tutor! hat geschrieben:Außerdem: schau doch einmal genau hin: er blockt sogar noch den Schlag, anstatt diesen weiterzuführen.
Hmm, da siehst Du einen Block? Für mich sieht es ziemlich flüssig aus...
tutor! hat geschrieben:(BTW: bei Tsuri-komi-goshi hat er ja dasselbe Problem mit dem fehlenden Kuzushi (https://www.youtube.com/watch?v=46veLgI ... e&t=15m17s).
Hier mal noch ein paar weitere T-K-G: https://www.youtube.com/watch?v=1eir0M1N40Q
Also ich kenne es in der Nage-No-Kata so. daß Uke einen (mittlerweile schon im Vorfeld "antizipierten")
Hüftwurf-Ansatz blockt, sich dazu sogar fast nach hinten lehnt, Tori deshalb T-K-G macht, d.h. mit seinem Schwerpunkt tiefer rutscht usw...
D.h. eigentlich ist da zu Beginn der Eindrehbewegung erstmal überhaupt kein Kuzushi nach vorn ...
tutor! hat geschrieben:Für mich ist Deine Meinung/Haltung ein Beispiel dafür, dass man sich durch eine Person - ein höchstgraduierter Japaner, der obendrein nur im Hintergrund steht - blenden lässt. Auf diese Weise ist schon viel Mumpitz in die Judowelt getragen worden....
Wenn es nur einer wäre, aber mittlerweile
haben wir ja nun schon einige Beispiele zusammengetragen... :-/
tutor! hat geschrieben:Außerdem: schau doch einmal genau hin: er blockt sogar noch den Schlag, anstatt diesen weiterzuführen.
Hmm, da siehst Du einen Block? Für mich sieht es ziemlich flüssig aus...
Sogar sehr eindeutig - ist mir aber auch erst beim erneuten Hinschauen aufgefallen, weil ich sehen wollte, wie schnell der Angriff kommt.
Fritz hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:(BTW: bei Tsuri-komi-goshi hat er ja dasselbe Problem mit dem fehlenden Kuzushi (https://www.youtube.com/watch?v=46veLgI ... e&t=15m17s).
Hier mal noch ein paar weitere T-K-G: https://www.youtube.com/watch?v=1eir0M1N40Q
Also ich kenne es in der Nage-No-Kata so. daß Uke einen (mittlerweile schon im Vorfeld "antizipierten")
Hüftwurf-Ansatz blockt, sich dazu sogar fast nach hinten lehnt, Tori deshalb T-K-G macht, d.h. mit seinem Schwerpunkt tiefer rutscht usw...
D.h. eigentlich ist da zu Beginn der Eindrehbewegung erstmal überhaupt kein Kuzushi nach vorn ...
Er macht noch die "alte" Form, bei der ein hoher Hüftwurf tatsächlich angesetzt und geblockt wurde. Heutzutage - also schon seit ein paar Jahrzehnten - wird es so gemacht, dass Ukes Block von Tori durch einen Zug und eine Finte mit der Hüfte provoziert wird. Während des Eindrehens erfolgt dann das Kuzushi.
Aber egal welche Form von Tsuri-komi-goshi man macht: man darf keinen halben oder ganzen Meter nach hinten laufen müssen, um noch werfen zu können.
Man kann es drehen und wenden wie man will: diese Kata ist voller technischer Schwächen - und damit meine ich nicht kleine Wackler, die niemanden interessieren.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Ich habe mir gerade eben noch einmal die Aufzeichnungen verschiedener Seminare angeschaut, bei denen deutlich wird, worauf es bei den einzelnen Aktionen ankommt.
https://www.youtube.com/watch?v=Okc3pGZamDY
(Bitte berücksichtigen, dass gleich zu Beginn ein anderer Uke eingesprungen ist, der noch nie zuvor mit dem Tori gemacht hat. Außerdem macht da ein Japaner mit einem Belgier, während ein anderer Japaner auf englisch erklärt....)
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Meine lange Antwort ist irgendwie weg, daher ganz kurz.
Wenn ich einen länglichen Körper um einen mittigen Punkt drehen will, sorgt eine Kraft im oberen Bereich und eine im unteren Bereich für mehr Moment als nur eine Kraft im oberen Bereich.
