IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

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Kumamoto
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IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Kumamoto »

Der IOC hat heute eine seiner Kernsportarten, das klassische Ringen, aus dem Olympischen Wettbewerb gekegelt. Da fragt man sich doch, wann das moderne/ junge Judo "dran" ist und welche Massnahmen die Verbände ergreifen wollen, um dies zu verhindern.

Quellen:

http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 8620714566

tp://www.jensweinreich.de/

Sollte sich - Eurer Meinung nach - die IJF mit den Ringern solidarisieren?
Und:
Wird es eine Wanderung von Ringern zum Judo geben? Genau das - diese Vermischung der Techniken - wollte man ja zuletzt verhindern.
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Hofi
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Hofi »

Hi!
1. Die Entscheidung, eine absolute Kernsportart, die bereits im Altertum zu den olympischen Sportarten gehörte, aus dem Programm zu nehmen, halte ich für absolut falsch.
2. Gerade die Drohung, Judo aus dem Programm zu nehmen, hat mit zu den ein oder anderen Regeländerungen geführt, die wir so gerne verfluchen. Wir haben weisse und blaue Anzüge, bei den Mannschaften sogar bunte (und ja es schaut in der Zeitung ansprechender aus, wenn einer mit grüner Hose und einer mit schwarzer Hose drauf ist, als ein einheitlich weißes Knäuel). Ich denke, diese Bereitschaft, sich den Anforderungen des Medienzeitalters zu stellen, dürfte das Judo erst einmal schützen, was Olympia angeht.
3. Grundsätzlich wäre eine Solidarisierung aus meiner Sicht auf Grund von 1. sicherlich angebracht. Sie dürfte aber sportpolitisch eher weniger hilfreich sein, zumal man ja letztlich ein werbetechnisches Alleinstellungsmerkmal gewinnt, da man dadurch die letzte nichtschlagende Kampfsportart im olympischen Programm bleibt. Es ist insofern nicht sogar zu fragen, ob die Entscheidung im IOC nicht dahin ging ob entweder Judo oder Ringen drin bleibt. Es wird daher eher zu fragen sein, ob man den Wegfall des Ringens für eine Erweiterung der Judo-Wettbewerbe (Allkategorie oder gar Mannschaft) nutzen kann. Gerade ein Mannschaftswettbewerb wäre wegen seiner guten zeitlichen Kalkulierbarkeit für eine Fernsehübertragung durchaus geeignet.
4. Ich glaube nicht, dass es eine Wanderung aktiver Ringer zum Judo geben wird. Aber die Ringer werden zunehmend ein Problem kriegen, da die Möglichkeit, wenigstens alle vier Jahre etwas Öffentlichkeit zu erlangen, wegfallen wird.

Also insgesamt:
Ich halte die Entscheidung für falsch, aber sie bietet dem Judo evtl. auch Möglichkeiten.
Bis dann
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Fritz
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Fritz »

Na das wäre ja ein echter "Knüller"
- _die_ olympische Sportart schlechthin - Ringen - aus den Olympischen Spielen zu entfernen...
:irre
Da http://www.olympic.org/news/ioc-executi ... mes/190772
steht allerdings "recommended" - also "empfohlen".
D.h. beschlossen ist es wohl noch nicht - vielleicht nehmen sie ja dann am Ende doch Judo anstelle von Ringen ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Kumamoto »

Ich denke, das ist jetzt eine Charakterprüfung für IJF, DJB, etc. ...
Wenn jemand (das Ringen) am Boden liegt, tritt man nicht nach. Jetzt sollte man von offizieller Seite den Wert des Ringens für die Entwicklung der Olympischen Idee und seine historische Bedeutung hierfür betonen.
Aus dem Aus für das Ringen eigene Vorteile (z.B. neue Wettbewerbsklassen) zu ziehen/ ziehen zu wollen, grenzt für mich schon an "Leichenfledderei".
Jetzt müssen die Judo- Oberen Charakter beweisen und zeigen, dass sie keine "Geier unter Geiern" sind.

