Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

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Fritz
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Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Fritz »

ist der "Judo-Pentathlon"

http://www.judobund.de/jugend/judo-pentathlon

Hab jetzt etwas überlegen müssen, in welchem Unterforum ich drauf hinweise, nett drüber zu
plaudern finde ich nicht schlecht...

Endlich ist sie also da, die gelungene Mischung aus Judo-Safari und Judo-Sportabzeichen... Zielgruppe
sind ja immerhin die 13-16jährigen - also alt genug, um sich nicht mehr von lustigen Tieraufnähern motivieren zu
lassen, aber noch zu jung, um "Spaß" an den merkwürdigen Anforderungen des Judosport-Abzeichens zu haben...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
SJC
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von SJC »

Ich hatte mir das ganze auch schon angesehen, ich finde es auf jeden Fall eine gute, lustige und spannende Idee. Ich spiele mit dem Gedanken dieses bei uns zu organisieren. Leider haben wir in der entsprechenden Zielgruppe wenig Sportler. Mal bei den Nachbarvereinen nachfragen.

Problematisch sehe ich die Punkte für die "Judowerte". In welchem Rahmen soll das nur stattfinden, bzw. wie sollte dieses bewertet werden.

Bye
Ich trainiere beim Spandauer Judo-Club 1951 e.V.: http://spandauer-judo-club.de - http://facebook.com/SpandauerJudoClub
Cinow
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Cinow »

Wir hatten diese Aktion in unserem Verein und hatten eine Menge Spaß, allerdings denke ich, dass bei uns jüngere Kids die Zielgruppe waren.
Insgesamt halte ich es für ein gute Idee, da die Kinder Abwechslung haben und etwas Besonderes erleben und nicht immer dieses normale Training vor sich haben.
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Fritz
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Fritz »

Abwechslung haben und etwas Besonderes erleben und nicht immer dieses normale Training vor sich haben.
Das verstehe ich nicht...
Sollte nicht Judo-Training eigentlich das "Besondere" und die "Abwechslung" vom "normalen" Freizeit-Alltag
für die "Kinder/Jugendlichen" sein?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Ronin
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Ronin »

wir bilden uns noch die Meinung dazu im Verein.

Solche Aktionen taugen meiner Meinung nach vor allem als Aufhänger für ein Hüttenwochenende/Trainingswochenende oder so.
So machen wir es seit vielen Jahren mit der Safari, kommt gut.
Wir müssen uns noch was einfallen lassen, wie man aus einem Pentathlon ein Event machen könnte. Ob es was wird, weiss ich noch nicht. Der Riesenbrüller ist es jetzt auf den Blick erst mal nicht, aber immerhin ist unserem Verband einmal aufgegangen, dass in dieser Altersklasse ein paar breitensportliche Ideen not tun. Das ist ein Fortschritt, vielleicht noch nicht der grosse Wurf, aber immerhin.

Persönlich empfinde ich ja diese Judowertenummer als ein richtige Luftbuchung, nicht nur im Pentathlon, sondern überhaupt. Aber das macht sich halt gut in Print und Onlinemedien und sofort kriege ich Zulauf von noch mehr verhaltensauffälligen Kindern.. (danke DJB)
florian
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von florian »

Ich finde die Idee ganz interessant, mal sehen ob es bei uns im Verein genug Interesse dafür gibt, da auch bei uns die Zielgruppe nicht sehr stark vertreten ist.
Ronin hat geschrieben:[...]und sofort kriege ich Zulauf von noch mehr verhaltensauffälligen Kindern.. (danke DJB)
Na das hoffe ich doch. Im Gegensatz zu einigen (nicht allen) anderen Sportarten halte ich Judo für sehr geeignet für Kinder mit bestimmten Auffälligkeiten. Und als Trainer sehe ich da auch den Lehrauftrag hinter den reinen Techniken.
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Ronin
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Ronin »

Na dann nimm doch du meine ca 20 ADHS Kinder...
Judo kannst du denne nicht bie bringen und zum Kinderbeschäftigen bin ich mir zu schade. Aber es ist doch schön, wenn es auch Menschen gibt die das nicht sind. Viel Spass dabei.

unser Vereinsziel ist dummerweise ein anderes.
HBt.

