Ne-Waza Begriffe

Hier geht es um einzelne Begriffe und deren wörtliche Übersetzung bzw. deren Bedeutung in verschiedenen Zusammenhängen.
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Makikomi Kid
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Makikomi Kid »

Warum müssen wir uns beim Judo mit so etwas auseinandersetzen?
Weil der typische BJJ Blaugurt den typischen Judo Schwarzgurt am Boden locker vernascht?
Weil man für BJJ gerne 80-120€ im Monat zahlt, während Judo Vereine Probleme haben Nachwuchs zu bekommen und halten? Weil BJJ im PayTV kommt, Judo aber Probleme hat irgendwo einen Sendeplatz zu bekommen?

Weil man gerne für ein Seminar mit einem guten BJJler 250€ hin legt, 10€ für die meisten Judo Lehrgänge aber schon hart an der Grenze sind (so Preis:Leistung mäßig).
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derLichtschalter
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von derLichtschalter »

Makikomi Kid hat geschrieben:Weil der typische BJJ Blaugurt den typischen Judo Schwarzgurt am Boden locker vernascht?
Ich will diese Aussage nicht in Frage stellen. Im Gegenteil! Ich trage sie voll und ganz mit.
Aber in diesem Zusammenhang aus Neugier: Vernascht der typische Judo-Schwarzgurt den typischen BJJ-Blaugurt denn wenigstens im Stand? Das ist ganz ernsthafte Neugier, denn mit BJJ-Blaugurten hab ich bisher nur am Boden trainiert.
katana
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von katana »

Vernascht der typische Judo-Schwarzgurt den typischen BJJ-Blaugurt denn wenigstens im Stand?
Wenn du das Judo-Reglement zu Grunde legst,... regeltechnisch ja. Weil er bei Erreichen der Matte eine Ipponwertung bekommt und "gewonnen" hat.
Allerdings befindet sich der Judoka nach dem Wurf/zu Boden gehen meist unmittelbar in der sog. "Backmount" (als Opfer in der Oberlage)
... oder in der Bauchlage , welche wiederum zur "Backmount" in der Unterlage führt.
Ich konnte dieses Phänomen schon häufig beobachten.
Nachdem der BJJler kein Problem hat, geworfen zu werden, ist er für judospezifische Wurftechniken sicherlich anfälliger,
sein Augenmerk wird aber bereits während der Wurfphase in der Vorbereitung der finalen Kontrollposition liegen.

Das vernaschen im "Stand" ist also ebenfalls eine rein judoreglementbedingte Annahme. Dies trifft nur für Sportarten zu,
welche durch das zu Boden werfen einen symbolischen Siegpunkt erhalten. Siehe Sumo, Shuai Jiao etc.
Was aber nichts mit einem tatsächlichen Sieg wie z.Bsp. durch Hebel -, Würgetechnik oder K.O. zu tun hat.

KK
Jupp
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Jupp »

Bitte keine solchen plumpen Vergleiche mehr! Eure eigenen Erfahrungen sind nicht die Regel für die Welt - selbst wenn Ihr sie mit machen Eurer Kollegen teilen könnt!

Da es beim Kämpfen weder den typischen Blau- noch den typischen Schwarzgurt gibt,
wird sich bei Auseinandersetzungen immer der durchsetzen,
der bis dato für das verwendete Regelwerk mehr und intensiver trainiert hat,
das größere Gewicht (daher über mehr sportartspezifische Kraft verfügt) besitzt, den besseren Trainer (mit mehr Wissen, Erfahrung und Erfolgen in der angestrebten Auseinandersetzung) hat,
über mehr Erfahrung mit guten bis sehr guten Trainingspartnern verfügt,
selbstbewußter ist, Siegtechniken intensiver geübt hat
und vieles, vieles mehr.

Oder einfacher gesagt:

"Man wird stets in dem besser, was man macht (bzw. lange und intensiv gemacht hat)."

und

"Der Bessere gewinnt - bzw. wer dann gewonnen hat, war an diesem Tag, an diesem Ort, mit diesen Regeln, bei diesen Verhältnissen...

... der Bessere!"

Vermutlich der Schwarzgurt ...

...oder eventuell der Blaugurt

oder, oder, oder...