Nachtrag:
http://www.spiegel.de/sport/sonst/ioc-r ... 82894.html
Das IOC begründete seine Entscheidung mit den niedrigen Werten, die das Ringen bei einer detaillierten Analyse aller 26 olympischen Sommersportarten bekam. Dabei hatte die Programm-Kommission des IOC insgesamt 39 Kriterien wie TV-Quoten, Zuschauerzahlen, Ticketverkäufe, Verbreitung, Mitgliederzahlen und Attraktivität bei Jugendlichen untersucht
.
JSC Mitglied
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von JSC Mitglied »

Ich hoffe, dass die Regeländerungen wieder zurückgenommen werden. Eigentlich sollten sie verhindern, dass Ringertechniken in Judo gelangen (wegen Verwechslung). Bleibt aber die Frage, was als nächstes in Olympische Programm schafft. Wenn es Karate wird, gibt es große Probleme mit der Unterscheidung (Welcher Laie kennt den Unterschied zwischen Judo und Karate?).
Aber meine größte Hoffnung ist, dass die Allkategorie zurückkehrt.
freundliche Grüße
JSC Mitglied

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Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Olaf »

JSC Mitglied hat geschrieben:Ich hoffe, dass die Regeländerungen wieder zurückgenommen werden. Eigentlich sollten sie verhindern, dass Ringertechniken in Judo gelangen (wegen Verwechslung).
In der Tat sehe ich hier die größten Möglichkeiten für Judo, nämlich die eigenen Technikvielfalt wieder zu betonen und derzeit untersagte Techniken wieder ins Wettkampfprogramm aufzunehmen. Das würde sicherlich auch vielen aktiven Judoka wieder mehr Spaß am Kämpfen vermitteln.
JSC Mitglied hat geschrieben:Bleibt aber die Frage, was als nächstes in Olympische Programm schafft. Wenn es Karate wird, gibt es große Probleme mit der Unterscheidung (Welcher Laie kennt den Unterschied zwischen Judo und Karate?).
Karate hätte meiner Ansicht nach nur eine Chance gehabt, wenn TKD rausgeflogen wäre. Da sind die Ähnlichkeiten einem Laien viel schwerer zu vermitteln als zwischen Judo und TKD.

Ich sehe die Entscheidung pro Judo auch der Tatsache geschuldet, dass sich Tokio um die Spiele 2020 bewirbt. Das wäre ohne Judo der eigenen Bevölkerung nur noch schwer zu vermitteln gewesen. Aber an dieser Entscheidung sieht man sehr konkret, wie schnell der olympische Status dahin sein kann. An den geschockten Reaktionen der Ringer sieht man, dass es für diesen Schritt keine konkreten Warnzeichen gab.

Ob ein olympischer Rauswurf für das Judo gut oder schlecht wäre, darüber gibt es ja durchaus geteilte Meinungen, je nachdem aus welchem Blickwinkel man die Problematik betrachtet. Einerseits würden Medienpräsenz und finanzielle Zuwendungen in enormen Maße wegbrechen, andererseits versprechen sich manche ja genau davon eine größere Unabhängigkeit. Das aber eine Unabhängigkeit von Olympia nicht automatisch bedeutet, dass Judo eine "bessere" Richtung, (was immer das heißen mag) einschlägt, zeigen die kleinen Judoverbände (z. B. DDK) die mit Olympia nichts zu tun haben, aber trotzdem interne Probleme genug haben.

LG
Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Sting »

Laut der Webseite des Österreichischen Rundfunks ist der Beschluss der Vollversammlung nur mehr Formsache.

Wie dem auch sei, man sieht dass die Hauptkriterien bei der Entscheidung offenbar kommerziell getrieben sind, da hilft es leider nichts dass Ringen "die olympische Sportart schlechthin" ist. Es muss nur das Geld fließen, dass ist offenbar das entscheidende.

Da kann man nur hoffen, dass alle Judoka brav das Stadion füllen oder fleißig vor dem Fernseher sitzen und natürlich ausschließlich und tonnenweise Produkte der "offiziellen" Partner, Ausrüster und Sponsoren kaufen.

lg
Sting

Edit: Tippfehler entfernt
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Hofi
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Hofi »

@ Kumamoto:
Ich denke man muss das eine vom anderen trennen. Ja, man sollte sich dafür einsetzen, dass Ringen bleibt. Wenn dies aber nicht möglich ist, sehe ich nichts verwerfliches darin, das eigene Programm zu stärken.

