Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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MrK
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Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von MrK »

"Bei der WM U 20 wird als Versuch eingeführt, dass keine Angriffe auf die Beíne erlaubt sind."

Quelle: http://twitter.com/judobund

Gibt es genauere Informationen?
Zuletzt geändert von Christian am 24.08.2009, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel erweitert, so dass er aussagekräftiger ist.
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Hofi
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von Hofi »

Der DJB ist sich auch für nichts zu doof. Wozu bitte verbreitet man Meldungen dieser Art auf Twitter, ein vernünftiger Artikel auf der eigenen HP wäre sinnvoller. Mal abgesehen davon, dass diese Meldung inhaltlich nichtssagend ist.
Was sind Angriffe auf die Beine, meinen die damit Beingreifer oder ist O-Soto-Gari auch ein Angriff auf die Beine.
Selbst in ersterem Fall hielte ich gar nichts davon.
Bis dann
Hofi
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von katana »

Vielleicht sollte man ganz einfach den
Angriff auf den Gegner verbieten,

dann müsste man keine Angst mehr vor den bösen Techniken haben. :BangHead
Kiro
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von Kiro »

Also ich habe gehört, dass die Überlegung ist, alle Techniken, bei denen an das Bein oder die Beine gefasst werden zu verbieten. Also alle Abtaucher und auch Te-guruma und ähnliches.
Eine weitere Regeländerung, die im Gespräch ist: Man darf den Griff des Partners nur noch mit einer Hand lösen.
Meiner Meinung nach beides keine sinnvollen Regeln. Aber sie sind ja auch noch nicht sicher.
tutor!
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von tutor! »

Muss zum Training, daher nur ein Link:

http://www.intjudo.eu/?Menu=News&Action ... id=2&mid=4
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von katana »

Meiner Meinung nach beides keine sinnvollen Regeln. Aber sie sind ja auch noch nicht sicher.
Sollten die Japaner dadurch endlich wieder mal Turniere gewinnen.....dann schon. ;)
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Fritz
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von Fritz »

Na wenn das durchkommt, dann ist ja unsere Kyu-PO mit komplett anderen Augen zu sehen,
dann dient die ja tatsächlich wieder dem Bewahren von Judotechniken z.B. wie Kuchiki-Daoshi, Kata-Guruma, usw...
Na das wär doch toll...

Mein Vorschlag wäre natürlich (bezugnehmend auf den IJF-Verweis) - um den Einfluß von Sambo, Ringen usw.
aufs Judo noch stärker zu unterbinden: Ein vollständiges Verbot von Wurftechniken! Denn diese gibt es
ja in den anderen Sportarten. Ansonsten konsequente Anwendung von Passivitätsstrafen - d.h. wer
einen "aktiveren" Eindruck macht, der hat gewonnen - das führt natürlich sofort zur Möglichkeit, das komplizierte
Wertungssystem im Sinne einer größeren Attraktivität fürs Publikum radikal zu vereinfachen, halt nur noch
Shido und wer vier (besser drei) bekommt, hat verloren.
Falls einer stolpert, dann kann man ja noch etwas Bodenkampf erlauben, hier sollten natürlich (um Einflüsse des BJJ u.
Ringens zu unterbinden) alle Aufgabetechniken verboten werden und Festhalten abgeschafft werden. Evt. könnte ja ein
schnelles Einnehmen der Bankposition als Shido für den Gegner angerechnet werden...
Ich denke wir sind auf dem richtigen Weg... :irre

Man möchte fast sagen, daß es langsam mal wirklich Zeit wird, daß Judo endlich bei Olympia rausfliegt,
und diesem IJF-Wahnsinn das Wasser abgegraben wird...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Lin Chung
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von Lin Chung »

Man möchte fast sagen, daß es langsam mal wirklich Zeit wird, daß Judo endlich bei Olympia rausfliegt,
und diesem IJF-Wahnsinn das Wasser abgegraben wird...
...vielleicht geben wir den Platz den Karateka, die möchten ja auch mal rein. :D
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von caesar »

