"schnellere Füsse"

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
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Ronin
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"schnellere Füsse"

Beitrag von Ronin »

In meinem Erwachsenentraining (die sind in über 17 und maximal 50) strebe ich schon sehr lange einen technisch sehr flexiblen Judoka an. Daran arbeite ich an mit vielen Baustellen....

Ein Thema über das ich jetzt gestolpert bin sind langsame Füsse - sie sind einfach zu langsam. Nicht nur bei der konkreten Technik, das könnte man mit Uchi Komis wegbringen. Es geht mehr um das Zusammenspiel von actio und reactio.

Das möchte ich nun angehen. Die Erfahrung zeigt, dass meine Schüler ein abstraktes Grundlageneigenschaftentraining ablehnen (sprich keinen Sinn drin sehen - sie können ja immer schon alles). Wenn ich das Ganze aber unter ein Motte stelle (wir befassen uns die nächsten Monate mit Fußwürfen), dann sehen sie sehr wohl die Notwendigkeit, da was zu machen und das funktioniert. Ein paar wenige Vorübungen habe ich schon. Für Ideen bin ich sehr dankbar.
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Fritz
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Fritz »

Ronin hat geschrieben:Ein paar wenige Vorübungen habe ich schon. Für Ideen bin ich sehr dankbar.
Na dann schreib Deine Vorübungen doch erstmal hier auf ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Ronin
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Ronin »

sei mir nicht böse Fritz, aber das habe ich bewusst nicht getan, damit ich hier nicht gleich alle Gedanken in die gleiche Richtung lenke. Ich denk, dass ich die später dazu posten werde.
tutor!
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von tutor! »

Ronin hat geschrieben:Für Ideen bin ich sehr dankbar.
Die erste Stufe der Gonosen-no-Kata! Die könnt Ihr sowohl in der "klassischen" Form nach Kawaishi machen (also aus dem Stand, wobei Tori immer einen Fuß als "Einladung" nach vorne stellt) oder in der DJB-Version aus der Bewegung. Beide Formen ergänzen sich hervorragend - die "klassische" Variante ist aber noch mal eine Steigerung in der Intensität!

Der frühere Bundestrainer Heiner Metzler hat übrigens die erste Stufe der Gonosen-no-Kata früher häufig als Aufwärmtraining machen lassen, wenn auch nicht mit dem ganzen "Zeremoniell", so aber doch Technik für Technik. Han Ho San hat zum gleichen Zweck häufig Tsubame-gaeshi (4. Technik der Gonosen-no-Kata) tranieren lassen.

Timing und Schnelligkeit werden unglaublich gut entwickelt.
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Ronin
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Ronin »

... das ist interessant.
Da ich mich soweiso mit dem 3. Dan befassen möchte (allerdings mehr wegen meiner eigenen Prüfung) könnte mir das auch ganz gut zusammenlaufen.
tutor!
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von tutor! »

Letztlich gibt es keine bessere Übung zu Schnelligkeit und Koordination mit den Füßen als das Kontern von Ashi-Waza mit Ashi-Waza. Und Du hast alles drin, was so an unterschiedlichen Konstallationen möglich ist: ausweichen, übersteigen, fegen, sicheln, stoppen, weiterführen, rechter Fuß gegen rechter Fuß, rechter Fuß gegen linker Fuß usw.

Schau es Dir an und dann viel Spaß dabei!
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von judoka50 »

Es geht mehr um das Zusammenspiel von actio und reactio
Sind es wirklich die Füsse, die zu langsam sind.
Ich schliesse schon aus der Ablehnung für bestimmte Aufgaben, dass sie in vielen Dingen zu viel mit dem Kopf bei der Sache sind. Sie meinen, ich habe die Technik verstanden, also kann ich sie. Aber dass folgt alles noch aus dem Kopf heraus - und da liegt das Problem, dass müssen sie erst einmal begreifen. Ich mache die Techniken aus dem "Bauch heraus" .... je nach Bewegung und Situation.... dann beherrsche ich sie. Jede Überlegung bremst ........
Viele Grüße
U d o
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Ronin
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Ronin »

jaja, das hast du schon richtig erkannt. In der konkreten Technikausführung ist noch viel Automatisation gefragt. Aber das soll ja auch nicht langweilig werden. Aber insbesondere im Bereich Aufwärmen (denke ich), kann man sicherlich einige Spielchen oder Übungen (oder auch Katabestandteile) einfließen lassen, die schon einmal in die richtige Richtung hinwirken. Dass ich gleichzeitig noch an der Automatisation arbeiten muss, ist selbstredend. Ich versuche nur, das Problem von mehreren Seiten anzugehen, damit es nicht langweilig wird und der Nutzen durch Abwechslung maximiert wird.