Der endgültige Beschluss scheint nach den einhelligen Presseberichten reine Formsache zu sein und die Entscheidung ging wohl eher zwischen Ringen und modernen Fünfkampf, wobei die Ringer offensichtlich nicht wirklich auf so ein Szenario vorbereitet schienen.
Bis dann
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von CasimirC »

Sting hat geschrieben:Wie dem auch sei, man sieht dass die Hauptkriterien bei der Entscheidung offenbar kommerziell getrieben sind, da hilft es leider nichts dass Ringen "die olympische Sportart schlechthin" ist. Es muss nur das Geld fließen, dass ist offenbar das entscheidende.
Eben genau SO sehe ich es auch. Betrachtet man sich die im SpOn-Artikel genannten Ersatzsportarten (Baseball/Softball, Klettern, Karate, Rollschuhsport, Squash, Wakeboarden, Wushu) ist zumindest mein Eindruck, dass vermehrt Augenmerk auf "populäre" Sportarten gelegt wird, auch hinsichtlich der nicht allzulange zurückliegende Aufnahme der damaligen Trendsportarten Mountainbike, BMX und Beachvolleyball. Im Vordergrund steht nicht prinzipiell das, was traditionell ist, sondern das, was angesagt ist. Dass es da noch keinen größeren Umbruch gab, hängt wahrscheinlich daran, dass die Funktionäre im IOC selber wohl noch recht konservativ eingestellt sind.

Die Fernsehtauglichkeit "ringender" Zweikampfsportarten hatte ich ja bereits an anderer Stelle in Frage gestellt. Insofern wird Judo meiner Meinung nach wohl ebenfalls knapp an der Grenze zum Ausschluss aus dem olympischen Zirkus stehen, bzw. ist es wohl als Zugeständnis an die asiatischen Mitgliedsverbände zu sehen, dass auch ein Volkssport des asiatischen Raums vertreten ist (neben TKD, welches jedoch deutlich später erst hinzustieß).

Für das Ringen ist das sicherlich ein erheblicher Verlust. Ich komme ja aus einer Ringer-Region (der KSV Köllerbach trainiert nur 30km entfernt), ich weiß, dass der Sport in der Region verankert ist, diese Verankerung jedoch nicht unabhängig von einer gewissen medialen Päsenz ist. Insofern bin ich einmal gespannt, wie sich die Mitgliederzahlen bei den Ringern hier in den nächsten 5-10 Jahren verändern werden.

Unabhängig von der Situation des Judo und der aktuellen Entwicklung um das Ringen wird die IJF angesichts ihrer stark auf Olympia fixierten Haltung nicht umhin kommen, sich weiterhin Gedanken darum zu machen, wie man Judo im Olympischen Programm halten kann. Ein Ausschluss des Ringens ist wohl für niemanden wünschenswert, jedoch werden hier wohl dennoch die Ursachen genau analysiert werden und entsprechend gegengesteuert werden, damit das dem Judo nicht passiert.

-----
edit: Hier noch ein Zitat von bild.de:

Auch Pasquale Passarelli, Olympiasieger von 1984, ist fassunglos: „Das ist traurig. Es ist eine der ältesten Sportarten. Das Ringen ist zwar in letzter Zeit schlechter geworden, auch durch die Regeländerungen. Aber ich hätte nie gedacht, dass das so schnell geht. Ich dachte, die Sportart kann sich noch erholen.”

In dieser Aussage wird sich sicher auch mancher Judoka hinsichtlich des Judo wiederfinden...
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Kumamoto »

Das IOC begründete seine Entscheidung mit den niedrigen Werten, die das Ringen bei einer detaillierten Analyse aller 26 olympischen Sommersportarten bekam. Dabei hatte die Programm-Kommission des IOC insgesamt 39 Kriterien wie TV-Quoten, Zuschauerzahlen, Ticketverkäufe, Verbreitung, Mitgliederzahlen und Attraktivität bei Jugendlichen untersucht
1. Wenn man das als Massstab für den Verbleib einer Sportart im olympischen Programm nimmt, frage ich mich, ob das "rumschippern vor der Küste" (olympische Segelwettbewerbe) dem auch gerecht wird.
2. Übrigens wird Golf 2016 olympisch.
3. Es scheint also eine Art Ranking der Sportarten auf Olympiatauglichkeit zu geben. Mich würde interessieren, wo Judo da steht.
4. Es gibt keine "heiligen olympischen Kühe" mehr.

