Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Reaktivator »

Fritz hat geschrieben:b) Reaktivator es mal wieder geschafft hat, die Diskussion (...) in die Richtung zu drehen: "Wer macht authentisches Kodokan-Judo nach Kano?
@Fritz: Eigentlich war es ja nur als kleine Randbemerkung gedacht, weil "st.gregor" diese hervorragende Steilvorlage geliefert hatte.... ;-)
....andererseits sieht man aber an den Reaktionen, daß das Thema offensichtlich - trotz der anderen Fäden - immer (noch) auf Interesse stößt....
Ich gelobe aber Besserung und entschuldige mich für diese OT-Abschweifung!
Und hoffe, daß man so tolerant ist (Wiederum kurzes OT: Jetzt kommt die Rückkehr zum eigentlichen Thema!), mich trotz meiner "Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw." weiterhin mein authentisches Kodokan-Judo nach Jigoro Kano machen zu lassen.... :D
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

judoka50 hat geschrieben:
st.gregor hat geschrieben:Aus meiner Sicht hat der DJB mit richtigem Judo ebensoviel zu tun wie der Deutsche Fußballbund.(...)
(...) für mich war die Wende "wieder einmal" eine üblichen oben eingefügten Stellungnahmen.
Für mich auch. Aber zurück zu Verbänden, Mitgliedschaft und Anerkennung.

Der Kodokan erkennt als nationale Verbände ausschließlich diejenigen Verbände an, die über ihren Kontinentalverband Mitglied in der IJF sind. Folglich erkennt der Kodokan auch nur Graduierungen dieser Verbände an - in Deutschland ist das bekanntlich der DJB. Als das DDK noch Mitglied im DJB und innerhalb des DJB für die Graduierungen zuständig war, waren die Graduierungen des DDK vom Kodokan anerkannt, allerdings war die Anerkennung daran gebunden, dass das DDK innerhalb des DJB für Graduierungen zuständig war. Mit Wegfall dieser Aufgabe wurden auch die weiteren Graduierungen des DDK nicht mehr anerkannt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Dan-Kollegium).

Deutschland steht mit diesem Problem übrigens nicht alleine. Dieselben Fragen tauchen z.B. auch in Großbritannien, USA oder Italien - und sicher noch einigen anderen - auf.
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

st.gregor hat geschrieben:
Es gibt keinen Spielraum für den DOSB oder einen seiner Landesverbände zwei verschiedene Fachverbände für dieselbe Sportart aufzunehmen.
Na ja, keinen Spielraum stimmt nicht ganz, es gibt im DOSB z.B. zwei Radsportverbände und zwei Motorsportverbände, von denen allerdings regelmäßig nur einer "ordentlicher" Verband ist und der andere "Mitglied mit besonderer Aufgabenstellung". Ebenfalls möglich ist die Bildung von Dachverbänden, wie es z.B. beim Aikido (erfolglos) versucht wurde, oder wie es derzeit im LSB NRW von den kleineren Budoverbänden betrieben wird.
Gerade ein genauerer Blick auf Deine Beispiele bestätigt meine Aussage, dass es keinen Spielraum für zwei Fachverbände für dieselbe Sportart gibt. Es steht ja auch explizit so in den Satzungen.

Ein "Mitglied (oder meinetwegen: Verband) mit besonderer Aufgabenstellung" ist eben kein Fachverband, auch wenn sich möglicherweise Aufgaben überlappen können. Ein "Dachverband" ist im Wesentlichen ein "Fachverband mit eigenständiger Substruktur". Auch innerhalb dieser Substruktur darf es nur einen Verband je Sportart geben.

Wobei natürlich immer die Frage ist, wo man die Grenze zieht. Man könnte es sogar mit der Argumentation versuchen, es gäbe im DOSB gar keinen Judo-Verband, weil der DJB eine ganz andere Sportart betreibt, die mit Judo nichts mehr zu tun hat, denn:
st.gregor hat geschrieben:Aus meiner Sicht hat der DJB mit richtigem Judo ebensoviel zu tun wie der Deutsche Fußballbund.(...)
Käme also auf den Versuch an.

