Katame-no-Kata - Videoanalyse

Nage-no-Kata, Katame-no-Kata, Gonosen-no-Kata und verwandte Kata
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tutor!
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Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

Ich mache einfach einmal einen Versuch. Schaut Euch doch bitte einmal die beiden Demonstrationen der Katame-no-Kata an. Es sind Platz 1 und 2 beim Weltcup in Paris.

Platz 2 (Italien): http://www.ffjudo.com/Didier/FINALE_KAT ... %20LAN.wmv
Platz 1 (Japan): http://www.ffjudo.com/Didier/FINALE_KAT ... %20LAN.wmv

Was fällt Euch auf? Welche Fragen habt Ihr? Was habt Ihr anders gelernt?

Mit vereinten Kräften werden wir hoffentlich diese Fragen beantworten können. Wenn wir die Katame-no-Kata "durch" haben, könnten wir uns ja eine andere vornehmen und vielleicht sogar als Community so etwas wie Lehrmaterial zusammenstellen.
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

Ich eröffne - bevor mich mich ans Geld verdienen mache - einmal selbst die Debatte mit Anmerkungen zu den Körperhaltungen, Positionen und Platzwechseln und Bewegungsformen der Kata.

Tori nähert sich Uke entweder senkrecht zur Kata-Achse von Ukes Seite her kommend oder Tori kommt auf der Kata-Achse auf Uke zu.

Es lassen sich drei Distanzen zwischen Tori und Uke unterscheiden:
  • die weit entfernte Position, die Tori immer dann einnimmt, wenn er zwischen den Techniken von der Kata-Achse zur senkrechten der Kata-Achse wechseln muss.
  • die nähere Postion, die er stets vor und nach einer Technik einnimmt.
  • die Angriffsposition, in der er konkret Uke angreift, oder Uke angreifen lässt.
Es gibt zwei stabile Standpositionen:
  • das "normale" natürliche Stehen und der
  • einseitige Kniestand mit natürlich abgespreiztem Bein.
Letzteres ist wichtig für die Standfestigkeit!

Tori benutzt drei Formen des Gehens:
  • zwischen den weit entfernten Postionen geht er ganz normal
  • von der weit entfernten zur näheren Postion geht er in Tsugi-ashi-Schritten auf einem Knie (das "Rutschen").
  • von der näheren Postion zur Angriffsposition rutscht er mit abgespreiztem Fuß in die eigentliche Aunsgangspostion der Technik.
Wichtig ist der Anfang und das Ende der "knieenden" Tsugi-ashi-Schritte. Man startet und endet immer im stabilen - also "abgespreiztem" - Stand. Steht Tori also in der weiten Position im natürlichen Stand und kniet sich ab, spreizt er sein rechtes Bein zur Seite ab, um in den stabilen Kniestand zu kommen.

Danach zieht er seinen rechten Fuß wieder an das linke Knie heran und nähert sich Uke mit zwei tsugi-ashi-Schritten. In der nahen Distanz, aber noch nicht in der (für ihn "gefährlichen") Angriffsdistanz, bleibt er stehen und begibt sich wieder in den stabilen Stand mit abgespreiztem rechtem Fuß. Während dieser Tsugi-ashi Schritte ist sein Blick geradeaus über Uke gerichtet - er beobachtet "das Ganze"!

Nun ist er bereit für die Technik. Dazu senkt er seinen Blick auf Uke und rutscht in die Angriffsposition. Dabei zieht er seinen rechten Fuß nicht mehr zu seinem Knie heran, weil er sich dadurch in eine instabile Standpostion begeben würde! Er überbrückt stattdessen diese kurze Distanz mit einem kleinen "Rutscher" gerade nach vorne mit rechtem Fuß und linkem Knie.

Nach Abschluss der Technik begibt sich Tori wieder in den stabilen Kniestand in naher Distanz und schaut wieder über Uke hinweg. Je nachdem ob nun ein Wechseln der Angriffsrichtung erfolgt, senkt er seinen Blick wieder auf Uke und rutscht für die nächste Technik in Angriffsposition oder der macht zwei Tsugi-ashi-Schritte nach hinten um die Angriffsrichtung zu wechseln.

Der am häufigsten zu beobachtende Fehler ist, dass Tori den letzten Schritt auf Uke - den von der nachen Distanz auf Angriffsdistanz nicht mit abgespreiztem Bein macht, sondern seinen Fuß wie zuvor an das Knie heranführt und einen halben tsugi-ashi-Schritt macht.

