Verbot der Gürtelprüfung

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User1211
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Verbot der Gürtelprüfung

Beitrag von User1211 »

Darf ein Judotrainer die Gürtelprüfung verbieten, obwohl man alles für sie kann und auch alt genug ist? Er hat gemeint, er würde einen, wenn man sie macht, aus dem Verein werfen? Darf er das einfach so machen oder ist das verboten?
Holger König
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Re: Verbot der Gürtelprüfung

Beitrag von Holger König »

Hast Du mal den Vorstand Deines Vereins angesprochen? Weshalb hat der Trainer diese Entscheidung gefällt, wird diese Entscheidung vom Vorstand mitgetragen? Sollte es im Verein nicht stimmen, besteht die Möglichkeit zu einem Vereinswechsel (Anderer Verein in der Nähe?)?
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Fritz
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Re: Verbot der Gürtelprüfung

Beitrag von Fritz »

User1211 hat geschrieben:
20.08.2020, 22:50
Darf ein Judotrainer die Gürtelprüfung verbieten, obwohl man alles für sie kann und auch alt genug ist? Er hat gemeint, er würde einen, wenn man sie macht, aus dem Verein werfen? Darf er das einfach so machen oder ist das verboten?
Rein formal glaube ich nicht, daß Ablegen einer Prüfung ohne Zustimmung des Trainers in Deinem Verein als Ausschlußgrund niedergeschrieben ist.
ABER:
Laut Prüfungsordnung ist es in der Regel so, daß der Verein bei Prüfungen zustimmen muß. Zumindest bei Prüfungen außerhalb des Vereins. Bei Prüfungen außerhalb des LVs muß auch der Landesverband des Prüflings zustimmen.
Bei Prüfungen innerhalb des Vereins kann man allerdings davon ausgehen, daß irgendwer ja entscheiden muss, wer auf die Prüfungsliste kommt.
In der Regel sind das die zuständigen Trainer, denn die kennen "ihre" potentiellen Prüflinge ja.

Der korrekte Ablauf bzgl. Prüfungen ist jedenfalls dieser:
- der Sportler kommt regelmäßig zum Training und ist dort fleißig und übt und wird besser.
- der Trainer beurteilt den Fortschritt des Trainierenden und wenn der Trainer dann irgendwann der Meinung ist: Hmm, XYZ ist kein n. Kyu mehr vom Leistungsstand und der persönliche Entwicklung her,
redet er mit dem Sportler XYZ und eröffnet ihm die Möglichkeit, sich auf die Prüfung zum n-1. Kyu vorzubereiten. Das macht der potentielle Prüfling dann, idealerweise so, daß er die in der Prüfung geforderten
Sachen nicht nur mit exakt einem Uke vorzeigen kann, irgendwann schaut der Trainer noch mal drüber und wenn er (der Trainer) dann der Meinung: "Paßt!" ist, wird der potentielle Prüfling auf die Prüfungsliste der nächsten
Prüfung gesetzt.
Wie an meine Ausführungen zu erkennen ist, spielen da: "ich hab das Mindestalter erreicht und "ich kann alles für die Prüfung" in diesem Ablauf überhaupt keine Rolle. ;-)

Kommen wir also zu dem Fall, daß es ein Prüfling schaffen sollte, seinen Namen auf irgendeine Art auf irgendeine Prüfungsliste zu bekommen, ohne daß obiges Prozedere durchlaufen wurde.
Hier würde ich zwei Szenarien unterscheiden:
a) Entweder der Trainer ist auch selbst der Prüfer - dann würde ich stark davon ausgehen, daß es sehr schwer wird, diese Prüfung zu bestehen.
b) Es handelt sich um einen externen Prüfer, der sehr wohlwollend, am Minimum der Prüfungsanforderungen orientiert (was er muß) prüft und der Sportler bekommt damit einen Gürtel, für den er aus Sicht seines Trainers eher nicht geeignet ist.

Weiterhin hat der Sportler durch die Prüfungsteilnahme dokumentiert, daß er seinen Trainer als Trainer nicht mehr achtet u. akzeptiert.
Damit ist im Grunde genommen das Lehrer-Schüler-Verhältnis kaputt. Aus Sicht eines Trainers stellt sich dann sofort die Frage: Ist jemand, der entgegen seiner Vorgaben bzw. fachlichen Meinung
handelt, nicht ein Risiko für die Trainingsgruppe: Diesmal war es "nur" eine Prüfungteilnahme, beim nächsten Mal setzt der Sportler sich vielleicht über eine trainingstechnische Anweisung hinweg, führt bspw. eine Technik aus, die
er noch gar nicht stabil beherrscht an jemanden, der dafür noch nicht geeignet ist und plötzlich liegt da ein verletzter Anfänger auf der Matte?

In Endkonsequenz ist also ein Verbleib des Sportlers in einer der Trainingsgruppen des Trainers also völlig sinnfrei. Er wird da nichts mehr lernen.
Der Sportler wird sich also wohl oder übel eine neue Trainingsgruppe suchen müssen. Und das mit mehr oder weniger großer Verstimmung auf allen Seiten.

Ansonsten ist die Frage, wie die Aussage des Trainers entstanden ist. Wenn es nur eine allgemeine Aussage auf abstrakter Ebene war, kann User1211 ja mal in Ruhe den Trainer fragen, nach welchen Kriterien dieser über die Prüfungszulassung
befindet usw. usf. Wenn natürlich die Aussage des Trainer eine konkrete Antwort auf einen konkreten Wunsch zur Prüfungsteilnahme von User1211 ist, dann ist das Kind ja schon fast in den Brunnen gefallen, hier sollte
User1211 also mal einen guten Moment abpassen und dann den Trainer mal fragen, was er (User1211) verbessern sollte, damit er aus Sicht des Trainer für eine Prüfung in Frage käme.

Sollten sich da aus Sicht von User1211 unüberbrückbare Diskrepanzen auftun, wäre es besser als eine "ertrotzte bzw. erschlichene" Prüfung- im Sinne des sich noch in die Augen sehen können - daß ein Trainingsgruppen-Wechsel vor der angestrebten Prüfung erfolgt.

Meinen Ausführungen liegen folgende Annahmen zugrunde:
* Es geht um ein Kyu-Prüfung,
* Der Trainer ist ein fachlich kompetenter Dan-Inhaber (also nicht ein Kyu-Inhaber mit der Gürtelstufe, die durch den Trainierten angestrebt wird ;-) )
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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