Kader-Dan-Prüfungen

[mo.]

Hallo,
ich lese immer wieder in verschiedenen Judozeitschriften, aber auch im Internet, von diesen tollen Kader-Dan-Prüfungen. Nach einem intensiven, sich über 1 1/2 Tage erstreckenden, Vorbereitungslehrgang werden dort dann immer perfekte Dan-Prüfungen abgelegt. In den Artikeln werden den Judokas dann immer überdurchschnittliche Leistungen bescheinigt und allen zum Bestehen der Dan-Prüfung gratuliert. Diese Dan-Prüfungen sind jedoch aber immer abgesonderte Termine, auch wenn eine Woche später eine reguläre Dan-Prüfung stattfindet. Dies bedauere ich leider sehr, da ich (und die anderen Normalsterblichen) doch sicher gerne einmal in den Genuss dieser überdurchschnittlichen Leistungen kommen würden. Man könnte sich doch eventuell den ein oder anderen Kniff für die perfekte Kata abschauen oder einen Trick erfahren, um seine eigene Prüfungsvorbereitung auf ein Wochenende zu beschränken, anstatt Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat sich zu verausgaben um dann eine "gute" Prüfung abzulegen?

Wie sieht eure Meinung zu solchen ominösen Kader-Dan-Prüfungen aus?

[Hofi]

Hi!
Ich halte diese Prüfungen keineswegs für ominös. Inden Kadern sind die besten Wettkämpfer des jeweiligen Landesverbandes versammelt. Die technischen Grundvoraussetzungen sind also da, es geht insofern hier weniger um ein Erlernen der Prüfungstechniken als um ein Zusammenstellen des entsprechenden Prüfungsprogramm. Sprich, was von dem, was der Judoka kann, zeigt er bei der Prüfung vor. Was nun die Kata angeht, im letzten Trainingslager hab ich für einen anderen Judoka Uke gemacht, nach drei Tagen lief der Durchlauf. Zwar vielleicht noch nicht 100% prüfungsreif, aber so, dass man nicht mehr viel ändern hätte müssen. Wenn also die Prüfungsinhalte halbwegs regelmäßig im Trainingsplan der Kadermitglieder auftauchen, ist so ein kurzer Prüfungslehrgang ohne Probleme zu machen.
Bis dann
Hofi

[Uwe 23]

Ich glaube auch aus Deinem Text spricht ein wenig Neid
Es stimmt schon, dass solche Kaderpfrüfungen nach etwas anderen Regeln ablaufen als reguläre.
Es ist klar, dass Kaderathlethen sich aus zeitlichen Gründen nicht so auf eine Prüfung vorbereiten können wie ein Breitensportler.
Außer Kata beherschen die Athleten in der Regel viele Techniken in einer Perfektion, wo Breitensportler kaum hin kommen.
Es wäre auch dann in der Endabrechnung immer noch eine gute Prüfung, wenn es dann in der Kata eine 2 gibt und in den anderen 3 Fächern eine 5 bis 6.

Man will mit solchen Aktionen natürlich auch so peinliche Situationen vermeiden, wie dass ein qualifizierter Athlet nicht nach Olympia fahren kann, weil ihm der Dan fehlt.

[tutor!]

Die Wochenend-Termine der "Intensiv-Wettkämpfer" sind reichlich gefüllt - mit Wettkämpfen und Lehrgängen, so dass die Terminierung von Dan-Prüfungen für diese Gruppe ausgesprochen schwierig ist. Zudem sollte eine Dan-Prüfung ja auch halbwegs in die Saisonplanung passen. "Breitensportler" haben es da bedeutend einfacher, da die Wochenenden nicht so mit Judo gefüllt sind (wenn sie keine anderen zeitlich umfangreichen Hobbys haben).

Dies führt dazu, dass "Intensiv-Wettkämpfer" sowohl weniger Zeit haben, eine ganze Reihe von Vorbreitungsterminen zu besuchen als auch häufig Terminkollisionen mit WK-Terminen haben.