Ja warum denn das jetzt noch? Die IJF hatte doch mit den jetzigen Regeln einen guten Weg gefunden Scheinangriffe und Hosengriffe zu verbieten. Warum will man jetzt diese Regeln einführen. Es führt ja auch zu keinen Verzögerungen, wenn sich ein Kampfrichter das Video 7 mal ansieht, bis er die Entscheidung getroffen hat :ironie3 . Aber warum, wenn man solche Änderungen macht, macht man das immer zum Jahreshöhepunkt der U20? Damit machen die doch in gewisser Weise diese Meisterschaften kaputt, wenn ich da nur letztes Jahr an Robert Kopiske denke. Damit bewegt sich die IJF meiner Meinung nach wieder einen Schritt zurück. Man kann den Sport-Aspekt auch zu Tode regeln.

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Re: Regeländerungen im Anmarsch!

Beitrag von Lippe »

IJF hat geschrieben:Any athlete trying to grip the opponent´s leg will be punished with a shido (first time). [...]
"[...] Judo is judo, and all IJF wants is to come back to the true judo”, explains the Head of the Refereeing Commission, Mr. Juan Carlos Barcos. “We may lose a few techniques with this decision, but on the other hand we will be awaking some techniques who we don´t see any more in the combats due to the sitting position the athletes take while they try to grab the opponents leg”, adds Mr. Barcos.
Au weia. "We may lose a few techniques...", z.B. die Techniken Kata-guruma und Sukui-nage aus der Go-Kyo, dazu Ko-uchi-maki-komi, Kata-ashi-dori, Koshiki-daoshi, Morote-gari, Te-guruma, die dann mit unser Kyu-PO bewahrt werden könnten... :(
Und welche Techniken will man wiedererwecken, die derzeit nicht so regelmäßig auf internationalen Wettkampfmatten zu sehen sind? Wer's glaubt...
Warum lässt man die doch auch erst kürzlich ersonnene Regelung mit dem Verbot des Greifens des Hosenbeines nicht erst einmal einige Zeit greifen?

Dann sollte man IMHO lieber Techniken, die auf ein oder zwei Knien ausgeführt werden als Übergang Stand-Boden werten. Wahrscheinlich ginge die Anzahl der Mattenkrabbeleien zurück, ohne dass man Techniken verbieten würde und weitreichende Kollateralschäden anrichtet. Dazu noch ein paar Sekunden Zeit, um das Angefangene im Boden weiterzuführen...

Da wird immer gesagt, die Regeln seien zu komplex für den unbedarften Fernsehzuschauer. Bei dem Regelungstempo kommen inzwischen aber selbst die Judoka bald nicht mehr hinterher... :evil:
IJF hat geschrieben:The Refereeing Commission also announced that another step will be taken to modernize and professionalize the sport: the use of only one referee per mat (instead of three) is also to be tested in Athens during the World Juniors.
Aha. Deswegen hat man z.B. beim Fußball zusätzlich den vierten Offiziellen eingeführt und lange über einen weiteren Feldschiedsrichter spekuliert, deswegen haben die Volleyballer einen zweiten Schiedsrichter und mehrere Linienrichter... Sie wollten aus dem professionellen Sport raus.

Ein einzelner Kampfrichter hat doch oft nicht die ideale Position, um alles genau zu erkennen. Wie gut, dass dann der Kampfrichter nachgucken kann (wenn die Technik nicht streikt), ob der Wurf tatsächlich Ippon oder doch nur Waza-Ari war. Das wird insbesondere dann lustig, wenn es im Boden munter mit einem Haltegriff weitergeht, der dann aber gelöst und mit einem Würger oder Hebel gekontert wird. Ich sehe schon die zahlreichen Proteste, Rücknahmen der Wertungen etc., die den Fluss der Veranstaltung sicherlich ungemein beschleunigen und alles viel transparenter machen.
Hoffentlich wird auch an jeder Mattenecke eine Kamera aufgebaut, damit man wirklich alle Winkel betrachten kann.