Das IOC hat sich heute selbst einen Riesenimageschaden zugefügt.
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Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Olaf »

Die Fragen hinsichtlich der Maßstäbe habe ich mir auch gestellt und daher mal nur die deutschen Mitgliederzahlen der Verbände hier http://www.dosb.de/de/service/download- ... atistiken/ nachgesehen. Ringen hat danach (in Deutschland) noch ca. 65.500 Mitglieder. ca. 48.000 davon sind über 27 Jahre alt. Von wegen "Jugend der Welt" zu Olympia.

Judo ca. 169.000 gesamt, davon 30.000 über 27 Jahre.
Kumamoto hat geschrieben:1. Wenn man das als Massstab für den Verbleib einer Sportart im olympischen Programm nimmt, frage ich mich, ob das "rumschippern vor der Küste" (olympische Segelwettbewerbe) dem auch gerecht wird.
Segeln ca. 186.500, ca. 140.000 davon über 27, aber man muss berücksichtigen, dass dieser Sport für viele erst in höherem Alter interessant wird und auch bei olympischen Spiele oft mit die ältesten Teilnehmer hat.
Kumamoto hat geschrieben:2. Übrigens wird Golf 2016 olympisch.
Da hab ich ja gestaunt. Golf in Deutschland hat ca. 624.500 Sportler gemeldet. Mehr als das 3,5fache von Judo und zehn mal soviel wie Ringen. Auch hier muss man berücksichtigen, dass Spieler der Weltspitze oft ein beachtliches Alter haben. Trotzdem spielen im Bereich unter 27 Jahren noch fast 50.000 Sportler in Deutschland Golf, im Vergleich zu 17.500 Ringern dieses Alters. Von daher scheint in Deutschland eine Entscheidung pro Golf, contra Ringen nachvollziehbar. Internationale Zahlen habe ich aber nicht.

LG
Olaf

Edit: Moderner Fünfkampf kommt übrigens auf 97.000 Mitglieder in Deutschland. Die standen ja auch zur Diskussion und waren, wenn man den Presseveröffentlichungen glauben darf ganz oben auf der Streichliste.
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von katana »

Man sollte vielleicht zusätzlich bedenken, daß für Sportarten, mit einem hohem Prestige-und Freizeitwert
(Golf, Reiten, Segeln etc.) , die noch dazu allein durch ihr Klientel über hochkarätige Finanzierungen verfügen
und auch im Profi-Sektor hochpreisig funktionieren, Olympia nur ein willkommener Nebeneffekt ist.
Probleme werden künftig zwangsläufig die Aktivitäten bekommen, deren Daseinsberechtigung sich hauptsächlich durch Olympia ergibt.
Und da ist Judo durchaus im gefährdeten Bereich.

KK
Holger König
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Holger König »

Der größte Fehler ist es, Sportarten aus dem Programm zu werfen, die nur aus 1-2 Disziplinen bestehen. Man könnte beim Ringen sich dazu entscheiden, entweder nur Freistil oder klassisch (gr/rö) im Programm zu behalten, aber beim Segeln die Anzahl der Bootsklassen, in der Leichtathletik die verschieden Laufdisziplinen zu reduzieren.
Beim Gewichtheben könnte man nach relativen Gewicht (im prozentualen Verhältnis zum Körpergewicht) werten und damit die Gewichtsklassen abschaffen (Alternative: Staffel, gemeinsames Körpergewicht für zusammen 3 Athleten max. 300 kg, Ergebnisse werden addiert).
Es gäbe also verschiedene Möglichkeiten, das Programm zu straffen, ohne bestimmte (traditionelle) Sportarten ganz zu streichen.
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Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Olaf »

