Mundschutz

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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kastow
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Re: Mundschutz

Beitrag von kastow »

Fritz hat geschrieben:Für falsch halte ich z.B. das erwähnte Abbeugen, einen sinnlosen Griffkampf (möglichst 2:1 d.h. man hat seine Hände gebunden und der
andere hat noch eine frei, was würde der in echt wohl damit machen?),
??? Beim 2:1-Griff verfügt Uke doch nicht wirklich über eine freie Hand. Uke kann im Gegenteil nicht einmal zugreifen, weils Tori Ukes Hände so stark kontrolliert. Wenn Tori beide Handgelenke von Uke umklammert (Ryôte-dori), wäre das sogar ein 2:0-Griff. Sagst du dann auch, Uke verfügt über zwei freie Hände?
Fritz hat geschrieben:Ansonsten plädiere ich für Vielfalt. Warum arbeitet man nicht mit verschiedenen Regelsätzen?
Dann gibt es eben Bodenkampfturniere, Turniere mit Atemi, Turniere ohne Atemi, Turniere mit Beinhebel, Turniere ohne, Turniere mit Gewichtsklassen,
mit wenigen, ohne?
Es muß ja niemand irgendwo mitmachen, aber wer als Judoka will, der braucht dann nicht zu verbandsfremden Organisationen zu gehen, also
zu MMA, BJJ, Sambo, o.ä.
Ich stimme dir zu, dass auch verschiedene Regelsätze genutzt werden sollten. Aber wer hält dich davon ab, so etwas zu organisieren? Nenne es z.B. einfach das Fritz-Turnier in Anlehnung an das Kessler-Turnier, und schon kannst du andere Regeln ausschreiben. Falls du kleinliche Funktionäre in deiner Region hast, schreibe es als Fritz-Randori-Treffen aus. Da es nur um Überprüfung des Lernprozesses geht, muss es ja nicht zwingend Turnier genannt werden. ;)
Wir kämpfen bei unserer internen Vereinsmeisterschaft fast jedes Jahr nach anderen Regeln. Welche genau, entscheiden die Teilnehmenden im Vorfeld. Wer sollte uns davon abhalten?
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Makikomi Kid
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Re: Mundschutz

Beitrag von Makikomi Kid »

Uwe 23 hat geschrieben:Ich kann Dir nur zustimmen, also für mich ist Judo auch ein reiner Sport und hat nicht viel mit den KK Sportarten zu tun. Für mich ist Judo näher am Ringen als am Ju-jutsu.
.
Aber Dir ist schon klar, das Judo eine Form des Jujutsu ist? Und das jujutsu auch vor Kano schon als Judo bezeichnet wurde? Und das der Wettkampf eigentlich nur ein ganz, ganz kleiner Teil des Judo sein sollte, aber gerne etwas zu wichtig genommen wird?
Judo ist eine Kampfkunst. Zu der auch Atemi-Techniken gehören. Sicherheit kann durch Kopf-, Mund-, Tief- und Zahnschutz gegeben werden (sollte man Atemi zulassen).
Judo-Leute sind recht aktiv in der MMA-Szene, insbes. (aber nicht nur) wenn man jeden BJJler als Judoka ansieht (was er ja auch ist, wenn man sich die Linie ansieht).

Die Leute, die klassisches Judo machen, also zB. BJJ oder Kosen-Judo haben derzeit enormen Mitgliederzulauf. Im Feld-, Wald- und Wiesenjudo sieht's dagegen mau aus.

Und mit ein Grund dafür ist die Tatsache, daß viele Dinge schlecht kommuniziert werden, bzw. seltsame Entscheidungen getroffen werden. Wie z.B. Sportlern zu verbieten, ihre Zähne zu schützen.

Sowas ist doch einfach nur grotesk.

Der DJB hat einen Mitgliederschwund, ruft die Vereine an, um zu fragen, woran das liegen könnte, ändert aber willkürlich Wettkampfregeln, führt neue POs ein, ohne die Leute vorher entsprechend zu schulen und verbietet jetzt Schutzausrüstung.

