Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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HBt.

Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von HBt. »

In diesem Faden
http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... f=1&t=6195 wirft 'Fritz' eine interessante Fragestellung auf:
Fritz hat geschrieben: In PhilippsMamas Darstellung stimmt mich allerdings eine Sache ernsthaft bedenklich:
Und zwar sagte sie, daß die Kinder erst 1 Woche Judo gemacht haben. Und dann schon geworfen werden.
Also wir lassen unsere Kinder erst die Fallübungen lernen.
Die wenigsten schaffen dies in einer Woche mit den "üblichen" 1- bis 2mal Training.
Dazu würde auch die Aussage des Trainers passen, daß die meisten nach einer 1-2mal wieder weg sind,
weil das Fallen schmerzt... Klar, wenn sie geworfen werden, ohne dass sie die Fallübung beherrschen, ist das kein Wunder... :angry4
Sicher ist es unbestritten eine methodisch-didaktische Überlegung, wann und wie die Fallschule gelehrt, geübt, beherrscht werden sollte? Doch man kann auch schon frühzeitig WERFEN üben, schon beim ersten Mal, mit einer FORM von Nagewaza ... ich praktiziere jenes Prinzip häufiger. Bisher immer mit Erfolg, ohne Unfälle ;-).

Die Kids haben ein erstes, riesiges Erfolgserlebnis und lernen so ganz nebenbei FALLEN (und Verantwortung für 'den Fallenden' zu übernehmen).


Dieser Faden könnte z.B. ein gewinnbringender Informationscontainer werden, für alle ÜL die sich berufen fühlen etwas zum Thema beizusteuern, aber viel mehr für Eltern, die sich trainingsbegleitend informieren möchten.

Los gehts.
Ab wann sollte man isoliert Falltechniken üben und wie?
tutor!
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von tutor! »

Eine wirklich interessante Frage!

Ich gehöre zu jener Generation, die noch mit dem isolierten Üben der Fallschule begonnen hat. Meine erste Judo-Stunde bestand aus dem Üben des beidhändigen Abschlagens aus der Rückenlange und dann aus dem nach hinten Kippen und Abschlagen aus dem Sitz. Erst in der zweiten Stunden aus dem Hockstand usw. Meine Kameraden in derselben Gruppe hatten das noch ausführlicher gemacht - ich war nämlich eine Art Nachzügler - der 9.(!) aus meiner Klasse, der zum Judo gekommen ist. Ich wurde vergleichsweise schnell ans Werfen herangeführt... Also es war sehr, sehr traditionell - hat aber nicht geschadet.

Vor allem Gleeson und Geesink waren so ziemlich die ersten, die sich Gedanken gemacht haben, ob es nicht schneller in Richtung werfen gehen kann. Das Lernen der isolierten Fallschule wurde zu einem integrierten Lernen des Fallens, bei dem im "Wurf" die Verantwortlichkeit betont wird und Uke das Fallen "en passant" lernt.

Derartige Vorgehensweisen setzten sich zunehmend durch und führten in der Tat zu schnelleren Erfolgserlebnissen. Es dauerte nicht lange, bis das isolierte Üben der Fallschule aus dem alltäglichen Training vieler Vereine mehr oder weniger verschwand oder immer liebloser praktiziert wurde.

Aber schnellere Erfolgserlebnisse sind nicht immer auch die nachhaltigsten. Vor etwa 15 Jahren, als ich sehr stark in die ÜL-Ausbildung meines LV eingebunden war, stellte ich immer wieder fest, dass eine ganze Reihe der angehenden Übungsleiter, die im Gegensatz zu mir nicht mehr diesen traditionellen Lernweg durchgemacht hatten, sich als Partner ziemlich - sagen wir mal - suboptimal angestellt haben. Wir haben als Reaktion darauf eine Einheit: "Die Bedeutung des Partnerverhaltens beim Lernen von Wurftechniken" in die Ausbildung einfließen lassen. Ukemi haben wir allerdings weiter gefasst, als das bis dahin üblich war: nämlich nicht als isolierte Form des Fallens, sondern als "sich Werfen lassen". Erst einige Jahre später fand dieser Gedanke Eingang in die Kyu-PO des DJB.