Ansonsten taucht in der Praxis häufiger das Problem auf, dass sich einzelne Sportarten selbstständig machen wollen. Zumeist sind sie in einer Frühphase der Entwicklung als Sektionen innerhalb eines Fachverbandes mit aufgenommen worden und wollen nun einen eigenen Fachverband gründen. Das gibt natürlich dann Probleme, wenn der bis dahin betreuende Fachverband argumentiert, dass es für diese Sportart bereits einen Fachverband gäbe - womit dieser Fachverband ja sogar faktisch recht hätte.

Und ja, Du hast Recht: der DOSB muss allen Sportlern eine organisatorische Heimat anbieten. Deshalb hat er ja den Begriff "Sport" so klar und umfassend definiert. Und deshalb muss er (und alle LSBe und LFVe) auch jede Form des Sports in allen seinen Facetten unterstützen. Deshalb darf ja auch keinem gemeinnützigen Verein, der Judo betreibt, die Aufnahme in den DJB (genauer: in einen seiner Landesverbände) verweigert werden. Alle müssen willkommen sein.
Zuletzt geändert von tutor! am 24.10.2008, 17:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Ein "Mitglied (oder meinetwegen: Verband) mit besonderer Aufgabenstellung" ist eben kein Fachverband,
Dann könnte also theoretisch auch das DDK, wenn es sich als Verband mit besonderer Aufgabenstellung
deklariert, ebenfalls im DOSB mitmachen?
Mit freundlichem Gruß

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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Reaktivator »

Fritz hat geschrieben:Dann könnte also theoretisch auch das DDK, wenn es sich als Verband mit besonderer Aufgabenstellung
deklariert, ebenfalls im DOSB mitmachen?
Ein (z.B. neu zu gründendes oder als Verband mit besonderer Aufgabenstellung in den DJB aufzunehmendes) DDK, könnte das - das (derzeitige) DDK jedoch könnte das demzufolge nicht, da es ja eben kein Verband mit besonderer Aufgabenstellung (mehr) ist, sondern sich selbst als direkten Parallelverband zum DJB positionieren will, indem es z.B. ebenso wie dieser auch einen regulären Sport- und Wettkampfbetrieb organisiert....
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Hofi »

@ HBt & Fritz: Nicht zuletzt durch den Beitrag von St.Gregor kam bei mir einfach das Gefühl auf, dass man sich über mögliche Zwangsmitgliedschaften und ähnliches erregt, andererseits gar nicht am System teilhaben will, weil man es eh besser kann. Wenn da beim, auch manchmal eiligen, Lesen ein falscher Eindruck bei mir entstanden sollte, bitte ich mein Post dahingehend einfach zu ignorieren.
Bis dann
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tom herold »

Es geht NICHT darum, ob wir "richtiges" Jûdô machen oder der DJB.
Man könnte sich nun exakt darüber streiten - aber wozu? Es ist doch längst alles gesagt ...

Es geht um etwas ganz anderes - nämlich um Zwangsmitgliedschaften in den jeweiligen "Landesfachverbänden". Dies Zwangsmitgliedschaften werden von einigen hier stark präferiert. Warum wohl?
Abgesehen davon - dies ist jetzt eine sehr persönliche Aussage! - werde ich als ehemaliger Bürger der (unbeweint dahingeschiedenen) DDR ganz sicher NICHT hinnehmen, per "ordre di mufti" zur Mitgliedschaft in irgend einer Organisation verpflichtet zu werden, nur weil dieser oder jener das gern so hätte in dem sehr deutschen Bestreben, alles in möglichst kleine Schubladen zu sortieren.
Wir finden im Bestreben, alle und alles in eine bestimmte Organisationsform zu zwingen, das mittelalterliche Denken in Zünften und Gilden wieder, und das ist etwas, daß ich strikt ablehne.

"Wer Jûdô betreibt, MUSS das in dieser Organisationsform tun!"
Das ist die Aussage, die ich diesem Thread entnehme - und ich halte eben diese Aussage für rechtlich nicht haltbar.
Da hilft es auch nicht, daß immer wieder behauptet wird, wer nicht wolle, müsse ja nicht. Durch die Hintertür (Sanktionen gegen den entsprechenden Verein) ergreift man ja doch Zwangsmaßnahmen - und das halte ich für extrem verwerflich.
Offenbar gefällt der Gedanke an solche Zwangsmaßnahmen aber einigen der hier eifrig Diskutierenden ...
Wie sonst ist es zu verstehen, daß mit den Satzungen der LSB argumentiert wird, die letztlich eine solche Zwangsmitgliedschaft im jeweiligen "Landesfachverband" vorschreiben zu dürfen glauben?
Vielleicht ist es etlichen hier entgangen: St. Gregor hat darauf hingewiesen, daß es zu diesem Thema höchstrichterliche Rechtssprechung gibt.
Und diese besagt (so ich mich nicht irre), daß der DOSB und die LSB aus öffentlichen Mitteln gefördert werden (vulgo durch Steueraufkommen finanziert sind). Damit sind sie verpflichtet (so die Rechtssprechung!), diese Mittel JEDEM, der Sport treibt, auf Antrag zur Verfügung zu stellen.
Von einer Bindung an Organisation XY ist da KEINE Rede!