Judo (Training) ist nicht für alle gleich gut geeignet...

Beitrag von HBt. »

Fritz hat geschrieben:
Abwechslung haben und etwas Besonderes erleben und nicht immer dieses normale Training vor sich haben.
Das verstehe ich nicht...
Sollte nicht Judo-Training eigentlich das "Besondere" und die "Abwechslung" vom "normalen" Freizeit-Alltag
für die "Kinder/Jugendlichen" sein?
Das sollte es; etwas besonderes für den Einzelnen sein, etwas das ihn fesselt, in seiner Entwicklung positiv unterstützt (also nach vorne treibt).
HBt.

Verhaltensauffällige Kinder

Beitrag von HBt. »

florian hat geschrieben:Ich finde die Idee ganz interessant, mal sehen ob es bei uns im Verein genug Interesse dafür gibt, da auch bei uns die Zielgruppe nicht sehr stark vertreten ist.
Ronin hat geschrieben:[...]und sofort kriege ich Zulauf von noch mehr verhaltensauffälligen Kindern.. (danke DJB)
Na das hoffe ich doch. Im Gegensatz zu einigen (nicht allen) anderen Sportarten halte ich Judo für sehr geeignet für Kinder mit bestimmten Auffälligkeiten. Und als Trainer sehe ich da auch den Lehrauftrag hinter den reinen Techniken.
Lieber Florian,
Dein Standpunkt klingt gefällig, kannst Du ihn argumentativ untermauern?

Warum ist Judo den anderen Förderungen überlegen, insbesondere für die oben genannte Zielgruppe?

Gruß,
Helge
florian
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Re: Verhaltensauffällige Kinder

Beitrag von florian »

Hi,
Ronin hat geschrieben:Na dann nimm doch du meine ca 20 ADHS Kinder...
Judo kannst du denne nicht bie bringen und zum Kinderbeschäftigen bin ich mir zu schade. Aber es ist doch schön, wenn es auch Menschen gibt die das nicht sind. Viel Spass dabei.

unser Vereinsziel ist dummerweise ein anderes.
Ich würde deine ADHS Kinder alle nehmen. Dann könnte man vielleicht sogar eine neue Gruppe(/Trainingseinheit) aufmachen (wir sind eine sehr kleine Judoabteilung), so dass alle entsprechend ihrer Fähigkeiten besser gefördert werden können.
Das mit dem "zu schade" kenne ich. Ich habe auch immer wieder Tage wo ich mir denke "warum mache ich das hier eigentlich, wenn die Hälfte der Kinder onehin nicht zuhört". Zum Glück gibt es aber auch eine Menge anderer Tage.
Ronin hat geschrieben:unser Vereinsziel ist dummerweise ein anderes.
Das ist ja nun nicht dumm. Es hängt wohl wirklich vom Ziel ab. Wir haben bspw. kein festgelegtes Ziel, können uns aber aufgrund unserer Wettkampfferne leisten nicht so sehr in die Leistungssportrichtung zu gehen, sonst hast du natürlich recht.
Vielleicht sollten wir tatsächlich mal ein Leitbild aufstellen, das wäre eine gute Idee.
HBt. hat geschrieben: Lieber Florian,
Dein Standpunkt klingt gefällig, kannst Du ihn argumentativ untermauern?

Warum ist Judo den anderen Förderungen überlegen, insbesondere für die oben genannte Zielgruppe?

Gruß,
Helge
Hallo Helge,
ich bin mir nicht sicher ob ich richtig verstehe, was du mit "gefällig" meinst. Meinst du damit, dass ich mir die Sache zu einfach mache und nicht sehe wie anstrengend diese Art von Training für andere ist?
Vielleicht klingt es wirklich ein wenig so, da ich verallgemeinernd davon ausging, dass alle Vereine eine ähnliche Intention wie wir haben, entschuldigt das bitte.

