Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
Fjala
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Fjala »

Unsere U11 Kinder gehen gerne auf Turniere. Es ist nicht schlecht schon mal hier und da Erfahrungen irund um den Wettkampf zu sammeln. Auch der Umgang mir Sieg und Niederlage wird schon mal geübt, was leider bei vielen Kindern allgemein heutzutage zu kurz kommt.
Trini hat geschrieben:PPS: Schwer haben es "Debütanten" in der U 14: Gerade weiß-gelb oder gelb, die dann plötzlich gehebelt werden und gar nicht wisssen, wie ihnen geschieht.
Bei der U14 müssen die Starter Gelb haben. Und wenn ich jemanden zu U14-Turnieren schicke, dann bekommt er/sie im Vorfeld gezeigt was Hebeln bedeutet. Unbedarft sollte man niemanden antreten lassen. Das wäre verantwortungslos.
Viele Grüße
Fjala
Trini
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Trini »

@ Fjala, bei Meisterschaften müssen sie gelb haben, bei diversen Einladungsturnieren nicht.
Und unser Orange-grüner Sohn hat sich im Dezember von weiß-gelb (Verbandswechsler??? - auf jeden Fall aus Russland) sogar besiegen "lassen".
Natürlich liegt es in der Verantwortung des Trainers, die Kinder entsprechend vorzubereiten.

Trini
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blackbelt
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von blackbelt »

"Judohexe doris" spricht mir aus der Seele mit ihren Kommentaren. Es gibt jede Menge irre Trainer und Eltern die sich eigentlich mal bewußt werden müssen, was sie den Kindern dort antun in dem Alter.

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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Grünschnabel »

Also ich habe auch nichts gegen u11 Turniere. Allerdings habe ich ein ernstes Problem mit der Organisation der meisten Wettkämpfe. Es kann und darf einfach nicht sein, dass ein so junger Judoka um 09:00 Uhr zum Wiegen erscheinen muss, dann Ewigkeiten auf seinen ersten Kampf wartet und danach noch bis in die Abendstunden in der Halle rumsteht, damit er seine (verdiente) Medaille abholen kann.
Solche Turniere stellen leider die Normalität - können auch den letzten Funken Motivation bei den Kleinen und deren Betreuern kaputt machen. In einem der letzten Judomagazine gab es dazu einen sehr interessanten Artikel.
Weiterhin glaube ich, dass die Kinder in diesem frühen Stadium sowieso komplett überfordert sind. Sie müssen einfach auf zu vieles achten: Wann werde ich aufgerufen? Wo muss ich mich hinstellen? Was zum Teufel meint der Kampfrichter eigentlich mit seinen meist zur Hälfte verschluckten Kommandos?... Diese Liste könnte man immer weiter führen.
Natürlich ist es die Aufgabe der Trainer/Betreuer, auf diese Dinge zu achten und die Zwerge darauf vorzubereiten, wird aber trotzdem ein Problem bleiben.
Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen hat man in Hessen die Regelung eingeführt, dass ein Kind nur dann Bezirksmeister werden kann, wenn es auch an allen 3! Bezirksmeisterschaften teilnimmt. Wer also 2mal den ersten Platz belegt hat und leider beim 3.Termin nicht mitmachen kann, weil er krank ist, hat Pech gehabt :angry4 !
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Fritz
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Fritz »

Ja, die liebe Organisation: Allerdings setzt sich (zumindest bei uns in Berlin) immer mehr
der Trend durch, gestaffelte Wiegetermine anzubieten und die Siegerehrung unmittelbar
nach der entsprechenden Altersklasse durchzuführen...
Grünschnabel hat geschrieben:Weiterhin glaube ich, dass die Kinder in diesem frühen Stadium sowieso komplett überfordert sind. Sie müssen einfach auf zu vieles achten: Wann werde ich aufgerufen? Wo muss ich mich hinstellen? Was zum Teufel meint der Kampfrichter eigentlich mit seinen meist zur Hälfte verschluckten Kommandos?... Diese Liste könnte man immer weiter führen.
Dafür sollte man genug Betreuer mit zum Wettkampf nehmen, also Trainer, Hilfstrainer, engagierte Eltern,
ältere Jugendliche usw... Ach ist eine gute Sache, ein paar Trainingstermine vorher bei den
Anfängern zu üben, wie das ist mit dem Wettkampf - also Wertungstafel aufbauen, erklären wo wer hin
muß, welche Kampfkommandos wichtig sind usw...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Anfängerin08 »