Abgesehen davon: wenn eine Judogruppe in einem Mehrspartenverein organisiert und NICHT Mitglied in der "Landesfachgruppe" (= örtliche Vertretung des DJB) ist, dann zahlen die Mitglieder über ihren Vereinsbeitrag AUCH Beitrag an den jeweiligen LSB, an den sie von ihrem verein gemeldet werden.
Und mit dieser Beitragszahlung erwerben sie das RECHT, die Fördermittel des LSB auch in Anspruch zu nehmen.
Und selbst dann, wenn diese Argumentation nicht richtig sein sollte, bleibt der Hinweis auf das entsprechende höchstrichterliche Urteil über die Verwendung öffentlicher Mittel durch den DOSB bzw. die LSB.

Die Argumentation, "wer nicht Mitglied im jeweiligen Landesfachverband ist, darf auch nicht Mitglied im LSB werden und hat daher keinen Anspruch auf Förderung durch den LSB" ist also unsinnig.
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von kanou65m »

Ich stimme Tom aus meinem demokratischem Verständnis zu - muss allerdings in diesem Zusammenhang (dank eines PM-Austausches mit tutor) auf die offensichtlich unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Landessportbünden hinweisen, die mir/uns im einzelnen nicht bekannt sind und die ich auch noch nicht abgeklopft habe. Im Prinzip müßte man da sogar noch eine Stufe tiefer gehen - nämlich auf Kreissportverbandsebene, wo ja die Aufnahmeanträge eingehen, geprüft, beraten usw. werden.
Ich bitte um Verständnis, wenn ich vor dieser Ochsentour zurückschrecke.

Aber angesichts der Tatsache, dass z.B. das DDK oder die IBF in vielen Bundesländern ihre
"Budo-Abteilungen" irgendwie in den Landessportverbänden untergebracht haben, ist das eigentlich auch egal,oder?
Wenn der DJB dagegen vorgehen will - viel Spaß.

Übrigens sind wir mit dieser "Problematik" nicht allein: auch andere Budo-Dachverbände hadern damit, dass kleinere Schulen Mitglieder der Landessportverbände sind. Nur geht man dort etwas geschmeidiger damit um, indem man sich für verschiedene Stilrichtungen geöffnet hat und diese gleichberechtigt zu integrieren versucht. Supergut funzt das bei denen leider auch nicht immer, aber es könnte ja mal einen Gedanken wert sein.
Irgendwie ist es ja ein bischen peinlich für jeden Judoka in Deutschland, mitansehen zu müssen, wie gut sich viele "Judo-Ableger" (z.B. DKV-SeKa, Jiu-Jitsu/Ju-Jutsu usw.) miteinander verständigen können - nur "good old judo" schafft das nicht?
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

Lieber Tom!
tom herold hat geschrieben: "Wer Jûdô betreibt, MUSS das in dieser Organisationsform tun!"
Das ist die Aussage, die ich diesem Thread entnehme - und ich halte eben diese Aussage für rechtlich nicht haltbar.
Natürlich ist sie rechtlich nicht haltbar. Nur bist du der einzige hier, der diese Aussage immer wieder auf´s Neue anderen unterstellt. Ich habe zweimal ohne Widerspruch hervor zu rufen die Bandbreite möglicher Organisationsformen aufgezählt, z.B.:
tutor! hat geschrieben: Versuch einer Zusammenfassung:
  • Aufgrund des "Ein-Fachverband-pro-Sportart"-Prinzips, gibt es im DOSB und in allen Landessportbünden keine Alternative zum DJB bzw. zu den Landesverbänden. Das geht aus den Satzungen DOSB und LSB hervor.
  • Sieht die Satzung des jeweiligen LSB vor, dass es auch eine Mitgliedschaft ohne Fachverbandszugehörigkleit geben kann, ist dies natürlich möglich.
  • Egal ob ein LSB-Mitgliedsverein Mitglied in einem Fachverband ist oder nicht (sofern LSB das zulässt), kann er Mitglied in anderen Vereinigungen und Verbänden sein, sofern dies nicht gegen die Satzung des LSB oder des LFV verstößt.
  • Man muss als Verein aber auch nicht dem LSB angehören und kann sich jeder beliebigen anderen Vereinigung anschließen, sofern keine Gesetze verletzt werden.
  • Und man kann sich schließlich im Freundeskreis treffen und vollkommen unabhängig von einem Verein Judo betreiben. Warum soll das nur in anderen Sportarten gehen?
Ich glaube, Du hattest diesen Beitrag schlicht überlesen, aber geduldiger "tutor!" stelle ich es gerne noch einmal dar.