Jupp
(Judotrainer)

P.S. Ich habe katastrophale Judo-Schwarzgurte gesehen und tolle Judo Blaugurte.
Ich habe katastrophale BJJ-Blaugurte gesehen und super Schwarzgurte.
Welchen von denen oben soll man miteinander kämpfen lassen? Nach welchen Regeln? In welcher Kleidung? Mit welchem Ziel? (d.h. wann ist der Kampf denn gewonnen?)
katana
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von katana »

(d.h. wann ist der Kampf denn gewonnen?)
Genau das ist der springende Punkt.
KK
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Makikomi Kid
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Makikomi Kid »

Ich finde "wenn der Gegner aufgibt oder kampfunfähig ist" ne ganz gute Grundlage ;)

Hey Jupp, schon mal mit nem BJJ Blaugurt gerollt?
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
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Fritz
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Fritz »

Bitte keine Diskussion BJJler <-> Judoka hier!
kastow hat geschrieben:Dô-jime und Beinklammer sind im DJB zwei verschiedene Standardsituationen, die auch entsprechend unterschiedliches Angriffs- und Verteidigungsverhalten nach sich ziehen.
Echt? Ich dachte immer, wenn man es genau nimmt, ist Dô-Jime die geschlossene Beinklammer um die Taille Ukes, bei der Druck auf
den Rumpf Ukes ausgeübt wird und die nach Judo-WK-Regeln verboten ist...
Und dann hätten wir noch die offene Beinklammer und die einseitige Beinklammer...
der Lichtschalter hat geschrieben:Ihr überseht dabei einen ganz gravierenden Punkt, denke ich: "guard" ist auch im Englischen kein Wort, in dem man einfach so "Verteidigungsposition in der Rückenlage gegen einen Angreifer zwischen den Beinen" erkennen kann. "guard" hat von der reinen Wortbedeutung her nur viel mit Wachsamkeit und damit verbunden mit Schutzfunktionen zu tun - aber nichts mit... Beinen oder Klammern oder gar Do-jime. Die "guard" ist in diesem Kontext also wohl soetwas die "wachsame Position". Aber die konkrete Bedeutung im Grappling-Zusammenhang hat sich ja auch erst "etablieren" müssen.
Meinetwegen kann man sich nun gerne auf die Suche nach einer griffigen deutschen Bezeichnung machen, aber dazu fehlt mir im Moment die Kreativität. Außerdem sage ich ganz gerne "guard" - warum auch nicht? Das ist international etabliert, damit kann jeder was anfangen - auch über die Tellerränder der verschiedenen Kampfkünste hinweg.
Eben... "Guard" halt rein sprachlich viele Bedeutungen, und im Bodenkampf-Bereich hat sich halt diese spezielle
etabliert.
Ich halte es halt nur für eine Schande für uns Deutsche, daß wir keinen entsprechenden griffigen Begriff aus unserer eigenen Sprache für dieses international
im Bodenkampf offensichtlich recht zentrale Konzept finden können...
kastow hat geschrieben:Sind doch, siehe mein obiges Zitat. Allerdings besitzen sie im DJB andere Definitionen und Grenzen als das BJJ-Vokabular. Und? Wir tragen im Jûdô ja auch keinen bunten Gi mit tausend bunten Werbeaufnähern an allen erdenklichen Stellen. Wie Asakusa schon fragte: Warum müssen wir uns beim Judo mit so etwas auseinandersetzen? ;)
Weil es gar nichts schadet bzgl. Bodenkampf mal über den Tellerrand zu schauen und sich BJJ eben dahingehend
anbietet, da es ja ebenfalls vom Judo abstammt...
Ich finde die DJB-Bodenarbeits-Begriffe durchaus schon recht holperig und im Grunde genommen auch recht allgemein gehalten...
Die BJJ-Leute haben da deutlich mehr Begriffe, die durchaus ähnliche, aber doch in bestimmten Punkten sich charakteristisch unterscheidende Positionen
benennen - allerdings fehlt mir hier in der Regel bei der Benennung oft der sprachliche Hinweis darauf, was es eigentlich sein könnte, da z.B. viel nach
Leuten benannt ist, die uns in der Regel kein Begriff sind...
katana hat geschrieben:Allerdings befindet sich der Judoka nach dem Wurf/zu Boden gehen meist unmittelbar in der sog. "Backmount" (als Opfer in der Oberlage)
[...]Nachdem der BJJler kein Problem hat, geworfen zu werden, ist er für judospezifische Wurftechniken sicherlich anfälliger,
sein Augenmerk wird aber bereits während der Wurfphase in der Vorbereitung der finalen Kontrollposition liegen.
Bei den heutige "weichgespülten" Ippon-Kriterien hast Du sicherlich recht.
Aber "Vorbereitung der finalen Kontrollposition" heißt nichts anderes, als daß mindestens das Ippon-Kriterium "Kontrolle" (des Werfers) nicht erfüllt ist und
in der Regel auch nicht "Kraft und Schnelligkeit". Also beschreibst Du eigentlich Yuko bis Waza-Ari-Techniken...
Ich bin der festen Überzeugung: Ein echter Ippon nimmt auch einen BJJler ernsthaft mit... ich glaube nicht, daß sie sich
beim Aufwachen/zur Besinnung kommen/ wieder zu Atem kommen groß anders fühlen, als ein Judoka...