Das sind die Dinge, die man kaum verargumentieren kann, Das sind die Dinge, die tierisch frusten und dafür sorgen, dass Leute ähnliche Dinge (BJJ, Sambo) machen, ohne den ganzen Kruscht drum herum.

Das DJB-Judo entwickelt sich immer weiter weg vom klassischen Judo, und irgendwie scheinen die Leute derzeit lieber klassisches Judo machen zu wollen. Und wo finden sie das am ehesten? Im BJJ und im Sambo,

Ist irgendwie traurig, wenn Disziplinen, die aus dem Judo kommen, inzwischen mehr mit Judo (im klassischen Sinn) zu tun haben, als das, was wir hier als Judo betreiben.

Wie dem auch sei, laut der Meldung auf der DJB-Seite gehe ich mal davon aus, daß die Entscheidung bzgl. Mundschutz von europäischer Seite beschlossen wurde, und nicht vom DJB. Sehe ich das richtig?

Kann jemand mit den entsprechenden Informationsquellen mal nachfragen, woher dieses Verbot stammt und was die eigentlichen Beweggründe dafür sind?
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Uwe 23

Re: Mundschutz

Beitrag von Uwe 23 »

Fritz hat geschrieben:Den Spruch "der soll doch zum JuJutsu gehen", halte ich für verbandsschädigend. Ist es überhaupt tragbar für einen Verband, Kampfrichter
zu haben, die Werbung für Konkurrenz-Verbände machen? :eusa_think

Mit der gleichen Berechtigung könnte wir sagen: Wer keine Atemi haben will, soll doch zum Ringen gehen... :angry4
Aber vielleicht bin ich auch ein Weichei und hab keine Ahnung von Judo, aber für mich ist Judo ein moderner Sport und keine reine Traditionspflege und schon gar keine SV oder Showkampf-Veranstaltung.

Das ist Deine Meinung, die kannst Du haben und ich bin auch sehr dafür, daß im Judo Deinen Ecke findest,
wo Du es als "modernen Sport" ausüben kannst.
Aber genauso gibt es Leute, die es als ein Erziehungssystem basierend auf einer soliden Kampfkunst (=SV) ansehen möchten.
Es ist bei so einem Verband vielleicht ähnlich wie in einem Unternehmen, man muss sich überlegen, ob man - um konkurrenzfähig zu blieben - sein Angebot erweitert, oder ob man sich auf seine Kernbereiche konzentriert und die Ressourcen dort bündelt.
Dann muss man natürlich vorher heraus finden, was die Kernkompetenzen liegen, oder wo die Marktlücken sind.
tutor!
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Re: Mundschutz

Beitrag von tutor! »

Betriebswirtschaftlich gesprochen ja, aber ein Judo-Verband, der für sich in Anspruch nimmt, Kodokan-Judo im Rahmen des organisierten deutschen Sports zu vertreten, muss dies schon in ganzer Breite tun und nicht überlegen, auf welche Ausschnitte des Kodokan-Judo er sich beschränken möchte. Dies lässt sich mit dem "eine Sportart - ein Verband"-Prinzip des deutschen Sports nicht vereinbaren.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Mundschutz

Beitrag von califax »

Uwe 23 hat geschrieben:Es ist bei so einem Verband vielleicht ähnlich wie in einem Unternehmen, man muss sich überlegen, ob man - um konkurrenzfähig zu blieben - sein Angebot erweitert, oder ob man sich auf seine Kernbereiche konzentriert und die Ressourcen dort bündelt.
Dann muss man natürlich vorher heraus finden, was die Kernkompetenzen liegen, oder wo die Marktlücken sind.
Hmmm. Kern ist klar. Nämlich Regeländerungen und Papiere. Gibt es dafür eine Marktlücke?
Sonstige Kompetenzen...
Welche wären das?