Das ist kein Schönheitsfehler, sondern ein kapitaler Bock! Tori darf sich niemals in einer instabilen Standpostion/Körperhaltung Uke in Angriffsdistanz annähern.

Das Öffnen und Schließen der Beine im Kniestand ist auch keine "Eröffnung" oder ähnliches. Die Kata kennt nur einen "Eröffnungsschritt" ganz am Anfang und das Umgekehrte am Ende.

Das Öffnen und Schließen ist der Übergang von der stabilen, natürlichen Standpostion in den stabilen Kniestand (und umgekehrt) und der Übergang von vom stabilen Kniestand in das knieende Tsugi-ashi und wieder zurück.

Ich habe bewusst darauf verzichtet, die japanischen Bezeichnungen für die Positionen zu verwenden, weil ich der Meinung bin, dass es mit deutschen Begriffen verständlicher ist.

Fragen willkommen!
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Fritz
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von Fritz »

Fragen willkommen!
Würdest Du bitte die japanischen Bezeichnungen für die Positionen mit angeben?
Kannst Du gerne auch ins "Begriffe"-Unterforum reinstellen. Wäre auch gut,
wenn die Kanji mit angegeben werden...
Was fällt Euch auf? Welche Fragen habt Ihr? Was habt Ihr anders gelernt?
Läßt man beide Videos nebeneinander laufen, dann fallen mir auf den ersten Blick
Unterschiede in der Fußhaltung bei einigen Techniken auf.
Und es fällt mir auf, daß beide Paare dieselben Befreiungsaktionen
bei den Festhalten zeigen... verblüffend...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Würdest Du bitte die japanischen Bezeichnungen für die Positionen mit angeben?
Mach ich später, wenn ich zur Sicherheit in meine Bücher schauen kann.
Fritz hat geschrieben:Läßt man beide Videos nebeneinander laufen, dann fallen mir auf den ersten Blick
Unterschiede in der Fußhaltung bei einigen Techniken auf.
Und es fällt mir auf, daß beide Paare dieselben Befreiungsaktionen
bei den Festhalten zeigen... verblüffend...
Wenn Du glaubst, dass es relevant sein könnte, beschreibe bitte die Unterschiede, so dass wir das ergründen können.

UPDATE: ich habe mir daraufhin die Haltegriffe einmal parallel angeschaut. Ist ist deutlich zu sehen, dass der Japaner eine effektivere Beinarbeit hat - er baut die breitere Stützfläche auf, während der Italiener dazu tendiert, sich auf die ausgestreckten Füße "zu setzen".

Dass sie dieselben Befreiungen zeigen, ist nicht weiter verwunderlich. Es gilt klar: es sollen mindestens drei logisch aufeinander aufbauende Befreiungen gemacht werden. Welche, bleibt Uke überlassen. Du hattest es selbst kürzlich geschrieben.

Katame-no-Kata als Trainingsform für Halten und Befreien würde ich so druchführen lassen, dass sich Uke innerhalb einer Zeitvorgabe ohne irgendwelche Vorgaben befreien muss (z.B. 15 Sekunden oder länger).

Katame-no-Kata als Demonstrationsform würde ich so machen (lassen), dass repräsentative Befreiungen vorkommen.

Katame-no-Kata im Wettkampf würde ich so machen (lassen), dass die Wertungsrichter die ihnen vertrauten Aktionen wiederfinden.

Abgesehen davon sind das die Befreiungen die derzeit von den Kodokan-Lehrern unterrichtet werden, wobei wir bei dem Thema Kodokan-Standard sind: Das, was im Kodokan als Standard unterrichtet wird, ist stets nur ein Beispiel, wie man die Kata machen kann. Abweichungen sind in Grenzen möglich - wie eben hier andere Befreiungsversuche. Aber Du wirst kaum einen Kodokan-Sensei finden, der andere Befreiungen zeigt als die empfohlenen - jedenfalls keinen aus der jüngeren Generation.
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Repräsentativ und vertraut

Beitrag von HBt »

Tutor! hat geschrieben:Katame-no-Kata als Demonstrationsform würde ich so machen (lassen), dass repräsentative Befreiungen vorkommen. (..) im Wettkampf würde ich so machen (lassen), dass die Wertungsrichter die ihnen vertrauten Aktionen wiederfinden.
Das ist der Schlüssel zur erfolgreichen Darstellung, zwangsläufig eine einstudierte Nummer - damit müssen wir uns abfinden und zufrieden sein?!