Wie bereits geschrieben geht es bei uns nicht so sehr um den Wettkampf, in den Kindergruppen schon garnicht.
Grob gesagt steht die körperliche, aber eben auch mentale Komponente im Vordergrund. Ich persönlich versuche den Kindern die ich trainiere auch Werte mitzugeben (Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass dies in anderen Vereinen nicht geschieht), dies ist mir sehr wichtig.

Wenn nun ein verhaltensauffälliges Kind zu mir in die Gruppe kommt ist dies natürlich mit einen Mehraufwand verbunden. Man muss sich intensiver kümmern und bestimmte Dinge zu vermitteln ist komplizierter, keine Frage. Ich finde es aber aus meiner Einstellung heraus wichtig gerade auch solchen Kindern die gleichen Möglichkeiten zu geben etwas zu (er-)lernen.

Jetzt zu den gefragten Argumenten:
Wenn du "Förderungen" meinst, dann reden wir hier nur über Sportarten, oder?
Ich habe u.a. eine Diplomarbeit zu dem Thema gelesen, warum Kampfsportarten im Allgemeinen und Judo im Speziellen Kindern helfen könnten sich geistig besser zu entwickeln. Judo wurde hier nur als Beispiel gewählt und in seiner Bedeutung nicht über andere Systeme gestellt. Zudem fand keine langfristige Empirie statt, so dass dies natürlich durchaus zu hinterfragen ist. Leider ist es schon etliche Jahre her und ich finde die Arbeit gerade nicht wieder um zitieren zu können.
Aus meiner Erinnerung heraus gibt es verschiedene Punkte.

Beispielsweise hilft der "Kampf" Aspekt den Kindern ein stärkeres Selbstvertrauen aufzubauen. (Natürlich gibt es viele Dinge die auch für Fußball, etc. gelten).
Ein Punkt den Asiatische(/etc.) Systeme die auch ursprünglicher gelehrt werden gemeinsam haben ist die Verwendung von (hier) japanischen Begriffen. Dies nutzen Kinder als eine Art "Geheimsprache" die ihre Eltern nicht verstehen. So kann man sich abgrenzen und seine Persönlichkeit leichter entwickeln.
Judo bietet als Sportart die auf kurzfristigere Konzentration ausgelegt ist einen einfacheren Einstieg, gerade für AD_H_S Betroffene als andere Sportarten bei denen eine längerfristige Konzentration von Nöten ist (bspw. also 2*45 Minuten).

Meiner persönlichen Erfahrung nach (also unwissenschaftlich betrachtet) haben AD(H)S Kinder oft auch weniger Erfahrung im Umgang mit Belastungen ihres Körpers. Gerade hyperaktive Kinder können schnell wütend werden und haben dann teils Probleme ihre Körperlichkeit zu beherrschen. Hier hilft es meines Empfindens nach ungemein diesen die klaren Regeln des Judo-Randori darzulegen. Zu Beginn haben sie eher Probleme damit als "normale" Kinder, aber ich (persönlich) freue mich umso mehr, wenn sie es nach ein paar Malen schaffen mehr Rücksicht zu nehmen. Am schönsten ist es oft wenn ein solches Kind, welches schon ein halbes Jahr dabei ist mit einem Anfänger trainiert der körperlich deutlich unterlegen ist und diesem Chancen im Randori lässt und ihn motiviert.
Ob dies in gleichem Maße im Fußballtraining stattfindet möchte ich mir nicht anmaßen festzustellen. Ich habe als Kind verschiedenste Sportarten gemacht und fand es schon damals nicht gut wenn es hieß "Das kannst du nicht? Dann setz dich doch so lange auf die Bank". Das kann man natürlich machen, wenn man kurzfristigen Erfolg im Sinn hat, eine langfristige Förderung aller interessierten Kinder wird man damit jedoch nicht erzielen.

Was mich am meisten frustriert ist wenn Kinder nur bei uns "abgegeben" werden, weil die Eltern denken es wäre gut für ihr Kind, dieses aber selber weder Interesse an, noch Lust auf Judo hat. Dabei ist es aber egal ob die Kinder Auffälligkeiten zeigen oder nicht. wenn du/ihr vorallem solche Fälle meint kann ich das sehr gut nachvollziehen, dass man dies nicht noch mehr wünscht.

