(Ex-) Mitgliederbefragung

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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Lippe
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(Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Lippe »

Wie erst jetzt wieder im Judo-Magazin zu lesen war, sinken die Mitgliedszahlen des DJB kontinuierlich. Daher stelle ich mal die wohl wenig kühne These auf, dass es den meisten Vereinen ähnlich ergeht.

Wer engagierte Leute, großartige Ideen und Konzepte hat, kann dem Trend aber vielleicht auch entgegen wirken. Dumm wird es nur, wenn die großartigen Ideen der Verantwortlichen bei den Mitgliedern gar nicht so gut ankommen.

Führt ihr regelmäßige Mitgliederbefragungen durch, um zu sehen, ob ihr euch in die richtige Richtung entwickelt, und um Kritikpunkte angehen zu können? Fragt ihr im Rahmen von Abmeldungen auch noch einmal nach, was zum Austritt geführt hat?

Wie sieht ein solcher Fragebogen von euch aus?
Wie organisiert ihr die Verteilung, die Rückgabe und die Auswertung? Läuft alles anonym?
Wie oft führt ihr die Befragungen durch?

Oder haltet ihr das alles für unnötigen Schnickschnack? Warum?


Wir machen das bislang noch nicht, ich würde es aber gerne bei uns einführen. Dafür würde ich gerne auf ein paar Ideen und Erfahrungen anderer zurückgreifen.
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Hofi
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Hofi »

Hi!
Machen wir bisher nicht, keine Zeit dazu, sind dauernd mit den Mitgliedern unterwegs und es werden mehr.
Gruß
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Peter el Gaucho
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Peter el Gaucho »

Die Mitgliederzahlen im Deutschen Judobund sinken seit Jahren kontinuirlich.
Was würde passieren, wenn im Wirtschaftsleben die Kundenzahlen einer Firma seit Jahren kontinuirlich sinken würden? Dann geht man davon aus, dass die Kunden anscheinend mit der Leistung der Firma nicht mehr zufrieden sind. Und dann würde man anfangen, die Kunden zu befragen nach dem Grad ihrer Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit und würde sie fragen, was sie sich wünschen, damit sie zufriedener wären. Beispielsweise viele Hotels machen das, in dem sie den Gästen einen kleinen Fragebogen ins Zimmer legen und nach ihrer Zufriedenheit fragen mit dem Hotelservice und um ihre Verbesserungsvorschläge bitten.

Weil man im Wirtschaftsleben verstanden hat, das die Kundenzufriedenheit besonders wichtig ist, finde ich, dass die Befragung von Vereinsmitgliedern (sind auch eine Art von "Kunden" bzw "Nutzer" der angebotenen Vereinsdienstleistungen) ebenfalls wichtig ist und somit auf keinen Fall als "unnötigen Schnickschnack" bezeichnet werden sollte.

Zwei Typen von Befragungen sollte man unterscheiden: die jährliche Befragung der bestehenden Mitglieder und die fallweise Befragung der ausscheidenden Mitgliedern der Judogruppe.

Wenn man fragt, dann sollten zwei Dinge unterschieden werden: der Grad der Zufriedenheit und der Grad der Wichtigkeit. Beides muss im Zusammenhang abgefragt werden. Beispiel: Wenn ich frage, ob der Hotelgast damit zufrieden ist, dass in jedem Gang ein Eiswürfelautomat aufgestellt ist, dann würden viele Gäste sicherlich mit JA antworten. Wenn ich dann gleichzeitig auch noch frage, ob ihnen dieser Service wichtig ist, dann würden sicherlich viele Gäste mit NEIN antworten. Ich glaube so ist der Unterschied zwischen beiden Fragetypen verständlich. Im Ergebnis, erfährt man, dass die Hotelgäste zwar die Eiswürfelautomaten gerne benutzen, aber die Investition in diese Geräte sinnlos war, weil die Gäste die Geräte nicht wichtig finden, also nicht auch nicht vermissen, wenn sie nicht da wären.

