Arbeiten mit Trainingsplänen

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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tutor!
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Arbeiten mit Trainingsplänen

Beitrag von tutor! »

In einem anderen Faden kamen wir über die Gokyo auf das Thema Trainingsplanung (ab http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 568#p50568). Hierzu möchte ich einige Tipps und Hinweise geben.

Vorweg: ein Trainingsplan ist ein Werkzeug, das sich jeder Verein und jeder Übungsleiter selbst schaffen muss. Es gibt kein absolutes richtig oder falsch, allenfalls ein zweckmäßig oder unzweckmäßig. Nicht für jeden ist auch jede Art von Trainingsplan gleich gut geeignet. Wichtig ist, dass der einzelne mit seiner Planungsweise zurecht kommt. Dennoch gibt es einige Grundprinzipien und ich hoffe, dass deren Darstellung dem ein oder anderen eine Hilfe sein wird.

Gerade jetzt bietet es sich an, das kommende Jahr zu planen. Niemand weiß natürlich im Voraus, was z.B. im nächsten Oktober auf uns zukommen wird - also müssen wir uns vom Gedanken verabschieden, einen bis ins Letzte ausgearbeiteten, detaillierten Plan machen zu können (machen vielleicht schon, aber umsetzen?).

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mit einer Strukturierung in Planungsabschnitte zu beginnen. Das Jahr teilt sich eigentlich ganz schön in sechs Perioden auf
  • Weihnachtsferien --> Karneval
  • Karneval --> Osterferien
  • Osterferien --> Pfingsten
    Pfingsten --> Sommerferien
  • Sommerferien --> Herbstferien
  • Herbstferien --> Weihnachtsferien
Je nach Ferienzeiten dauert jede Periode im Schnitt ca. 6 Wochen, manchmal ein oder zwei Wochen mehr, manchmal auch ein, zwei Wochen weniger.
Man kann nun daran gehen, alle Inhalte, die man innerhalb eines Jahres vermitteln möchte, fein säuberlich auf diese 6 Perioden verteilen. Dabei muss man einiges beachten:
  • was ich dabei vergesse, bleibt möglicherweise auf der Strecke: also sorgfältig alle Inhalte erfassen
  • auf einen logischen Aufbau und eine logische Reihenfolge achten, dabei auch die Schaffung von Lernvoraussetzungen (körperlich, geistig) beachten!
  • Wiederholung- und Festigung von vorne herein mit einplanen
  • nicht zu viel in eine Periode packen, also das Training nicht überfrachten
Sind die Schwerpunkte über das Jahr verteilt, kann man sich daran machen, die einzelnen Abschnitte klein zu arbeiten. Aber glaubt es mir: es macht nur Sinn, sich den gerade kommenden Abschnitt vorzunehmen. Für die kommenden Abschnitte fehlt noch die konkrete Planungsgrundlage. Da lässt man es am besten bei der Auflistung der Schwerpunkte.

Eine gute Umsetzung kann nur unter ständiger Reflexion gelingen. Die Idee von Fritz, sich genau aufzuschreiben, was tatsächlich gelaufen ist, um dann vor dem nächsten Training noch einmal nachzuschauen, kann ich ebenfalls nur empfehlen.

Etwas gegen Mitte einer Trainingsperiode - also nach ca. 3 Wochen sollte eine Standortbestimmung stattfinden, damit die zweite Hälfte der Periode geplant werden kann. Dasselbe noch einmal am Ende eines Abschnitts, so dass sich rein formal 12 solcher Auswertungen und Neuplanungen ergeben.

Wer zu detailliert alles im Voraus planen will, wird ganz schnell von der Realität einer unregelmäßigen Trainingsteilnahme eingeholt - deshalb darf der Plan gar nicht zu straff sein.

Wichtig ist auch, dass man sich selbst, sein Instrumentarium und sein Training weiterentwickelt. Dazu gehört eine Standortbestimmung:
  • ist mein Planungsinstrument tauglich?
  • ist zwar das Instrument tauglich, aber habe ich es auch richtig "gefüttert", also optimal eingesetzt.
  • habe ich Schwächen bei der konkreten Umsetzung auf der Matte?
  • wo und wie muss ich mich oder mein Instrumentarium weiter entwickeln, also Welchen Fortbildungsbedarf habe ich?
En Verein sollte ein derartiges Arbeiten seiner Übungsleiter fordern und fördern. Aber das ist dann schon wieder ein anderes Kapitel.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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