Ich versuche, mich bei der Ausbildung dieser Gruppe eine wenig an der APO aufzuhängen, derzeit befinden wir uns ungefähr bei gelb-orange (De-Ashi-Barai kommt da als nächstes) und das nutze ich gerade ein bisschen, um die Grundprinzipien vom Fegen einzuführen - dagegen möchte ich dann sicheln stellen, dann habe ich ein Programm, dass auch die Höhergraduierten fordert.

Bisher machen wir verschiedene Varianten von Fußantippen zum Aufwärmen. Sprich, man hält sich Linke in Linke (oder umgekehrt) und versucht sich gleichzeitig auf die Füsse zu tippen. Um allgemein die Aufmerksamkeit für den Gegner/Partner nicht zu verlieren, werden dabei leichte Ohrfeigen verteilt, damit alle immer schön mit dem Kopf dabei sind.

Das Ganze wird dann gesteigert durch Wiederholung der Übung im Revers-Ärmelgriff -> wiederum gesteigert durch das möglichst komplette Halten von Blickkontakt.

Das kann man schön in das Aufwärmen integrieren und bringt schon ne ganze Menge in Richtung Geschwindigkeit der Füsse.
Jetzt wäre natürlich meine Wunschvorstellung, dass ich verschiedene Übungen dazu bekomme, die das Grundlegende Fegeverständnis schulen ohne dabei zu stark wie Technikschulung wirken. Sonst komme ich wieder an den Punkt: Kann ich schon (und dann sind sie sofort nicht mehr mit dem Kopf dabei).
Der Müller
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Der Müller »

Hm, ich bin der Meinung, dass "langsame" Füße auch auf einen zu statischen Stand zurückzuführen sind. Mit anderen Worten, die Leute stehen einfach zu stabil, mit viel zu großer Belastung auf den Füßen. Ich würde zu den schon angesprochenen Techniken und Übungen auch Dinge machen und zeigen, die einem klar machen, wie wichtig es ist, den Körperschwerpunkt immer zentral zu halten, damit man immer eine gleichmäßige Belastung auf beiden Füßen hat. So kann ich ganz schnell agieren, reagieren, indem ich den Schwerpunkt nur ganz gering und somit sehr schnell verlagern kann. Oftmals wird der Körperschwerpunkt zu weit oder zu stark verändert, sodass die Belastung immer nur primär auf einem Fuß ist.

Bsp. (nur eines von vielen): "Walzerschritt" (Konter und Kombination: Okuri-ashi-barai/Okuri-ashi-barai)
Uke und Tori stehen sich gegenüber und greifen ganz normal, kein zu großer Abstand. Beide beginnen gleichmäßig zu pendeln, hin und her, wie beim Erlernen des Walzers - 1-2-3 humtata.
Aus dieser Bewegung heraus wirft Tori den o.g. Wurf. Beim zweiten Mal steig Uke einfach über, Tori macht weiter den Walzerschritt (Uke muss dadurch mit, wenn er nicht aus dem Gleichgewicht geraten will) und Tori wirft in dieser Gegenbewegung Okuri-ashi-barai links als Kombination (mit Rechtsgriff / vice versa). Beim dritten Mal muss Uke versuchen, seinen Körperschwerpunkt so zentral zu halten, dass Tori nicht werfen kann und somit kann Uke bei der Gegenbewegung O-a-b werfen (Konter). Wichtig dabei ist, dass das Seitwärtspendeln stets beibehalten wird und weder schneller noch langsamer wird.
Gruß
Jochen
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Ronin
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Re: "schnellere Füsse"

Beitrag von Ronin »

so an der Gonosen-no-kata sind wir jetzt dran (auch wenn wir sämtliche zeremoniellen Dinge weglassen).
Das läuft eigentlich ganz gut, zumal ich da noch sehr viel zu Fußwürfen und Kontern (vor allem Antizipation) gleich mit vermitteln kann. Bisher macht es noch allen Spaß und es bringt jetzt schon ne ganze Menge für die Fußwürfe, die schnellen Füsse werden sich dann logischerweise erst mit der Zeit einstellen....

Interessanterweise fällt mir (wie bei jeder kata eigentlich) wieder mal auf, dass es ganz gut ist, die Grundformen zu trainieren (gerade unsere hi-sofisticated Wettkämpfer tun das zu wenig) um zu Effizienz zu kommen. Gestern haben wir uns mit Hiza-Guruma geg. Hiza-Guruma befasst - da tun sich Abgründe auf, wo überall Energie verschwendet wird...

Gibt es eigentlich irgendwo taugliches Video-Material zu Kata in der Kawaishi Version? Ich habe bisher nur die "DJB Version".
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