O-uchi gari

Hier geht es um einzelne Begriffe und deren wörtliche Übersetzung bzw. deren Bedeutung in verschiedenen Zusammenhängen.
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JudoDan
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O-uchi gari

Beitrag von JudoDan »

Hallo zusammen!

Ich habe neulich im Training mal wieder O-uchi-gari geworfen und mich gefragt, wieso dieser Wurf eigentlich so heißt.

"Gari" bezeichnet ja eigentlich eine Technik, die mit der Fußsohle ausgeführt wird. bei O-uchi-gari sichelt man ja allerdings mit dem Bereich der Wade also müsste die Technik eigentlich O-uchi-gake heißen.
Hat jemand ne Ahnung, wieso die Begrifflichkeit nicht mit der Technik übereinstimmt? :alright
Zuletzt geändert von Fritz am 24.07.2009, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Großschreibung eingebaut.
Der Müller
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Der Müller »

JudoDan hat geschrieben: "Gari" bezeichnet ja eigentlich eine Technik, die mit der Fußsohle ausgeführt wird. bei O-uchi-gari sichelt man ja allerdings mit dem Bereich der Wade also müsste die Technik eigentlich O-uchi-gake heißen.
Hat jemand ne Ahnung, wieso die Begrifflichkeit nicht mit der Technik übereinstimmt? :alright
Es gibt m.E. keinen Gari, der mit der Fußsohle ausgeführt wird, sondern immer mit dem Wadenbein. Liegt daran, dass man nur schwer ein belastetes Bein mit der Fußsohle vom Standpunkt wegbekommt. "Harai/barai" wird mit der Fußsohle ausgeführt (unbelastetes Bein). Gake würde bedeuten, dass das belastete Bein Ukes so lange gehakt und vom Boden gehalten wird bis Uke schon lange gefallen ist.
Wenn Du also einen O-uchi-gari ausführst und das belastete Bein Ukes lange hältst, es als O-uchi-gake gilt. Solltest Du aber nur mit dem Wadenbein Ukes belastetes Bein "wegschnicken" ist es eindeutig ein O-uchi-gari. Wenn Du Uke auf das andere Bein drückst und das unbelastete Bein mit der Fußsohle wirfst ist es ein O-uchi-barai.
Gruß
Jochen
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JudoDan
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Re: O-uchi gari

Beitrag von JudoDan »

Habe dir hier mal nen Link zu "gari"-Würfen mit Sohle. Gehört zum DJB-Programm für den 6. Kyu:

http://www.judobund.de/ausbildung/guert ... elb-orange
Zuletzt geändert von Fritz am 24.07.2009, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: s.o.
tutor!
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Re: O-uchi gari

Beitrag von tutor! »

Mit "gari" wird eine sichelförmige Bewegung des werfenden Beins bezeichnet - und zwar unabhängig davon, mit welchem Teil des Beines oder Fußes der Kontakt erfolgt. Einen O-soto-gari oder einen O-uchi-gari mit der Fußsohle werfen ist Unsinn, jedoch kann man einen Ko-uchi-gari oder einen Ko-soto-gari mit der Fußsohle werfen.

Ob das angegriffene Bein belastet sein muss oder nicht - daran scheiden sich die Geister. Die Unterscheidung "gari"/"barei" nach belastetem/unbelastetem Fuß ist eine holländische Sichtweise, die A. Geesink in die Diskussion gebracht hat. Von daher unterscheidet Geesink auch einen O-uchi-gari von einem "O-uchi-barai". Dem ist man in Deutschland bei der APO gefolgt.

Diese Unterscheidung wird aber in Japan nicht gemacht, da "gari" sich (s.o.) nicht auf das angegriffene Bein, sondern das werfende Bein bezieht, das eine sichelförmige Bewegung beschreibt.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Ronin
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Ronin »

Ist jetzt aber nicht dein ernst, dass du anhand von solchen lustigen Bildchen die Techniken lernst....

Das sind ganz grobe Darstellungen der Wurftechnik und auf solche Details brauchst du da dann wirklich nicht schauen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal jemandem sagen muss.... Es wird immer schlimmer!

Gari heißt übersetzt "Sicheln", also vom Wort her, hat das weder mit Ferse noch mit Wade was zu tun.
Aber wenn du schon mal mit einer Sichel gearbeitet hast, wirst du wissen, dass man da auch nicht mit der Spitze (Fußsohle) arbeitet, sondern mit der Schneide (Wade).
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JudoDan
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Re: O-uchi gari

Beitrag von JudoDan »

Ronin hat geschrieben:Das sind ganz grobe Darstellungen der Wurftechnik und auf solche Details brauchst du da dann wirklich nicht schauen.
Im Wettkampf an sich, klar. für die Gürtelprüfungen allerdings irgendwie total wichtig mittlerweile. Ich hatte mich dazumal auch nicht sonderlich begeistert gezeigt, da meiner Meinung nach die dargestellten Würfe nicht gerade Wahnsinns-Stabilität für Tori bieten und entsprechende Konter ein leichtes sind. Meine Kritik kam aber nicht so gut an.
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Ronin
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Ronin »

