meisten Zweifel erhaben. Das Niveau aber ist sehr dicht, sehr ausgeglichen: Selbstverständlich sind aber nahezu alle Sportlerinnen und Sportler dort maximal austrainiert, haben überdurchschnittliche athletische Fähigkeiten, beherrschen brachiale Uchi-komi, sind teilweise technisch sehr kreativ und mental für das Hochleistungsniveau geschult. Nebenbei lernen viele von ihnen, sich immer besser zu vermarkten.

Ist das Niveau aber so angeglichen, dann bilden häufig Shido den Unterschied. Zu bemerken ist hier aber auch, dass es kein einheitliches Vorgehen bei den Ermahnungen für unerlaubtes Handeln gibt. Es ist nicht völlig willkürlich, aber auch nicht planbar - und Planbarkeit ist m.E. die wichtigste Komponente für einen Trainer im Hochleistungssport, gemessen an der Zielstellung "Gewinnen (um jeden Preis)".

Bisher aber hat sich kein Regelwerk herausgebildet, das im Judo eine große Planbarkeit der Leistungen garantiert. Zumindest wenn es um das "Shido-Spiel" geht, bei dem der Gegner ausschließlich taktisch bezwungen werden soll. Demzufolge müssten Trainer und Sportler erkennen, dass man letztlich nur mit einem sehr ausgereiften Judoverständnis gewinnen kann, was sich nicht nur auf die technischen Fähigkeiten bezieht und nicht auf Bestrafungen der Gegner spekuliert. Gestik und Mimik der Beteiligten aber lassen aber kaum auf ein solches Verständnis schließen.

Man könnte das Verhalten natürlich auch noch weiter taktisch schärfen, versuchen, das Risiko noch weiter zu minimieren - auch das ist oft zu sehen und äußert sich vor allem dadurch, dass sog. Aktivität nur vorgetäuscht wird. Konkret scheint hier die Maßgabe abgesprochen gewesen zu sein, sich möglichst risikolos unter einem noch minimalsten Gleichgewichtsbruch einem zählbaren Wurfansatz hinzugeben, der aber keinesfalls auf das Werfen des Gegenübers ausgerichtet gewesen ist, sondern nur auf dessen Bestrafung hinwirken sollte. Ich wage zu behaupten, dass mindestens in jedem zweite Kampf mehr oder weniger über weite Strecken ein solches Verhalten zu sehen gewesen ist.

Allerdings muss sich auch die Erkenntnis durchsetzen, dass man ohne eine solches "cleveres" Verhalten manche Kämpfe im Spitzenniveau nicht gewinnen kann. Dass es nicht wenige Kämpfer gibt, die sehr viele ihrer Kämpfe nur auf diese Weise gewinnen.

Es könnte also durchaus sein, dass jemandem die Ideen zur (auch wettkampfmäßigen) Entwicklung von gewinnträchtigen Fähigkeiten durch Tandoku-renshu, Yakusoku Geiko, Kakari Geiko und nicht zuletzt Randori damit nur noch begrenzt sinnvoll erscheinen - oder alternativ den Entwicklungen im Höchstleistungssport eher skeptisch gegenübersteht.
.
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Re: How to be a coach.

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
17.10.2022, 09:19
Es könnte also durchaus sein, dass jemandem die Ideen zur (auch wettkampfmäßigen) Entwicklung von gewinnträchtigen Fähigkeiten durch Tandoku-renshu, Yakusoku Geiko, Kakari Geiko und nicht zuletzt Randori damit nur noch begrenzt sinnvoll erscheinen - oder alternativ den Entwicklungen im Höchstleistungssport eher skeptisch gegenübersteht.
Nun ja, wenn Leute judotechnisch am Ende ihrer Leistungsfähigkeit ausgereizt sind und dann sich auf einem Niveau begegnen, wo sie anderen mit ähnlich ausgereiztenmJudo-Potential gegenüber stehen,
dann entscheiden halt die Athletik und die Fähigkeit, das gelobte Regelsystem (was Judowettkämpfe inzwischen für all und jeden extrem attraktiv macht), geschickt zu nutzen, über Sieg und Niederlage.

Bitter wird es m.E., wenn diese Komponenten - Athletik und Regeltaktiererei - bei Judoka, welche noch nicht am Ende ihres Judopotentials angelangt sind,
bereits einen zu hohen Stellenwert bekommen, riegeln diese nämlich doch recht oft das Ausschöpfen des Judopotentials recht konsequent ab ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: How to be a coach.

Beitrag von nur_wazaari »

Fritz hat geschrieben:
17.10.2022, 15:24

Nun ja, wenn Leute judotechnisch am Ende ihrer Leistungsfähigkeit ausgereizt sind und dann sich auf einem Niveau begegnen, wo sie anderen mit ähnlich ausgereiztenmJudo-Potential gegenüber stehen,
dann entscheiden halt die Athletik und die Fähigkeit, das gelobte Regelsystem (was Judowettkämpfe inzwischen für all und jeden extrem attraktiv macht), geschickt zu nutzen, über Sieg und Niederlage.

