Wettkampftipps

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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phil...
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Wettkampftipps

Beitrag von phil... »

Hallo alle zusammen,

ich habe da ein Problem. Vielleicht könnt ihr mir ja dabei helfen. Schon viele Wettkämpfe gemacht, muss ich dazusagen.
Mir fällt es immer schwer, im Stand nahe an meinen Gegner ran zu kommen, um überhaupt eine Technik anzusetzen. Meist läuft es so, dass ich und mein Gegner drücke und drücke, aber keiner kommt so nahe ran, um etwas was anzusetzen. Dann mache ich einen Schritt zu weit oder zu groß und laufe in seinen Wurf.

Vielleicht hab ihr ja ein paar Tipps oder Techniken, die mir helfen könnten. In kämpfe in der +100kg Klasse.
Viel Dank schon mal im voraus.
Zuletzt geändert von Fritz am 10.11.2013, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Rechtschreibung und Grammatik korrigiert, hoffe dabei den richtigen Sinn "geraten" zu haben..
Juiz
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Juiz »

Hallo,

auch wenn dir das jetzt nicht gefallen wird, aber das Problem ist weit verbreitet. Ich bin selbst +100kg und kann dir nur ein paar Tipps geben.

Es gibt einige Techniken, bei denen man nicht so furchtbar dicht ran muss und die schwer zu kontern sind. Ich persönlich mache daher gerne Soto-Maki-Komi, Ashi-Uchi-Mata, Tai-Otoshi, Tani-Otoshi oder O-soto-gari (diesen allerdings in einer sehr speziellen Variante, bei der das Gleichgewicht mehr zur Seite als nach hinten gebrochen wird und der nur bei Schwergewichtlern wirklich gut funktioniert und da auch nur bei denen die sich auf ihre Stärke verlassen und quasi nie ausweichen, aber das wird hier grad OT).

S-M-K, A-U-M und Tai-Otoshi mache ich dabei immer als Pulling out-Variante, um nicht in den Konter zu laufen und wenn man den Gegner erstmal aus dem stabilen Stand raus hat läuft er gerne in den Wurf. Allerdings muss man dafür sehr viel Zugkraft aufbauen können, da sich der klassische +100er nicht gerne nach vorne reißen lässt ;-)

Tani-Otoshi bietet sich bei (nimms mir nicht übel) Leuten wie dir an, die gerne die Techniken ihrer 70-80kg Trainer in 'nem Turnier anwenden wollen und zig halbherzige Wurfansätze machen. Die ersten 2-3mal Blocken und beim vierten Mal schön nach hinten weghauen (ist halt ein Wurf bei dem das Timing stimmen, da man bei unserer Gesamtmasse nicht viel mit Kraft ausrichten kann).

Wenn du gerne was riskierst, empfehl ich dir auch noch Yoko-Wakare, ich hol mir dafür nen klassischen 2-0-Griff und geh mit voller Kraft und Gewicht rein, dann steht da keiner mehr, allerdings hab ich grade dieses Jahr bei der DHM einen Gegner gehabt, der (beim 2-1-Griff) einen Fußwurf angesetzt hatte und dann den Ippon bekommen hat, als ich mich hingelegt habe, auch wenn er dann schön über mich drüber gefallen ist (um hier Diskussionen vorzubeugen, die Wertung gegen mich war schon korrekt, denn es gab eine Wurfwirkung, diese hätte nur im Leben nicht gereicht, wenn ich mich nicht grad in dem Moment auch selbst geworfen hätte :-D )

Grundsätzlich hast du halt das Problem, dass echte +100er Kämpfer sehr rar sind und es einen himmelweiten unterschied zwischen 101kg und 140kg gibt. Da hilft nur Bundesliga oder durch die ganze Republik tingeln, aber dafür haben mir immer das letzte bisschen Talent und die Lust, alle Wochenenden dem Sport zu opfern, gefehlt.

