Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

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frankx
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Hallo tutor und vielen Dank,
tutor! hat geschrieben:Wer keine Technik erfolgreich im Randori anwenden kann, sollte vielleicht darüber nachdenken, erst einmal eine Spezialtechnik zu entwickeln, bevor er sich einer Dan-Prüfung stellt.
Das sehe ich genauso. Ich versuche mich ja darauf vorzubereiten. Ob das gelingt und wie lange das dauert, steht in den Sternen. Ich sehe das wie eingangs erwähnt als meinen aktuell schwächsten/unterentwickeltsten Punkt an. Deshalb ja auch der Versuch hier im Forum.

Das "Problem" mit Kata-Ashi-Dori liegt ja im Grunde daran, dass es diesen Wurf offiziell überhaupt nicht gibt (bzw. das eben eine Unterart von Sukui-Nage ist) und - und das ist das entscheidende Problem - Beinfasser im Wettkampf einfach nicht mehr als aktive Techniken erlaubt sind und u.U. sogar ganz rausfliegen. Da ich ja eh noch im Anfangsstadium der Spezialisierung stecke - was mit knapp 50 fast schon ein bisschen absurd klingt - muss ich mich doch auch auf die Veränderungen im Reglement einstellen. Wäre Kata-Ashi-Dori/Sukui-Nage seit 30 Jahren meine Spezialtechnik, würde ich dabei bleiben.

Da ich also eine Spezialtechnik entwickeln möchte, schaue ich, was mir an nächsten liegt. Das sind neben Beinfassern noch "Ziehen-und-Bein-Blockieren" (Sasae/Hiza). Für einen Laatsabtaucher sehe ich mich mittlerweile als zu unbeweglich an, obwohl mir der auch nahe läge.

Dank und Gruß,

Frank
tutor!
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von tutor! »

frankx hat geschrieben:Das "Problem" mit Kata-Ashi-Dori liegt ja im Grunde daran, dass es diesen Wurf offiziell überhaupt nicht gibt (bzw. das eben eine Unterart von Sukui-Nage ist) und - und das ist das entscheidende Problem - Beinfasser im Wettkampf einfach nicht mehr als aktive Techniken erlaubt sind und u.U. sogar ganz rausfliegen. (....)
Für dieses Prüfungsfach ist vollkommen egal, wie die Technik gemäß Kodokan-Terminologie heißt. Sie muss funktionieren, das ist alles.

Beinfasser sind im Wettkampf derzeit nicht generell verboten, es handelt sich lediglich um eine Testphase bis September auf internationaler Ebene und bei wenigen ausgewählten nationalen Wettkämpfen, danach wird entschieden.

Ich weiß ja nicht, wann Du die Prüfung machen möchtest, aber sofern es dieses Jahr sein sollte, dürfte es mit einer Beinfasstechnik überhaupt keine Probleme geben. Danach wird man sehen, wie die Regeln aussehen und wie die Verbände darauf reagieren.
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

tutor! hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, wann Du die Prüfung machen möchtest, aber sofern es dieses Jahr sein sollte, dürfte es mit einer Beinfasstechnik überhaupt keine Probleme geben. Danach wird man sehen, wie die Regeln aussehen und wie die Verbände darauf reagieren.
Danke nochmals, Tutor. Der Lehrgang "Shodan für Ältere" dauert bis Ende des Jahres. Wenn ich bis dahin so fit bleibe wie jetzt und ich es schaffe, eine Spezialtechnik entsprechend weit zu entwickeln; könnte aus meiner Sicht eine Prüfung frühestens Anfang 2014 sein. Ich weiß aktuell nicht, wie und zu welchen Terminen in Berlin geprüft wird.
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guk
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von guk »

frankx hat geschrieben:Der Lehrgang "Shodan für Ältere" dauert bis Ende des Jahres.
Sowas hätte ich auch gerne... :D

Zum Kata-ashi-dori:
Mit der Spezialtechnik müssen nicht nur verschiedene Kombinationen, Finten und Konter gezeigt werden, sondern auch Tandoku-renshu und Uchi-komi.
All das ist zwar auch mit einer Beingreiftechnik möglich, aber eben nicht so einfach wir z.B. bei einer klassischen Eindreh- oder Fußtechnik.
Vielleicht lohnt sich doch ein Wechsel auf eine Technik, mit der du deine Beingreifer gut kombinieren kannst, z.B. O/Ko-uchi-gari. Dann könntest du deine bisherige Technik in den Kombinationen weiterverwenden und für die anderen Aufgaben den OUG etc. nehmen.
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Vielen Dank, guk.