Bitter wird es m.E., wenn diese Komponenten - Athletik und Regeltaktiererei - bei Judoka, welche noch nicht am Ende ihres Judopotentials angelangt sind,
bereits einen zu hohen Stellenwert bekommen, riegeln diese nämlich doch recht oft das Ausschöpfen des Judopotentials recht konsequent ab ...
Dem Gedanken von der Limitation des "Judo-Potenzials" würde ich nur insofern zustimmen, dass es natürlich aus leistungssportlicher Sicht irgendwann unökonomisch werden kann, sich vor allem technisch weiterzuentwickeln oder sogar umzustellen. Wobei ich das auch irgendwie für überholt halte, schon aufgrund der relativ häufigen Regeländerungen. Klar, ich kenne das auch aus der Trainerausbildung und von der Mattenarbeit, aber das überzeugt mich in der Breite nicht. Aber sicher gibt es auch Konstellationen, bei denen zwei Kampfstrategien so aufeinanderfallen, dass es sehr schwer wird zu werfen oder auch in Ne-waza zu gewinnen. Hier entscheidet dann ganz besonders vielleicht die "Technik im Kopf", die Fokussierung, die Disziplin, vielleicht sogar die Atemtechnik.

Von Trainern ausgemachte Limitationen nach zum Beispiel "den Uchi-mata wird er nie lernen, der ist einfach zu unbeweglich, zu klein, zu dick etc." kennt man ja, aber aus meiner Erfahrung heraus setzt sich das bei erwachsenen Sportlern unnötigerweise im Kopf fest, bei noch nicht ausentwickelten Sportlern könnte sich ein solcher Fall sogar von allein geben, wissen wir ja alle.

Was letzlich die Entscheidungen und das "attraktive Regelwerk" und die Nutzung dessen angeht...ich würde dem mit Kampfrichtern besetzten Tischen am Mattenrand zumindest bei den IJF-Veranstaltungen durchaus ein gewisses Gewicht zukommen lassen. Es scheint mir zumindest bei der IJF-Tour viele Enscheidungen zu geben, die nicht nachvollziehbar sind oder auch einfach zu spät erfolgen. Der Kampf läuft schon zum Beispiel eine halbe Minute weiter und dann wird plötzlich noch ein Shido oder eine Wertung entdeckt. Das beeinflusst den Kampfverlauf in meinen Augen direkt und könnte ein Grund dafür sein, dass das "Shido-Spiel" doch etwas öfter zu sehen ist, als es sein müsste. Hier gehen die Trainer und Sportler vielleicht einfach auf Nummer sicher - denn eine in dieser Schwebezeit erzielte Wertung oder auch einfach der Kampffluss könnte unterbunden werden. Als Coach würde mich dieser - ich nenne es mal offensiv "Missstand" - ziemlich frustrieren, wie erwähnt aus Gründen der Planbarkeit im Leistungsbereich.

Die Beobachtung, dass Erfolg vor eine möglichst umfassende judotechnische Ausbildung gestellt wird, konnte man meiner Meinung nach früher häufiger machen. Gibt es aber immer noch, keine Frage. Hier sehe ich aber zumindest in Ansätzen Verbesserungen in der Breite.
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How (not) to coach

Beitrag von nur_wazaari »

Gerade hat man bei den Oceania Open in Perth (Finale bis xxkg) ein schönes Beispiel dafür gesehen und vor allem gehört, wie man mit Coaching die Athletinnen und Athleten auf der Matte komplett verwirren kann. Sinngemäß aus der Erinnerung:

"Halt "sie (Weiß)" eng" und direkt danach "Lass "sie (Weiß)" die Fehler machen!"

-> Im nächsten Moment stellt "sie (Weiß)" komplett die Taktik um.

"Von "Weiß" kommt nichts, halt den Griff!"

-> Im nächsten Moment dreht "Weiß" ein oder taucht ab und ist sehr nah am Waza-ari dran, wird deutlich aktiver.

"Der Griff ist gut, halt sie da!"

-> Im nächsten Moment nutzt "Weiß" genau diesen Griff, um eine andere Technik fast durchzubringen.

"Du stehst nah am Mattenrand, schieb sie raus!" und "Bleib frontal, du musst wissen, wo "sie (Weiß)" hinläuft!"

-> Im nächsten Moment bleibt "Blau" so stumpf frontal (was für eine Auslage ist das?), dass sie komplett hinterher läuft und Waza-ari abgibt.

Am besten dann zum Schluss nach dem Abgrüßen vom Coach:

"Das war scheiße." "Blau" breitet nur noch die Arme aus und läuft weg, ohne den Trainer irgendwie nochmal anzusehen.