Wenigstens für "Backmount" habe ich mittlerweile einen halbwegs passenden deutschen Begriff gefunden: "Rucksack-Position" ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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derLichtschalter
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von derLichtschalter »

Hmm, ich bekomme aktuell keine E-Mail-Benachrichtigung für neue Posts mehr, deswegen erst jetzt eine Antwort - ah, sorry, der Spam-Filter wars. Das ganze hat sich doch anders entwickelt, als ich mit meiner zugegebenermaßen unbeabsichtigt provokativen Frage beabsichtigt habe. Ich wollte eigentlich ja gar nicht darauf hinaus, ob nun Judo oder BJJ besser ist - das ist eine Frage, die sich eigentlich nicht stellen sollte. Im Gegenteil. Ich wollte vielmehr - wobei ich mit Jupp auf einer Linie bin - nur darauf hinweisen, dass es auf die Schwerpunkte ankommt, die die jeweiligen Trainierenden setzen, also letztendlich auf die Trainierenden selbst!
Aber Jupp: Entschuldige bitte, dass ich trotz deiner durchaus validen Argumente bei dem Beispiel von dem BJJ-Blaugurt und dem Judo-Schwarzgurt bleibe. Natürlich hast du mit dem, was du sagst, völlig Recht, aber es vereinfacht den Vergleich sprachlich auf verlockende Weise sehr stark. Wir gehen also davon aus, dass für beide das gleiche Regelwerk gilt (meinetwegen das aus dem Judo), beide die gleiche sportartspezifische Kraft haben, denselben Trainer und dieselben Trainingspartner haben, beide sehr selbstbewusst sind, ihre Siegtechniken extrem gut geübt haben und vieles, vieles mehr. Wir lassen also einen super BJJ-Blaugurt und einen tollen Judo-Schwarzgurt gegeneinander antreten, beide im Gi, in zwei Disziplinen: einmal Stand, Ziel ist Ippon; einmal Boden, Ziel ist submission. Entschuldige das Nachplappern, aber ich finde die Punkte durchaus gut gewählt. So eine Situation ist vielleicht praktisch undenkbar, aber ich bitte dich einfach, dir das mal theoretisch vorzustellen ;-)
Es ist dementsprechend nur zu verständlich, dass ein BJJ-Blaugurt einen Judo-Schwarzgurt am Boden vernaschen kann, wenn man sich ansieht, wie viel Boden-Training in vielen Judo-Vereinen hierzulande gemacht wird (vielleicht 10-20 % nach meiner Wahrnehmung; verbunden mit einer Bitte um Verzeihung an alle, die sich ungerechtfertigterweise angesprochen fühlen!). Aber nicht nur deswegen: Auch von der Konzeption her, die Kano vorgeschlagen hat (also: 20-30 % des Trainings für Bodenkampf aufzuwenden, wenn ich mich richtig erinnere - ahja, hier), ist da nicht viel mehr drin. Ein BJJ-Blaugurt hat aber mindestens zwei Jahre (und oft auch länger) in der Regel mehrere Stunden pro Woche auf den Bodenkampf aufgewendet.
katana bestätigt dagegen, dass die meisten Judo-Schwarzgurte einen BJJ-Blaugurt werfen könnten - ohne jetzt auf die Folgen (= Bodenkampf) einzugehen, es ging mir nur um die Fertigkeit des Werfens an sich. Auch hier ist die Schwerpunktsetzung entscheidend. Der Judoka hat die meiste Zeit seines Trainings und mit Sicherheit sogar mehr als nur 70-80 % (nach Kanos Konzeption) für Wurftechniken aufgewendet. Es ist nur natürlich, dass der Judo-Schwarzgurt den BJJ-Blaugurt wirft.
Worauf ich also hinaus will: Wenn wir uns als Judoka mit BJJ auseinandersetzen, verlagern wir unseren Schwerpunkt. Ich ganz persönlich tue das derzeit. Vielleicht setze ich den Schwerpunkt ja irgendwann einmal wieder anders (wer weiß schon, auf was?) - aber aktuell finde ich BJJ wegen der intensiven Boden-Arbeit einfach spannender als das wettkampforientierte Judo-Training (sic: 70-90 % Stand, 10-30 % Boden!). Warum müssen wir uns nun also damit auseinandersetzen? Ist das nicht vielleicht einfach nur eine Marotte von mir - eben weil ich es "spannender" finde? Nein, ich denke nicht und ich glaube, Fritz denkt da ganz ähnlich. Ist es nicht so, dass Fertigkeiten, die das Judo an sich im Boden eigentlich durchaus kennt, einfach dadurch verloren gehen, dass der Schwerpunkt zu sehr auf den Stand gesetzt wird und diese Fertigkeiten kaum noch aktiv trainiert werden (also nicht nur als Kata, sondern auch im Randori)? Nur ein Beispiel: Allein schon Fußhebel! Wer trainiert noch aktiv Fußhebel? Wer schützt im Randori seine Füße vor dem Zugriff des Gegners? Kann man diese Fertigkeiten, die BJJ nicht nur kennt, sondern auch aktiv vermittelt, nicht durch zumindest einen Blick über den Rand der Judo-Schüssel in den BJJ-Topf versuchen zu reaktivieren? Zumindest zeitweise den Schwerpunkt leicht zu verlagern (ich spreche ja noch nicht von der Kündigung beim DJB und dem Beitritt in den BJJBD ;-)) dürfte nicht nur nicht schaden, sondern im Gegenteil eine große Bereicherung sein. Auch andersherum kenne ich durchaus BJJler, die gerne mal ein Judo-Training besuchen - wegen des sehr hohen Stand-Anteils. Aber oft gehen die doch lieber ins Sambo - ohne mich dazu jetzt auch noch auslassen zu wollen, da ich zum Sambo kaum bis gar keine Berührung habe.