Ich sehe jetzt auch nicht den direkten Zusammenhang zwischen Pentathlon und einem erhöhten Zulauf an genannten Kindern, aber das liegt vermutlich auch wieder an der Größe unseres Vereins.

Ich werde jedenfalls noch versuchen die Diplomarbeit wieder aufzutreiben um dann wissenschaftlicher argumentieren zu können und um zu sehen ob Verhaltensauffäligkeiten als dedizierter Punkt genannt wurden.

Viele Grüße
HBt.

Judo und AD(H)S ... etc.pp.

Beitrag von HBt. »

Hi Florian,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich bin gespannt, ob die erwähnte Diplomarbeit Antworten auf die Überlegenheitsstellung des Judo (Aikido, Karate, ...) gibt. Warum sollte ausgerechnet Judo die angesprochene Zielgruppe besser therapieren können, als z.B. Handball, Schwimmen, Pfadfinder ...?

Was macht UNS so besonders??? Beziehen wir das Umfeld (die Eltern, die Gesellschaft, den Konsum - die Ernährung ...) des Erkrankten mit in die Therapie ein?

Ich glaube nicht an eine besondere Begabung, die uns allen innewohnt - dem Judo und seinen Spielern.

Damit kein Missverständnis aufkommt: selbstverständlich kann man unter entsprechenden Rahmenbedingungen spezielle Gruppen einrichten und professionell arbeiten. Die notwendigen Voraussetzungen müssen für eine derartige Arbeit allerdings erfüllt sein; die MASSE der Mehrspartenvereine wird nicht in der Lage sein "verhaltensauffällige Kinder" zu retten.

Bemerkenswert finde ich Antony J. Cantanese, der in seinem Buch the medical care of the Judoka zu diesem Thema eindeutig Stellung bezieht, und deutlich von einem Unterricht, bzw. einer Integration in bestehende Gruppen abrät. Etwas überspitzt formuliert äußert er sinngemäß: mit derlei Versuchen würden wir JUDO zerstören.
Jupp
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Re: ADS/ADHS Kinder in unseren Judovereinen

Beitrag von Jupp »

Die Schwierigkeiten mit dem Thema Integration von "verhaltensauffälligen" Kindern (auch ADS/ADHS-Kinder genannt) in "normale" Judogruppen sind zumeist nur dann ein Problem, wenn man zu Viele dieser "Buchstabenkinder" (so werden sie z.B. wegen ihrer Bezeichnungen in Schweden genannt) in einer Gruppe hat und gleichzeitig zu wenig Trainer.

Grundsätzlich sollten in einer Gruppe von Anfängern jeweils nicht mehr als 6-8 Kinder auf einen Trainer kommen, wobei unter "Trainer" auch Kinder/Jugendliche verstanden sein sollen, die wir hier als "Hilfstrainer" oder Trainerassisteten bezeichnen ( bei 18 Kids also mindestens 3 Trainer).

Oft ist es gar nicht so einfach zu unterscheiden, ob ein Kind, das ein "Fehlverhalten" zeigt (Blödsinn macht, andere stört oder belästigt oder schlägt, nicht aufpasst, unkonzentriert ist, beim Üben der Aufgaben nicht mitmacht usw.) dies nur macht, weil es ihm zu langweilig ist (oder aus unzähligen anderen Gründen) oder ob es tatsächlich als "krank" zu bezeichnen ist.
Manchmal fallen "Buchstabenkids" gar nicht besonders auf und diejenigen, die ständig auffallen gelten in einem anderen Umfeld als völlig "gesund" bzw. unauffällig.

Wenn die Voraussetzungen für guten Anfängerunterricht im Judo stimmen (Relation Lehrer : Schüler, ausreichend Platz zum Üben, nicht mehr als drei (offiziell) verhaltensauffällige Kids pro Gruppe usw.) kann eine Anfängergruppe im Judo nach meinen eigenen Erfahrungen immer so lange mit (für den hauptverantwortlichen Lehrer/Trainer) "schwierigen" Kindern klarkommen, wie es der Trainer und die Kinder aushalten.