Sollte irgendjemand Ironie finden, darf sie gerne behalten werden.
Der Müller
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Der Müller »

Irgendwie fällt mir dazu mal gar nichts mehr ein. Ich könnte einfach nur kotzen. :angry4

Mir scheint keiner der entscheidenden Hohlköpfe stand jemals auf der Matte. Und wenn doch, dann sicher reines Wettkampfjudo. Es kann doch nicht sein, dass ..... aaaaaaaarrrrrrrgh ... ich lasse es, mir wird schlecht.
Gruß
Jochen
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Ronin
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Ronin »

nun, was die Anzahl der Kampfrichter angeht... das soll doch einfach nur Geld sparen. Mir irgendwie fast schon egal.

Das mit den Beinangriffen - hier ist das Ziel zwar löblich, aber ich sehe es so ungefähr wie Fritz. Wir könnten ja auch gleich den Sieger ermitteln durch den Partner zu Tode kuscheln.
Ich glaube nicht daran, dass ständige Verbote von Techniken zum Ziel führen. Eher denke ich da an ein Verbot des abgebeugten Kampfstils, damit würde sich vieles von alleine regeln.

Ruhig Blut Müller... Admin könnten wir bitte einen Kotzsmile haben?
Der Müller
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Der Müller »

Ronin hat geschrieben: Ich glaube nicht daran, dass ständige Verbote von Techniken zum Ziel führen. Eher denke ich da an ein Verbot des abgebeugten Kampfstils, damit würde sich vieles von alleine regeln.
Bei den Verboten stimme ich Dir voll und ganz zu. Was das abgebeugt kämpfen betrifft. Wenn keine Verbote für Techniken vorhanden wären würde sich das m.E. eigentlich von alleine regeln. Viele der effektiven Techniken gegen abgebeugte Kämpfer werden zum einen ja gar nicht mehr gemacht/gelehrt, weil die Wettkämfer diese nicht beherrschen und die anderen wurden ja schon verboten.
Ronin hat geschrieben:Ruhig Blut Müller... Admin könnten wir bitte einen Kotzsmile haben?
Für diesen Smiley wäre ich in der Tat auch.
Gruß
Jochen
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Hofi
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Hofi »

Also den Smiley hätte ich im Moment auch gerne. Die aktuellen Regeln sind in meinen Augen, wenn sie konsequent durchgesetzt werden, gut. Und letztlich wird es nur dazu, dass sich einige ganz Schlaue ausdenke, wie man gewisse Techniken falsch machen kann, damit sie nicht mehr unter das Verbot fallen, Te-Guruma z.B. statt am Bein schön von hinten in den Schritt und dann hochziehen.
Da hat mal wieder jemand keine fünf Sekunden nachgedacht.
Bis dann
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von tutor! »

Der Müller hat geschrieben:Viele der effektiven Techniken gegen abgebeugte Kämpfer werden zum einen ja gar nicht mehr gemacht/gelehrt, weil die Wettkämpfer diese nicht beherrschen und die anderen wurden ja schon verboten.
Welche denn?
Der Müller hat geschrieben:Mir scheint keiner der entscheidenden Hohlköpfe stand jemals auf der Matte. Und wenn doch, dann sicher reines Wettkampfjudo. Es kann doch nicht sein, dass ..... aaaaaaaarrrrrrrgh ... ich lasse es, mir wird schlecht.
Eine Biographie eines dieser "Hohlköpfe" findest Du hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Jan_Snijders
Hofi hat geschrieben:Da hat mal wieder jemand keine fünf Sekunden nachgedacht.
Das kann und möchte ich so lange nicht beurteilen, bis ich nicht nur die Schlagzeile, sondern auch die Konkretisierung gelesen habe.

Ich wundere mich aber, dass andere ganz schnell und mit derselben Informationsbasis ein Urteil - sowohl über die Sache als auch über die Personen(!) - parat haben und sich kompetenter fühlen als diejenigen, von denen offensichtlich die Vorschläge stammen und die es beschlossen haben. Einige der Personen kenne ich, u.a. Barcos und Snijders und ich kann nur sagen, dass insbesondere Snijders ein Judoka der allerersten Kategorie ist.