Ich nehme an, wir sind uns in einem Punkt alle einig, im Training sollte man sich auf gar keinen Fall limitieren lassen und sich auch keinen Illusionen hingeben. Als Beispiel möchte ich nur auf die erste (mittlerweile) standardisierte (weil es eben alle tun) Befreiungsaktion* hinweisen: Uke greift mit links quer über Toris linken Arm und versucht durch Kraft diesen ... plus Diagonalbrücke ...
Probiert es im Randori aus, ist diese Methode tatsächlich funktional und vielversprechend, also ein typischer Repräsentant?

Eben die Vertrautheit, dass Nichtüberfordern der Wertungsrichter ist ein besonderer Teil der Krux.



*Es finden sich weitere Beispiele für Aktionen die mit einem Fragezeichen gekennzeichnet werden könnten, zB. Yokoshihogatame: warum greift Uke, bzw. legt seine linke Hand auf Toris linke Halsseite und macht damit rein gar nichts? Merkwürdig, aber hübsch, mir gefallen die Japaner.
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von Reaktivator »

Fritz hat geschrieben:Würdest Du bitte die japanischen Bezeichnungen für die Positionen mit angeben?
Kannst Du gerne auch ins "Begriffe"-Unterforum reinstellen. Wäre auch gut,
wenn die Kanji mit angegeben werden...
Ich habe eben zu den japanischen Bezeichnungen für die Positionen einen neuen Faden im "Begriffe"-Unterforum eröffnet - mit Angabe der Kanji:
http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 064#p41064
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Re: Repräsentativ und vertraut

Beitrag von tutor! »

HBt hat geschrieben:Das ist der Schlüssel zur erfolgreichen Darstellung, zwangsläufig eine einstudierte Nummer - damit müssen wir uns abfinden und zufrieden sein?!
Wenn wir erfolgreich darstellen wollen ja, denn dazu braucht es eine Choreographie - wenn wir erfolgreich trainieren wollen - nicht unbedingt. Dabei fällt mir dann Shu-ha-ri ein....
HBt hat geschrieben:Als Beispiel möchte ich nur auf die erste (mittlerweile) standardisierte (weil es eben alle tun) Befreiungsaktion hinweisen: Uke greift mit links quer über Toris linken Arm und versucht durch Kraft diesen ... plus Diagonalbrücke ...
Es geht vor allem darum, dass Tori demonstriert, wie er die Technik gegen unterschiedliche Befreiungsmöglichkeiten durchführt.

Die erste Aktion ist ein zu Tori hindrehen von Uke mit dem Versuch seinen Arm herauszuziehen und sich auf den Bauch zu drehen. Dabei schiebt er mit seinem linken Arm Tori nach hinten rechts (von Tori aus gesehen). Dieses Schieben vermisse ich bei den Japanern. Bei den Italienern ist es etwas besser, aber Tori ist zu früh mit seinen Füßen Richtung Uke, so dass die Wirkung ausbleibt.

Tori reagiert darauf, indem er mit seinem Oberkörper Uke wieder in Rückenlage zurückschiebt und den Oberkörper nach vorne neigt.

Ukes zweite Befreiungsaktion muss also diesem Druck von Tori nachgeben und versuchen den Druck auszunutzen.

Dazu müsste er (stärker als es die beiden tun), die Körperlängsachsen parallel bringen um Tori über sich ziehen zu können. Die einzige Chance aus der Armposition, die ja aus der vorigen Befreiung resultiert, zu entwickeln, ist ein Greifen des eigenen eingeklemmten Arms mit dem Versuch einer Hebelwirkung gegen Toris linken Ellbogen. Dies ist durchaus eine Option!

Tori macht es zunichte, indem er seine Beinposition wechselt und Ukes linken Arm nicht an seinen Ellbogen lässt.

Uke versucht nun, die entstandende Lücke unter Toris Körper zu nutzen und sein Knie unter Trois Körper zu schieben, damit er entweder ein Bein klammern, oder - da er unter Toris Schwerpunkt ist - eine Befreiung durch die Brücke machen kann.

