Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
Antworten
Stefan1990

Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Stefan1990 »

Es sollten so etwa 2 Einheiten sein, in denen die grundlegenden Sachen vermittelt werden.

Ich habe es mir so gedacht:

1. Einheit:

Aufwärmen mit einem Spiel, das etwas mit Judo zu tun hat (ich weiß aber nicht welches),
Fallübungen,
O-soto-otoshi,
und am Schluß einen Haltegriff, ich dachte an Hon- oder Kuzure-kesa-gatame, an dem ich noch schnell Hebel und Würgen und ein paar Regeln des Bodens erklären kann.


2. Einheit

Wieder Aufwärmen mit einem Spiel,
Fallübungen,
Kurz O-soto-otoshi und danach vielleicht kurz O-goshi anfangen,
und am Schluß noch etwas, ich weiß aber noch nicht was.


Wäre nett, wenn ihr mir einen Vorschlag für das Spiel geben könntet, Tips, worauf ich achten sollte und vielleicht eine Sache für den Schluss der 2. Einheit


MfG Stefan
Benutzeravatar
Niedersachsenjudoka
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 959
Registriert: 03.05.2007, 17:55

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Hallo,

Hast du schon mal in unsere Spielesammlungen geguckt. Falls ja, guck doch doch mal hier:

http://www.judowirbel.de

Vielleicht würde ich ganz zum Anfang kein Judospiel spielen. Nach dem Fallen könnte man ja ein Abwerfspiel mit Fallübungen einbauen.
Gruß
niedersachsenjudoka

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein

Manchmal hasst man den Menschen am stärksten, den man am meisten liebt, denn er ist der Einzige, der einem wirklich weh tun kann.
Christian Lipp
Benutzeravatar
Syniad
2. Dan Träger
2. Dan Träger
Beiträge: 650
Registriert: 28.07.2006, 16:45
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Syniad »

Hallo,

ich bin selbst Judo-Anfängerin - und angehende Pädagogin. Dies nur, damit Du meine Antworten einschätzen kannst.
Stefan1990 hat geschrieben: und am schluss einen haltgriff, ich dachte an hon-oder kuzure kesa gatame an dem ich noch schnell hebeln und würden und ein paar regeln des bodens erklären kann
Also, "schnell" würde ich Hebeln und Würgen (ich denke, das meinst Du) auf keinen Fall erklären.
Es gilt: WAS DU ZEIGST, WERDEN DIE AUCH AUSPROBIEREN.
Im Notfall, wenn Du weg bist. ;)
Und wenn Du es nur "schnell" anreißt, machen sie es eben so, wie sie denken, dass es funktioniert. Hebeln und Würgen ist ja auch irgendwie "cool". Bei Hebeln und Würgen wäre mir das aber zu gefährlich!
Und warum willst Du das zeigen? Der Vollständigkeit halber? Sogar ich (als Erwachsene) wäre am Anfang mit: "So geht der Haltegriff, hier fasst Ihr den Arm, so liegt Ihr, ach und dann könntet Ihr noch hier hebeln, aber nur an diesem Gelenk, also so, und würgen geht auch noch, Moment, ich mach mal vor..." völlig überfordert gewesen.
Ich habe das überspitzt dargestellt, ich weiß. Aber überlege Dir mal, was für einen Informationsüberschuss Du mit den drei Sachen in der ersten Einheit (!) produzieren würdest. Weniger ist manchmal mehr. Dann bleibt das Gemachte auch hängen.
Wenn Du der Vollständigkeit halber noch etwas zu Würgern etc. sagen willst, nimm Dir die Großen zur Seite und sage ihnen, dass man im Boden noch mehr und viele spannende Sachen macht, die sie im Laufe der Zeit in einem Judoverein lernen würden.