So, etliche "meiner" ex-U11er haben ihren ersten Wettkampf in der U14 gehabt. Es war absichtlich ein vom Kyu-Grad beschränktes Turnier und sie haben sich souverän geschlagen. Klar sind die Kinder (!) nicht ausgewechselt und zu Kampftieren mutiert, aber für sie war es nicht Aufregung pur. Sie haben bekannte Gesichter wiedergetroffen, sich mit anderen neu angefreundet und dann auch gut ihre Wettkämpfe absolviert, angefeuert von den Vereinskameraden.

Sie wussten, wie man sich auf der Matte verhält (und auch neben der Matte), verstanden die Kommandos der Kampfrichter und waren voll bei der Sache.

Das war, was ich mir für sie erhofft habe, dass sie durch die Turniere im kleinen Rahmen der U11 fit machen für die U14. Und teilweise haben sie auch schon Hebel und Tani-otoshi angewendet, für sie im Wettkampf Neuland. Aber durch das Training gewohnt und geübt.

Jetzt "nerven" die U11, wann sie endlich wieder kämpfen dürfen.

Daher bin ich froh, dass es Turniere für die U11 gibt und ich die Kinder nicht auf Jahre hinaus vertrösten muss.

Gruß Anfänger
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Ko-soto-gake »

Grünschnabel hat geschrieben: Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen hat man in Hessen die Regelung eingeführt, dass ein Kind nur dann Bezirksmeister werden kann, wenn es auch an allen 3! Bezirksmeisterschaften teilnimmt. Wer also 2mal den ersten Platz belegt hat und leider beim 3.Termin nicht mitmachen kann, weil er krank ist, hat Pech gehabt :angry4 !
Naja, um mal bei der Wahrheit zu bleiben: Es sind nur zwei Termine, der dritte ist dann die Siegerehrung (+ Lehrgang). Wenn man bei der krank ist, bekommt man die Medaille eben mitgebracht.
Ich muss sagen, dass ich diese Regelung gar nicht so schlecht finde: Ich habe drei Termine im Jahr, die ich mit meiner U11 anfahre und gut ist. Für mehr Turniere hat unser Verein sowieso nicht die Kapazitäten (Trainer, Betreuer usw.).
Und was ist schon ein Bezirksmeistertitel? Darum geht es den Kleinen doch noch gar nicht bzw. sie wissen mit dem Begriff gar nichts anzufangen. Ich hatte letztes Jahr auch einen, der am ersten Termin erster wurde und am zweiten leider krank war, der hat am Ende dann seine Bronzemedaille bekommen und war trotzdem glücklich.

(Zur Info für die anderen: Die Platzierungen der ersten beiden Termine werden nach einem Punktsystem addiert und man bekommt die entsprechende Medaille dann beim dritten Termin. Falls man beide Tage da war und jedes Mal "nur" Dritter wurde (es sind immer 4er-Pools) bekommt man trotzdem auf jeden Fall eine Bronzemedaille.)

Was die Organisation angeht, stimme ich aber zu: Das ist wirklich ein Unding. Allerdings wird da glaube ich in letzter Zeit auch verstärkt mit so genannten "Randori-Turnieren" (?) versucht entgegenzuwirken, bei denen die Kinder dann danach bewertet werden, wie vielseitig sie kämpfen und bei denen der Kampf nicht nach dem ersten Ippon zu Ende ist.
Eine Gelegenheit, den Mund zu halten, sollte man nie vorübergehen lassen.
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Shinbashi
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Shinbashi »

Es geht auch anders. Wir waren auf 2 U11 Turnieren die sehr gut organisiert waren. (Osterturnier in Zeiskam und Heinrich Weber Gedächtnis Turnier in Ludwigshafen) Beide wurden im Poolsystem ausgetragen und gewonnen hatte erst der, der 2 Ippon "zusammen" hatte. Die Kinder wurden poolweise neben dem Punkterichter-Tisch gesetzt und max. 1 Betreuer pro Verein dazu. Siegerehrung war für Mädchen und Jungen getrennt. In Ludwigshafen waren nur die roten und weissen Kampfgürtel erlaubt. (so wusste keiner was der andere hat) Die Betreuung haben wir geteilt, so daß welche die Buben und die anderen die Mädchen betreut haben. So mussten nicht alle bis zum Schluss bleiben.

