Neuer Deutscher Judo Verband

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
Yurei
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Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Yurei »

Endlich ist es soweit. Für die Nörgler an DJB und DDK ergibt sich nun die dritte Alternative für die Mitgliedschaft in einem Judo-Bundesverband.

Und zwar scheint es jetzt seit letztem Jahr einen deutschen Ableger der World Judo Federation zu geben, nämlich die "Deutsche Judo Föderation" (http://www.judo4all.org/www.judo4all.org/Home.html).

Hier ein Ausschnitt aus deren Homepage:
Die Deutsche Judo Föderation ist der nationale Mitgliedsverband in der World Judo Federation für Deutschland.
Interessant ist auch in Paragraph 4 der Satzung:
Der Verband arbeitet partnerschaftlich im Sportverkehr mit der „Deutschen Budo Union“ und der „DJJU – Deutsche Jiu-Jitsu Union“ auf nationaler Ebene, mit der „International Freestyle Judo Alliance“ und dem „World Congress of Martial Arts“ auf internationaler Ebene, zusammen.
Außerdem haben sie nach Paragraph 10 ebenso wie DJB und DDK ein Dan-Kollegium:
Organe des Verbandes sind die Mitgliederversammlung, das Präsidium, die Kassenprüfer, die Jugend und das DAN-Kollegium.
Wenn ich mal einen sarkastischen Zukunftsblick werfen darf, dann glaube ich dass wir jetzt ähnlich Verhältnisse wie in der Aikido- oder Jiu-Jitsu-Landschaft in Deutschland bekommen werden. Nämlich eine Zersplitterung der Sportart in verschiedene Verbände... :?

Vielleicht gibt es eines Tages ja auch eine Stellungnahme vom DJB oder DDK zu dem neuen Verband? Wäre auf alle Fälle mal interessant zu sehen, wie die beiden Platzhirsche ihr Revier verteidigen wollen... :ironie3
Jupp
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Jupp »

Yurei schreibt: "Vielleicht gibt es eines Tages ja auch eine Stellungnahme vom DJB oder DDK zu dem neuen Verband? Wäre auf alle Fälle mal interessant zu sehen, wie die beiden Platzhirsche ihr Revier verteidigen wollen..."
DDK ein Platzhirsch?

Eher ein kleines Rehlein, das verloren von allen Hirschen im Wald umherirrt...

oder

ein "geplatzter" Hirsch.

(Achtung! Keine Ironie!)

Jupp
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Fritz
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Fritz »

Wenn man die Suche bemüht, gibt es ein paar Beiträge die mit der Hauptperson da zu tun haben bzw.
mit diesem "Hara-Ki-Judo" (man muß sich zwingen, nicht "Harakiri" zu lesen ;-) )
Und auf der Seite des neuen Verbandes ist wohl auch ein Video verlinkt, welches entsprechende
DVDs bewerben soll, man sieht da aber (so man durchhält oder "vorspult") auch ein paar Beispiele
für Würfe u.ä., einiges erscheint mir da sehr "wuchtig" und kraftbetont, wie aus Bücher abgeguckt...

Naja wie auch immer, ist jedenfalls zu begrüßen, wenn es Leute gibt, die Alternativen zum IJF-Regelsatz
anbieten und entsprechende Veranstaltungen ausrichten...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Jupp »

Fritz schreibt: "Und auf der Seite des neuen Verbandes ist wohl auch ein Video verlinkt, welches entsprechende DVDs bewerben soll, man sieht da aber (so man durchhält oder "vorspult") auch ein paar Beispiele für Würfe u.ä., einiges erscheint mir da sehr "wuchtig" und kraftbetont, wie aus Bücher abgeguckt..."
Ich finde das Video sehr gut, um sich über das technische Niveau des neuen Verbandes bzw. seines Hauptvertreters zu informieren.
Das sollte jeder tun, um sicher zu sein, was ihn dort erwartet.