Und, ähm, bei einem Unternehmen dient so eine Analyse dazu, daß man die Strukturen des Unternehmens auf das zurückschneidet, was man für das Geschäft mit der Kernkompetenz benötigt.
Was genau bliebe da vom DJB eigentlich noch übrig?
"To possess a high grade means nothing. Ever since martial arts were born, the grade of someone is what he can do in battle."
(Kacem Zoughari.)
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kastow
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Re: Mundschutz

Beitrag von kastow »

Kernkompetenz? Da nur ca. 10% der DJB-Jûdôka an Wettkämpfen teilnehmen, müssten bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung also als erstes Wettkämpfe abgeschafft oder ausgegliedert werden! Zumal hier z.B im Vergleich zum Prüfungswesen der finanzielle Aufwand extrem hoch ist !
:ironie3
Herzliche Grüße,

kastow

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Der Müller
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Re: Mundschutz

Beitrag von Der Müller »

Uwe 23 hat geschrieben: Es ist bei so einem Verband vielleicht ähnlich wie in einem Unternehmen, man muss sich überlegen, ob man - um konkurrenzfähig zu blieben - sein Angebot erweitert, oder ob man sich auf seine Kernbereiche konzentriert und die Ressourcen dort bündelt.
Dann muss man natürlich vorher heraus finden, was die Kernkompetenzen liegen, oder wo die Marktlücken sind.
Die Frage ist auch, was Du als Kernbereich bezeichnest. Etwa den Wettkampf? Dann liegt man zwangsläufig völlig daneben - Wettkampf ist kein, und war noch nie ein, Kernbereich.

Edit: kastow war schneller
kastow hat geschrieben:??? Beim 2:1-Griff verfügt Uke doch nicht wirklich über eine freie Hand. Uke kann im Gegenteil nicht einmal zugreifen, weils Tori Ukes Hände so stark kontrolliert. Wenn Tori beide Handgelenke von Uke umklammert (Ryôte-dori), wäre das sogar ein 2:0-Griff. Sagst du dann auch, Uke verfügt über zwei freie Hände?
Ja, dann hat Uke zwei freie Hände. Du weißt ja sicherlich, wie schnell ein Griff am Handgelenk gelöst ist ;)
Gruß
Jochen
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kastow
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Re: Mundschutz

Beitrag von kastow »

Ja, dann ist aber auch Toris Hand wieder frei. Und genau das Gegenteil hat Fritz ja bemängelt. Andere Möglichkeit: Uke befreit und greift sofort zu >> wieder sind sowohl die Hand von Uke als auch die Toris festgelegt. Diese Kritik läuft also, zumindest so wie Fritz sie vorgetragen hat, ins Leere. Ist aber eh themenfremd hier.
Herzliche Grüße,

kastow

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Olaf
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Re: Mundschutz

Beitrag von Olaf »

tutor! hat geschrieben:Betriebswirtschaftlich gesprochen ja, aber ein Judo-Verband, der für sich in Anspruch nimmt, Kodokan-Judo im Rahmen des organisierten deutschen Sports zu vertreten, muss dies schon in ganzer Breite tun und nicht überlegen, auf welche Ausschnitte des Kodokan-Judo er sich beschränken möchte. Dies lässt sich mit dem "eine Sportart - ein Verband"-Prinzip des deutschen Sports nicht vereinbaren.
DJB Homepage hat geschrieben:§ 2 Zweck
Zweck des DJB ist es,
(1) den Sport und die sportliche Jugendhilfe zu fördern und die dafür erforderlichen Maßnahmen zu koordinieren, insbesondere Judo als moderne olympische Sportart zu pflegen und zu entwickeln,
Der DJB hat in seiner ganzen Satzung nirgends den Anspruch dem Kodokan Judo zu folgen. Der Begriff Kodokan taucht einfach nicht auf. Stattdessen wird die Formulierung Judosport bzw. Sportart Judo verwendet und da liegt doch, wie wir schon so oft festgestellt haben, das Problem.

