Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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NRW_Judo
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von NRW_Judo »

Ob Mädchen oder Jugendbereich - an bestimmten Stützpunkten passieren jedenfalls einige Dinge die ein mächtiges "Gschmäckle" haben (Abwerbung, Startrecht, Nominierungen etc.). So wird es jedenfalls von außen empfunden. Was zur Verärgerung des Umfeldes (Trainer, Sportler) führt. Die einen sprechen es am Mattenrand aus, die anderen diskutieren anonym im Internet, einige äußern sich am Jugendtag und manche machen das Spiel einfach nicht mehr mit (ziehen sich zurück). Keine gute Entwicklung.

Gerne erhältst Du auch Vorschläge von mir, ich will ja nicht nur bruddeln:

- Arbeitsgruppe auf Verbandsebene zum Thema
- Ehrenkodex, den Vereine freiwillig unterschreiben (Veröffentlichung der Vereine): Keine Abwerbung im U11, U14-Bereich
- Kein Einsatz des Landestrainers/in am eigenen Vereinsstützpunkt
- Nominierung über Rangliste (zuvor ausgegeben Ranglistenturniere) - war zu meiner Zeit so
- ach mir würde da noch so einiges einfallen

Was mir nie gefallen wird, wenn Positionen für eigene Interessen mißbraucht werden. So stell es sich aber für mich dar.
tutor!
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von tutor! »

Ich werde das Thema Stützpunkte <-> Vereine beizeiten in einen separaten Faden abtrennen, wenn es noch leserlich bleibt.

Es wäre allmählich Zeit, dass der Begriff der "Nachhaltigkeit" ins Bewusstsein der Verbände kommt. Ich sehe das derzeit nur vereinzelt. Positive Beispiele gibt es zwar (z.B. NRW), aber das ist zu wenig.

Das Ausgangsproblem ist, dass die Finanzierung der Verbände - egal ob Landes- oder Bundesebene - sehr stark von den Ergebnissen auf Meisterschaften und Turnieren abhängig ist. Die Mitgliedsbeiträge und -gebühren reichen also bei weitem nicht aus, um auch nur halbwegs eine gute verbandsseitige Förderung zu gewährleisten. Die Verbände sind also zu kurzfristigen Ergebnissen verdammt, um mittelfristig die nötigen Mittel zur Verfügung zu haben.

Der Aufwand, um auf hoher Ebene erfolgreich zu sein, ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen - sowohl qualitativ (bessere Förderung) als auch quantitativ (höhere Trainingsumfänge). Dies macht eine aufwändigere Förderung einzelner Sportler(innen) erforderlich als früher. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit früherer und ausgeprägtere Selektion als noch vor Jahren.

Dies ist die Ausgangssituation, mit der man umgehen muss, weil sie einfach die Rahmenbedingungen darstellen.

Ein Problem ist aber wie gesagt die nachhaltige Förderung, denn wenn junge Talente immer früher aus den örtlichen Vereinen weg zu den "zentralen" Vereinen hin wechseln, bedeutet dies in der Konsequenz:
  • sie fehlen im örtlichen Verein als Trainingspartner und Vorbilder
  • dadurch können sich andere Kinder/Jugendliche im Verein nicht so gut entwickeln
  • ÜL, die ständig Talente ziehen lassen (müssen) verlieren irgendwann die Lust (Problem: ihnen wird ja mittelbar die Kompetenz abgesprochen, weil man ihnen nicht mehr zutraut, die Talente gut zu fördern)
  • die Wechsler sind in den neuen Verein i.d.R. nicht so verankert, wie in den alten Verein (weniger Ortsnähe). Dies wirkt sich z.B. bei Rückschlägen wegen Verletzungen oder bei anderen Krisen aus (wenn z.B. die Eltern nicht mehr so weit fahren können)
  • Der Weg zurück in den Stammverein findet nicht mehr statt, sie stehen also auch später kaum als ÜL zur Verfügung
Ein Verband muss diese Dinge aber in den Griff bekommen, denn:
  • man richtet Stützpunkte ein und beruft Landestrainer, damit eine Förderung unabhängig von der Vereinszugehörigkeit gewährleistet ist!
  • wenn in den örtlichen Vereinen die Qualität der Trainer nicht befriedigend ist, muss man hier Anstrengungen unternehmen und helfen und nicht die Talente abziehen!
Wer nachhaltig Spitzensport betreiben will, muss zunächst einmal ein solides Fundament bauen und den Breitensport qualitativ und quantitativ entwickeln.