shinbashi
Gruß
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katana
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von katana »

Ich muß sagen, dass sich die angeführten Argumente oft um sich selbst drehen.
Im Vordergrund scheinen hier auch immer die "körperlichen" Vorraussetzungen, sowie die organisatorisch
bedingten zu sein. Und wie immer glauben einige Herrschaften, dies mit Reglements oder Verboten beheben zu können.
Zum Einen muß man einmal klarstellen, daß das Betreiben einer Sportart (oder was auch immer) in einem
Verein, in erster Linie eine freiwillige Freizeitbeschäftigung ist. Zumindest war das früher
einmal so.
Jedes Verbot führt also zwangsläufig dazu, daß das "Frei"-Zeitbestreben in andere geeignetere Richtungen
ausweicht. (Andere Sportarten, Vereine, Verbände etc.) :P

Ich denke auch, daß die pauschale "Scherung" über den Alterskamm (auf Grund der "statistischen" körperlichen Voraussetzungen) absoluter Humbug ist.
Es zeugt nur von Unfähigkeit, die wahren Probleme zu beheben.
Was zu reglementieren ist, muß sich ausschließlich auf die Rahmenbedingungen beschränken.
Ein Turnier, bei dem Judoka um 8.00 oder 9.00 anwesend sein müssen und um 17.00 das erste oder
zweite Mal kämpfen, gehören verboten. Und zwar in jeder Altersklasse.
Es ist eine Unverschämtheit den Kämpfern gegenüber. :angry4
Daß sich dazu keine Zuschauer finden (außer den"erfolgsgeilen" Eltern) ist selbstverständlich.
Ein Turnier, bei dem die Halle so überfüllt ist, dass Verletzte zwischen den Füßen der stehenden Zuschauer
behandelt werden müssen (wie jährlich bei einem Münchner Verein) ist eine unverschämte Zumutung
an alle Teilnehmer. :angry4
Diese Rahmenbedingungen gehören strikt verboten. Leider ist es hier mit der Initiative der Funktionäre
nicht weit her. (Schließlich gehts hier ja ums Geld)
Daß man die U11, 9 oder was es sonst so gibt, von solchen Zuständen fernhalten muß, ist unumstritten.
Ebenso von gewissen Vorbildern, wie z.B hohe Funktionsträger, die bei den Turnieren in zigarettenrauchenden
Trauben den ankommenden Gästen beim Eingang der Sportstätte Spalier gewähren, oder gewissen
Hauptkampfgerichten, die Bildzeitung-lesend dem Geschehen der Finalkämpfe beiwohnen.
Nichtsdestotrotz ist es nicht der richtige Weg, den Mißständen zu begegnen, indem man die "zu schützenden" Teilnehmer aussperrt.
Was die körperliche (auch technische) Eignung betrifft, steht hier einzig und allein der zuständige Trainer
in der Verantwortung, insofern er über die Entscheidungsgewalt verfügt.
Übereifrige Eltern, zumal wenn sie im Vorstand organisiert sind, gehen oftmals auch eigene Wege.
Schließlich wissen Sie :ironie3 am Besten, wann ihr Sproß für den Wettkampf oder den Gelbgurt (Einstiegsbedingung) geeignet ist.
Hier sind natürlich auch die Prüfungsbeauftragten und Prüfer in der Verantwortung, die bezgl. der technischen Eignung (im weiten Sinne, Umgang mit Uke, etc.etc.) an der regulierenden Position sitzen.
Also, was die Regulationsmöglichkeiten betrifft, sehe ich keinen weiteren Bedarf, würde man nur die nutzen,
die ohnehin vorhanden sind. (haben wir das nicht schon mal gehört ?)

