Judo WM 2023 in Doha

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Uschi Martha
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Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von Uschi Martha »

Hallo zusammen,

verfolgt jemand den Wettbewerb?

Für den DJB läuft es gelinde gesagt mäßig. Wagner und Trippel fallen verletzt aus. Die Damen haben aus meiner Sicht bisher gut gekämpft, hatten aber Pech mit der Auslosung. Bei den Männer ging bisher gar nichts. Timo Cavelius hat gerade als erster Mann einen Kampf gewonnen. Strange!

Abe Uta und Degushi fand ich richtig stark. Abe Hifumi gegen Maruyama hätte man noch länger laufen lassen. Schade, wenn so eine Runde durch Shidos entschieden wird.

Gruß

Uschi
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nur_wazaari
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von nur_wazaari »

Uschi Martha hat geschrieben:
10.05.2023, 10:27
Hallo zusammen,
verfolgt jemand den Wettbewerb?
Uschi
Einzelne Kämpfe, ja. Zahlen werde ich für die Veranstaltungen dieser korrupten Sportorganisation namens IJF aber ganz sicher nicht. Unter anderem deshalb:

https://www.spiegel.de/sport/judo-wm-fa ... 32a9a8f3aa

Man bietet nicht nur Sportlern eine Bühne...

Zur sportlichen Situation des DJB-Teams braucht man nicht viel sagen. Die deutschen Damen sind in der Breite anschlussfähig, längst aber auch nicht mehr in jeder Gewichtsklasse. Die Herren mit wenigen vereinzelten Ausnahmen überhaupt nicht. Der DJB wird sich aber widerum keine allzu selbstkritischen Gedanken dazu machen oder machen können. Zudem steht man mit leeren Taschen da und verweist auch allzu gerne auf diesen misslichen Umstand.

Schaute man, nur vielleicht und in einem Anflug von Demut, auf die viel kleineren Nachbarländer, egal ob auf Trainerbesetzungen, Trainingsmaßnahmen, die Kader- und Nominierungspolitik (denn das ist es: Politik), Pressearbeit, Kommunikation, öffentliche Wertschätzung und Inszenierung der Athletinnen und Athleten fallen sehr markante, erfolgsentscheidende Unterschiede auf. Verglichen damit lebt der DJB komplett hinter dem Mond und dementsprechend planbar sind auch Erfolge. Das heißt, ab und zu kommt mal was, sticht eine kleine Zeit lang mal eine hervor, einer hervor.

Judo-Leistungssport in Deutschland ist ein - undankbares - Hobby. Mehr nicht.

Nachtrag: Im Team klappt es oft ganz gut, weshalb? Evtl. fühlen sich die Athletinnen und Athleten im Einzel auf der Matte allein gelassen, haben zu wenig Rückendeckung, zweifeln mehr oder weniger insgeheim an ihrer Mission. Im Team ist man für alle mitverantwortlich, legt die Schippe drauf, die man auch im Einzel oft bräuchte. Nur so ein Gedanke.
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Uschi Martha
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von Uschi Martha »

Interessant. Könntest Du Deine Kritik etwas ausführen, gerne auch als private Nachricht. Verfolge den Turnierzirkus noch nicht so lange, aber irgendetwas wirkt faul. Man merkt zum Beispiel, dass die Athleten trotz aller Öffentlichkeit nur sehr vorsichtig formulieren.

Als Außenstehender konnte ich den Trainerwechsel bei den Männer nach Olympia nicht nachvollziehen. Hat sich auch nicht ausgezahlt, zumindest bis jetzt.

Bei den Kadereinschätzungen habe ich natürlich gar keinen Einblick. Ich finde es nur interessant, dass man Katharina Menz quasi abgeschrieben hat und prompt holt sie eine Medaille bei der letzten WM. Ähnlich nun bei Timo Cavelius. Wird aus dem Kader genommen und ist auf einmal der erfolgreichste männliche Judoka in 2023.

Wiecerzak als Weltmeister gar nicht mehr im Kader ...

Yvonne Bönisch wäre doch eine naheliegende Lösung für den DJB.
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nur_wazaari
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von nur_wazaari »

Uschi Martha hat geschrieben:
11.05.2023, 11:50
...