Auch wenn ich damit sehr weit vom Thema abdrifte: Ich fand Asakusas Frage, warum wir uns im Judo mit BJJ auseinandersetzen müssen, einfach zu interessant, um meinen Senf nicht dazu abzugeben. Ich würde es schon fast für sinnvoll halten, diesen Teil des Threads abzutrennen...
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Verteidigungsposition

Beitrag von Reaktivator »

Fritz hat geschrieben: "Guard" halt rein sprachlich viele Bedeutungen, und im Bodenkampf-Bereich hat sich halt diese spezielle
etabliert.
Ich halte es halt nur für eine Schande für uns Deutsche, daß wir keinen entsprechenden griffigen Begriff aus unserer eigenen Sprache für dieses international
im Bodenkampf offensichtlich recht zentrale Konzept finden können...
Also ich für meinen Teil habe einen griffigen deutschen Begriff: Verteidigungsposition.

Und zumindest in meinem persönlichen Umfeld hat er sich auch fest etabliert und jeder weiß, was gemeint ist...


Im übrigen solltet Ihr - auch beim Vergleich Judo/BJJ - nicht immer nur von Eurem persönlichen Umfeld ausgehen, sondern einmal den Blick über den Tellerrand anstellen - z.B. nach Japan:
a) Dort gibt es erfolgreiche Judo-Wettkämpfer (Bis hin zu amtierenden japanischen Meistern im Judo), die auch an BJJ-Wettkämpfen teilnehmen - und dort dann auch hinterher auf dem Treppchen ganz oben stehen.
b) Dort gibt es gute Judo-Trainer, die auch zum BJJ gehen - und zwar, um den BJJ-Leuten Bodentechniken beizubringen.
c) Dort gibt es zahlreiche BJJ-Leute, die auch zum Judo-Training kommen - und zwar, um Bodentechniken zu lernen und zu trainieren.