Ach ja: Süddeutsche Meisterschaften der U14 - auch der U17 - würde ich im Leben nicht als Leistungssport bezeichnen, sondern als mehr oder weniger ambitionierten Breitensport.
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Shinbashi
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Shinbashi »

ausKA hat geschrieben: Die angesprochenen (den eigenen Mädchen verwehrten) Mehrtageslehrgänge sind z.B. im Jahreskalender vom Verband eingetragen und ich kann als lokaler Trainer hinsichtlich einer Einladung unterstützend tätig werden.
Sicher könnte man das. Aber warum funktioniert es bei dem U12/13 Talentcamp mit ordentlicher Einladung und beim Lehrgang in Tailfingen (übrigens als U14 geplant und auch da schwirrten 10-Jährige rum) geht es plötzlich nicht ?

NRW_judo hat es schon angedeutet: Statt einem Wissenstransfer in die Vereine zurück, kommt der Antrag auf Vereinswechsel.

Irgendwie ist doch die Situation sehr bizarr: Da wird sich gestritten und gefetzt, als ob es um Olympiastartplätze und Profisport geht.
Dabei reden wir hier von Kindern, die keine 12 Jahre alt sind !!!
Wie tutor! schon treffend bemerkte, ist bis U17 noch kein Leistungssport sichtbar.
Gruß
Shinbashi

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ausKA
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von ausKA »

Shinbashi hat geschrieben: Aber warum funktioniert es bei dem U12/13 Talentcamp mit ordentlicher Einladung und beim Lehrgang in Tailfingen... geht es plötzlich nicht ?
Die Antwort liegt auf der Hand. Bei einem Talentcamp mit 54 Teilnehmern kann großzügig eingeladen werden. Übernachtung auf der Matte, Verpflegung vom ausrichtenden Verein... da fallen kaum Kosten an und die Anzahl der teilnehmenden Kinder ist nicht limitierend. So entsteht ein tolles Event für viele Nachwuchshoffnungen.

Bei einem Mehrtageslehrgang auf einer Sportschule fallen vermutlich Kosten in anderer Dimension an, die Teilnehmerzahl war auf 11 (aus Baden) begrenzt. Demzufolge entsteht ein Auswahlproblem analog „Olympiastartplätze“. Logische Konsequenz: Die Referenten werden sich wohl an den ersten zu erreichenden Kaderkriterien orientieren - so würde ich es zumindest machen. Dies sind:
  • Regelmäßiges Training in den Fördergruppen bzw. Stützpunkten
  • Positive Leistungsentwicklung
  • Erkennbare Leistungsbereitschaft und
  • Platzierungen auf Gruppenebene
Wir wollen hier produktiv diskutieren. Shinbashi _könnte_ also in etwa folgenden Vorschlag unterbreiten:
„Verzicht auf Zentrale Maßnahmen U15 an den Sportschulen und Einsatz der freiwerdenen Gelder für Tagesmaßnahmen in verbandsangehörigen Vereinen - möglichst rotierend durch das Verbandsgebiet.“

Ob die beteiligten Landestrainer, Referenten, Verbandsfunktionäre etc. dies als erfolgsversprechende Arbeitsweise einordnen würden? Ich gebe zu bedenken, dass z.B. auf dem zu recht gelobten Talentcamp doch viele Kinder erkennbar völliges Neuland in der Trainingsmethodik betreten haben und neben viel Licht auch deutlich Schatten vorhanden war. Sicherlich, bei regelmäßiger Teilnahme würde sich das natürlich ändern.... Aber für eine Teilnahme an teuren Sportschulmaßnahmen muß man da (leider) noch selektieren. Naheliegend ist dann, die Kinder einzuladen, die bereits auf Stützpunkttrainings etc. ihre nennen wir es mal Lehrgangseignung demonstriert haben. Und schon sind wir wieder beim Problem der leidigen Fahrbereitschaft durch die Eltern...