Es gibt in Deutschland keine Zwangsmitgliedschaft für einen Verein oder eine Einzelperson in einem LSB - und es hat sich hier auch niemand dafür ausgesprochen.

Es gibt je nach lokaler Konstruktion:
  • keine Zwangsmitgliedschaft eines LSB-Mitgliedvereins im zuständigen Fachverband innerhalb dieses LSB
  • eine Zwangsmitgliedschaft eines LSB-Mitgliedvereins im zuständigen Fachverband innerhalb dieses LSB
  • keine LSB-Mitgliedschaft eines Vereins ohne Fachverbandsmitgliedschaft: Der Verein kann also in solchen Ländern nur über einen Fachverband Mitglied im LSB sein. Also wenn man so will, eine Zwangsmitgliedschaft des Vereins im LSB.
Von all dem ist man aber nur betroffen, wenn man freiwillig Mitglied im LSB geworden ist. (Im Falle des dritten Punkts im Fachverband).

Ich weiß auch nicht, was es daran auszusetzen gibt, denn es ist doch letztendlich egal, ob ein Mitgliedsverein des LSB noch zusätzlich innerhalb des LSB dem zuständigen Fachverband - der ja wiederum selbst Mitglied im LSB ist - zugeordnet ist oder nicht. Wichtig ist nur, dass LSB und Fachverbände im Innenverhältnis dafür sorgen, dass auch beide ihre Leistungen für die Mitgliedsvereine erbringen können. Der Verein ist unter dem großen Dach und in welchen Räumen er darin ist, bleibt der Diskussion vor Ort überlassen.

Niemals aber kannst Du persönlich Mitglied in einem Fachverband werden - weder freiwillig, noch auf Antrag noch zwangsweise. Außer du würdest Ehrenmitglied.

Und ja: der DOSB muss die Interessen aller Sporttreibenden vertreten. Es gibt aber Bereiche, die nur seinen Mitglieder vorbehalten sein dürfen und solche, die er allen öffnen muss.

Wer keinen Sport treibt, kann und darf per Definition nicht Mitglied in einem Sportverband werden.
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st.gregor

Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von st.gregor »

Hallo tutor!,
leider übersiehst Du in deinen Ausführungen wie z.B. in dieser:
Ich weiß auch nicht, was es daran auszusetzen gibt, denn es ist doch letztendlich egal, ob ein Mitgliedsverein des LSB noch zusätzlich innerhalb des LSB dem zuständigen Fachverband - der ja wiederum selbst Mitglied im LSB ist - zugeordnet ist oder nicht. Wichtig ist nur, dass LSB und Fachverbände im Innenverhältnis dafür sorgen, dass auch beide ihre Leistungen für die Mitgliedsvereine erbringen können.
einen gewichtigen Punkt.
Durch eine Mitgliedschaft im LSB/LSV gewinne ich für meine Mitglieder nicht zu unterschätzende Vorteile, sei es hinsichtlich der Versicherung, der Vergabe von Hallenzeiten usw. Eine Mitgliedschaft in einem LFV hingegen bedeutet nach meinem subjektiven Empfinden einen Nachteil, weil dieser Verband eine Auffassung seiner Sportart vertritt, die von meiner Auffassung - subjektiv, aber sowohl begründet als auch vertretbar - weit entfernt ist.
Also wie nun? Wenn ich die Vorteile des LSV in Anspruch nehmen möchte, muss ich mich einem LFV anschliessen, der so ungefähr in allen Punkten eine konträre Auffassung vom Judo vertritt? Oder andersherum, will ich mich dem LFV nicht anschliessen, erleidet mein Verein hierdurch objektiv beträchtliche Nachteile? So ganz falsch ist der Begriff "Zwangsmitgliedschaft" da dann wohl doch nicht...