Ich habe nicht erlebt, dass es dort Verständigungsprobleme gibt - diese ganze Terminologiediskussion scheint mir daher eher wieder ein "typisch deutsches" Problem zu sein.... :-(
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derLichtschalter
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von derLichtschalter »

Das ist ja schön für die japanischen Judoka und BJJler. Aber du hast wie immer absolut Recht: Es ist ein deutsches Problem. Wäre es... sagen wir... ein rein finnisches Problem, würden wir diese Diskussion ja vielleicht gar nicht führen ;-)
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Fritz
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Fritz »

Reaktivator hat geschrieben:Also ich für meinen Teil habe einen griffigen deutschen Begriff: Verteidigungsposition.
Hmm, Verteidigungsposition, Verteidigungsstellung, Verteidigungshaltung....
offene Verteidigungsstellung, geschlossene Verteidigungshaltung, Schmetterlings-Verteidigungshaltung,
Spinnen-Verteidigungshaltung...
An sich nicht verkehrt...
Dummerweise greift man aus der "Guard" aber auch an... - gut sieht man nicht oft im Wettkampf, in der Regel
schafft es einer am Boden in diese Position und dem KaRi wird langweilig und er bricht ab :-(
Andererseits - Angriff ist die beste Verteidigung...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von tutor! »

Es ist jetzt nicht so einfach, nicht OT zu werden - aber ich versuche es mal.

Über die Jahrzehnte im Judo ist mir sehr deutlich aufgefallen, dass nur relativ wenige Judoka am Boden systematisch und planvoll vorgehen. Es fehlt diesen Leuten an Struktur und aufgrund dessen an Handlungskompetenz. Dies wiederum ist Folge eine nicht verbreiteten entsprechenden Vermittlungsmethode für die Judo-Bodenarbeit. Schaut man sich z.B. die Prüfungsordnungen der Vergangenheit und der Gegenwart an, dann findet man die einzelnen Katame-waza, man findet "Lösungen von Standardsituationen" aber man findet erst sehr, sehr spät in den mittleren Dan-Graden etwas zu Strategien/Prinzipien des Bodenkampfes.

Diese Situation war für mich Ende der 1980er Jahre Anlass, meine Examensarbeit genau zum Problem der Vermittlung von Bodenkampf aus handlungstheoretischer Sicht zu schreiben. Schwerpunkt war dabei die Vermittlung von Anwendungsprinzipien.

Obwohl die Dinge, die ich damals beschrieben habe im Prinzip den guten Judoleuten bekannt waren und sind - ich konnte ja Judo nicht neu erfinden - ist in den Jahren kein entsprechendes Konzept, das meine Ansprüchen genügt hätte, in die Breite getragen worden. Meine Arbeit und möglicherweise existierende ähnliche Arbeiten wurden nie veröffentlicht, ich habe auch selbst eher weniger Interesse am Bodenkampf, so dass ich selbst diese Gedanken nicht weiter nach außen getragen habe.

Im BJJ ist das etwas anders. Genau dieses strukturierte Kämpfen am Boden steht dabei von Anfang an im Vordergrund. Was ich von dieser Seite her mitbekomme, ist methodisch sehr oft so, wie ich es mir für das Judo wünsche. Durch die viel intensivere Beschäftigung mit dem Bodenkampf und seiner Vermittlung wird hier viel strukturierter gearbeitet als im Judo-Breitensport. Im Leistungssport sieht das etwas anders aus, denn da haben wir in Deutschland teilweise richtig gute Leute - auch dank Spezialisten wie R. Trautmann.

Diese meist strukturiertere Lehre beim BJJ drückt sich dann auch in einer entsprechend ausdifferenzierten Benennung von Positionen aus. Bisher habe ich aber noch nicht den Eindruck gehabt, dass wir beim Judo Verständigungsprobleme in der Praxis hätten.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Fritz
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Fritz »

@tutor!: Und Du meinst, daß es da keinen Zusammenhang für zwischen
Diese meist strukturiertere Lehre beim BJJ drückt sich dann auch in einer entsprechend ausdifferenzierten Benennung von Positionen aus. Bisher habe ich aber noch nicht den Eindruck gehabt, dass wir beim Judo Verständigungsprobleme in der Praxis hätten.
und
- ist in den Jahren kein entsprechendes Konzept, das meine Ansprüchen genügt hätte, in die Breite getragen worden.
gibt?
Erfahrungsgemäß ist es, um ein Konzept erarbeiten zu können, erst mal nötig,
überhaupt sprachlich auszudrücken zu können, worum es geht, das ist sicherlich möglich, mit den
bisher zitierten Bezeichnungen der Art "Tori in Rückenlage, Uke vor seinen Beinen, Tori Füße an Ukes Leisten".

Um ein Konzept zu verbreiten, reicht so was allerdings nicht aus, da kommt es dann auch darauf an,
daß die verwendeten Begriffe "eingängig" sind...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.

Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von HBt. »

Einen Kausalzusammenhang kann ich (noch) nicht erkennen.

