Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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kleiner Geist
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Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von kleiner Geist »

Hi :)

Ich brauche mal euren Input in Sachen Erwärmung (U17/Erwachsene). Bisher hab ich mir darüber recht wenig Gedanken gemacht, aber nun als angehender Trainer gewinnt diese Frage für mich doch stark an Bedeutung.
Bei uns siehts derzeit so aus, dass wir in den meisten Fällen Fußball (~15 Min.) spielen. Dass das nicht wirklich optimal ist, wird mir nach einiger Überlegung immer deutlicher.

Wie wärmt ihr euch auf? Vor allem mit dem Hintergrund, dass es nicht langweilig wird. Fußball wird ja vor allem auf wegen des hohen Spaßfaktors immer gerne gespielt.

Freue mich auf Antworten. :)
CasimirC
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von CasimirC »

Ne ausführlichere Antwort folgt gleich, aber schonma zwei Beispiele:

Laufspiele/ Bewegungsspiele (mit Partner)
Bodenrandori

So, etwas ausführlicher: Irgendeine Laufübung oder ein Laufspiel am Anfang halte ich für unverzichtbar, weil man so innerhalb weniger Minuten den ganzen Körper aufwärmt und auch "kalten Zehen oder Füßen" vorbeugt.
Eine andere Möglichkeit sind Bewegungsspiele. Eine bei uns äußerst populäre Methode: Teile die Gruppe in Pärchen oder Dreierteams auf, gib jeder Gruppe nen aufgeblasenen Luftballon und stelle Aufgaben (Luftballon zuspielen, wegschlagen, abschirmen; Berühren mit Händen, Füßen,...). Macht viel Spaß und man wird gut warm.
Ne weitere Möglichkeit: Bewegungsübungen wie bspw. Animal Drills, Bewegungsformen mit Partner.

Etwas mehr oldschool: Klassische Gymnastik und Kraft-/ Ausdauerübungen. Ich füge den Trainingsteil auf Wunsch meiner Judoka immer zusätzlich an den Bewegungsteil an.

Judobezogen: Ganz lockere Randoriformen (z.B. Bodenrandori, auch in Form von "Bewachen eines Gegenstandes") oder Spiele mit Judoelementen (z.B. Fangen in Verbindung mit Wurftechniken). Auch gut: abwechslungsreiches Tandoku-renshu, das in seiner Intensivität gesteigert wird.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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kastow
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von kastow »

Weitere Möglichkeiten zum Aufwärmen mit Jûdô-Elementen:
  • verschiedenene Arten des jûdô-gemäßen Gehens
  • Laufübungen zur Schulung des korrekten Fluchtverhaltens in der Jûdô-Selbstverteidigung
  • Tandoku-renshu-Teil von Seiryoku-zen‘yô-kokumin-taiiku-no-kata
  • Jû-no-kata
  • Gô-no-kata
  • verschiedene Tandoku-renshu-Formen im Stand und am Boden
  • verschiedene Uchi-komi-Formen im Stand und am Boden
  • Boden-Randori mit geringem Widerstand und ohne Kansetsu-waza
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
Deshi
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von Deshi »

Das Aufwärmtraining sollte meiner Meinung nach...

... alle Teile des Körpers erwärmen. Achte darauf, dass nicht ausgelassen wird. Vor Kraft und Ausdauer dient es in erster Linie der Vermeidung von Verletzungen. Jeder Teilnehmer sollte sich danach nicht nur irgendwie warm sein, sondern sich geschmeidig und beweglich fühlen

... abwechslungsreich und interessant sein. Also nicht jedes mal die selben Sachen machen. Das langweilt und wird dann irgendwie zu "dem nervigen Teil, den wir immer vor dem Judo machen". Also immer schön variieren und immer wieder mal was Neues machen. Übungen gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern sind übrigens immer interessanter als Einzelübungen.