Jupp
Kumamoto
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Kumamoto »

Die Homepage sieht auf jeden Fall sehr modern und optisch ansprechend aus.
Der Punkt "Regeln" fasziniert mich irgendwie: Da scheint man sich am Kirchhoff'schen Modell zu orientieren - die passen (fast) auf nen Bierdeckel.
Vielleicht kann ja der eine oder andere, der bei den German Open war, darüber berichten, wie das von ihnen entwickelte Wettkampfsystem auf den Zuschauer wirkt, ob es zu vielen Verletzungen, Bestrafungen, etc. kommt.
Das Konzept hat was.
Auf jeden Fall etwas, das man im Auge behalten sollte.
judo für alle
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von judo für alle »

Hallo :)

erst einmal möchte ich mich für das Interesse bedanken, selbst für die Ironie (denn das offenbart auch Intelligenz und gesunde Skepsis) ...

Es würde mich freuen, die möglicherweise zum Teil unbekannten Wurftechniken zu demonstrieren in einer gemeinsamen Trainingseinheit. Die Auffassung, die Würfe würden wuchtig oder kraftbetont sein, kenne ich durchaus. Möglicherweise könnte es mir gelingen, in einem gemeinsamen Training zu verdeutlichen, dass die Techniken einfach, effektiv und präzise sind. Deshalb wirken sie möglicherweise auch auf manche zu hart, was sie aber wirklich nicht sind.

Zu dem Thema der Platzhirsche möchte ich zudem bemerken, dass das nicht unsere Intention ist, irgendwem Konkurrenz zu sein - oder gar jemanden zu vertreiben oder zu verhöhnen.

Ich kenne meinen Weg noch sehr genau - ein Teil davon ging ich zu der Zeit, als die beiden sogenannten Hirsche noch gute Partner oder gar Freunde waren. Ich habe das nicht vergessen.

Aber ich bin nicht blind - ebenso wenig meine Weggefährten, die immer zahlreicher werden. JuDO ist ein Weg - ein andauernder Prozess ... es kann und darf nicht von einer internationalen Judo Föderation kaputt reguliert und sinnentleert werden. Glücklicherweise schließen sich unserer Bewegung nicht nur in Deutschland immer mehr Judoka an - die es lieben, Judo zu machen, wie es sein sollte ... und wie es mal war.

Herzliche Grüße von der Deutschen Judo Föderation
Zuletzt geändert von Fritz am 24.06.2013, 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Großschreibungen eingebaut, bitte selbst drauf achten!
caesar
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von caesar »

judo für alle hat geschrieben:dass die Techniken einfach, effektiv und präzise sind.

:rolleyes
Josef
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Josef »

caesar hat geschrieben:
judo für alle hat geschrieben:Es würde mich freuen, die möglicherweise zum Teil unbekannten Wurftechniken zu demonstrieren
Danke, reicht aber auch schon wieder... das Video genügt :angel4
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judo für alle
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von judo für alle »

Guten Morgen,

ich habe gesehen, die Großschreibung wurde nachträglich in meinen Text eingebaut. Danke, Fritz. Im Internet schreibe ich eigentlich gerne durchweg klein... aber egal, wenn Ihr hier andere Regeln haben solltet, werde ich meine Großschreibung hier mal selber vornehmen ...

Zu dem Ausschnitt aus dem Video möchte ich zwei Dinge anmerken. Erstens ist das betreffende Video natürlich nur ein Teaser des eigentlichen Video-Materials. Also wir haben damit nur eine Art Making-off demonstrieren wollen. Daraus dann nochmals nur eine einzige Szene aus dem Abspann hier zu posten, reduziert unsere Lehrfilme weitaus mehr, kann aber gewollt sein. Ich würde daher empfehlen, einen Elefanten nicht nach dem Ertasten nur von Rüssel oder Bein zu definieren. Wer zurück geht und auch aus der Distanz einmal alles betrachtet, erkennt das komplette Tier ... Zweitens möchte ich zu der Szene bemerken, dass die vorliegende Wurftechnik ein Fumi-Komi-Seoi-Nage ist. Eine Wurftechnik, die bis in die 80er Jahre auch im Bereich von DDK und DJB gelehrt wurde - gerne von japanischen Gästen aus dem Kodokan. Dieser Wurf ist ein gutes Beispiel dafür, dass eben nicht wuchtig oder kraftbetont geworfen wird. Wenn hier nämlich ein Uke doppelt so schwer ist, im Verhältnis zu Tori, leuchtet jedem hoffentlich ein, dass die Technik den Unterschied macht - nicht die Kraft. Jede Kniescheibe oder auch der Rücken von Tori würde sich "bedanken", sollte man hier nur athletisch versuchen zu werfen. Also: z.B. komplett abknien auf die Matte würde die Ausführung in diesem Gewichtsverhältnis unmöglich machen. Das Herausrollen nach hinten - nach Wurfausführung - sollte man einfach zum Eigenschutz bedenken. Denn die Wucht kommt nicht von Tori sondern ist der Wurfhöhe und dann der Gravitation geschuldet. ;-) Bei einem gleich gewichtigen Uke, steht man diesen Wurf natürlich komplett und ohne Rolle.