Besonders wichtig ist die Befragung der ausscheidenden Mitgliedern aus der Judogruppe. Es ist schon wichtig zu wissen, warum jemand nicht mehr mitmacht. Das könnte etwas mit dem Training zu tun haben (z.B. Trainer macht langweiliges Training) oder auch auch Gründe außerhalb des Judos sein (z.B. Familie macht einen Umzug ins nächste Bundesland). Das ist schon eine wichtige Information für einen Trainer, der glückliche Judoka auf seiner Matte sehen will.
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Anton_D1
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Anton_D1 »

Ich glaube das G8 und der zunehmende Druck auf die Schüler klaut dem Sport insgesamt eine Menge Nachwuchs. Und die wenigen die noch Zeit aufbringen können machen Fußball. Judo kennt kaum jemand und daran sollte was geändert werden.
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Lippe
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Lippe »

Anton_D1 hat geschrieben:Judo kennt kaum jemand und daran sollte was geändert werden.
Hast Du auch noch konkrete Vorschläge, wie man die Bekanntheit des Judo steigern könnte, bzw. wie man die Leute dafür gewinnt, die so etwas machen könnten?
Und sollte man sich nicht auch Mühe geben, diejenigen zu halten, die Judo bereits kennengelernt haben?
Anton_D1
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Anton_D1 »

Lippe hat geschrieben:
Anton_D1 hat geschrieben:Judo kennt kaum jemand und daran sollte was geändert werden.
Hast Du auch noch konkrete Vorschläge, wie man die Bekanntheit des Judo steigern könnte, bzw. wie man die Leute dafür gewinnt, die so etwas machen könnten?
Ja. Man könnte die Bekanntheit steigern, wenn man die "neuen" Medien profesioneller nutzt. Siehe auch mein Posting hier
viewtopic.php?f=25&t=7602&view=unread#p77604
Leute gewinnt man dafür, wie für jede andere ehrenamtliche Arbeit auch. Da brauchts kein Spezialrezept für den Judo-Sport.
Lippe hat geschrieben:Und sollte man sich nicht auch Mühe geben, diejenigen zu halten, die Judo bereits kennengelernt haben?
Natürlich gehört das auch dazu. Das besondere am Judo ist doch, daß alle Altersklassen den Sport ausüben können.
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Peter el Gaucho
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Peter el Gaucho »

Lippe hat geschrieben:
Anton_D1 hat geschrieben:Und sollte man sich nicht auch Mühe geben, diejenigen zu halten, die Judo bereits kennengelernt haben?
Selbstverständlich!! Man sollte immer auf 2 Schienen gleichzeitig fahren. Zum einen brauchst du eine Strategie, wie du die bestehenden Mitglieder halten willst (= Mitglieder-Bindung) und zum anderen, eine inhaltlich ganz andere Strategie, wie du neue Mitglieder anwerben willst (= Mitglieder-Gewinnung).

Beides steht immer im Zusammenhang. Mitglieder-Bindung ist wichtig, damit die bereits gewonnenen Judoka die Judogruppe nicht wieder verlassen. Das ist aber nur begrenzt möglich, wenn es Gründe außerhalb des Judos gibt, zum Beispiel ein beruflich verursachter Umzug einer Familie in ein anderes Bundesland. Das kann man nicht verhindern. Darum wird es immer trotz bester Mitglieder-Bindung eine "natürlichen" Reduzierung der Anzahl der Judoka in der Judogruppe geben. Diesen Ausfall muss man ausgleichen und überkompensieren mit der zweiten Strategie der Mitglieder-Gewinnung, also neue Interessierten gewinnen, die zuvor noch kein Judo machten.