Und ich bin äußerst gespannt darauf zu erfahren, welche "effektiven Techniken" gegen abgebückte Gegner heute verboten sind und welche derartigen Techniken heutige Wettkämpfer nicht mehr kennen und können. Und das wo doch offensichtlich ist, dass im Wettkampf so viele Leute abgebückt stehen, so dass mein eigentlich davon ausgehen sollte, dass gerade solche Techniken besonders geübt werden. Ein Verein, in dem diese Techniken geübt werden, müsste doch zu außerordentlichen Wettkampferfolgen kommen.

Übrigens: in den Kinderklassen habe wir zur Förderung des klassischen Judo ziemlich exakt dieselben Regeln...

----- Mod-Modus ein----
"Hohlkopf" u.ä. ist keine angemessen Ausdrucksweise in der Öffentlichkeit gegenüber anderen Menschen, ob man ihre Meinung nun teilt oder nicht.
---- Mod aus -----
Zuletzt geändert von tutor! am 25.08.2009, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zwei Beiträge vereint
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Der Müller
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Der Müller »

tutor! hat geschrieben:
Der Müller hat geschrieben:Viele der effektiven Techniken gegen abgebeugte Kämpfer werden zum einen ja gar nicht mehr gemacht/gelehrt, weil die Wettkämpfer diese nicht beherrschen und die anderen wurden ja schon verboten.
Welche denn?
Der Müller hat geschrieben:Mir scheint keiner der entscheidenden Hohlköpfe stand jemals auf der Matte. Und wenn doch, dann sicher reines Wettkampfjudo. Es kann doch nicht sein, dass ..... aaaaaaaarrrrrrrgh ... ich lasse es, mir wird schlecht.
Eine Biographie eines dieser "Hohlköpfe" findest Du hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Jan_Snijders
Gut gelernt haben sie die Techniken sicherlich, aber irgendwie vermisse ich die Anwendung, z.B. habe ich in den letzten Jahren kaum einen guten Sumi-gaeshi gesehen, geschweige denn Yoko-wakare, Yoko-guruma, Yoko-otoshi, Tani-otoshi, Uki-waza, Ura-nage, ... . Dann wären da noch Würfe, bei denen man durch Hebelwirkung wirft, z.B Ude-gaeshi.
Oder Würfe die aus einem extremen Verwringen von Ukes Körper resultieren (weil angeblich z.T. Angriff auf Wirbelsäule - aber auch nur, wenn Kraft gegen Kraft steht), davon sind einige gegen stark abgebeugte Kämpfer anzuwenden.
Wer wirft denn zum Beispiel noch im Kampf einen Tawara-gaeshi oder wenn man etwas beweglicher ist, als manche Wettkämpfer es zu sein scheinen wäre Daki-wakare auch ne Möglichkeit? Alles Techniken, die hervorragend funktionieren. Zusätzlich kommen da noch diverse Abtaucher in Betracht.

Ja, ich rege mich auf in diesem Moment, und zwar ziemlich, daher vielleicht auch die Betitelung "Hohlkopf", weil sich anscheinend keiner wirklich Gedanken gemacht zu haben scheint. Außerdem habe ich anscheinend nicht unrecht mit meinem Gedanken, dass es wohl dann reine Wettkämpfer gewesen seien müssen. Habe mich halt etwas hinreißen lassen. Werde mich bessern und mich erst beruhigen, bevor ich schreibe.

Das Gefühl das ich beim ersten Lesen hatte war für mich so, als würde ich einem Hund alle Zähne ziehen, damit er nicht beißt anstatt ihn richtig zu erziehen.


------- Zusatz 10:28 Uhr hier 09:28 Uhr --------
Habe mich jetzt wieder beruhigt. Ich möchte eines klarstellen. Ich hebe und/oder stelle mich ganz bestimmt nicht über oder auf eine Stufe mit jemandem wie Snijder, oder auch Dir tutor! . Das will ich auch gar nicht, da mir dazu noch vieles fehlt. Ich bin mit Sicherheit auch kein begnadeter Wettkämpfer. Aber ich versuche für mich und auch als Trainer in unserem Verein Judo so vielseitig wie möglich zu zeigen und auch zu lernen. Daher sind viele der Regeländerungen im Wettkampf für mich nur schwer nachvollziehbar.