Das Sportjudo besteht eben für die Vielzahl der Judoka nur noch aus dem, was die Wettkampfregeln zulassen. Das ist zu bedauern, da ist sich die Mehrzahl der hier regelmäßig schreibenden Mitglieder einig. Die Frage ist allerdings wie man hier Abhilfe schaffen kann und wie man "Sportlern" wie "Stulle" und "Uwe23" und so vielen anderen beibringen kann, dass Judo eben nicht diese Verstümmelung ist, die man auf Wettkampfmatten zu sehen bekommt.
Vielleicht sollten man einen Passus, der sich eindeutig auf das Kodokan-Judo bezieht in die Satzung des DJB aufnehmen, damit man sich im Zweifel, (wie in solchen Diskussionen) darauf beziehen kann.
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
katana
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Re: Mundschutz

Beitrag von katana »

In der Satzung heißt es aber auch...
Die Aufgaben des DJB erstrecken sich auf alle Belange des Judosportes in
der Gesellschaft. Dazu zählen u.a.:
(1) die Erarbeitung und Förderung von Konzepten zur Weiterentwicklung
des Judosportes,
(2) die Förderung des Leistungs-, Breiten- und Freizeitsports,.............
Ein Widerspruch ??? :dontknow

KK
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kastow
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Re: Mundschutz

Beitrag von kastow »

Wobei die Olympischen Spiele ja nach IJF-Regeln veranstaltet werden. In deren Statuten finden wir:
Preamble:
The International Judo Federation is composed of National Judo Federations and Continental Unions.
Each National Federation must be recognized as the sole federation authorized to represent its country in international sporting bodies by its Olympic Committee, which itself is duly recognized by the International Olympic Committee.
The major development of judo worldwide made it necessary to create Continental Unions. These Unions are in charge of implementing the policy of the International Judo Federation and the International Olympic Committee.
Judo was created in 1882 by Professor Jigoro Kano. As an educational method derived from the martial arts, judo became an official Olympic sport in 1964 (after being named as a demonstration sport at the 1940 Tokyo Olympic Games which were cancelled due to international conflict). Judo is a highly codified sport in which the mind controls the expression of the body and is a sport which contributes to educating individuals.
Beyond competitions and combat, judo involves technical research, practice of katas, self-defense work, physical preparation and sharpening of spirit.
As a discipline derived from ancestral traditions, judo was designed by its Master Founder as an eminently modern and progressive activity.
Hervorhebung von mir. Quelle: http://www.intjudo.eu/index.php?Menu=St ... 2&main=135
Ist zwar reichlich vertseckt, aber der Anspruch auf Vollständigkeit ist schon noch da. Allerdings meine ich, dass das früher deutlicher geschrieben wurde. Da stand doch mal ganz klar, dass wir Jûdô im Sinne Kanôs betreiben. Oder irre ich mich da so sehr? Wenn nicht, wann wurde diese klare Aussage entfernt?
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: Mundschutz

Beitrag von Stulle »

Auch wenn einige das heutige Wettkampfjudo hier offensichtlich für eine "Verstümmlung" und schlimmeres halten liegt das, wie ich schon schrieb, meiner Meinung nach nicht allein an den Regeln. Ich mache auch nicht erst seit gestern Judo und bin auch nicht erst seit einem Jahr Kampfrichter. Ich bin auch unzufrieden mit den vielen Änderungen und zum Teil auch mit dem Inhalt der Änderungen. Ebenso unzufrieden bin ich aber auch mit der Entwicklung des Sportes in bestimmten Bereichen. Natürlich kann und darf dieser Sport kein lebloser Gegenstand der Vergangenheit sein. Aber ich finde er, muss sich nach wie vor deutlich von anderen Sportarten abheben. Das tut er aber nicht, wenn wir den Sport immer mehr zu einer Mischung aus Sambo, Ringen und Brazilian Jiu-Jitsu machen. Dann können wir nämlich einfach rübergehen zu den Mixed Martial Arts.