Viel viel wichtiger erscheint mir aber ein anderer Punkt: Der psychologische Aspekt!
Der Umgang mit Sieg und Niederlage.
Natürlich möchte jeder ein Erfolgserlebnis haben. Aber in einer Sportart, in der sich der Erfolg durch die
Niederlage des "Gegenübers", (um den Begriff Gegner zu vermeiden) auszeichnet, ist dies schlichtweg nicht möglich.
Also verbieten wir nun die Niederlagen durch irgendwelche pädagogisch wertvollere Turnierversionen.
Was soll das ????
Ich habe es satt, nur noch Eltern und Kinder anzutreffen, für die es selbstverständlich geworden ist,
daß sie immer die Gewinner sein müssen. :irre
Und wenn es dann (der Tag wird kommen) zum ersten Mal auf die Mütze gibt, ist vom Kampfrichter, über den unfairen Gegner, bis hin zum inkompetenten Trainer jeder schuld,........ nur nicht unser Liebling. Schließlich war das ja noch nie so. :BangHead
Ich denke, daß hier der Umgang mit Sieg und Niederlage ein Thema ist, daß gründlichster Aufarbeitung bedarf.
"Der Kampf findet in einem selbst statt", wie es so schön heißt.
Je früher die Kinder (und Eltern) sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, daß
Sieg ... gleich Niederlage für einen anderen bedeutet :angry4 , und daß auf einem Turnier mit
weiß der Kuckuck wievielen Teilnehmern nicht jeder Erster sein kann , desto besser. :alright
Ist das nicht der grundlegendste Wertgedanke in einer Gesellschaft überhaupt?

Wichtig ist doch das Gewinnen !!!!
Und das ist unabhängig vom Sieg !!!


Auch hier sind die Trainer (und Eltern) gefordert, geeignete Ziele zu setzen.
Das kann schon damit beginnen, eine Niederlage ohne Heulen einzustecken, oder einen kleinen Punkt zu machen, über die Zeit zu kommen und würdevoll mit einem Lächeln dem Gegner Respekt zu bezeugen,
... was auch immer ....... Ist das nicht der WEG, das DO, um das es hier geht ???

Warum sollen wir ausgerechnet den Kleinsten dieses höchste Erfahrungs Gut eines funktionierenden Miteinanders, auch im Wettstreit, vorenthalten???!!! :dontknow

Ich denke die traurige Antwort ist sehr einfach,

Weil es gewisse Herrschaften selbst nie anders gelernt haben!

Die Verbieter und Reglementierer sind die , deren eigentliche Persönlichkeitsentwicklung selbst
verboten und reglementiert worden ist.

Ich denke hier passt leider kein Smilie....................

Ob ein Judoka frühzeitig aufhört,
also seinen Dienst quittiert, ohne die erwarteten Medaillen für den Verband einzubringen,
hängt nicht davon ab, wie alt er ist, oder wie lange er Judo macht,
sondern von der Einstellung zum Judo.
Das sind nämlich erfahrungsgemäß die, denen es nur um die Medaillen ging, also die Verbandsziele!?
Ein Widerspruch ?????

KK
Zuletzt geändert von Christian am 09.06.2009, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zwei Beiträge zu einem vereint.
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Trini »

Das hast Du wunderschön geschrieben, Katana!!

Komischerweise diskutiert beim Fußball (bis runter zur G-Jugend) oder beim Turnen, Schwimmen etc. keiner um den pädagogischen Wert von Sieg und Niederlage.

Trini
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von tutor! »

Viele wichtige Dinge auf den Punkt gebracht! Chapeau!
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Mitesco »

Sehr wertvolle Worte, Katana! Danke dafür!

Wer Englisch liest, kann über dieses Thema noch mehr lesen: http://judo.forumotion.co.uk/tatami-jud ... i-t174.htm . Eine Menge zum Nachdenken...

Mitesco (http://www.mitesco.nl)

"Man kann man sagen, dass die Lehre von Judo einen aus der Tiefe der Verstimmung in ein Stadium energischer Tätigkeit mit einer frohen Hoffnung in die Zukunft führen kann." Jigoro Kano
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Re:

Beitrag von Shinbashi »

Speedy hat geschrieben: Und wenn alle Bundesländer keine Wettkämpfe in der U11 ausführen, wem Gegenüber fehlt denn dann die Praxis, wenn alle gleich anfangen?
Im internationalen Vergleich. Wenn man in Europa die Turniere beobachtet, gibt es reichlich Veranstaltungen U 11 / U 10.
(Venray in Holland oder Kufstein in Österreich) Ob man da unbedingt mithalten muß, ist Ansichtssache. Warten wir ab, bis die jetzt erfolgreichen Kinder erwachsen sind und bei EM/WM oder Olympia starten.

shinbashi
Gruß
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Trini »

@shinbashi

Ob die erfolgreichen U11-Starter wirklich die erfolgreichen Erwachsenen werden, ist wirklich fraglich.
Sichtungsveranstaltungen in U11 zu machen und schon einen Kader aufzubauen, halte ich auch für wenig sinnvoll.