Tori bringt sein Bein aus dem Gerfahrenbereich, indem er wieder in die ursprüngliche Beinhaltung zurückwechselt. Daher scheitert auch Ukes letzter Versuch einer Befreiung durch die Brücke. den Tori erneut durch Versetzen seinen Fußes abfangen kann, wobei ich persönlich in der Situation einfach Ukes Schulter mit meiner rechten Hand anheben und die Beine so lassen würde wie sie sind.

Wichtig ist die Unterschiedlichkeit der Befreiungsversuche. Uke hat einen freien linken Arm und demonstriert, dass er diesen sowohl vor Toris Körper als auch hinter/auf dessen Rücken für seine Befreiiungsversuche einsetzt. Tori demonstriert seinerseits, wie er vor allem durch Positionwechsel und Gewichtsverlagerung auf die Befreiungsversuche reagiert.

Den Auftakt würde ich mir aber von beiden etwas deutlicher wünschen!
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Das macht sie so wertvoll

Beitrag von HBt »

Es geht vor allem darum, dass Tori demonstriert, wie er die Technik gegen unterschiedliche Befreiungsmöglichkeiten durchführt.
@Tutor!, eigentlich darf ich Dir ja nicht mehr zustimmen, siehe Forumregelwerk, aber Dein letzter Beitrag macht sehr deutlich, was die Katame no kata sein könnte und ist: ein Spiel mit der vollen Bandbreite des Judo, man sieht allerdings nur einen winzigen Teil und stellt nur diesen dar.
Es ist schade, wenn sich jetzt alle Paare nur noch auf die (nur exemplarisch vorgeschlagenen) Einen Aktionen beschränken. Vielfalt ist bestimmt spannender und sinnvoller. :D
tutor!
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

Schauen wir uns einmal an, wie die Kata normalerweise auf Lehrgängen vermittelt wird. Stehen wirklich die Inhalte im Mittelpunkt?

Wir haben weiter oben zufälliger Weise die erste Technik genauer analysiert. Wie sollte also der Beginn eines Kata-Trainings aussehen?

Ich meine, als erstes sollten diese Befreiungen geübt werden. Jede für sich und anschließend die Gegenmaßnahmen von Tori. Sind die Befreiungen und die Gegenmaßnahmen bekannt/gekonnt, werden sie miteinander verbunden.

Erst danach macht es doch Sinn, den speziellen Eingang - mit Zurechtlegen des Arms usw. - zu lernen.

Und erst wenn man alle Techniken einer Gruppe kann - also alle Befreiungen, Gegenmaßnahmen und Verbindungen zu allen fünf Haltegriffen, macht es Sinn, diese zu einer Gesamtdemonstration zu verbinden.

Aber wie sieht die Realität aus?

Es beginnt mit dem Aufmarsch auf die Matte, dem Angrüßen, dem Rutschen von Uke in seine Position, dem Wechseln von Tori auf die Senkrechte, seinem Heranrutschen an Uke mit allem, was dazu gehört. Wenn er endlich angekommen ist, muss er den Arm zur Seite legen und darf kunstvoll den Haltegriff ansetzen.....

Irgendeiner zäumt das Pferd von hinten auf, oder?
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Ein deutlicher Aufschrei

Beitrag von HBt »

...geht hoffentlich bald durch die Gemeinde :danke
katana
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von katana »