Anti-Judo (im sportlichen Sinn) lohnt sich selten. Zudem lässt sich beobachten, dass viele Trainer offenbar dazu neigen, jede Situation direkt zu kommentieren und verstricken sich manchmal komplett in widersprüchliche "Tipps", obwohl Kampftaktiken im Vorhinein meistens festgelegt werden. Wird die gegnerische Seite dann auch noch plötzlich aktiver (irgendwann immer) oder macht dann was Überraschendes (fast immer), dann sind die Coaches (und Athleten) regelmäßig aufgeschmissen. Alles absolut vorhersehbar und oft zu beobachten, vor allem bei Team Deutschland. Ist das zielführend?
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Führt das (so) zum (positiven) Ziel?

Beitrag von HBt. »

Nö!

Dieser Coach hätte doch besser die Klappe gehalten. War das der übliche Typ, der sich auf den unzähligen Photografien immer in den Vordergrund stellen muss? Die Athletin ist auf diesen Bildern immer flankiert von merkwürdig grinsenden Männchen, sie selbst ist dabei nicht der Stern am Himmelszelt, sondern immer der Coach!
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Re: How to be a coach.

Beitrag von caesar »

nur_wazaari hat geschrieben:
11.11.2023, 11:04
Gerade hat man bei den Oceania Open in Perth (Finale bis xxkg) ein schönes Beispiel dafür gesehen und vor allem gehört, wie man mit Coaching die Athletinnen und Athleten auf der Matte komplett verwirren kann. Sinngemäß aus der Erinnerung:
Ich weiß, es ist nicht erwünscht, dass hier Namen genannt werden, aber bei der Beschreibung kann es sich jeder mit 1 Minute Zeit zusammensuchen. Da kann man es auch gleich hinschreiben.

Die Athletin verliert am Ende weil sie genau die Anweisungen des Trainers befolgt. Begeht hier der Trainer oder die Athletin den Fehler?
Mit ein paar deiner Beobachtungen gehe ich so nicht mit, aber das endet nachher in Wortglauberei.

Nun ist der Kampf ein gutes Beispiel für deine Abschlussbemerkung, jedoch sollte dabei nicht vergessen werden, dass das ein Finale war. Bis dahin schien das mit dem Coaching ja ganz gut funktioniert zu haben.
Ich glaube auch nicht, dass das ein deutsches Problem ist. Es fällt auf Grund der Nähe nur mehr auf.
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Re: How to be a coach.

Beitrag von nur_wazaari »

caesar hat geschrieben:
11.11.2023, 17:45

Ich weiß, es ist nicht erwünscht, dass hier Namen genannt werden, aber bei der Beschreibung kann es sich jeder mit 1 Minute Zeit zusammensuchen. Da kann man es auch gleich hinschreiben.

Die Athletin verliert am Ende weil sie genau die Anweisungen des Trainers befolgt. Begeht hier der Trainer oder die Athletin den Fehler?
Mit ein paar deiner Beobachtungen gehe ich so nicht mit, aber das endet nachher in Wortglauberei.

Nun ist der Kampf ein gutes Beispiel für deine Abschlussbemerkung, jedoch sollte dabei nicht vergessen werden, dass das ein Finale war. Bis dahin schien das mit dem Coaching ja ganz gut funktioniert zu haben.
Ich glaube auch nicht, dass das ein deutsches Problem ist. Es fällt auf Grund der Nähe nur mehr auf.
Wie unschwer zu erkennen ist, ging es mir allein um die Sache - die Coachingkultur und -technik in Deutschland (und sicher nicht nur hier) und die Beeinflussung des Athletenverhaltens, von mir aus mit Auswirkung auf den Kampfverlauf. Es ist dabei auch erstmal herzlich egal, ob es sich um ein Finale oder etwa einen Erstrundenkampf handelte. Da die Audiospur aufgrund weniger Zuschauer im Gegensatz zur Bildübertragung ganz gut funktionierte, könnte man das mal als Beispiel heranziehen.

Nur damit ich nicht falsch verstanden werde:

Von (persönlichen) Fehlern an dieser Stelle habe ich nichts geschrieben (nein, ist keine Wortklauberei), sondern von Zielführung, im Sinne einer neutralen Analyse mit der anschließenden Möglichkeit daraus Schlüsse zu ziehen, daraus zu lernen und vielleicht auch in ferner Zukunft Dinge zu verbessern. Mit anderen Worten: Reflektion und Selbstreflektion. Die Frage also, ob und wer jetzt Fehler gemacht hat, führt a) zur völlig überflüssigen Frage und Diskussion um Personen und b) nicht zum Ziel.