Als Außenstehender konnte ich den Trainerwechsel bei den Männer nach Olympia nicht nachvollziehen. Hat sich auch nicht ausgezahlt, zumindest bis jetzt.
...Ich finde es nur interessant, dass man Katharina Menz quasi abgeschrieben hat und prompt holt sie eine Medaille bei der letzten WM. Ähnlich nun bei Timo Cavelius. Wird aus dem Kader genommen und ist auf einmal der erfolgreichste männliche Judoka in 2023...

...Wiecerzak als Weltmeister gar nicht mehr im Kader ...

...Yvonne Bönisch wäre doch eine naheliegende Lösung für den DJB...
Kann man ganz einfach zusammenfassen: Ohne Moos nichts los.

Man kann für einen Anfang der eigenen investigativen Recherche gerne mal Stellenausschreibungen des DJB und m.E. von Sportverbänden in Erwartungshaltung und dem was so geboten wird vergleichen. Dann kann man irgendwie herausfinden, was im Ausland so gezahlt wird. Ergebnis: Fast alle Leistungssportarten in Deutschland sind als Hobby einzustufen und das wird noch eine Weile so bleiben. Wer wirklich ganz weit oben mitspielen will, vielleicht sogar konstant, darf sich nicht auf irgendwelche Fördertöpfe, Fördergruppen oder punktuelle Almosen verlassen. Gleichwohl ist es schwer, private Sponsoren aufzutreiben. Dazu kommt noch die eigenwillige Personal- und Nominierungspolitik des nationalen Verbandes.

Der wichtigste Faktor ist aber in der Tat das liebe Geld. Was hier sogar von Top-Athletinnen und -Athleten selbst bezahlt werden muss, dürfte andere Nationen in schallendes Gelächter ausbrechen lassen. Und wer ständig unter Zwängen steht, kann halt auch höchstens ab und an mal brillieren. Ist auch alles grundsätzlich nicht schlimm, ist halt alles so. Nur muss man dann halt die Erwartungshaltungen anpassen. Wird noch eine Weile dauern, bis man aus diesem Kreislauf wieder herauskommt.

Es gibt auch schlicht wichtigere Probleme zu lösen. Zumal man gemessen an den Erwartungshaltungen fast immer mit einem blauen Auge davonkommt.
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von nur_wazaari »

https://judoinside.com/news/6014/Apolog ... ight_final

Der Zirkus führt ein neues Stück auf. Vorab und grundsätzlich denke ich, dass alle, die nun mal starten, fair und gleich behandelt werden sollten.

Ich habe das Finale gesehen und fast jeder, von dem ich das noch weiß, hat sich gefragt, was das bitte für eine Aktion war.

Es ist ein Skandal, dass die Russen starten durften. Es ist eine Bankrotterklärung, dass man sich bei der entscheidenden Szene offenbar noch nicht einmal per Video rückversichert hat, obwohl man sich sonst jeden eventuellen Shido drei mal anguckt.

Es bedarf aber wohl eines neuen Begriffs und ist wohl bisher so offensichtlich noch nicht vorgekommen, dass man einen werbewirksamen Multimillionär sportlich offenkundig bevorzugt, auf der Matte, auf der angeblich alle gleich sind, neben der sowieso schon komplett überkanditelten Lobhudelei im Vor- und Nachgang. Im Übrigen waren die Kommentatoren van der Geest und Adams auch komplett schockiert, schon im Moment des nächsten Hajime. Der Kampf wäre regulär im Golden Score mit dieser Wertung beendet gewesen. Der Franzose bleibt jetzt eben Weltmeister.

Diese WM hat alle Beteiligten beschädigt. Die Athletinnen und Athleten, die Kampfgerichte, die VIP-logierenden IJF-Granden. Diese WM hat aufgrund ihres offiziellen Status auch Judo beschädigt.
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Holger König
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von Holger König »

Die Absicht unserer Innenministerin kann den deutschen Sportverbänden als Ausrichter internationaler Wettkämpfe noch böse auf die Füße fallen. Islamischen Staaten, die israelischen Sportlern die Einreise verweigerten, wurden internationale Veranstaltungen entzogen. Wenn als russische Sportler keine deutsche Einreisevisa erhalten, dann könnten internationale Verbände den deutschen Verbänden die Ausrichtung von Veranstaltungen ebenfalls entziehen, weil sie diese Visa-Verweigerung als Angriff auf die Autonomie des Sports betrachten.
Sollte dies passieren, hätte die Innenministerin dem deutschen Sport einen Bärendienst erwiesen.
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Re: Judo WM 2023 in Doha