Positiver Nebeneffekt der Maßnahmen zur Mitglieder-Bindung ist, dass die Judoka - weil sie zufriedener werden - viel regelmäßiger ins Training kommen. Also die Schwankungen der Anzahl der Teilnehmer bei allen Trainings werden reduziert. Das hilft auch schon enorm.

Solche erwähnten Befragungen helfen dabei, wichtige Motive zu finden, die Menschen veranlassen, Judo betreiben zu wollen bzw. mit Judo aufhören zu wollen. Es ist ganz klar, dass beispielsweise der Trainer nicht von sich auf andere schließen kann, denn nicht alle Judoschüler betreiben Judo aus den gleichen Motiven heraus wie ein langjähriger Trainer.
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Lippe »

Peter el Gaucho hat geschrieben:Solche erwähnten Befragungen helfen dabei, wichtige Motive zu finden, die Menschen veranlassen, Judo betreiben zu wollen bzw. mit Judo aufhören zu wollen.
Führen auch andere Vereine solche Befragungen durch?
Wie sieht ein solcher Fragebogen bei euch konkret aus?
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Peter el Gaucho
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Peter el Gaucho »

Heute wurden in den Nachrichten ein paar Worte von Heribert Bruchhagen, dem scheidenden Präsidenten von Eintracht Frankfurt verbreitet. Er resumiert aus seiner 13jährigen Amtszeit, warum der Fußball in dieser Zeit immer populärer wurde und andere Sportarten wie Leichtathletik, Handball, Basketball an den Rand gedrängt hat:

Hätten früher rund 60 Prozent der Zuschauer Fachwissen gehabt, sei dies jetzt anders geworden. Heute ist der Fußball mehr emotional und erlebnisorientiert.

Man kann dazu denken was man will. ABER es ist was dran. Wenn ich überlege, wann waren meine Trainings ein voller Erfolg für die Judokas auf der Matte, dann waren es immer Trainings, bei denen es emotionaler und erlebnisorientierter zuging. Trainings die mehr "kopfiger" waren, waren aus Trainersicht "interessant", aber aus Sicht der Teilnehmer langweilig.

Das soll natürlich nicht heißen, dass nur noch "Fachidioten" auf der Matte stehen und Zumba tanzen sollen. Es soll nur heißen, dass man sich mehr an den emotionalen und erlebnisorientierten Bedürfnissen der Menschen orientiert und der Theorie (kopfigen Themen) nur so viel Platz gibt, wie es zur Zielerreichung unbedingt nötig ist.

Warum eigentlich nicht ????? Ich denke, es kann nie ein Fehler sein, sich an wichtigen Grundbedürfnissen der Menschen zu orientieren, die ihnen die Freude im Leben geben, die sie täglich suchen. Wer sich mehr für die "trockenen" Themen interessiert, für den gibt es ja immer noch die Spezialtrainings und -seminare. Also für jeden ist immer ein Platz da. Ich bin zwar ein großer Judofan, aber trotzdem schaue ich mir Fußballspiele an ... aus genau den oben genannten beiden Gründen.

Dies als kronkrete Anregung für die Mitgliederbefragungen.
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von JudoSakura »

Hallo Lippe, wie ist es mit deinem Thema weitergegangen? Hast du eine Befragung durchgeführt? Oder gibt es einen ersten Entwurf oder Plan?
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Lippe
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Re: (Ex-) Mitgliederbefragung

Beitrag von Lippe »

Nein, noch ist nichts passiert. Die letzten Wochen haben mich zu sehr in Beschlag genommen, als dass ich konkret etwas hätte in die Wege leiten können. Ich habe bislang nur versucht, weitere Informationen (z.B. Fragebögen anderer Vereine, auch aus dem nichtsportlichen Bereich) zu sammeln.
Bei mir wird es wohl bis zu den Sommerferien dauern, ehe ich die Zeit finde, an die konkrete Umsetzung zu gehen.

Für weitere Anregungen oder Erfahrungsberichte bin ich natürlich noch immer dankbar.
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