Holger König hat geschrieben:Der größte Fehler ist es, Sportarten aus dem Programm zu werfen, die nur aus 1-2 Disziplinen bestehen. Man könnte beim Ringen sich dazu entscheiden, entweder nur Freistil oder klassisch (gr/rö) im Programm zu behalten, aber beim Segeln die Anzahl der Bootsklassen, in der Leichtathletik die verschieden Laufdisziplinen zu reduzieren.
Beim Gewichtheben könnte man nach relativen Gewicht (im prozentualen Verhältnis zum Körpergewicht) werten und damit die Gewichtsklassen abschaffen (Alternative: Staffel, gemeinsames Körpergewicht für zusammen 3 Athleten max. 300 kg, Ergebnisse werden addiert).
Es gäbe also verschiedene Möglichkeiten, das Programm zu straffen, ohne bestimmte (traditionelle) Sportarten ganz zu streichen.
Diese Entscheidung obliegt aber nicht dem IOC, sondern den Fachverbänden, die dem IOC vorlegen, wie sie sich die eigenen Wettbewerbe vorstellen. Das führte beim Judo zur Einführung der Frauenwettkämpfe bei gleichzeitiger Abschaffung der Allkategorie.

Auch die Segler sind dabei, ihr Programm grade umzugestalten, wass bei allen Betroffenen, die auf der Streichliste stehen, für genausoviel Empörung sorgt, wie die Entscheidung des IOC gegen Ringen.

Der Fünfkampf ist nicht zuletzt wegen seiner vielen Modernisierungen überhaupt noch dabei, wenn auch Puristen dieses Sportes die Umgestaltung massiv bedauern. Hätte es diese aber nicht gegeben und nun wäre der Rauswurf erfolgt wäre sicherlich das Entsetzen groß gewesen.

Das auch etablierte Sportarten, die von Anfang an oder fast von Anfang an dabei waren (z.b: die Turndisziplin Tauhangeln oder das Tauziehen als Disziplin der Leichtathletik) verschwinden, ist nicht ungewöhnlich und aus meiner Sicht auch notwendig, wenn es weltweit Sportarten gibt, die den etablierten Druck machen.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Vorhandensein von Judo, dem Ringen eher geschadet hat. Bei beiden Sportarten geht es im Groben darum, den Gegner umzuwerfen und/oder ihn im Bodenkampf zu bezwingen und wer sich beides ansieht, muss konstatieren, dass die Möglichkeiten beim Judo, z.B. mit der Möglichkeit des vorzeitigen Siegens im Standkampf, spektakulärer sind. Durch das Tragen der Jacken sind einfach mehr Dinge möglich und daher sehe ich das Verbot der Beingreifer mit einem unguten Gefühl. Je mehr Möglichkeiten und Spektakel ein Sport bietet, desto besser die olympischen Chancen. Aber vielleicht irre ich mich ja auch und es führt tatsächlich zu mehr spektakulären Aktionen im aufrechten Standkampf. In diese Richtung gedacht machen die aktuellen Regeländerungen, wie das Erschweren des Grifflösens zugunsten mehr Wurfaktionen durchaus Sinn.

LG
Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von CasimirC »

Vielleicht ist die Empfehlung der IOC-Exekutive ja auch so etwas wie die berühmte Pistole, die den Ringern auf die Brust gesetzt wird, ihren Sport vermarktbarer zu machen. Einen Hinweis hierauf bietet ein kleiner Ausschnitt aus einem Artikel der Saarbrücker Zeitung:
Mit großer Gelassenheit reagierte IOC-Präsident Jacques Rogge. „Wir sind uns der heftigen Reaktionen bewusst. Wir wussten, dass wir Kritik einstecken müssen, egal, welche Sportart es erwischt“, sagte der Belgier. Er bestätigte, mit dem Präsidenten des Internationalen Ringer-Verbandes Fila, Raphaël Martinetti, bereits Kontakt aufgenommen zu haben. „Wir haben vereinbart, dass wir uns zeitnah austauschen“, sagte Rogge weiter. „Sie haben versprochen, ihren Sport weiterzuentwickeln und zu kämpfen, um im Programm für 2020 bleiben zu können.“
Das klingt für mich ganz nach einer offenen Drohung....
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von katana »