Dass ich ausfallend und überheblich war, gehört sicherlich nicht zu meinen Hauptwesenszügen (aber das mögen andere beurteilen, die mich kennen). Mir ist nur kurzzeitig der Kragen geplatzt, da mir anscheinend der Humor gefehlt hat.
Zuletzt geändert von Der Müller am 25.08.2009, 10:37, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß
Jochen
tutor!
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von tutor! »

Gehen wir es doch einmal kurz durch. Und bedenken wir vielleicht auch einmal, dass es nicht darum geht, einen deutschen Breitensportler, der gebeugt steht, zu werfen, sondern z.B. einen Georgier, Armenier oder Aserbeidschaner, der ca. 25-30 Stunden proo Woche trainiert.
Der Müller hat geschrieben:Gut gelernt haben sie die Techniken sicherlich, aber irgendwie vermisse ich die Anwendung Z.B. habe ich in den letzten Jahren kaum einen guten Sumi-gaeshi gesehen, geschweige denn Yoko-wakare, Yoko-guruma, Yoko-otoshi, Tani-otoshi, Uki-waza, Ura-nage, ... . Dann wären da noch Würfe bei denen man durch Hebelwirkung wirft, z.B Ude-gaeshi.
Ude-gaeshi kannst Du ganz schnell vergessen, wenn der Gegner tiefer steht als Du selbst. Du kannst dann gar nicht unter seiner Achsel durchtauchen. Abgesehen davon, dass Du den erforderlichen Griff gar nicht erst bekommst.... Mal ganz abgesehen davon, dass Ude-gaeshi nicht als Wurftechnik bewertet wird, aber würde er bewertet werden, kämst Du in der Situation auch nicht dazu....
Sumi-gaeshi - hast Du schon mal Ludwig Paischer kämpfen sehen? Sumi-gaeshi wird relativ viel gemacht und ist ein Mittel. Allerdings nur, wenn es Dir gelingt von der Seite her anzugreifen und hinter dem Ellbogen des Gegners stehst. Bei einem frontalen Sumi-gaeshi gegen einen Spitzenathleten mit gebeugtem Kampfstil wirst Du erleben, wie schnell er ein Bein von Dir in der Hand hat und Dich mit einem Beinfasser wirft. Dasselbe passiert, wenn Du auch nur ansatzweise einen Georgier (o.ä) mit Tawara-gaeshi zu greifen versuchst. Bleiben die von Dir genannten Yoko-sutemi. Die funktionieren leider nur, wenn Du den Gegner in Bewegung bringst oder er sich von sich aus dämlich bewegt. Und auch da gilt: er hat schneller einen Fuß von Dir in der Hand als Du schauen kannst. Man kann es auch anders ausdrücken:

Indem man diese Art des Beinfassens herausnimmt, ermöglicht man die Techniken, die Du aufgezählt hast wieder, weil das Risiko gekontert zu werden, geringer wird. Wir sprechen ja nicht gegen irgendwelche hilflosen Regionalliga-Kämpfer, die sich nicht anders zu helfen wissen als sich abgebeugt hin zu stellen - wir sprechen über Leute, die diese Art des Kämpfens gegen Judoka perfektioniert haben und obendrein physische "Monster" sind.
Der Müller hat geschrieben:Oder Würfe die aus einem extremen Verwringen von Ukes Körper resultieren (weil angeblich z.T. Angriff auf Wirbelsäule - aber auch nur, wenn Kraft gegen Kraft steht), davon sind einige gegen stark abgebeugte Kämpfer anzuwenden.
Wer wirft denn zum Beispiel noch im Kampf einen Tawara-gaeshi oder wenn man etwas beweglicher ist, als manche Wettkämpfer es zu sein scheinen wäre Daki-wakare auch ne Möglichkeit? Alles Techniken, die hervorragend funktionieren. Mal abgesehen von diversen Abtauchern.
Wer spricht denn da von einem Angriff auf die Wirbelsäule? Auch mit noch so viel Technik verwringst Du keinen Georgier, aber auch keinen halbwegs guten Techniker. Tawara-gaeshi siehe oben.
Der Müller hat geschrieben:Außerdem habe ich anscheinend nicht unrecht mit meinem Gedanken, dass es wohl dann reine Wettkämpfer gewesen seien müssen. (..)
Das ist für mich so, als würde ich einem Hund alle Zähne ziehen, damit er nicht beißt anstatt ihn richtig zu erziehen.
Nur weil in der Biographie steht, was er an Wettkampferfolgen aufzuweisen hat, bestätigt das doch noch lange nicht, dass er ein "reiner Wettkämpfer" war!

