Turnierangst ?

[Gast]

Hallo, ich bin Mutter der 9jährigen Maxi. Sie trägt Gelbgurt und war jetzt (mit gestern) auf 4 Turnieren (U11).
Ihr Problem ist, dass sie während dem Turnier - sofort nachdem Ihre Gegnerin den ersten Punkt erzielt - nicht mehr in der Lage ist irgendwie zu agieren. Daraus resultiert natürlich, dass sie immer auf einem der hinteren Plätze landet, sobald nicht sie diejenige ist, die den ersten Punkt (Punkte) macht. Der Zustand scheint sich mit jedem Turnier zu verstärken.
Im Verein selbst gilt sie als willensstark, kräftig und wenig schmerzempflindlich (kein Weichei, wie man so schön sagt). Sie hat wahnsinnig viel Freude am Judo und geht unbedingt 2 x die Woche ins Training.
Wie kann ich Ihr helfen, damit sie diesen Blackout nicht bekommt? Kann ich als Mutter da überhaupt etwas tun?

Danke schon mal für Antworten.
Daniela

[Jana]

Hallo!

Das Problem kenn ich nur zu gut. Als ich meine ersten Turniere hatte ging es mir nicht anders. Damals war ich 8 und hatte unglaubliche Angst jemanden zu enttäuschen.
Und sobald meine Gegnerin einen Punkt erzielt hat, hat mich das total aus der Bahn geworfen.
Man ist dann zu keinem Gedanken mehr fähig. Selbst wenn man sonst so selbstsicher ist.
Nimm ihr die Angst vorm Verlieren. Erklär ihr, dass es nicht ums gewinnen geht, sondern um den Spaß am Sport. Und das sie mit jedem Kampf an Erfahrung dazugewinnt. Verlieren ist nicht schlimm! Da war jemand besser... na und! Das heißt nicht das sie schlecht ist!!!
Vorallem muss sie lernen, dass ein Punkt noch gar nichts über das Kampfende aussagt.
Auch mit einem Punkt Rückstand kann man immernoch einen Ippon werfen

Im Verein selbst gilt sie als willensstark, kräftig und wenig schmerzempflindlich (kein Weichei, wie man so schön sagt).

Vielleicht steht ihr gerade diese Willensstärke im Weg. Versuch ihr die Angst vor dem Verlieren zu nehmen.
Mein Trainer hat mir damals auch sehr geholfen. Nachdem er mir erklärt hat, dass auch Niederlagen dazugehören, und das man aus Felhlern nur lernen kann.

Ich wünsche ihr viel Glück für das nächste Turnier!

[Gast]

Danke Jana, schonmal schön zu hören, dass es nicht nur ihr so geht.

Unsere ganze Familie (und die Trainer sowieso) sagen ihr, dass Verlieren dazugehört und niemand irgendwelche Titel von ihr erwartet, daß sie alles super macht und wir glücklich sind, dass sie einen Sport gefunden hat, der ihr so viel Spaß macht.

Die hohen Ansprüche setzt sie an sich selbst und daran werde ich wohl arbeiten müssen.

[judoka50]

Vier Turniere und das mit Gelbgurt ist schon eine ganze Menge, wenn nicht in diesem Alter schon zu viel.
In diesem Alter sollen die Kinder höchstens 1 - 2 Turniere jährlich mitmachen. Den Rest kann dann ein Randoritag
mit einem befreundeten Verein - nicht unter dem Namen Vergleichskampf oder ähnliches - füllen.
Durch diese "Freundschaftkämpfe" wie die Kinder den Randoritag mitbekommen, lernen sie eher mit Erfolg und
Niederlage umzugehen.

[Fritz]

Auch mit einem Punkt Rückstand kann man immernoch einen Ippon werfen

Mit einem Punkt Rückstand hast Du den Kampf verloren (Ippon = "ein Punkt" frei übersetzt).

Aber sicherlich sind kleinere Wertungen gemeint

Daraus resultiert natürlich, dass sie immer auf einem der hinteren Plätze landet, sobald nicht sie diejenige ist, die den ersten Punkt (Punkte) macht.

Für wen ist das mit den hinteren Plätzen jetzt ein Problem? Für die Mutter oder für die Kämpferin?
Ist es für die Kämpferin ein Problem, dann empfehle ich mehr Trainingskämpfe im Verein, ruhig mit
"Handikap": der Gegner hat schon von vornherein eine Wertung und erstmal weniger richtige "Wettkämpfe".

Ist es kein Problem für die Kämpferin, dann einfach weiter machen. Da sie fleißig übt,
wird sie sicherlich den einen oder anderen Kampf gewinnen, wenn sie zuerst "punktet"...
und das ist dann entscheidend, da sie so zeigt/sieht, daß ihre Techniken funktionieren...
Das sollte ihr dann auch so erklärt werden...
Mit der Zeit steigt dann das Selbstvertrauen und sie wird sicherlich auch mal Kämpfe drehen können.