Mit Kontrolle im Liegen als Grundbewegungsmuster kannst Du Kinder eine Weile beschäftigen. Dazu sind im ersten Band von Ulrich Klocke ("Judo lernen") ein paar Tipps. Schau mal rein.
Desweiteren: Nimm Dir am Anfang Zeit für Sicherheitsaspekte. Mach klar, welche Grundregeln immer zu gelten haben (Wenn einer 'Stopp!' ruft, ist sofort Schluss. / Wie funktioniert 'Abschlagen' / Was darf ich alles NICHT, Finger umbiegen etc.). Kinder müssen sich sicher fühlen! Was für Dich selbstverständlich ist, dass nämlich jemand auf Dir liegt, Dich fixiert etc., ist für die -jedenfalls die geschwisterlosen :D - eine völlig neue Erfahrung, die Du im Auge behalten musst!
Stefan1990 hat geschrieben: 2. Einheit

Wieder Aufwärmen mit einem Spiel
Fallübungen
Kurz o-soto-o-toshi und danach vielleicht kurz o-goshi anfangen
und am schluss noch etwas, ich weiß aber noch nicht was
Du weißt noch nicht, was? Dabei ist es doch ganz logisch: Du lässt sie wiederholen, was Du vorher (in Einheit 1) am Boden gemacht hast! Du wirst erstaunt sein, welche "Variationen" von Kesa-Gatame Du evtl. zu sehen bekommst :D - Kinder sind mitunter sehr kreativ! Glaub mir, die meisten werden das brauchen können (ich hab's jedenfalls gebraucht, mit 25).

Wenn Du ein Spiel mit "Fallen" spielen willst, achte darauf, dass die Kinder nicht hektisch werden. Dann wird nämlich der Arm abgeknickt, weil man nur ganz schnell durchs Fallen die beste Freundin "befreien" will, oder vergessen, dass das Kinn auf die Brust gehört, und das ist nicht Sinn und Zweck der Sache!

Soviel als Gedankenanregung von einer, die selbst vor nicht allzulanger Zeit angefangen hat und weiß, was sie überfordern würde, und die noch dazu häufiger mal Kindern etwas beibringt. Gewinnbringende weiterführende Denkanstöße kann Dir hier sicher noch jemand mit Trainererfahrungen geben!

Gruß, Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
Benutzeravatar
Fritz
Moderator
Moderator
Beiträge: 5175
Registriert: 14.11.2003, 11:06

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Fritz »

Also 2 Trainingseinheiten? Und absolute Anfänger?

Wenn Du es ehrlich und gut mit ihnen meinst:

Erste Trainingseinheit: Fallschule!
Zweite Trainingseinheit: Fallschule wiederholen!

Wenn Du es nicht ganz so gut mit ihnen meinst, aber etwas interessanter
gestalten willst (weil Du evt. die Hoffnung hast, daß dann ein paar
in Deinen Verein gehen):

Erste Trainingseinheit: Fallschule u. etwas Bodenarbeit: Belastungsspielchen, Umdreher aus dem Kniestand
(z.B. in Verbindung mit der Fallschule), meinethalben auch ne Festhalte...

Zweite Einheit: Wahlweise (je nach Begeisterung) die erste TE wiederholen oder
Grundlagen im Stand: "Anfassen", Gleichgewichtsstörung, Zieh-, Schiebespielchen usw.
Natürlich wird Fallschule hier auch wiederholt, und in Verbindung mit den
Gleichgewichtsstörungsübungen kannst Du dann evt. auch mal nen einfachen
Wurf üben lassen, ich nehme da gerne De-Ashi-Barai...


Beim Spiel würde ich immer drauf achten, daß das Anfangsspiel so ist, daß sich alle bewegen müssen.
Beim Abschlußspiel ists nicht mehr ganz so wild, da kannst Du auch Ausscheidungsspielchen
machen (aber dann mehrere Runden spielen)...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Benutzeravatar
Niedersachsenjudoka
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 959
Registriert: 03.05.2007, 17:55

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Stefan1990 hat geschrieben: Kurz O-soto-otoshi und danach vielleicht kurz O-goshi anfangen,
Bevor du mit O-goshi anfängst auf jeden Fall Uki-goshi machen.
O-Goshi ist nicht umsonst zum Gelben Gürtel (normal zumindestens bei uns)
Gruß
niedersachsenjudoka

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein

Manchmal hasst man den Menschen am stärksten, den man am meisten liebt, denn er ist der Einzige, der einem wirklich weh tun kann.
Christian Lipp
Der Müller
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 1881
Registriert: 25.10.2004, 12:01
Bundesland: Hessen

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Der Müller »

Niedersachsenjudoka hat geschrieben: Bevor du mit O-goshi anfängst auf jeden Fall Uki-goshi machen.
Erst einmal sollten Fritz' Vorschläge voll und ganz umgesetzt werden. Und wenn schon, dann erst O-goshi (Grundlage)!!! Uki-goshi ist ein Folgewurf auf O-goshi, wenn Uke versuchen sollte um Tori herum auszusteigen. Also erst einmal die Grundlagen lernen lassen.