Auf der anderen Seite stehen diese Judoka auch 8 Stunden Intensivtraining am Tag ohne Murren durch.

Die Prüfungen werden von exakt denselben Leuten abgenommen, die auch auf den "regulären" Prüfungen als Prüfer eingesetzt werden. Der immer wieder zu hörende Vorwurf, diese Prüfer würden mit zweierlei Maß messen, ist eine ziemliche Unverschämtheit, vor allem, wenn sie von Leuten vorgetragen wird, die sich gleichzeitig darüber beklagen, die noch nie eine Kader-Prüfung gesehen haben.

Ich habe:

• beides mehrfach gesehen
• für beides mehrfach Vorbereitungen geleitet
• beides mehrfach geprüft

Von daher kann ich folgendes festhalten:

• es gibt in beiden Fällen eine breite Streuung der Leistungen
• viele Kader-Athleten sind besonders beim Lernen der Kata motiviert, weil sie sich keine Blöße geben wollen!
• die Techniken bei der Kata sind bei den Kader-Prüfungen in der Regel deutlich besser als bei den regulären Prüfungen
• bei den Kader-Athleten kommt es etwas häufiger zu Stockungen und "Positionsfehlern", weil der Gesamtablauf nicht so sicher sitzt
• die Qualität des übrigen Prüfungsprogramms ist bei den Kader-Athleten in der Regel deutlich besser
• Kader-Athleten haben auf der anderen Seite manchmal Probleme mit den Bezeichnungen der Techniken, wenn sie aber einmal wissen, was gemeint ist, dann kommt ihr besseres technisches Niveau zum Tragen

Dies kann ich für meine Erfahrungen mit diesen Prüfungen sagen. Ich bin allerdings auch sicher, dass es in den LV Unterschiede und auch andere Erfahrungen gibt.

[judoka50]

Kann Tutor nur zustimmen.
Auch viele KDV haben sich schon darüber aufgeregt. Aber da war es dann vorrangig der Punkt, dass die Anmeldung nicht über ihren Tisch gelaufen ist.
Es trifft zwar auch für viele Stützpunkte zu, dass das "für die Prüfung" üben ein wenig ins Hintertreffen gerät.
Aber viele der Kandidaten, insbesondere bei den Dan-Prüfungen machen allein schon durch ihre technischen Fähigkeiten in den anderen Fächern, außer Kata einiges ganz locker. Selbst wenn sie einen Wurf "nur" wettkampfmäßig "können", weil er zu ihren Kampftechniken zählt, habe ich noch nicht erlebt, dass sie nach einmal zeigen und zwei, drei Versuchen die "ursprüngliche" Form nicht konnten.

@mo.
Wenn Du aber einmal eine Dan-Prüfung in gerafftem Rahmen, natürlich auch mit ein wenig vorheriger Vorbereitung im Heimatverein mitmachen möchtest, melde Dich doch mal zum jährlich auf der Wevelsburg stattfindenden Lehrgang mit Abschlussprüfung an.
Die Teilnehmer die ich kenne, die dort mitgemacht haben waren alle begeistert.
http://www.nwdk.de/j15/index.php?option ... mid=100194

[Fritz]

der einen Trick erfahren, um seine eigene Prüfungsvorbereitung auf ein Wochenende zu beschränken, anstatt Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat sich zu verausgaben um dann eine "gute" Prüfung abzulegen?

Na der Trick ist doch ganz einfach: Werd Kader-Athlet

Ansonsten glaube ich auch nicht, daß die Kameraden ihre Prüfungsvorbereitung nur auf exakt einen Lehrgang kurz vor der Prüfung beschränken.
Der wird sicherlich nur für den "Feinschliff" sorgen sollen.
Eine Kata lernt man nicht an einem Wochenend-Lehrgang von Null auf "prüfungsreif", egal ob Kader-Athlet oder nicht...