Um Judo auf- und neben der Matte zu analysieren, vereinfache ich für mich selbst: Es handelt sich um Situationen, die genutzt werden können und die zu einem Ergebnis führen - nicht mehr und nicht weniger, auch wenn diese Situationen natürlich von Personen erzeugt werden und die Analyse umso besser geraten könnte, desto konkreter ich die Situation beschreibe. Die in der Frage aufgeworfene Suche nach der Person aber, die eventuell einen "Fehler" beging, ist der Wunsch nach einer subjektiven Zuschreibung, die am Ende keinerlei Erkenntnis zutage fördert und deshalb für mich schon keine geeignete Fragestellung ist, um eine nützliche Erkenntnis zu gewinnen und später vielleicht Verbesserungen zu erzielen.*

*"Wer-war-es?"-Fragen verleiten mich bei Weiterbildungen oder irgendwelchen anderen jährlichen Veranstaltungen oder auch einfach nur alltäglichen Diskussionen regelmäßig, die darin investierte Zeit als Zeitverschwendung zu empfinden. Sie führen nur bei Gericht oder in Personalgremien zum Ziel, aber ansonsten so gut wie nie zu einer qualitativen Analyse und möglichen Verbesserungen.
HBt. hat geschrieben:
11.11.2023, 15:06
Nö!
Dieser Coach hätte doch besser die Klappe gehalten. War das der übliche Typ, der sich auf den unzähligen Photografien immer in den Vordergrund stellen muss?
Ich weiß, wen du meinst, den kenne ich auch schon lange, auch schon vor 20 Jahren...der war es aber nicht und ich habe den auch nie irgendwo coachen sehen.
Die Athletin ist auf diesen Bildern immer flankiert von merkwürdig grinsenden Männchen, sie selbst ist dabei nicht der Stern am Himmelszelt, sondern immer der Coach!
Eine treffende Beschreibung dessen, was zu beobachten ist, in allen Details und definitiv Teilursache des derzeitigen Unmutes. Die Ergebnisse passen aber seit zwei - drei Turnieren wieder, also wird man sich funktionärsgemäß feiern lassen.
Zuletzt geändert von nur_wazaari am 12.11.2023, 14:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: How to be a coach.

Beitrag von nur_wazaari »

Was könnte man also diskutieren?

1. Wie frei sollten Athletinnen und Athleten in der Führung der Kämpfe sein? Muss es wirklich sein, dass man nach jeder einzelnen Unterbrechung mit drei langen Sätzen kommentiert? Schon bei Kinderturnieren? Generiert das nicht eine gewisse Abhängigkeit von den Coaches? Natürlich ist das eine im Einzelnen individuell zu beantwortende Frage.

2. Sollten Athletinnen und Athleten nicht vielmehr eine hohe Lösungskompetenz (Idealziel) aufweisen? Braucht es bei Erreichen des Idealzieles überhaupt Coaches am Mattenrand? Ein paar sehr erfolgreiche Coaches, das heißt "erfolgreich" aufgrund erfolgreicher Athletinnen und Athleten, teilen die Meinung, dass man während des Kampfes eigentlich komplett allein ist und Trainer/Coaches einen äußerst begrenzten Einfluss auf den Kampfverlauf haben. Das heißt: Nahezu alle Schlüssel für Erfolge liegen vor dem Betreten der Matte, unvorhergesehene Dinge liegen dann in der Natur der Sache. Unerwünschte Ergebnisse beginnt man folgerichtig immer bei sich selbst aufzuarbeiten.

3. Verhalten in der Coachingzone, immer wieder ein Thema, oft schon im Kinderbereich: Gegner schwach und schlecht reden, Kampfrichter verunglimpfen, Häme und Beleidigungen, unangemessener Tonfall und Lautstärke...wie bekäme man diese Unsitten in den Griff?*

*Mir dünkt, dass das mit den üblichen Dududus, Kodizes, offiziellen Zetteln und Sanktiönchen nicht getan sein würde. Die Probleme liegen tief, im Judoverständnis, im gesamten Kontext der Veranstaltungen, schnöderweise in der Erziehung...Erziehung, da war doch mal was, mit Judo und Kano...
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Struktur :-)

Beitrag von HBt. »

Im Augenblick habe ich nur für eine kurze Einlassungen Zeit, deshalb (nur) ein schnelles JA zu der vorgeschlagenen Diskussionsstruktur, die Punkte 1, 2 & 3 sollten wir eingehender bearbeiten.

Ich melde mich wieder dazu.

Bis später,
HBt.
Zuletzt geändert von HBt. am 13.11.2023, 12:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Fritz
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Re: How to be a coach.

Beitrag von Fritz »

Also von Berufsathleten und deren Dompt... - ähm Trainern würde ich schon erwarten, daß der Kämpfer im Vorfeld sich auf seinen Gegner einstellen konnte und
bestmöglich vom Trainer vorbereitet wurde. Und ich würde erwarten, bei so jemandem, der den ganzen Tag Judo trainieren darf u. kann, daß er sich
im Kampf judomäßig mit seinem Gegner umzugehen weiß. Von daher würde ich erwarten, daß der Trainer während des Kampfes nur äußerst minimale Anweisungen
gibt, diese dann aber irgendwie auf den Punkt passen ;-)