Zum Thema Wissenstransfer für die Vereine, ich glaube ein zentraler Punkt. Sehr gut gefallen hat mir folgende Aussage:
Anfänger hat geschrieben:Wenn ich Glück habe, kann ich mit auf die Matte und nehme für unser Training daheim noch einiges an neuen Sachen mit.“
Sicherlich wird dies nicht der ultimative Weg sein, weil einfach sehr belastend für die Vereinstrainer und deshalb nicht kontinuierlich durchhaltbar. Es bietet aber die Möglichkeit, Training im Ursprungsverein und Fördermaßnahmen als sinnvolle Einheit wirken zu lassen und eben nicht als “Alte Welt” (Verein) und “Neue Welt” (Stützpunkt). Sehr schnell macht sonst die “Alte Welt” augenscheinlich keinen Sinn mehr in den Augen von Kindern/Eltern und einem Wechsel wurde der nährreiche Boden bereitet. Es greift dann der bereits mehrfach geschilderte Wechselmechanismus, den man rechtlich kaum unterbinden kann.
Deshalb bin ich skeptisch (nicht ablehnend!) gegenüber formalen/rechtlichen Regelungen, wie von NRW_Judo vorgeschlagen Arbeitsgruppen und Ehrenkodex.
NRW_Judo hat geschrieben:- Arbeitsgruppe auf Verbandsebene zum Thema
- Ehrenkodex, den Vereine freiwillig unterschreiben (Veröffentlichung der Vereine): Keine Abwerbung im U11, U14-Bereich
- Kein Einsatz des Landestrainers/in am eigenen Vereinsstützpunkt
- Nominierung über Rangliste (zuvor ausgegeben Ranglistenturniere) - war zu meiner Zeit so
Toll, dass NRW_Judo Vorschläge gemacht hat und damit lösungsorientiert mitarbeitet.
Andystallone
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Andystallone »

@ NRW_Judo Respekt, Respekt ich ziehe den Hut vor dir. Da triffst den Nagel auf den Kopf :alright

Genau so ist es. Da wirbt ein Verein mit besseren Möglichkeiten und die Kids bzw. Eltern sagen ähh - hier im Verein kommen wir nicht weiter, wir müssen wechseln. Haben unter ihrem alten Verein alles gewonnen, sind rangezogen worden bis dahin, wo sie jetzt sind, gehen zum nächsten Verein.
Die gehen aber nicht von alleine, die gehen, weil jemand lockt....
Genauso wie NRW_Judo sagt, sollte man ein Punkte-System einführen. So war es in meiner Zeit auch. Wer will kann Punkte sammeln und erreicht den Kader.
Dann wird in Baden über einen Judorückgang geredet. Nix los U12 und U14. Heute waren wir in der Pfalz Landau Hopserturnier U10-U12. Die Halle war brechend voll!!! Bei U10 mussten wir fast 4 Stunden warten, bis unsere Pool dran kam. So war da die Hölle los und anschließend war U12 da, wars genauso. Aber zum Glück kamen wir da gleich dran mit unserem Pool. Ein grandioser Ablauf, alles bis aufs letzte organisiert. U10-U12 Vierer-Gruppen gewichtsnah jeder 3 Kämpfe.
Warum jammert in der Pfalz niemand? Was machen die anders? Da kommt Freude auf, denn jeder bringt was mit nach Hause. Eine Urkunde und eine Medaille.
In Baden U12-Gewichtseinteilung -30kg, -33kg, -36kg usw. bei den Mädchen. Klar, wenn da jemand zum Kämpfen kommt, je nach dem 2 Kämpfe verliert, kann wieder nach Hause. Mit nix in der Hand. Die wenigsten, die heute U10-U12 kämpfen, kommen in der U17 an. Das sind dann nur die Besten, der Rest geht wieder ins Turnen....
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Fritz
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Fritz »

Freiwillige Selbstverpflichtung klingt gut, und damit wird aber rein gar nichts erreicht, weil
letztlich es die Eltern/Kinder sind, die wechseln wollen, sprich die zu Grunde liegenden
Mechanismen nicht geändert werden.

Aber vielleicht könnte man ja so etwas einführen, wie Ablöseprämien.
Sprich: wechselt ein Sportler den Verein, ohne Wohnortswechsel
oder ausreichend langer "Wettkampf-Abstinenz" von mindestens einem Jahr oder so ;-)
dann zahlt der aufnehmende Verein dem "abgebenden" Verein eine
Ablöse-Prämie, sozusagen als Dankeschön für die bisherige geleistete Ausbildung.
Die könnte dann gestaffelt werden je nach Erfolg, Graduierung, Alter und Dauer der Vereinsmitgliedschaft.
(Also ein 1jähriges, erfolgloses Mitglied mit weißgelben Gürtel würde dann einen symbolischen
Euro Prämie ergeben; ein 13jähriger Landesmeister mit Blaugurt, 7Jahren Mitgliedschaft im Altverein
vielleicht ein, zwei Vereins-Jahresbeiträge oder so. ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von tutor! »

Ich habe eben zwei Beiträge gelöscht, weil ich sie als nicht zielführend betrachte. Es ergeben sich weder zum Ausgangsthema, noch zur mittlerweile erreichten Thematik irgendwelche Ansätze einer weiter führenden Diskussion, auch wenn - was ich ausdrücklich erwähnen möchte - keine Personen angegriffen wurden.