Aber ohne fundierte Fallschule würde ich keine Würfe machen.
Gruß
Jochen
Benutzeravatar
Niedersachsenjudoka
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 959
Registriert: 03.05.2007, 17:55

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Hab ich das jetzt richtig verstanden: Uki-goshi ist ein Folgewurf auf O-goshi? D.h. erst O-goshi und dann Uki-goshi?
Gruß
niedersachsenjudoka

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein

Manchmal hasst man den Menschen am stärksten, den man am meisten liebt, denn er ist der Einzige, der einem wirklich weh tun kann.
Christian Lipp
Benutzeravatar
Patrick
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 879
Registriert: 19.02.2004, 20:06
Bundesland: Bayern

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Patrick »

Fritz hat geschrieben:(...) und in Verbindung mit den
Gleichgewichtsstörungsübungen kannst Du dann evt. auch mal nen einfachen
Wurf üben lassen, ich nehme da gerne De-Ashi-Barai...
Gerade De-ashi-barai finde ich für Anfänger einen unheimlich schwierigen Wurf. :?
Angelehnt an die APO des DJB beginne ich daher gerne mit O-soto-otoshi.
Judo - just for fun!
Benutzeravatar
Olaf
2. Dan Träger
2. Dan Träger
Beiträge: 548
Registriert: 30.03.2004, 11:46
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Verein: Obernkirchen Raptors/PSV Herford
Kontaktdaten:

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Olaf »

Versuch ihn mal wenn Uke rückwärts geht. Dann schaffen ihn auch Anfänger sehr leicht. ;)
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
Benutzeravatar
Patrick
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 879
Registriert: 19.02.2004, 20:06
Bundesland: Bayern

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Patrick »

So beginne ich dann auch den De-ashi-barai einzuführen: aus der Rückwärtsbewegung Ukes.
Aber bevor ich De-ashi-barai zeige, bringe ich meinen Leuten erst ein paar andere Würfe bei. ;)

Einbeinige Techniken, bei denen es auch noch auf das richtige Timing ankommt, überfordern Anfänger gerne mal.
O-soto-otoshi hat den Vorteil, dass er beidbeinig geworfen wird, das Timing zunächst nicht ganz so wichtig ist und - im Vergleich zu Eindrehwürfen - ein geradliniger Wurfeingang möglich ist. Das erleichtert für Anfänger das Prozedere ungemein. Außerdem kann man mit O-soto-otoshi wunderbar den Gleichgewichtsbruch bzw. das Belasten des Standbeines von Tori üben.
Judo - just for fun!
Benutzeravatar
Syniad
2. Dan Träger
2. Dan Träger
Beiträge: 650
Registriert: 28.07.2006, 16:45
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Syniad »

@ Patrick: Meine Zustimmung zur Schwierigkeit! An diesem Wurf sind wir erwachsenen Anfänger alle verzweifelt (war damals noch bei Weiß-Gelb im Programm und folglich einer der ersten Würfe). Problem immer: Timing. Bei dem Wurf habe ich auch meine schon angeschlagene Kapsel geschrottet (drei Monate Sportpause), weil mein Tori langsamer war als ich und mit seinem ausholenden Fuß meinen hinteren (den er nicht fegen wollte und der schon nach vorn kam) frontal erwischt hat.
Wir haben ihn allerdings aus der Vorwärtsbewegung Ukes gelernt (mit eigener Vierteldrehung). Schließlich geht es ja um die Verlängerung der Bewegung Ukes, oder nicht?