Anschließend kann man noch erkennen, dass wir natürlich Spaß haben, bei dem was wir tun.

Wir sind so frei, Judo zu machen - wie es sein sollte ... wenn Ihr so wollt, nach alter Väter Sitte.
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Ronin
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Ronin »

Nun.. diese Verbandsgründung ist wohl eine Reaktion auf das Gebaren der Platzhirsche. Das DDK ... darüber mag ich gar nicht mehr reden und der DJB (dem auch ich angehöre) mit seinen laufenden Regeländerungen, wo kaum noch einer mitkommt. Nun ich denke, die haben sich das ein Stück weit selbst zuzuschreiben und vielleicht wachen sie dann jetzt mal auf.
Was nun die Satzung dieses Verbandes angeht, deckt sich die meiner Meinung nach nicht mit der steuerliche vorgeschriebenen Mustersatzung der Finanzämter. Ich vermute daher, sie ist noch gar nicht vom Finanzamt abgenommen, aber ich möchte hier eigentlich keine juristische Debatte führen.

Die Ziele sind nachvollziehbar und nobel. Ich würde mir davon mehr in meinem eigenen Verband wünschen. Was ich bisher (auf den Videos) gesehen habe, hat mich nicht überzeugt, aber ich mag mich irren.

Aber wie immer denke ich eben, dass eine Verbandszersplitterung nicht wirklich wünschenswert ist, aber nun gut, jetzt haben wir sie halt.
Ich bin gespannt näheres zu hören.
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von CasimirC »

Zunächst einmal willkommen hier, "judo für alle", schön, dass du dich angemeldet hast, dann kann man ja die eine oder andere Nachfrage zu dem Verband usw. stellen und bekommt kompetente Antwort hierauf :)

Ich muss gestehen, dass ich auch über dieses Video und insbesondere den verlinkten Ausschnitt "gestolpert" bin. Die Wurfausführung wurde ja hier bereits recht salopp kritisiert, was du zu rechtfertigen versuchst. Ich möchte das gern ein wenig konkreter fassen.
Zunächst einmal finde ich es persönlich für sehr wichtig, dass man bei der Anwendung von Judotechniken seinen Uke, aber auch seinen eigenen Körper im Idealfall in jedem Moment der Technikausführung unter Kontrolle hat. Zu den Wurfphasen Kumi-kata, Kuzushi, Tsukuri und Kake möchte ich nichts näheres schreiben, die Begriffe sind schließlich bekannt und auch ihre Merkmale. Hierauf basierend stelle ich folgende Probleme bei deinem Wurf fest:
- Ein Kuzushi ist nicht erkennbar, im Gegenteil steigst du sogar so in den Wurf ein, dass du dein Bein explizit hinter Ukes rechtes Bein stellst, somit eine Bewegung nach hinten machst. Du bringst dich folglich für einen Wurf nach vorne in eine denkbar ungünstige Position.
- Das fehlende Kuzushi korrigierst du durch ein sehr tiefes Einsteigen und kräftigen Zug durch den Oberkörper, um Uke "auf dich" zu heben.
- Im Bruchteil einer Sekunde, sobald Ukes Gewicht durch den Zug komplett auf dir lastet, verlierst du deinen festen Stand und kippst nach hinten. Das korrigierst du durch zwei Schritte, wobei du den zweiten Schritt schon nicht mehr komplett machen kannst, da du dich bemühst, angesichts der extremen Last und des unsicheren Stands, Uke endlich nach vorne zu werfen, und dabei in der Hüfte derart einknickst, dass du selber nach hinten in eine Sitzposition fällst.
- Uke fällt anschließend von dir unkontrolliert nach vorne, während du deine Sitzposition in eine Rolle nach hinten änderst und umständlich über beide Knie aufstehst.