Als ich 1976 zum ersten Mal im Kodokan trainierte - übrigens bei dem heute in Deutschland sehr bekannten Shiro Yamamoto - sahen wir (alles jugendllche Kaderathleten) voller Spannung den kommenden Techniken entgegen. Allerdings wurden wir doch etwas gedämpft, weil wir ca. eine Stunde die Judo-Rolle üben durften. Dies sei wichtig, so Yamamoto. 35 Jahre später vertritt er immer noch dieselbe Meinung und - kein Witz - lässt die Leute Judorollen machen und taxiert danach den Dan-Grad der Kandidaten (fast O-Ton: "so wie der fällt, hat der höchstens den 3. Dan" ... gemeint war aber nicht ich ;) )

Ich persönlich habe in den letzten Jahren gelernt, dass der sehr traditionelle Weg, den ich selbst noch gegangen bin, nicht auf die heutige Zeit und die Erwartungen der Kinder und Jugendlichen passt und auch in der Form, in der ich das erlebt habe, nicht nötig ist. Ich habe aber genauso erkannt, dass man das Kind zum Teil mit dem Bad ausgeschüttet hat. Etwas mehr an klassischer Fallübung und etwas mehr an Sorgfalt bei der Vermittlung würde vielen helfen, besser und schneller Judo zu lernen, als das heute oft der Fall ist.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Fritz
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Fritz »

@HBt. Da ich mal wieder nicht erkennen kann, inwieweit Du spottest oder ernsthaft schreibst, entscheide ich mich mal
für ernsthaft ;-)
Doch man kann auch schon frühzeitig WERFEN üben, schon beim ersten Mal, mit einer FORM von Nagewaza ... ich praktiziere jenes Prinzip häufiger. Bisher immer mit Erfolg, ohne Unfälle ;-).
Die Kids haben ein erstes, riesiges Erfolgserlebnis und lernen so ganz nebenbei FALLEN (und Verantwortung für 'den Fallenden' zu übernehmen).
Hmm, ich persönlich halte es für didaktisch u. erzieherisch sinnvoller,
wenn die Kinder es als erstes riesiges Erfolgserlebnis empfinden, wenn sie die Fallschule halbwegs beherrschen.
Einen Wurf einigermaßen erfolgreich auszuführen, wäre dann ein Erfolgserlebnis, welches danach erfolgt.
Parallel zum Lernen der Fallschule, kann man durchaus auch schon mit der Bodenarbeit beginnen, auch da lauern
sicherlich Erfolgserlebnisse ;-)
Ich bin kein Freund davon, Fallen "nebenher" zu lernen. Dazu ist es einfach zu wichtig.

Unfälle gibt es bei dieser Herangehensweise auch kaum ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben: Da ich mal wieder nicht erkennen kann, inwieweit Du spottest oder ernsthaft schreibst, entscheide ich mich mal
für ernsthaft.
Gute Entscheidung :D.

Shiro Yamamoto empfielt lt. tutor! immer wieder rollen, rollen, und nochmals rollen ... Auch Frank & Uschi Thiele betonen immer wieder 'eine korrekte Fallschule' zu erlernen, bzw. die enorme Wichtigkeit derselben. Für uns ist das auch alles keine Frage, doch muss ich Tutors Aussage bzgl. der häufig desolaten Kenntnisse des Eigenschutzes vieler Blau-/Braun- u. TR-C-Aspiranten (auch Danträger, siehe Udos Zitat) bestätigen ... insbesondere hier stellt sich die Frage nach einer angemessenen Vermittlungsmethodik oder sagen wir "Ansprache".

Ich hoffe, JUPP kann zu diesem wichtigen Thema wesentlich mehr Essentielles beitragen, als z.B. ich. Dass Fallschule wichtig ist, wissen wir bereits, aber weiß ein Elternteil oder ein Anfänger (Fortgeschrittener ...) dieses auch (und warum)?
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Fritz
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Fritz »

Ich hoffe, JUPP kann zu diesem wichtigen Thema wesentlich mehr Essentielles beitragen, als z.B. ich. Dass Fallschule wichtig ist, wissen wir bereits, aber weiß ein Elternteil oder ein Anfänger (Fortgeschrittener ...) dieses auch (und warum)?
Bei den Anfängern, die ich in die Hände bekomme, halte ich es in der Regel so,
daß ich mich mit ihnen in die Ecke der Matte setze und
a) sie über ihre Motivation bzgl. Judo befrage.
b) frage, was sie über Judo denn eigentlich so (zu) wissen (glauben)
c) ihnen erkläre mehr oder weniger erkläre, was Judo sein sollte, was davon sie in nächster Zeit in unserem Verein
zu erwarten hätte
d) ich ihnen darauf bezugnehmend die Notwendigkeit der Fallschule erläutere.
Danach wird geübt.
Dabei versuche ich sie dazu anzuhalten, sich auch selbst zu beobachten und auch selbst zu korrigieren.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Jupp »

Tutor!, Fritz und Hbt. haben schon einige Antworten gegeben auf die Frage, wie man Fallen für Kinder, die mit Judo anfangen, einführen soll.