Was Atemi betrifft, so sehe ich durchaus ein, dass dies ein Bereich von Judo ist, ebenso wie Selbstverteidigung. Nur im Wettkampfjudo hat das nichts zu suchen, eben weil es sich zum einen abheben soll und zum anderen verletzungsgefährlich ist.

Gerade der letzte Punkt ist für mich in so fern wichtig, als dass ich es für unglaubwürdig halte, gleichzeitig zu sagen Atemi und weitere gefährliche Techniken erlauben, aber dann darauf hinzuweisen, dass für viele Sportler mit 30 die Karriere vorbei ist. Das ist doch gerade darauf zurückzuführen, dass im Spitzenbereich die eigene Gesundheit ein Mittel zum Zweck ist. So funktioniert aber Leistungssport nun mal. Da finde ich es aber wichtig, gefährliche Techniken einzuschränken, um das Problem nicht noch zu verschlimmern. Guckt euch bitte "The Smashing Machine" an, denn diese Dokumentation zeigt ganz klar, was in einem Sport ohne Regeln für Konsequenzen drohen. Wie sich die Sportler selbst zurichten. Ein Bekannter von mir trainiert im Leistungssportbereich Judo. Weil ihm die Regeln auch gegen den Strich gehen, sucht er einen zusätzlichen Ausgleich im Free Fight. Das Ergebnis was ein Kreuzband(an)riss. Ist es das Wert? Wollen wir wirklich zu einem Sport wo sowas nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist?

Ansonsten noch so viel zu diesem Forum, es ist erschreckend, wie hier miteinander diskutiert wird. Von Judokas habe ich eigentlich etwas besseren Umgang miteinander erwartet. Es ist doch kein Wunder, dass alle hier im Forum etwa einer Meinung sind, was die Regeln betrifft, wenn Neue die dagegen sprechen mit solchen Totschlagphrasen wie "fehlende Sachkenntnis" versucht werden, mundtot gemacht zu werden. Ich habe hier mehrfach gesagt, dass es sich um meine Meinung handelt. Nur weil die vielleicht mit eurer nicht übereinstimmt, heißt das nicht, dass ich oder sonst wer keine Ahnung habe. Seit doch mal etwas offener, diskussionsbereiter und weniger verbohrt auf eurer Position. Das war ja eigentlich mein Ansatz in der ganzen Diskussion.

Edit: Zu verschiedenen Regelsätzen: ganz einfach, es ist jetzt schon schwer genug den Überblick zu behalten, weil bei so ziemlich jedem "freien" Turnier wieder Veranstalterregeln herrschen. Wenn das jetzt auch noch auf den laufenden Meisterschaftsbetrieb projiziert wird, dann fangen die nächsten an zu schreien.
Zuletzt geändert von Stulle am 17.12.2010, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mundschutz

Beitrag von tutor! »

Stulle hat geschrieben:Was Atemi betrifft, so sehe ich durchaus ein, dass dies ein Bereich von Judo ist, ebenso wie Selbstverteidigung. Nur im Wettkampfjudo hat das nichts zu suchen, eben weil es sich zum Einen abheben soll und zum Anderen verletzungsgefährlich ist.
Oder aus historischer Sicht: Kano höchstselbst hat die Atemi aus dem Randori herausgenommen und ich bin da ganz Traditionalist.
Stulle hat geschrieben:Da finde ich es aber wichtig gefährliche Techniken einzuschränken um das Problem nicht noch zu verschlimmern..
Wie Kano es schon gemacht hat: schrittweise verletzungsträchtige Aktionen/Techniken aus dem Randori verbannt. Auch da bin ich Traditionalist.
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Re: Mundschutz

Beitrag von kastow »