Aber, Turniere in der U11 finde ich aus Sicht der Mutter gut und richtig (lieber im Poolsystem als Doppel-KO), denn sonst wandern die Kinder wirklich zu den Ballsportarten, zum Schwimmen, Turnen, zur Leichtathletik ab. Und ob sie später zum Judo zurückkehren, ist mehr als fraglich.

Trini
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von theodor »

Also,
ich möchts mal an meinen 3 Kindern darstellen. 2 Jungs (11/7) und ein Mädchen (4).
Der Große hat schon mal mit 8 Jahren Karate gemacht, auch den gelben Gürtel bestanden und dann aufgehört, weil es dort "nur" Theorie gab. Beide Jungs machen nun 1,5 Jahre Judo, haben derzeit den weiß-gelben Gürtel. Der Kleine war auch schon auf seinem 1. Turnier (Einladungsturnier von 4 Vereinen), hat glatt seinen 1. Kampf souverän gewonnen, die folgenden 3 dann verloren, waren aber alle einen Kopf größer als er. Es hat ihm Riesenspass gemacht.
Die Schwester ist oft beim Training Zuschauer und will zuhause den Papa immer mal werfen, hat sich die Bewegungen auch schon sehr gut abgeschaut. Sie geht seit kurzen zum Vorschulkinderjudo (mehr Bodenturnen + bissl Vorübungen zur Fallschule + Haltegriffe, keine Würfe) und meckert schon, warum sie keine Würfe machen darf.....

Bei Fußball, Handball und anderen Sportarten wird ab 6 Jahren während der Saison JEDES Wochenende ein Spiel ausgetragen, manchmal gewinnen die Kleinen 5:0, manchmal verlieren die 10:1. Nach der Niederlage sind sie sauer, nach dem Sieg stolz.........

Und beim Judo sollen sie, wenn sie mit 7 Jahren anfangen, wirklich 4 Jahre lang auf ihr erstes wirkliches Kräftemessen (Trainingskämpfe sind für die kein echtes Kräftemessen !!) warten ????
Gruß
Theodor
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Ronin
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Ronin »

Ich finde es irgendwie schade, dass Judo immer mit Fußball und solchen Sachen verglichen wird. Na klar geht es dort um's "Spiel" am Wochenende. im Judo ist das nicht so und irgendwie scheint das immer mehr in Vergessenheit zu geraten.

Ich habe mehr und mehr das Gefühl - und verschiedene Äußerungen in diesem Faden bestätigen dies - dass die Kleinen ohne das Turnier gar nicht wissen, wofür sie eigentlich trainieren, dass ist ein großes Vermittlungsproblem bei den Trainern und ein genauso großes Problem auf Seiten der Eltern, weil die Kinder eigentlich erst mal "nur" beschäftigt sein wollen und Spaß haben, dafür brauchen sie bei richtigem Training dann auch kein Turnier.

Ich habe weiter oben schon gesagt, dass ich Turniere in den untersten Altersklassen vollkommen unnötig finde und führe als Beispiel immer wieder Frankreich an, hier wird - vereinfacht gesagt - bis 14 nur Judo gespielt und die halten ihre Judoka wesentlich länger bei der Sache als wir.

Übrigens WM 2009 Medaillenspiegel:

3. Platz Frankreich
12. Platz Deutschland

Das Abschneiden wurde vom Präsidenten des DJB schon als besser als erwartet bezeichnet.
Das sollte doch schon mal einiges Nachdenken auslösen, oder?
jankle
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von jankle »

Hab selbst einen Sohn (9) und war auch schon öfters auf Turnieren. Bis jetzt gab es da überhaupt keine Probleme und die Turniere waren immer auf die Kleinen zugeschnitten. Ab und an drehen einige Betreuer zu sehr an Uhr und brüllen ihre Schützlinge an, dass find ich nicht so gut und ist in diesem Alter nicht angebracht!
Schönen Tag und Gruß vom Feuerspucker Jan - So kann es bleiben...
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Fritz
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Fritz »