[maxi]

Danke für die Antworten.

Wie ich schon geschrieben habe, habe ich kein Problem damit, dass sie nicht gewinnt. Ich bin froh, dass sie einen Sport gefunden hat, der ihr Spaß macht.

Sie selbst setzt sich unter Erfolgsdruck und den will ich ihr nehmen - nur gut zureden reicht nicht (funktioniert zumindest nicht).

Ich werde mich morgen nach dem Training mal mit der Trainerin unterhalten.

Nochmals danke und

EIN SUPER FORUM. Ich bin gestern aus dem Lesen hier nicht mehr rausgekommen

[Masakaer]

Bei mir war es immer so, dass ich nach den Kämpfen sogar geweint habe, ja wie ein Weichei^^ .
Meinen Trainer und meine Mutter hat das garnicht interessiert, ob ich gewinne oder verliere, aber ich war immer wieder sooo sehr enttäuscht vom Verlieren.
Aber durch die Unterstützung meiner Mutter habe ich doch immer wieder an Turnieren teilgenommen und mich dementsprechend auch verbessert.
Also du als Mutter kannst meiner Meinung nach viel tun :
- Motiviere deine Tochter immer und immer wieder aufs Turnier zu gehen (evtl. dannach etwas Spassiges als Belohnung, unabhänig ob sie gewonnen oder verloren hat, unternehmen )
- Rede auch mit den Trainer mal darüber, was für Fehler sie evtl. macht und wie man selbige beseitigt
- evtl., falls nicht sowieso schon vorhanden, im Training öfters Randori-Training machen, bei welchen sie sich evtl. mal mit Absicht in Rückstand bringen soll und dementsprechend gegen ihr Problem etwas zu unternehmen lernt. (wichtig wäre hier evtl., dass der Trainer einen richtigen Kampfrichter "spielt" und sogar mit Zeit und Punktetafel zu üben, da so die Turniersituation am besten nachgestellt werden kann.

MfG
Marc

[maxi]

Also du als Mutter kannst meiner Meinung nach viel tun :
- Motiviere deine Tochter immer und immer wieder aufs Turnier zu gehen (evtl. dannach etwas Spassiges als Belohnung, unabhänig ob sie gewonnen oder verloren hat, unternehmen)

genau das mach ich von Anfang an. Da wir eigentlich selten auswärts zum Essen gehen, darf sie nach jedem Turnier wählen, wo wir zum Essen hingehen. Egal auf welchem Platz sie gelandet ist.

Randori wird im Training gemacht, nur - da ich selbst oft beim Training zuschaue - habe ich bemerkt, dass die Wettkampfsituation absolut nicht mit der Trainingssituation vergleichbar ist (und das schon in der U11).

Übrigens weint sie auch nach jeder Niederlage und trotz gutem Zureden braucht es ewig, bis sie sich beruhigt (spätestens beim Gruppenbild mit ihren Vereinskameraden nach dem Turnier ist wieder "fast" alles in Ordnung).

Gruß
Daniela

[Jana]

Ach mensch die Arme!
Aber leider gehört auch das Verlieren zum Sport dazu ... leider können nicht beide Gegner gewinnen.
Da muss sie leider durch. Und du kannst ihr nur zur Seite stehen und sie stützen.
Mit dem Gedanken, dass sie verloren hat, muss sie ganz allein fertig werden.
Meine Mutter war nie bei meinen Wettkämpfen (weil sie immer Angst um mich hatte und mich nicht so "brutal" wie sie es fand ^^ kämpfen sehen konnte) , trotzdem war sie danach immer für mich da, egal wie es ausging. Und das hat geholfen.
Auch wenn es vielleicht bei ihr nicht so rüber kommt, es beruhigt sie bestimmt, wenn du ihr immer wieder sagst, dass du trotzdem stolz auf sie bist. Ich kann nur aus Erfahrung sprechen

Sprich ihr gut zu. Sprich sie vielleicht mal auf ihren eigenen Erwartungsdruck an. Frag sie, warum es so wichtig für sie ist zu gewinnen.

Viel Erfolg für die Kleine^^

Liebe Grüße

[Speedy]

Vielleicht ist es auch einfach zu früh für große Turniere?
U11 maximal 2 Turniere pro Jahr (z.B. Bezirksmeisterschaft) mit 4er Pool System = min. Rang 3.

Ich halte von dem ganzen Wettkampftourismus und 10.000 Privatturnieren rein gar nichts. Vereinsinterne kleine "Meisterschaften mit max. 1 -2 Gastvereinen. Aber das geht jetzt am Thema vorbei...