Bezgl. der Aktionen von Uke und Tori wurde beim Kodokan Kata Sommer Seminar 2009 in Japan auf Nachfrage folgendes klargestellt:
wörtliches Zitat: "Uke kind of escape is mentioned, but Tori reaction is not mentioned, so there are many ways."
Was deutlich macht, daß für die Befreiungsaktionen bestimmte Techniken und Abfolgen gelehrt werden,
während die Reaktionen von Tori frei wählbar sind.
Wer sich intensiv mit der Katame No Kata beschäftigt (praktisch!!!), wird feststellen, daß diese Befreiungsaktionen in der "aktuell" vom Kodokan gelehrten Reihenfolge nicht nur logisch sind, sondern auch
im Randori und Wettkampf funktionieren.
Eine automatisierte Dreierabfolge (eben Kata-mäßiger Drill) von "nur" 3 Standardtechniken reicht also
zumindest fürs Gröbste aus , um sich aus den gegebenen Haltegriffen zu befreien. Zudem sind die Prinzipien und Techniken auch universal für andere Halte-Technik anwendbar, wenn man den roten Faden mal erkannt hat.
Daß unsere "Finalisten" der Deutschen Katameisterschaft sehr weit von realer Funktionalität entfernt sind,
wird jedem klar, der dies praktisch und effektiv ausprobiert hat und (auch nur dann) die sinnlosen kosmetischen Bewegungen von echten effektiven Aktionen unterscheiden kann.
tutor!
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:Bezgl. der Aktionen von Uke und Tori wurde beim Kodokan Kata Sommer Seminar 2009 in Japan auf Nachfrage folgendes klargestellt:
wörtliches Zitat: "Uke kind of escape is mentioned, but Tori reaction is not mentioned, so there are many ways."
Was deutlich macht, daß für die Befreiungsaktionen bestimmte Techniken und Abfolgen gelehrt werden,
während die Reaktionen von Tori frei wählbar sind.
Es wird wohl 2008 gewesen sein, wo nur 8 Deutsche anwesend waren? Und die Frage ist natürlich, wem wurde das von wem auf Nachfrage mitgeteilt. So, wie Du es schreibst, ist es sachlich jedenfalls nicht korrekt. Auch die Befreiungen Ukes bauen auf den vorigen Aktionen Toris auf. Es ist daher unmöglich, außer allenfalls der ersten Befreiungsaktion die Aktionen Ukes festzulegen und die Toris offen zu lassen. "Mention" heißt übrigens auch "erwähnen" oder "anführen", nicht festlegen oder bestimmen. Ich vermute, dass es sich um eine Erwähnung der Aktionen im "Kodokan Textbook" zur Katame-no-Kata handelt. Wenn die Befreiungen dort erwähnt sind, heißt das nicht, dass sie auch festgelegt sind. Ich kann das aber gerne nachprüfen (lassen).
katana hat geschrieben:Wer sich intensiv mit der Katame No Kata beschäftigt (praktisch!!!), wird feststellen, daß diese Befreiungsaktionen in der "aktuell" vom Kodokan gelehrten Reihenfolge nicht nur logisch sind, sondern auch im Randori und Wettkampf funktionieren.
In dem Punkt stimmen wir wieder ganz schnell überein... aber bitte fein unterscheiden: verbindlich festlegen ist etwas anderes als sich für eine Variante entscheiden und diese dann vermitteln. Genau das tut der Kodokan. Viele Leute verwechseln aber die unterrichtete Variante leider immer wieder mit einer verbindlichen Festlegung und wenn ein anderer Kodokan-Lehrer ein Detail etwas anders unterrichtet, gilt bei vielen Experten die Kata als geändert....
katana hat geschrieben:Daß unsere "Finalisten" der Deutschen Katameisterschaft sehr weit von realer Funktionalität entfernt sind, wird jedem klar, der dies praktisch und effektiv ausprobiert hat und (auch nur dann) die sinnlosen kosmetischen Bewegungen von echten effektiven Aktionen unterscheiden kann.
Das gilt zumindest für zwei der Finalisten nicht, denn wenn man mit denen einmal tatsächlich trainiert hat und die Kata mehrfach aus kurzer Entfernung gesehen hat, dann merkt man sehr wohl, dass diese Paare sehr effektive Techniken machen.
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von katana »

Sorry, muß natürlich 2008 heißen.
tutor! hat geschrieben:....wo nur 8 Deutsche anwesend waren? Und die Frage ist natürlich, wem wurde das von wem auf Nachfrage mitgeteilt.
Antwort: Was tut denn das zur Sache ?
Ich habe ein Video von einem europäischem Kata-Kollegen bekommen, wo dies dokumentiert ist.
Wenn da 8 Deutsche waren, frage ich mich, wieso so etwas an unseren "Kata-Größen" spurlos vorübergeht!? Dieser Teil wurde äußerst genau behandelt.
Wenn die Namen für dich wichtig sind, frag doch einen dieser Kollegen,
wie der Herr mit dem rot-weißen Gürtel hieß, der dies erklärt hat, und wer sein
japanischer Begleiter war, der es übersetzt hat. Für mich spielt das keine Rolle.
tutor! hat geschrieben:So, wie Du es schreibst, ist es sachlich jedenfalls nicht korrekt. Auch die Befreiungen Ukes bauen auf den vorigen Aktionen Toris auf. Es ist daher unmöglich, außer allenfalls der ersten Befreiungsaktion die Aktionen Ukes festzulegen und die Toris offen zu lassen. "Mention" heißt übrigens auch "erwähnen" oder "anführen", nicht festlegen oder bestimmen.
Antwort:
Ich habe keine Übersetzung zu "mention" abgegeben, vielleicht bist du etwas voreingenommen. Hast du übrigens Quellenangaben zu deiner Übersetzung?
(nur ein Scherz)
Was die Aktionsfolgen betrifft, so ist Toris Reaktion durch die Aktion von Uke (Praxis!!!) sehr eingeschränkt. Reagiert er anders, ist Uke weg. deshalb "schafft"
auch Uke, durch die provozierte Reaktion von Tori ("sinnvoller Zusammenhang")
die Basis für die nächste Technik(Befreiung). Man kann auch sagen Kombination.
Genau deshalb soll Tori ja Ukes Aktionen vorausahnen und ihm "zuvorkommen".
Sonst ist Uke ganz einfach und platt gesagt weg ! (Praxis!!!)