tl;dr:
Kein Kuzushi, Wurfeinstieg mit ungünstiger Gewichtsverlagerung, Ausheben nur durch Kraft, Kontrollverlust im Übergang Tsukuri-Kake, Sturz nach hinten. Bitte faß es nicht als Beleidigung auf, aber wenn einer meiner Schüler auf dieser Art einen Wurf demonstriert, weiß ich, dass da noch einiges an Arbeit auf ihn zukommt. Die Wurfausführung entspricht in keinster Weise den Kriterien, die ich zum Kodokan-Judo kenne, explizit auch keinen Kriterien zu Seoi-nage-Techniken (ich verweise an dieser Stelle auf diesen Faden: viewtopic.php?f=21&t=2859). Mit anderen Worten: Für mich ist das Ding falsch. Könntest du bitte konkretisieren, inwiefern das für dich ein gelungener Fumi-komi-seoi-nage ist?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Kumamoto
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Kumamoto »

Mir ist auch aufgefallen, dass die Ausführung der in dem Making-of- Video zumindest diskutabel sind. Das macht aber meiner Meinung nach nichts. Hier geht es um einen neuen Verband mit einem neuen Verbandskonzept und einer neuen Verbandsphilosophie. Funktionäre sind keine Sportler, sind keine Trainer.
Ein Wolfgang Niersbach (DFB) oder ein Sepp Blatter (FIFA) sieht auf dem Platz gegen einen Lionel Messi oder Mesut Özil keinen Stich und kann beim Thema Trainingslehre nicht mit einem Pep Guardiola oder einem Jürgen Klopp mithalten. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Die Stärke liegt meiner Ansicht nach am neuen Ansatz, wieder zu den Judowurzeln zurückzukehren. Die Technikbrillanz kommt bestimmt, wenn sich diese Idee durchgesetzt hat und der eine oder andere Technikgott in den Verband wechselt.
Soweit ich weiss, war selbst der Judovater Kano - verglichen mit Mifune - judotechnisch im Nachteil. Aber Kano hatte eine Idee, die zur Initialzündung wurde. Ich bezweifle, dass Mifune fähig gewesen wäre, das "Modell Judo" wie Kano zu entwickeln und zu pushen.
Ich denke, hier sollte die Idee, die dahinter steht im Fokus der Diskussion steht, nicht die Ausführung der Techniken von Funktionsträgern.
judo für alle
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von judo für alle »

Hallo nochmals,

ich möchte auf die Verbandssplitterung eingehen... denn die liegt uns fern. Wir bieten Judo für alle an. Also können an unseren Seminaren und Wettkämpfen auch Judoka anderer Verbände teilnehmen. Ich denke, dafür ist unser simples und altmodisches Regelwerk bestens geeignet.

Die Frage nach Verletzungen bei den German Open 2012 und 2013 kann ich kurz beantworten. 2012 hat sich jemand einen Fingernagel eingerissen, 2013 gab es ein blaues Auge. Das war alles. Wir hatten dabei in diesem Jahr Judoka aus 14 Nationen gemeldet. Deutsche, Holländer, Serben, Schweden und Amerikaner waren dabei nahezu gleichauf erfolgreich... Immerhin hat uns auch die bekannte englische Judoka Sophie Cox mit ihrer Teilnahme beglückt. Auch der bekannte Judo-Publizist Steve Scott aus den USA war sich nicht zu schade, als Mattenrichter mitzumachen. Ich kann aber die Frage nach den Verletzungen gut verstehen ...