Ich möchte deshalb noch etwas ergänzen. Die Zwillingsbrüder Snijders (Peter und Jan), waren zusammen mit Geesink und Ruska diejenigen Niederländer, die wie keine anderen das niederländische Judo der 60 Jahre repräsentieren. Geesink und Ruska waren physische Giganten, die beiden Snijders legendäre Techniker. Peter hat z.B. 1965 bei der WM Bronze in der Allkategorie gewonnen und wurde ein Jahr später Europameister in der Klasse bis 80kg! Beide, Jan und Peter, waren in den 60er Jahren besonders für ihren Tai-otoshi bekannt.

Das niederländische Judo war vor allem von zwei Japanern geprägt worden: Haku Michigami und Tokio Hirano. Noch heute fühlen sich die Niederländer in dieser Tradition, wobei Michigami deutlich populärer ist als Hirano. Aber ist es nicht bemerkenswert, dass die besten Techniker Hollands jener Zeit ausgerechnet für Tai-otoshi bekannt waren?
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Der Müller
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Der Müller »

Danke für die Erklärungen zu Snijder und der Wettkampfebene. Mir war anscheinend nicht bewusst von welchen Gegnern da gesprochen wird. (habe meinen obigen Beitrag nach einer Abkühlungsphase ergänzt)

Ich hatte auch nicht gemeint, dass man mit Tawara-gaeshi seinen Gegner verwringt. Da meinte ich andere Techniken.

Aber egal. Bin übers Ziel hinausgeschossen.

Nun drängt sich mir aber eine Frage auf. Gut, ich habe gelesen, dass diese Entscheidung getroffen wurde damit Judo nicht mehr mit anderen Kampfsportarten vermischt wird. Aber gehört zum Judo nicht ein Lernprozess? Warum verbietet man Beingreifer anstatt sich mit der Thematik enger zu befassen und auch diese Techniken ins Repertoire aufzunehmen, zu trainieren und geeignete Gegenangriffe zu entwickeln? Wäre das nicht Judo?
Gruß
Jochen
tutor!
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von tutor! »

Der Müller hat geschrieben:Mir war anscheinend nicht bewusst von welchen Gegnern da gesprochen wird.
(..)
Ich hatte auch nicht gemeint, dass man mit Tawara-gaeshi seinen Gegner verwringt. Da meinte ich andere Techniken.
Es geht ja immer um aktuelle Probleme auf Weltspitzenniveau, wenn sich die IJF Gedanken macht und nicht um unsere heimischen Dinge.
Der Müller hat geschrieben:Nun drängt sich mir aber eine Frage auf. Gut, ich habe gelesen, dass diese Entscheidung getroffen wurde damit Judo nicht mehr mit anderen Kampfsportarten vermischt wird. Aber gehört zum Judo nicht ein Lernprozess? Warum verbietet man Beingreifer anstatt sich mit der Thematik enger zu befassen und auch diese Techniken ins Repertoire aufzunehmen, zu trainieren und geeignete Gegenangriffe zu entwickeln? Wäre das nicht Judo?
Genau das ist eine wichtige Diskussion! Die Frage ist dann auch, ob die sonstigen Regeln die Entwicklung entsprechender Gegentechniken nicht sogar behindern. Das heißt, ob die entwickelten Gegenstrategien unter den gegenwärtigen Regeln anwendbar wären.