[judoka50]

genau darauf habe ich auch schon hingewiesen.
Ich vermute mal, dass der Ehrgeiz auch im Randori da ist und auch genau so gut die "Trauer" über die Niederlage. Nur im Verein kann man es sich ein wenig aussuchen. Bezüglich Unterschied Randori / Turnier ist es zwar auf jeden Fall ein Unterschied, aber den bestimmen nicht die Kinder, da sie Randori in dem Alter nicht richtig umsetzen können. Meist wird es da eh ein, wenn auch verhaltener Kampf. Aber wie gesagt, sie nehmen sich dort auch ihre Gegener.
Daher wäre ein Randoritag mit einem befreundeten Verein für die Kinder schon "fast" ein Turnier.
Wie ist es tröstest Du Deine Tochter längere Zeit nach dem verlorenen Kampf. Sprich mal mit einem Betreuer, mit dem Deine Tochter sehr gut klar kommt. Ein kurzer Trost, Tränen abwischen OK, aber dann versucht sie mal mit einer einfachen, nicht ins Detail gehenden Analyse des Kampfes abzulenken. Sagt ihr mal ganz klar in welcher Situation sie fast für sich punkten konnte, auch wenn nur ein klitzekleiner Schritt noch falsch war. Meist gibt es da ganz viele von, bemüht euch sie damit abzulenken. Evtl. ist es auch nur ein klitzekleiner Fehler gewesen, der zum Sieg der anderen geführt hat.
Schlimmer finde ich die Situationen, wenn ein "bombensicherer" Haltegriff angesetzt ist - ich habe da mit meinen Kindern immer abgemacht, wenn ich erkenne, dass sie da nicht rauskommen, bekommen sie von mir vom Mattenrand ein Zeichen und schlagen ab. Das macht sie oft stolz, dass sie erkannt haben, der Gegner war in dem Moment besser.
Man muss allerdings genau darauf achten wie die Situation ist - ich nutze diese Notlösung auch mal, wenn ich ein hilfloses Gesicht mit Tränen im Haltegriff entdecke. Nichts ist schlimmer als da zu liegen und die Sekunden zu zählen. Die Zurufe des Betreuers, dreh dich so oder so, kommen dann eh nicht mehr an.

[maxi]

Ihr helft mir wirklich sehr, zumal ich mich in meiner eigenen Ansicht sehr unterstützt sehe.

Gestern Abend war Training der Anfänger (machen nächste Woche weiß/gelb), da wollte sie unbedingt mitmachen (hatte nichts anderes zu tun ). Also ist der Spaß am Judo ungehindert da.

Ich tröste sie übrigens nach dem verlorenen Kampf und dann ist gut. Ich sage ihr dann - soweit ich das beurteilen kann, was sie gut gemacht hat und wo ich denke, dass Fehler zu verbessern sind - bzw. diskutiere das mit ihr.

Gestern Abend habe ich mir dann ihre Trainerin geschnappt und mit ihr über das Turnier gesprochen. Mehrere Trainer (waren da, weil sie selbst anschliessend Training hatten) haben sich dann zusammengesetzt und beschlossen, dass Maxi ab diese Woche Dienstags wie bisher in ihrer alten Gruppe (bis maximal Gelbgurt) trainiert und Donnerstags in die Gruppe mit den Gelborange- und weiteren Gurten kommt. Den Trainern zufolge liegt das Problem bei ihr auch an Unterforderung während des Trainings. Sie ist bei den Gelbgurten eine der Besten im Verein und hat eigentlich nur einen Gegner, gegen den sie nicht ankommt. Dieser Junge ist einen Kopf größer und wiegt 8 kg mehr. Durch die neue Herausforderung soll sie nun wieder lernen, dass beim Judo auch verlieren dazugehört, bzw. kann lernen, ihre Techniken einzusetzen.

Ich habe bisher noch nie gewagt, mit den Trainern über so etwas zu reden, aber dank Eurer tollen Hinweise war das ein wirklich gutes Gespräch und ich hatte das Gefühl, dass die Trainer auch froh waren, dass ich mich an sie gewandt habe.

Grüße
Daniela

[judoka50]

Daniela - nicht böse sein, aber

Ich tröste sie übrigens nach dem verlorenen Kampf und dann ist gut. Ich sage ihr dann - soweit ich das beurteilen kann, was sie gut gemacht hat und wo ich denke dass Fehler zu verbessern sind - bzw. diskutiere das mit ihr.