Ich bin bei dem Judoka in Fragen von Kuzushi usw.. Aber wirf doch selbst mal einen Uke mit dem doppelten Gewicht von dir. Dann wirst du einen Plan haben müssen. Selbstverständlich sauberer werfe ich jeden Judoka in meinem Gewicht. Ich habe aktuell 81kg, habe also nur in der einen Szene demonstrieren wollen, dass man auch zweimal 81kg werfen kann. Das macht man aber nicht jeden Tag, so dass ich hier auch nicht den Schwerpunkt meiner Tätigkeit sehen möchte. ;-) Deshalb bin ich in Punkten Wurfausführung komplett bei dir. Mein Ansatz ist aber zu zeigen, dass es zig Würfe mehr gibt als nur die ein bis zwei "Spezialtechniken", die man heute auf vielen Wettkämpfen sieht. Darüber hinaus kann ich nicht verstehen, warum gegenüber horrenden Startgeldern maximal Papierurkunden geboten werden. Kinder beispielsweise freuen sich auf unseren Wettkämpfen - dass JEDER Teilnehmer eine Erinnerungsmedaille erhält. Wir planen zudem ab Sommer 2014 eine eigene Bundesliga mit Nettokampfzeiten bei den Männern von 10 Minuten. Das offenbart dann nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern zeigt eindrucksvoll einen Aspekt des Judo, den ich in den letzten Jahren vermisst habe -- mentale Stärke, den Willen zum Sieg. Statt nur zu kämpfen, um nicht zu verlieren.

Danke noch für den Verweis auf Mifune. Ich liebe seine Eingänge, seine Art. Es kann nur unser Streben sein, seine Perfektion zu erreichen. Das bedeutet lernen, lernen ... lernen.

Herzliche Grüße :-)
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Fritz
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Fritz »

judo für alle hat geschrieben:Aber wirf doch selbst mal einen Uke mit dem doppelten Gewicht von dir. Dann wirst du einen Plan haben müssen. Selbstverständlich sauberer werfe ich jeden Judoka in meinem Gewicht. Ich habe aktuell 81kg, habe also nur in der einen Szene demonstrieren wollen, dass man auch zweimal 81kg werfen kann. Das macht man aber nicht jeden Tag, so dass ich hier auch nicht den Schwerpunkt meiner Tätigkeit sehen möchte.
Naja, ich glaub nicht, daß der Uke 162kg wiegt, würde so auf 120kg tippen...
Gerade bei deutlich schweren Ukes offenbart sich in der Regel,
ob das Wurfprinzip verinnerlicht wurde oder nicht...
Da ist also jedenfalls noch deutliches Verbesserungspotential vorhanden ;-)

@Kumamoto: Wie ich schon sagte, es ist ausdrücklich zu begrüßen, wenn Alternativen zum
IJF-Regelsatz "salonfähig" werden - Alternativen wo nicht unbedingt
"Grappling", "BJJ", "Sambo", "MMA" o.ä. drauf stehen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Josef
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Josef »

Der Regelsatz ist meiner Meinung nach wirklich gut.
Was AUCH gut ist, ist die verbandsoffene Einstellung, das einfach jeder kämpfen kann. (Macht das DDK glaub ich genau so, im DJB ist sowas ja explizit ausgeschlossen durch eine extra dafür entwickelte Bürokratie)
Es dürfte also auch kein Problem sein, wenn Ringer, BJJ-, Sambo- oder MMA-Leute da auflaufen, solange sie sich an das Regelwerk halten.

Find ich gut :D

(Ich komm' ja aus Bayern, und der BJV hatte doch mal diesen unsäglichen Passus in der Satzung, dass man aus dem Verband ausgeschlossen wird, wenn man mit "Konkurrenzverbänden" kollaboriert oder so...)

Zum Thema "schwerere Gegner werfen": Ein schwererer Gegner ist keine Entschuldigung für eine schlechte Wurfausführung, Ich kann auch einen gleichschweren Gegner nur schwerlich werfen, wenn er noch im Gleichgewicht steht.
Und die Begründung von Kumamoto kann ich nicht gelten lassen: Wenn jemand auf einem Video Techniken zeigt, dann ist das unabhängig von evtl. Verbandsfunktionen zu bewerten.
Ich kann ja nicht einen Verband gründen und dann meine Vorstandsfunktion als Entschuldigung für fehlendes Können hernehmen - und einen Tag vorher, als es den Verband noch nicht gab, musste ich mich der Kritik stellen, oder wie? :dontknow Noch dazu hat ja "Judo für alle" damit angefangen, auf die Techniken hinzuweisen, in einem Faden, in dem es eigentlich um den neuen Verband ging.
"Kano? Kenn' ich nicht. War der mal hier im Verein?" -- 16-jahriger DJB-Blaugurt.
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von CasimirC »

Ich denke dass der grundsätzlich Ansatz der Wettkampfregeln sicherlich ein interessanter Versuch ist, den man im Auge behalten könnte und der auch sicher von anderen Verbänden im Auge behalten wird.