Dass es diese Reihenfolge deiner Meinung nach nicht gibt, wird durch die aktuellen
Ausführungen auf den internationalen Meisterschaften klar widerlegt.
Die Realität gibt mir Recht. (Seltsam, dass die Italiener und Spanier das auf den
Lehrgängen immer mitkriegen!?)
tutor! hat geschrieben:.....Das gilt zumindest für zwei der Finalisten nicht, denn wenn man mit denen einmal tatsächlich trainiert hat und die Kata mehrfach aus kurzer Entfernung gesehen hat, dann merkt man sehr wohl, dass diese Paare sehr effektive Techniken machen.
Antwort:
Ich weiß leider nicht auf welche Paare du dich beziehst,
daher kann ich dazu nichts sagen.

Mit freundlicher Ironie
katana
Zuletzt geändert von Fritz am 09.03.2009, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitate gemäß üblicher Forumsnotation gekennzeichnet
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von Reaktivator »

Ich meine zwar, daß wir das Thema schon einmal hatten:

Aber während im Sommer 2008 offensichtlich 8 Deutsche am Kodokan waren, war zur gleichen Zeit ein hochgraduierter Kodokan-Lehrer bei weit mehr als 80 Deutschen in Deutschland (Oder waren es sogar mehr als 180 oder gar 280 Deutsche? Nämlich rund 200 in Hessen und noch einmal rund 100 in Nordrhein-Westfalen).

Ich weiß nicht, ob die 8 Deutschen in Japan tatsächlich das o.a. Zitat so gehört haben - aber die 280 Deutschen hier in Deutschland haben aus dem Mund des Kodokan-Lehrers genau das gehört, was "tutor!" schreibt - und was auch in dem offiziellen Kodokan-Buch ("Kodokan-Judo") steht: "zum Beispiel" heißt, daß die Befreiungen eben nicht festgelegt sind, sondern das nur Beispiele gezeigt werden...

Und was lernen wir daraus:
Für wenig Geld in der Heimat bleiben und dort an Lehrgängen teilnehmen kann sinnvoller sein, als für viel Geld in die Ferne zu fahren und dann dort evtl. die Hälfte nicht richtig mitzubekommen.... ;-)
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:....wo nur 8 Deutsche anwesend waren? Und die Frage ist natürlich, wem wurde das von wem auf Nachfrage mitgeteilt.
Antwort: Was tut denn das zur Sache ?
Ich habe ein Video von einem europäischem Kata-Kollegen bekommen, wo dies dokumentiert ist.
Wenn da 8 Deutsche waren, frage ich mich, wieso so etwas an unseren "Kata-Größen" spurlos vorübergeht!? Dieser Teil wurde äußerst genau behandelt.
Es ging mir um die Verlässlichkeit der Quelle. Wenn Du sagst, dass dies jemand so auf Video festgehalten und Dir gegeben hat, habe ich keinen Grund das zu bezweifeln. Außerdem steht es ja nicht im Widerspruch zu meinen Aussagen. Zu den Deutschen: Anwesend waren gerade jene "Kata-Größen".... aber um fair zu sein: in diesem Punkt gibt es keine wirklichen Probleme bei/mit diesen "Größen".
katana hat geschrieben:Dass es diese Reihenfolge deiner Meinung nach nicht gibt, wird durch die aktuellen Ausführungen auf den internationalen Meisterschaften klar widerlegt. Die Realität gibt mir Recht. (Seltsam, dass die Italiener und Spanier das auf den Lehrgängen immer mitkriegen!?)
Der Punkt ist doch: was ist in der Tat (starr) festgelegt und was machen die Leute? Es gilt ganz einfach: obwohl es nicht starr festgelegt ist, gibt es einen de-facto-Standard, an dem sich die Spanier und Italiener orientieren. Und wenn ich die Kata unterrichten würde, oder wenn ich an den Meisterschaften teilnehmen würde, würde ich mich ebenfalls daran halten - zum Glück gehen beide Kelche aber stets an mir vorüber. Allein aus der Tatsache, dass etwas sehr weit verbreitet ist, kann man aber nicht schließen, dass es nicht anders ebenfalls möglich sei.
katana hat geschrieben: Ich weiß leider nicht auf welche Paare du dich beziehst,
daher kann ich dazu nichts sagen.