Bei Kinderwettkämpfen sieht es natürlich anders aus, da geht es mehr um Anfeuern und Erinnern an wichtige Dinge, die regelmäßig u. mit Sturheit vom Kind
vergessen werden.
nur_wazaari hat geschrieben:
12.11.2023, 10:12
oft schon im Kinderbereich: Gegner schwach und schlecht reden, Kampfrichter verunglimpfen, Häme und Beleidigungen, unangemessener Tonfall und Lautstärke...wie bekäme man diese Unsitten in den Griff?*
Das wäre ganz einfach, wer den Gegner oder den Kampfrichter beleidigt bzw. seine Kämpfer mit Sprüchen wie "Mach ihn fertig, mach ihn kaputt" o.ä. zu motivieren versucht,
wird gesperrt und vom Mattenrand verbannt und bei hartnäckigen Fällen vom Veranstaltungsort entfernt. Lautstärke u. Tonfall sind natürlich schwer zu bewerten, natürlich will jeder Trainer von
seinem Schützling auch gehört werden, von daher sehe ich da keinen Handlungsbedarf ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Diskussion zum Coaching

Beitrag von HBt. »

'nur_wazaari's drei Punkte und Fragen sprechen 100% für sich, sie treffen ins Schwarze und skizzieren deutlich alle Missverständnisse und Fehlentwicklungen der vergangenen drei Jahrzehnte (vielleicht sogar mehr, vier oder bereits fünf?).
Fritz hat geschrieben:(...) von daher sehe ich da keinen Handlungsbedarf ...
Handlungsbedarf ist immer dann gegeben, wenn Verhältnismäßigkeiten keine Rolle zu spielen scheinen, wenn der Respekt und die Achtung vor den anderen Teilnehmern (und ihrem Gefolge) zu wünschen übrig lässt - Grenzen überschritten werden. Ein freundlicher, ruhiger Ton ist das A & O beim Coaching /des Betreuers.

Der Coach kann Hinweise und Tipps geben. Er muss dazu den richtigen Zeitpunkt und wenige verständliche Gesten und Worte finden, den Schützling gut kennen und für eine Atmosphäre des Vertrauens, des Rückhaltes & der Sicherheit sorgen.

Der Betreuer /Coach ist für den Sportler /Schützling da, nicht umgekehrt. Sollten beide einmal zu einem erfolgreichen Team verschmelzen, ist es auch für Zuschauer eine Freude das Team zu beobachten - und hat sich oftmals völlig natürlich gegeben, ist gewachsen.

Man könnte durchaus zwischen natürlichem und professionellen Coaching unterscheiden. Coaching ist seit Jahren in aller Munde, allerdings meint dieses Coaching etwas anderes, und nicht den Gang zur Matte ..!


HBt.
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Sei ein guter, freundlicher ...

Beitrag von HBt. »

nurwazaari hat geschrieben:Mir dünkt, dass das mit den üblichen Dududus, Kodizes, offiziellen Zetteln und Sanktiönchen nicht getan sein würde. Die Probleme liegen tief, im Judoverständnis, im gesamten Kontext der Veranstaltungen, schnöderweise in der Erziehung...Erziehung, da war doch mal was, mit Judo und Kano...
Absolut, so ist es - mittlerweile!?
+1
1.
Wie frei sollten Athletinnen und Athleten in der Führung der Kämpfe sein?
Muss es wirklich sein, dass man nach jeder einzelnen Unterbrechung mit drei langen Sätzen kommentiert?
Schon bei Kinderturnieren?
Generiert das nicht eine gewisse Abhängigkeit von den Coaches?

Natürlich ist das eine im Einzelnen individuell zu beantwortende Frage.
a) Sie sollten innerhalb des bestehenden Regelwerkes über völlige Freiheit, die freie Handlungskompetenz, verfügen. b) Das muss überhaupt nicht sein und zeigt mangelnde Kompetenz des Trainers /hier der Coach. c) Bei den Heranwachsenden ist derlei Überfrachtung auf jeden Fall kontraproduktiv und nicht angezeigt. d) Es führt in einigen Fällen zur Wut & Frustration oder zur Abhängigkeit - und damit zur Störung des Selbstvertrauenes in die eigenen Fähigkeiten -> eine Progression und Entwicklung zur Eigenständigkeit, einem starken Selbst, findet in negativer Richtung statt. e) Die konkret vorliegende Situation muss speziell betrachtet werden, sie ist abhängig von den Persönlichkeiten und ihren Fähigkeiten, den pädagogischen auf der richtungsweisenden /helfenden /unterstützenden Seite.
2.
Sollten Athletinnen und Athleten nicht vielmehr eine hohe Lösungskompetenz (Idealziel) aufweisen?
Braucht es bei Erreichen des Idealzieles überhaupt Coaches am Mattenrand?

Ein paar sehr erfolgreiche Coaches, das heißt "erfolgreich" aufgrund erfolgreicher Athletinnen und Athleten, teilen die Meinung, dass man während des Kampfes eigentlich komplett allein ist und Trainer/Coaches einen äußerst begrenzten Einfluss auf den Kampfverlauf haben.