Das auch etablierte Sportarten, die von Anfang an oder fast von Anfang an dabei waren (z.b: die Turndisziplin Tauhangeln oder das Tauziehen als Disziplin der Leichtathletik) verschwinden, ist nicht ungewöhnlich und aus meiner Sicht auch notwendig, wenn es weltweit Sportarten gibt, die den etablierten Druck machen.
Sehe ich auch so, das "Traditionsargument" ist zwar schön, aber dennoch nicht gewichtig.
Ursprünglich war ja auch das Pankration (Allkampf) Paradewettkampf der Olympischen Spiele.
Da müßte man ja im Gegenzug nun das Ultimat Fighting aufnehmen.
Hat sehr populäre Zuschauerentwicklung und vermarktet sich top,... inclusive aller Klamotten und Ausrüstung.
KK
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Kumamoto »

OLYMPISCHE HYMNE (Deutscher Text)

Uralter unsterblicher Geist, wahrer Vater
Der Schönheit, der Größe und der Wahrheit,
Steig herab, offenbare dich uns hier als Blitz
In der Herrlichkeit deiner Welt, deines Himmels.

Beim Laufen, Ringen und beim Weitwurf
Erleuchte die Kraft, die den edlen Spielen innewohnt,
Und kröne mit dem nie verwelkenden Zweig,
Und mache den Körper ehrenwert und wie aus Stahl.

Ebenen, Berge und Meere leuchten von dir
Wie ein weißer und purpurfarbener großartiger Tempel,
Und es eilen zu dem Tempel hier, als deine Pilger,
Alle Nationen, o uralter, unsterblicher Geist.
http://www.swissolympic.ch/desktopdefau ... ead-24920/

Ringen ist eben nicht "irgendeine" Sportart, die aus dem Programm genommen werden kann oder wiederaufgenommen werden kann- es ist Kernsportart der olympischen Bewegung.
Man stelle sich vor, wenn die Olympische Hymne 2020 gespielt wird und am Anfang der zweiten Strophe die Leute reihenweise vor Lachen von den Stadionsitzen kippen :ironie3
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Olaf
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Olaf »

http://www.webtopos.gr/eng/literature/w ... lympic.htm

Hier gibt es eine sehr umfassende Beschreibung der Hymne aus der auch hervorgeht wie der eigentliche Originaltext lautet und wie die spätere, olympiaangepasste Version übersetzt werden kann. (Runterscrollen bis zur Word-to-Word Übersetzung)

Der Teil der im vorgenannten Beispiel im Deutschen mit Ringen (leider auch noch groß geschrieben und damit die Sportart und nicht die Tätigkeit implizierend), übersetzt wird, wird hier durch die englischen Möglichkeiten wrestling/fighting übersetzt. Und in diesem Sinne gibt es noch mehrere Sportarten, die den Begriff fighting beinhalten. Von Judo über TKD, und Boxen bis zum Fechten. Weit gefasst kann man auch noch alle Rückschlag- und sogar Mannschaftssportarten dazunehmen. Eben alles wo es Person gegen Person und Team gegen Team geht.

Demgegenüber stehen alle Sportarten, wo es auf den Sportler allein ankommt, nämlich Running (inkl Radrennen, Schwimmen etc.) nämlich alles was gegen die Uhr geht und Throwing (hier auch Jumping mit zurechnen) steht für alle Sportarten, wo es auf eine in Weite oder Strecke messbare Leistung ankommt.

In diesem Sinne schwer einzuordnen sind die Sportarten, wo man an einem technischen Programm beurteilt wird und dem Ermessen durch Wertungsrichter unterliegt (Turnen, Eiskunstlauf etc.). Daher standen diese Sportarten schon oft in der Kritik, weil die Bewertung nicht fair erschien. Bei der Beurteilung ob eine Sportart olympisch wird/bleibt gehört die objektive Messbarkeit der Ergebnisse übrigens meines Wissens nach mit zum Kriterienkatalog.
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von schorschi »

Habe das jetzt gelesen und mich dabei gefragt, was der tiefere Sinn der Disziplin 3-Sprung ist..... ??
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Re: IOC wirft Ringen aus dem Olympiaprogramm 2020!

Beitrag von Olaf »

Das gab es sogar mal als 3-Sprung aus dem Stand. Schon schade das solche Traditionssportarten weichen müssen. :ironie3
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