Es ist eigentlich nur so ein Gedanke, aber ich habe diesen in den bestehenden Fäden bisher nicht gefunden. Wahrscheinlich habe ich es nur übersehen.
Inwiefern stimmen eigentlich die aktuellen IJF-Wettkampfregeln mit der Dynamik der Judotechniken, der Bewegungen die "gemacht" werden überein? Inwiefern unterbrechen oder fördern sie diese und deren Entwicklung - sowohl über die Entwicklung von "Technik" betrachtet als auch im Einzelfall, im Kampf, in dessen Dynamik? Macht sich in den Komissionen der größten (und kleinen) Judoverbände überhaupt jemand Gedanken drüber - vielleicht auch wissenschaftlich?
Mir kamen diese noch ungeschliffenen Fragen gerade aus mehreren ebenso vagen Überlegungen und Beobachtungen auf:
- Im Vergleich der in bewegungs- und von mir aus auch regelähnlichen Kampfsportarten zueinander; Ringen, Judo, evtl. mehr oder minder bedeutsame Hybride.
- Im Überlegen darüber, ob und wie sich eine Technik überhaupt entwickelt und wie das Lernen vonstatten geht - Dazu gibt es hier im Forum schon etwas Material, meine ich.
- Im Anschauen vieler Videos des letzten Masters und anderer Wettkämpfe, natürlich auch aus der eigenen Praxis heraus. Insbesondere in Betrachtung der vielen schweren Verletzungen in Qingdao (ich weiß nicht ob ich bei einem Wettkampf schonmal so viele größere davon auf einmal gesehen habe, Beispiele erspare ich mal).
- Der Bestrafung für, aus meiner Sicht jedenfalls, winzige Bewegungen aus "dem Fluss", teilweise ohne Wirkung, teilweise noch nicht mal zu 100% erkennbar. Z.B. Hand an der Judohose, angedeutetes Durchtauchen unter dem einseitigen Griff und ähnliche für das geweitete Judoauge schmerzhafte Eingriffe ins Wettkampfgeschehen.
- Der aktuellen Einordnung einer Technik in Tachi-waza in eine Bewertung mit Waza-ari oder Ippon - ich hatte den Eindruck, dass die gefährlichsten Abfangversionen nicht einmal irgendwelche Kopfbrücken sind (von denen gibt es nachwievor reichlich), sondern eher die Gelenke von Armen und Beinen betreffen.
To be continued...
Vielleicht denkt ja jemand was dazu. Ich finde bestimmt noch was...
Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
- nur_wazaari
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Was gefunden. Ein bisschen zumindest.
https://www.njv.de/inside-njv/alle-news ... 98f885e3e3
Und wenn die Grenzen zwischen den Wertungen doch scheinbar unaufhaltsam, unumkehrbar und im Zeitfluss "verschwimmen" - ja weshalb nicht gleich einfach jede Berührung mit einem Körperteil auf der Matte abgesehen von Fußsohlen als "Wertung" betrachten? In Tachi-waza, versteht sich. Ne-waza braucht doch sowieso niemand mehr...jedenfalls wenn das Erzielen eines "technischen Fortschritts" länger als 3 Sekunden dauert.
Im Übrigen finde ich dass doch so einige der Damen und Herren als Mattenkampfgerichte wirklich ein unsouveränes Bild abgeben (müssen); einfach aufgrund der ständigen Eingaben und "Befehle" von außen. Der ständigen Warterei. Der fehlenden Autonomie, die nunmal für Tatsachentscheidungen eine Grundvoraussetzung ist. Aber: Es passt zu Entwicklung der Sportart Judo im internationalen Bereich...
Nebenfrage: Wann ist eingentlich eine Technik wirksam verteidigt; wann hat diese nicht funktioniert? Dann, wenn es keine Wertung für Tori und gegen Uke gibt - gemäß Regelwerk? Der Umkehrschluss ist klar. Aber weiter zum Nichtfunktionieren: Wenn ich mich unter erhöhtem Risiko eine Wertung verhindernd abgefangen habe; hat die Technik dann ebenfalls nicht funktioniert? Es geht dabei nur um Tachi-waza, also Wurftechniken. Ne-waza ist in meinen Augen ein eigenes Feld, was sich ja auch im Regelwerk niederzuschlagen scheint.
Jedenfalls würde mich das alles bei der Kreation eines sinnvollen, entwicklungsfördernden Regelwerkes interessieren.
Schon klar: Das perfekte Regelwerk gibt es nicht.