Beitrag von nur_wazaari »

Holger König hat geschrieben:
18.05.2023, 00:56
...
Solte dies passieren, hätte die Innenministerin dem deutschen Sport einen Bärendienst erwiesen.
Es fällt mir sehr schwer, hier eine abschließende Sichtweise zu entwickeln. Man kann die russischen Sportlerinnen und Sportler starten lassen. Aber dann auch mit allen Konsequenzen, unter Annahme aller Kritik, aller Nachteile und eben auch der Möglichkeit, dass diese gewinnen. Offenbar ist die IJF zur Akzeptanz dieser Konsequenzen nicht bereit. Die Einflüsse aus Russland scheinen aber noch immer immens zu sein, um es milde und möglichst wenig konspirativ auszudrücken.

Alle Seiten wissen außerdem genau, welche Bedeutung sportlicher Erfolg in Russland und Weißrussland hat. Er ist eines der wichtigsten Propagandamittel, auch gerne genommen, um "den Westen" zu denunzieren. Sportlerinnen und Sportler aus diesen Ländern sind elementarer Teil des politischen Systems, sie sind gewissermaßen politisch unmündig, sehr stark abhängig vom Gutdünken der obersten politischen Kaste und geradzu indoktriniert. Das sind auch keine neuen Erkenntnisse.

Man könnte nun entgegenhalten, dass dies ja hier auch so wäre. In Teilen mag das stimmen, allerdings gelten hier immer noch die verfassungsmäßigen Rechte und es wäre äußerst justiziabel, die bei den Sportlerinnen und Sportlern einzuschränken. Zum Beispiel wird sich ein Verband komplett unmöglich machen, wenn er die Meinungsfreiheit nicht achtet und Kadernominierungen davon abhängig macht. Gerade in heutigen Zeiten kommt sowas sehr schnell heraus und hat entsprechende Konsequenzen.

Für den einen oder anderen Großwettkampf in naher Zukunft übrigens sind Weißrussen unter ihrer eigenen Flagge gemeldet worden. Man gedenkt seitens der IJF wohl nicht, die eigene (Fehl-)Haltung zu überdenken oder einschlägig zu begründen. Die Kritik an der Zulassung ist im Übrigen auch vergleichsweise klein ausgefallen, das mediale Interesse einigermaßen gering. Und das, obwohl einige der Athletinnen und Athleten nachweislich und auch noch gut recherchierbar sehr wohl in der Armee tätig sind, sogar bei den Spezialeinheiten.

Es ist allerdings Unsinn anzunehmen, dass Sport in irgendeiner Weise autonom wäre. Wo soll das denn geregelt sein? Das Gegenteil ist der Fall, organisierter Sport ist ein wesentliches gesellschaftliches Instrument. Bei Leistungssport reicht die Bandbreite von hoher kultureller Bedeutung bis hin zu garstigem Propagandamittel.

Betont wird dieser Tage immer wieder und auch in Bezug auf die WM in Doha, dass Sport und insbesondere Judo verbinden würde, Brücken bauen würde. Nichts davon ist nachweislich der Fall, im Gegenteil. Die WM wurde zweckentfremdet, es gab viele peinliche Situationen, es wurde sogar ganz offenkundig politisch. Ironischerweise war auch genau der prestige-trächtigste Kampf, das Schwergewichtsfinale, ein Höhepunkt der völlig verfahrenen Situation.

Warum sollte Deutschland unter diesen aktuellen Bedingungen überhaupt eine Judo-Großveranstaltung ausrichten? Von mir aus auch andere große Sportveranstaltungen mit internationaler Beteiligung? Nie war das so sinnfrei und teilweise auch riskant, wie dieser Tage. An dieser Stelle fehlen auch dem Sport hierzulande die Mittel, um selbst Grenzen zu setzen.

Das hat auch alles nichts mit übersteigerter Moral oder falsch verstandener Ethik zu tun. Es ist schlicht auch eine Frage der Haltung.
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Verbände machen Verbändesachen

Beitrag von nur_wazaari »

Da wird aber mächtig Druck ausgeübt worden sein, von zwei Seiten. Nun sollten beide Seiten das gewünschte Ergebnis serviert bekommen haben:
IJF declares Inal Tasoev heavyweight World Champion as well
https://judoinside.com/news/6056/IJF_de ... on_as_well

Hätten ja auch beide Zweite werden können, nicht wahr...

Es ist nur noch lächerlich.
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