Wenn sie direkt nach dem Abgrüßen die Matte verlässt, steht da zunächst ihr Betreuer. Der sollte auch ruhig den ersten Trost aussprechen und dann zusammen mit ihr zu Dir gehen.
Sie muss wissen, dass er Trainer zu ihren Leistungen steht und eine gute Stütze ist. Sie will doch auch bestimmt vor ihrer Mutter stolz dastehen und das geht mit Rückhalt besser.

bzw. diskutiere das mit ihr.

Evtl. dauert das dann auch zu lange. Kurze Analyse mit mehr Lob für Aktionen ihrerseits und auch Lob für die Fehler, denn die waren bestimmt klein und verschwinden mit der Erfahrung. Danach dann Tränen abwischen, Klaps auf den Po und ab zu den anderen zum quatschen und spielen......

[maxi]

Hallo Udo,

sorry, ist wohl etwas falsch rübergekommen von mir.

Natürlich steht da erst die Trainerin und diskutiert wird das ganz schnell. Damit wollte ich eigentlich nur sagen, dass nicht ich auf das Kind einrede, sondern mit ihr über ihre und meine Eindrücke kurz (wirklich kurz) spreche. Als die Matten freigegeben waren, war von den Tränen nichts mehr zu sehen und sie war mittendrin im "Getümmel".

Mir ist noch was eingefallen. Der - ich nenn ihn mal "Obertrainer" - des Vereins hat gestern auch noch mit mir gesprochen. Er meinte, es wäre gar nicht so gut, wenn die U11ler einen Raketenstart hinlegen und alle Turniere (oder fast alle) gewinnen. Aus seinen Erfahrungen haben diese Kinder dann nach Übertritt in die U14 massive Probleme damit, dass sie am Anfang unter Umständen wesentlich erfahreneren Kämpfern gegenüberstehen und kommen mit den Niederlagen nicht klar. In dieser Zeit würden leider viele mit dem Judo aus Frust wieder aufhören.

Und das will ich ja unter keinen Umständen.
Also halte ich mich weiter dran - immer mit der Ruhe und mit Übung.

[judoka50]

Das hört sich schon ganz gut an. Aber schickt sie wirklich nicht zu so vielen Turnieren.
Es gab da mal ein Buch mit einem netten, vielsagenden Titel, wobei ich mich einfach mal nur auf diesen beziehe:
Die Niederlage ist ein Sieg.....
Wer also gelernt hat, damit umzugehen, der hat einfach schon gewonnen und wenn es nur fürs Leben ist.

[Krümel]

Hi,
also ich hab auch immer Angst vor Tunieren, ich bin immer total aufgeregt, schon 1 Woche vorher mach ich mich verrückt... Ich wollte schon so oft wieder zu einem Turnier, aber wurde dann immer krank, ich weiß nicht, ob das Zufall ist, aber es kommt mir schon seltsam vor!
Habt ihr Tipps, damit ich nicht vorher so aufgeregt bin??

[Shinbashi]

Wichtig ist der Spaß am Sport. Leider sieht man sehr oft über-ehrgeizige Eltern, die ihre Kinder unter Druck setzen und Diskussionen mit den Kampfrichtern anfangen.
Stellenweise werden die Kinder zur Matte geleitet und kriegen noch die Schultern massiert.
Wie bei einem Boxprofi - und das bei U10 Turnieren.

"Verlieren" tut keiner - man gewinnt immer und sei es an Erfahrung !
Unsere U10 Kampfgruppe wird so auf den Wettkampf vorbereitet:
Alles geben und zeigen, was Du kannst.
Wenn ein Kampf verloren geht, war der andere eben besser.
Fehler erkennen und abstellen.
Beim nächsten Mal bist Du besser.
Auf der Matte wird gegrüßt und die Regeln respektiert und nicht rumgeheult.

Gruß
Shinbashi

[Judomaus]

Am Anfang war ich genauso. Ich verteidigte gut, aber wenn die Andere dann einen Punkt bekam, konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren. Niemand dachte, dass ich mal ein Turnier gewinnen könnte. Ich habe es auch nicht gedacht, aber es immer wieder probiert. Jetzt bin ich Berlinermeisterin u.s.w. Ich glaube, da hilft nicht reden, man muss es immer wieder probieren, nur so klappt es!

[Krümel]

Ich war vor ca. 2 Wochen auf einem Tunier und ich muss sagen, meine Angst hat sich irgendwie gelegt, ich war kaum aufgeregt, weil ich mir immer gesagt habe, entweder gewinnste oder verlierst du und wenn du verlierst, dann machst du das halt nächstes mal besser...... naja ich hab verloren, klar war ich enttäuscht, aber mein Trainer war trotdem stolz auf mich und hat mir erklärt, woran es lag. Und nun arbeite ich halt daran und denke halt weiter, nächstes mal wirds besser und man lernt nur aus Fehlern also seht es positiv