Jo...wer denkt sich denn die Bewertungskriterien aus und braucht dazu dann ein "Care-System"? Schön wäre es ja, wenn sich "Care" auch maßgeblich auf die Gesundheit der Judoka beziehen würde - ich sehe nicht, dass gefährliche Handlungen in den Kämpfen wirklich unterlassen werden. Als lediglich unästhetisch empfundene, aber auch nicht gefährlichere Techniken hingegen werden schon unterlassen; ist ja auch logisch, wenn diese bestraft werden würden.Es bestätigte sich, dass das anfangs eher umstrittene Care-System bei den aktuellen Kampfregeln kaum noch wegzudenken ist. Da die Grenzen zwischen den Wertungen Ippon und Waza-ari immer mehr verschwimmen, ist der "Videobeweis" im Judosport von essenzieller Bedeutung für die korrekte Bewertung der Würfe.
Und wenn die Grenzen zwischen den Wertungen doch scheinbar unaufhaltsam, unumkehrbar und im Zeitfluss "verschwimmen" - ja weshalb nicht gleich einfach jede Berührung mit einem Körperteil auf der Matte abgesehen von Fußsohlen als "Wertung" betrachten? In Tachi-waza, versteht sich. Ne-waza braucht doch sowieso niemand mehr...jedenfalls wenn das Erzielen eines "technischen Fortschritts" länger als 3 Sekunden dauert.
Im Übrigen finde ich dass doch so einige der Damen und Herren als Mattenkampfgerichte wirklich ein unsouveränes Bild abgeben (müssen); einfach aufgrund der ständigen Eingaben und "Befehle" von außen. Der ständigen Warterei. Der fehlenden Autonomie, die nunmal für Tatsachentscheidungen eine Grundvoraussetzung ist. Aber: Es passt zu Entwicklung der Sportart Judo im internationalen Bereich...
Nebenfrage: Wann ist eingentlich eine Technik wirksam verteidigt; wann hat diese nicht funktioniert? Dann, wenn es keine Wertung für Tori und gegen Uke gibt - gemäß Regelwerk? Der Umkehrschluss ist klar. Aber weiter zum Nichtfunktionieren: Wenn ich mich unter erhöhtem Risiko eine Wertung verhindernd abgefangen habe; hat die Technik dann ebenfalls nicht funktioniert? Es geht dabei nur um Tachi-waza, also Wurftechniken. Ne-waza ist in meinen Augen ein eigenes Feld, was sich ja auch im Regelwerk niederzuschlagen scheint.
Jedenfalls würde mich das alles bei der Kreation eines sinnvollen, entwicklungsfördernden Regelwerkes interessieren.
Schon klar: Das perfekte Regelwerk gibt es nicht.
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Re: Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
Das wäre dann ja Sumo - gibt es schonnur_wazaari hat geschrieben: ↑20.01.2020, 10:41 Und wenn die Grenzen zwischen den Wertungen doch scheinbar unaufhaltsam, unumkehrbar und im Zeitfluss "verschwimmen" - ja weshalb nicht gleich einfach jede Berührung mit einem Körperteil auf der Matte abgesehen von Fußsohlen als "Wertung" betrachten? In Tachi-waza, versteht sich. Ne-waza braucht doch sowieso niemand mehr...jedenfalls wenn das Erzielen eines "technischen Fortschritts" länger als 3 Sekunden dauert.
Man könnte ja jeden Wurf nur mit Waza-Ari bewerten und Ippons für Würgen u. Hebel lassen
Oder man nimmt halt wieder die üblichen Ippon-Kriterien:
- voll auf den Rücken,
- Schnell und kraftvoll
- Kontrolliert (und zwar auch etwas über den Landungszeitpunkt hinaus)
Dann wäre es recht einfach, zwischen Ippon und Waza-Ari zu unterscheiden ...
Und es könnten schlampige Würfe wieder durch Bewegungsübernahme/Sutemi-Waza gekontert werden ...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
- nur_wazaari
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- Registriert: 02.10.2013, 10:59
Re: Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
Entgegen meiner ursprünglichen Intention schaue ich mir zumindest einzelne Kämpfe der aktuellen WM an.
Nun ja, zum Abschneiden der Deutschen muss man nicht viel sagen. Allerdings gab es schon einige äußerst merkwürde Entscheidungen, insbesondere solche, welche ganz normale Abläufe in der Bewegung unterbrechen bzw. sanktionieren. Anbei eines dieser merkwürdigen Beispiele:
Für diese Aktion hat der Kämpfer in Blau Hansoku-make kassiert. Unter welche Regelung das jetzt fallen soll, weiß ich nicht - das heißt, wo da eine "verbotene" Hebelwirkung gewesen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Ich stelle nur fest, dass die Regeln bei vielen Aktionen nicht ausreichend erscheinen, um das tatsächliche Geschehen abzubilden. Das sieht man auch an den zahlreichen Gesten der Unverständnis am Ende vieler Kämpfe. Gefühlt geht jeder zweite Kampf mit Kopfschütteln und vor Protest in die höhe gereckten Armen zuende. Aber das ist nur eine grobe Einschätzung.