Welche Breitenwirkung etwas auslöst' hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab, Interesse und eigenes Engagement sind hier nur ein Puzzelstück des Gesamtbildes!
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Makikomi Kid
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Makikomi Kid »

Die Diskussion ist eh recht fruchtlos, da diese Begriffe derzeit bereits genutzt werden. Und zwar vom Klassenprimus und daher auch von all denen, die vom Primus lernen wollen.
Jetzt versuchen mit Gewalt andere Begriffe zu etablieren ist nicht sinnig. Dies hätte vor 3 Jahren angefangen werden müssen. Jetzt ist der Fisch bereits geputzt.
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HBt.

Die Zukunft

Beitrag von HBt. »

Makikomi Kid hat geschrieben:Die Diskussion ist eh recht fruchtlos, da diese Begriffe derzeit bereits genutzt werden. Und zwar vom Klassenprimus und daher auch von all denen, die vom Primus lernen wollen.
Jetzt versuchen mit Gewalt andere Begriffe zu etablieren ist nicht sinnig. Dies hätte vor 3 Jahren angefangen werden müssen. Jetzt ist der Fisch bereits geputzt.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Volle Zustimmung - und deshalb richten wir jetzt auch wieder unser Augenmerk auf ... um!?

Möglicherweise können wir vom System (und den Methoden) BJJ partizipieren, lernen. Wir Bürger der Bundesrepublik Deutschland, alle Vereine, alle Schulen, ...


Weiteres Lamentieren ist nicht zielführend. Ist ein gemeinsames Ziel schon definiert und formuliert?
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Re: Ne-Waza Begriffe

Beitrag von Makikomi Kid »

Da kann ich dir nicht zustimmen.

"Kind in den Brunnen gefallen" würde bedeuten, dass es ein Problem gibt.
Ich sehe aber kein Problem.

Ist es so schwer "guard" zu sagen? Oder die anderen Begriffe? Gleich mal testen.

Guard! Guard! Americana! Kimura! Omoplata! Knee on stomach! Sweep!

Ne. Funktioniert. Und hey! Da war sogar was japanisches mit bei.
Es gibt also kein Problem, ausser man versucht auf Teufel komm raus ein Problem daraus zu machen...
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HBt.

Regelwerk(e)

Beitrag von HBt. »

makikomi kid hat geschrieben: Ich finde "wenn der Gegner aufgibt oder kampfunfähig ist" ne ganz gute Grundlage ;)

Hey Jupp, schon mal mit nem BJJ Blaugurt gerollt?
Kampfunfähig setzt voraus, dass ich als Gladiator* bereit bin, dem anderen physisch (auch irreparablen) Schaden zuzuführen - völlig idiotisch.

Mit einem BJJ'ler zurollen, ist eine feine Sache - macht Freude und zeigt auf neue Arbeitsfelder (meine Lücken und Defizite).


*Kämpfer oder Sportler mag ich in diesem speziellen Kontext nicht schreiben

Ergänzung:
Kodokan Judo ist keine ultimative Kampfkunst, keine Koryu, die auf dem Schlachtfeld (abschlachten) bestehen muss. Siehe z.B. oben, unter Ck's Beitrag.
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Re: Regelwerk(e)

Beitrag von Makikomi Kid »

HBt. hat geschrieben:
makikomi kid hat geschrieben: Ich finde "wenn der Gegner aufgibt oder kampfunfähig ist" ne ganz gute Grundlage ;)

Hey Jupp, schon mal mit nem BJJ Blaugurt gerollt?
Kampfunfähig setzt voraus, dass ich als Gladiator* bereit bin, dem anderen physisch (auch irreparablen) Schaden zuzuführen - völlig idiotisch.
Diese Regelung gibt es übrigens IMO derzeit auch im Sportjudo... wird der Gegner zum Beispiel durch eine Würge bewusstlos, so ist der Kampf doch beendet, oder nicht?
Findest du das auch "völlig idiotisch"?
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Ping Pong

Beitrag von HBt. »

Tatsächlich, es gibt (k)ein Problem :eusa_whistle :eusa_think.


Wenn wir das Thema einzig und alleine unter dem Gesichtspunkt der möglichen Benennungen stellen würden, gäbe ich Dir uneingeschränkt Recht, jenes tut eine kleine Schaar aber nicht.

Namen ... c'est la vie


Mit Kimura, sweep, guard ... kann ich ebenso leben, wie mit dem Laatz-Abtaucher, dem Khabarelli, Gadauli oder Maddaloni ...
keine Frage, kein Problem!
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