Wirklich?

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HBt.
3. Dan Träger
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Wirklich?

Beitrag von HBt. »

https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... ntin-5580/

„Zudem habe ich mich mit Yoga, Pilates, Qi Gong und Tai Chi beschäftigt und kann somit auf ein fundiertes Fachwissen zurückgreifen, dass sich hervorragend ins Taiso integrieren lässt.“ [Zitat]

Oje,
da ich mich selbst (täglich) mit Taijiquan auseinandersetze und dieses nunmehr seit über einem Jahrzehnt tue /praktiziere, nach wie vor eine alte Liebe (das Judo) habe, behaupte ich: die Aussage ist lieb und ansonsten Bullshit.

Pilates -> Yoga -> Taiji & Qigong
AlexanderTechnik -> FeldenkraisMethode

Die Liste ist beliebig, einzig und alleine lässt sich oberflächlich eine Übungsabfolge, ergo eine Gymnastik-Kata, aus einem fremden Genre abgucken und nachahmen - diese Sentenz beschreibt "ins Taiso integrieren".

Würde Jennifer sich wirklich tief mit Taijiquan (und Qigong) beschäftigen, und während dieser Auseinandersetzung ... -> dann herzlich willkommen in einer völlig anderen Welt ;).

Herzliche Grüße und alles Gute,
HBt.
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nur_wazaari
2. Dan Träger
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Re: Wirklich?

Beitrag von nur_wazaari »

Ein wichtiger Aspekt, der mich am Judo fasziniert, ist das im Grunde einfache Ziel in der Körperarbeit mit/gegen andere(n) Menschen: Die Erzielung von Ippon, grob formuliert die möglichst effiziente und dabei unblutige Unfähigmachung des Gegenübers (Uke) bei eigener Stabilität, wenngleich es natürlich auch Technikformen gibt, die auch die eigene Aufgabe der Stabilität beinhalten*.

"Ippon" bedeutet für mich aber noch viel mehr, kann auch sehr viel mehr bedeuten, je nach Zielstellung.

Die Erlernung auf dieses Ziel hin ist grundsätzlich durch verschiedene Methoden - "Stile", "Sportarten", "Übungsformen" - etc. zu erreichen, einige funktionieren besser, andere vielleicht nicht so gut. Das hängt am Ende von besagter Zielstellung ab, man kennt es ja - nicht jede Methode funktioniert für jeden, warum sollte das auch so sein? Von daher ist eine gewisse Vielfalt an methodischen Angeboten sicherlich ein möglicher Weg.

Was ich befürchte ist, dass die Vermischung der Wege von Körperarbeit, der Methoden, jede für sich nur über Jahre zu erlernen und zu begreifen, dabei zumeist leidlich unverstanden (mich eingeschlossen) und das sich schnell verbreitende Halbwissen darüber bzw. eine ungünstige Vermischung dann zu Effizienzverlusten führen, wenn es um die Zielstellung und "Ippon" geht, das heißt wenn es heißt zu Erlernen, wie man das Ziel erreicht. "Ippon" fasse ich dabei deutlich weiter, als einfach jemanden zu besiegen. Für mich bedeutet der Begriff in etwa auf den Punkt zu kommen und keinen Zweifel an der Effizienz zu lassen, was nur mit funktionierenden Methoden zu erreichen ist**. Sowohl im Training, als auch im Shiai, wobei ich Shiai nur als weitere Trainingsform betrachte.

Aber: Aus Verbandssicht ist das Angebot verschieden(st)er Methoden vielleicht auch der etwas verkrampft wirkende Versuch, den fortwährenden Mitgliederschwund irgendwie ins Gegenteil zu verkehren, das dicke Haushaltsminus auszugleichen. Irgendjemand scheint herausgefunden zu haben, dass die "neuen" Angebote, ebenso wie eingesperrte wilde Tiere und andere allzu weltliche Dinge gut zusammen mit Judo funktionieren müssten und viele Zielgruppen ansprechen.

Es wäre sicherlich interessant, a) wie viele Mitglieder durch all diese Aktionen gewonnen werden konnten und b) welche Einflüsse das auf das Judotraining / die Entwicklung der Qualität / meinetwegen auch andere Erfolgsparameter hatte.

Macht uns das alles, "unser" Judo - in Wirklichkeit - besser und wird das helfen die Verbandsziele zu erreichen? Ich lasse diese Frage mal offen stehen, könnte mir aber vorstellen, dass es sich um einen Fall von * handeln könnte .

*Opfer(würfe) bzw. das was wir bereit sind, aufzugeben, um etwas zu gewinnen, unter Risiko zu probieren?
**Wirklich, nur ganz grob. Mein Foren-Nickname hat in diesen Überlegungen seinen Ursprung.
.
HBt.
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Dankeschön

Beitrag von HBt. »

Du hast es einmal mehr auf den Punkt gebracht.

:D
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