JudoDan hat geschrieben: im Wettkampf an sich, klar.
und nur darum geht es
JudoDan hat geschrieben:für die Gürtelprüfungen allerdings irgendwie total wichtig mittlerweile.
wer erzählt denn so einen Mist? Die APO ist doch genau für eine realistischere Anwendung im Wettkampf gemacht. Wo soll denn der Sinn darin sein, etwas zu machen, was dann später nicht funktioniert. Im Multiplikatorenskript des DJB steht auch nicht, dass man Dinge anders machen soll als sie eigentlich funktionieren.
Die Bildchen sind eigentlich mehr dazu gekommen, weil die Leute sich die Namen nicht merken können, als kleine Gedächtnisstütze, jetzt daraus das Dogma abzuleiten, wie die Technik letztendlich funktioniert, zeugt davon, dass nicht verstanden wurde, um was es geht.
JudoDan hat geschrieben:ich hatte mich dazumal auch nicht sonderlich begeistert gezeigt, da meiner Meinung nach die dargestellten Würfe nicht gerade Wahnsinns-Stabilität für Tori bieten und entsprechende Konter ein leichtes sind..
eben deswegen, sinnloses Zeug sollst du aber für keine Prüfung lernen müssen. Wo ist denn da der Sinn?
JudoDan hat geschrieben:meine Kritik kam aber nicht so gut an.
Leider ist das Prüfungswesen immer wieder eine Spielwiese für die, die im Wettkampf nicht punkten können und sich dann über diese Schiene als Experte hinstellen wollen. Leider lässt sich das irgendwie nicht verhindern. Mit wem hast du denn da rumdiskutiert?
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Re: O-uchi gari

Beitrag von katana »

wer erzählt denn so einen Mist? Die APO ist doch genau für eine realistischere Anwendung im Wettkampf gemacht. Wo soll denn der Sinn darin sein, etwas zu machen, was dann später nicht funktioniert. Im Multiplikatorenskript des DJB steht auch nicht, dass man Dinge anders machen soll als sie eigentlich funktionieren.
Die Bildchen sind eigentlich mehr dazu gekommen, weil die Leute sich die Namen nicht merken können, als kleine Gedächtnisstütze, jetzt daraus das Dogma abzuleiten, wie die Technik letztendlich funktioniert, zeugt davon, dass nicht verstanden wurde, um was es geht.
Genau das ist der Punkt, der bis heute noch kein Verständnis gefunden hat. Es ist zum verzweifeln :BangHead
Selbst wenn du das den Trainern vorbetest, ...."wir haben keine Zeit für Gürtelprüfungsvorbereitung, wir machen
Wettkampftraining"....
:irre :irre :irre

Ich nehme an, daß das ganze "Skriptzeugs" entweder keiner liest, oder keiner kapiert, oder noch schlimmer kapieren will.
Man sollte das wirklich in der Kernaussage in jedem Judomagazin, und auf der jeweils aktuellen DJB-Website
in roten Großbuchstaben veröffentlichen.
So lange, bis man den o.g. Schwachsinn nicht mehr hören muß (den von mir genannten ;) ), ohne daß der, dem das
herausrutscht nicht sofort in Schamesröte zerfließt ! :oops: :angry4 :oops: :angry4 :oops: :angry4
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Lin Chung »

Die APO ist doch genau für eine realitischere Anwendung im Wettkampf gemacht.
...das Gegenteil ist der Fall. Keiner kann das alles im Wettkampf umsetzen, bis auf ein oder zwei, vielleicht drei Würfe.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Patrick »

Lin Chung hat geschrieben:
Die APO ist doch genau für eine realitischere Anwendung im Wettkampf gemacht.
...das Gegenteil ist der Fall. Keiner kann das alles im Wettkampf umsetzen, bis auf ein oder zwei, vielleicht drei Würfe.
Das ist jetzt aber nicht ernst gemeint, Norbert, oder?
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Ronin »

Lieber Norbert,

genau das wird den "Sport"-Judoka immer wieder (und zwar zurecht) vorgeworfen, dass das keiner umsetzen kann. Diese APO soll ihren Teil dazu beitragen, dass die Entwicklung wieder in die andere Richtung läuft.
Dazu kommt dann aber noch ein anderer wichtiger Teil: Das Wollen und das ist meiner Meinung nach ein großes Problem auch (wenn nicht sogar hauptsächlich) der Trainer. Hier sind wir alle gefordert, unsere Schüler in die richtige Richtung zu bringen. Aber wenn man das nicht will, hilft keine Po der Welt etwas.
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Lin Chung »

Und wieso schneiden wir immer schlechter im internationalen Vergleich ab?
Es ist wie im Fussball, wir haben nicht mehr so gute Leute, wie Jaques Komosinski, Klaus Glahn, Bischof...
Meine Meinung.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Christian »

Bitte beim Thema bleiben oder einen anderen Faden aufmachen. :danke
schöne Grüße
Christian
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Re: O-uchi gari

Beitrag von Reaktivator »

Dann könnte der Faden eigentlich auch geschlossen werden, denn:

Zum Begriff (Übersetzung und Erklärung) "O-uchi-gari" hat "tutor!" weiter oben eigentlich schon alles gesagt:
tutor! hat geschrieben:Mit "gari" wird eine sichelförmige Bewegung des werfenden Beins bezeichnet - und zwar unabhängig davon, mit welchem Teil des Beines oder Fußes der Kontakt erfolgt. Einen O-soto-gari oder einen O-uchi-gari mit der Fußsohle werfen ist Unsinn, jedoch kann man einen Ko-uchi-gari oder einen Ko-soto-gari mit der Fußsohle werfen.

Ob das angegriffene Bein belastet sein muss oder nicht - daran scheiden sich die Geister. Die Unterscheidung "gari"/"barei" nach belastetem/unbelastetem Fuß ist eine holländische Sichtweise, die A. Geesink in die Diskussion gebracht hat. Von daher unterscheidet Geesink auch einen O-uchi-gari von einem "O-uchi-barai". Dem ist man in Deutschland bei der APO gefolgt.

Diese Unterscheidung wird aber in Japan nicht gemacht, da "gari" sich (s.o.) nicht auf das angegriffene Bein, sondern das werfende Bein bezieht, das eine sichelförmige Bewegung beschreibt.
Das bringt es auf den Punkt.
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