Judo WM 2022 in Taschkent

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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Uschi Martha
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Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Uschi Martha »

Hat jemand Lust, sich zu dem Wettbewerb auszutauschen?

Für den DJB ging es ja richtig gut los. Freut mich sehr für Katharina Menz, dass es mit der ganz großen internationalen Einzelmedaille geklappt hat. Das Finale hat mich allerdings etwas irritiert. Dachte immer, dass Guard-Pulling im Judo bestraft wird. Tsunodas "Ansätze" im Stand gingen schon sehr stark in diese Richtung. Muss man schon sehr wohlwollend als Tomoe-Nage-Ansatz bewerten. Bin aber auch nicht so firm in der Regelkunde. Liege ich hier falsch?

Insgesamt finde ich diesen newaza-lastigen Stil einiger japanischer Damen sehr interessant. Scheint der Konkurrenz Probleme zu bereiten. Bis 78 kg dürfte bspw. niemand große Lust verspüren, gegen Hamada gelost zu werden.
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nur_wazaari
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von nur_wazaari »

Hab jetzt ein paar Mal reingeschaut, unter der Woche werde ich keine Zeit dafür haben.

Dasselbe wie immer, mit dem Unterschied, dass man für Replays jetzt bezahlen soll. Die Kommentierung z.T. wirklich unterirdisch, gerade die großen Namen, die ich jetzt nicht nenne.

Das Judo weitestgehend taktisch geprägt, 80% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielen das Shido-Spiel, es scheint um einiges zu gehen.

Prognose: Der beste Kampf wird am Ende das Finale bis 66kg gewesen sein.
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Uschi Martha
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Uschi Martha »

Der heutige Wettbewerb bis 78kg unterstreicht Deine Aussage zum Shido-Game. Fand es dennoch spannend. Siegerin aus BRA hat es verdient. Den Ausgang hätten aber wohl vorab die wenigsten erwartet. Hamada früh raus und ohne Medaille ebenso wie Anna-Maria Wagner.

Ihr innerdeutsches Duell mit Alina Böhm war nicht unbedingt hochklassig. Frage mich aber, was Alinas Sieg mannschaftsintern bedeutet. Wird die Olympia-Quali nochmal spannend?

Schade, dass es im kleinen Finale für Alina nicht gereicht hat. Anna-Maria wirkte auf mich nicht so richtig fit. Ist bekannt, ob sie krank war?
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nur_wazaari
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IJF Masters

Beitrag von nur_wazaari »

In den sozialen Medien habe ich zu diesem Thema, etwas verspätet und auf das aktuell laufende Masters bezogen, einen interessanten Kommentar gefunden:
Als außenstehender Betrachter frage ich mich, was derzeit im Männerbereich los ist. Edu (Trippel) mal ausgenommen sind die Leistungen seit dem Trainerwechsel ja erschreckend. D. Ressel ist ein Schatten seiner selbst und nicht in der Nähe von internationaler Klasse. Heute war sein Gegner schon klinisch tot und mit 2 Shidos belastet. Aber Dominic war auch körperlich in keinem guten Zustand. Nichts mehr zu sehen von seinem atemberaubenden Judo. Bodenkampf wird nicht mehr gesucht und-oder angenommen. Stimmen die Gerüchte, dass es an Trainingspartnern fehlt und dass z.B. das Training der Topathleten im BLZ Köln kaum noch stattfindet? Ich gucke neidisch auf Aserbaidschan wo Richard Trautmann bei jedem Turnier Medaillien abräumt, so wie er das früher auch für Deutschland gemacht hat. Heute hat er schon wieder einen Kämpfer im Finale, gestern Bronce... Für Paris 2024 kann einem Angst und Bange werden. Die Konsequenzen für den DJB wären doch fatal, wenn das in Paris eine absehbare Nullnummer wird. Zeit zu handeln!
Woran mangelt es nun? Denn es mangelt, nicht nur bei den Männern.

Letztlich ist ein Wettkampf, insbesondere ja auch ein Ergebnis, immer nur eine Anekdote. Aber der Kommentator hat in meinen Augen recht - der DJB misst sich für die Außendarstellung nun mal an Wettkampfergebnissen und gemessen an diesem Kriterium scheint der Erfolg abzunehmen, jedenfalls der, den man in der Breite gerne hätte.
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HBt.
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Jerusalem = alle raus

Beitrag von HBt. »

Was erwartet der gemeine Sporttreibende denn überhaupt noch? Also ich bin völlig gesättigt, ... wo geht der nächste Flieger hin?!