Stulle hat geschrieben:Was Atemi betrifft, so sehe ich durchaus ein, dass dies ein Bereich von Judo ist, ebenso wie Selbstverteidigung. Nur im Wettkampfjudo hat das nichts zu suchen, eben weil es sich zum Einen abheben soll und zum Anderen verletzungsgefährlich ist.
Zustimmung, im Wettkampf brauche ich auch keine Atemi. Im Randori kann unter gewissen Sicherheitsvoraussetzungen hin und wieder die Einbeziehung von Atemi meines Erachtens nicht schaden. Kanô verfügte eben noch nicht über gewisse Schutzausrüstungen ;)
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: Mundschutz

Beitrag von Fritz »

Stulle hat geschrieben:Aber ich finde er, muss sich nach wie vor deutlich von anderen Sportarten abheben. Das tut er aber nicht, wenn wir den Sport immer mehr zu einer Mischung aus Sambo, Ringen und Brazilian Jiu-Jitsu machen. Dann können wir nämlich einfach rübergehen zu den Mixed Martial Arts.
Ja es sollte sich abheben. Aber abheben dahingehend, daß MMA, Sambo, Ringen, BJJ gegenüber dem Jûdô wie "kleine Geschwister" aussehen. :-)
Jûdô selbst ist, wenn ich die Entwicklungsgeschichte richtig verstanden habe, eigentlich MMA. Denn was hat Kano gemacht:
Aus zahlreichen Koryu-Systemen, sich das zusammengesucht, was dem Seiryoku-Zenyo-Prinzip entspricht.
Nur im Wettkampfjudo hat das nichts zu suchen, eben weil es sich zum einen abheben soll und zum anderen verletzungsgefährlich ist.
Das sind Aussagen, welche ich so liebe. Wie sieht es beim Boxen aus, beim TKD, beim "Daido Juku Kudo", beim Kyukushinkai?
Wieviele ernsthafte Verletzungen gibt es durch Atemi dort?
Warum gibt es Turniere im Judo (schon im Kinderbereich), wo es üble Verletzungen wie gebrochene Arme, Rippen, kaputte Knie gibt, obwohl
verletzende Atemi nicht erlaubt sind? Was ist an Nasen-Bluten durch Kopf auf die Matte, besser als an Nasenbluten durch Atemi?
Gerade der letzte Punkt ist für mich in so fern wichtig, als dass ich es für unglaubwürdig halte, gleichzeitig zu sagen Atemi und weitere gefährliche Techniken erlauben, aber dann darauf hinzuweisen, dass für viele Sportler mit 30 die Karriere vorbei ist. Das ist doch gerade darauf zurückzuführen, dass im Spitzenbereich die eigene Gesundheit ein Mittel zum Zweck ist. So funktioniert aber Leistungssport nun mal.
Sagen wir mal so, ich unterstelle das mal ganz dreist: die Sachen, die den Hochleistungssportler zwingen, mit 30 die Karriere zu beenden (wo sie in
anderen Kampfsportkünsten oft gerade erst aufblühen ;-)) sind oft nicht die akuten Verletzungen beim Kampf oder Training - das bekommen sie i.a. recht gut
hin mit Physiotherapie usw. - nein, das ist der schleichende Verschleiß durch die Dauerfehlbelastungen... Geht aber anderen Sportarten auch so,
man sieht im Turnen auch kaum Frauen über 30 bei Olympia... ;-)
Das Ergebnis was ein Kreuzband(an)riss. Ist es das Wert? Wollen wir wirklich zu einem Sport wo sowas nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist?
Das wäre ein Argument, wenn es beim Judosport keine Kreuzbandrisse gäbe, die gibt es aber, und nicht gerade wenig...
Ein schiefgeganger Tani-Otoshi, ein ungünstiger O-Soto-Gari, ein Tai-Otoshi mit blockiertem Knie und das wars für selbiges...
Edit: Zu verschiedenen Regelsätzen: ganz einfach, es ist jetzt schon schwer genug den Überblick zu behalten, weil bei so ziemlich jedem "freien" Turnier wieder Veranstalterregeln herrschen. Wenn das jetzt auch noch auf den laufenden Meisterschaftsbetrieb projiziert wird, dann fangen die nächsten an zu schreien.
Wenn sie jetzt offiziell Veteranen-Meisterschaften ausrichten, dann schreit auch niemand, daß es da andere Kampfzeiten gibt als
in der altersunbeschränkten Meisterschaft...
Es geht doch nicht darum, verschiedene Regelsätze gleichzeitig bei einer Meisterschaft anzuwenden.
Aber warum könnte nicht ein "Historische Judo-Meisterschaft" offiziell vom Verband vergeben werden, wo z.B. die letzten Kodokan-Regeln zu Kanos
Lebzeiten verwendet werden? Oder eine "Freistil-Judo-Meisterschaft" oder eine offizielle Bodenkampf-Meisterschaft?
Sich bei Uchi-Mata auf den Kopf zustellen, oder mit Waki-Gatame den Arm durchzuknallen, könnte da ja trotzdem verboten sein...
tutor! hat geschrieben:
Stulle hat geschrieben:Was Atemi betrifft, so sehe ich durchaus ein, dass dies ein Bereich von Judo ist, ebenso wie Selbstverteidigung. Nur im Wettkampfjudo hat das nichts zu suchen, eben weil es sich zum Einen abheben soll und zum Anderen verletzungsgefährlich ist.
Oder aus historischer Sicht: Kano höchstselbst hat die Atemi aus dem Randori herausgenommen und ich bin da ganz Traditionalist.
Stulle hat geschrieben:Da finde ich es aber wichtig gefährliche Techniken einzuschränken um das Problem nicht noch zu verschlimmern..
Wie Kano es schon gemacht hat: schrittweise verletzungsträchtige Aktionen/Techniken aus dem Randori verbannt. Auch da bin ich Traditionalist.
Bei der Verbannung verletzungsträchtiger Techniken sind wir uns einig.
Nur gehören Techniken nicht schon verbannt, weil sie "verletzungsträchtig" sein könnten,
sondern erst beim tatsächlichen Nachweis der "Verletzungsträchtigkeit"... Sonst ist nämlich irgendwann alles verboten, denn man kann sich prinzipiell
bei allem verletzen...
Und es ist auch auch eine Stafflung der Verbote je nach Alter / Ebene durchaus nachvollziehbar - analog der Hebel/Würgeregeln...
Aber an dem Kano Zitat, daß er überlegt, wie er Atemi ins Randori integrieren kann, kommst Du trotzdem nicht vorbei ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Olaf
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Re: Mundschutz

