Hessen: HJV in Nöten

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Tirant lo Blanc
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Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Tirant lo Blanc »

Einstimmig - das gab es in Hessen zuvor noch nie! - wurde Klaus Hanelt (8. Dan Judo und als Judoka in Deutschland fachlich gut bekannt) am 24. März 2012 zum Präsidenten des HJV gewählt. Es sah so aus, als ob Gräben zugeschüttet und ein Neuanfang gewagt werden könnte. Am Freitag, den 25. Mai 2012, sah Klaus Hanelt nach nur zwei Monaten leider keine andere Möglichkeit, als seinen Rücktritt zu erklären:
Liebe Judoka,

heute habe ich dem Präsidium meinen sofortigen Rücktritt als Präsident des HJV erklärt und zugleich mein Amt als Mitglied des Ehrenrats nieder gelegt.

Zu meinem großen Bedauern sehe ich mich nicht mehr in der Lage, mit einer Vielzahl von Mitgliedern des Gesamtvorstandes weiterhin mit der gebotenen Unvoreingenommenheit und damit vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Die Mitglieder des Präsidiums nehme ich ausdrücklich von diesem Personenkreis aus und danke ihnen ebenso für ihre engagierte Unterstützung wie den Vorstandsmitgliedern, die mir in meiner kurzen Amtszeit hilfreich zu Seite standen.

Den Gesamtvorstand habe ich gebeten den Vizepräsidenten Verwaltung, Sven Deeg, damit zu beauftragen, bis zur nächsten Mitgliederversammlung die Aufgaben des Präsidenten des HJV wahrzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hanelt

Quelle: http://www.hessenjudo.de
Viele Hoffnungen und Erwartungen hatten sich darauf gerichtet, daß Klaus Hanelt es schon richten werde. Nun ist man offenbar auch ihn in einer Weise angegangen, die ihm keine andere Wahl als seinen Rücktritt ließ. Es steht zu hoffen, daß der Vorstand wenigstens seinem Vorschlag folgen wird, den Vizepräsidenten für Verwaltung bis zur nächsten Mitgliederversammlung mit den Aufgaben des Präsidenten zu betrauen, da anderenfalls seitens des Amtsgerichts Frankfurt am Main erneut ein Notvorstand - mit erheblichen Kosten für den HJV, das letzte Mal waren es 180 Euro pro Stunde zuzüglich 19 % Umsatzsteuer - eingesetzt werden müßte. Auf die namentliche Nennung derjenigen Vorstandsmitglieder des HJV, die diesen Rücktritt zu verantworten haben, ist man in Hessen derweil mehr als neugierig. Wie soll es nun bloß in Hessen weitergehen?

Tirant lo Blanc
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Hofi
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Hofi »

Hi!
Ich habe mir lange überlegt, inwieweit es Sinn macht, etwas dazu zu sagen.
Ohne die genauen Umstände zu kennen, stellt sich mir aber durchaus die Frage, ob man als Präsident wirklich keine Wahl hat, als zurückzutreten. Zumal wenn man einstimmig gewählt wurde. Es gehört auch zu den Führungsaufgaben eines Präsidenten seine Ressortleiter zu führen. Wenn man hier bereits nach zwei Monaten die Segel streicht und dies nach einem solchen Vertrauenbeweis der Vereine, darf die Frage erlaubt sein, ob es nur an den anderen Mitgliedern des Gesamtvorstandes gelegen haben kann. Aber genau diese von TlB erwarteten Schuldzuweisungen werden Hessen sicher nicht weiterbringen.

Die Gefahr eines neuen Notvorstandes sehe ich bisher nicht, da ja noch Mitglieder des gesetzlichen Vorstandes im Amt sind. Oder ist die hessische Satzung so gaga geschrieben, dass ohne einen Präsidenten nichts geht?
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
Jupp
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Jupp »

Man kann es vielleicht auch ganz anders sehen:

Was muss mit einem Mann wie Klaus Hanelt passiert sein (wie ist mit ihm umgegangen worden), dass er - trotz des enormen Vertrauensbeweises im Vorfeld - sich nicht mehr in der Lage sah, sein Amt weiter auszuüben?

Welche Strukturen oder Personen haben welche Wirkungen erzeugt, dass ein - aus meiner Sicht - äußerst honoriger und kompetenter Judoka wie Klaus Hanelt sich zum sofortigen Rückzug veranlasst sah?

Vielleicht sind die Schwierigkeiten in Hessen größer und versteckter als die beteiligten Personen es bisher geahnt haben?

Fragen über Fragen - und bisher keine Antworten!

Jupp.
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Tirant lo Blanc
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Tirant lo Blanc »

Die Gefahr eines neuen Notvorstandes sehe ich bisher nicht, da ja noch Mitglieder des gesetzlichen Vorstandes im Amt sind. Oder ist die hessische Satzung so gaga geschrieben, dass ohne einen Präsidenten nichts geht? (Hofi).
Die Satzung sieht durchaus vor, daß der Gesamtvorstand einen der beiden Vizepräsidenten mit den Aufgaben des Präsidenten benennen kann. Das funktioniert aber nur dann, wenn der Gesamtvorstand dies auch tut und der so Benannte dies auch annimmt. Es könnte ja sein, daß dieselben Gründe, die Klaus Hanelt zum Rücktritt bewogen haben, auch dazu führen, daß keiner der beiden Vizepräsidenten eine solche Beauftragung annehmen möchte. (Zurücktreten kann jetzt keiner der beiden, außerhalb einer Mitgliederversammlung darf in Hessen immer nur einer der drei Mitglieder des gesetzlichen Vorstands zurücktreten.) In Hessen muß man inzwischen wohl mit so ziemlich allem rechnen. Sofern eine der beiden vorgenannten Bedingungen nicht gegeben ist, tritt infolge des Rücktritts des Präsidenten sofortige Beschlußunfähigkeit des Vorstandes ein, es kann dann nicht einmal mehr eine Tagesordnung für eine kommende Mitgliederversammlung beschlossen werden, da der Vorstand dann unvollständig wäre. Allerdings könnten die beiden Vizepräsidenten die laufenden Geschäfte zunächst weiterführen und eine Mitgliederversammlung einberufen, die nur die Wahl eines neuen Präsidenten auf der Tagesordnung hätte. Erst danach könnte der dann wieder vollständige Vorstand die Tagesordnung für eine weitere Mitgliederversammlung mit mehreren Tagesordnungspunkten beschließen und entsprechend einladen.