Ich finde das alles nur noch traurig, zerfaserte Masse ist halt belanglos (aber mir geht auch das Weihnachtsspektakel auf den Geist, hätte Jesus nicht am 29.02.0000 das Licht der Welt erblicken können? Dann könnte ich mich im Vierjahresrhythmus auf das Fest der Liebe und des Friedens freuen).
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nur_wazaari
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von nur_wazaari »

Für mich sind die Weihnachtstage auch absolut nichts Besonderes - ich arbeite dann an Dingen, an die ich irgendwie das ganze restliche Jahr vorbeigelaufen bin. Den auf die Spitze getriebenen Konsumüberfluss, sogenannte Geschenke, irgendwelche aufwendigen Menüs...brauche ich persönlich gar nicht. Allerdings beobachte ich, dass das immer mehr Menschen so zu gehen scheint.

Ja, in Jerusalem alle raus. Auf Facebook brennt auch gerade eine Diskussion ab. Wird vom DJB aber wahrscheinlich wieder ignoriert werden oder es kommt das übliche "basta". Dass die ganze Fliegerei, der Aufriss, das Geschiss um die Punkte für die Olympiaqualifikation an sich überflüssig ist...in der aktuellen Form, in den aktuellen Zeiten sicher irgendwo...aber für die Verbreitung von (einer Art des) Judo sind die Wettkämpfe, der ehemalige olympische "Spirit"* schon auch hilfreich - nur nicht in dieser Form, finde ich.

*Ich finde, das Wort passt besser als Geist, wobei das im Sinne von "Gespenst" auch wieder passen würde...
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Uschi Martha
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Uschi Martha »

Woher stammt das Zitat denn? Finde die These zumindest interessant. Wo diskutiert man denn auf Facebook über Judo?

Allerdings besteht Judo-Deutschland gefühlt aus zu vielen Heulbojen, die seit Jahren den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Dabei kommt es dann zu einer extrem destruktiven und passiven Grundhaltung in vielen Bereichen. Man hat den Eindruck, dass früher Olympiasieger am laufenden Band produziert worden wären. Das war bei weitem nicht so, auch wenn man natürlich durchaus schon erfolgreicher war. Zudem ist in Sachen Leistungssport auch nicht alles schlecht im Jahre 2022:

- Katharina Menz wurde Vize-Weltmeisterin. Das ist m.W.n. die beste Platzierung einer deutschen Athletin bei einer WM in ihrer Gewichtsklasse überhaupt.

- Alina Böhm wurde Europameisterin und war im Halbfinale der WM. Die Damen des WJV haben in diesem Jahr wirklich abgeliefert.

- WM- und EM- Bronze für das Mixed-Team. Bei all diesen Wettbewerben stach die deutschen Mannschaft durch einen hervorragenden Teamspirit hervor. Das müsste doch auch die Puristen in Sachen Judowerte begeistern.

- Gerade im ersten HJ aber auch danach gab es doch einige Medaillen durch Wagner, Trippel, Garcia, Böhm, Olek, Butkereit, Frey ...

- Bis 78 kg bei den Damen ist der DJB wirklich stark besetzt mit Wagner, Böhm und nun auch Olek.

Könnte besser sein, ist aber auch nicht nichts.

Sehe es aber auch so, dass die Leistungen zum Jahresende eher mäßig und rückläufig waren, obwohl man ständig an internationalen Trainingscamps teilnimmt. Letzteres spricht eher nicht für zu lasche Randoris. Man kann als Außenstehender nur spekulieren, woran es liegt. Selbst in Jerusalem ist jeder Fall einzeln zu betrachten:

- Alina Böhm kam m.W.n. aus einer längeren Auszeit zurück. Sie war auch in Tokio nicht dabei.
- Anna-Maria Wagner hat seit der WM-Niederlage gegen Böhm ihren Flow verloren. Ihre Gegnerin war auch sehr stark und deren Wertung zumindest diskutabel.
- Edu Trippel kämpft in einem sehr engen Feld. An einem guten Tag kann er so gut wie jeden schlagen und an einem mittelprächtigen Tag ebenso gut gegen viele verlieren.
- Der Rest hat sich im erwartbaren Rahmen geschlagen. Vielleicht wäre bei Menz noch mehr drin gewesen.
- Was unabhängig von diesem Wettkampf mit den Herren Ressel und Wieczerzak seit Covid los ist, würde ich auch gerne verstehen. Das ist schon auffällig.
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nur_wazaari
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von nur_wazaari »

Ich will eigentlich überhaupt nicht auf Facebook referieren oder von dort zitieren, aber das Zitat stammt von dort und die Fragen sind schon die wesentlichen, meiner Meinung nach. Ist auch egal vom wem. Kann man einfach ersehen, wenn man die Kommentare der letzten Beiträge durchgeht.