Genau diese Aufgabenstellung (Uke geht zurück) kam dann bei Gelb-Orange (neue PO) und sorgte für erneute Verwirrung, weil man gerade langsam die "Verlängerung" lernte, ein Gefühl fürs Timing entwickelte und sich mit dem Wurf anfreundete. Bei "Uke im Rückwärtsgang" muss man aber eine Bewegung aufnehmen, die entgegengesetzt zu der gewünschten ist - es geht also noch mal Bewegungsenergie von Tori allein fürs Stoppen und "Wieder-in-Gang-Bringen" des Fußes drauf. Es ist auch schwierig herauszufinden, wo man jetzt noch mit den beiden Füßen hinsoll . ;) Kein Wunder, dass wir das damals reihenweise nicht hinbekommen haben.
Ich war ganz froh, als auf Toms erstem Lehrgang dann genau das Thema angeschnitten wurde und ein eindeutiges Plädoyer für De-Ashi-Barai aus der Vorwärtsbewegung Ukes gehalten wurde (sollte ich mich falsch erinnern, darf jemand intervenieren - aber mein Gedächtnis ist eigentlich ganz gut).
Ich habe hier nur mal analysiert, WARUM dieser Wurf für uns anfangs so kompliziert war. Als erwachsener Anfänger hat man eben die Möglichkeit, seine Probleme nicht einfach nur zu HABEN :D , sondern auch zu analysieren. Ich möchte aber natürlich niemanden aus der Trainerfraktion angreifen. Wenn's bei Euch anders klappt, ist's ja auch schön...

Gruß,
Sonja,
die unbedingt mal wieder Fußfeger üben sollte
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
Benutzeravatar
Fritz
Moderator
Moderator
Beiträge: 5175
Registriert: 14.11.2003, 11:06

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Fritz »

Patrik hat geschrieben:Gerade De-ashi-barai finde ich für Anfänger einen unheimlich schwierigen Wurf. :?
Angelehnt an die APO des DJB beginne ich daher gerne mit O-soto-otoshi.
Bis auf Syniads angesprochenes "Timing", ist der De-Ashi-Barai dahingehen sehr praktisch, daß
a) Tori nicht eindrehen muß u. auch sonst keine größeren Bewegungen zu machen braucht.
c) es dabei Tori leicht fällt, in der aufrechten Körperhaltung zu bleiben.
b) sich die Situation einfach daraus ergibt, wenn Tori und Uke sich im Rahmen des Übens
der Gleichgewichtsstörung auf der Matte bewegen.
d) Tori und Uke zwangsläufig ein Gefühl für den richtigen Abstand zueinander entwickeln müssen,
Abweichungen werden da schnell deutlich spürbar (wie Syniad ja selbst bestätigt ;-) )

Weiterhin halte ich De-Ashi-Barai für einen der wichtigsten Würfe überhaupt.
Und da empfiehlt es sich einfach, diesem auch den entsprechenden Stellenwert zu geben:
Als ersten Wurf, der gelernt wird ;-)
Meiner Meinung nach ist der erste Wurf, den ein Übling lernt,
sehr prägend - und wenn dieser dann O-Soto-Otoshi/Gari wäre, kommt über kurz oder lang immer
ein einfallsloses widerliches Gehakel bei den Randoris raus...

Die "Timing-"Geschichte kann man dadurch etwas entschärfen, daß man
erstmal größere Schritte machen läßt.

Sobald man als Trainer merkt, daß sich keine größeren Fortschritte mehr ergeben (sei es
aus "Überforderung", oder weil es schon recht gut klappt, oder weil der Uke anfängt zu "bocken")
ist es natürlich angeraten, so was wie O-Goshi darzubieten... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Benutzeravatar
Syniad
2. Dan Träger
2. Dan Träger
Beiträge: 650
Registriert: 28.07.2006, 16:45
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Syniad »

Fritz hat geschrieben: Meiner Meinung nach ist der erste Wurf, den ein Übling lernt,
sehr prägend - und wenn dieser dann O-Soto-Otoshi/Gari wäre, kommt über kurz oder lang immer
ein einfallsloses widerliches Gehakel bei den Randoris raus...
Hm, so schlimm ist das bei uns "Großen" eigentlich nicht. Und bei De-Ashi-Barai gibt es dafür die blöde Tendenz, auf den Boden zu starren, um den doofen Fuß abzupassen... hat halt alles Vor- und Nachteile. Und auch bei O-Soto-Otoshi lernt man für den Anfang wichtige Dinge: beherzten Gleichgewichtsbruch, kein Hohlkreuz machen und auch Abstandsgefühl. Und auch das Fallen ist ja bei beiden Würfen sehr gut kontrollierbar.
Aber mit der "Prägung" hast Du ganz sicher Recht: Ich mag O-Soto-Otoshi immer noch, bloß halt inzwischen lieber eingesprungen :D .

Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
Der Müller
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 1881
Registriert: 25.10.2004, 12:01
Bundesland: Hessen

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Der Müller »

Fritz hat geschrieben: Weiterhin halte ich De-Ashi-Barai für einen der wichtigsten Würfe überhaupt.
Und da empfiehlt es sich einfach, diesem auch den entsprechenden Stellenwert zu geben:
Als ersten Wurf, der gelernt wird ;-)
Sehr schön, vielen Dank. Endlich mal einer der das auch so sieht. Wenn man den einfachsten Wurf der Gokyo nicht erlernt, kann man viele darauf aufbauende Würfe komplett vergessen. Außerdem kommt noch das O-Soto-gari/otoshi-Gehakel hinzu.

Wie soll man denn irgendwann einen Harai-tsuri-komi-ashi* werfen können, wenn man De-ashi-barai nicht beherrscht. In der Gokyo ist dieser Wurf nicht zufällig der Erste.


*für diejenigen, die jetzt große Augen machen. Ja, es gibt diesen Wurf, leider ist er in der PO (seit anno 199x) nicht mehr enthalten.
Gruß
Jochen
Lin Chung
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 2161
Registriert: 20.05.2006, 14:54
Bundesland: Nordrhein-Westfalen

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Lin Chung »

De-Ashi-Barai wurde bei uns damals auch aus der Vorwärtsbewegung gelehrt.
Harai-tsuri-komi-ashi ist einer meiner Prüfungswürfe.
Ich denke mal Jacques und ein paar andere ältere Semster hier werden das wohl auch so gelernt haben, damals. ;)

Da sieht man mal wieder, was diese stetigen Änderungen anrichten. 8)
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

Wissen stirbt, wenn es bewahrt wird, und lebt, wenn es geteilt wird.
Non scholae sed vitae discimus (Nicht für die Schule - für das Leben lernen wir)
You're only as old as you date. Keep em young boys!
Benutzeravatar
Syniad
2. Dan Träger
2. Dan Träger
Beiträge: 650
Registriert: 28.07.2006, 16:45
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Syniad »

Jochens Erklärung klingt wie immer sinnvoll. Ich beuge mich der anwesenden Kompetenz von ihm und Fritz - solange ich weiterhin behaupten darf, dass der Wurf am Anfang durch die Timingproblematik für ausgewiesene Rhythmusidioten wie mich wirklich schwer ist (na gut - für mich sind alle Würfe schwer - ist eher eine Frage der Abstufung ;) ).
Aber das liegt auch daran, dass einem am Anfang das Gefühl dafür abgeht, was einem die eigenen Arme über die Bewegung des anderen Oberkörpers und der Hüfte und damit eben auch der Beine sagen (Man spürt ja nicht jeden Schritt über den Rücken wie beim Pferd; da ist es ganz einfach :D ). Das braucht einfach Zeit und klappte bei mir am Anfang erst mal so gar nicht.
Aber, wie gesagt: Der zweite oder dritte Wurf war er bei uns auch und musste es auch sein wegen der PO.

Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
Der Müller
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 1881
Registriert: 25.10.2004, 12:01
Bundesland: Hessen

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Der Müller »

Timing .... De-ashi-barai

Am Anfang versucht man sich mit Uke im parallelen Schritt, die Augen ständig auf die Füße geheftet. Jetzt ist der Zeitpunkt, nein jetzt, oder jetzt. Das passiert immer wieder, solange man den Blick nach unten senkt und nach Augen arbeitet. Wenn man den richtigen Zeitpunkt sieht, ist der schon längst vorbei, bevor man überhaupt reagieren kann oder man ist viel zu früh dran, weil man immer die Augen als Zeitbezugspunkt nimmt. Ist logisch!

Wenn man aber parallel zueinander geht (Tori vorwärts/rückwärts und Uke rückwärts/vorwärts) im gleichen Rhythmus sich ins Gesicht schaut oder auf die Schultern, dann kann man bemerken, dass immer dann wenn Tori einen Schritt vorwärts macht Uke einen rückwärts geht (oder umgekehrt). Hier setzt das Gefühl an. Man sollte fühlen/wissen, nicht sehen wann Uke sich bewegt. Wenn ich weiß, dass Uke seinen Schritt in dem gleichen Augenblick macht wie ich, dann muss ich in diesem Augenblick nur einen Tick schneller sein und schon habe ich Ukes unbelastetes Bein frei zum Fegen. Klar soweit?