Das heißt:
Nahezu alle Schlüssel für Erfolge liegen vor dem Betreten der Matte, unvorhergesehene Dinge liegen dann in der Natur der Sache. Unerwünschte Ergebnisse beginnt man folgerichtig immer bei sich selbst aufzuarbeiten.
a) Ja, das ist das wünschenswerte Lernziel. b) Nein, einen Vorbeter & Korrektor oder eine Art Fernsteuerung benötigt kein einziger Judoka. c) Dessen muss sich jeder Betreuer bewusst sein. d) Volle Zustimmung!
3.
Verhalten in der Coachingzone, immer wieder ein Thema, oft schon im Kinderbereich:
Gegner schwach und schlecht reden, Kampfrichter verunglimpfen, Häme und Beleidigungen, unangemessener Tonfall und Lautstärke...wie bekäme man diese Unsitten in den Griff?
Sanktionieren - und (als Sofortmaßnahme) die Zone für den betreffenden Coach sperren. Rechtliche Schritte in Betracht ziehen, je nach Schwerefall sperren. Gleiches gilt für den Bereich der Kinder & Jugendlichen. Liegt ein Arbeitsverhältnis vor, sollte vertraglich geregelt werden' wie man mit dem Fehlverhalten umgehen wird. Das Verhalten in und außerhalb der Coachingzone muss immer ohne Fehl & Tadel sein, freundlich und respektvoll, mit Achtung (und einer gesunden Portion Demut) vor dem Leben /den Konkurrenten und Mitstreitern.


Es handelt sich letztendlich um eine grundsätzliche Erziehungsfrage, eine Frage der Herkunft, der Kultur - der Wertschätzung und des Anstandes (auch des Selbstverständnisses).


Gruß,
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Ein großes Faß voller "vielleicht, vielleicht auch nicht"

Beitrag von nur_wazaari »

Fritz hat geschrieben:
12.11.2023, 22:01
Also von Berufsathleten und deren Dompt... - ähm Trainern würde ich schon erwarten, daß der Kämpfer im Vorfeld sich auf seinen Gegner einstellen konnte und bestmöglich vom Trainer vorbereitet wurde. Und ich würde erwarten, bei so jemandem, der den ganzen Tag Judo trainieren darf u. kann, daß er sich im Kampf judomäßig mit seinem Gegner umzugehen weiß. Von daher würde ich erwarten, daß der Trainer während des Kampfes nur äußerst minimale Anweisungen gibt, diese dann aber irgendwie auf den Punkt passen ;-)

Das Wort "Dompteur" finde ich durchaus treffend, ganz sicher nicht nur für deutsche Athletinnen und Athleten. Schließlich haben insbesondere Veranstaltungen der IJF / EJU usw. klar einen Zirkuscharakter*. Aus der Wikipdedia:

- Meist eine Gruppe von Artisten (+) -> die Judoka.
- Eine Vorstellung mit verschiedenen artistischen Darbietungen (+) -> die Judowettkämpfe, in welcher Form auch immer.
- Akrobatik (+) -> die Aktionen während der Judowettkämpfe.
- Clownerie (+) -> wenn man an die teilweise Affektiertheit und Inszenierung insbesondere der Funktionäre, aber auch Aktiven denkt....
- Zauberei (+) -> im Sinne von Kunststücken oder Entscheidungen hinter dem Laptop, oder wenn das Handy im Kampf auf die Matte fällt....
- Tierdressuren (+) -> hier will ich nicht unethisch argumentieren, aber gewisse Aspekte ließen sich bei den Athletinnen und Athleten, aber auch anderen Beteiligten mit einer gewissen Bösartigkeit finden (Dressur = Ausbildung, Abrichtung zu einem bestimmten Zweck); man kann das aber auch gerne unter die oberen Aspekte fassen, zumal ja gerade heutzutage auch viele Zirkusse ohne Tiere auskommen.

- Wirtschaftlich gesehen ein Unterhaltungsunternehmen (+++) -> der wohl wichtigste Punkt.

Ein Beispiel von der letzten Europameisterschaft: Die Kommentatoren machten sich am letzten Tag die ganze Zeit über einen Athleten regelrecht lustig, der nie zu lächeln schien, sie hielten es offenbar und mehrfach für besonders erwähnenswert, sich hier über die nicht besonders verkaufsträchtige Mimik und Gestik, die Unbeeindrucktheit dieses Sportlers zu gerieren; ein großes französisches Judomagazin schrieb ähnlich, dass der(selbe) Sportler XY, "der mit dem wächsernden Gesichtszügen" dieses und jenes Ergebnis erreichte.