Beim Training gestern hatte ich mir den Hiza-Guruma mental zurecht gelegt (s.a. Überlegung hier im Forum). Mein Partner, ein wettkampferfahrener älterer Braungurt hat mir einen guten "Zug" bescheinigt und mir "seinen" Hiza demonstriert. Er meinte auch, es wäre gut, die Technik rechts wie links zu beherrschen. Leider ist mein linkes Knie bei eigenem Druck nach der Innenseite etwas labil. Die Idee, eine Technik zu nehmen, mit der ich dann dann Kata-Ashi-Dori oder überhaupt "ein Beingreifer" kombinieren könnte, kam mir auch. Hiza-Guruma ist dafür nicht ganz optimal, aber der Zug mit dem rechten Arm an Ukes Revers kombiniert mit einer Kreisbewegung und dem Versuch, das Knie bereits direkt nach Verlassen von Ukes linkem Bein mit der eigenen rechten Fußinnenseite zu erwischen liegt mir vom Bewegungsablauf (mein rechter Arm schmerzt allerdings heute ein wenig vom ungewohnt vielen Ziehen ;-)). So wie wir das gestern geübt haben, im lockerer Randorivorform, sehe ich da auch keine Überschneidungen zu Sasae-Tsurikomi-Ashi.

Die Kombination O-uchi-gari (wie von dir Vorgeschlagen) oder vielleicht auch O-uchi-Bari -> Kata-Ashi-Dori find ich aber auch durchaus reizvoll. Das bietet sich beim Hiza-Guruma leider nicht an, weil man ja eigentlich mit dem eigenen linken Fuß schon recht weit außerhalb von Ukes Beinen steht.

Dank und Gruß,

Frank

Ps. Lehrgänge für Ältere gibts bei Euch nicht ???
Zuletzt geändert von frankx am 13.03.2013, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Fritz
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von Fritz »

frankx hat geschrieben:Leider ist mein linkes Knie bei eigenem Druck nach der Innenseite etwas labil.
Dann solltest Du eine Variante des Hiza-Guruma wählen, bei der Du nicht mit dem eigenen Bein
drücken mußt - sondern eher "ziehst", dazu mußt Du sozusagen von hinten mit dem großen Zeh
in Ukes Knie des hintenstehenden Beins einhaken und durch eine "Setzbewegung" - sprich die eigene
Hüfte nach hinten bewegen - über Dein gestrecktes Bein Zug auf Ukes Knie übertragen, so daß
sein Bein im Knie dadurch einknickt und er für einen Moment nicht mehr das Bein wegbekommt,
zu den restlichen Details siehe diesen Faden:
viewtopic.php?f=21&t=6664&p=68240

Ansonsten ist erklären schwierig, man muß es einfach mal sehen und spüren...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Fritz hat geschrieben:
frankx hat geschrieben:Leider ist mein linkes Knie bei eigenem Druck nach der Innenseite etwas labil.
Dann solltest Du eine Variante des Hiza-Guruma wählen, bei der Du nicht mit dem eigenen Bein
drücken mußt - sondern eher "ziehst", dazu mußt Du sozusagen von hinten mit dem großen Zeh
in Ukes Knie des hintenstehenden Beins einhaken und durch eine "Setzbewegung" - sprich die eigene
Hüfte nach hinten bewegen - über Dein gestrecktes Bein Zug auf Ukes Knie übertragen, so daß
sein Bein im Knie dadurch einknickt und er für einen Moment nicht mehr das Bein wegbekommt,
zu den restlichen Details siehe diesen Faden:
viewtopic.php?f=21&t=6664&p=68240

Ansonsten ist erklären schwierig, man muß es einfach mal sehen und spüren...
Danke Fritz für die Anregung. So wie es jetzt verstehe, klingt es plausibel. Es geht ja auch "nur" um die linke Seite, die rechte wäre ja mein Favorit. Aber eine linke Variante, wo kein Druck auf mein linkes Knie ausgeübt wird, weil das bei eher in Zugrichtung steht, anstatt dass es Druck von innen nach außen aushalten muss, würde ich dann mal ausprobieren.

