DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

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kastow
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DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von kastow »

http://www.judobund.de/aktuelles/details/2738 hat geschrieben:Der Vizepräsident des Deutschen Judo-Bundes (DJB) Prof. Dr. Rainer Ganschow (Hamburg) ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten.

Prof Dr. Ganschow war innerhalb des Präsidiums für die Bereiche Bundesligen, Anti-Doping, Gütesiegel Sport, Medizinischer Dienst und Behindertensport verantwortlich.

Das Präsidium des DJB und insbesondere der Präsident Peter Frese danken Prof. Dr. Rainer Ganschow für seine langjährige Tätigkeit für den DJB und wünschen ihm alles Gute für sein weiteres Engagement im Judosport.
Gibt es bereits Infos zum Grund seines Rücktritts und zu seiner Nachfolge?
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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nur_wazaari
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Re: DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von nur_wazaari »

Es steht ein bisschen was im aktuellen Judomagazin dazu. Geht im Grunde wohl um die Finanzierung des Grand Prix in Düsseldorf und anscheinend Kommunikationsprobleme.

Die Begründung an sich ist aber recht dünn in meinen Augen, es lohnt sich aber wohl kaum über Personen zu diskutieren. Allerdings halte ich die Position des DJB gegenüber den Entwicklungen und hochtrabenden Plänen der IJF für recht diskutabel. U.a. wird der GP in Düsseldorf wohl immer mehr Kosten als Einnahmen verursachen und man hat das für die nächsten Jahre durch das Präsidium abgesegnet. Das birgt sicher Risiken und hat dem ehemaligen Vize-Präsident nicht gefallen.
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kastow
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Re: DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von kastow »

nur_wazaari hat geschrieben:Es steht ein bisschen was im aktuellen Judomagazin dazu. Geht im Grunde wohl um die Finanzierung des Grand Prix in Düsseldorf und anscheinend Kommunikationsprobleme.

Die Begründung an sich ist aber recht dünn in meinen Augen, es lohnt sich aber wohl kaum über Personen zu diskutieren. Allerdings halte ich die Position des DJB gegenüber den Entwicklungen und hochtrabenden Plänen der IJF für recht diskutabel. U.a. wird der GP in Düsseldorf wohl immer mehr Kosten als Einnahmen verursachen und man hat das für die nächsten Jahre durch das Präsidium abgesegnet. Das birgt sicher Risiken und hat dem ehemaligen Vize-Präsident nicht gefallen.
Freitag ist nun auch mein Judo-Magazin eingetroffen. Ich finde es bemerkenswert, dass Herr Ganschow so konsequent ist. Und in der Tat ist es eine Frage, ob angesichts der vielen Probleme, die der DJB momentan lösen muss, der GP als Minusgeschäft weiter ausgerichtet werden muss. Da stimme ich dir zu, das ist diskutabel. Interessant wäre es zu erfahren, wie hoch das Minus des GP konkret ist.
Herzliche Grüße,

kastow

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Ronin
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Re: DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von Ronin »

Zwischen den Zeilen habe ich in dem Artikel eigentlich mehr gelesen, dass es um schlechte Teamkommunikation geht.
"Er wusste nix davon" ... solche Dinge sind in der tat innerhalb eines Präsidiums, bzw. auf die lokale Ebene heruntergebrochen innerhalb einer Vereinsvorstandschaft recht sensibel. Wenn einer mal das Gefühl hat, übergangen zu werden, sind die Reaktionen in der Regel immer recht heftig.
tutor!
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Re: DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von tutor! »

kastow hat geschrieben:(...) Interessant wäre es zu erfahren, wie hoch das Minus des GP konkret ist.
Ich würde es etwas anders formulieren - mich würde interessieren, wieviel der DJB in den Grand Prix investieren muss. Das reine Minus muss ja gegen Mehrwerte gerechnet werden, z.B. dass die Starts der deutschen TN deutlich weniger Geld kosten, als wenn das Turnier in, sagen wir, in der Mongolei stattfinden würde. Dasselbe gilt für das anschließende Trainingslager, wo ja auch der deutsche Nachwuchs mittrainieren kann, was sonst wegfallen, bzw. deutlich teurer werden würde. Außerdem sollte man nicht unterschätzen, dass durch diese Großveranstaltungen zuschauende Kinder und Jugendlich einen Motivationsschub erhalten können - auch, weil sie die deutschen TN einmal live erleben können.

Diese Mehrwerte sind für mich Investitionskosten und nicht unbedingt ein Minus, auch wenn es sich nüchtern in der Gewinn- und Verlustrechnung als Defizit zeigt. Aus Gesprächen mit Peter Frese weiß ich übrigens, dass er den Grand-Prix nicht um jeden Preis halten will. Zahlen kenn ich allerdings nicht und weiß auch nichts über unterschiedliche Einschätzungen im DJB-Präsidium.

Der Trend geht leider bei diesen Großveranstaltungen von Europa weg - was für alle europäischen Verbände ein massives Kostenproblem darstellt. Aber andernorts steht eindeutig mehr Geld für Judo zur Verfügung als in Mitteleuropa....
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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nur_wazaari
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Re: DJB-Vizepräsident Ganschow zurückgetreten

Beitrag von nur_wazaari »

Insgesamt ist das schon ein starker Fingerzeig in Richtung der Arbeit und Ausrichtung des DJB-Präsidiums, wenn ein doch recht aktives Vorstandsmitglied letztlich ohne von außen erkennbare Vorzeichen und angesichts der genannten Gründen das Amt niederlegt. Das ist irgendwie auch bezeichnend für die allgemeine Strukturveränderung im Judosport in Deutschland, finde ich.

Ich glaube, dass der Differenzierungsprozess zwischen Breitensport und Leistungssport kaum noch aufzuhalten ist; Indizien dafür sind der aktuelle Mitgliederschwund (genaue Ursachen?), steigende Kosten insbesondere für Wettkämpfer, Regeländerungen (betreffen letztlich alle Bereiche), Bundesligastruktur etc. . Man könnte sich nun fragen, wie die "Gegenmaßnahmen" des DJB bzw. der Landesverbände zu bewerten sind (Judofestival, Lehrgänge, Grand Prix/European Cup, Ippon Girls usw.) Letztlich stellt sich ja die Frage, ob es sich bei den aufgeführten Entwicklungen lediglich um einen Umbruch im Zuge des strukturellen Wandels, v.A. die Finanzierung und das Marketing betreffend, handelt oder ob diese Entwicklung längerfristig anhalten wird. Sicher gibt es auch Gründe, die keine Berührungspunkte mit dem Judo oder den Verbänden haben (Stichwort Bildungssystem).

Ein ziemlich komplexes Thema, bei dem sich, glaube ich, sowohl philosophisch als auch sportpolitisch die Geister scheiden. Auch auf höchster Ebene, wie man sieht. Meine Befürchtung ist nur, dass man sich aus Gründen der scheinbar um jeden Preis erhaltungswerten Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Wettkampfjudo letztlich den Statuten und Aufbürdungen des Weltverbandes zu sehr fügt (fügen muss), was allerdings bei ebenfalls angesprochenen ungleichen finanziellen Verhältnissen in Europa und weltweit (nicht nur) für den DJB zum Problem werden könnte.
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