Beitrag von Olaf »

Um nicht falsch verstanden zu werden. Natürlich gibt es innerhalb des DJB das Bestreben, Judo in mehr als nur einer Richtung zu erhalten (Katawesen, SV etc.). Um aber das Beispiel SV herauszugreifen, stellt sich mir folgende Situation dar.

1. Strömung: Klar gehört SV (egal wie man das nennen willen) zum Judo, endlich wird das auch wieder gemacht, aber im DJB ist (möglicherweise) niemand kompetent genug mehr das zu unterrichten.

2. Strömung: Dieser ganze SV-Blödsinn gehört nicht zum "modernen" Judo. Wer das machen will, der soll doch woanders hingehen (BJJ, Ultimate Fighting o.Ä.).

3. Strömung: Ja klar gehört SV auch irgendwie dazu, jetzt brauch ich nur noch ein Buch um zu lernen, wie ich Angriff A mit Technik B abwehre und alles wird gut und ich krieg meinen nächsten Gürtel.

4. Strömung: ...... Hier darf sich jetzt jeder einsetzen was er noch so findet in den dazugehörigen Fäden und Diskussionen auf und neben den Matten.

Für die Bereiche Wettkampf, Kata, Judowerte usw. lassen sich beliebige weitere Strömungen einfügen.