Ich teile jedoch Josefs Standpunkt.
Josef hat geschrieben:Zum Thema "schwerere Gegner Werfen": Ein schwererer Gegner ist keine Entschuldigung für eine schlechte Wurfausführung, ich kann auch einen gleichschweren Gegner nur schwerlich werfen, wenn er noch im Gleichgewicht steht.
Und die Begründung von Kumamoto kann ich nicht gelten lassen: Wenn jemand auf einem Video Techniken zeigt, dann ist das unabhängig von evtl Verbandsfunktionenen zu bewerten.
Ich kann ja nicht einen Verband gründen und dann meine Vorstandsfunktion als Entschuldigung für fehlendes Können hernehmen - und einen Tag vorher, als es den Verband noch nicht gab, musste ich mich der Kritik stellen, oder wie? :dontknow Noch dazu hat ja "Judo für alle" damit angefangen, auf die Techniken hinzuweisen, in einem Faden, in dem es eigentlich um den neuen Verband ging.
Eben genau das is der Punkt. Der ausführende Stephan Leifeld wird im Begleittext unter dem Video als "Großmeister" bezeichnet. Eine solche Wurfausführung eines Großmeisters halte ich persönlich, gelinde gesagt, für einen Witz.
Hinzu kommt, dass Judo auch bedeutet, dass man gegen unterschiedliche Gegner eben unterschiedliche Wege gehen muss. Das heißt für mich, dass ich einen Gegner, der eben doppelt so schwer ist wie ich, eben in der Regel NICHT aushebe, weil das eine körperliche Anstrengung ist, die wenn überhaupt nur durch technische Perfektion gestemmt werden kann. Bei dem Wurf kann ich keine technische Perfektion erkennen. Gerade das Kuzushi ist doch eben umso wichtiger, je höher das Gewicht des Uke wird, doch genau dieser Wurfbestandteil wird in dieser Ausführung komplett vernachlässigt, völlig unabhängig von der Rückenlage bei der Wurfausführung! Alternativ, um zu zeigen, dass man eben auch schwerere Gegner werfen kann, nutze ich in dem Fall doch andere Techniken, bei denen eben kein so großer Krafteinsatz notwendig ist, um Uke zu werfen! Warum wurde ausgerechnet dieser Wurf gezeigt? Was ich sehe ist, dass Stephan Leifeld hier zeigen möchte, wie viel Kraft er hat. Den technischen Aspekt lässt er nahezu völlig außer Acht, weshalb der Wurf einfach nur "schlecht" wird.

Das Argument mit dem gleichen Gewicht ist übrigens ziemlich schwach. Man kann LEICHTERE Partner nämlich in der Regel noch besser werfen als gleichsschwere, heißt das nun, dass Wurftechniken eigentlich am Besten nur bei leichteren Partnern ausgeführt werden sollten, um sie technisch perfekt zu machen?

Im Übrigen, um die Verbindung zwischen Verband und dem Video wiederherzustellen: Es handelt sich hierbei um das einzig verhandene Video auf der Seite der Verbands, zudem auch noch um den Trailer (also quasi das Werbevideo!!) zur verbandseigenen DVD des Verbands-"Großmeisters". Das Video und alle gezeigten Inhalte stehen folglich stellvertretend für den Verband!!
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Fritz »

Josef hat geschrieben:Der Regelsatz ist meiner Meinung nach wirklich gut.
Hilf mir mal auf die Sprünge,
auf der Seite wird auf die WJF-Regeln verwiesen, die finde ich auf die Schnelle aber nirgendwo...
:eusa_think
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Kumamoto »