Lösungsvorschlag: Der DJB kommt seinem selbstgestellten Auftrag nach und öffnet sich auch für aus seiner (beschränkten) Sicht atypische Ausprägungen des Judo, er erlaubt unter seinem Dach offene Gruppen, die mit abweichenden Prüfungsordnungen, abweichenden Wettkampfsystemen, abweichenden Gewichtungen und was sonst noch arbeiten. Wie wär das denn? Richtig: Undenkbar, schließlich sind wir im Land der Schrebergärtner, ein Land, ein Verband, ein... na lassen wir das.
Ich glaube (aber vielleicht irre ich mich ja), daß eher Dieter Teige DJB-Präsident wird als das so etwas wíe ernstgenommener Pluralismus im deutschen Vereinswesen entstehen kann. Und sage jetzt bitte niemand, man könne ja in den LFV eintreten und sich dann Mehrheiten für ein "anderes" (wie auch immer beschaffenes) Judo suchen, darum geht es nicht: Es geht darum, jeden sein Judo machen zu lassen, ohne ihn dann abzustrafen.
Können und wollen die LFV des DJB das leisten? Meine persönlichen Erfahrungen sprechen lautstark dagegen. Aber die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt... :dontknow

Gruß

Stephan
tutor!
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

Hallo Stefan,

ich glaube, es ist deutlich mehr möglich - auch ohne irgendeine Änderung - als Du es im Moment sehen kannst. Aber bitte lass mich eines vorweg noch festhalten: Es gibt in einigen Landesverbänden mit Sicherheit Betonköpfe, bei denen man einige Überzeugungsarbeit leisten müsste.

Aber der Reihe nach:
st.gregor hat geschrieben:Der DJB kommt (...) öffnet sich auch für (...) atypische Ausprägungen des Judo, er erlaubt unter seinem Dach offene Gruppen
Das ist bereits heute problemlos möglich. Denkbar ist das für mich im Moment in vier Formen:
  • als informelle Gruppen, ohne formale (eingetragene oder vertragliche) Struktur,
  • als Zusammenschluss mehrerer Vereine/Gruppen, die aber allesamt eigenständige Mitglieder in einem Landesverband sind,
  • als ein Großverein, der mehrere Standorte hat, wobei der Großverein Mitglied in einem Landesverband ist.
[*]als ein Großverein, der mehrere Standorte als eigenständige Vereine hat, wobei der Großverein Mitglied in einem Landesverband ist.[/list]
Es sind also alle Organisationsstrukturen von informell bis zentral möglich. Damit ist aber inhaltlich noch nichts ausgesagt. Aber gerade hier liegt Dein Anliegen. Jedenfalls lässt sich organisatorisch alles realisieren.
st.gregor hat geschrieben:mit abweichenden Prüfungsordnungen,
Prüfungsordnung ist der vielleicht schwierigste Punkt. Graduierungen des DJB werden heute und in Zukunft nur nach der Prüfungsordnung des DJB vergeben. Die Frage ist, ob und inwieweit es Spielräume für individuelle Gestaltung in den Vereinen gibt. Und die gibt es!

Die Gestaltung des Trainings liegt am Trainer und am Vorstand (wenn er Einfluss nehmen will) - und zwar allein an ihnen. Ein Verband kann überhaupt keine Vorgaben für Trainingsgestaltung machen. Welche Leute ein Verein zu einer Prüfung zulässt, unter welchen Voraussetzungen er das tut, das bleibt auch dem Verein überlassen. Der Verein kann also eine Art "Vorprüfung" vorschalten, um a) zu überprüfen, ob der Schüler ausreichend vorbereitet ist, aber auch um b) festzustellen, ob der Schüler eventuell vereinsspezifische Zusatzanforderungen erfüllt. Wenn man also der Meinung ist, dass die Anforderungen der Prüfungsordnung zu niedrig angesetzt sind, kann man sie im Verein ohne Probleme erhöhen.