Dank und Gruß,

Frank
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guk
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von guk »

Soweit mir bekannt, muss eine Spezialtechnik nicht zwingend beidseitig sein. Man muss nur zeigen können, wie man sie gegen einen rechts- wie linksgreifenden Uke durchsetzt.
Ps. Lehrgänge für Ältere gibts bei Euch nicht ???
Nein, ich gehöre immer zu den Ältesten. Aber das hält jung... ;)
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan - Sasae und Hiza

Beitrag von frankx »

Fand bei einer kurzen Recherche ein schönes Lehrgangvideo mit Katanishi auf französisch allerdings zu Sasae-Tsurikomi-Ashi:


Teil 1
http://www.youtube.com/watch?v=so_DogUR-js
Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=ghIvAVb77Zg


Sowie eins im Kodokan 2010 - Kombination Osoto-Gari zu Hiza-Guruma:
Teil 1
http://www.youtube.com/watch?v=Q-FG2x-IE60
Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=3jUxsbo1YeU
Teil 3
http://www.youtube.com/watch?v=tpod-X13q7g


Der Erwerb eine Spezialtechnik setzt ja solcherart Training eigentlich voraus ...;

Dank und Gruß,

Frank
CasimirC
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan - Sasae und Hiza

Beitrag von CasimirC »

frankx hat geschrieben:Fand bei einer kurzen Recherche ein schönes Lehrgangvideo mit Katanishi auf französisch allerdings zu Sasae-Tsurikomi-Ashi:


Teil 1
http://www.youtube.com/watch?v=so_DogUR-js
Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=ghIvAVb77Zg
Off-Topic: Ein Freund von mir war vor wenigen Wochen auf einem Lehrgang von Katanishi und ist sehr begeistert zurückgekommen und hat mir die Videos gezeigt. Ich finde das wirklich klasse, wie der Techniken demonstriert und anleitet, von daher sind auch diese Videos, meiner Meinung nach, ein Gewinn für dich.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Jupp
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von Jupp »

Ich möchte der Diskussion um die "Entwicklung einer Spezialtechnik" noch einige Gedanken von mir hinzufügen.

1. Was sind die Anforderungen an eine Tokui-waza ("Lieblingstechnik"?
- Sie sollte zum "Typ" des Kämpfers passen. Das bedeutet, er soll sich bei der Anwendung dieser Technik "gut und sicher fühlen".
- Dann sollte er mit dieser Technik erfolgreich sein, also im Randori und Wettkampf ziemlich oft erfolgreich werfen können.
- der Wurf sollte sich gut mit anderen Techniken verbinden lassen, d.h. man sollte ihn gut vorbereiten können und man sollte die Verteidigung darauf gut ausnutzen können.

2. Was sind (erfahrungsgemäß) erfolgreiche Tokui-waza?
- in der Rangliste (der "großen" Techniken) ganz vorne stehen vor allem Seoi-otoshi, Uchi-mata, Seoi-nage (Varianten) sowie O-soto-gari
- aus diesen "großen Techniken" sollte die Tokui-waza ausgewählt werden; die großen Techniken können ergänzt werden durch Tomoe-nage, Sumi-gaeshi und (vor allem bei Kämpfern aus Osteuropa) Ura-nage; diese Techniken erfordern jedoch ganz spezielle körperliche Voraussetzungen

3. "Kleine Techniken" sind nur in ganz seltenen Ausnahmen die (Haupt-) Tokui-waza
- die "großen Techniken" werden in der Regel durch verschiedene "kleine Techniken" ergänzt oder durch "Ergänzungstechniken" erweitert, damit möglichst alle "Probleme", die in einem Judokampf auftreten können (wenigstens theoretisch) gelöst werden können.
- daher stellen sich Judokämpfer um ihre Tokui-waza herum ihr Technikrepertoire zusammen, um mit ihren körperlichen, emotionalen, geistigen und technischen Möglichkeiten vielfältig reagieren zu können und dabei sowohl nach vorne (rechts und links) als auch nach hinten (mindestens zu einer Seite) angreifen zu können, aber auch mit einer Hand werfen zu können oder einzelne, überraschende Angriffe ausführen zu können (vgl. dazu auch die entsprechenden Kapitel im offiziellen DJB-Lehrbuch "Judo anwenden")

4. Alles entwickelt sich normalerweise aus der Anwendung einer großen Technik im Randori
- zunächst ist es also meiner Meinung nach wichtig, sich auf eine "passende" große Technik zu fokussieren
- wenn man diese dann einigermassen erfolgreich werfen kann, hat man schon Erfahrungen gesammelt, wie die Partner/Gegner sich dagegen verteidigen
- diese Verteidigungen kann man mit vorbreitenden "kleinen Techniken" ausschalten/umgehen/schwächen oder
- mit anderen Techniken (z.B. zur anderen Körperseite oder nach hinten - je nach Reaktion) nutzen