Die deutsche NM ist konkurrenzfähig. Aber eben nur punktuell, über einen geringen Zeitraum des Jahres hinweg, nicht mit der immer wieder geforderten und darauf hingearbeiteten Planbarkeit. That's it. Bei den genannten Einzelkämpferinnen und Kämpfern hat das jeweils sehr unterschiedliche Gründe - einige waren relativ lange krank, einige haben die Gewichtsklasse gewechselt, bei einigen wird es andere Gründe haben.

Ist wie im sonstigen Arbeitsleben. Umstände, Bedingungen und Voraussetzngen ändern sich, Leistungen dahingehend auch. Vielleicht geht es auch wieder aufwärts, aber es gibt aus gesamtsystematischer Sicht Gründe dafür anzunehmen, dass dem nicht so einfach sein wird.
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Baumstamm »

Ich hab mir die Videos, die ich finden konnten angesehen. Mir ist aufgefallen, dass wirklich sehr wenig im Boden gekämpft wurde. Was ich eigentlich sehr schade finde. Wenn man es mal so betrachtet:
Stand: Gerangel (Griffkampf) ca. 30-40 sec. dann evtl. Wurfansatz oder Wurf etc, dann Bodengerangel ca. 2-3 sec, sofort "Mate" ab in den Stand. Wieso lassen die Kampfrichter das Gerangel (Griffkampf) im Boden nicht länger laufen, oder wieso wird nicht nach 2-3 sec Griffkampf im Stand auch "Mate" gegeben. (sehr überspitzt formuliert). Wie gesagt vielleicht ist dies nicht nur meine Meinung. :dontknow
Ein Baumstamm wird nicht gefällt, indem Mann dagegen läuft, dazu braucht Mann Kuzushi, Tsukuri, Kake, oder notfalls eine Axt.
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Fritz »

Baumstamm hat geschrieben:
23.12.2022, 07:57
Wieso lassen die Kampfrichter das Gerangel (Griffkampf) im Boden nicht länger laufen, oder wieso wird nicht nach 2-3 sec Griffkampf im Stand auch "Mate" gegeben.
Genau, das wäre doch überhaupt die Idee, weg mit vorschnellen Shido wegen Inaktivität, wenn im Stand nichts passiert außer "Griffkampf", dann ab in den Boden, so wie beim
Ringen ... ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Uschi Martha »

Diese Seite finde ich interessant:

https://www.ijf.org/wrl_nations?age=jun

Die IJF führt eine Nationenwertung für die drei Altersklassen Senioren, Junioren und Kadetten. Der DJB liegt bei den Senioren und Junioren erstaunlicherweise auf Platz 5. Bei den Kadetten rangiert man hingegen auf Platz 17.

Keine Ahnung wie aussagekräftig das ist. Man müsste mal spaßeshalber die Rankings vor 5-10 Jahren rausziehen und prüfen, ob ein Trippel oder eine Wagner dort bereits aufgefallen sind.
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Sportliches Messen

Beitrag von HBt. »

Wir alle wissen, wie ein Wettkampftag verlaufen kann, bzw. verläuft. Was soll der RANKING-MIst bringen? Auch das inflationäre POSING gefällt mir nicht; weniger ist mehr!
Uschi Martha
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von Uschi Martha »

Alles Mist ...
HBt.
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Re: Judo WM 2022 in Taschkent

Beitrag von HBt. »

Uschi Martha hat geschrieben:
23.12.2022, 13:38
Alles Mist ...
Nein, auch wenn ich persönlich Frust verspüre, würde ich soweit mit meinem Urteil über den weltweiten Zirkus nicht gehen.

Und erfolglos sind unsere deutschen Topsportler nun ja auch nicht, darüber hinaus kann man eine individuelle Leistung schwer messen oder kategorisieren.

"Alles Mist ..."
hier stimme ich nicht mit Dir überein.

Im Gegenteil,
ich bin sogar davon überzeugt, dass wir über einen breiten, leistungsfähigen Nachwuchs verfügen ...

Persönlich muss mir ja nicht alles gefallen, ich kann differenzieren.
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