Ich bitte um Verständnis.

tutor!
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Andystallone »

@Tutor: Dann eben anders.. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern... das Karussell dreht sich weiter in Richtung Stützpunkt.
Wie du lesen kannst, weder Namen noch Vereine sind genannt. Ich hoffe, es ist so besser formuliert. lg
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Hofi
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Hofi »

@Fritz: Und was mache ich, wenn plötzlich ein Kämpfer aus einem Stützpunkt sagt, eigentlich möchte ich mich anders orientieren, Fahrt dauert mir zu lange, ich gehe in den Verein, wo mein Bruder schon trainiert, nur 15 Minuten statt 'ner Stunde unterwegs und der kann mich auch nicht mitnehmen. Soll ich dann etwa zwei Jahresbeiträge Ablöse (unseren oder deren) zahlen oder ihm sagen, trainiere erst mal ein Jahr als Nichtmitglied bei mir mit, geh für den Stützpunkt nicht mehr auf Wettkämpfe und dann darf ich Dich aufnehmen? Oder schick ich ihn gleich ganz weg? Halte ich, sorry, für eine völig unpraktikable Idee. Oder müssen nur die Stützpunkte zahlen? Oder Vereine mit einer Erwachsenen-Mannschaft ab Liga xy?
Und für den Fall, dass dies unrealistisch erscheint, das dürfte evtl. bei mir demnächst anstehen, die Anfrage des Bruders ist da.
Bis dann
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Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Shinbashi
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Shinbashi »

Hallo Kollegen,

ich bin erstmal raus. Meine Große pubertiert vor sich hin und im Moment ist alles Sch... Zum Kämpfen hat sie keinen Bock mehr und will Judo "nur noch so" machen.
Wenn sie sich dereinst mal fängt, bin ich wieder dabei. Ansonsten muß ich warten bis meine Jungs 2 und 5 soweit sind.
Ob sie dann allerdings das geforderte Niveau erreichen kann, wage ich zu bezweifeln. :dontknow
Gruß
Shinbashi

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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von NRW_Judo »

Fritz: Ausbildungsgeld finde ich interessant. Aber trotzdem - keine Abwerbung vor der U17.

Zum Ehrenkodex: Eigentlich traurig, daß man so etwas in der Judofamilie braucht. Es sind mir Regionen bekannt, da ist sowas selbstverständlich. Da ist es einem Trainer schon fast peinlich, wenn ein guter Kämpfer wg. Wohnortwechsel beim anderen Verein anklopft.
Im Moment würde schon reichen, wenn bestimmte Landestrainer/-referenten (rinnen) mit ihren Vereinen den Ehrenkodex unterschreiben würden. Es gibt eben Dinge in Ämtern, die gehen über fachliche Eignung hinaus. Da wo es etwas mit Anstand und Moral zu tun hat. Aber vielleicht ist das auch zuviel verlangt und ich bin da altmodisch.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von piti »

Fritz hat geschrieben: Aber vielleicht könnte man ja so etwas einführen, wie Ablöseprämien.
[........] vielleicht ein, zwei Vereins-Jahresbeiträge oder so. [........]
Tolle Idee, wie alle deine Ideen

Nur sollten das Wessis durchführen, die haben Kapitalismuserfahrung
Die Ossis könnten da ihre Erfahrung mit der Planwirtschaft einbringen.