5. Vorbereitung zu Danprüfung
- wenn man noch keine Tokui-waza hat und die Zeit nicht reicht, eine anwendungsstabil zu entwickeln, dann sollte man von einer großen Technik, die einem "symphatisch" ist, ausgehend die möglichen Reaktionen der Partner studieren und diese dann mit anderen Techniken (Aktionen) für sich nutzen
- bei der Danprüfung geht es dann genau darum, diesen "Entwicklungsprozess" zu demonstrieren, zu erläutern und zu begründen (also warum man etwas so und nicht anders macht!)
- da dies bei jedem Judoka (grundsätzlich!) ein ganz persönlicher Prozess ist, sind die Auswahl der Techniken und die bei ihrer Anwendung gemachten Erfahrungen eben auch ganz persönliche; genau diese Erfahrungen sind Gegenstand der Danprüfung - und genau das kann einem eben niemand abnehmen;
Erfahrungen muss man während eines langjährigen Übungsprozesses eben ganz alleine machen...

...und sollte bei einer Danprüfung dann eben auch von den eigenen Erfahrungen berichten und nicht die nicht gemachten Erfahrungen anderen "nachbeten".

Jupp
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guk
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von guk »

Jupp hat geschrieben:- in der Rangliste (der "großen" Techniken) ganz vorne stehen vor allem Seoi-otoshi, Uchi-mata, Seoi-nage (Varianten) sowie O-soto-gari
- aus diesen "großen Techniken" sollte die Tokui-waza ausgewählt werden; die großen Techniken können ergänzt werden durch Tomoe-nage, Sumi-gaeshi und (vor allem bei Kämpfern aus Osteuropa) Ura-nage; diese Techniken erfordern jedoch ganz spezielle körperliche Voraussetzungen
Da würde mich interessieren, wie (und wo) der Begriff "große Technik" definiert ist (im Begleitscript zur DAN-PO wird er nicht erwähnt). Es steht auch nirgendwo, dass nur Seoi-otoshi, Uchi-mata, Seoi-nage (Varianten) sowie O-soto-gari als Tokui-waza genommen werden dürfen (kann auch nicht sein, bei den mir bekannten Prüfungen wurde z.B. häufig Tai-otoshi oder Kata-guruma erfolgreich gezeigt - von Wettkämpfern). Wo genau liegt der Unterschied der Beurteilung z.B. zwischen O-soto-gari und O-uchi-gari?
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Wollte nur mal drauf hinweisen, dass das Thema hier nicht zum ersten Mal am Start ist:

viewtopic.php?p=25743#p25743

Das mit den "großen Techniken" interessiert mich auch. Via Google zumindest so unmittelbar nix zu finden ...
frankx
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Jupp hat geschrieben: Uchi-mata
... heißt: beide Varianten sind möglich, Spezialtechnik ist also Ashi-Uchi-mata oder Koshi-Uchi-Mata?
Oder sagt man ein Uchi-Mata und meint Ashi-Uchi-Mata oder ist in dem Zusammenhang die Unterscheidung hinfällig?
tutor!
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von tutor! »

Hilfe..... und ... STOP! Jupps Äußerungen sind deskriptiv, nicht normativ! Er spricht (beschreibend) vom üblichen Verlauf der technischen Entwicklung eines Judoka, nicht von Vorgaben für die Prüfung.

Die Unterscheidung "große" vs "kleine" Techniken ist nirgendwo definiert, sondern eine - auch in Japan verwendete (O-waza vs Ko-waza) umgangssprachlich verwendete Kategorisierung. Bitte nicht mehr hineininterpretieren als drinsteckt.
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von Jupp »

guk fragt:
"Da würde mich interessieren, wie (und wo) der Begriff "große Technik" definiert ist (im Begleitscript zur DAN-PO wird er nicht erwähnt). Es steht auch nirgendwo, dass nur Seoi-otoshi, Uchi-mata, Seoi-nage (Varianten) sowie O-soto-gari als Tokui-waza genommen werden dürfen (kann auch nicht sein, bei den mir bekannten Prüfungen wurde z.B. häufig Tai-otoshi oder Kata-guruma erfolgreich gezeigt - von Wettkämpfern). Wo genau liegt der Unterschied der Beurteilung z.B. zwischen O-soto-gari und O-uchi-gari?"
1. Definition "große Technik"
Ich versuche mich selbst daran: "Unter einer großen Technik im Judo versteht man solche Wurftechniken, bei deren erfolgreicher Anwendung es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Ippon kommt, die eine große Bewegungsamplitude haben und einen großen Fall von Uke (zumeist nach vorne) bewirken.
Sie liegen in der statistischen Häufigkeit der Techniken, mit denen Ippon im Wettkampf erzielt wurde, zumeist im vorderen Drittel."
(Ich hoffe, man kann diese Definition als Ausgangspunkt für weitere Diskussionen nutzen. Vielleicht findet jemand noch eine andere, brauchbarere aus berufenem Munde.)