Meist ist es der Trainer, der irgendwann dann "das Handtuch wirft" und nicht mehr mit dem "Störfall" arbeiten möchte.

Dem sollte man dann auch nachgeben und das Kind vielleicht (falls organisatorisch möglich) in eine andere Gruppe geben.

Ich halte es aber aus (Judo-) pädagogischer Sicht durchaus für richtig und wichtig, auch solchen Kindern Judolernen zu ermöglichen, denn Vielen kann durch die Regeln im Judo und das "geregelte Kämpfen" tatsächlich geholfen werden, ihr auffälliges Verhalten durch die Anerkenung der Trainer und der Mitlernenden in den Griff zu bekommen.

Das Alleinstellungsmerkmal des Judo ist es ja gerade, das wir "nach Regeln miteinander/gegeneinander kämpfen" und dabei (wie es Prof. Funke-Wieneke fomuliert) "im Widerstreit Fürsorge walten lassen". Dieses Erlernen von "gebändigter Aggression", "einfühlendem Kämpfen", "Raufen in Geborgenheit" und vielen anderen Bezeichnungen unterscheidet Judo von fast allen Sporarten, die ich kenne und erlaubt den Übenden einzigartige Erfahrungen zu machen und Emotionen zu erleben.

Aus diesem Grund wollte Kano sein "entschärftes" Judo auch als Unterrichtsfach in den Schulen sehen (um den Ausdruck Sport zu vermeiden). Mehrfach hat Kano in seinen Schriften auf den mäßigenden Einfluss des Judo auf "hitzige Temperamente" in seinen Schriften hingewiesen und sich selbst auch als ein Beispiel dafür angeführt.

Ich glaube nicht, dass man zu diesem Thema eine abschließende Rgel aufstellen kann, wenn dann nur diese:
"Wer mit diesen Kindern im Judo arbeiten möchte, der soll es tun - es kann in vierlei Hinsicht sehr lohnend sein, sowohl für die Kinder als auch für die Trainer."

Jupp
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Re: ADS/ADHS Kinder in unseren Judovereinen

Beitrag von Bandog »

Jupp hat geschrieben:Das Alleinstellungsmerkmal des Judo ist es ja gerade, das wir "nach Regeln miteinander/gegeneinander kämpfen" und dabei (wie es Prof. Funke-Wieneke fomuliert) "im Widerstreit Fürsorge walten lassen". Dieses Erlernen von "gebändigter Aggression", "einfühlendem Kämpfen", "Raufen in Geborgenheit" und vielen anderen Bezeichnungen unterscheidet Judo von fast allen Sporarten, die ich kenne und erlaubt den Übenden einzigartige Erfahrungen zu machen und Emotionen zu erleben.

Jupp
Entschuldigung, aber was genau trifft jetzt nicht auf Kampfsportarten wie: Sambo, Brazilian Jiu Jitsu, Ringen, Schwingen, Yagh Gures, Kurasch, Sumo, Ssireum, Kushti, Shuai Jiao, Sanda, Kudo, Allkampf, Karate, Taekwondo, Muay Thai, Kickboxen, Boxen, Savate, Kendo, Fechten, Arnis usw. usf. zu? :dontknow

LG

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Einverstanden - Konsens

Beitrag von HBt. »

Ein schwieriges Thema - und die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal ist nicht 100% zu Gunsten des Jûdô zu entscheiden, denn Bandog hat mit seinem Einwurf ebenso Recht,
wie Jupp mit seinem skizzierten Ideal.
tutor!
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Re: Einverstanden - Konsens

Beitrag von tutor! »

HBt. hat geschrieben:Ein schwieriges Thema - und die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal ist nicht 100% zu Gunsten des Jûdô zu entscheiden, denn Bandog hat mit seinem Einwurf ebenso Recht,
wie Jupp mit seinem skizzierten Ideal.
naja, Jupp sprach ja vom Unterschied zu fast allen Sportarten die er kennen würde. Abgesehen davon würde ich einmal konkretisieren und Folgendes als Eigenart des Judo beschreiben:
- Kämpfen ohne "Werkzeug" (der Gegner wird also im Gegensatz zum Fechten angefasst),
- Kämpfen mit Körperkontakt (Im Gegensatz zu Distanzkampfsportarten wie Boxen),
- Kämpfen, mit dem Ziel den Gegner teilweise unter engstem Kontakt zu kontrollieren (und nicht ihn ko zu schlagen)
- Erzieherische Ziele sind immanent, nicht wie bei anderen Systemen nachträglich hinzugefügt (wie z.B. beim Ringen, wenn man es denn pädagogisch betreibt).