*Ich sehe "Zirkus" als nicht negativ konnotiert oder lächerlich an. Zumal es ja historisch gerade auch in Europa einige wesentliche Bezugspunkte hinsichtlich der Verbreitung von Kampfsport/Judo zu dieser Art von Unterhaltungsindustrie gibt, wie wir z.B. im Buch von Yannick Schultze lesen konnten.
Bei Kinderwettkämpfen sieht es natürlich anders aus, da geht es mehr um Anfeuern und Erinnern an wichtige Dinge, die regelmäßig u. mit Sturheit vom Kind vergessen werden.
Warum sind Kinderwettkämpfe und meinetwegen nationale Meisterschaften sowie weniger prätentiöse internationale Turniere keine Zirkus-Veranstaltungen? Es mangelt meiner Ansicht nach vor allem am (erfüllten) Merkmal der Wirtschaftlichkeit, auch die anderen Merkmale sind oft schwächer ausgeprägt. Daher müssen Coaches auch nicht als Dompteure auftreten - niemand erwartet großartige Unterhaltung vom Bildschirm oder den Rängen aus, auch wenn es häufiger Übertragungen ins Internet gibt. Der Sport an sich steht noch klar im Vordergrund.
Fritz hat geschrieben:
12.11.2023, 22:01
Das wäre ganz einfach, wer den Gegner oder den Kampfrichter beleidigt bzw. seine Kämpfer mit Sprüchen wie "Mach ihn fertig, mach ihn kaputt" o.ä. zu motivieren versucht, wird gesperrt und vom Mattenrand verbannt und bei hartnäckigen Fällen vom Veranstaltungsort entfernt. Lautstärke u. Tonfall sind natürlich schwer zu bewerten, natürlich will jeder Trainer von seinem Schützling auch gehört werden, von daher sehe ich da keinen Handlungsbedarf ...
HBt. hat geschrieben:
13.11.2023, 14:53
Sanktionieren - und (als Sofortmaßnahme) die Zone für den betreffenden Coach sperren. Rechtliche Schritte in Betracht ziehen, je nach Schwerefall sperren. Gleiches gilt für den Bereich der Kinder & Jugendlichen. Liegt ein Arbeitsverhältnis vor, sollte vertraglich geregelt werden' wie man mit dem Fehlverhalten umgehen wird. Das Verhalten in und außerhalb der Coachingzone muss immer ohne Fehl & Tadel sein, freundlich und respektvoll, mit Achtung (und einer gesunden Portion Demut) vor dem Leben /den Konkurrenten und Mitstreitern.
"Wer" ist geschickt formuliert, denn häufig sind es auch Vereinskameraden, Eltern oder sonstige Überenthusiasten, die sich nicht im Griff haben. Sehe ich auch so, die sollten nach Warnungen etc. die Veranstaltung nicht mehr stören dürfen. Bei den Turnieren der IJF müsste man dann aber regelmäßig die halbe Halle nach draußen verweisen; hier wird auch von den Tribünen geschrien, gepöbelt und wider besseren Wissens gefordert (man könnte sicher auch Fälle von Drohungen ausmachen), sodass es einem durchschnittlichen Fußballspiel in Nichts nachsteht. Hinsichtlich Tonfall und Lautstärke: Natürlich hängt das auch von den Gegebenheiten ab, ich bezog mich vor allem auf das Fehlen von (sinnvollen) Etiketten, die alle Beteiligten auch einzuhalten bereit sind.

Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass sich alle, noch nicht einmal viele Leute so verhalten. Aber es kommt regelmäßig vor und mir scheint, dass hier die Mittel zur Durchsetzung fehlen, es an fundamentalen Verständnisproblemen mangelt. Bezogen auf vor allem die "Fachleute", also diejenigen, die Lizenzen bei den offiziellen Verbänden erworben haben, vielleicht sogar Arbeitsplätze im Judo besetzen, müsste man dann fragen, ob hier nicht auch Defizite in der Ausbildung auszumachen sind.
HBt. hat geschrieben:
13.11.2023, 14:53
a) Sie sollten innerhalb des bestehenden Regelwerkes über völlige Freiheit, die freie Handlungskompetenz, verfügen. b) Das muss überhaupt nicht sein und zeigt mangelnde Kompetenz des Trainers /hier der Coach. c) Bei den Heranwachsenden ist derlei Überfrachtung auf jeden Fall kontraproduktiv und nicht angezeigt. d) Es führt in einigen Fällen zur Wut & Frustration oder zur Abhängigkeit - und damit zur Störung des Selbstvertrauenes in die eigenen Fähigkeiten -> eine Progression und Entwicklung zur Eigenständigkeit, einem starken Selbst, findet in negativer Richtung statt. e) Die konkret vorliegende Situation muss speziell betrachtet werden, sie ist abhängig von den Persönlichkeiten und ihren Fähigkeiten, den pädagogischen auf der richtungsweisenden /helfenden /unterstützenden Seite.