Ich hoffe ich konnte ein bisschen weiterhelfen und habe deine Frage richtig verstanden.
VG
Juiz
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Fritz
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Fritz »

Mir fällt es immer schwer, im Stand nahe an meinen Gegner ran zu kommen, um überhaupt eine Technik anzusetzen. Meist läuft es so, dass ich und mein Gegner drücke und drücke, aber keiner kommt so nahe ran, um etwas was anzusetzen. Dann mache ich einen Schritt zu weit oder zu groß und laufe in seinen Wurf.
Tja, die Antworten liegen da ja schon drinnen: Mach es auch so wie Deine Gegner ;-)
Ansonsten hab ich mal irgendwo gelesen, daß dieses "nah an den Gegner ran müssen" eine relativ "moderne" Erfindung sei,
das alte Judo war eher so, daß man mit etwas Abstand zum Gegner gearbeitet hat, sprich in einem Abstand, wo man
sich bewegen konnte, ohne sofort gekontert zu werden und mittels solcher Bewegungen versuchte man
sich selbst u. Uke so zu positionieren, daß man relativ sicher eine Wurftechnik ansetzen konnte u. Uke keine große
Chance hat, dieser auszuweichen... D.h. so, daß die eigene Kraft optimal wirksam werden kann...
Das "Schließen" des Abstandes erfolgte dann wohl oft erst durch den eigentlichen Wurf...

Versuch doch mal für den Anfang (und das ist schwer genug) wenn Dein Gegner drückt, diesem Druck nicht Druck entgegenzusetzen,
sondern ziehe ihn, weiche aus und schau mal was passiert... Mach das, was Dein Gegner Dir "aufdrängeln" möchte, mach es
aber immer etwas anders, als er erwartet ;-)

Ganz früher, hab ich mir sagen lassen, ging es im Judo um genau so etwas: Ausweichen, anpassen, flexibel reagieren, die Kraft des Gegners ausnutzen, seine
eigenen körperlichen u. geistigen Fähigkeiten effektiv einzusetzen... So schlecht ist die Idee wohl nicht gewesen, gab oft Leute, die gegen
deutlich schwerere zuverlässig gewonnen haben... ;-) Und als +100 hast Du sicherlich nicht das Problem, zu leicht zu sein ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Juiz
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Juiz »

Versuch doch mal für den Anfang (und das ist schwer genug) wenn Dein Gegner drückt, diesem Druck nicht Druck entgegenzusetzen,
sondern ziehe ihn, weiche aus und schau mal was passiert... Mach das, was Dein Gegner Dir "aufdrängeln" möchte, mach es
aber immer etwas anders, als er erwartet ;-)
Das mit dem Geschenke annehmen ist wunderbar und gilt immer, allerdings gibt ein +100er auch beim Drücken sein Gleichgewicht nicht auf, da im Allgemeinen gilt: Was fällt, das fällt :-D

Ich fass mein oben Geschriebenes mal nochmal kurz zusammen:
Dicht rankommen ist wirklich schwer, muss aber bei Sutemi-Waza oder Eindrehtechniken mit Pulling-Out auch nicht sein.
Spezialtechniken (und ich mein damit tatsächlich für dich optimale Techniken und nix Abgekupfertes) kann man entwickeln (z.B. mit einem guten Trainer) und dann die Gegner echt überraschen. Denn seien wir ehrlich jeder gute +100er kann Soto-Maki-Komi...
Und üb mal im Boden nachzugehen, denn auch in der kurzen Zeit, die die KR einem geben, kann man viele Kämpfe entscheiden, da Bodenkampf sehr oft im Training vernachlässigt wird.
phil...
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von phil... »

Danke für eine Tipps. Ich werde sie mal bei nächsten Randori rausprobieren und euch sagen wie es geklappt hat

VG Phil...
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Olaf
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Olaf »