Damit steht Judo schon ziemlich exklusiv da. Allerdings heißt das nicht zwangsläufig, dass Judo auch immer und überall entsprechend diesen Punkten betrieben wird - genauso, wie man andere Sportarten gemäß dem Genannten betreiben kann.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Bandog »

tutor! hat geschrieben:Erzieherische Ziele sind immanent, nicht wie bei anderen Systemen nachträglich hinzugefügt (wie z.B. beim Ringen, wenn man es denn pädagogisch betreibt).
Könntest du das bitte etwas genauer ausführen, danke.

LG

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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von tutor! »

Bandog hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:Erzieherische Ziele sind immanent, nicht wie bei anderen Systemen nachträglich hinzugefügt (wie z.B. beim Ringen, wenn man es denn pädagogisch betreibt).
Könntest du das bitte etwas genauer ausführen, danke.

LG

Bandog
Gerne, aber bevor ich mir die Finger wund tippe:
http://nwdk.de/j15/uploads_hb7f2c/1426_ ... _04_mB.pdf
http://nwdk.de/j15/uploads_hb7f2c/1426_ ... _06_mB.pdf
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Fritz
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:- Erzieherische Ziele sind immanent, nicht wie bei anderen Systemen nachträglich hinzugefügt (wie z.B. beim Ringen, wenn man es denn pädagogisch betreibt).
Hmm, aber war das nicht unlängst Gegenstand einer längeren Debatte, ob tatsächlich
erzieherische Ziele "immanent" im engeren Sinne sind, sprich sie automatisch greifen müßten, sobald man Judo betreibt, oder ob es nicht
eher ein frommer Wunsch vom Kano war, der eigentlich nur funktionieren könnte, wenn es genug Judo-Lehrer/-Trainer/-ÜL
gibt, die
a) erstmal wissen, um welche erzieherischen Ziele es im Judo geht und
b) auch Lust, Zeit und Laune haben, diese Ziele ihren Üblingen nahe zu bringen ?

Sind diese Ziele tatsächlich immanent im engeren Sinn, dann sehe ich persönlich nichts, was jede
andere Form eines halbwegs "ordentlichen Kampfsport" bzw. Kampfkunst" (also da wo es auch Vollkontakt-Randoris/Sparring u.ä.
Trainingsformen gibt) nicht auch leisten könnte...
Sind diese Ziele jedoch am Wissen und Wollen des Lehrers/Trainers angekoppelt, dann behaupte ich ebenso kühn, daß es bei
Nicht-Judokampfkünsten/-Sportarten sicherlich ebenso Lehrer/Trainer gibt, die ähnliche oder gleiche Ziele vermitteln,
genauso wie es sicherlich genug ÜL-/Trainer im Judo gibt, die rein gar nichts mit diesen erzieherischen Zeilen am Hut haben...

Am Ende ist es vielleicht dem Judo immanent, daß es "zuviele" ÜL gibt, die dem Traum nachhängen, nun wirklich jedem Kind in jedem Alter
etwas vom schönen Judo(sport) vermitteln zu können... Und alle anderen freuen sich, daß die "problematischen Kinder" erstmal schön
zum Judo gebracht werden... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von tutor! »

@Fritz: ziterie doch den nächsten Absatz mit dazu:
Erzieherische Ziele sind immanent, nicht wie bei anderen Systemen nachträglich hinzugefügt (wie z.B. beim Ringen, wenn man es denn pädagogisch betreibt).