Ist ein nach vorn laufen besser als nach hinten laufen? Wenn ja, wieso?
caesar hat geschrieben:Wenn ich einen länglichen Körper um einen mittigen Punkt drehen will, sorgt eine Kraft im oberen Bereich und eine im unteren Bereich für mehr Moment als nur eine Kraft im oberen Bereich.
Unter bestimmten Voraussetzungen - gleiche Hebellänge und entsprechende Richtungen - ja.
caesar hat geschrieben:Ist ein nach vorn laufen besser als nach hinten laufen? Wenn ja, wieso?
Meinst Du das Zurücklaufen bei Seoi-nage und Tsuri-komi-goshi in der Nage-no-Kata von Mifunes Schüler?
Falls ja, dann s.u., falls nein, kannst Du Deine Frage ein wenig präzisieren?
Ich möchte allerdings betonen, dass ich überhaupt kein Interesse daran habe, individuelle Fähigkeiten oder Fertigkeiten in Frage zu stellen. Wenn aber bestimmte Bewegungsabläufe, nur weil sie von Judoka mit hoher Reputation auf Film gebannt sind, zum Vorbild genommen werden - sozusagen als möglichst zu kopierende "Gold-Master-Ausführung" - und dann gleichzeitig krampfhaft nach biomechanischen Begründungen gesucht wird - dann ist das genau das, was der heutigen Vermittlung von Kata immer wieder unterstellt wird (teilweise, aber eben nur teilweise, mit Recht).
Nun der Reihe nach - ich muss allerdings etwas ausholen, komme aber weiter unten auf den Punkt.
Bei einer Wurftechnik, bei der Uke nach vorne geworfen wird und mehr oder weniger auf dem Rücken landen soll, muss ein Drehmoment um eine horizontale Achse erzeugt werden. Wenn alle Richtungen stimmen, errechnet sich der Betrag des Drehmoments aus dem Betrag der angreifenden Kraft und der Hebellänge. Je länger der Hebel, umso größer das Drehmoment. Bei einem zweiseitigen Hebel addieren sich die angreifenden Kräfte, sofern die Richtungen ideal sind.
Soll Uke in eine Vorwärtsrotation versetzt werden, müssen neben der Massenträgheit noch weitere Widerstände überwunden werden. Der wichtigste Widerstand ist die Reibung zwischen Ukes Füßen und der Matte. Die Reibung hängt u.a. von der auf die Matte wirkenden Gewichtskraft ab. Diese befindet sich im Maximum, wenn Uke aufrecht steht.
Will man gegen einen aufrecht stehenden Uke ein Drehmoment nach vorne erzeugen, macht man sich diesen Umstand der (nahezu) fixierten Füße zunutze, denn die Füße dienen als Drehpunkt/Drehachse, wodurch sich ein maximal langer Hebel und somit ein maximal mögliches Drehmoment ergibt. Dies ist ein nahezu durchgängiges Prinzip in der Nage-no-Kata und gilt lediglich bei solchen Techniken nicht, bei denen ein sich bewegender Fuß / ein sich bewegendes Bein angegriffen wird (Okuri-ashi-harai und Uchi-mata).
Bei einigen Techniken der Nage-no-Kata stellt Tori keinen weiteren Körperkontakt her, sodass es bei diesem einen langen Hebel bleibt (z.B. Uki-otoshi, Uki-waza), bei den meisten anderen Techniken wird jedoch nach dem initialen Gleichgewichtsbruch noch Kontakt mit anderen Körperteilen hergestellt und somit die Drehachse von Uke im Bewegungsverlauf verschoben.
Bei einigen dieser Techniken - exemplarisch bei Harai-goshi - wirkt in der zweiten Phase durch den Schwungbeineinsatz ein zweiseitiger Hebel, der Ukes Beine nach hinten und seinen Oberkörper nach vorne dreht. Jetzt aber Achtung. Hätte Uke in diesem Fall noch einen (festen) Stand, also eine hohe Reibung zwischen Füßen und Matte, würde Toris Schwungbein Ukes Oberschenkel/Hüfte nach hinten drücken während die Füße stehen bleiben und damit ein Drehmoment in die falsche Richtung erzeugen . In diesem Fall müsste Tori Ukes Oberkörper sehr stark nach vorne ziehen, um in der Summe noch ein Drehmoment nach vorne zustande zu bringen.