... am besten bereits Judo enthalten. Trainingszeit ist oft knapp. Bodenrandori oder Bodenschach (guck mal bei Youtube nach BJJ chess drill: ) ist eine gute Idee, ansonsten hat kastow ja schon einiges genannt. Auch Ukemi lassen sich gut in Aufwärmübungen integrieren

... das Techniktraining vorbereiten. Wenn Du bestimmte Techniken unterrichten willst, kann man vorbereitende Übungen dafür entwickeln, z.B. bestimmte Bewegungsabläufe schon mal solo üben etc.

So sehe ich das jedenfalls.
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LenDa
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von LenDa »

Hi

bei uns (Post SV Düsseldorf) ist es so, dass montags und donnerstags von 19:30-20:00 Uhr Fussball gespielt werden kann. Nur für die, die wollen und es gehört nicht zum Training. Um 20:00 Uhr geht das eigentliche Training dann los.

Mein Training (Breitensport-/Techniktraining, 15-70 Jahre) beginnt immer mit Laufen. Muss ja nicht lange sein... einfach um den Kreislauf ein wenig auf Trap zu bringen.
Anschließend hängt es dann vom Schwerpunkt der Trainingseinheit ab. Wenn es eher Richtung Technikerwerb/-anwendung geht, dann wird das Aufwärmtraining etwas anstrengender (längere und höhere Belastung, kurze/keine Pausen).
Ansonsten gibt es immer mal wieder Einheiten, wo der Schwerpunkt auf Krafttraining liegt. Dann gibt es verschiedene Arten von Kraftübungen (statisch, dynamisch, explosiv).
Manchmal ist das ganze Training auch auf Ausdauer, Bewegung und Fitness ausgelegt, dann gibt es beim Aufwärmtraining eher was mit gleichbleibender Belastung, dafür aber dann sehr lange...

Gibt meiner Meinung nach nicht das Aufwärmtraining, sondern es ist immer abhängig von der Trainingsstunde, der Gruppe, der Gruppendynamik und dem Wetter... ;-)

Viele Grüße
David
Judo beim Post SV Düsseldorf www.judokas.net.
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Ronin
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von Ronin »

oder auch alles von dem oben geschriebenen.

Abwechslung muss unbedingt sein. Und so lange es Verletzungen verhindert (ich glaube, viele Trainer vergessen ein wenig, dass dies das eigentliche Ziel ist und wollen dann alle nur "fertigmachen") ist es schon mal gut und wenn es dann sogar noch direkt auf das Trainingsziel vorbereitet (wie z.B. bei tandoku renshu) dann macht es sogar Sinn.

Aber nix ist schlimmer wie jedes Trainig zu beginnen mit: " 8 Runden einlaufen..."
kleiner Geist
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Re: Wie sieht eine gute Erwärmung aus?

Beitrag von kleiner Geist »

Vielen Dank für euren Input. :D

@Ronin: da stimme ich dir absolut zu. Nichts ist schlimmer als Langeweile. Und ich denke auch, dass viele die Wichtigkeit des Aufwärmens gar nicht erkennen.
Ich habe mir da früher auch nicht sooooo arg viele Gedanken drüber gemacht. Tja und nun sitz ich mit einem Kreuzbandriss zu Hause... Das ergibt plötzlich eine ganz neue Sichtweise darauf.

@Deshi: danke für den Link :) Bodenschach schaut super aus

@LenDa: Das stimmt, dass sich die Erwärmung an der Trainingsstunde ausrichten sollte. Ist nur nicht immer so ganz machbar. Sei es wenn ein Trainer sagt "Mach mal die Erwärmung" oder wenn man wegen Fragen der Trainierenden vom vorher zurechtgelegten Plan abweicht. Ist ja doch etwas dynamisches so eine Trainingseinheit. Vieles ergibt sich oft auch erst im Laufe der Stunde.

@CasimirC: Auch dir danke für die Anregungen. :D Animal Drills find ich klasse. Das muss ich unbedingt mal ausprobieren. :D Die Sache mit dem Luftballon macht auch riesig Spaß. Hatten wir mal beim Lehrgang gemacht.
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