a) Ja, das ist das wünschenswerte Lernziel. b) Nein, einen Vorbeter & Korrektor oder eine Art Fernsteuerung benötigt kein einziger Judoka. c) Dessen muss sich jeder Betreuer bewusst sein. d) Volle Zustimmung!
An dieser Stelle beginne ich darüber nachzudenken, wo die Freiheit schon im Training anfängt, das heißt, wie man mündige Sportler entwickelt, die nicht allein sportlich brillant werden, sondern sich auch wirklich verbal und von mir aus nonverbal in einer angemessenen Weise verteidigen oder auch einfach sportlich messen können, die aber auch von selbst aktiv werden, wenn sie Missstände wahrnehmen. Sollte Judo nicht vor allem Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit schulen, nebenbei noch Maßhalten und Reflektion üben helfen? Sollte es nicht ein wichtiges Ziel sein, das Selbstvertrauen der Übenden aufzubauen, sodass auch ein konstruktiver Umgang mit Niederlagen möglich wird, mit eigenen Emotionen, im vielleicht eindrücklichsten und einschneidensten Fall dem Umgang mit geplatzten Träumen und unerreichten Zielen? Sollte Judo nicht dazu führen können (als ein wirklich massives und umfangreiches Ziel), eine gewisse Stabilität im Gemüt zu wahren - durch Erziehung aber auch die Schulung der Fähigkeit zur Selbsterziehung - wenn das Leben mal unruhig und herausfordernder wird?
Es handelt sich letztendlich um eine grundsätzliche Erziehungsfrage, eine Frage der Herkunft, der Kultur - der Wertschätzung und des Anstandes (auch des Selbstverständnisses).
Und genau das ist es - es handelt sich darum, was uns als Menschen und Judoka ausmacht, das was uns als Persönlichkeiten formt und prägt. Vielleicht könnte Judo vor allem ein Weg sein, die angelegten und erworbenen Eigenschaften und Fähigkeiten zu verfeinern - aktuell hat man aber den Eindruck, dass der Weg, der beworben wird und in der häufigsten Deutung vorkommt, eher das Gegenteil bewirkt, auch wenn niedliche Werbefilmchen und Interviews mit handverlesenen Atheltinnen und Athleten etwas anderes suggerieren sollen. Man könnte jetzt argumentieren, dass das traditionelle Judo (was auch immer das wäre) sich eben verändert hätte, den modernen Gegebenheiten anpassen müsse und so weiter. Es stellt sich aber die Frage, ob das was uns als Judo - und zwar rein inhaltlich, objektiv - verkauft werden soll, noch irgendetwas mit dem Judo zu tun hat.

Wir müssen gerade in den letzten beiden Jahren allein von zwei(!) Olympiasiegern lesen, weitbekannte Gesichter, die ins Gefängnis kamen, weil sie Menschen, gerichtlich festgestellt und nicht in Notwehr, getötet haben. Es gibt auch noch viel mehr Fälle dieser extremen Art, allein in den letzten Jahren. Wir lesen bald wöchentlich von etlichen anderen Fällen von Gewalt, Missbrauch und anderen kriminellen Delikten.

Wir erleben außerhalb krimineller Taten Leute - Judoka, mit sehr hohen Graduierungen - die sich an ihre Pöstchen klammern, sich in den Vordergrund schieben, sich sonnen und jede Diskussionskultur vermissen lassen. Wir erleben letztlich das Missverständnis von Machtausübung in entsprechenden Positionen.


Als Coach, Trainer, Übungsleiter - Judolehrer - könnte man sich mit all diesen oder wenigstens einigen Dingen auseinandersetzen, egal wen oder in welchem Kontext man trainiert. Man kann es aber auch getrost lassen, um Lizenzen zu bekommen, Wettkampferfolge zu feiern, Leute auf der Matte zu bespaßen, sich selbst zu feiern. Man muss nicht in sich gehen, niemand verlangt das, für Ergebnisse ist das kaum notwendig (wie in weiten Teilen unserer Wirtschafts- und Berufswelt sonst auch), vielleicht ist es sogar hinderlich, ineffizient. Vielleicht beteiligt man sich aber an den unzähligen Aktionen und Aktiönchen gegen sexualisierte Gewalt, gegen Rassismus, gegen Homophobie...alle ändern aber rein gar nichts am Grundproblem, gehen niemals an die Wurzeln; die Sportlerinnen und Sportler fahren zum Beispiel trotzdem zu Wettkämpfen in klar menschenrechtsfeindliche Regionen (Wie das Wetter in Abu Dhabi war? Eine berechtigte Frage. Ich frage auch noch: Wie war die Aussicht aus dem Hotel, wie hat das Frühstück geschmeckt, woher kam der Lachs, welchen Geschlechts sind die Personen gewesen, die den Funktionären die Medaillen angetragen haben, wie lange haben die Fahrer des Shuttle-Service ihre Familien nicht mehr gesehen, etc...?).

PS: Auch wenn es sich so lesen könnte, ich finde nicht alles schlecht, was gerade im Judo(sport) passiert und vor allem auch nicht, dass die den Coaches zur Verfügung stehenden Methoden und Mittel auch immer leistungsfähiger werden - das ist die technische Seite. Anpassungen sind sicher notwendig, hier und da auch mehr oder weniger vorübergehende Anbiederungen, um eine gewisse Reichweite zu generieren. Das ist gleichfalls interessant. Ich sehe aber Probleme daraus erwachsen, dass eine Art Übergewicht dieser technischen und monetären Interessen andere, elementare Seiten von Judo verdrängt - die geistigen, erzieherischen, meinetwegen auch philosophische Seiten. Hier sind meiner Meinung nach all diejenigen gefragt, die Judo in irgendeiner Weise vermitteln.
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