Letztendlich bedeutet dies, dass der Drehimpuls durch den Schwungbeineinsatz erst erfolgen darf, wenn Ukes Füße idealerweise die Matte verlassen haben und dieser Schwungbeineinsatz nicht gerade nach hinten, sondern nach hinten-oben wirkt. Der Schwungbeineinsatz erfolgt also erst, wenn Uke ausreichend nach vorne gekippt - also aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist.
Analog verhält es sich bei Seoi-nage und bei Tsuri-komi-goshi. Durch das Aufladen - manche sagen dazu auch "ausheben" oder auch "aushebeln", wird die Reibung zwischen Ukes Füßen und der Matte minimiert. Uke kippt in einer ersten Phase auf Toris Hüfte, was voraussetzt, dass Toris Hüfte tiefer ist als Ukes Schwerpunkt. Es wird ferner Kontakt hergestellt, was Adhäsionskrafte zwischen Toris Rücken und Ukes Bauch (genauer: zwischen den beiden Judogi) bewirkt. Sobald Ukes Körper weit genug auf Tori aufgekippt ist, kann Tori seine Beine strecken, was a) Uke von den Füßen holt und b) einen zweiseitigen Hebel für ein Drehmoment nach vorne entstehen lässt.
Was bedeutet nun "weit genug aufgekippt" (bei Eindrehtechniken).
Sobald Ukes Füße die Matte verlassen, verändert sich die Gleichgewichtssituation erheblich. Toris Füße müssen nun nicht mehr allein dessen Gewicht tragen, sondern für den Moment bis zum Abwurf auch Ukes Gewicht. Fasst man beide Körper zusammen, gab es vorher eine große Unterstützungsfläche, die durch vier Füße geblidet wurde. Sobald Ukes Füße die Matte verlassen haben, schrumpft die Unterstützungsfläche dramatisch und besteht nur noch aus Toris Füßen. Wichtig ist in dieser Situation, dass der gemeinsame Schwerpunkt von Tori und Uke nicht hinter Toris Fersen gerät, da Tori dann nach hinten kippen würde und nicht mehr kontrolliert nach vorne werfen kann.
Ist der gemeinsame Schwerpunkt vor Toris Füßen, kippt das ganze System dagegen nach vorne, wodurch die Gewichtskraft in Wurfrichtung wirkt. Dies ist an sich ökonomisch und im Techniktraining oft so gewollt. Man sieht es immer wieder in einer Rolle von Tori über Uke. Der tief eingestochene Eingang von Koga - war weiter oben verlinkt - funktioniert übrigens nach diesem Prinzip. Dieses setzt aber voraus, dass im Moment des Abhebens von Uke bereits (mindestens) ein Fuß Toris hinter Ukes Schwerpunkt ist.
Wie ist die Situation nun bei den zweifellos verunglückten Seoi-nage und Tsuri-komi-goshi in der Nage-no-Kata auf dem Mifune-Video?
1.) Tori steht mit seinen Füßen parallel vor Uke (hat also keinen Fuß hinter Ukes Schwerpunkt)
2.) Uke ist im Moment des Kontakts nicht nach vorne gekippt (es wurde also vor dem Kontakt kein Drehmoment erzeugt).
Im Moment des Abhebens von Uke ist der gemeinsame Schwerpunkt von Uke und Tori plötzlich hinter Toris Fersen (leicht an einem Standbild zu erkennen - man muss das Video nur im richtigen Moment einmal anhalten), sodass Tori nach hinten laufen muss, um sein Gleichgewicht halten zu können. Andernfalls würde das ganze System nach hinten kippen und umfallen. Da aber außerdem das dritte Newton´sche Gesetz auch für hochgraduierte Japaner gilt, kann er in der Rückwärtsbewegung - ohne einen Fuß hinter dem Schwerpunkt zu haben - keinen Zug nach vorne entwickeln. Jegliches Ziehen würde in einer Reactio in rückwärtiger Laufrichtung münden und das System noch schneller (um)kippen lassen. Es lässt sich nun einmal in Rückwärtsbewegung nur nach vorne ziehen, wenn ein Kraftansatzpunkt hinter dem Schwerpunkt ist...
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Ich gehe mal aus Zeitgründen nur auf ein paar Sachen ein:
tutor! hat geschrieben:Bei einigen dieser Techniken - exemplarisch bei Harai-goshi - wirkt in der zweiten Phase durch den Schwungbeineinsatz ein zweiseitiger Hebel, der Ukes Beine nach hinten und seinen Oberkörper nach vorne dreht.