Ihr habt natürlich recht: Wenn man als Verband ein Video postet bzw. auf seine Homepage stellt, ist man auch für dessen Inhalt und Qualität verantwortlich.
Ich sehe das Video mehr als Werbung als als Technik(lehr)video. Man sagt ja, schlechte Werbung sei besser als gar keine Werbung, weil egal welche Werbung einen ins Gespräch bringt. Und das ist ja hiermit gelungen, also scheint das Video seinen Zweck erreicht zu haben.
Dass Stephan Leifeld als Grossmeister bezeichnet wird und sich dann ein judotechnisch so diskutables Video hergibt, ist wirklich nicht optimal. Aber das ist nicht mein Spezialgebiet, ich habe meine Meinung dazu, bin aber kein Experte und habe daher meiner Meinung nach auch kein Recht, jemanden auf dem Gebiet zu kritisieren. Da gibt es andere, berufenere, in diesem Forum.
Mein Interesse gilt der Vereinsentwicklung und Organisation, da hab ich mich eingelesen, darüber habe ich Seminare besucht, darin bin ich fit. Darüber maße ich mir an, eine Meinung zu haben und diese auch gegenüber anderen zu vertreten und Kritik zu üben.
Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich die Verbandsphilosophie gut finde. An der judotechnischen Qualifikation der Funktionäre kann man Kritik üben wie gesagt, da gibt es besser Berufene als mich hier.
Ich wollte nur betonen, dass jemand, der einen Großteil seiner Energie in die Strukturierung und Organisation einer Idee steckt, nicht auf allen anderen Gebieten Spitze sein kann, nicht sein muss.
Jetzt kann man natürlich darüber streiten, warum sich Stephan Leifeld selbst als Tori im Video präsentiert - gab es keinen judotechnisch besseren, der mehr auf die Feinheiten eingeht, das das Fachpublikum verlangt?
Wie gesagt, ich sehe es mehr als Werbung als Lehrvideo an. In einer so jungen Organisationsform stehen hält noch nicht so viele "Mitstreiter" zur Verfügung. Das kann aber noch kommen.
Das wichtigste an einem Verein/Verband ist eine Idee/Philosophie, hinter der such die Mitglieder scharen können. Das ist der Anfang. Man sollte eine Sache nicht nach ihren Anfangsleistungen beurteilen, sondern nach ihrer Entwicklung bzw. ihren Entwicklungsmöglichkeiten.
Vielleicht kann der Verband in naher Zukunft - wegen seiner Innovationen - einige Namen vom DJB herüberholen, dann werden deren Publikationen dem neuen Verband zugerechnet und das nach aussen hin sichtbare Technikniveau und die Technikvielfalt erhöht sich deutlich. Ich denke/ hoffe, Stephan Leifeld sieht sich selbst nicht als der Weisheit letzten Schluss und ist bereit, andere, abweichende Meinungen in seinem Verband zu akzeptieren und zu fördern, denn das ist der Schlüssel zu einer gesunden Vereinsstruktur.
Ich halte es im Bereich "Vereinsleben" mit Perikles: "Wir halten den, der sich den politischen Angelegenheiten fernhält, nicht für einen ruheliebenden, sondern für einen unnützen Menschen." Erste Aufgabe einer Vereinsführung ist es, den Dialog im Verein zu fördern. Ja-Sager und Abnicker braucht niemand.
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von judo für alle »

Selbstverständlich halte ich mich nicht für das Maß aller Dinge. Ich stehe für meinen Weg. Sicher bin ich nicht der Weisheit letzter Schluß. Aber so verstehe ich auch das DO... Vorangehen, nicht stehenbleiben und reduzieren... Nicht ständig PO ändern und Techniken streichen, sondern lebendig miteinander im Diskurs bleiben. Curricula entwickeln, Traditionen erinnern... Austauschen...
Kumamoto
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Re: Neuer Deutscher Judo Verband

Beitrag von Kumamoto »

Danke! In einem solchen Verband würde ich Mitglied werden wollen!
Aber natürlich muss sich der Anspruch an der Wirklichkeit messen lassen ;)
Glaube, wir haben ähnliche Ansichten, was Vereinsstrukturen betrifft.
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