Kurze Verständnisfrage. Wieviel wiegst du denn? Ich frage deshalb, weil ich einem 105 kg schweren Kämpfer deutlich andere Techniken empfehlen würde als einem 140er.
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
phil...
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von phil... »

Hallo Olaf

Ich wiege 115 Kilo und bin 189cm gross
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Olaf
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Olaf »

Das entspricht in etwa meinen eigenen Maßen, obwohl ich noch etwas leichter aber auch kleiner bin. Ich versuche meist den gegengleichen Griff zu suchen, was den Vorteil hat, dass man mit der Hüfte schon einmal etwas näher am Partner steht. Bewährt hat sich auch, zunächst einen nur einseitigen Griff zu suchen, um dann z.B. mit Seoi-Nage zu punkten. Ich schicke dir einmal per PN zwei Videolinks.
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

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kata s trophe
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von kata s trophe »

Hallo an alle, ich suche auch nach der eierlegenden Wollmilchsau als +90kg und Späteinsteiger Wettkampf, Randori finde ich nicht die richtigen Partner
zum Trainieren. Mit leichteren 85kg kann ich ein kleines Technikfeuerwerk starten (puff), bei gleichschweren (und Jüngeren und Trainierteren) komme ich
nicht mal in die Grundtechnik, also nicht ran. Ich hasse Leute, die nur blocken und abwarten! Bin im eigenen Verein mit einem 100kg Grüngurt zusammen, der meine Ansätze gut ignoriert (vielleicht zu wenig Kumikata, Kraft oder Technik allgemein?) Bin selbst BJ 66, seit 4Jahren 1.Kyu Judo.
Hätte gern gesunde Tipps, das zu ändern!
Zuletzt geändert von Fritz am 10.03.2015, 00:17, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Rechtschreibung verbessert, bitte selbst drauf achten!
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Peter el Gaucho
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Re: Wettkampftipps

Beitrag von Peter el Gaucho »

Hallo phil:

Schau dir in YouTube Videos mit Teddy Riner an, in denen er O-uchi-gari macht. Dabei achte genau auf seine Handlungskette, wie er Schritt für Schritt von einer großen Distanz in die ganz nahe Distanz kommt, um diesen Wurf machen zu können. Stelle dir eine solche Handlungskette zusammen und erprobe sie im Freikampf im Training.

Eine allgemeine Sammlung von technisch-taktischen Mitteln, wie man ran kommt:
- Einen Griff lösen und den Arm weg schieben, dann dicht ran gehen.
- Den starken Arm des Gegners einklemmen und sich ihm nähern.
- Den starken Arm des Gegners umklammern ("arm wrap").
- Die Armdeckung aufrütteln und Platz schaffen zum Annähern.
- Die Lücke in der Armdeckung suchen und dann durch die Achsel zum Gürtelgriff kommen.
- Der gegnerischen Kraft folgen und werfen mit Ko-soto-gake.
- Den starken Arm des Gegners umgehen und einen Linkswurf machen.
- Den starken Arm des Gegners nutzen für Soto-maki-komi oder seitlichen Harai-goshi.
- Den Gegner außerhalb der Kraftlinie der Arme angreifen mit einem Fußwurf.

Wichtig dabei ist, dass du eine ganz klare Vorstellung hast, wie eine Kette von Einzelhandlungen aussehen soll, jeder Griff muss fest sitzen und du musst diese Kette ohne jede Pause bis zum Ende durchführen. Dadurch wird der Gegner leicht überfordert und du bist der Führer in dem Griffkampf. Willst du mehr Druck aufbauen, dann solltest du die Griffwechsel kombinieren mit einem Platzwechsel in einer Kreisbewegung oder in einer Diagonalbewegung nach hinten links.

Da ich nicht in der Gewichtsklasse 100+ aktiv bin, habe ich das nicht mit den "Schwergewichten" ausprobiert. Ich bin bei mittel-schweren unterwegs.
"Beklage dich nicht über die Dunkelheit. Zünde eine Kerze an." (Konfuzius)
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