Richtig...
tutor! hat geschrieben:Jetzt aber Achtung. Hätte Uke in diesem Fall noch einen (festen) Stand, also eine hohe Reibung zwischen Füßen und Matte, würde Toris Schwungbein Ukes Oberschenkel/Hüfte nach hinten drücken und damit ein Drehmoment in die falsche Richtung erzeugen .
Wenn Uke soweit nach vorn auf das Bein gezogen wurde, daß sein Schwerpunkt über dem eigenen Fuß sich befindet, dann ist die Reibungskraft maximal, wenn wir nur Uke betrachten.
Würde Uke Schwerpunkt darüber hinaus weiter nach vorn gezogen werden, dann würde Uke nach vorn fallen oder einen Schritt machen, um das zu korrigieren.
Dieser Schritt wird aber durch Toris Beinaktion verhindert, soweit paßt das. Befindet sich Ukes Schwerpunkt hinter seinem vornstehenden Bein,
dann gibt es einen Winkel zwischen Ukes Bein und der Matte - ein parallel zur Matte gerichtet Beinaktion von Tori würde damit die Reibungskraft
zwischen Ukes Fuß und Matte extrem erhöhen und den Wurf verunmöglichen. Ich gehe mal davon aus, daß Du das mit "nach hinten drücken" sogar meinst.
Das kann aber etwas kompensiert werden, wenn die Beinaktion von Tori etwas von unten nach oben wirkt - das schreibst Du auch ja dann auch - oder man ändert den
Vektor so, daß die Kraft eben nicht direkt von vorn auf Ukes Bein wirkt, sondern leicht von innen...
tutor! hat geschrieben:In diesem Fall müsste Tori Ukes Oberkörper sehr stark nach vorne ziehen, um in der Summe noch ein Drehmoment nach vorne zustande zu bringen.
Würde nichts nützen rein mechanisch betrachtet, es sei denn, Ukes Bein gibt nach - was man leider auch gelegentlich sieht...
tutor! hat geschrieben:Analog verhält es sich bei Seoi-nage und bei Tsuri-komi-goshi. Durch das Aufladen - manche sagen dazu auch "ausheben" oder auch "aushebeln", wird die Reibung zwischen Ukes Füßen und der Matte minimiert. Uke kippt in einer ersten Phase auf Toris Hüfte, was voraussetzt, dass Toris Hüfte tiefer ist als Ukes Schwerpunkt. Es wird ferner Kontakt hergestellt, was Adhäsionskrafte zwischen Toris Rücken und Ukes Bauch (genauer: zwischen den beiden Judogi) bewirkt. Sobald Ukes Körper weit genug auf Tori aufgekippt ist, kann Tori seine Beine strecken, was a) Uke von den Füßen holt und b) einen zweiseitigen Hebel für ein Drehmoment nach vorne entstehen lässt.
Hier ist die Situation aber doch etwas anders, da ja Uke bestrebt ist, seine Füße auf gleiche Höhe zu bringen (siehe Otaki/Draeger, Stichwort "closing gate effect" oder so ähnlich) bzw. im Gegensatz zu Harai-Goshi er zum Zeitpunkt des Schlages bei S-N / Blockes des Tsuri-Komi-Goshi dies auch in der Regel geschafft hat, da er eben nicht H-G-mäßig von Tori auf das vordere Bein geführt werden kann, weil die Möglichkeit Uke dahin zu führen beim S-N erst am Ende der Eindrehbewegung nach Ergreifen des Schlagarmes und beim T-K-G eigentlich gar nicht besteht...
Damit entfällt der potentielle "Anpress-Effekt", wie oben beim Harai-Goshi beschrieben und der Hüftstoß geht ja sowieso tendenziell nach oben ...
tutor! hat geschrieben:Sehr gut zum Studium dieser Zusammenhänge eignet sich BTW Kata-mawashi aus Ju-no-Kata:
Also ich sehe da einen Tori, der sich selbst in Hohlkreuz stellt, um Ukes Arm irgendwie zu angeln.