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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von katana »

Reaktivator hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob die 8 Deutschen in Japan tatsächlich das o.a. Zitat so gehört haben - aber die 280 Deutschen hier in Deutschland haben aus dem Mund des Kodokan-Lehrers genau das gehört, was "tutor!" schreibt - und was auch in dem offiziellen Kodokan-Buch ("Kodokan-Judo") steht: "zum Beispiel" heißt, daß die Befreiungen eben nicht festgelegt sind, sondern das nur Beispiele gezeigt werden...
Antwort:
Vielleicht wiederhole ich mich jetzt an dieser Stelle, aber ich hatte keine Auslegung zum Wörtchen
"mention" abgegeben.
Die Aussage, daß das nur "three example" (also Beispiele) waren und die Aktionen frei gewählt werden können, wurde auch wörtlich beim Kodokanlehrgang erklärt.
Nichtsdestotrotz hat es der besagte Großmeister sich nicht nehmen lassen, dieser ersten Erklärung noch
eine detaillierte Aussage hinterherzuschicken, nämlich dass die Uke-Aktionen "mentioned" sind,
die Tori-Aktionen dagegen nicht. Diese wären "not mentioned" sondern "free".
Ob sein japanischer Kollege seine Ergänzungen hierzu tatsächlich mit den trefflichsten Worten übersetzt hat
kann ich nicht beurteilen, daß wäre eine Aufgabe für einen Übersetzer, der Japanisch kann
(ist ja auch auf dem Video) (man sieht darauf z.B. auch, dass K.Hanelt mitgefilmt hat).
Tatsache ist jedoch, daß es ihm scheinbar wichtig erschien.

KK
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von Reaktivator »

@ katana: Ich habe mir nun Deinen ersten Beitrag noch einmal genau durchgelesen - Du hast Recht!
Vielleicht habe ich mich von "tutor!"s Antwort etwas in die Irre leiten lassen - oder aber einfach nicht genau hingesehen. Deshalb ziehe ich meinen Einwand hiermit zurück und bitte um Entschuldigung!

Im Fazit sind sich dann ja wohl alle einig:
Laut Kodokan sind in der Katame-no-kata die Befreiungen aus den Haltegriffen nicht festgelegt.
(Und sollten deshalb auch durch IJF und/oder EJU für Kata-Meisterschaften nicht zwingend vorgegeben werden...)
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Re: Katame-no-Kata - Videoanalyse

Beitrag von tutor! »

Reaktivator hat geschrieben:@ katana: Ich habe mir nun Deinen ersten Beitrag noch einmal genau durchgelesen - Du hast Recht!
Vielleicht habe ich mich von "tutor!"s Antwort etwas in die Irre leiten lassen - oder aber einfach nicht genau hingesehen. Deshalb ziehe ich meinen Einwand hiermit zurück und bitte um Entschuldigung!

Im Fazit sind sich dann ja wohl alle einig:
Laut Kodokan sind in der Katame-no-kata die Befreiungen aus den Haltegriffen nicht festgelegt.
(Und sollten deshalb auch durch IJF und/oder EJU für Kata-Meisterschaften nicht zwingend vorgegeben werden...)
Vielleicht schaust Du aber noch kurz ins Textbook, ob dort Ukes mögliche Befreiungen erwähnt sind und Toris Antworten nicht. Dann wüssten wir worauf sich der Instruktor bezogen hat.
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