:BangHead

Ps. Hofi, für läppische 2 Jahresbeiträge kaufe ich dir gerne deine Talente ab :ironie3
Judofunktionär fragt Judosportler:
Wer ist wir?
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Fritz
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Fritz »

Hofi hat geschrieben:@Fritz: Und was mache ich, wenn plötzlich ein Kämpfer aus einem Stützpunkt sagt, eigentlich möchte ich mich anders orientieren, Fahrt dauert mir zu lange, ich gehe in den Verein, wo mein Bruder schon trainiert, nur 15 Minuten statt 'ner Stunde unterwegs und der kann mich auch nicht mitnehmen. Soll ich dann etwa zwei Jahresbeiträge Ablöse (unseren oder deren) zahlen oder ihm sagen, trainiere erst mal ein Jahr als Nichtmitglied bei mir mit, geh für den Stützpunkt nicht mehr auf Wettkämpfe und dann darf ich Dich aufnehmen? Oder schick ich ihn gleich ganz weg? Halte ich, sorry, für eine völig unpraktikable Idee. Oder müssen nur die Stützpunkte zahlen? Oder Vereine mit einer Erwachsenen-Mannschaft ab Liga xy?
Und für den Fall, dass dies unrealistisch erscheint, das dürfte evtl. bei mir demnächst anstehen, die Anfrage des Bruders ist da.
Tja, wenn Du der aufnehmende Verein bist und den Kämpfer zum Kämpfen einsetzt, dann zahlt Dein Verein eben die entsprechende Ablöse ;-)
Schließlich bekommt er ja einen vom Stützpunkt hoffentlich gut ausgebildeten Judoka, der dadurch dem Verein dann auch nützlich sein kann.
Oder es wird mit dem abgebenden Verein (Stützpunkt) verhandelt, und man einigt sich irgendwie anders.
Oder der Kämpfer, der unbedingt wechseln möchte, zahlt es aus eigener Tasche...
Oder man definiert die Ablöse/Ausbildungs-Prämie so, daß sie nur bei Aufgabe der Erstmitgliedschaft fällig würde...

Klar kann man das jetzt noch mit Für und Wider beliebig weiterspinnen, aber die Grundidee, dem "zuliefernden" Verein eine
Anerkennung/Entschädigung bzgl. der geleisteten (Aufbau-)Arbeit zukommen zu lassen, ist doch so verkehrt nicht... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von tutor! »

Man kann Menschen auch zu einer Ware machen.....

... mal ganz abgesehen davon, dass eine derartige Regelung wahrscheinlich gegen das Grundgesetz verstoßen würde.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Man kann Menschen auch zu einer Ware machen.....

... mal ganz abgesehen davon, dass eine derartige Regelung wahrscheinlich gegen das Grundgesetz verstoßen würde.
Sag das mal den Fußballern... Da gibt es den Begriff "Ausbildungsentschädigung" durchaus, wenn man so im Netz mal sucht...
Mit entsprechend ähnlichem Hintergrund...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von tutor! »

Dort hat man ja auch Menschen zur Ware gemacht - schließlich spricht man vorn einem Transfermarkt.

Dort sind die Dinge aber ganz anders konstruiert, nämlich über Verträge zwischen dem Sportler und dem Wirtschaftsunternehmen (ich mag den Begriff Verein in dem Zusammenhang nicht).

Ob man das beim Judo so will, ist eine andere Frage. Ich wäre mit Haut und Haaren dagegen.

Ich habe dabei durchaus großes Verständnis für die Vereine, die immer wieder erleben müssen, dass Talente, die bis zu einem gewissen Punkt bei ihnen Judo gelernt haben, zu anderen Vereinen abwandern. Aber das ist deren gutes Recht: ich darf mich doch dem Verein anschließen, dem ich am liebsten angehören möchte! Wer will das denn verweigern? Der Verein, bei dem ich gerade bin?

Und wer will denn entscheiden, ob jemand von einem anderen Verein "abgeworben" oder vom eigenen Verein "vergrault" wurde. Es gibt doch genügend Beispiele für beides!

Wie ich weiter oben geschrieben habe, besteht für mich der Schlüssel zu einer nachhaltigen Judo-Entwicklung darin, den kleinen Vereinen zu helfen, ihre Talente länger und besser fördern zu können. Stützpunkte und Landestrainer müssen vollkommen vereinsunabhängig arbeiten und in die Fortbildung der ÜL eingebunden werden.