Ronin hat geschrieben:Ich habe mehr und mehr das Gefühl - und verschiedene Äußerungen in diesem Faden bestätigen dies - dass die Kleinen ohne das Turnier gar nicht wissen, wofür sie eigentlich trainieren, dass ist ein großes Vermittlungsproblem bei den Trainern und ein genauso großes Problem auf Seiten der Eltern, weil die Kinder eigentlich erst mal "nur" beschäftigt sein wollen und Spaß haben, dafür brauchen sie bei richtigem Training dann auch kein Turnier.
Da sprichst Du lapidar das Grundproblem an:

Wofür trainieren denn eigentlich die Kleinen?

Um "nur" beschäftigt zu werden, müssen sie nicht zum Judo gehen, das können sie eigentlich überall haben...
Wegen der "Leibesertüchtigung"? - Das mag evt. ein Kriterium für die Eltern zu sein, aber die Kinder
werden das Wort nicht mal kennen.
Selbstverteidigung? - Fast jeder Anfänger, den ich nach seiner Motivation befrage, gibt dies als Grund an (der
andere Grund ist - "Mutti/Vati haben gesagt..." ;-)) - also wie sieht es damit aus, wer macht schon was mit
den Kurzen in Richtung SV?

Letztendlich läuft es darauf hinaus, daß "Kämpfen" als Zweck des Trainings angesehen werden sollte...
(auch als eine Voraussetzung für die SV)

Leider wird "Kämpfen" von "den Trainern" gern verwechselt, mit "Turniere gewinnen"...

"Wettkämpfe" für die Kinder haben schon ihren Sinn, allerdings müssen sie da auch "kämpfen" können und
nicht nach nur zwei (verlorenen) Kämpfen nach Hause gehen dürfen.
Also ich bin klar für Poolsysteme, auch für Sonderformen,
wie Sieg durch Sanbon, sind manchmal nicht schlecht...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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DirkHRO
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von DirkHRO »

Ronin hat geschrieben:Übrigens WM 2009 Medaillenspiegel:

3. Platz Frankreich
12. Platz Deutschland

Das Abschneiden wurde vom Präsidenten des DJB schon als besser als erwartet bezeichnet.
Das sollte doch schon mal einiges Nachdenken auslösen, oder?
Es gibt mehrere verschiedene Medaillenspiegel, die alle anders rechnen. Bei ippon.org etwa ist Deutschland im Medaillenspiegel nur auf Platz 18, was aber daran liegt, dass schlichtweg zum Beispiel eine einzelne Silbermedaille höher gewertet wird als zehn Bronzmedaillen. Sprich ein Land würde mir einem Top-Athleten der Gold holt schon besser sein als ein anders, welches über die Breite gesehen mehrere Top-Athleten hat, die aber alle aus Pech oder Unvermögen den Sprung nach ganz oben verpassen. Lediglich Japan und Südkorea haben mehr Medaillen erkämpfen können, als die Deutschen.
Ich finde, du verzerrst das Bild ein wenig, denn ich denke, dass vier Medaillen unter den besten Judoka der Welt wirklich sehr gut sind.

Back to topic:
Ich trainiere die kleinen aus verschiedenen Gründen!
1. Weg mit den Kids von der Straße -> sinnvolle Freizeitbeschäftigung
2. Deutschland bewegt sich ;)
3. Mit der Sportart Judo den Charakter der Kinder mit zu formen (Erziehung)
4. Gemeinschaft
5. Wettkampfsport!