Zunächst einmal einige "Statements" vorweg, die sich in meiner 40-jährigen Praxis als Judolehrer für mich verfestigt haben:
1. Wer nicht korrekt fallen kann, wird am Judo keine Freude finden!
2. Wer nicht korrekt Ukemi lernt, wird immer ein schwieriger Uke sein.
3. Wer nicht korrekt Uke sein kann (weil er Angst vor dem Fallen hat), wird auch die Nage-waza nicht korrekt ausführen lernen.

Also: korrekt (d.h. sicher, selbstbewußt und verletzungsfrei) Fallen ist die Basis für alles Lernen und alle Freude am und im Judo!

Deswegen: Ukemi müssen gut, sicher und regelmäßig geübt werden. Darüber dürfte auch hier im Forum keine Diskussion ausbrechen.

Ukemi kommt von "ukeru" = erdulden, erleiden im Sinne von "mit dem Körper aufnehmen, empfangen" und ist nach Hanelt die "Methode des richtigen Fallens". Ukemi hat den gleichen Wortstamm wie Uke. Ukemi bedeutet Körperbeherrschung beim Fallen und ist eine aktive Tätigkeit, kein einfaches "Geworfen-werden". Ukemi ist so etwas wie "passive Aktivität" (Zitat Mahito Ohgo), wenn man es so gegensätzlich ausdrücken möchte. Mit Ukemi lernt man den Körper zu kontrollieren. Judo beginnt mit Ukemi (auch Ohgo!). Durch das Erlernen und die beständige Arbeit an einer guten Ukemi gewinnt man Haltung, Einstellung und den richtigen Stil, der sich in der Bereitschaft zeigt, zu werfen und auch gut zu fallen. Ukemi ist der Ausgangspunkt, ein guter Uke zu werden.

Es bleibt die Frage: Wie soll man Ukemi lernen/lehren?

Meine Antwort ist: Sowohl als auch!
Die Judokids sollen sowohl ohne Partner zu Beginn das geschmeidige Nachgeben und federnde Abschlagen bei "klassischen" Falltechniken üben, als auch beim Werfen (aus didaktisch "entschärften" Positionen, wie Kniestand oder einbeiniger Kniestand) mit dem Partner studieren, geworfen zu werden und dabei eine Falltechnik anzuwenden.
Falltechniken (Ukemi-waza) sind eigenständige technische Fertigkeiten, die ja auch (sinnvollerweise!!) bei Prüfungen als solche gezeigt werden müssen. Die Judorolle z.B. wird von den Judokids immer als eine wichtige Fertigkeit angesehen, ohne die man eigentlich (so ab Gelbgurt) gar kein richtige Judoka ist.

In meinem Unterricht haben ich sehr viele Varianten für die drei Richtungen des Fallens entwickelt, die das selbständige Üben der Falltechniken auch für Anfänger abwechslungsreich und interessant erscheinen lassen:
- man kann die Falltechniken aus verschiedenen Bewegungen machen lassen (vorwärts, seitwärts, rückwärts); wer z.B. eine Judorolle vorwärts aus dem Rückwärtsgehen machen kann, der weiß, was ich hier meine
- man kann den Falltechniken Übungen voranstellen oder Übungen nachsetzen; z.B. Sprünge, Drehungen oder Landen auf einem Bein vorher (z.B. beim Rückwärtsfallen) oder Räder z.B. bei der Judorolle nachher
- man kann Falltechniken mit einem Partner ausführen lassen und verschiedene Aufgaben stellen: z.B. synchron fallen ("nur ein Geräusch!" oder die Organisationsform der Partner zueinander ändern (z.B. nebeneinander, hintereinander, gegeneinander, vorwärts, rückwärts, seitwärts und dies dann noch mischen)
- man kann den Partner bei Falltechniken ganz unterschiedlich einsetzen: als Hilfe, als Hindernis, als "Begleiter", als Korrektor usw.