Das halte ich persönlich für "deutlich grundfalscher", als ein drehmomentbegünstigendes Durchlaufen beim Seoi-Nage, Tsuri-Komi-Goshi, Kata-Guruma ...
tutor! hat geschrieben:Sobald Ukes Füße die Matte verlassen, verändert sich die Gleichgewichtssituation erheblich. Toris Füße müssen nun nicht mehr allein dessen Gewicht tragen, sondern für den Moment bis zum Abwurf auch Ukes Gewicht
Hier müssen wir allerdings beachten, daß dies nur gilt, wenn (quasi)-statisch gearbeitet wird, sprich Zeitlupe oder abgestoppte Bewegung, wie man es leider
heute ständig beim Kata-Guruma in Nage-no-Kata-Vorführungen sieht.
Oder halt bei einigen Techniken der Ju-no-Kata, wo es ja offensichtlich zur Körperertüchtigung dient, sozusagen als Gymnastik.
Wird mit hinreichend großer u. ununterbrochener Bewegung gearbeitet, muß Tori eigentlich zu keinem Zeitpunkt Ukes volles Gewicht tragen.
Er muß es halt nur geschickt steuern ...
Und das ist auch der ganze "Trick", warum mittels Judotechniken kleine, leichte Leute auch größere u. schwerere werfen können...
tutor! hat geschrieben:Wichtig ist in dieser Situation, dass der gemeinsame Schwerpunkt von Tori und Uke nicht hinter Toris Fersen gerät, da Tori dann nach hinten kippen würde und nicht mehr kontrolliert nach vorne werfen kann.
Auch hier darf man nicht die Bewegungsrichtung der Schwerpunkte aus der Betrachtung
rauslassen ... Bewegt sich Ukes Schwerpunkt und damit der gemeinsame Schwerpunkt noch vorn (von Uke ausgesehen), dann gerät mitnichten Tori nach hinten
aus dem Gleichgewicht...
tutor! hat geschrieben:Andernfalls würde das ganze System nach hinten kippen und umfallen. Da aber außerdem das dritte Newton´sche Gesetz auch für hochgraduierte Japaner gilt, kann er in der Rückwärtsbewegung - ohne einen Fuß hinter dem Schwerpunkt zu haben - keinen Zug nach vorne entwickeln. Jegliches Ziehen würde in einer Reactio in rückwärtiger Laufrichtung münden und das System noch schneller (um)kippen lassen. Es lässt sich nun einmal in Rückwärtsbewegung nur nach vorne ziehen, wenn ein Kraftansatzpunkt hinter dem Schwerpunkt ist...
Nun ja, offensichtlich kippt das System nicht nach hinten um, sondern Uke rotiert nach vorn.
Und so richtig ist ein Mitspringen von Uke da auch nicht erkennbar... Ok der Preis ist, daß Tori sich nach hinten bewegt,
sozusagen eine Art Impulserhaltung...
Ich kann jedenfalls keinen Fehler erkennen, wenn solcherart Physik benutzt wird ...
Deswegen ist doch da - wo es geht und klappt mit der schönen Gleichgewichtsstörung nach vorn (sei es, weil man den Arm von Anfang an gegriffen hat und tüchtig dran ziehen kann, weil Uke mitkommt, oder selbst aktiv nach vorn drängt warum auch immer) diese doch nicht falsch. Nur wenn das nicht so
einfach gelingen mag, wie in der Nage-no-Kata beim Seoi-Nage, Uki-Goshi (wegen den Schlägen u. des resultierenden Distanz- u. Greifproblems) u.
beim Tsuri-Komi-Goshi (wegen aktivem Blocken von Uke), ist es doch gut, wenn es mit dem Durchlaufen eine weitere Methode gibt, Uke doch zu werfen.
Fritz hat geschrieben:(....)Nur wenn das nicht so einfach gelingen mag, wie in der Nage-no-Kata beim Seoi-Nage, Uki-Goshi (wegen den Schlägen u. des resultierenden Distanz- u. Greifproblems) u.
beim Tsuri-Komi-Goshi (wegen aktivem Blocken von Uke), ist es doch gut, wenn es mit dem Durchlaufen eine weitere Methode gibt, Uke doch zu werfen ist es doch gut, wenn es mit dem Durchlaufen eine weitere Methode gibt, Uke doch zu werfen.