Ansonsten stimme ich NRW_Judo zu, dass dies nur durch "Anstand" (er nennt es "Ehrenkodex") und Selbstverpflichtung möglich ist. Da bin ich genauso altmodisch wie er/sie.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von Kumamoto »

Sag das mal den Fußballern... Da gibt es den Begriff "Ausbildungsentschädigung" durchaus, wenn man so im Netz mal sucht...
Mit entsprechend ähnlichem Hintergrund...
Aber wer zahlt diese Entschädigungen? Nicht der FC Hinterdipfelesbach, sondern nur die "großen" Vereine ab der 3. Liga, die Profis. Vergleicht man da nicht Äpfel mit Birnen?
Es ist immer problematisch wenn der Landestrainer auch Vereinstrainer ist bzw. der Landestrainer nicht der (eigene) Heimtrainer ist. Da wird oft von den Landestrainern eine Objektivität und Weitsicht verlangt, die diese nicht erbringen können (und auf Grund der Arbeitsbelastung) oft auch nicht (mehr) erbringen wollen.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von fighter111 »

Hallo nochmal,

da möchte ich mal aus meiner Sicht als ehemaliger Trainer berichten.
Vor 20 Jahren, war es ja auch schon so, Nachbarvereine haben angefragt, ob nicht der Eine (oder die Eine) mal mit bei denen in der Mannschaft kämpfen könnte und später wurde dann bei den Eltern gefragt, wenn das Kind doch schon hier in der Mannschaft kämpft, könne es doch gleich wechseln... :angry4

Andererseits habe ich damals auch erkannt, dass ich selber bei machen Talenten am Ende meiner Fähigkeiten angekommen war und diese sicherlich zu einem großen Verein gemusst hätten, um wirklich weiter zu kommen.

Und wenn nun hier nicht alle Beteiligten mit Weitblick und zum Wohl des Kindes (was ja nun aus verschiedenen Sichtweisen sehr unterschiedlich ist) handeln und entscheiden, dann ist das einfach schlecht.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von caesar »

Kumamoto hat geschrieben:Aber wer zahlt diese Entschädigungen? Nicht der FC Hinterdipfelesbach, sondern nur die "großen" Vereine ab der 3. Liga, die Profis. Vergleicht man da nicht Äpfel mit Birnen?
Das stimmt so nicht. Auch die kleinen Vereine müssen eine Ausbildungsentschädigung zahlen, wenn sie Spieler aus niedrigeren Ligen "abwerben", ja sogar wenn diese Spieler selber zu dem Verein wollen.
So wird bei einem Wechsel von 8. in 6. Liga ein Betrag von 2000 Euro fällig, den der höherklassige Verein zahlen muss.
Diese Summe ist gestaffelt nach der Liga des Heimatvereins und des höherklassigen Vereins.

Warum sollte dies im Judo nicht gehen, wenn der Heimverein keinen Wechsel möchte und das Kind auch keinen Wohnortwechsel hat?

Es ist sicherlich eine Idee, die man nicht sofort verwerfen sollte, wenn dieses Abwerben wirklich so ein ungeliebtes Problem darstellt.
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Re: Umgehung der eigenen Satzung / Ordnung

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben:Das stimmt so nicht. Auch die kleinen Vereine müssen eine Ausbildungsentschädigung zahlen, wenn sie Spieler aus niedrigeren Ligen "abwerben", ja sogar wenn diese Spieler selber zu dem Verein wollen.
So wird bei einem Wechsel von 8. in 6. Liga ein Betrag von 2000 Euro fällig, den der höherklassige Verein zahlen muss.
Das stimmt so auch nicht ganz!
DJB Spielordnung hat geschrieben:Der zuständige Mitgliedsverband erteilt die Spielberechtigung für Pflichtspiele ab Eingang des Antrags auf Spielerlaubnis, jedoch frühestens zum 1.7., wenn der abgebende Verein dem Vereinswechsel zustimmt oder der aufnehmende Verein die Zahlung des in Nr. 3.2 festgelegten Entschädigungsbetrags nachweist, im Übrigen zum 1.11.
http://www.dfb.de/uploads/media/05_Spielordnung.pdf (ab Seite 22)

Wenn man genau nachliest, wird man feststellen, dass die Spielberechtigung für einen neuen Verein bei einem Wechsel später beginnt - nämlich am 1. November - wenn der abgebende Verein nicht zustimmt oder er kein Geld bekommt. Stimmt er zu oder hat er Geld bekommen, beginnt die Spielberechtigung mit Eingang des Antrags beim Verband, bzw. zum 1. Juli.

Die Vereine lassen sich also die Zustimmung eines Wechsels ohne Sperre bezahlen und die Beträge hierfür sind in der Spielordnung des DJB festgeschrieben. Wird nicht bezahlt, gibt es eben bis November keine Spielberechtigung.
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