Ich hoffe, ich habe einige Anregungen geben können, die zeigen, dass man Falltechniken nicht immer nur nach "Schema F" machen muss, sondern sehr abwechslungsreich, vielfältig und überraschend die verschiedenen Techniken auch als isolierte Fertigkeit üben lassen kann, ohne dass es den Übenden uninteressant und überflüssig erscheint.

Wobei jedoch (wie für alles im Judo) gilt:
Eine gute Falltechnik lernt man erst richtig, indem man von einem Partner gut geworfen wird!

Aber auch das will gelernt und hinreichend geübt und ausreichend vorbereitet sein!

Jupp

P.S. Nur um das auch noch klar zu stellen: ich unterrichte in den ersten beiden (drei?) Unterrichtstunden bei den 8-12-jährigen Judokids sowohl die Falltechnik rückwärts (Ushiro-ukemi) und seitwärts als auch das Fallen (besser: Landen seitwärts!) nach (einem entschärften) O-soto-otoshi und Uki-goshi (beim dem Uke kniet, einbeinig kniet, steht), also ein eindeutiges "sowohl als auch"...
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Mitesco
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Mitesco »

Dass Kinder sich nicht häufiger verletzen beim Fallen, hat mehr zu tun mit ihren flexiblen Körpern, als mit Judo-Technik, denke ich.

Man sollte es versuchen bei älteren Anfängern, dass diese Leute geworfen werden ohne Fallschule, so zu sagen: "Fall schon, kommt schon, passiert nichts." Ruf dazu auch gleich den Krankenwagen...

Meiner Meinung nach ist es Zufall, dass bei Kinder nichts schlimmes passiert, und weiter unverantwortlich überhaupt keine separate Ukemi-Training zu machen, am Anfang. Wir sehen doch alle, wie die Kinder meistens fallen, oder? Aaargh...

Es ist für mich genauso idiotisch wie mancher Klavier-Unterricht, wobei man wirklich meint, in einigen Monaten Beethoven zu spielen, ohne zuerst Fingerspitzengefühl für das Klavier zu haben. Dazu helfen nur Tonleiter/Skala und viel Ausdauer. Alles was im Leben wirklich wichtig ist, macht nicht nur Spaß und kann nicht nur spielerisch gelernt werden. So auch das Wichtigste im Judo: Fallen.

Mitesco (http://www.mitesco.nl)

"Man kann man sagen, dass die Lehre von Judo einen aus der Tiefe der Verstimmung in ein Stadium energischer Tätigkeit mit einer frohen Hoffnung in die Zukunft führen kann." Jigoro Kano
HBt.

Unverständnis

Beitrag von HBt. »

Lieber Mitesco,
deinen letzten Beitrag verstehe ich nicht, irgendwie passt er auch gar nicht zu dir und deinen sonstigen Beiträgen.


Niemand hat die Absicht, Rentner (ohne vorheriges und ausgiebiges Sturztraining) aufzuklatschen. Wie kommst du nur darauf?

Selbstverständlich kann man (unabhängig vom biologischen Alter) UKEMI spielerisch und mit viel Freude, auch Spaß, erlernen. Wieso man ausgerechnet 'die Fallschule' einpauken müsste,
bleibt mir ein Rätsel ...

:dontknow
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Fritz
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Fritz »

@HBt. Er hat es wohl als Groteske dargestellt. Der Rest seinen Beitrags sagt klar aus: Ukemi lernen, und das richtig und nicht nur spaßig.
Bzw. dass Kinder nicht kaputt gehen, wenn sie fallen (ohne Fallübung zu beherrschen) liegt nicht daran, daß die Judo-Technik
unbedingt sicher, harmlos oder so ausgeführt wird, sondern daran, daß sie einfacht mehr wegstecken, weil sie flexiblere Körper haben.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Aspekte - Thesen

Beitrag von HBt. »

(..)
sondern daran, daß sie einfacht mehr wegstecken, weil sie flexiblere Körper haben.
Fritz,
ich glaube nicht, dass Kinder (siehe Babys) einfach nur mehr wegstecken können, weil sie beweglichere Körper haben ... sie haben gar nichts wegzustecken (Nehmerqualitäten), sie sind
einfach nicht steif, wie zum Beispiel der klassische Bürohengst - siehe sensomotorische Amnesie. Sie bewegen sich natürlich und ohne merkliche Anstrengung (keine inneren Widerstände). Sobald sie aber gegeneinander arbeiten, werden sie steif!
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Mitesco
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Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von Mitesco »

Es war gemeint, wie Fritz es verstanden hat.