Man ist im übrigen auch nicht verpflichtet, überhaupt Kyu-oder Dan-Prüfungen zu machen. Nur werden das die meisten Mitglieder natürlich wollen. Ein eigenes System für Graduierungen nebenher laufen zu lassen ist zwar auch denkbar, gibt aber meistens früher oder später Ärger, wenn einzelne oder mehrere Mitglieder die "offiziellen" Graduierungen des DJB haben möchten.

Wo man nicht drum herum kommt sind:
  • Anzahl der Kyu-Grade
  • Prüfungsgebühren
  • Einhaltung der Vorbereitungszeiten und des Mindestalters
  • Minimal-Programm
Wenn man selbst prüfungsberechtigt ist, hat man es aber ein wenig einfacher "flexibel" zu sein.
st.gregor hat geschrieben:abweichenden Wettkampfsystemen,
Abweichende Wettkampfsysteme sind bei internen Turnieren oder Veranstaltungen informeller Gruppen jederzeit möglich, nur eben nicht bei offiziellen Meisterschaften und Turnieren. Wobei auch dies im Einzelfall auszuhandeln wäre, z.B. Bodenkampfturniere.
st.gregor hat geschrieben:abweichenden Gewichtungen und was sonst noch arbeiten.
Gewichtungen im Training bestimmt immer der Verein selbst. Oder welche Art von Gewichtungen meinst Du?
st.gregor hat geschrieben:Wie wär das denn? Richtig: Undenkbar
Oh nein, machbar! Jedenfalls eine Menge davon. Die Prüfungsfragen sind der einzig wirklich schwierige Punkt, für den man aber auch Lösungen finden kann. In Portugal gibt es übrigens eine Gruppe für traditionelles Judo mit eigener Prüfungsordnung, die aber Judo innerhalb des Nationalen Verbands betreibt. Ich persönlich könnte mir sogar eine derartige Gruppierung auch im DJB vorstellen.
st.gregor hat geschrieben:Ich glaube (aber vielleicht irre ich mich ja), das eher Dieter Teige DJB-Präsident
Eher werde ich DDK-Präsident.
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st.gregor

Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von st.gregor »

Eher werde ich DDK-Präsident.
:rofl Oh ja, versuch doch mal... :rofl
In Portugal gibt es übrigens eine Gruppe für traditionelles Judo mit eigener Prüfungsordnung, die aber Judo innerhalb des Nationalen Verbands betreibt.
Kannst Du dazu vielleicht noch ein paar detaillierte Angaben machen? Da wär ich wirklich neugierig.

Grüße


Stephan
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Lin Chung »

Portugal gibt es übrigens eine Gruppe für traditionelles Judo mit eigener Prüfungsordnung, die aber Judo innerhalb des Nationalen Verbands betreibt. Ich persönlich könnte mir sogar eine derartige Gruppierung auch im DJB vorstellen.
...fände ich auch ganz interessant für die anderen Vereine, die nicht Toms Gruppe angehören.
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Ronin »

so wie ich das sehe ist die wohl wahrscheinlichste Variante zur Mitgliedschaft im Fachverband (sofern gewollt) tatsächlich als Mitglied mit besonderer Aufgabenstellung in den Landes-und Bundesverbänden zu sein.
Im badischen Judo Verband gäbe es da noch Aikido, Tai Chi und Kendo. Judo Inyo Ryu wäre da eins mehr. Da gibt es keine Probleme. Die Mitglieder mit besonderer Aufgabenstellung organisieren sich in Eigenregie und keiner redet rein, so lange bestimmte juristische Dinge eingehalten werden.
Ein Schritt für eine Annäherung?
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

st.gregor hat geschrieben:
In Portugal gibt es übrigens eine Gruppe für traditionelles Judo mit eigener Prüfungsordnung, die aber Judo innerhalb des Nationalen Verbands betreibt.
Kannst Du dazu vielleicht noch ein paar detaillierte Angaben machen? Da wär ich wirklich neugierig.
Im Netz ist wenig zu finden, aber etwas schon:
Die Prüfungsordnung: http://www.cao.pt/surya/jc_17_1.htm

Wer Portugiesisch kann (ich nicht, aber ich denke ich weiß, was gemeint ist):
"Na Associação de Judo Tradicional de Portugal é realizado um trabalho sério de pesquisa, estudo e treino do Judo, como um todo completo, tal como Shihan Kano o legou. É o Jûdô Kôdôkan, mas chamamo-lhe tradicional, porque o praticamos completo, porque olhamos para ele como uma árvore, com vários ramos, onde o ramo do desporto é apenas mais um e nem sequer o principal ou determinante. E isso reflecte-se também no nosso programa técnico, como em seguida se verá. Não nos esquecemos, v. g., do ramo atemi waza, quase banido da esmagadora maioria dos dojo de Judo olímpico."