Tirant lo Blanc
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Tirant lo Blanc
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Tirant lo Blanc »

Ohne die genauen Umstände zu kennen, stellt sich mir aber durchaus die Frage, ob man als Präsident wirklich keine Wahl hat, als zurückzutreten. Zumal wenn man einstimmig gewählt wurde. Es gehört auch zu den Führungsaufgaben eines Präsidenten seine Ressortleiter zu führen. Wenn man hier bereits nach zwei Monaten die Segel streicht und dies nach einem solchen Vertrauenbeweis der Vereine, darf die Frage erlaubt sein, ob es nur an den anderen Mitgliedern des Gesamtvorstandes gelegen haben kann (Hofi).
Der Präsident des HJV darf in Hessen so gut wie nichts alleine entscheiden. Um zu "führen", benötigt er eine Mehrheit des Gesamtvorstandes. Wenn ihm dieser beispielsweise durch Unterzeichnung eines entsprechenden Schriftstücks mehrheitlich unverhohlen sein Mißtrauen bekundet und dabei seine Geschäftsführung in nicht hinnehmbarer Weise mit objektiv falscher Begründung angreift und derartige Vorfälle darüber hinaus unmittelbar nach einer HJV-Vorstandssitzung an den beiden Folgetagen bereits brühwarm unter hessischen Kampfrichtern in tendenziöser Färbung und in teilweiser Erwartung des Rücktritts des Präsidenten herumerzählt werden, ist ein Rücktritt durchaus eine honorige Option. Ein HJV-Präsident braucht sich nicht von einer Mehrheit seines eigenen Vorstands grundlos "mobben" zu lassen!

Tirant lo Blanc
Zuletzt geändert von Tirant lo Blanc am 05.06.2012, 15:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Uwe 23
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Uwe 23 »

Also doch ein bisschen "gaga".

In anderen Verbänden führt das Präsidium den Verband und beruft und entlässt die Ressortleiter (die MV bestätigt nur).
Das ist vielleicht weniger basisdemokratisch, aber macht es einfacher, weil man dann nicht so viele (Quer-)Köpfe unter einen Hut bringen muss.

Bei dem hessischen Konstrukt hat man ja fast das Gefühl, die Satzung wäre absichtlich so geschrieben, dass es möglichst leicht ist, den Verband handlungsunfähig zu machen.
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Tirant lo Blanc
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Tirant lo Blanc »

Bei dem hessischen Konstruckt hat man ja fast das Gefühl die Satzung wäre absichtlich so geschrieben, dass es möglichst leicht ist den Verband handlungsunfähig zu machen (Uwe 23).
Es gibt in Hessen sehr unterschiedliche und zum Teil einander entgegengesetzte Interessen bestimmter Vereine. Manche Vereine arbeiten gut miteinander zusammen, andere sind sich nicht grün. Die Satzung ist so gestrickt, daß dann, wenn jemand aus dem Lager X Präsident des HJV wird, er praktisch keine eigene Gestaltungsmacht hat, um Vorteile für das Lager X herauszuschlagen oder vielleicht sogar den Lagern Y und Z zu schaden. Bei einem ca. 16 Personen umfassenden Vorstand, der Funktionäre unterschiedlicher Vereine umfaßt, ist die Wahrscheinlichkeit, daß bei Vorstandsbeschlüssen ein von vielen Vereinen akzeptierter Konsens herauskommt, sicherlich höher, als es der Fall wäre, wenn der Präsident alleine entscheiden und den HJV führen könnte. Daß man aber jetzt diese Strukturen offensichtlich mißbraucht hat, um einen einstimmig (!) gewählten HJV-Präsidenten zum Aufgeben zu bringen, hätte sich wohl niemand träumen lassen. So, wie die Dinge in Hessen laufen, wird man jetzt wohl damit rechnen müssen, daß als nächste die beiden Vizepräsidenten Sven Deeg und Siegbert Geuder zu Zielscheiben unterschiedlicher Intrigen und Anwürfe werden. Man kann nur hoffen, daß sich diejenigen, welche Anlaß für den Rücktritt von Klaus Hanelt gaben, nunmehr in Schadensbegrenzung üben und nicht noch mehr Porzellan zerschlagen!

Tirant lo Blanc
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Christian
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Re: Hessen: HJV in Nöten

Beitrag von Christian »

Ich habe den Faden heute Nachmittag gesperrt. Da ich unterwegs war hatte ich keine Zeit für einen entsprechenden Kommentar, den hole ich hiermit nach:

Wie damals beschlossen und auch angekündigt (viewtopic.php?f=8&t=5408) werden Beiträge über Verbände / Personen kommentarlos geschlossen.
schöne Grüße
Christian
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