Startliste Kohaku-jiai (Rot-Weiß-Turnier)

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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mops
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Startliste Kohaku-jiai (Rot-Weiß-Turnier)

Beitrag von mops »

Hallöchen zusammen,
weiß jemand wie bei diesem Kodokan-Turnier die Startliste aussieht?
Wie kämpfen die TN der beiden Gruppen gegeneinander/untereinander?
Tipps werden gerne angenommen; danke ... ^_^
Jupp
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Re: Startliste Kohaku-jiai (Rot-Weiß-Turn)

Beitrag von Jupp »

mops fragt: "Weiß jemand wie bei diesem Kodokan-Turnier die Startliste aussieht?"
In "Judo meistern" (Ulrich Klocke, "Judo meistern", Bonn 2012, S. 268) steht folgendes:
"Kohaku-shiai ist der berühmte "Rot-weiß Wettkampf, bei dem die Judo-Studenten in zwei Gruppen geteilt werden, die rote und die weiße Gruppe.
Die Teilnehmer stehen sich in zwei Linien gegnüber, nach Gewicht, Gürtel und Können geordnet. Die beiden Ersten treten dann gegeneinander an. Bei diesem Wettkampf bleibt der Sieger auf der Matte und kämpft gegen den nächsten des gegnerischen Teams. Er bleibt so lange stehen, bis ein Kampf unentschieden ausgeht und beide Kämpfer ausscheiden oder er aber einen Kampf verliert.
Dieses Turnier findet zweimal im Jahr statt (Frühling und Herbst). Diese in Japan sehr populäre Organisationsform wird in Deutschland daher auch "japanisches Turnier" genannt.
Diese Form ist als Wettkampf auf Vereinsebene sehr gut geeignet, relativ stressfrei Kinder zum Kämpfen zu bringen."

Jupp
tutor!
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Re: Startliste Kohaku-jiai (Rot-Weiß-Turn)

Beitrag von tutor! »

Gerade als Mannschaftskampf hat diese Form besondere Reize, aber auch Problematiken.

Verloren hat ja die Mannschaft, deren letzter Kämpfer der Reihe - dem Kapitän - einen Kampf nicht mehr gewinnen kann (also verliert oder unentschieden kämpft). Daher kommt dem Kapitän eine besondere Bedeutung zu. Wenn er stark genug ist, mehrere Gegner und dann auch noch die Kapitän der Gegner zu schlagen, ist er der Held der Mannschaft.

Die Kämpfer davor haben eigentlich nur die Funktion, die gegnerischen Reihen so stark zu schwächen, dass der gegnerische Kapitän so früh wie möglich eingreifen muss und letztlich schon müde ist, bevor der gegen den eigenen Kapitän - wenn es denn dazu kommt - antreten muss. Der einzelne kann also nicht nur einen Punkt machen wie bei unserem "normalen" System, sondern kann durch mehrere Siege, seiner Mannschaft einen entscheidenden Vorteil holen. Die Bedeutung eines einzelnen Kämpfers ist also u.U. bedeutend.

Die Kehrseite ist natürlich, dass ein starker Kämpfer einer Mannschaft durch ein Unentschieden aus dem Geschehen herausgenommen werden kann. Durch diese Turnierform entwickelten sich also Kampfstrategien, bei denen unterlegene Gegner teilweise sehr erfolgreich auf Unentschieden kämpften. Eine Strategie dabei war die Folgende: Wenn man den Gegner in die Bodenlage zieht, kann man nicht geworfen werden. Dies war eine der Nebenwirkungen des "Kosen-Judo", wodurch in der Folge Wurftechniken teilweise vernachlässigt wurden. Dies war Anlass für Kano, die Regelungen, nach denen Bodenkampf aufgenommen werden darf, auf Folgen einer eigenen oder gegnerischen Wurftechnik sowie auf "geschickten Übergang" in die Bodenlage zu beschränken.

Da Kohaku-Shiai traditionell ohne Gewichtsbeschränkung ausgetragen wird, sind Mannschaften bemüht, besonders viele starke Schwergewichte zu haben, weshalb den japanischen Schwergewichten nochmals ein größeres Prestige zukommt als den Leichtgewichten. In der Vergangenheit war z.B. die Meiji-Universtität dafür bekannt, dass in ihrer Judomannschaft besonders viele "dicke Brocken" waren.

Wie wichtig das "dicke Ende" war, hat mir einmal der leider viel zu früh verstorbene Dieter Born erzählt. Als er mit seiner Uni-Mannschaft am Finale der alljapanischen Meisterschaften der Universitäten (nach diesem System) teilnahm, musste kein geringerer als Yasuhiro Yamashita, der ungeschlagene Weltmeister und Olympiasieger, den Wanderpokal des Titelverteidigers zurückgeben und konnte ihn nicht verteidigen, da sich seine Mannschaft als Vorjahressieger nicht für die Endrunde qualifizieren konnte. Yamashita war verletzt.....

Rot und Weiß hat übrigens für die Japaner eine besondere Bedeutung, weswegen es ja auch bei uns bis zur Einführung der blauen Anzüge rote und weiß Zusatzgürtel gab. Es waren die Clanfarben der Minamoto und Taira, jener Clans, die Ende des 12. Jahrhunderts um die Vorherrschaft in Japan kämpften und die zur Errichtung des Kamakura-Shogunats (http://de.wikipedia.org/wiki/Kamakura-Shogunat) führten.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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