Wer hier jetzt Recht hat? :dontknow

Wahrscheinlich alle, denn jeder muss ja bekanntlich seinen eigenen Weg finden. Und die Einen suchen mehr und die Anderen weniger intensiv und dann auch noch in unterschiedlichen Ecken. Und wer entscheidet wer das Richtige gefunden hat? ;)

LG
Olaf
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Re: Mundschutz

Beitrag von Makikomi Kid »

Stulle hat geschrieben:Das tut er aber nicht, wenn wir den Sport immer mehr zu einer Mischung aus Sambo, Ringen und Brazilian Jiu-Jitsu machen. Dann können wir nämlich einfach rübergehen zu den Mixed Martial Arts.
um... also... Sambo ist Judo. BJJ ist ebenfalls Judo. Müssen wir nur noch die Abgrenzung zu Ringen finden, was wir z.B. dadurch schaffen könnten, das Judo eben als eine komplette Kampfkunst präsentiert wird, und eben nicht nur als ein Sport.

Nur ein Gedanke. Eine Abgrenzung zum BJJ und Sambo ist nicht notwendig. Das ist einfach nur Judo mit etwas anderen Herangehensweisen an das Training.
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Re: Mundschutz

Beitrag von katana »

Und wer entscheidet wer das Richtige gefunden hat?
Derjenige, der in unserer Gesellschaft alles entscheidet, ...der Faktor Geld.
Wenn BJJ Vereine mit 40 Euro Monatsbeitrag die Bude voll haben, und unsere 5 ehrenamtlichen Karis
irgendwann mit zwei Judoka auf der Matte stehen, dann sind die Diskussionen beendet.

Gruß
KK
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Re: Mundschutz

Beitrag von Makikomi Kid »

tutor! hat geschrieben: Wie Kano es schon gemacht hat: schrittweise verletzungsträchtige Aktionen/Techniken aus dem Randori verbannt. Auch da bin ich Traditionalist.
Um... Kannst du das belegen? Er hat für Tori riskante Techniken (also die, die ihn selbst gefährden würden) entfernt, soweit ich das gelesen habe. Habe die Textstellen gerade nicht parat, aber auf der Kodokan Webseite steht das im Moment auch so.
Und Kano selbst hat vorgeschlagen Randori mit gepolsterten Handschuhen zu machen, eben wegen der Atemi. Er hat auch darauf hingewiesen, dass die abgeduckte Haltung einen für Atemi angreifbar macht.
Ich kann die Textstellen gerne raussuchen - wenn du die Textstellen postest, durch die du belegen kamst, dass Kano verletzungsträchtige Aktionen aus dem Randori verbannt hat. Evtl. hast du ja die Liste von verbannten Techniken parat? Evtl. auch mit Datum an denen Kano diese verbannt hat? Du weißt ja, dass er das schrittweise gemacht hat, und ich gehe mal davon aus, dass du kein Zeitzeuge und persönlich durch diese schrittweisen Verbannungen betroffen warst.
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tutor!
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Re: Mundschutz

Beitrag von tutor! »

Makikomi Kid hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben: Wie Kano es schon gemacht hat: schrittweise verletzungsträchtige Aktionen/Techniken aus dem Randori verbannt. Auch da bin ich Traditionalist.
Um... Kannst du das belegen?
Natürlich - eine Internetquelle ist z.B. hier (http://judoinfo.com/new/alphabetical-li ... -ohlenkamp) Hab es aber nicht mehr durchgelesen.. Ich schreibe mal ein paar Stichworte auf, die mir spontan einfallen.
- Verbot von Kleingelenkhebeln und Genickhebeln
- Verbot von Beinhebeln
- Verbot von Do-Jime
Sollten alle in dem Aufsatz von Neil Ohlenkamp stehen und näher erläutert werden.

Zu Atemi-waza habe ich einmal ein Buchkapitel übersetzt (http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =21&t=4971).
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