Als ich vor über vierzig Jahren mit dem Judo begann, war der Begriff "große Technik" im Gegensatz zum Begriff "kleine Technik" den Mitgliedern meiner Trainingsgruppen (also den Gruppen, in denen ich am Training teilnahm) durchaus geläufig, da meine Trainer ihn häufig benutzten, um die Bedeutung der Techniken im Verlauf des "Judo-Lernens" herauszustellen.
Man könnte auch noch hinzufügen, dass sich "große Techniken" zumeist auch gut mit anderen Techniken kombinieren lassen, weil Uke zur Vermeidung des Geworfen-werdens eine starke Reaktion zeigen muss, die dann eventuell mit einer anderen großen Technik (zur selben oder anderen Körperseite) oder mit einer kleinen Technik in eine andere Wurfrichtung ausgenutzt werden kann.
Wenn wir heute über bestimmte Kämpfer sprechen, dann verbionden wir ihre Erfolge ganz oft mit ihren erfolgreichsten Würfen, die eben ganz oft "große Techniken" sind. Ole Bischof hatte "seinen" Seoi-nage (eigentlich Seoi-otoshi), Tölzer seinen "Soto-makikomi", Yvonne Boenisch ihren "Uchi-mata", Frank Wieneke seinen "Uchi-mata" und seinen "Seoi-nage" (eigentlich Seoi-otoshi) usw. - alles "große Techniken".

2. O-soto und O-uchi
O-soto-gari wird deswegen von vielen - im Gegensatz zu O-uchi-gari - zu den "großen Techniken" gerechnet, weil er mmer dann zu einem sehr großen (und sehr harten) Fall nach hinten führt (übrigens manchmal auch als "Rolle" rückwärts), wenn Uke auf einem Bein stehend tatsächlich gesichelt, gemäht wird.
Bei O-uchi kann der Fall nach hinten auch hart und entscheidend sein, oft aber führt die Technik nicht direkt zu einem Ippon, selbst wenn sie sehr gut ausgeführt wurde. Natürlich wissen wir - gerade von Ole Bischof - , dass auch O-uchi-gari eine starke Ippon-Technik sein kann. Dennoch wird O-uchi-gari zumeist nicht zu den "großen Techniken" gerechnet - vielleicht weil der Fall eher kurz und knackig ist

3. Tai-otoshi, Kata-guruma
... sind natürlich auch große Techniken (wurde von mir auch nicht abgestritten), mit denen spektakuläre Erfolge errungen werden können (vgl. dazu das Kapitel über Tai-otoshi-Varianten im offiziellen DJB-Lehrbuch "Judo meistern"). Sie gehören jedoch - statistisch betrachtet - eben nicht zu den am häufigsten erfolgreich eingesetzten Würfen im Wettkampf der Spitzenklasse.
Deswegen können sie natürlich auch als "Tokui-waza" bei Danprüfungen dienen, auch wenn z.B. die Möglichkeiten von Kombinationen bei Techniken wie Kata-gurma oder den vielen Makikomi-waza eher eingeschränkt sind.
Ich würde meinen Schülern (bis zum braunen Gürtel) nicht empfehlen, z.B. Kata-guruma als Tokui-waza zu studieren. Zum einen, weil ich das ständige Ausheben für viele nicht hinreichend athletisch ausgebildete judoka für gefährlich halte (Rückenproblme!!), zum anderen, weil ich Kata-guruma nur schwer mit anderen Würfen kömbinieren kann. Dadurch sehe ich das Technikrepertoire als zu früh zu eingeschränkt an.
Vor vielen Jahren hatte ich als Trainer einer Zweitligamannschaft einen Spezialisten für Kata-guruma, der damit tolle Erfolge erzielte. Er konnte jedoch auch erfolgteich Uchi-mata und Okuri-ashi-barai werfen und diese drei Techniken über den Griff gut miteinander verbinden. Allerdings: einen wie ihn, der zu dieser zeit schon 3. Dan war, habe ich in den 30 Jahren seitdem nicht mehr erlebt - daher meine Bedenken mit einer Empfehlung des Kata-guruma.