Ich weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, wie mein 'alter' Körper reagiert auf Ukemi. :?

Trotzdem meinte ich, klar zu machen, was passieren würde wenn man... weil wir nicht klar sehen, wie wichtig Ukemi-Unterricht ist, wenn wir nur auf Kinder achten. Manche Kinder fallen wie ein Beutel Kartoffeln. Nichts schlimmes passiert. Sollte man ältere Judoka so fallen lassen, gab es Unfälle. Dass es bei Kindern nicht passiert, hat - wie gesagt - zu tun mit der Tatsache, dass Kinder nicht so steif sind. Wie jünger, desto elastischer es manchmal scheint.

Klar ist es möglich, Ukemi mit Spaß zu lernen, Helge! Aber... systematische Fallschule ist oft unangenehm, weil gerade die Fähigkeit erst kommt, wenn man wiederholt, wiederholt, wiederholt... Wie Tonleiter. Endlos und langweilig. Und ich glaube deswegen nicht, dass es immer Spaß machen wird, vor allem nicht, wenn man noch nicht so gewöhnt ist (z.B. als Anfänger oder ältere Judoka) - 200 Mal Fallen kann schon spürbar sein, besonders am nächsten Tag.

@Fritz, :danke für das Korrigieren meiner niederländischen Rechtschreibung, ich versuche, es immer richtig zu machen... :oops:

Mitesco (http://www.mitesco.nl)

"Man kann man sagen, dass die Lehre von Judo einen aus der Tiefe der Verstimmung in ein Stadium energischer Tätigkeit mit einer frohen Hoffnung in die Zukunft führen kann." Jigoro Kano
HBt.

Re: Fallschule (Ukemi), lernen, meistern

Beitrag von HBt. »

Mitesco,
wir reden offenkundig aneinander vorbei.

Ich behaupte: die Fallschule wird viel zu oft stiefmütterlich behandelt, d.h. eben nicht systematisch und methodisch sinnvoll in den Trainingsplaner integriert.

Dass eine systematische Schulung (adressatengerechter Unterricht) oft als unangenehm empfunden werden soll, verstehe ich wiederum nicht, da ja insbesondere ein systematischer Aufbau (Schulung der notwendigen Kompetenzen und Komponenten, Gleichgewicht - vestribuläre Analysatoren ...) erfolgt.

Ob es immer Spaß bereiten wird, wie Du schreibst, ist einzig und alleine eine Frage des WIE - der Methodik, der Mittel, der Aufgabenstellung ... es kann durchaus Freude bereiten und niemand muss deshalb gleich zweihundertmal fallen (stürzen ohne Falltechnik) ;-).

Ich schließe mich 'Jupp' an: Sowohl als auch!

Mitesco hat geschrieben:(..)
Ich weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, wie mein 'alter' Körper reagiert auf Ukemi. :?
Jenes klingt aber nicht gut!
Rollen, rollen und immer wieder rollen... S.Yamamoto, siehe oben - bewusst üben, mit einem Lächeln im Gesicht.
HBt.

Aspekte - Thesen II

Beitrag von HBt. »

Zum weiteren Diskurs, möchte ich Horst Wolf, 8. Dan, zitieren:
Judo Kampfsport, S.43 & 44, Ausgabe 1972, Sportverlag Berlin hat geschrieben: Allgemeines zur Fallschule