Abgebeugt kämpfen ist kraftraubender und unökonomischer als ein aufrechter Kampfstil. Außerdem ist er für die Gesundheit nicht so förderlich. Ich denke, darin stimmen wir alle überein. Ein probates Mittel könnte also sein, die Kampfzeit zu verlängern, so dass der abgebeugt Kämpfende vorzeitig ermüdet. Früher war ja auch die Kampfzeit bedeutend länger.

Nun zeigt leider die Erfahrung, dass diese Athleten so fit sind, dass sie auch nach 10 Minuten noch keinerlei Probleme bekommen. Das Mittel funktioniert also nicht....

Verfolgt man die Regeländerungen der letzten Zeit, muss man feststellen, dass unerwünschte Kampfweisen Schritt für Schritt eliminiert wurden. Durch die veränderten Mattenrandregeln ist es kein Mittel der Verteidigung mehr, im Moment eines gegnerischen Angriffs einfach aus der Matte zu treten. Außerdem gibt es keine taktischen Spielchen mehr, um Strafen am Mattenrand. Beides ist ein deutlicher Fortschritt.

Durch den Wegfall des Koka wurde eine langjährige Forderung traditioneller Judoka wenigstens zum Teil umgesetzt. Jetzt muss man schon einen Yuko haben oder der Gegner zwei Shido, bevor man einen Vorsprung hat, den man verteidigen kann. Auch ein Schritt in die richtige Richtung, genauso wie Golden Score: niemand kann mehr einen Kampf gewinnen, ohne dass er selbst eine Wertung hat oder der Gegner eine Strafe. (BTW: Verlängerung, wenn keiner eine Wertung hatte, gab es auch schon im Japan vor dem WWII)

Beingreifer werden ja nicht verschwinden, man wird sie weiter als Folgetechnik in Kombinationen machen können. Dies wird die Kämpfer dazu zwingen, eine Körperhaltung einzunehmen, aus der heraus sie mit den Füßen, Beinen oder der Hüfte angreifen können, bevor sie das Bein fassen. Dies wird automatisch beide zu einem aufrechteren Kampfstil zwingen - ohne dass man gebeugtes Kämpfen bestrafen muss. Denn das hätte wieder den Nachteil, dass es dem Gegner einen Vorsprung beschert, den er dann mit fragwürdigen über die Zeit bringen kann.

Jan Snijders versucht definitiv darauf hin zu arbeiten, dass wir wieder auf das Judo der 60er und 70er Jahre zurück kommen. Man kann dies kritisieren und die These vertreten, dass damit die Entwicklung des Judo gehemmt wird. Ich sage: die Entwicklung des Judo wird nicht gehemmt, sondern gesteuert, wobei ich beim besten Willen noch nicht sagen kann, ob es diesmal wieder eine dieser Flickschustereien gibt, wie in den letzten Jahren. Dieses Hüh und Hott geht mir nämlich auch gegen den Strich.

Schaut Euch doch mal die Videos von Okano, Koga, Yamashita, Adams, Parisi und anderen an. Diese Judo-Ästheten haben so gut wie gar nicht ans Bein gegrabscht - und wollen wir nicht alle ein solches Judo (wieder) sehen?

Das mit dem Tawara-gaeshi und den anderen Techniken habe ich schon so verstanden, wie du es klargestellt hast. Warten wir einfach mal ab, wie es sich entwickeln wird und schauen uns gemeinsam in Düsseldorf den nächsten World-Cup an ;)
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Re: Regeländerungen im Anmarsch! Angriff auf die Beine verbieten

Beitrag von Der Müller »

tutor! hat geschrieben:Warten wir einfach mal ab, wie es sich entwickeln wird und schauen uns gemeinsam in Düsseldorf den nächsten World-Cup an ;)
Ich glaube in meinem Fall "lieber nicht". Sonst muss ich mich ja wieder ärgern ;)

Werde es wahrscheinlich aber doch verfolgen
Gruß
Jochen
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