--> alles natürlich auch im Sinne des Spaßfaktors

Für mich als Wettkämpfer von klein an, gehörten die Wettkämpfe immer zum Judo dazu. Und ich finde das auch wichtig für die Kleinen. Sie können ihr Gelerntes unter härteren Bedingungen anwenden, Erfolge feiern, Niederlagen einstecken. Die beiden letzt genannten Dinge wollen auch gelernt sein.
Ich trainiere den Großteil meiner Gruppe (U12 bis U17 hoch), um sie auf Wettkämpfe vorzubereiten. Einige der Gruppe sind nicht so wettkampfbegeistert, was auch OK für mich ist. Schließlich sollen alle den Spaß am Judo behalten. Das ist das allerwichtigste.
Klar ist aber auch für mich, dass wenn ich nur Breitensportler trainieren sollte und ganz oder fast ohen Wettkämpfe mit den Kleinen auskommen sollte, würde mir das Trainieren auch nicht mehr soviel Spaß machen. Denn meiner Meinung nach, gibt es nichts besseres bei dieser Kampfsportart, als sich mit anderen zu messen. Judoka anderer Vereine, anderer Bundesländer, anderer Länder. Je nachdem, wie "gut" der Judoka ist.
Nur bei Wettkämpfen gerät man (normalerweise) immer wieder an andere Gegner, so dass immer neue Verhaltensweisen gelernt werden müssen, weil ja doch alle irgendwie anders kämpfen. Das geht beim Training nicht.

Letztendlich kommt es immer auf den Trainer an, wie der mit der Situation umgeht, wenn sein kleiner Schützling auf der Matte gerade nach 3 sec gewonnen oder hart verloren hat. Er muss den Kleinen auffangen, bestärken, motivieren.
Es gibt keine Grundregel, ob U11 Judoka alt genug sind, um Wettkämpfe zu bestreiten. Jeder ist anders. Wenn man meint, dass der Lütte eben noch nicht so weit ist, soll er es bleiben lassen. Fakt ist: Fangen die kleinen Judoka (spätere Wettkampfjudoka) erst in der U14 an mit Wettkämpfen, fehlt ihnen meiner Meinung nach ein entscheidender Teil ihrer Wettkampfentwicklung - "das Ausprobieren". Beide Gegner probieren viel. Sie machen die Erfahrungen, dass gewisse Dinge klappen, andere nicht. Was muss ich kleiner Judoka nun verändern, um beim nächsten mal den Wurf besser hinzukriegen? Sie müssen Erfahrungen machen.
In der U14 haben viele Kämpfer schon Taktiken entwickelt, die sie durchführen. Kommt nun ein kleiner 10jähriger Junge der Ende des Jahres erst 11 wird und somit lt. DJB U14 kämpfen darf (muss) und hat noch nie oder ganz wenig Wettkämpfe bestritten, wird er schon nicht zum Erfolg kommen, weil der U14er (viell. sogar letzter Jahrgang) viel mehr Erfahrungen gemacht hat. Er weiß, worauf es ankommt und bevor der jüngere seine Probierphase beginnt, hat der ältere ihn schon den Buckel vollgehauen.

Also wie gesagt, es kommt auf die Trainer an. Manchmal reicht schon Gewinnen eines Kampfes oder das Anwenden einer neuen Technik. Man muss es den Kids nur richtig verkaufen.

Selbstverständlich kommt es auf die Machart der Turniere an. Für U11/U12 (bei uns im Land gibt es die AK U12, wo auch Bestenermittlungen durchgeführt werden) reichen kleinere Turnier, gerne in gewichtsnahen Gruppen und jeder mit 3-4 Kämpfen. Kinderfreundliche Atmosphäre, Kampfrichter, Trainer und ein zügiger Ablauf ohne großes Vorstellen der Politik-Prominenz bei der Begrüßung.

Grüße, Dirk
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Ronin
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Re: Wettkämpfe U 11: Ja oder Nein?

Beitrag von Ronin »

DirkHRO hat geschrieben:Es gibt mehrere verschiedene Medaillenspiegel, die alle anders rechnen. Bei ippon.org etwa ist Deutschland im Medaillenspiegel nur auf Platz 18, was aber daran liegt, dass schlichtweg zum Beispiel eine einzelne Silbermedaille höher gewertet wird als zehn Bronzmedaillen. Sprich ein Land würde mir einem Top-Athleten der Gold holt schon besser sein als ein anders, welches über die Breite gesehen mehrere Top-Athleten hat, die aber alle aus Pech oder Unvermögen den Sprung nach ganz oben verpassen.
Naja, habe eben mal ippon.org angeschaut, auch da liegt Frankreich vor Deutschland.

Vielleicht sollten wir alle mal wieder daran arbeiten, dass Judo im Kinder-und Jugendbereich wieder das wird, für das es mal gedacht war:
Vorbereitung auf das Erwachsenen -(Judo)-Leben.

Aber Dirk, du sagst es schon richtig, was sollst du auch tun ohne Wettkämpfe.
Schade, schade, schade...
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