Die wesentliche Voraussetzung für eine reibungslose Arbeit in der Wurfschule ist das Beherrschen einer guten Falltechnik. Deshalb muss der Fallschule besondere Sorgfalt zugewandt werden. Von Anfang an müssen die Anforderungen so gestellt sein, dass sie durch den Übergang vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplizierten, vom Bekannten zum Unbekannten eine anfängliche Angst beim Schüler überwinden helfen und nach und nach den Organismus an die besondere Belastung gewöhnen. Eine gute systematische Arbeit gewährleistet eine schnelle Aneignung der Fähigkeiten und Fertigkeiten, den Fall richtig abzufangen (jap. Ukemi). Sie fördert zugleich das Vertrauen des Schülers zu seiner eigenen Falltechnik und hilft, ernstere Unfälle fast völlig zu vermeiden. Grundsätzlich müssen die Fallübungen nach beiden Seiten geübt werden. Eine zu starke Belastung des Anfängers mit speziellen Fallübungen ist nicht ratsam. Für ihn genügt es, wenn er die einfachsten Formen, die Wucht des Falles vorwärts, seitwärts und rückwärts zu brechen, in der Grundschule erlernt. Es ist nicht notwendig, dass erst eine Fallübungen ordentlich beherrscht wird, bevor die nächste geübt wird; vielmehr sollen alle drei Falltechniken miteinander verbunden werden.
Die bisher erschienene Judoliteratur weist viele kleine Abweichungen sowohl in der Methode der Fallschule als auch in der Falltechnik selbst auf. Alle Lehrer stimmen jedoch darin überein, dass der Armschlag für die richtige Fallübung entscheidend ist und dass diese Bewegung deshalb durch vielfache Wiederholung besonders gefestigt (automatisiert) werden muss.
Der Armschlag hat die überaus wichtige Aufgabe, die Wucht des fallenden Körpers kurz vor dem Auftreffen auf die Matte abzubremsen. Er darf weder zu früh noch zu spät erfolgen. Entscheidend ist weiter, dass der Schlag mit der ganzen Länge des Armes, Handfläche nach unten, blitzschnell, federnd und mit der ganzen Kraft ausgeführt wird. Der Winkel, den der schlagende Arm mit dem Rumpf bildet, soll etwa 45° betragen. Auf diese Weise wird ein Maximum an Wirkung ohne Verletzungsgefahr erreicht. Die richtige Ausführung und damit die Wirksamkeit des Armschlages kann leicht am Klang festgestellt werden. Ist der Ton dunkel und weniger peitschend, dann kommt der Armschlag zu spät. Der ganze Rumpf wirkt dann durch die Erschütterung des Falles als Resonanzboden und verursacht den dumpfen Klang. Ist bei der Fallübung ein helles, patschendes Geräusch zu hören, wird der Schlag zu früh ausgeführt. Der Arm trifft in diesem Falle nicht mit seiner ganzen Länge auf der Matte auf. Es muss angestrebt werden , durch den Armschlag
einen kurzen, vollen Ton zu erzielen, der an das Knallen einer Peitsche erinnert. Es hat sich gut bewährt, dass Anfänger, denen die Fallübungen gezeigt werden, auf den Zusammenhang zwischen schützender Wirkung und Ton des Schlages aufmerksam gemacht werden. Haben die Schüler erst einmal diesen Zusammenhang begriffen und sind sie selbst in der Lage herauszuhören, ob der Schlag richtig war, so wird die Weiterentwicklung der Falltechnik wesentlich leichter sein.
Auch wenn der Judosportler die Falltechnik schon gut beherrscht, werden die Fallübungen in jeder Unterrichtsstunde wiederholt. Sie gehören sowohl zum Übungsprogramm des Fortgeschrittenen als auch des Leistungssportlers.

Ergänzend noch, Ulrich Klocke, 7. Dan:
Judo lernen, S. 11, ISBN 3-922006-22-1 hat geschrieben: Fallen

Judo ist die einzige Zweikampfsportart, in der die Übenden systematisch im richtigen Fallen ausgebildet werden. In diesem Buch finden sich dazu zahlreiche Beispiele.
Fallen sollte in jeder Stunde die Klammer zwischen dem allgemeinen und speziellen Aufwärmen sein. Es bereitet einerseits auf die Anforderungen des "Geworfen Werdens" vor, ist jedoch andererseits auch eine völlig eigenständige Fertigkeit, die Spaß macht und eine Herausforderung bedeutet. "Ukemi" (Fallübungen) gehören in jede Judostunde.
HBt.

Einmaltäter und 'Formen Von'

Beitrag von HBt. »

Jupp hat geschrieben:(..)
Ich hoffe, ich habe einige Anregungen geben können, die zeigen, dass man Falltechniken nicht immer nur nach "Schema F" machen muss, sondern sehr abwechslungsreich, vielfältig und überraschend die verschiedenen Techniken auch als isolierte Fertigkeit üben lassen kann, ohne dass es den Übenden uninteressant und überflüssig erscheint.
Das hast Du,
vielen Dank.

Neben dem O-soto-otoshi, besser 'alternativ', nehme ich ganz gerne O-uchi-gari ... perfekt für Ferienpassaktionen ;-) - in den ersten Stunden.
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