Ja, es ist durchaus tröstlich, dass wenn man den Anfang einer Aktion so richtig versemmelt hat (Du scheinst ja mittlerweile zu akzeptieren, dass das Kuzushi misslungen ist), man den Wurf doch noch irgendwie retten kann..... ist zwar alles andere als ideal und funktionell, aber wie gesagt tröstlich.
Das Kuzushi zu studieren ist aber nun einmal DIE zentrale Lehre der Nage-no-Kata, und wenn es nicht gelingen mag, dann muss man einfach weiter üben. Denn Kata dient dazu, sein Judo zu verbessern und nicht dazu, irgendwelchen unfunktionellen Mist zu kultivieren, weil man das, was man lernen soll, nicht hinkriegt....
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Tsuri-otoshi wurde in der Nage-no-kata auch laut Daigo 1906 durch Sumi-gaeshi ersetzt. Daigo schreibt auch, dass die Grundzüge der Technik wohl unklar seien und beschreibt die Technik nur sehr allgemein anhand einiger alter Zitate.
Herzliche Grüße,
kastow
Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
Hier gibt es einen Online-Vortrag aus der EJU-Festival-Reihe zur Geschichte der Nage-no-Kata:
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Danke Kastow. Ich habe mir fast gedacht, dass die Technik heute nicht mehr rekonstruierbar ist.
Im Video des EJU-Festivals finde ich leider keine näheren Infos, aber danke
Tsuri-otoshi wurde in der Nage-no-kata auch laut Daigo 1906 durch Sumi-gaeshi ersetzt. Daigo schreibt auch, dass die Grundzüge der Technik wohl unklar seien und beschreibt die Technik nur sehr allgemein anhand einiger alter Zitate.
, ich meine mich auch an eine Textstelle zu erinnern - dankeschön.
Weißt Du noch wo, in welchem Werk, Du die kurzen Beschreibungen gefunden hast? Band 3?
Tsuri-otoshi wird kurz zusammen mit Sumi-gaeshi behandelt, in der deutschsprachigen Ausgabe also im dritten Band.
Herzliche Grüße,
kastow
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kastow hat geschrieben: ↑14.07.2020, 17:18
Tsuri-otoshi wird kurz zusammen mit Sumi-gaeshi behandelt, in der deutschsprachigen Ausgabe also im dritten Band.
Daigo San hat geschrieben:"Die Grundzüge der Technik sind allerdings unklar. Wie bisher beschrieben, habe ich die Erläuterungen über die Änderungen der Nage no Kata gelesen, jedoch bleiben die Details völlig im Dunkeln."
Ich kann mir schon etwas zusammenreimen, doch es bleibt eine Spekulation, bzw. eine These, eine Hypothese ...
Im Grunde genommen ist es uninteressant, die Nage no kata sollte (in erster Instanz) praktisch studiert werden .
Bei den Sutemi-waza in der Nage-no-kata hebt Tori bei allen Würfen außer Yoko-gake die Hüfte. Für Yoko-gake erschließt sich mir dies.
Allerdings frage ich mich, welchen Effekt das Heben der Hüfte bei Uki-waza hat. Es besteht kein Kontakt mit der Hüfte zu Uke und die Wurfbewegung ist, auf dem Lehrvideo, vollständig ausgeführt, bevor Tori seine Hüfte von der Matte hebt.
Welchen Effekt erzielt Tori, oder möchte Tori erzielen, indem er seine Hüfte abhebt und eine Bogenspannung erzeugt?
Die Hüfthebung leistet keinen aktiven Beitrag zum Wurf. Ein seitliches Aufbrücken nach bereits erfolgtem Wurf macht auch wenig Sinn. Jedoch kommt die Hüfte automatisch hoch, wenn (bei Rechtsausführung) der rechte Arm den Partner sehr lange und weit führt und Tori Sichtkontrolle über Uke beibehalten will.
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Das Problem ist, dass beide Videos nicht wirklich hohen Ansprüchen gerecht werden. Im ersten Video stehen beide zu dicht aneinander und die Interaktion ist "sparsam". Auch arbeitet die rechte Hand nicht bis zum Ende mit Im zweiten Video geht mir alles zu freiwillig. Aber das sind jeweils persönliche Schwächen bei der Ausführung.
Hier ist etwas besser, aber auch noch nicht ideal
Auch hier ist ganz gut. Vor allen kann man in einer Großeinstellung die Arbeit des rechten Arms deutlich sehen sehen
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