Update: Ich hatte es vor einiger Zeit gelesen, dass das traditionelle Judo innerhalb des portugisischen Verbandes betrieben würde. Auf eine Nachfrage wurde diese Info jedoch eben per e-Mail korrigiert. Das traditionelle Judo wird dort komplett ehrenamtlich im Rahmen eines rechtsfähigen Vereins parallel zum nationalen Verband, der staatlich unterstützt wird, betrieben. Sorry für den Fehler!
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Hofi »

tom herold hat geschrieben:Und selbst dann, wenn diese Argumentation nicht richtig sein sollte, bleibt der Hinweis auf das entsprechende höchstrichterliche Urteil über die Verwendung öffentlicher Mittel durch den DOSB bzw. die LSB.
Hi!
Hat jemand eine Zitatstelle für dieses Urteil. Wenn ja, würde ich mich freuen, denn Hinweise auf eine Rechtsprechung, die ich nicht nachprüfen kann, finde ich, gerade aus beruflicher Erfahrung immer etwas schwierig.
Gerade wenn man, wie es mir schon passiert ist, schon des öfteren auf eine Rechtsprechung verwiesen wurde und die Nachprüfung ergeben hat, dass das entsprechende Urteil mit der Sache nicht das geringste zu tun hatte oder aber sogar das Gegenteil der behaupteten Aussage enthielt.
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Syniad »

tutor! hat geschrieben:
"Na Associação de Judo Tradicional de Portugal é realizado um trabalho sério de pesquisa, estudo e treino do Judo, como um todo completo, tal como Shihan Kano o legou. É o Jûdô Kôdôkan, mas chamamo-lhe tradicional, porque o praticamos completo, porque olhamos para ele como uma árvore, com vários ramos, onde o ramo do desporto é apenas mais um e nem sequer o principal ou determinante. E isso reflecte-se também no nosso programa técnico, como em seguida se verá. Não nos esquecemos, v. g., do ramo atemi waza, quase banido da esmagadora maioria dos dojo de Judo olímpico.

Kurze Offhand-Übersetzung für die Nicht-Romanisten und die, die es nicht werden wollen:

>In der „Traditionellen Judovereinigung Portugals“ findet eine ernsthafte Arbeit von Forschung, Studium und Training des Judo statt, als vollständige Einheit, so wie Shihan Kano sie hinterlassen hat. Es ist Kodokan-Judo, aber wir nennen es „traditionell“, weil wir es zur Gänze trainieren, weil wir es wie einen Baum ansehen, mit verschiedenen Ästen, von denen der Ast des Sports nur einer ist und keinesfalls Hauptziel oder Bestimmung. Und dies spiegelt sich auch in unserem Technikprogramm wider, wie man im folgenden sehen wird. Wir lassen z.B. auch nicht den Ast der Atemi-Waza außer acht, der von der überwältigenden Mehrheit der Dojos des olympischen Judo nahezu ausgeschlossen ist.<

Nicht unbedingt hübsch (Portugiesisch ist nicht mein Schwerpunkt ;) ), aber so kann, denke ich, jeder verstehen, was gemeint ist.

Gruß,
Sonja
"Begriffe - Fehlschlüssel"
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von tutor! »

Liebe Sonja,

ich hatte gehofft, dass Du mir die Übersetzung abnehmen wirst :danke
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

Beitrag von Lin Chung »

von denen der Ast des Sports nur einer ist und keinesfalls Hauptziel oder Bestimmung. Und dies spiegelt sich auch in unserem Technikprogramm wider, wie man im folgenden sehen wird. Wir lassen z.B. auch nicht den Ast der Atemi-Waza außer acht, der von der überwältigenden Mehrheit der Dojos des olympischen Judo nahezu ausgeschlossen ist
...na wer sagts denn? Was Tom hier doch immer wieder anspricht. :D
Grüße
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Re: Mitgliedschaft im DOSB, den LVs usw.

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Lin Chung hat geschrieben:...na wer sagts denn? Was Tom hier doch immer wieder anspricht. :D
Wo aber auch niemand widerspricht - jedenfalls niemand, der sich ein wenig auskennt.
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