Damit steht Judo schon ziemlich exklusiv da. Allerdings heißt das nicht zwangsläufig, dass Judo auch immer und überall entsprechend diesen Punkten betrieben wird - genauso, wie man andere Sportarten gemäß dem Genannten betreiben kann.
Aber eine Besonderheit von Judo ist eben, dass es von Kano als Erziehungssystem und Erziehungsmittel konzipiert und entwickelt wurde. Ob das dann auch immer und überall mit den gewünschten Wirkungen aufgeht, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch Kano hat gewusst, dass es keinen Automatismus gibt, sondern es immer eines Pädagogen bedarf, um die erzieherischen Ziele zu realisieren.
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Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Mal wieder ein ganz "neue" Idee vom DJB

Beitrag von Bandog »

@tutor!
Danke für den Link zu den PDF Artikeln, natürlich musst du das nicht nochmal schreiben, aber vielleicht könntest du jetzt noch schnell erklären, wie du zu der Annahme kommst, dass diese Erzieherischen Ziele eben nicht immanent im z.B. Ringen oder anderen Grappling Künsten sind, danke. :D
Fritz hat geschrieben:Sind diese Ziele tatsächlich immanent im engeren Sinn, dann sehe ich persönlich nichts, was jede
andere Form eines halbwegs "ordentlichen Kampfsport" bzw. Kampfkunst" (also da wo es auch Vollkontakt-Randoris/Sparring u.ä.
Trainingsformen gibt) nicht auch leisten könnte...
Sind diese Ziele jedoch am Wissen und Wollen des Lehrers/Trainers angekoppelt, dann behaupte ich ebenso kühn, daß es bei
Nicht-Judokampfkünsten/-Sportarten sicherlich ebenso Lehrer/Trainer gibt, die ähnliche oder gleiche Ziele vermitteln,
genauso wie es sicherlich genug ÜL-/Trainer im Judo gibt, die rein gar nichts mit diesen erzieherischen Zeilen am Hut haben...
Sehr guter Punkt! In anderen Kampfkünsten werden auch Tugenden gelehrt wie Respekt, Höflichkeit, Anstand und Bescheidenheit. Klar gibt es einen kulturellen unterschied zwischen Judo(Japan) und Sambo(Russland), BJJ(Brasilien), Kushti(Indien), Schwingen(Schweiz), Kurasch(Usbekistan) usw. aber die werte die vermittelt werden sind die gleichen(Respekt, Höflichkeit, Fleiß etc.). Und die Zielsetzung der Techniken sind auch die gleichen und zwar der Sieg über den Gegner.
tutor! hat geschrieben:Aber auch Kano hat gewusst, dass es keinen Automatismus gibt, sondern es immer eines Pädagogen bedarf, um die erzieherischen Ziele zu realisieren.
Ist das den so?

Als Beispiel, in den meisten Ringkünsten zeigt man sich den gegenseitigen Respekt im verhalten untereinander, dafür braucht es nicht zwingend so etwas wie eine Verbeugung. Wenn die Einstellung stimmt ist es egal ob ich mich Verbeuge oder jemanden die Hand schüttle oder auch nur zu nicke.

Oder auch Entschlossenheit wird durch das Training an sich entwickelt. Um die eigene Leistung zu verbessern muss man hart trainieren und alles geben, man muss sich immer wieder von neuem selbst überwinden, was die Entschlossenheit gegen den inneren Schweinehund aber auch gegen die Erschöpfung und das eigene Ego zu kämpfen und sich durch zu setzen enorm stärkt.

Bescheidenheit lernt man durch das Training mit Fortgeschrittenen. Man lernt Bescheidenheit direkt im Training, indem man von den fortgeschrittenen Trainingspartnern immer wider seine Grenzen aufgezeigt bekommt.

All dies sehe ich nicht als Judo spezifisch, sondern auch in anderen Kampfsportarten als "immanent"! Dies ist also m.M.n. kein wirkliches "Alleinstellungsmerkmal", sondern all den von mir aufgezählten Ringkünsten gegeben. Oder irre ich mich da? :dontknow

LG

Bandog
Zuletzt geändert von Bandog am 22.08.2012, 00:04, insgesamt 2-mal geändert.
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