Das zum Thema Übungsformen und Timing.
Gruß
Jochen
Benutzeravatar
Patrick
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 879
Registriert: 19.02.2004, 20:06
Bundesland: Bayern

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Patrick »

Fritz hat geschrieben:Weiterhin halte ich De-Ashi-Barai für einen der wichtigsten Würfe überhaupt.
Und da empfiehlt es sich einfach, diesem auch den entsprechenden Stellenwert zu geben:
Als ersten Wurf, der gelernt wird ;-)
Meiner Meinung nach ist der erste Wurf, den ein Übling lernt,
sehr prägend - und wenn dieser dann O-Soto-Otoshi/Gari wäre, kommt über kurz oder lang immer
ein einfallsloses widerliches Gehakel bei den Randoris raus...
Vom ersten erlernten Wurf eines Judoka auf das komplette Kampfverhalten zu schließen ist meiner Meinung nach reine Spekulation - zumal die Leute bei mir ja durchaus auch De-ashi-barai lernen - nur eben nicht direkt als ersten Wurf, sondern nur als einen der ersten Würfe; oder schickst Du Deine Judoka etwa sofort auf Kämpfe (ich rede nicht vom Trainingsrandori), sobald sie einen Wurf gelernt haben? ;)

Die von Dir genannten Punkte, die Dich De-ashi-barai favorisieren lassen, gelten übrigens nahezu unverändert auch für O-soto-otoshi.

Gruß
Patrick

P.S.: vielleicht sollte man diesen Thread aufspalten, da wir mit dieser Diskussion ja ziemlich weit vom eigentlichen Thema entfernt sind.
Judo - just for fun!
Benutzeravatar
Fritz
Moderator
Moderator
Beiträge: 5175
Registriert: 14.11.2003, 11:06

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Fritz »

Patrik hat geschrieben:Vom ersten erlernten Wurf eines Judoka auf das komplette Kampfverhalten zu schließen ist meiner Meinung nach reine Spekulation - zumal die Leute bei mir ja durchaus auch De-ashi-barai lernen - nur eben nicht direkt als ersten Wurf, sondern nur als einen der ersten Würfe; oder schickst Du Deine Judoka etwa sofort auf Kämpfe (ich rede nicht vom Trainingsrandori), sobald sie einen Wurf gelernt haben?
Heutzutage dürfen sie mit 8.Kyu kämpfen u. das tun sie dann auch,
da kennen sie dann in der Regel O-Soto-Otoshi und ein bissel über
die Hüfte werfen, toll - raus kommt dann meist eine Mischform und die sieht aus wie Rumgehakel...

Genauso ists bei Trainingsrandoris, ich bleib bei meiner Meinung, mit O-Soto-Otoshi
(und dann noch "kindgerecht" - also technisch schlampig - "gelehrt/gelernt")
als ersten Wurf, kann man es auch mit Trainingsrandoris gleich wieder für ne Weile sein lassen... :-(

Und das meine Punkte für O-Soto-Otoshi gelten, lasse ich nicht gelten ;-)
a) bei O-Soto-Otoshi müssen Abstand u. sperrende Arme überwunden werden,
b) Tori dabei gelangt sehr leicht und gern ins Hohlkreuz,
c) Die O-Soto-Otoshi Situation ergibt sich m.M. nach nicht so leicht beim _Rumlaufen_, da muß schon Tori
ein bissel mehr tun, um den Wurf durchzubekommen.
d) O-Soto-Otoshi ist vom Abstand her durchaus sehr anpassbar, d.h. er fühlt sich für Anfänger nicht unbedingt
schlechter an, wenn der Abstand Uke-Tori zu klein oder groß ist, insbesondere deswegen, weil im Wurf der
Abstand ja sowieso überwunden wird...

Aber ist wie gesagt nur meine Meinung, wenn Du gute Erfahrungen gemacht hast mit O-S-O als
Anfangswurf, dann will ich Dir es nicht wirklich ausreden ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Benutzeravatar
Patrick
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 879
Registriert: 19.02.2004, 20:06
Bundesland: Bayern

Re: Traininggestaltung für Jugendliche ohne Erfahrung

Beitrag von Patrick »

Fritz hat geschrieben:Aber ist wie gesagt nur meine Meinung, wenn Du gute Erfahrungen gemacht hast mit O-S-O als
Anfangswurf, dann will ich Dir es nicht wirklich ausreden ;-)
Hättest Du auch gar nicht geschafft. ;)
Judo - just for fun!
Antworten