Nun ja, zum Abschneiden der Deutschen muss man nicht viel sagen. Allerdings gab es schon einige äußerst merkwürde Entscheidungen, insbesondere solche, welche ganz normale Abläufe in der Bewegung unterbrechen bzw. sanktionieren. Anbei eines dieser merkwürdigen Beispiele:
Für diese Aktion hat der Kämpfer in Blau Hansoku-make kassiert. Unter welche Regelung das jetzt fallen soll, weiß ich nicht - das heißt, wo da eine "verbotene" Hebelwirkung gewesen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Ich stelle nur fest, dass die Regeln bei vielen Aktionen nicht ausreichend erscheinen, um das tatsächliche Geschehen abzubilden. Das sieht man auch an den zahlreichen Gesten der Unverständnis am Ende vieler Kämpfe. Gefühlt geht jeder zweite Kampf mit Kopfschütteln und vor Protest in die höhe gereckten Armen zuende. Aber das ist nur eine grobe Einschätzung.
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Re: Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
Verdammt attraktiv, solche Entscheidung, absolut ...
So bleibt der auch des Exotischen für den Zuschauer, man kann jetzt rätsteln, was der Kari gesehen zu haben glaubt, so bleibt es über den Kampf hinaus
höchst spannend ...
So bleibt der auch des Exotischen für den Zuschauer, man kann jetzt rätsteln, was der Kari gesehen zu haben glaubt, so bleibt es über den Kampf hinaus
höchst spannend ...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
Es gibt HM, wenn man den Gegner hebelnd wirft. Dies ist hier durch Blau geschehen, da die Technik ja vom Kari als Wurf gewertet wurde, er aber nicht genau den Arm sehen konnte.
Das Oberschiedsgericht hat sich das Video angeschaut und gesehen, daß Blau, wenn auch sicherlich nicht beabsichtigt, den Arm von Weiß zum Umdrehwurf etwas gehebelt hat. Pech gehabt!
Das Oberschiedsgericht hat sich das Video angeschaut und gesehen, daß Blau, wenn auch sicherlich nicht beabsichtigt, den Arm von Weiß zum Umdrehwurf etwas gehebelt hat. Pech gehabt!
- nur_wazaari
- 2. Dan Träger
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- Registriert: 02.10.2013, 10:59
Re: Wettkampfregeln und natürliche Bewegungen
Überzeugt mich in keinster Weise. Wenn man das einfach als Übergang in Ne-waza gewertet hätte, ohne Wazaari zu geben, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Das hätte man genauso gut noch nachträglich machen können, wenn man die Situation schon mit dem zweifelhaften Prädikat "verboten" überpinseln will. Im Übrigen kann ich auch im direkten Übergang bis hin zur Bodenlage zunächst keine größere Hebelwirkung erkennen. Da gibt es noch ganz andere Situationen, in denen die Hebelwirkung viel größer ist und gar nichts passiert seitens der Kampfgerichte. Z.b. bei diesen unseligen, mittlerweile manchmal eingesprungenen Eingängen zum einseitigen/einarmigen Sode-tsuri-komi-goshi...mickimiki hat geschrieben: ↑11.06.2021, 14:37 Es gibt HM, wenn man den Gegner hebelnd wirft. Dies ist hier durch Blau geschehen, da die Technik ja vom Kari als Wurf gewertet wurde, er aber nicht genau den Arm sehen konnte.
Das Oberschiedsgericht hat sich das Video angeschaut und gesehen, daß Blau, wenn auch sicherlich nicht beabsichtigt, den Arm von Weiß zum Umdrehwurf etwas gehebelt hat. Pech gehabt!
Was soll den Blau in vorliegender Situation also machen, als den völlig verunglückten Eingang von Weiß zu nutzen? Wie erwähnt, es gab mehrere fragwürdige Situationen, gerade auch am gleichen Tag. Insgesamt scheint mir das Judo im Profi-Bereich aktuell wieder unästhetischer zu werden.
Und bezüglich der angegrauten Oberkotten und der ganzen Geschichte rund um die Kampfgerichte sage ich an dieser Stelle lieber nichts...
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Aktuelles Beispiel
Wem will man diese Entscheidung plausibel erläutern (können)? Darüber hinaus stört mich (persönlich) die Elektrobande. Es bereitet mir keinerlei Freude mehr. Ich würde liebend gerne wieder den Sport genießen (können), als Zuschauer, doch es scheint mir unmöglich zu sein - für immer verschlossen.
Traurig.
Die im obigen Beispiel getroffene Entscheidung ist (in meinen Augen) schwachsinnig.
Gruß,
HBt.
Traurig.
Die im obigen Beispiel getroffene Entscheidung ist (in meinen Augen) schwachsinnig.
Gruß,
HBt.