Ich hoffe, ich konnte die anstehenden Fragen hinreichend beantworten.

Aus meiner Sicht ist niemand "gezwungen", meine Definition des Begriffs "große Technik" zu akzeptieren. Für mich jedoch hat sich dieser Begriff im Verlauf meiner Trainertätigkeit in der Zusammenarbeit mit meinen Athleten bewährt. Ich denke, dass dies nicht nur für mich und die bei mir trainierenden Athleten und Athletinnen der Fall gewesen ist.

Jupp
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von guk »

Mir war der Begriff durchaus bekannt, nur eben nicht im Zusammenhang mit der PO. Vermutlich kann man es gar nicht allumfassend definieren, was mich irritierte war hauptsächlich der Satz:
...die großen Techniken können ergänzt werden durch Tomoe-nage, Sumi-gaeshi und (vor allem bei Kämpfern aus Osteuropa) Ura-nage...
da für mich z.B. der Tomoe-nage auf jeden Fall auch eine große Technik ist und deine Kriterien doch auch erfülllt. Ein Blick in die Statistik von London 2012 ist dabei recht interessant:
http://www.eju.net/?action=news&mode=do ... ile&id=277 bzw.
http://www.eju.net/?action=news&mode=do ... ile&id=289
frankx
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von frankx »

Den Statistiken nach ist Uchi-Mata gleichzusetzen mit Ashi-Uchi-Mata. Der O-Soto-Gari gehört da aber nicht zu dem Top Drittel, oder?

Kann mir jemand sagen, was in den Tabellen das 0 - 1 - 10 - 100 in den Spalten bedeutet?

Da mir wegen der Drehbewegung vom "Gefühl" her (ich spiele die Techniken erstmal im Kopf durch und krieg da durchaus jeweils ein Gefühl für, wie "könnte klappen", "wie soll ich da rankommen" (O-Soto-Gari), "werde ich doch regelmäßig abgewürgt" (Seoi-Nage) etc.pp.) sympathisch ist, bin ich nun am überlegen, mal ein wenig (Ashi-)Uchi-Mata zu studieren. Die Argumentation mit den "großen" Techniken ist ja durchaus überzeugend ...;
Jupp
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von Jupp »

frankx fragt:
"Kann mir jemand sagen, was in den Tabellen das 0 - 1 - 10 - 100 in den Spalten bedeutet? "
Das sind die Wertungen, wie sie auf den Wertungstafeln angezeigt werden:
0 = nix
1 = Yuko
10 = Waza-ari
100 = Ippon

z.B. wurden bei den Herren 123 Uchi-mata (erkennbar) angesetzt, es gab 6 x Yuko, 5 x Waza-ari und 4 x Ippon für Uchi-mata, also 15 Wertungen in den seiben Gewichtsklassen der Männer bei Olympia in London 2012; bei den Frauen wurden in den sieben Gewichtsklassen fast genau so viele Uchi-mata angesetzt, nämlich 121, doch waren die Frauen mit Uchi-mata "durchschlagskräftiger, denn sie erzielten 22 Wertungen, 8 x Yuko, 7 x Waza-ari und 7 x Ippon. Welche Schlussfolgerungen man nun aus einer solchen Statistik ziehen kann, bleibt jedem selbst überlassen...

Ist Uchi-mata jetzt (plötzlich?) eine Frauentechnik geworden?
Sind Frauen die besseren Techniker(-innen) im Judo?
Können Frauen sich nur schlechter verteidigen?
Gab es bei den Frauen einfach nur eine (oder zwei) erfolgreiche Uchi-mata Spezialistinnen, die weit nach vorne kamen?

Jupp

Übrigens muss der bekannte Spruch "Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!" richtigerweise heißen: "Sorge dafür, dass außer Dir niemand die Deutungshohheit über eine Statistik erhält!".
Denn: die Dinge sind immer so, wie derjenige sie benennt, der die Macht dazu hat!
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Re: Auswahl der Spezialtechnik zum Shodan

Beitrag von guk »

Jupp hat geschrieben:Welche Schlussfolgerungen man nun aus einer solchen Statistik ziehen kann, bleibt jedem selbst überlassen...
O-uchi-gari ist bei den Frauen eine "große" Technik, bei Männern weniger... :eusa_whistle
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